Goldene Tore

Schnaubend wühlte das Wildschwein mit ihrer Schnauze im dreckigen Waldboden. Ein kaum hörbares Grunzen, leise und schwach ließ das Tier einen Blick hinter sich werfen. Ihr Junges war zwischen zwei Ästen hängengeblieben und kämpfte verzweifelt gegen das Geäst, welches es umschlungen hatte. Unter wildem Fiepen und Grunzen rammte der Frischling gegen einen Zweig, wirkte beinahe zornig auf seinen mächtigen Gegner, als sich dieser weigerte unter seinen kraftvollen Angriffen nachzugeben.

Mit einem beschwichtigen Grunzen gesellte sich die Mutter neben ihr Kind und half mit einem kurzen Stoß der Schnauze dabei, den Vorderlauf von dem Stück Holz zu befreien. Die folgenden, wohl triumphalen, Laute des Sprosses wurden vollständig verschluckt von etwas, das wohl am ehsten an einen drohenden, tiefbrummenden Klang erinnerten. Das Tier hatte ähnliche Laute bereits einmal vernommen als ein metallenes Konstrukt, dessen Form und Existenz für es unverständlich waren, über es hinweg geflogen waren.

Dieses Mal jedoch war der Klang nicht gleichbleibend und in ferner Distanz, sondern näherte sich mit jemand Augenblick. Die schwarzen Augen des Wildschweins fuhren herum, in Richtung des Sees, an dem es noch am Morgen getrunken hatte. Doch kein See, nur ein grelles, goldenes Licht, welches die Kreatur zurückschrecken und schreien ließ, bevor mit einem ohrenbetäubenden Krach etwas einschlug.

Das nächste was das Wildschwein wusste, war, dass es nicht an diesem Ort sein wollte. Ein kurzes Blick zurück, auf das goldene Ding, was in ihrem Wald erschienen war und auf den abgebrochenen Baum, welcher umgestürzt war und den Frischling unter sich begraben hatte. Er lebte noch, schrie unter dem Schmerz seiner zerquetschten Hinterläufe. Die Mutter drehte sich um. Sie wollte dem hilflosen Kind hinter sich helfen und doch begann sie langsam davon zu stapfen, entfernte sich voller Ruhe von ihrem eigenen Abkömmling während das Schreien hinter ihr langsam vom Surren des goldenen Tores verschlungen wurde.

Die goldenen Tore sind drei Konstrukte, welche als Konsequenz der Lortan-Krise durch den Teufel Merpheos erschaffen wurden. Ihre genaue Rolle ist weiterhin ungewiss, jedoch scheinen sich entweder eigene Dimensionen oder Orte dazwischen hinter den drei Toren zu verbergen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die goldenen Tore wurden von Merpheos erzeugt als Teil des Paktes, den der Teufel mit Lortan einging, um ihre gemeinsame Macht aus dem Gefängnis der Spiegeldimension von Utiam zu befreien. Die drei Tore stiegen als goldene Lichter aus dem zertrampelten Körper des toten Lortan hervor und bewegten sich als Sternschnuppen über den Himmel, bevor sie an verschiedenen Orten einschlugen und hierbei jeweils einen goldenen Torbogen erschuffen. Jeder dieser Bögen trägt eine hölzerner Flügeltur im Inneren, ohne Griffe, die jedoch mit einem sanften Stoß geöffnet werden kann.

Schwieriger als das Öffnen des Tores gestaltet sich jedoch die Aufgabe dieses zu erreichen. Jedes Lebewesen, egal ob Menschen, Tiere oder Bestien, wer auch immer sich einem der Tore nähert, verliert zusehends den Willen diese Annäherung fortzuführen. Die meisten Wesen können sich kaum bis auf 100 Meter an eines der Tore heranwagen, bevor sie ihren Willen verlieren und umkehren.

