Nonaira Aerata
Das Kind Terracors
Nonaira ist eine Künstlerin und angehende Heilerin, die durch ein mächtiges Artefakt, das sie einfach den Ball nennt, eine Art Göttliche Magie wirken kann. Sie hat immer noch mit den Nachwirkungen eines krankheitsähnlichen Fluches zu kämpfen, der von ihrem Vater Leonardo Aeratus mithilfe des mysteriösen Konstruktes Terracor in einem Ritual gestoppt wurde. Seitdem ist sie von Terracor berührt und ihr Körper ist nicht mehr derselbe, erkennbar an goldenen Adern im Gesicht und unnatürlich blauen Augen.
Biographie
Kindheit & Jugend
Nonaira wurde am 21. Imbris 253 NF in Hasum als einziges Kind ihres Vaters Leonardo Aeratus und ihrer Mutter Victoria Aerata geboren. Beide waren hochrangige Mitglieder im Kuratorium der Terracoriten: Leonardo bekleidete später den Rang des Artifex Maximus und Victoria den der Roten Erzmagierin. Entsprechend der prestigeträchtigen Positionen im Orden und der adeligen Abstammung war die Familie sehr wohlhabend und besaß in Hasum ein Anwesen mit mehreren Bediensteten.
Nonaira wurde ursprünglich in einen männlichen Körper geboren und trug den Namen Marian Aeratus. Sie litt allerdings schon früh an einer gewissen Dysphorie mit ihrem Körper und Geschlecht, was sich zum Beispiel darin äußerte, dass sie femininere Kleidung tragen wollte. Ihre Eltern missbilligten dieses Verhalten zwar (wohl weil sie den Grund nicht verstanden und Marians Modegeschmack unschicklich fanden), doch bemühte sich die Kammerdienerin Anette Ferdon, zu der Nonaira ein gutes Verhältnis hatte, um Haarschnitt, Kosmetik und etwas neutralere Kleidung, sodass Nonaira sich wohler fühlte und ihre Eltern nicht zu beunruhigt waren.
Nonairas Eltern redeten wenig mit ihr über die Arbeit im Kuratorium, da diese streng geheim war und nicht einmal engsten Verwandten Informationen darüber anvertraut werden durften. Doch auch außerhalb seiner Arbeit bei den Terracoriten tüftelte Leonardo enthusiastisch an mechanischen Konstrukten (manche mit einem Funken Magie). Viele davon waren Nachbildungen von Lebewesen, meist Tieren wie Vögel, nur aus Blech und Zahnrädern. Nonaira war von den Kreationen ihres Vaters begeistert, auch wenn sie weniger die Funktionsweise interessierte. Sie war eher fasziniert von den ästhetischen Bewegungen der mechanischen Tiere, obgleich es sie störte, dass die Tiere recht einfach gestaltet waren aus Bronze oder Messing ohne großartige Detailarbeiten, denn Leonardo war wohl ein Genie in seinem Fachgebiet, aber sicherlich nicht sonderlich künstlerisch begabt. Sein Kind dagegen zeigte schon früh eine kreative Ader, die schon bald auf die lieblosen Metallvögel losgelassen wurde. Nonaira durfte einige der Prototypen bemalen und bald auch mit fortgeschrittenen Fertigkeiten mit schönen Mustern gravieren. Auch einige Entwürfe für weitere Apparate zeichnete sie, wenn auch ohne besondere Rücksichtnahme auf die innere Funktionsweise, die Leonardo hartnäckig versuchte, ihr nahezubringen. Aber die Kunst wirkte: Schon mit zehn Jahren gestaltete sie die Außenhülle einer Reihe von Bronzevögeln, die von Gästen der Aeratas als besonders ästhetisch gelobt wurden.
Nonairas früheres Leben hatte aber auch vor noch größerem Unglück, das die Familie ereilen sollte, bereits schattige Seiten, obwohl sie in privilegierten reichen Verhältnissen aufwuchs. Sie war jedoch eine absolute Außenseiterin, nicht nur wegen ihrer exzentrischen Eltern mit den geheimnisvollen Berufen, von denen sie nichts erzählen konnte, sondern auch weil er sich nicht von ihren Altersgenossen nicht verstanden fühlte. Es waren einerseits mentale persönliche Probleme, aber auch das soziale Umfeld in der Privatschule für Sprösslinge wohlhabender und adeliger Familien, die sie in Hasum besuchte, mit deren Interessen und Ambitionen sie kaum etwas gemein hatte. Sie war eine in sich gekehrtes kreatives und belesenes Kind, teilte aber mit ihren Mitschülern nicht deren kompetitive Denkweise und das Interesse für Adelspolitik, Klatsch und Tratsch.
In Folge war Nonaira häufig einsam, ihre einzige Gesellschaft war häufig ihr Vater und die Kammerdienerin Anette Ferdon, während selbst ihre Mutter meist andere Dinge zu tun hatte. Einzig eine Freundin hatte Nonaira in der Schule gefunden - Lucia Conditelli, die Tochter von Großbürgerlichen, mit der sie sich häufig über Literatur austauschte und über persönlichere Dinge wie Wünsche und Ängste reden konnte - etwas, wozu sie sonst kaum Gelegenheit hatte, denn bei aller Liebe war Leonardo kein besonders empathischer Mensch.
Krankheit
Schon seit Nonaira denken konnte, war ihre Mutter recht kränklich gewesen, aber als Nonaira ungefähr zehn Jahre alt war, verschlechterte sich Victorias Zustand zunehmend. Es wurde erst vermutet, dass sie überarbeitet sei (was sicherlich auch stimmen mochte) und gerade Leonardo drängte darauf, dass sie sich etwas Auszeit nehmen sollte, aber Victoria war davon überzeugt, dass ihr gerade unternommenes Forschungsprojekt zu wichtig sei, als dass sie sich jetzt als dessen Leiterin in einer kritischen Phase daraus zurückziehen könnte.
Nicht nur ihr Vater Leonardo, der sich vor allem mit den arkanomechanischen Elementen des Terracorkomplexes beschäftigte, sondern auch Nonairas Mutter forschte an der Weltenmaschine und ihren Sekundärsystemen. Sie leitete ein Projekt, bei dem eine Methode erforscht werden sollte, mit der die arkanen Energieströhme zwischen Terracor und den Schwarzen Obelisken immun gegen Einflüsse der Leere gemacht werden sollten. Relativ schnell erfuhr jedoch ein Leerenkult, der die Terracoriten unterwandert hatte, von dem Vorhaben und ersetzte die persönliche Assistentin Victorias durch eine Doppelgängerin, welche die Gestalt der Assistentin annahm. Diese brachte von Tag zu Tag Victoria Getränk mit einer kleinen Menge Leerengift, wodurch diese nach und nach schleichend vergiftet wurde, sodass es lange nicht auffiel. Dementsprechend zeigten sich auch noch nicht so schnell schlimmere Symptome. Erst trat nach ein paar Monaten schon eine gewisse Schwäche ein, aber es wurde vermutet, dass dies mit Victorias Schwangerschaft zusammenhing. Nonaira bekam durch die Überschneidung von Schwangerschaft ihrer Mutter und der Vergiftung ebenso die verfluchte Substanz in ihren Körper.
