Die ganz frühen Jahre
Veid wurde in eine Familie von kastaanischen Tagelöhnern hinein geboren. Oder er wäre es, wenn nicht sein Vater kurz vor der Geburt in Perta in eine Schlägerei verwickelt worden und daran wenige Tage vor der Geburt verstorben wäre. Seine noch hochschwangere, vor kurzem 16 Jahre alt gewordene Mutter war aus mehreren Gründen entsetzt, wusste sie doch so nicht, wie sie sich und den bald kommenden Säugling verwahren sollte. Sie versuchte im Flussviertel eine Anstellung als Schankmagd zu finden, aber solange sie hochschwanger war, wollte sie niemand anstellen. So blieb ihr bis zur Geburt in einer Hintergasse nur die Bettelei.
Nachdem die Geburt soweit glücklich überstanden und Veid auf der Welt war, fand sie zwar recht schnell Anstellung in der Taverne "zum Flussmann", hatte nur das Problem, dass ihr für Unterkunft und Verpflegung für den Neugeborenen und sich so viel vom Lohn abgezogen wurde, dass sie noch als Zimmermädchen und für andere Dienste herhalten musste, damit sie ohne Lohn dort leben und vor allem arbeiten konnte. Sie ließ sich darauf ein, wollte sie doch nicht, dass Veid auf der Straße landete.
So sind Veids früheste Erinnerungen an seine Mutter vor allem davon geprägt, tagsüber großteils im Tragetuch an sie geschmiegt zu sein, während sie arbeitete und abends bis nachts irgendwo abgelegt zu werden. Dies änderte sich, als er etwa eins war und dann in der Küche die ersten Hilfsarbeiten erledigen sollte wie
Melsen lesen. Derartigen Tätigkeiten ging er noch nach als seine Mutter zusammen mit der zur Welt kommenden Schwester bei der Geburt verstarb als er zwei war.
Das Einsehen des Wirts war groß genug, dass er den kaum sprechenden Knaben zur Priesterschaft der
Daelstem ins Waisenhaus brachte. Eigentlich eine verhältnismäßig gute und sogar angesehene Wahl für Waisen, nur war es für Veid schier unerträglich. Als augenscheinlich kastaanisches Kind gaben sie sich bei ihm besonders viel Mühe, um ihn gottgläubig und fromm werden zu lassen und abgesehen davon war er auch noch der Sohn einer Schankmagd, die sich wohl auch noch als Hübschlerin verdingt hatte, wenn sie unverheiratet ein weiteres Kind bekommen hätte, was noch dazu führte, dass sie ihn besonders streng zur Tugend erziehen wollten.
Die Lehrjahre
Aber auch die anderen Kinder waren nicht hilfreich. Die meisten anderen Waisen in dem Waisenhaus waren Berenen, so dass er wegen der dunkleren Hautfarbe ohnehin schon von diesen Kindern ausgeschlossen wurde, die mit ihm immerhin jemanden hatten, der in der Hierarchie noch tiefer stand. Die anscheinenden Laster seiner Mutter führten dann zu noch mehr Hänseleien und Prügel. Dass es den anderen beiden kastaanischen Kindern, die nach ihm dazu kamen, ähnlich ging, half ihm wenig, zumal die Priester alles versuchten, um die jungen Kastaani voneinander zu trennen. Mit aus ihrer Sicht nur den besten Gründen, sollten doch alle Waisen wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden und das hätte natürlich nicht geklappt, wenn Kastaani zusammen aufgewachsen wären.
Mit sechs Jahren hielt es Veid endgültig nicht mehr aus. Er stahl sich aus dem Waisenhaus in die Straßen des Flussviertels, womit er da gelandet war, wovor seine Mutter ihn aufopfernd hatte bewahren wollen. Hinterher wurde dem Kastaan niemand geschickt und so konnte er ungestört versuchen, mit Hilfstätigkeiten und Betteln etwas Geld oder zu essen zu bekommen bevor er von einigen größeren Kindern oder jungen Erwachsenen geschnappt und eingewiesen wurde, dass dies das Gebiet der Flussdiebe sei und er sich aussuchen konnte, ob er rekrutiert oder verscharrt sein wollte.
Er entschied sich für ersteres und bettelte dier nächste Zeit tagsüber für die Flussdiebe, um nachts in den Taschendiebstahl eingewiesen zu werden. Seine eher verstohlene und zudem schmächtige Art verbunden mit langen, dünnen Fingern ließen ihn an den Markttagen dann sehr zur Freude der Gilde sehr gut darin werden. Als er älter wurde, wurde er mit etwa 9 Jahren in das Hauptquartier der Diebe in
die Gewölbe Pertas gelassen, wo er nun auch den Rest der Diebeskunst, insbesondere das Schleichen, Klettern, Öffnen von Schlössern und Fallen erkennen, stellen und entschärfen lernte - sowie die
Selbstverteidigung mit dem Dolch.
Zudem war er nun generell sehr viel in den Katakomben unterwegs, verbanden diese doch ganz Perta ohne störende Mauern miteinander, wenn man wusste, wo die inzwischen uralten Versiegelungen vielleicht nur schlampig angebracht worden oder sich durch den Zahn der Zeit neue Lücken ergeben hatten. Dass dies durchaus gefährlich sein konnte sah man allerdings auch an den vielen Räubern und Dieben, die die Streifzüge nicht überlebten, sei es durch jahrtausendealte Fallen oder magische Blindgänger oder schlicht die teils marode Bausubstanz. Oder Nachstellungen der Stadtwachen.
