Die Federn des Schleiers - Kērux
Allgemein:
Die Anhänger der Schleierfedern dienen der Gottheit "Kērux", auch "Korvis", die aus den alten Legenden der Corvians aus den nördlichen Gebirgssiedlungen überliefert wurde. Die Gottheit ist beinahe vergessen und nur wenige kennen ihren Namen, sodass sie oft nur als der "Rabengott" bezeichnet wird. Selbst die Corvians, die ihren Namen von ihrem Gott abgeleitet haben, interessieren sich heute nur noch wenig für ihren Schutzpatron.Der Rabengott Kērux:
In den Geschichten der alten Corvians in den Bergregionen hinter Pratigas, wo ihre Rasse in hohen Höhlen an steilen Klippen ihre Nesterdörfer baut, steht über ihnen die Gottheit Kērux. Dieser Gott in Gestalt eines großen Rabens wird auch als "Bringer der Nacht" und "Bote der Schatten" bezeichnet. Diese durchaus düsteren Beinamen führten dazu, dass die Sagen der Corvians von anderen Völkern schnell als böse Omen und ihr Gott als dunkler Gott des Todes abgetan werden. Tatsächlich stellt sich Kērux in den Erzählungen der Corvians gegen die Naturgewalten und namenlose üble Götter, die Katastrophen und Unheil über sein erwähltes Volk bringen wollen. Kērux ist der kühle Wind der Nacht, er ist das sanfte Rascheln der Bäume und die liebevolle Umarmung der Nacht. Kērux ist der große Rabe, der die Corvians liebt und sie aus seinem eigenen Gefieder geboren hat. So war er, und so wacht er über die Dunkelheit der Nacht, in der die frühen Corvians jagten und lebten. Doch vor langer Zeit, so heißt es, kam ein helles Licht und verbrannte Kērux' Gefieder, sodass auch die Corvians nun seine Schmerzen tragen. Ihre Lebensspanne wurde kürzer und die Krankheit begann sich in den Corvians zu laben. Die alten und wilden Corvian-Stämme in den Gebirgen sprechen in ihrer fremden Sprache von der Leihgabe des Lebens und des Gefieders. In ihren schwarzen Augen sind Kērux und sein Volk eins, das Leid des einen trägt der andere.Da die meisten Geschichten in der bekannten Welt seit Jahrtausenden in Vergessenheit geraten sind, ist nur noch wenig über Kērux und seinen Glauben bekannt. Nur wenige glauben an die Existenz des Gottes, auch wenn sie dem Glauben des Schleiergefieders folgen. Laut den Erzählungen der Corvian-Vetteln ist ihr Gott nun ohne Federn und grässlich entstellt. Wartend und singend sitzt er auf dem höchsten aller Berge und wartet auf die kommende ewige Nacht, in der seine Kraft und sein Gefieder zurückkehren. Die Nacht, in der seine schwarzen Schwingen von der endlosen Umarmung der Dunkelheit künden.
Glaube:
Der Glaube der Corvians wird unter den Gläubigen auch als "Glauben des Schleiergefieders" bezeichnet. Da der Glaube beinahe ausgestorben ist, ist er jedoch nur als "(Antiker) Glaube der Corvians" bekannt. Die Corvians rückten bereits vor Jahrhunderten den Glauben aus dem Zentrum ihrer Weltvorstellung. Zu beschäftigt sind sie mit der Zukunft und dem Erreichen ihrer hohen Ziele, zu groß die Scham vor der unzivilisierten Vergangenheit.Die übrigen Anhänger des Glaubens nennen sich selbst "Schleiergefedern" und sind zumeist nur in den kleinen Bergsiedlungen zu finden. Nur äußerst wenige Corvians in Pratigas zählen zu diesen Anhängern. Der Glaube des Schleiergefieders dreht sich um das Selbstverständnis als Teil einer göttlichen Identität. Für die Schleierfedern ist jeder ihrer Art eine Feder in einem großen Federkleid, das auf ewig verbunden und voneinander abhängig ist. Die Schleierfedern sehen die Welt als beeinflussbares Konstrukt und die Nacht als Geschenk ihrer Gottheit, die über sie wacht. Schleiergefieder haben keine Verwendung für Gebete, sondern singen in ihren Nestersiedlungen ein gemeinsames