Leonardo organisierte schließlich in Absprache mit dem Hochkurator Bahamool von Vidkatoo eine Heilkur für seine Ehefrau, als die Leiden immer schlimmer wurden (sodass sie quasi zustimmen musste - Leonardo gefiel das zwar nicht, aber er machte sich große Sorgen). Gewählt wurde natürlich der bekannte Kurort Sironad, der schon seit über hundert Jahren von Ordensmitgliedern besucht, die einer Heilung für chronische Leiden bedurften. Die nötige Infrastruktur für Victorias Projektleitung wurde dahin verlegt, sodass sie weiterhin etwas eingeschränkter ihrer Arbeit nachgehen konnte.
Die Familie bekam für die Dauer des Aufenthalts einige Räume in einem Anwesen bereitgestellt, die immer noch ansehnlich waren und groß genug, dass die Dienerschaft Platz fand, auch wenn das Ganze weniger nobel als das Leben im Anwesen in Hasum war. Durch den Umzug wurde Nonaira zudem aus den wenigen sozialen Strukturen gelöst, in denen sie vorher unter Gleichaltrigen war, vor allem der Kontaktverlust zu ihrer besten Freundin schmerzte sie, auch wenn eine Zeit lang noch ein Briefkontakt bestand.
Die Heiltherapien taten Victoria zunächst gut, aber nach einigen Wochen schien sich ihr Gesundheitszustand wieder zu verschlechtern. Sie schien von einer seltsamen Krankheit geplagt zu sein, bald fing sie an, regelmäßig schwarzen Schleim hochzuwürgen und es bildeten sich violett-schwarze Risse auf Teilen ihrer Haut. Es dauerte nicht lange, bis sie zu benebelt, um weiter ihrer Forschungstätigkeit nachzugehen, da die Sieche auch an ihrem Geist zerrte, sodass sie das Projekt zunächst an ihren Stellvertreter abgeben musste. Die Heiler vor Ort waren zwar kundig, konnten jedoch selbst mit verschiedensten übernatürlichen Kuren und Heilmitteln keinen Weg finden, die Krankheit zu lindern.
Leonardo war verzweifelt und fürchtete den Verlust seiner geliebten Frau, weswegen er bald begann, tiefer in private Forschungen einzutauchen, in der Hoffnung, mit obskureren magischen oder technologischen Methoden eine Heilung zu entdecken. Er steigerte sich derart in diese Bestrebungen hinein, dass er seine eigentlichen Pflichten als Ingenieur der Terracoriten erheblich vernachlässigte.
Leonardo stieß bei seinen Forschungen auf medizinische Schriften des Alchemisten und jetzigen Hochkurators Bahamool, der den Fall eines Arthur beschreibt, welcher sich nach einer Vergiftung, auf die ähnliche Symptome folgten, schließlich irreversibel in eine Leerenkreatur verwandelt hatte: Nicht nur Körper und Geist wurden zersetzt und zur Unkenntlichkeit verzerrt, sondern gar die Seele, denn selbst eine Wiederbelebung mithilfe eines mächtigen Artefaktes gelang Bahamool nicht. Leonardo las auch in dem Bericht, dass klassische Heilmagie, die allein auf ein Zuführen positiver Energie basiert, nicht funktionieren würde, sondern gar die sogenannte Leerenkorruption nähren und in Folge schneller voranschreiten lassen würde. Daraus folgerte der Ingenieur, dass er eine kreativere Lösung finden musste, einen neuen Weg, der noch nicht erprobt wurde. Er müsste einen Weg finden, die unendlichen Möglichkeiten Terracors dafür zu nutzen.
Leonardo wandte sich bald an den weisen Hochkurator, um diesen um Rat bezüglich der seltenen Affliktion seiner Frau zu fragen, denn Bahamool hatte in jüngeren Jahren als reisender Alchemistengeselle und Abenteurer so manche Erfahrungen gemacht, gerade was seltsame Krankheiten und Gifte anging. Zwar schloss Bahamool nicht aus, dass Terracor - die geheimnissvolle magische Megastruktur, die von den Terracoriten irgendwo unter der Erde verborgen wird, - mithilfe bestimmter Rituale eine Lösung für die Krankheit bereitstellen könnte, doch hielt er die Erfolgsaussichten für zu gering und die Risiken beim Fehlschlag von bisher nicht erprobten Ritualen zu groß und verwehrte Leonardo die Benutzung der Maschine sowie eine etwaige Mithilfe.
Zwar gab Leonardo nicht auf und erwog, die Maschine Terracor gar ohne die Erlaubnis des Hochkurators zu benutzen, aber ehe seine Bemühungen Früchte tragen konnten, holte ihn die Zeit ein: Victorias Körper wurde immer deformierter und ihr Geist zunehmend von Wahn geprägt. Nonaira bezeugte schlussendlich das Endstadium der grausamen Krankheit, als sie Schreie aus dem Zimmer, wo ihre Mutter untergebracht war, hörte und herbeieilte. Doch als sie ankam, verwandelte Victoria sich bereits in eine dunkle entstellte Kreatur, ihr vormaliges Selbst kaum mehr zu erkennen. Ihre letzten Worte waren: "Töte mich". Nonaira rief um Hilfe und ihr Vater kam herbei und sie verbarrikadierten die Tür, hinter der die Kreatur wütend am Holz kratzte. Nach kurzer Zeit kamen bewaffnete Terracoriten, die alarmiert wurden, und töteten das, was aus Victoria geworden war. Als Nonaira die Bewaffneten nahen sah, überlegte sie, ob sie selbst die Pistole ihres Vaters nehmen sollte, aber sie zögerte aus Angst und Trauer.
Nicht nur Nonaira war durch das Bezeugen des Schicksals ihrer Mutter traumatisiert, auch Leonardo traf der endgültige Verlust seiner Frau sehr. Er wurde noch in sich gekehrter und zurückgezogener als sonst. Es wurde zwar angeboten, dass die Familie nach Hasum zurückkehren könnte, aber Leonardo verweigerte dies. Außerdem forderte er, dass das Zimmer Victorias leer bleiben sollte. Über die Zeit entfremdete er sich immer weiter von seinen Ordenspflichten und widmete sich immer okkulteren Forschungen, in der Hoffnung, vielleicht seine Frau zurückzubringen oder zumindest eine Heilung für zukünftige Fälle der schrecklichen Krankheit zu finden.