Er selbst hatte in den alten Strukturen allerdings nie Angst, es machte sich eher zum ersten Mal ein Gefühl der Heimat breit und bald entdeckte er, dass die Katakomben und ihn ein freundschaftliches Band zu verbinden schien, das es ihm ermöglicht, besonders leicht dorthin zurück und durch die Stukturen hindurch zu kommen. Dieser Vorteil ließ ihn verbunden mit seinem überdurchschnittlichen Geschick, seiner Aufmerksamkeit und der nicht zu unterschätzenden Intelligenz so gut werden, dass er sich im Alter von 12 Jahren für selbstständig erklärte. Nach einigen Unterredungen, Demonstrationen und Beweisen seines inzwischen erworbenen Geschick und Könnens einigten sie sich gütlich mit einer Ablöse und dem Vesprechen, dass er ihnen nicht ernsthaft in die Quere kommen würde.
Die Eigenständigkeit und die eigene Identität
Nur kurz freute er sich seiner neu gewonnenen, nun wirklichen Freiheit, hatte er doch in seiner Zeit bei den Dieben viel Gelegenheit gehabt, durch die Stadt zu kommen - und das Elend zu sehen, in dem sich nicht nur er befunden hatte. Nach sehr kurzer Bedenkzeit begann er, ein für ihn gut erreichbares
Gebäude in den Katakomben auszuwählen, herzurichten und
Veids Kinderbande zu gründen, in dem er zunächst eine der anderen beiden Kastaani aus dem Waisenhaus der Daelstem holte - der andere wollte nicht mit - und zudem zwei andere junge Kastaani von der Straße in die Gewölbe holte.
Zum ersten Mal hatte er wirklich Spaß, zumal viele, denen er zuerst geholfen hatte, nicht viel jünger waren und sie so eine richtige Gemeinschaft bilden konnten. Auch wenn diese oft genug auch einer Traumabewältigung glich. Trotzdem gefiel es den anderen wie ihm, dass sie eben keine Struktur schufen, die auf Dominanz und Gewalt, sondern auf ein Miteinander, eine Gemeinschaft fußte - die eben auch für einen da war, wenn man sich mal verletzte oder krank wurde. Zu dem Zeitpunkt fiel Veid durch die anderen Kastaani aber auch zum ersten Mal auf, dass es auch für sie sehr einfach war, sich in den Gewölben zu bewegen. Auch wenn er sich keinen Reim darauf bilden konnte, zumal die anderen auch wenig von der eigenen Kultur wussten. Das einzige, was sie wussten, war, dass sie es schwerer hatten, weil sie anders aussahen und damals verloren hatten.
Sie wurden erfolgreicher und einträglicher und so traute Veid sich zu, immer jüngere kastaanische Erwachsene, dann Kinder und Kleinkinder aus Waisenhäusern sowie von der Straße zu holen - oder aber bei Banden auch auszulösen. Dies führte schließlich dazu, dass er von einem blinden alten Kastaan hörte, der wie auch immer bisher auf einige der Kinder Acht gegeben hatte. Sie trafen sich und eine der ersten Fragen Karims war, wie es wohl dazu käme, dass sie sich im Gewölbe so gut zurecht finden würden. Nur um dann die Geschichte dazu zu erzählen. Und zum ersten Mal fing Veid an zu ahnen, dass es wohl weit mehr zu den Kastaan zu wissen gab, als dass die Berenen sie damals besiegt hatten, weil sie sich gegen die Götter stellten und sie als Verlierer und Ketzer so schlecht angesehen waren, sowie ein bisschen Sprache.
Dirna amal Kastaani
Veid fragte Karim, ob er ihn und die anderen, insbesondere die Kinder, vielleicht unterrichten könnte und Karim willigte nur zu bereitwillig ein. Schnell erschloss sich ihnen allen eine andere Welt - und sie erkannten, dass das, was sie bisher eher fragmentarisch als
Kastaana kannten, es gar nicht so richtig war. Veid sog alles geradezu auf, während er langsam die Zusammenhänge zu verstehen begann. War er inzwischen schon eher dazu übergegangen, insbesondere bei Betuchten einzubrechen, um ihnen ein gutes Überleben zu sichern, begann er nun, sich auch als Schatzjäger zu verdingen, was seither immer mehr zunahm - zur Bergung von Artefakten ihrer Kultur und solchen der Berenen für den Lebensunterhalt. Dabei half, dass Karim ihm nicht nur etwas zu ihrer Kultur sagen, sondern auch etwas zu Magie beibringen konnte.
Während Veids Kinder- und Jugendbande, inzwischen offiziell umbenannt, weiter wuchs und noch gemeinnütziger und auch offener anderen Benachteiligten gegenüber wurde, fühlte sich Veid immer mehr der Sache der Kastaan verbunden - und trat schließlich auch den
Dirna amal Kastaani bei, von denen Karim bereits Mitglied war. Seither unterstützt er die Organisation, die sich für Kastaani einsetzt, wenn diese benachteiligt werden und zudem die Kultur der Kastaan wieder aufleben lassen will, sehr stark, glaubt er doch an ihre Mission.
In deren Auftrag ist er im Jahr 100.002 AZT in Darmera unterwegs - und auch, weil es in Perta gerade etwas zu heiß für ihn wurde, nachdem er Veid und dessen Gruppe einmal zu viel geholfen hatte.
Hey there fellow Tomie! I am blown away by the incredible depth and detail in your article. My favorite part was the bond between Veid and the catacombs. What a cool idea and awesome persona for your world. Thank you for sharing. Great job! I'll be featuring this article in my SC24 Reading Challenge.
Summer Camp ‘24 Reading Challenge
Thank you very much for the mention. I'm really pleased that you liked him so much, even if I had to keep it short due to lack of time (I would have liked to tell you more about the person himself, but I didn't want to shorten the background story I was making up). And yes, as Kastaan he has a lot of advantages in the catacombs. I hope I can reveal the reason for this in WE at the latest.