Dhesasagrayn

auch Heilmisches Weinfest genannt

"Eine faszinierende Tradition, die so viele unterschiedliche Götter auf einmal beteiligt - ohne dass wegen der Kandtarall auch eine Vielzahl an Priestern zugegen sein muss. Zu schade, dass sich Beliazar daran wohl nie ein Beispiel nehmen wird."
 
Dhesasagrayn ist ein alle vier Jahre stattfindendes heilmisches Fest, das Heilmen dabei hilft, über die großen, nicht schandhaften Verluste hinweg zu kommen, in dem drei Tage lang kollektiv getrauert und einen Tag gefeiert wird. Dabei fließen nicht nur Unmengen an Bräu, sondern auch viele Tränen, woher das Fest auch seinen heilmischen Namen hat, Fest des Weinens.

Geschichte

Ebenso wie das Kutuaken geht das Dhesasagrayn auf Hirda zurück, die mystische Führerin Heilhems. Wie alle Kandtarall möchte sie eine gewisse Balance wahren und so kam es, dass sie zusammen mit ihren Schwestern ein Fest ersann, in dem die Heilme ihren Schmerz und ihre Trauer über ehrbare Verluste verarbeiten können.   Auch wenn es den Unterethnien der Heilme großteils zunächst fremd vorkam - nur die Nordkaraller kannten ein ähnliches Fest, das trotz der Unterschiede auch als Vorgänger, zumindest als Inspiration betrachtet wird - etablierte es sich doch schnell, gab es damit doch nicht nur ein Fest mehr zum Feiern, sondern konnte man seine Emotionen heilmhaft einmal heraus lassen und zudem kanalisieren.
 
""Heilmhaft" ist ein einerseits sehr sympathisches und andererseits sehr ausgrenzendes Wort. In vielen Sprachen würde man es wohl mit "mannhaft" übersetzen, weil eben dies gemeint ist. Da für die Heilme Männer und Frauen gleich viel zählen, gilt das in diesem Fall eben auch für ihre Tränen. Allerdings gelten Heilme deutlich mehr als andere Ethnien und so ist heilmhaft das Wort, das man in Hel, deren Sprache, für "mannhaft" wählt. "Südländisch" ist dafür das, was viele südliche Kulturen "weibisch" und ähnliches nennen würden."
 
Mit der Zeit wurden immer weitere Möglichkeiten geschaffen, auch kleinere Verluste abseits von Tod und Tragödien betrauern zu können, so dass inzwischen alles beweint werden kann, was irgendwie als ehrhaft betrachtet werden kann. Ehrhaft als Abgrenzung blieb jedoch erhalten.
 
"Über den heilmischen Ehrbegriff könnte man wohl ganze Bände füllen - und auf der andere Seite reichen wenige Worte. Viele Heilme setzen "ehrenhaft" mit "heilmisch" gleich. Aber für uns Beliazari ist "ehrenhaft" wohl am ehesten mit den "gottgefälligen", also "guten Sitten" vergleichbar. Wenn es denen entspricht, ist eine Handlung ehrenhaft. Und wenn nicht, nicht. Und da es die "heilmischen guten Sitten" sind und die von fast allen anderen nicht geteilt werden, werden wir, nun ja, per se oft als zumindest nicht ehrenhaft betrachtet - ohne aber gleichzeitig per se "unehrenhaft" zu sein. Das ist dann eher so eine Grauzone. Aber jetzt höre ich auf. Zumindest ohne ein Bräu."

Durchführung

Wie beim Kutuaken reisen alle heilmischen Familien mit allen Mitgliedern, vom Greis bis zum Neugeborenen, am Vortrag zum jeweiligen großen Festplatz der Region. Der Kandtarall stoßen einmal mehr abends dazu.
 