Als wäre der letzte Schicksalsschlag nicht genug gewesen, zeigte Nonaira auf einmal, ungefähr ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter, ähnliche Symptome, wie Victoria am Anfang ihres Leidens. Sie musste schon über die Schwangerschaft die Krankheit übertragen haben (sei es als Erb- oder Infektionskrankheit). Dass nun seine Tochter auch noch durch dieselbe Sieche dahingerafft werden würde, raubte Leonardo fast den Verstand, er wurde besessen von der Suche nach einer Wunderheilung und schwor, dass Nonaira nicht dasselbe Schicksal erheilen würde wie ihre Mutter. Ihm waren dabei jegliche Mittel recht. So setzte er sich über das Verbot des Hochkurators hinweg und forschte im Geheimen an Terracor und anderen arkanomechanischen Apparten, aber er beschäftigte sich auch mit übernatürlichen Mächtigen jenseits des von der etablierten Kirche angebeteten Salus: Alte Götter und Wesen der Geisterwelt, in der Hoffnung, dass Wesen vergessener Äonen eine Heilung bereitstellen könnten.
Nonaira machte unterdessen bislang noch nicht erfahrenes Leid durch, nicht nur litt sie zunehmend an geistiger Umnachtung und Angstzuständen, sondern auch ihr Körper verfiel zusehends. Bald war sie nur noch eine magere blasse Gestalt, die kaum mehr aus dem Bett kam. Sie war nun auch sozial noch isolierter als sowieso schon und fand kaum mehr die Konzentration, um den Tätigkeiten nachzugehen, die ihr Freude bereiteten. Vor allem hatte sie schreckliche Angst, was passieren würde, wenn die Krankheit ihren Höhepunkt erreichen würde, denn sie konnte nicht einmal damit rechnen, dass das Ende einfach nur der Tod war.
Die sowieso schon Nonaira in ihrem früheren Leben plagende Entfremdung von ihrem eigenen Körper wurde durch die entstellende Krankheit noch verstärkt, ebenso ihre sowieso schon labile geistige Gesundheit. Dazu kamen nämlich auch noch Stimmen in ihrem Kopf, die sie vorher noch nicht gehört hatte, seltsame Einflüsterungen, die Zweifel an allen Dingen sähten. Sie war sich sicher, dass dies Produkte des krankheitsbedingten Deliriums waren, in dem sie sich häufig befand ... oder so hoffte sie.
Heilung
Nach jahrelangem Forschen und Experimentieren gelang es Leonardo dann endlich, ein Ritual zu entwickeln, mit dessen Hilfe er Nonairas Körper erneuern und die unheilbare Krankheit zumindest am Fortschreiten hindern - sprich einfrieren - könnte. Zwar war er sich nicht sicher, ob es erfolgreich sein würde, da es der erste Versuch sein würde ... und er hatte möglicherweise nur einen.
Leonardos Ansatz war ein Ritual, das erprobte Formeln nach dem Schema einer Textprompt-Schriftrolle, geschrieben in den Litterae Terracordis, verwendete, kombiniert mit neuen Erkenntnissen aus der Homunculusforschung (ironischerweise waren Bahamools Schriften dazu äußerst hilfreich), einem obskuren Reinkarnationsritual der alten Göttin Marachsutaal und obskurer Temporalmagie.
Mithilfe Terracors schöpferischer göttlicher Magie erschuf das Ritual einen quasi perfekten künstlichen Körpers in welchen Nonairas Seele übertragen wurde. Leonardo beeinflusste die Gestalt des Körpers nicht, Terracor schuf einen den tieferen Wünschen der Seele Nonairas entsprechenden Körper (eine genauere Beeinflussung des Zielkörpers ist bei einer rituellen Reinkarnation normalerweise nicht möglich, sondern dem Zufall bzw. den Launen Marachsutaals überlassen), es änderte sich dabei nicht sehr viel, am bedeutsamsten, das biologische Geschlecht - Nonaira erwachte in einem weiblichen Aeteri-Körper. Auf einen traumatischen Schock durch das Entreißen der Seele aus dem alten Körper und folgte eine Erleichterung und Klarheit, die selbst vor dem Ausbrechen der Leerenkorruption Nonaira nicht kannte.
Die Leerenkorruption verblieb aber nicht vollständig im alten dahingerafften Körper, denn ein kleiner Teil der Verderbnis haftete an Nonairas Seele, sodass er mittransferiert wurde. Dieser Rückstand konnte aber mithilfe einer Stasis eingefroren und so ein Wiederausbrechen der Leerenkorrpuption verhindert werden. Die Stasis ist tatsächlich magietheoretisch fast identischer Natur wie der Zauber, mit dem sich das Cattarische Pantheon in einen Tiefschlaf versetzte, um sich vor der Leere zu schützen. Für das Aufrechterhalten musste Nonaira jedoch regelmäßig Terracors Energien ausgesetzt sein.
Leonardo brachte Nonaira ohne das Wissen Bahamools in die geheimen Hallen Terracors (er nutzte seine hohe Position im Kuratorium, um sich Zutritt zu verschaffen) und es gelang ihm tatsächlich, ganz ohne Hilfe, das Ritual erfolgreich durchzuführen. Nonaira war geheilt, ihr Körper erneuert. Sie erwachte, auf der zentralen Ritualplattform liegend, auf und konnte wieder klar denken und sehen - klarer als je zuvor. Zwar fühlte sie noch Schmerzen und war geschwächt, aber die Krankheit schien besiegt. Nonaira konnte wieder laufen, wenn auch unbeholfen, und atmen, ohne nach Luft ringen zu müssen. Als sie das erste Mal nach dem Ritual in den Spiegel schaute, war sie zufrieden - sie fühlte sich schöner als zuvor, selbst vor der Krankheit. Zwar blieb in ihrem Gesicht eine Narbe, doch war diese nicht mehr schwarz und faulig, sondern schimmerte golden.
Der alte Körper wurde von Leonardo in einem Grab irgendwo in Mira bestattet, in dem sich auch die Geheimnisse zu Nonairas neuen Leben befinden sollen.
Nonaira selbst nutzte ihre wortwörtliche Wiedergeburt, um sich eine neue selbstbewusste Identität zu geben. Der erste Schritt war ihr Name: Sie legte den Namen Marian ab, da sie ihn mit ihrem alten Ich und all dem Leid, das sie durchmachen musste, assoziierte und gab sich selbst den Namen Nonaira, welcher "die Wiedergeborene" auf Shaleath bedeutet. Allerdings war Leonardo zunächst nicht begeistert und nannte sie noch eine ganze Weile weiter bei ihrem alten Namen, auch wenn er sein Kind nun endlich angesichts neuer Realitäten als Tochter akzeptieren musste.