Lied, welches in den Tälern der Gebirge widerhallt und ihnen zu Einigkeit verhilft. Jede Siedlung, getrennt durch hohe Berge und tiefe Schluchten, ist in diesem Pfeifen zu hören. Da die primitiveren Corvians nachtaktiv sind, beginnt ihr Gesang kurz vor Sonnenuntergang und endet, nachdem die Nacht hereingebrochen ist. In ihrer Vorstellung besänftigt ihr Gesang den Himmel und führt sie in den traumlosen Schlaf der Nacht, wo ihre Kraft, so wie die Kraft ihres Gottes, am größten ist. Die Bergvölker der Corvians, oft vergessen von den fortschrittlichen städtischen Corvians in Pratigas, folgen vielen Ritualen, wobei dieser Abendgesang der wichtigste ist. Da die Bergsiedlungen nur schwer zu erreichen sind und die Sprache der wilden Corvians keinen bekannten linguistischen Ursprung hat, fällt die Erforschung dieser Ritualkultur jedoch äußerst schwer. Nur wenig ist daher von den Ritualen und Gebeten der "unzivilisierten" Corvians bekannt. Die städtischen pratiganischen Corvians hingegen pflegen den Glauben und die Rituale höchstens hinter verschlossenen Türen. Zu wichtig sind ihre Ambitionen, zu gering ihre Hingabe zu ihrem fast vergessenen Gott, den sie durch ihre Forschung ersetzt haben.
Todeskonzept:
In der Vorstellung der Schwarzgefieder ist der Tod gleichbedeutend mit der Rückkehr zu ihrer Gottheit Kērux, deren Federn sie einst waren und sind. Nach dem Tod werden ihre Körper von den hohen Klippen der Nestdörfer geworfen, sodass ein Schwarm Krähen sich über die Leiche hermacht. In ihnen werden die Einzelteile des Verstorbenen zu ihrem Gott hoch oben auf die Bergspitze getragen, wo Kērux sie verzehrt oder ihnen neues Leben einhaucht. Erfolglose und kranke Corvians werden verzehrt, ihre Seele so vernichtet, während starke Corvians ein neues Leben beginnen dürfen.Organisation:
Auch wenn es in den Reihen der städtischen Corvians nur wenige gibt, die aktiv dem Glauben folgen, werden Treffen in kleinen Gesellschaften abgehalten und Gruppengesänge angeführt, um der Nacht zu huldigen. Besonders unter den Corvian-Attentätern ist der Glaube noch vergleichsweise stark, obwohl er keinesfalls eine leitende Rolle in ihrem Alltag spielt. Da diese Gruppe der Corvians dem Glauben und den Ritualen nur wenig Beachtung schenkt, steht die Organisation dieses Glaubens ebenfalls hinter den Geschäften der Fakultäten und der eigenen Forschung. Kleine Treffen, in denen alle gemeinsam als gleichgestellte Schleierfedern singen, und einzelne Türme, auf denen schwache Melodien vernommen werden, sind selten und sind die Höhepunkte des Glaubens in Pratigas. Anders sind die Bergvölker, welche sich im harschen Gebirge an ihren Glauben klammern. Für sie sind die Nestmütter die Vorsteher ihres Glaubens. Jene alten Vetteln, deren Sprache keinen bekannten Ursprung kennt, und die in ihren schwarzen Perlen die ewige Nacht der Welt erkennen. Sie sind Hellseherinnen, Dorfvorsteherinnen und Glaubensführerinnen in einer Person. Jedes Nestdorf am Hang eines hohen Berges untersteht einer oder mehreren dieser Nestältesten (Nestmütter). Unter ihnen stehen die Krähenmeister. Auserwählte Brutpartner der Nestmütter, die sich um den Schwarm von Krähen kümmern, die als Boten des Kērux gelten. Ihre Statur ist groß und mit ihren langen Gliedmaßen klettern sie an den steilen Berghängen. Auf ihrem Rücken ein großer Käfig, in dem sie ihre teuren Krähen vor den tödlichen Bestien der Berge schützen.Die übrigen Mitglieder dieser Nestdörfer bestehen zumeist aus den Kindern der Nestmütter. Sie dienen den Müttern und dem schwarzen Gefieder, zu dem sie eines Nachts zurückkehren werden.
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