Nummerische Darstellung Document in Terria (German) | World Anvil

Nummerische Darstellung

"Diese Starrsinnigkeit bringt mich noch um den Verstand", fluchte Ely und stierte auf den Stapel mit Briefen, welcher sich auf ihrem Schreibtisch türmte. Kaern trat neben sie und musterte das Schriftstück zwischen ihren Fingern. Die Schrift war wild durcheinander, ignorierte jede Form von Ordnung und Struktur, sondern schien in einem Anflug wilder Raserei niedergeschrieben worden zu sein. Es musste der dritte Brief diese Woche sein, der in dieser Form bei ihnen eingegangen war.

"Wieder ein Beschwerdebrief, ob deiner irrwitzigen These?", grinste er ein wenig während er die dampfende Tasse Tee neben ihr abstellte und ihr einen kurzen Kuss auf die Schläfe presste. Ein kurzes Grinsen zuckte über ihre Lippen und unterbrach das angespannte Schürzen. Sie schien einen Moment zu grübeln, dann packte sie das Dokument, hob es vor sich in die Luft. Sie hielt das Pergament mit Zeigefinger und Daumen, ein gutes Stück von ihrem Gesicht entfernt, beinahe als würde es sie anekeln. Nach einigen kurzen Momenten seufzte sie und begann in wildem Eifer das Dokument zwischen beiden Händen zu zerreißen, bevor sie beide Arme nach oben warf und einen Regen aus Schnipseln auf sich niederfallen ließ.

"Diese Einstellungstreue ist einfach lächerlich", fluchte sie in das leise Fallen der Schnipseln hinein, "die angeblichen Gelehrten behandeln meine Theorie als hätte ich ihre werten Mütter beleidigt. Als würde ich versuchen ihr Lebenswerk zu ruinieren und nicht eine kaum ältere Theorie zu erweitern. Manche von diesen kleinköpfigen Narren drohen mir sogar damit mich auf offener Straße zu attackieren."
"Dafür hattest du aber auch den lustigen Kerl von gestern, der dich zu einer Debatte im Stadtzentrum herausgefordert hat." Kaern musste grinsen bei der Erinnerung an die dubiose Herausforderung, was auch Ely zu einem Lächeln zwang. Einen Moment verharrten sie still, bevor er ihr eine Hand entgegenstreckte, um ihren Feierabend etwas früher als üblich einzuleiten. Kurz zögerte sie, blickte auf die Schnipsel, bevor sie mit den Schultern zuckte und seine Hand ergriff.

Die nummerische Darstellung bezeichnet eine Theorie der Energetik im Bezug zur Lebensenergie. Sie bildet das Gegenstück zum Spiegelbildprinzip, welches von Ely Tares im Jahr 219 nBnZ. begründet wurde.

Inhaltsverzeichnis
Typ
Journal, Scientific

Allgemeines

Das ursprüngliche Dokument, welches die nummerische Darstellung zum ersten Mal erwähnte, wurde im Jahr 44 nBnZ. durch die Gesamtheit der Forschungsabteilung des Rats veröffentlicht. Es wurde bewusst darauf verzichtet einzelne Namen als Verantwortliche hervorzuheben, da die generelle Erkenntnis auch in der öffentlichen Kommunikation als Fortschritt der Menschheit gehandhabt werden sollte. Dieses Dokument umfasste 244 handschriftliche Seiten, von denen die meisten theoretischer Natur waren und nur wenige tatsächliche fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse lieferten.

Das Dokument entstand zwei Jahre nach Entdeckung der Gesamtheit der Energien und theorisierte die Gesamtheit des Kosmos aus einer variablen Menge von bis zu 30 Energien. Wobei es auch Annahmen gab, dass lediglich Lebensenergie und magische Energie den Kosmos bilden. Wieder andere Theorien unterteilten Lebensenergie in bis zu 60 untergeordnete Gruppierungen. Wirkliche Anwendung aus all diesen Theorien fand lediglich das Konzept der "nummerischen Darstellung".

Zahlenfolge

Die nummerische Darstellung beschreibt alle Lebensenergie im Körper als eine nahezu endlose Folge an Zahlen. Jede einzelne dieser Zahlen repräsentiert eine Eigenschaft des physischen Körpers. So würde eine 6 an der sechsten Stelle dieser Folge eine blaue Augenfärbung bedeuten und eine 7 an neunter Stelle braune Haare. Ändern sich diese Zahlen besitzt die Person plötzlich weiße Haare und grüne Augen. Diese gedankliche Schule der nummerischen Darstellung wird als ganzheitliche Vorstellung beschrieben. Vom wichtigsten zum irrelevantesten Detail hinab reihen sich Zahlen ewiglich aneinander und je weiter hinten eine Zahl desto irrelevanter ist sie für die Gesamtheit.

Die gesplittete Darstellung bildet das gedankliche Gegenstück zum ganzheitlichen Verständnis. Hierbei besitzen winzige Fragmente einer Gesamtheit einzelne Zahlen, beispielsweise eine winzige Verfärbung des linken Fingernagels am Daumen. Diese unzählbaren Details, gewissermaßen für jede Zelle, reihen sich aneinander und bilden schließlich ein großes Ganzes aus sich. Diese Konzepte unterscheiden sich somit darin, ob das Gesamte die Form und Funktion der Fragmente vorgibt oder ob die Fragmente in ihrer Gesamtheit erst das Ganze ergeben.

Anwendung

Früher allgemeingültig im Verständnis der Lebensenergie angewandt, wird die nummerische Darstellung heute nur noch in der Alchemie verwendet, wo sie als Versinnbildlichung von Essenzen und Alchemica genutzt wird. Da die nummerische Darstellung ein ausgezeichnetes Verständnis der kombinierten Eigenschaften von Lebensenergie erlaubt, hat sie sich im Vergleich zum Spiegelbild-Prinzip durchgesetzt.


Cover image: by Midjourney

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