Zunächst war Nonaira aber gezwungen, ihr Leben an Terracor angeschlossen zu verbringen, damit die Krankheit dauerhaft eingedämmt werden konnte. Ihr Vater richtete ihr liebevoll ein kleines Zimmer in einem Nebenraum seines privaten Labors in der Nähe der Haupthalle Terracors ein, und verlegte effektiv seinen Lebensmittelpunkt an seinen Arbeitsplatz. Zwar engagierte Leonardo sich nun wieder mit neuer Energie an den Projekten des Kuratoriums, doch der Hochkurator war misstrauisch ob des Genesungsprozesses seiner Tochter und des Umzugs der Familie in das Herz der geheimen Anlagen, zumal eigentlich ein Betreten für Unbefugte, zu denen Nonaira zählte, höchst kritisch war. Doch anfänglich duldete Bahamool die Aktion, da Leonardo glaubhaft versicherte, dass er sich bis zum Ende um sein Kind kümmern wolle und ihr Leben, sollte es zu einer Transformation kommen, selbst beenden würde.
Nonaira verbrachte also die nächsten Monate angeschlossen an Kabel und Schläuche im Bett in einem kleinen Zimmer. Zwar sah sie für lange Zeit nicht das Sonnenlicht, doch war sie dankbar, dass sie wieder leben durfte. Sie nutzte die Zeit viel, um einfach nachzudenken, vor allem, da die Struktur ihres Denkens sich offenbar geändert hatte, und gerade ihre Leidenschaft der Kunst musste sie mit neuen Ansätzen entdecken, weil ihr das intuitivere Umsetzen von kreativen Eingebungen irgendwie schwerer fiel. Aber sie las auch viel Literatur über Themen die sie interessierten; ihr Vater brachte ihr regelmäßig neue Bücher mit.
Damit Nonaira nicht dauerhaft an Terracor gefesselt blieb, entwarf Leonardo einen Miniaturnachbau der Maschine Terracor selbst - eine kleine Sphäre, die mit Nonairas neuem Körper und ihrer Seele verknüpft wurde. Dieser stellte eine dauerhafte Verbindung zu Terracor her, dessen Energien die Krankheit dauerhaft eindämmten. Leonardo das kleine Konstrukt relativ nüchtern Terracor minus, aber Nonaira fand für das Geschenk schnell den liebevollen Namen der Ball.
Da Nonaira nun endlich die unmittelbare Umgebung von Terracor verlassen konnte (nun immer begleitet von einem levitierenden kugelförmigen Konstrukt), konnte sie mit ihrem Vater und einigen Bediensteten, die der Familie treu blieben, in das alte Anwesen in Hasum zurückkehren. Leonardo erlebte einen Sinneswandel. Er wollte nicht mehr zurück nach Sironad, wahrscheinlich wollte er die Erinnerungen an das Leiden seiner Frau vergessen und sie in Erinnerung behalten, wie sie früher war. Es war im Spätsommer des Jahres 272 NF, wo sie wieder den Fuß in das alte Anwesen setzten.
Flucht
Grundsätzlich hatte die Führung des Kuratoriums nichts dagegen, dass Leonardo wieder an seinen alten Standort zurückkehrte, wo er in der großen Terracoritenniederlassung zu Hasum arbeiten konnte. Doch der Hochkurator Bahamool war misstrauisch, gerade in Bezug der gesundheitlichen Entwicklung Nonairas. Wenn sie wirklich dieselbe Krankheit wie ihre Mutter hatte und keine besondere Immunität oder ähnliches aufwies, hätte sie laut Bahamools Kalkulationen jetzt schon längst eine Transformation durchmachen müssen. Entweder war Nonaira ein Sonderfall und alleine deshalb potentiell relevant für die Findung eines Heilmittels für die mysteriöse Krankheit, oder Leonardo hatte in den letzten Monaten irgendwelche nicht genehmigten (aber scheinbar erfolgreichen) Experimente in den Hallen Terracors durchgeführt. Bahamool ließ die Angelegenheit untersuchen und fand durch Befragungen von Kuratoriumsmitgliedern, die sich parallel zu Leonardo in den inneren Hallen aufhielten, heraus, dass er wohl einige Male an Terracor herumwerkelte, was aber weder genehmigt, noch offiziell dokumentiert war. Ebenso fiel auf, dass einige geheime Schriften aus den Archiven für gewisse Zeiträume entwendet wurden, erneut undokumentiert.
Bahamool forderte Antworten und stellte Leonardo im Hauptbüro des Hochkurators in Hasum zur Rede. Er forderte, dass Nonaira und an welchen Apparaturen auch immer Leonardo gearbeitet hatte, zur Untersuchung zur Verfügung gestellt werden; im Gegenzug würde er über Leonardos unautorisierte Aktionen hinwegsehen. Leonardo wollte aber seine Tochter nicht als Versuchskaninchen hergeben und hielt allgemein das von ihm entdeckte Ritual für missbrauchbar. Er hatte das Vertrauen in Bahamool verloren, nicht zuletzt, weil er ihn im Stich gelassen hatte, als seine Familienmitglieder schwer erkrankt waren. Aber auch die kultähnlichen elitären Strukturen im Kuratorium der Terracoriten bereiteten Leonardo zunehmend Unbehagen und er wusste, welche rücksichtslosen Experimente ohne Rücksicht auf jegliche Moral von einigen Mitgliedern des Kuratoriums durchgeführt wurden - unter der Duldung Bahamools. Die Gefahr für seine Tochter war real. Die Konsequenz des unkooperativen Verhaltens Leonardos war seine Verbannung aus dem Kuratorium und dem Orden der Terracoriten.
Durch seine Entlassung wurde Leonardo stark mitgenommen. Sein Lebenszweck, die Arbeit an Terracor und die Entwicklung von Innovationen auf Basis dessen faszinierender Technologie, war dabei, in sich zusammenzufallen. Dazu kam eine wachsende Paranoia; er wähnte sich seit dem Ausschluss aus dem Kuratorium von dessen Inqusition beobachtet und verfolgt. Vor allem aber hatte er dabei Angst um seine Tochter.
Nonaira hatte unterdessen sich gerade erst wieder in ihrer Geburtsstadt eingefunden und versucht, den Kontakt zu ihrer alten Freundin Lucia wieder aufleben zu lassen. Allerdings hatte sich diese zunehmend von Nonaira entfremdet, durch die lange Abwesenheit, aber auch, weil Nonaira Lucias Briefe irgendwann nicht mehr beantwortet hatte. Es sollte aber nicht mehr die Möglichkeit geben, dass die beiden ihr Verhältnis zueinander reparieren konnten.