Feuerholzstapel by Secere Laetes mit Stable Difussion
Am ersten Tag erfolgt dann die große Schichtung. Alle Familien bilden einen großen Kreis und jene Familien, die mindestens einen Verlust zu benennen haben, treten vor in einen kleineren Kreis, der heutzutage oft auch genauso groß ist, was seine Mitglieder betrifft. In diesem sogenannten kleineren Kreis benennt jede Familie reihum jeweils einen großen Verlust und je Verlust werden mitgebrachte Holzscheite für das große Feuer gelegt. Während für einen Toten in der Familie ein Stamm oder mehrere Scheite gelegt werden dürfen, ist es etwa für den Verlust eines Stück Großviehs nur ein kleiner. Sollte der eigene Hof oder andere Sitze einem Schicksalsschlag, etwa einer Überschwemmung, einem Feuer oder Monstern zum Opfer gefallen sein, können bis zu drei, dann meist gespendete Stämme beigesteuert werden. Sobald eine Familie alle Verluste benannt hat, tritt sie zurück bis alle Familien wieder dem großen Kreis angehören. Etwaige Gäste, Garlahiba Heilhem, dürfen sich der Familie anschließen, mit der sie am meisten verbunden sind. Der Tag klingt aus mit Anrufungen an die beteiligten Götter, etwa Takil, Alleres oder auch Bes und dann den Vorbereitungen auf den nächsten Tag.   Der zweite Tag ist der Tag der Klage und der Trauer. In jeder Familie wird derjenige, der als am meisten betroffen angesehen wird, Teil der Zeremonie der Asche, bei dem die Asche des jeweiligen Lagerfeuer des Vortages mit Bräu zu einer dicken Paste gemischt wird, mit der die Helken der ehrhaften großen Verluste von den Kandtarall auf das jeweilige Familienmitglied gezeichnet werden. Mit derselben Paste werden zudem auf ein Blatt Aschenpapier oder zur Not auch auf Pergament die kleinen ehrbaren Verluste der Familie geschrieben, etwa ein Stück Kleinvieh oder aber der Verlust eines Glieds, etwa eines Zeigefingers, solange dies ehrhaft geschah. Diese werden gefaltet und ebenfalls in den Feuerholzstapel gesteckt. Zuletzt können alle auch Strohhalme oder generell Zunder in das große Feuer gesteckt werden, mit denen nicht ehrloser Verluste oder sehr persönlicher kleiner Verluste gedacht werden kann wie etwa der Verlust eines Fingers bei handwerklichen Arbeiten oder eine unglückliche Liebe. Der Abend endet mit einem allgemeinen Besäufnis unter vielen Tränen, während sogenannte Erzähler insbesondere verlustreiche, meist tragische Epen vortragen.   Am dritten Tag werden unter Anrufung aller beteiligten Götter durch die Kandtarall alle heilmhaften Gegenmaßnahmen für die Verluste aufgeführt. Auf Grund der relativen Vielzahl der in den Kriegen gefallenen Heilme sind dies etwa noch mehr Training, aber generell auch noch mehr Krieg gegen die südlichen Nachbarn, um diese einzugliedern und damit die Gefahr zu bannen. Je nachdem, wer den Todesfall auslöste, kann es aber auch ein Racheschwur gegen einen bestimmten Aufständischen oder etwa eine Monstergattung, ja einen Drachen oder Aszal sein - letzteres, sofern die Kandtarall bestätigen, dass es sich hierbei um eine Aufgabe der Balance handeln würde. Er endet damit, dass der Feuerholzstapel bei Einbruch der Dunkelheit entzündet wird und unter Schwüren auf die Götter abbrennt.   Der vierte Tag dient der Feierei am nun abgebrannten Feuer mit (einmal mehr) viel Bräu sowie zahlreichen Leckereien, deren Zubereitung bei frischen Lebensmitteln begonnen wird sobald das Feuer zu zwei Dritteln abgebrannt ist, während Eintöpfe und Braten bereits am Morgen des dritten Tages in großen Kesseln und Brätern begonnen wurde. Sobald die Asche an diesem Tag abgekühlt genug ist, wird sie zudem feierlich von den Kandtarall eingesammelt, die hieraus für die nächste Feier und andere rituelle Anlässe Aschenpapier herstellen.

