Der Pfad in die Fremde

Die Wanderer von Keloris - Teil 2

Als die Ersten Hüter sich spalteten, zogen jene, die später zu den Hexen von Lumovarde wurden, weiter in unbekanntes Land. Sie hatten die Zeichen gesehen, die Strömungen gespürt – ihr Weg führte sie fort von Keloris, hinaus in eine Welt, die noch rau und ungezähmt war. Doch sie waren keine Verstoßenen. Sie hatten sich entschieden, ihre eigenen Wege zu beschreiten, ihre eigene Interpretation der Magie zu entwickeln.

Die ersten Jahre waren schwer. Die Inseln jenseits von Keloris waren unwirtlich, von Resten des ewigen Eises bedeckt, und das Netz des Lebens war schwächer als in ihrer Heimat. Sie mussten kämpfen – nicht mit Waffen, sondern mit Wissen. Sie begannen, ihre Magie zu formen, sie nicht nur fließen zu lassen, sondern sie durch Rituale zu bündeln. Die Energien von Gardnars Wurzeln erreichten sie noch immer, aber sie waren feiner, verstreuter. Wo die Tuath’vayra sich darauf konzentrierten, das Netz zu stabilisieren, suchten die Wanderer eine Möglichkeit, die Magie zu konzentrieren und zu nutzen, ohne sich vollkommen von der Erde abhängig zu machen.

Und so entstand die erste Ritualmagie.

Das Finden der Zeichen

Die Wanderer lernten, dass sie ihre Magie durch Symbole verstärken konnten – Gravuren in Stein, Muster im Sand, Linien in der Luft. Sie begannen, Zeichen zu setzen, die ihre Energie fokussierten, und entwickelten erste Runen, einfache Formen, die die Strömungen in sich speicherten und wieder freisetzen konnten. Es war kein Bruch mit dem alten Wissen, sondern eine neue Art, es zu nutzen.

Mit der Zeit wurde ihre Magie stärker, raffinierter. Sie fanden sich auf einer neuen Insel wieder, einem wilden Land voller Nebel und Schatten, das später Lumovarde genannt wurde. Die ersten Zeremonien wurden dort abgehalten, ihre Gesänge hallten zwischen den Felsen, und ihre Runen begannen, sich mit der Energie Gardnars zu füllen.

Die ersten Zirkel und die neue Ordnung

Noch waren sie keine Hexen – sie nannten sich nur Bewahrer, jene, die sich den Rhythmen der Magie verschrieben hatten. Doch je mehr ihr Wissen wuchs, desto klarer wurde ihre eigene Identität. Sie bildeten Zirkel, in denen Magie nicht nur durch individuelle Wahrnehmung, sondern durch gemeinsame Rituale verstärkt wurde.

Sie entdeckten die Erweckenden Tauperlen, eine Technik, um Nebelmagie aus der Feuchtigkeit des Morgens zu ziehen.

Sie entwickelten die Eisige Umarmung, ein Ritual, das ihre Magie mit den Überresten des ewigen Eises verband.

Sie begannen, die Schattenwurzeln zu erforschen, jene dunklen Orte, die einst Teil von Gardnars Reich waren.

Über Generationen hinweg wurde aus den Bewahrern schließlich ein Volk eigener Identität – und der Begriff Hexen begann sich langsam zu formen. Er kam nicht aus ihren eigenen Reihen, sondern von jenen, die ihre Magie fürchteten, die ihre Zeremonien nicht verstanden. Doch sie nahmen den Namen an und machten ihn zu etwas Eigenem.

Die Distanz zu Keloris – Ein verlorenes Erbe

Jahrhunderte vergingen. Die Tuath’vayra hielten ihre alte Lebensweise aufrecht, doch die Hexen waren nun eine neue Kraft, unabhängig und mächtig. Die gemeinsame Vergangenheit geriet in Vergessenheit, und die Spuren der Wanderung verblassten mit der Zeit. Niemand sprach mehr davon, dass sie einst von Keloris kamen – die Insel war nur noch ein ferner Name, ein Ort, der mit ihnen nichts mehr zu tun hatte.

Doch manche Magier glaubten noch daran. Alte Schriften, verborgene Zeichen in den Runen deuteten darauf hin, dass ihre Wurzeln nie ganz verschwunden waren. Ob bewusst oder instinktiv – ihre Magie folgte noch immer den alten Wegen, auch wenn sie neue Muster geschaffen hatten.

Die Geschichte war nicht vorbei. Die Magie, die einst beide Völker verband, floss noch immer durch die Welt. Und vielleicht würde eines Tages ein Ereignis die Wahrheit erneut ans Licht bringen.

Zusammenfassung

Die Ersten Hüter von Keloris waren einst ein vereintes Nomadenvolk, das im Einklang mit dem Netz des Lebens lebte. Mit der Zeit entwickelte sich eine Spaltung – eine Gruppe suchte nach tieferen Ritualen und zog weiter, während die anderen blieben, um das Gleichgewicht der Insel zu bewahren. Die Wandernden begannen, Magie zu formen und zu speichern, wodurch die erste Runen- und Ritualmagie entstand. Über Generationen wurden sie zu einem neuen Volk, das sich von seiner alten Heimat entfernte – die frühen Bewahrer, die später als Hexen von Lumovarde bekannt wurden.

Zugehörige Ethnien
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