Die einzige Ausnahme von dieser Regel stellen jene dar, welche direkten Kontakt mit Lortan in seinem letzten Gefecht hatten oder aber jene, die in Kontakt mit Lortans Sonne standen. Ihnen ist es möglich die Tore zu erreichen, wie das Juwelenimperium feststellen konnte, als sie einem Goblin beobachteten, welcher aus dem Kampf gegen Lortan bekannt war und dem es gelang das Tor am Hang des Tielmat zu berühren.

Positionen

Das erste der drei Tore schlug in der Barrisgabel ein, im Süden der Insel Barris und unweit der Stadt Suurkad. Das Tor sank auf den Boden des Flusses und sorgt seither dafür, dass sich Fischschwärme zwischen den beiden Ortschaften anstauen und die Fischerei beflügeln.

Das zweite Tor schlug am Hang des Vulkan Tielmat ein zerstörte bei seinem Einschlag Teile der Landschaft. Sowohl Truppen aus Varaamtor, als auch solche aus dem Juwelenimperium kämpfen seither um die Kontrolle über das Tor, ohne sich diesem näheren zu können.

Das dritte Tor fand seinen Weg in eine Schlucht im Süden der Varaam-Weite, nahe einer unscheinbaren Siedlung der Zwerge. Obwohl die Siedlung nicht aufgegeben werden musste, bereitete die Anwesenheit des Tores doch einige Probleme, da die Zwerge nicht länger unbehindert ihre Minen aufsuchen konnten.

Verbindungen

Jedes der drei Tore ist verbunden mit einer eigenen Dimension oder einem Ort dazwischen. Lediglich für eines der Tore ist bisher bekannt, an welchen Ort genau dieses führt. Gelingt es einer Person sich dem Tor vollständig anzunäheren und die Tür vollends zu öffnen, so entsteht eine dauerhafte Verbindung an diesem Punkt, welche auch bestehen bleibt, wenn das Tor selbst abgetragen wird. Hierbei kann dieser Zugang zusätzlich erweitert werden.

Tor der Schlucht: Das Tor in der Schlucht wurde erfolgreich durch Sepp Schneider und Quint Aurur geöffnet. Im Inneren fand sich das Versteck des Namenlosen Tieath. Dieser, scheinbar durch seine eigene Macht schlummernd, wurde durch die Mitglieder des Juwelenimperiums geborgen und wird derzeit in die freien Sklavenminen von Trinidaris gebracht.

Tor am Vulkan: Obwohl unklar ist, was genau sich hinter diesem Tor verbirgt, gelang es Gies doch einen kurzen Blick hineinzuwerfen, bevor er das Tor wieder schloss. Für einen winzigen Augenblick vernahm der Goblin die Geräusche schlagender Schwingen und er erblickte was aussah wie eine weitläufige Stadt.


Cover image: by CSor96 via Midjourney

Kommentare

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Jan 24, 2025 09:50 by Secere Laetes

Jetzt aber. Du hast es schon gemerkt, ich habe einige Beiträge aus World Ember gelesen (und hatte dann Zeitmangel, so dass sich das mit den Kommentaren zog). Diesen Artikel werde ich dann in meiner Reading Challenge erwähnen. Warum? Also erst einmal finde ich die Idee mit den Toren und deren Eigenschaften sehr gut - eine gute Erklärung, warum die eigentlich nur die Party öffnen kann. Und zum anderen liebe ich deine einleitenden Textstellen. Und auch wenn ich keine Wildsau bin, habe ich hier im Haus ein Kleinkind rumflitzen und so ging mir diese (neben der Stelle beim Daemica) besonders nahe. In diesem Sinne werde ich versuchen, dir in Zukunft auch wirklich aktiver zu folgen (nur macht mir leider meist die Zeit einen Strich durch die Rechnung).

Jan 26, 2025 09:33

ich freue mich immer zu hören, wenn die Einleitungen gefallen, da sie nicht selten meine größten Schreibblockaden sind, wenn es darum geht, neue Artikel zu schreiben oder alte zu überarbeiten. Und es freut mich natürlich zu hören, wenn ich mit bleibender Anwesenheit von dir rechnen kann :D