Denn es kam eines Nachts dazu, dass vermummente Gestalten versuchten, sich Zugang zum Anwesen der Aeratas zu verschaffen. Leonardos Wachkonstrukte stellten und vertrieben die Eindringlinge zwar zunächst, aber nun erwiesen sich seine Befürchtungen als berechtigt. Er beschloss, mit seiner Tochter zu einem anderen Ort zu ziehen, auch wenn er dafür das Zuhause seiner Familie aufgeben musste. Er war so paranoid, dass er sogar sämtliche Bediensteten der Familie entließ. Das Anwesen wurde in die Obhut seines Bruders gegeben, der es jedoch nicht nutzen konnte, weswegen es schließlich an die Stadt Hasum fiel und bis heute leer steht.
Zurückgelassen wurden eine Gruppe von Wachkonstrukten und Fallen, die das Anwesen und alles darin, was die Familie in der Eile nicht mitnehmen konnte, bewachen sollten. Die Konstrukte wurden in einen aggressiven Tötungsmodus versetzt und greifen jeden an, der versucht in das Anwesen einzudringen, weswegen es bis heute leer steht und man sich in der Nachbarschaft schon diverse Schauergeschichten zusammenfabuliert, was wohl das Schicksal der darin wohnenden Aeratas gewesen sein mag.
Nach längerem Herumirren durch die terenischen Städte fanden sie in Cordalia im Armenviertel eine karge aber unauffällige Unterkunft. Nonaira gefiel der Ort überhaupt nicht, aber es schien keine andere Wahl zu geben. Finanziell war die Familie bald ruiniert, denn Leonardo hatte die meisten seiner Erfindungen, Werkzeuge und Blaupausen bei der überhasteten Flucht zurückgelassen und konnte sich nur mühselig mit Reparaturen an Uhren und Feuerwaffen von teils kriminellen Personen über Wasser halten. Nonaira malte unterdessen vor allem Gemälde und Illustrationen, um etwas dazuzuverdienen, aber hatte damit kaum Erfolg, da die ärmere Nachbarschaft kein Geld für so etwas überhatte und wohlhabendere Leute kein Interesse an Werken einer unbekannten Migrantin aus dem Armenviertel hatten.
Verlust
Leonardo versank unterdessen in der Alkoholsucht, die den Geldbeutel noch weiter belastete. Nicht nur die aktuelle Lage trieb ihn zur Verzweiflung, sondern auch die Gedanken an das tragische Schicksal Victorias kamen hoch. Er verfiel beinahe dem Wahnsinn, auch wenn er immer das Wohl seiner Tochter im Sinn hatte. In Cordalia ließ er sich mit so manchen zwielichtigen Leuten ein, für die er Aufträge annahm oder von denen er sich Geld leihte, und bereite sich damit am Ende aber mehr Probleme, als dass er die Situation verbesserte. Was ihn am meisten beschäftigte, war aber die Befürchtung, dass er Nonaira nicht beschützen könnte, sondern gar eine Gefahr für sie darstellen könnte, wenn die Inquisition der Terracoriten ihn fassen würde und aus ihm die Informationen über das von ihm entdeckte Ritual zu ihrer Heilung herausbekäme. Schließlich führten diese Umstände dazu, dass Leonardo sich selbst das Leben nahm.
Leonardo war sich der Tatsache bewusst, dass die Inquisitoren im Zweifel mit gewissen Zaubern sämtliche Informationen über Nonaira, den Ball und sämtliche anderen Forschungsergebnisse und Erfindungen aus ihm herausbekommen würden - selbst nach seinem Tode -, was nicht nur der missbräuchlichen Aneignung durch das Kuratorium Tür und Tor öffnen würde, sondern sie wohl auch darin bestärken würde, Nonaira in die Hände zu bekommen.
In der Zeit auf der Flucht beschäftigte Leonardo sich auch weiter mit okkulten Lehren und den alten Göttern. Er suchte näheren Kontakt zu Kulten der Marachsutaal, deren Geheimritual er bereits in die Reinkarnation Nonairas inkorporiert hatte. Dadurch erfuhr er von der feindlichen Haltung der Göttin gegenüber Terracor, den sie als die Erbsünde der Menschheit erachtet, die gewaltsame Aneignung göttlicher Kraft durch Sterbliche. Leonardo benutzte das Geheimwissen der Kulte, um sich selbst und vor allem seine Seele rituell Marachsutaal zu opfern, damit die Zauberwirker des Kuratoriums keine Möglichkeit hätten, seine Seele zu befragen. Zusätzlich bat er Nonaira, seinen Körper einzuäschern, damit auch etwaige Zauber, die den Leichnam befragen können, keine Option mehr sind. Im selben Abschiedsbrief rechtfertigte er auch den rituellen Selbstmord zum Schutz Nonairas.
Als Nonaira den Abschiedsbrief las, verstand sie zwar den Grund, aber war dennoch am Boden zerstört. Nun war sie zum ersten Mal ganz auf sich allein gestellt. Sie sah es zunächst als ihre Pflicht an, ihm ein würdiges Grabmal zu errichten. Da sie kein Geld hatte, um ein prächtiges Grab auf dem öffentlichen Stadtfriedhof zu finanzieren, suchte sie außerhalb Cordalias im Wald einen Stein, den sie zu einer improvisierten Grabstele behaute und ein Portrait ihres Vaters einmeißelte, sowie die Inschrift "Leonardo Aeratus, 222-273 NF, Genie und Vater". Davor vergrub sie die Urne ihres Vaters und pflanzte einige Blumen. Solange sie in Cordalia war, besuchte sie regelmäßig diesen Ort und weinte häufig bitterlich.
Die Straßen von Cordalia
Anders als Leonardo gehofft hatte, hörten die Inquisitoren des Kuratoriums nicht auf, Nonaira zu verfolgen. Zwar verlor sich die Spur zunächst nach seinem Ableben, aber es dauerte nicht lange, bis einige Inquisitoren auf Nonairas aktuellen Wohnort aufmerksam wurden. Da sie die ganze Zeit über mit so etwas rechnete, war sie nicht überrascht, als sie nach einer Weile das Gefühl hatte, immer von denselben Personen beobachtet zu werden - zudem lernte sie in der nicht ganz ungefährlichen Unterwelt möglichst ohne Aufsehen zu überleben, bald sogar, ihr Äußeres anzupassen, um gerade mit ihrer goldenen Haarsträhne nicht zu sehr aufzufallen. Häufiger wechselte sie in Cordalia den Wohnort, sie lebte ohnehin meist prekär irgendwo zur Miete. Ihr Vater hinterließ ihr nicht viel: einen magischen Kompass, aber auch eine kleine Pistole, die Nonaira leicht verbergen und zur Selbstverteidigung einsetzen konnte.
