Rowarkar

Die Rowarkar sind ein Volk, das mit den Wellen spricht und unter den Stürmen lebt. Sie kennen kein Königreich, keinen Herrscher, dem sie ihre Loyalität schulden – ihre Gesetze bestehen aus unausgesprochenen Regeln, weitergegeben durch Geschichten und Lieder. Ihre Heimat ist nicht nur das Meer, sondern die pulsierende Stadt Njördskara, die sich wie eine lebendige Insel aus Holz und Stein an den Felsen der Küste schmiegt.

Niemand wird gezwungen, ein Rowarkar zu sein. Ihr Volk wächst aus Freigeistern, Ausgestoßenen und jenen, die sich von den festen Ketten der Gesellschaft befreien wollten. Doch unter der rauen Oberfläche aus Chaos und Freiheit verbirgt sich eine tief verwurzelte Ordnung, die nicht in Gesetzen steht, sondern in ihrer Lebensweise eingeschrieben ist.

Njördskara

Njördskara ist das Herz der Rowarkar, eine Stadt ohne befestigte Straßen, ohne Königspalast oder erzwungene Hierarchie. Ein Wirrwarr aus Holz und Stein, aus Brücken, die sich über klaffende Wasserläufe spannen, und Häusern, die sich übereinander türmen, als wollten sie das Meer überblicken. Jeder Ort trägt ein Symbol, eine Markierung, die auch auf den Tätowierungen der Seefahrer zu finden ist – ein Zeichen, das nach ihrem Tod bleibt, ihre Geschichte in einfachen Linien festgehalten.

In Njördskara gibt es keinen zentralen Markt, keinen geregelten Handelsplatz. Geschäfte werden in Tavernen besiegelt, an Lagerfeuern verhandelt oder auf den Schiffsdecks mit einem Handschlag abgeschlossen. Nichts ist festgelegt, und doch gibt es eine Struktur, die jeder versteht. Hier lebt man nach Instinkt, erkennt das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, und wer sich außerhalb dieser Dynamik bewegt, wird irgendwann allein sein.

Die Rowarkar

Ihr Volk lehnt feste Gesetze ab, doch die Gemeinschaft hält zusammen. Entscheidungen werden nicht durch Schriftrollen diktiert, sondern durch Erfahrung und durch die Stimmen jener, die man achtet. Streitigkeiten lösen sich oft aus der Situation heraus, durch Worte, Gesten oder – wenn nötig – durch rohe Gewalt. Doch selten sind es persönliche Kämpfe, die das Gleichgewicht bedrohen.

Wenn Konflikte größer werden, wenn sie die Struktur der Rowarkar infrage stellen, dann versammeln sich die Ältesten. Sie sind keine Herrscher, keine ernannten Richter, sondern Kapitäne, Händler und Seefahrer, die ihr Leben auf den Wellen verbracht haben. Ihre Entscheidungen sind nicht endgültig, nicht niedergeschrieben – sie bestehen nur in Worten, in Geschichten, die durch die Jahre weitergetragen werden.

Doch nicht alle Fehden enden mit Worten. Manchmal wird das Meer zum Richter. Blutfehden gehören zum Leben der Rowarkar, sind selten, aber unausweichlich. Ein Streit kann Jahre ruhen, ehe er sich in einem Duell auf See entlädt – zwei Schiffe, zwei Kapitäne, und die Flut entscheidet den Ausgang. Aber wer gegen die Gemeinschaft kämpft, wer Njördskara selbst bedroht, wird verstoßen, auf ewig ein Ausgestoßener in der Welt der Seefahrer.

Piraten oder Verbündete?

Viele sehen in ihnen nur Piraten – Gesetzlose, die die Handelsrouten bedrohen. Doch in Wahrheit sind die Rowarkar weit mehr. Sie sind Händler, Spione, Kundschafter – und Diplomaten, die keine Verträge brauchen, um ihre Macht zu sichern. Niemand kann sie kontrollieren, und doch sind sie tief in den politischen und wirtschaftlichen Strukturen der Küstenreiche verankert.

Die wichtigste diplomatische Verbindung besteht mit der Bruderschaft der Windwogen, einer mächtigen Seefahrtsgilde aus Nordhaven. Während die offiziellen Händler ihre Waren gegen festgelegte Abgaben austauschen, fließen zwischen den Rowarkar und der Bruderschaft Informationen, verdeckte Absprachen und diskrete Vorteile.
Manche Handelsrouten verschwinden, andere florieren – und die Rowarkar wissen genau, welche Hände dabei die Fäden ziehen.

Aber niemand darf ihre Loyalität als selbstverständlich betrachten. Heute mögen sie Verbündete sein, morgen könnten sie ein Schiff versenken, nur um das Gleichgewicht zu wahren. Sie kämpfen nie mit Armeen, sondern mit Informationen, mit klugen Täuschungen, mit scheinbaren Verlusten, die irgendwann zu einem Sieg führen.

Die Meister der See

Die Rowarkar besitzen keine gewaltigen Kriegsschiffe, doch ihre Flotte ist gefürchtet. Ihre Schiffe sind leicht, wendig, gebaut für Geschwindigkeit. Sie navigieren nicht nach Karten, sondern nach Sternen, nach Strömungen, nach den verborgenen Geheimnissen des Wassers.

Ihr Handel basiert auf Tauschgeschäften und kontrollierter Piraterie – alles, was sie nicht selbst herstellen können, wird entweder durch informelle Abkommen oder durch direkte Übernahme von feindlichen Schiffen beschafft. Einige der größeren Inselgruppen besitzen versteckte Werkstätten, in denen Schiffe repariert und nautische Werkzeuge gefertigt werden.

Sie nutzen die Natur als Schild: Tief in den Klippen ruhen ihre geheimen Häfen, von denen nur wenige wissen. Schwarze Segel lassen sie bei Dämmerung mit den Schatten verschmelzen, und ihre Schiffe verschwinden, bevor eine Flotte sie finden kann.

Musik, Meer und Mythos

Sie glauben, dass das Meer ihre Taten trägt, dass die großen Geschöpfe des Wassers – Wale, Haie, Rochen – die Seelen der Verstorbenen bewachen. Ein Rowarkar kehrt immer zurück zum Meer, seine Asche wird den Wellen übergeben, sein Geist versinkt in den Tiefen. Sie sagen, dass die Stimmen der Ahnen manchmal in den Stürmen erklingen, dass die Natur selbst spricht, wenn man ihr zuhört.

Und so leben sie mit Musik, mit Liedern, die den Rhythmus der Wellen nachahmen. Ihre Feste kennen keine festen Zeiten – sie feiern nach großen Ereignissen, nach Siegen, nach verlorenen Freunden. Ihr Tanz ist wild, ihr Leben kurz, ihr Tod unausweichlich.

"Die See vergisst niemanden - sie wartet nur auf den richtigen Moment, um sich zu erinnern."
— Lyraya, legendäre Kapitänin



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