Schachtbälger

Der vielleicht dreckigste und unwürdigste "Beruf" im Civis ist der der Schachtbälger.
Ein Schachtbalg wird gerufen, wenn ein Schornstein gereinigt oder ein Kabel durch einen neuen Schacht gezogen werden muss, Maschinenteile zwischen engen Schwungrädern feststecken oder Kloakenrohe verstopft sind - unter einer Vielzahl denkbarer Situationen, in denen schmutzige Jobs in für Erwachsene unzugänglichen Stellen durchgeführt werden müssen. Von den Arbeitern des Civis auch spöttisch 'Kriecher' genannt, eignen sich als Schatbälger vorwiegend kleinwüchsige und/oder besonders junge Straßenkinder, die sich in die engen Tunnel, Rohre und Kabelschächte, die das Civis zusammenhalten, oder die etlichen Fabrikschlote und -Nischen, die nie für menschlichen Zutritt konstruiert wurden, zwängen können und dort ihre Gesundheit, wenn nicht ihr Leben aufs Spiel setzen - für meist nicht mehr als ein wenig Brot und Suppe oder eine Platte.
Am unbeliebtesten sind die Jobs, in denen man in verstopfte Rohre steigen - meist auch abtauchen - muss, sich mit bloßen Händen und meist blind einen Weg durch den bis dahin aufgestauten Unrat bahnt, um dann den Pfropfen, der alles zurückgehalten hat, manuell aufzudrücken. Mit ein wenig Glück lässt einen der Auftraggeber an einem Seil sichern - sonst braucht man umso mehr Glück, wenn man mitsamt dem freigesetzten Abfall weggespült zu werden droht, hat man einmal die Verstopfung beseitigt. Doch gefährlicher und tödlicher sind die Arbeiten, wenn man in laufende Maschinen steigen muss, um Keilriemen wieder aufzulegen, Verklemmungen zu lösen oder Werkzeuge zu bergen, sowie durch Kabelschächte kriechen und hoffen muss, dass keine Isolation an den Stellen, an die man seine bloße Haut abstützt, zufällig gebrochen ist - andernfalls steht einem anderen Schachtbalg der andere, äußerst unbeliebte Job bevor, ebenfalls in selbigen Schacht zu kriechen und die verkohlten Überreste des Vorgängers aus dem Schacht zu bergen...
Schachtbälger werden nicht sehr alt - aus dem einen oder anderen Grund. Der eine, dass die Sterblichkeitsrate dem geschilderten Risiko entsprechend hoch ist. Der andere, dass Kinder nach wenigen Kammern 'im Dienst' zu groß für die meisten Schächte werden und sich andere Wege suchen müssen, ihr Brot zu verdienen. Darüber hinaus können sie nur hoffen, dass der Ruß, Teer, Metallstaub und Unrat, dem sie sich als Schachtbalg ausgesetzt haben, ihre Lebenszeit nicht zu sehr verkürzt haben...