Es gibt im Kuratorium zwei größere Fraktionen, die beide ein Interesse an Nonaira und den Erkenntnissen Leonardos haben - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Einerseits die Vertrauten des Hochkurator Bahamool, der eigentlich zugleich das Oberhaupt der Inquisition ist und vor allem Experimente und andere Untersuchungen an Nonaira durchführen will, um mehr über die Beschaffenheit ihres Körpers und den Zustand ihrer Leerenkorruption herauszufinden. Neben der Heilung eben dieser Vergiftung hat Bahamool ein Interesse daran, die Erschaffung funktionierender und vor allem beseelter künstlicher Lebewesen mithilfe Terracors zu erlangen. Er ist überzeugt davon, dass es möglich ist, aber hat bislang noch keine praktische Umsetzung gefunden (vielleicht ist es die Macht Marachsutaals, die vor Leonardo noch niemand erprobt hatte, denn die Essenz der Lebensgöttin fehlt ja in Terracor?).
Die andere Fraktion wird angeführt vom Pontifex Maximus Machinae Jehan Lagarde, der den klerikalen Flügel der Terracoriten anführt, dessen Priesterschaft ebenfalls im Kuratorium sitzt. Er ist Vorsitzender des religiösen Abteils der Inquisition, die, obwohl auch sie im Zweifel Bahamools Worten folgen müssen, eine höhere Loyalität gegenüber ihrem direkten Vorgesetzten und vor allem spirituellen Führer haben. Lagarde verfolgt das ambitionierte Ziel der Errichtung einer Art Terracor-Weltreligion, welche mit den Energien der Weltenmaschine alle Kulturschaffenden mit einander vernetzt und auf eine gottähnliche höhere Seinsebene hebt. Nonaira ist seiner Meinung nach das in einer seiner Visionen prophezeite Kind Terracors, welches das Potential hätte, die wahre Macht des Maschinengottes zu erwecken. Deshalb versucht er sie (explizit lebend) unter seine Kontrolle zu bringen, um sie ihrem Schicksal als Auserwählte zuzuführen. Auch wenn sie sich aus Unwissenheit erst dagegenstellen würde, würde sie irgendwann durch Erleuchtung und seine weise Anleitung ihren zentralen Platz in der Religion der Zukunft erkennen müssen.
Zwar hat Lagarde ein weniger ausgeprägtes Interesse an Leonardos Forschungen, aber wenn es um Nonaira als Person geht, könnte es zwischen den beiden Parteien zu Konflikten kommen, da er nicht zulassen will, dass sie für Experimente angetastet wird. Dies antizipierend, schickt Lagarde unabhängig von Bahamool und ohne dessen Wissen seine ihm treu ergebenen Inquisitoren los, in der Hoffnung, dass diese Nonaira in ihren Gewahrsam bringen, bevor es die Bahamool-Loyalisten tun.
Da Nonaira Probleme hatte, ihre Kunst zu verkaufen, und sonst keine guten Qualifikationen vorzuweisen hatte, außer ein wenig, was sie sich in ihrer Zeit im Krankenbett angelesen hatte, war sie ständig auf der Suche, irgendwie Geld zu verdienen, und geriet dabei an einen dubiosen Hinterhofarzt namens Alfred Hakenfuß, der einen neuen Assistenten suchte, da der vormalige gestorben war. Das und Alfreds Behauptung, er sei ein Schüler der Schauergestalt Doktor Mannernter, ließen Nonaira zwar zögern, aber sie verzweifelt genug, das Angebot anzunehmen. Hakenfuß fand, dass Nonaira eine vielversprechendere Bewerberin war als alles andere, was ihm in der Unterstadt begegnete, da sie zwar keine praktische Erfahrungen in der Heilkunde hatte, aber offenbar recht belesen war. Anfangs musste sie vor allem dabei helfen, die schreienden Patienten bei Operationen ruhig zu stellen, wenn nicht genug Betäubungsmittel vorhanden waren, und dem Doktor seine Instrumente reichen, aber nach und nach lernte sie einiges, auch wenn Hakenfuß viel improvisierte und offenbar auch keinen universitären Hintergrund hatte. Irgendwann sezierte Mannernter sogar eine Leiche eines verstorbenen Patienten mit ihr, um ihr Anatomie und Chirurgie praktischer nahezubringen.
Die Arbeit war hart und psychisch belastend, aber sie härtete Nonaira ab und sie lernte einiges. Zudem verdiente sie besser als zuvor, zwar nicht viel, aber wenigstens regelmäßig. Sie verachtete jedoch Hakenfuß wegen seiner barbarischen unempathischen Art, besonders als sie herausfand, dass er einfach aus Geiz an Betäubungsmitteln sparte. Häufig musste sie am Ende von ihrem eigenen Gehalt starken Alkohol oder dergleichen kaufen, da Hakenfuß sich strikt weigerte, in aus seiner Sicht unnötige Dinge zu investieren. Sie wollte gar nicht wissen, ob er, sich nicht gar aus Sadismus oder Lust an Patienten verging, wenn sie nicht anwesend war ... zumindest traute sie ihm bald so etwas zu. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass er noch nicht versucht hatte, ihr zu nahe zu kommen.
Mindestens genauso schlimm fand sie seine Involvierung in kriminelle Aktivitäten. Hakenfuß versorgte regelmäßig Mitglieder einer Straßenbande, die ihm dafür Schutz bot. Als sie, während sie gerade auf dem Weg nach Hause die Praxis verließ, bezeugte, wie zu Hakenfuß gerade gefesselte Leute gebracht wurden, die er dann begann zu foltern, um wohl irgendwelche für die Bande relevanten Informationen herauszubekommen - etwas, in dem er offenbar besser war, als in seiner eigentlichen medizinischen Tätigkeit, war Nonaira derart angewidert, dass sie bereit war, ihre Stelle dort aufzugeben, selbst wenn sie dann wieder ohne Lohn und Brot dastünde. Am nächsten Tag stellte sie ihn zunächst zur Rede, was Hakenfuß amüsierte, er fand es naiv, dass Nonaira nicht auf die Idee kam, dass eine Hinterhofarztpraxis der perfekte Ort für illegale Folter sei, weil man ja bei Schmerzenschreien keinen Verdacht hegen würde. Sie könne ruhig gehen, wenn ihr seine Methoden nicht passten, schließlich sei sie nur seine Angestellte und er der Arzt. Das tat sie dann auch, sie warf ihm symbolisch ihre schmierige Operationschürze vor die Füße (medizinische Werkzeuge ließ sie allerdings mitgehen) und verließ die Praxis, nicht aber bevor Hakenfuß ihr drohen konnte, dass sie besser schweigen sollte, über das, was sie bezeugt hatte.