Teilnehmer

Selbstverständlich habe die Kandtarall als Begleiter eine Hauptrolle, aber ebenso tragend ist jeder Trauernde - und damit auf Grund der Ausweitung des Verlustbegriffs inzwischen fast jeder Heilme. Zeugen gibt es daher meist nur noch wenige. Manche Gemeinschaften sind dazu übergegangen, kurz vor dem Fest ein oder zwei heilmische Familien zu bestimmen, die dann für alle als Zeugen fungieren. Andere laden Weggefährten Heilhems, Garlahiba Heilhem ebenfalls zum Dhesasagrayn und damit als Zeugen ein. Abgesehen von diesen Nicht-Heilmen sind andere Nicht-Heilme bei diesem Fest nicht erlaubt, nicht einmal als Sklave.
Inhaltsverzeichnis
 
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Kommentare

Author's Notes

Die Idee existierte schon länger, aber für Grand Celebrations habe ich mir endlich einen Ruck gegeben und sie nieder geschrieben. Danke dafür.  

Grand Celebrations
Generic article | Dec 21, 2024


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Dec 17, 2024 14:18

Was für eine interessante ehrenhafte Feier!
Mir gefällt wie du sowohl die etwas komplizierte Wortbedeutung für Heilmhaft ein gebaut hast, als auch welche Kritierien für einen heilmhaft zu betrauernden Verlust gelten!

Have a look at my entries for:
A lot of unofficial Challenges
Dec 25, 2024 21:58 by Secere Laetes

Danke, danke. Ehrenhafte Leute brauchen ehrenhafte Feiern ;).   Da ich die armen Heilme bisher noch nicht wirklich beschreiben konnte, bzw. nur in kleinsten Bruchstücken, musste ich etwas einfließen lassen, damit es zumindest ein wenig verständlicher ist. Wenn ich die einmal richtig angehe braucht das ggf. sogar einen eigenen Artikel ^^". Aber ich wollte den Artikel endlich mal schreiben - schon um meinen Mann zu überraschen, der sich eher fragte, was Heilme denn Bitte mit Wein zu tun haben, wenn es bei mir dem Namen nach doch keinen Wein gibt.

Dec 18, 2024 19:35 by Imagica

I hope the translation did your article justice, because from what I got the concept of this celebration intrigued me so much! The way the Heilme turn mourning into a cathartic experience for the whole community which leads to joy is very inspiring. <3

Come visit my world of Kena'an for tales of fantasy and magic!

Or, if you want something darker, Crux Umbra awaits.

Dec 25, 2024 21:59 by Secere Laetes

Thank you very much. And yes, that is the essence of the article.

Dec 21, 2024 07:43

Mir gefällt diese Tradition und es ist sehr interessant, dass scheinbar auch wirklich der kleinste Verlust betrauert wird, doch frage ich mich, ob diese Kultur eventuell bei anderen Kulturen als weinerlich eingestuft werden könnte oder warum man auch den kleinsten Verlust betrauert? Ist in dieser Kultur etwas so schreckliches vorgefallen, dass ein ganzes Volk von Verlustängsten geplagt wird?

Stay imaginative and discover Blue's Worlds, Elaqitan & Naharin.
Dec 25, 2024 21:54 by Secere Laetes

Nun, die geistige Führung will mit dem (immerhin nur alle vier Jahre stattfindenden) Ritual eher so ein Ventil der Menschlichkeit schaffen. Die Heilme sind nämlich in gewisser Weise ein Volk von nordischen "Kreuzrittern", die die anderen menschlichen Reiche auf diesem Kontinent (bis auf Beliazar) und am liebsten auch Masmiim, erobern wollen, um durch ihre überlegene Spiritualität und... Ehre die Welt vorm Weltuntergang zu bewahren. daher ist das ganze Reich auf Krieg getrimmt, wenn man so will. Ja, sie wollen alles erobern, aber da das eben eine gute Sache sein soll, müssen sie auch gute Menschen bleiben. ... Da die Spiritualität der Heilme jeder anderen Ethnie fremd ist, ebenso deren Kultur, sehen das alle anderen allerdings eher nicht so.

Dec 26, 2024 08:58

Vielen Dank, das hätte ich jetzt so von den Heilme nicht erwartet, aber es ist sehr nachvollziehbar, um die "Moral aufrechtzuerhalten", aber vielleicht auch etwas heuchlerisch? Ich bin sehr gespannt, mehr über deren Kultur zu erfahren.

Stay imaginative and discover Blue's Worlds, Elaqitan & Naharin.