In der Zeit danach war Nonaira noch vorsichtiger als zuvor, da sie befürchtete, irgendwie in das Visir der Untergrundorganisationen zu geraten, in denen Hakenfuß involviert war. Gleichzeitig suchte sie aber wieder verzweifelt nach Arbeit. Als sie an der Straße stand und malte, in der Hoffnung, Käufer zu finden, wurde sie von einer dunkelhaarigen Frau in nichtssagender Kleidung angesprochen, die Interesse an ihren Bildern für ihren Herren hegte. Es wurde vereinbart, dass Nonaira am Abend zu dem Haus kommen sollte, wo die Frau angeblich Bedienstete war, um die Bilder zu präsentieren. Nonaira war allerdings misstrauisch. Ihr kam das Ganze nicht geheuer vor, weswegen sie vorbereitet - mit geladener Pistole - zum Treffpunkt kam ... wie sich herausstellte, äußerst berechtigt. Der Ort, wo das Haus sich befinden würde, war eine abends schnell dunkle Ecke, wo nicht nur die Frau, sondern auch zwei grimmige Männer, die, wie sich schnell herausstellte, alle nicht daran interessiert waren, Bilder zu kaufen, sondern sie zu überwältigen und zu entführen. Sie hatte noch nie auf Menschen geschossen, aber sie hatte kaum eine andere Wahl. Als einer der Männer sie gerade packen wollte, zückte sie die unter dem Mantel versteckte Pistole und schoss ihm in die Brust. Er ging zu Boden, aber die anderen beiden hätten Nonaira überwältigt, wenn nicht auf einmal der Ball, den sie die ganze Zeit über in ihrer Umhängetasche aufbewahrte, schützend vor sie levitiert wäre. Es ging ein helles Leuchten von diesem aus, ein Lichtblitz traf die Frau und kurz darauf wurde sie wortwörtlich in ihre Einzelteile zerlegt, die für eine Weile geordnet in der Luft levitierten und dann Stück für Stück auf den Boden klatschten, Organe, Knochen, Haut, alles separiert. Der andere Mann war überwältigt von der Szene und wich wimmernd zurück, während Nonaira ein Adrenalinschub packte und sie einfach umdrehte und davonlief, bis sie in ihrer Wohnung ankam, der Ball flog ihr hinterher. Sie wusste gar nicht, was genau passiert war und ob sie dafür verwantwortlich war, aber es hatte sie gerettet.
Die drei Personen, die Nonaira entführen sollten, waren wohl von der Inquisition des Kuratoriums angeheuerte Schergen.
Neue Hoffnung in Doriatel
Nonaira verließ am nächsten Morgen unvermittelt die Cordalia und machte sich auf in die nächstbeste Stadt, in der es Aussicht auf Arbeit gab. Sie kam schließlich westwärts nach Doriatel, wo ihr Vater ursprünglich nicht hinwollte, da es dort nicht eine so ausufernde Unterstadt gab, in der man gut untertauchen konnte. Aber das hatte am Ende ja auch nicht mehr funktioniert, weswegen Nonaira es erstmal für wichtiger hielt endlich einen vernünftigen Beruf zu erlernen oder irgendwie anders an Geld und eine gute Unterkunft zu kommen.
Auch wenn die Zeit bei Hakenfuß nicht die angenehmste war, hatte sie durch die dort erlernten Fähigkeiten mehr Stellen, wo sie nach Arbeit schauen konnte, sie musste sich nicht mehr auf Tagelöhnertätigkeiten oder Straßenkunst beschränkten. In der Tat wurde sie von der Löwenapotheke in Doriatel zuerst als Aushilfskraft genommen und konnte schließlich sogar eine Lehre dort anfangen.
Die Arbeit und das Leben insgesamt war weniger hart und karg als in Cordalia. Entsprechend konnte sie sich auch auf andere Dinge wie die Natur und Fähigkeiten des Balls fokussieren. Sie rätselte schon länger darüber, aber jetzt konnte sie mit weniger Sorgen in Ruhe darüber meditieren. Nachts, wenn es stiller war, meinte sie, Stimmen in ihrem Kopf zu hören. Einige davon waren heller und sie schienen von dem Ball zu kommen. Sie lernte, dass der Ball eine Art Persönlichkeit hatte oder zumindest irgendeine Persönlichkeit mit ihr darüber kommunizierte. Aber sie hörte manchmal auch gedämpft flüsternde Stimmen, die sie beunruhigten. Zum Glück verstummten diese meist schnell wieder.
Bald lernte Nonaira auch, übernatürliche Kräfte gezielter aus den Energien des Balls zu speisen, und sie lernte im Zwiegespräch mit dessen Persönlichkeit einige Fähigkeiten, von denen sie zuvor nicht wusste, dass sie so etwas könnte. So lernte sie, telepathisch zu kommunizieren oder verborgene Dinge wahrzunehmen. Fähigkeiten, die Körper und Geist anderer Wesen beeinflussten probierte sie dagegen kaum aus, einerseits wollte sie weiterhin nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen und andererseits hatte sie Angst, dass sie aus Versehen erneut eine Person zerlegen könnte, nur diesmal eine unschuldige. Sie blieb also vorsichtig.
Ein Angebot in Aquarin
Zu Nonairas Glück war eines Tages im Calidor 275 NF einer der Kunden in der Apotheke Albert von Aquarin, Bruder des Vladimar, Graf von Aquarin. Er suchte nach Medikamenten für seine kranke Tochter, wurde aber, auf Nonairas auf dem Tresen liegendes Notizbuch, wo sie während kleinen Pausen während der Arbeit immer wieder mit einem Kohlestift hineinzeichnete, aufmerksam, denn er fand die Zeichnungen selbst für Skizzen bereits herausragend. Er war sich sicher, dass seine ebenso künsterlisch begabte Ehefrau Lynnea bestimmt ein Interesse an Nonaira zeigen würde, zumal sie noch keine Schülerin hatte. Also lud er Nonaira auf eine Audienz in seinem Anwesen in Aquarin ein; sie war vollkommen überrumpelt, da noch nie jemand ihr solch ein Angebot gemacht hatte, doch sie wollte auch nicht unhöflich sein und es ablehnen.
Nachdem sie die Erlaubnis bekommen hatte, für ein paar Tage in der Apotheke zu fehlen, reiste sie in die Hauptstadt des ehemaligen Miranischen Imperiums und war überwältigt von der Stadt, die noch prächtiger als Doriatel oder ihre alte Heimat Hasum war. Im Gästezimmer stellte Albert seiner Frau Lynnea dann Nonaira vor und sie sollte ihre Skizzen zeigen. Lynnea gefielen diese und sie redete eine Weile mit Nonaira, die ihr gestand, dass es immer ihr Wunsch gewesen war, mit ihrer Kunst ihr Geld zu verdienen. Doch Lynnea wollte sehen, ob Nonaira wirkliche Leidenschaft besaß und wie sie an den Erschaffungsprozess heranging, weswegen sie ihr auftrug, ein Portrait von ihrem Ehemann anzufertigen, während sie das Ganze beobachtete. Nonaira war zunächst angespannt und nervös, denn sie dachte daran, dass sie jetzt gerade nicht versagen durfte. Dann jedoch besann sie sich auf das rhythmische Summen des Balls, das sie in ihrem Kopf vernehmen konnte, und ließ ihren Pinsel von dessen Melodie leiten. Lynnea gefiel was sie sah und meinte sogar scherzhaft, das Bild sähe besser aus als der reale Albert, aber viel wichtiger war ihr zu sehen, mit welcher Einstellung Nonaira an die Kunst heranging.
So kam es, dass Nonaira bei Lynnea Malerei und Kunsthandwerk lernte, von ihr wurden aber auch zunächst erwartet, dass sie sich an den Aufgaben der Bediensteten beteiligte, wofür sie dann aber auch mit Wohnraum und Nahrung versorgt wurde. Etwas traurig war stimmte sie, dass sie die Lehre in der Apotheke abbrechen musste, da sie die Leute dort nett fand, aber sie war sich sicher, dass dies hier ihre eigentliche Bestimmung wäre.
Bald lernte Nonaira auch die Tochter der Familie Eriena kennen, die aber an einer schweren Krankheit litt, die ihr nur all zu vertraut war. Nonaira war der Meinung, sie hätte durch ihr Schicksal die Verantwortung, ihre Erfahrungen zu nutzen, um vielleicht zumindest eine Linderung zu finden. Es hatte schon einmal funktioniert, auch wenn sie nicht das Selbstvertrauen hatte, zu glauben, sie könnte das gleiche wie ihr Vater vollbringen. Aber zumindest offenbarte sie der Familie die Tatsache, dass sie wahrscheinlich einst an derselben für unheilbar gehaltenen Krankheit litt und von ihrem Vater mit einem neuartigen Ritual geheilt wurde, das sie aber kaum rekonstruieren könne, und sie bot an, zu helfen, wo sie könnte.
Persönlichkeit
Gute & schlechte Eigenschaften
Überzeugungen
Man bekommt im Leben nichts geschenkt. Mühe und Leid formen unseren Charakter.
Unschöne und hässliche Dinge können besser ertragen werden, wenn man sie zu Kunst macht bzw. versucht, in ihnen eine Ästhetik zu finden.
Ideologien, Glaube und Gesetze dürfen nicht dazu führen, dass wir unsere Menschlichkeit verlieren.
Ambitionen
Nonaira will das Erbe ihres Vaters vor dem Kuratorium sichern und verhindern, dass sie an das Wissen kommen, was zu ihrer Heilung geführt hat. Natürlich bedeutet das auch, dass sie mit allen Mitteln versuchen wird, einer Entführung durch die Inquisitoren des Kuratoriums zu entgehen.
Sie will aber auch weiterhin ihre künstlerischen Ambitionen verfolgen und hofft, durch die Lehre bei Lynnea von Aquarin ihre Chancen dahingehend zu verbessern. Selbst wenn das Schicksal sie dazu zwingt, sich mit Heilkunde und okkultem Wissen auseinanderzusetzen, sieht sie dies doch eher als ihre Pflicht, als eine Leidenschaft.
Trotzdem will sie mehr darüber herausfinden, wie ihr Vater sie reinkarniert hat und wieso er unter solch mysteriösen Umständen gestorben ist (ritueller Selbstmord). Dabei geht es ihr auch um die Wahrheit hinter Terracor und um die alten Götter, von denen sie gelesen hat ... anscheinend ist die von der Kirche von Aquarin verbreitete Lehre zumindest nicht die ganze Wahrheit. Vor allem, welche Pläne hat das Kuratorium dabei?
Physische Merkmale
Körper
Nonaira ist für eine Frau durchschnittlich groß (1,65 m, bei 62 kg Körpergewicht). Ihre Statur ist schlank und wenig muskulös, aber ihr Körper trotz ihrer recht kleinen Oberweite insgesamt wohlgeformt. Nonaira hat meist eine selbstbewusste aufrechte Körperhaltung, sie bewegt sich elegant und bedacht. Insgesamt ist sie eher ruhig und gestikuliert sehr wenig.
Eine auffällige Anomalie ist das Fehlen des Bauchnabels (Grund dafür ist die Erschaffung ihres Körpers durch Terracor). Wenn sie den Ball verbergen will, kann man auf ihrer linken Brust zudem eine runde Tättowierung erkennen, die das Artefakt stilisiert darstellt.
Gesicht
Sie hat eine feine goldene "Narbe" auf der linken Gesichtshälfte, die von der Stirn bis zum unteren Wangenbereich verläuft und sich aderförmig verzweigt. Dieses Mal auf der Haut geht am Haaransatz in eine golden glänzende Strähne über, die sich von ihrem sonst strohblonden Haar abhebt.
Nonairas Haut wirkt sonst geschmeidig und glatt und scheint je nach Lichteinfall ein leichtes goldiges Glitzern aufzuweisen. Ihr schmales Gesicht ist bis auf das beschriebene goldene Merkmal sehr symmetrisch und makellos - es lassen sich keine klaren Kanten oder Falten ausmachen.
Die Augen leuchten in einem unnatürlichen Aquarinblau, dieselbe Farbe, in der auch die Runen und der Kern des Balls leuchten.Nonaira benutzt meist dezentes Make-up, wie leicht betonte Liedschatten und Lippenrot. Wenn sie nicht auffallen will, versucht sie darüber hinaus, die goldene Narbe mit Schminke zu überdecken.
Nonaira ist nicht sehr gut darin, mit ihrem Gesicht Emotionen auszudrücken. Meist hat sie entweder einen recht ausdruckslosen Blick oder schaut nachdenklich oder konzentriert. Wenn sie z. B. lächelt, wirkt dies meist eher gestellt, auch wenn die Emotionen echt sind.

"Was das ist? Das ist mein Ball. Aber nicht anfassen!"
"Mein Vater hat alles für mich geopfert. Ich kann nicht zulassen, dass sein Erbe diesen Verrückten in die Hände fällt."
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