Religionen

Allgemein

Bereits lange vor dem Fall - etwa zur Mitte des 21. Jahrhunderts - schwand die Bedeutung von Religionen und ganz speziell von Kirchen im Alltag der Menschen. Von der nachwachsenden Generation als eine weitere Ideologie enttarnt, waren es die immer alten, konservativen Werte, die nur genutzt wurden um weitere Unterdrückung von Andersartigen zu rechtfertigen. In einer immer komplexer - und transhumaner - werdenden Welt, war kein Platz mehr für den einen Gott, der schon lange nicht mehr Herr über die "Seele" der Menschen war.
Spätestens mit dem Fall jedoch wurde offenbar, dass ausgerechnet jene, die ein "reines" (meint biokonservatives) Leben gelebt haben besonders schlechte Chancen hatten den sterbenden Planeten zu verlassen. Sie gingen unter mit all den Tempeln und Kirchen und Moscheen und Synagogen, die heute nur noch als Trümmerfelder auf der Erde existieren. Welche Auswirkungen TITAN auf die Religionen haben wird ist heute nicht abzusehen, doch für alle von ihnen ist es ein harter kampf ums Überleben. Ein Kampf, den viele bereits verloren haben.

Liste alter Religionen

Als "alte" Religionen sind all jene Religionen bezeichnet, die bereits vor dem Fall eine wichtige Rolle auf der Erde gespielt haben. Aufgelistet finden sich nur Religionen, die heute überhaupt noch eine Rolle spielen.

Christentum

Dem Christentum ist es mit am schlechtesten gelungen sich den Neuerungen, die bereits lange vor dem Untergang der Erde eingetreten waren, anzupassen. Die entwicklung des Digitalisierten Egos war der Anfang, der der Kirche ihre Deutungshoheit über Leben und Tod nahm. Und mit ihr auf die Bedeutung der eigenen Lehren.
Nach dem Fall ist es einigen Vertretern verschiedener christlicher Religionen gelungen in die Jovianische Republik zu fliehen, wo sie bis heute noch einer der wichtigsen Eckpfeiler der vorwiegend biokonservativen Gesellschaft darstellt. Obwohl vor allem der Katholozismus sich hier durchsetzen konnte, finden sich auch andere christliche Strömungen und selbst Splitterreligionen der alten Erde werden gnädig geduldet.

Hinduismus

Als älteste organisierte Religion war es stets ein Alleinstellungsmerkmal des Hinduismus die ewige Transformation aller Lebewesen und Dinge zu predigen. Und in einer Welt, in der Veränderung so schnell geschieht wie es heute der Fall ist, gibt dieses Bild noch immer einigen Gläubigen Vertrauen in diese Religion. Durch die Nähe zur grössten indischen Community auf Shackle ist der Hinduismus vor allem auf Luna besonders stark vertreten. Doch auch die Barsoomianer auf Mars kennen einige Mitglieder dieser Religion unter den Ihren.
Besonders tragisch bleibt, dass die hohen Preise, die wenigen "Unberührbaren" - der niedrigsten Kaste des alten Kastensystems auf der Erde - die sich einen Körper leisten können, in synthetische Morphs gezwungen haben, was ihre allgemeine Stigmatisierung nur noch weiter erhöht hat.

Islam

Bereits vor dem Fall stark individualisiert, gelang es dem Islam in einem ganz besonderen Masse sich selbst und seinen Glauben zu perpetuieren. Zwar unterscheiden sich Sunniten und Schiiten noch immer, doch haben sich auch ihre Liturgien und Ansichten stark verändert, was vor allem der breiten Diversität von heute existierenden Lehren der Friedensreligion zu verdanken ist. All die konservativen Vorstellungen gegenüber der Rolle der Frau, Sexualität und der Reinstanzierung von Leben sind weitgehend abgeschafft. ALIs wurden - als Djins verstanden - in der Gemeinschaft der Gläubigen willkommen geheissen und viele Muslime akzeptieren selbst Uplifts in ihren Reihen.
Islamische Hochburgen findet man vor allem auf Luna und dem Mars, wo neue Moscheen heute in den weiten des Hinterlands gen Himmel ragen und Gebetsgesänge den Planeten auf seine glorreiche Zukunft vorbereiten sollen.

Judentum

Das Judentum hat jahrtausende lange Erfahrung mit Verfolgung, Ausgrenzung und Vernichtung der eigenen Religionsgemeinschaft. Die bis zum Fall als beispiellos geltende Shoah - die hebräische Bezeichnung der Judenvernichtung im dritten Reich - wurde durch das, was das Exsurgente Virus der Menschheit angetan hat noch übertroffen. Und doch hat das Judentum bis heute überlebt. Nicht aufgrund seiner hohen Anpassungsfähigkeit, sondern aufgrund der Sturheit und dem unerschütterlichen Glauben seiner Mitglieder, der selbst hartgesottenen Atheisten einen gewissen Respekt abverlangt.
Mit Nectar auf dem Erdenmond hat das Judentum seine wohl grösste Enklave, doch aufgrund des toleranten Kurses der Christen in der Republik, sind auch im Jovianischen Sektor einige verstreute Gruppen zu finden, die noch heute die gleiche Torah lesen, wie es seit Jahrtausenden Brauch ist - bis der Messias sie erlöst.

Mormonen

Selbst auf den Raumhäfen der heutigen Zeit sind Mormonen ein - relativ - häufiges Bild. Günstige Morphs, die mit breitem Lächeln auf Ahnungslose zutreten und nur zu gern mit ihnen über ihren Glauben sprechen wollen, werden nur allzu schnell mit den Mormonen identifiziert. Und das meist nicht zu Unrecht. Aufgrund der Tatsache, dass die Mormonen eine relativ junge Religion sind, hatten sie schon von Beginn an keine Hemmschwelle gegenüber Resleeving, Uplifts oder künstlicher Intelligenz. Und so haben viel mehr Vertreter dieser Religion es geschafft von der Erde zu fliehen, als man mancherorts glauben mag.
Laut Gerüchten haben die Mormonen irgendwo jenseits des Asteroidengürtels ein eigenes Habitat in dem über eine Millionen Egos von Gläubigen auf ihre Reinstanzierung warten. Ein Ziel, auf das die lächelnden Damen und Herren an den Raumhäfen nur allzu gern hinarbeiten und für das es sich lohnt Spenden zu sammeln.

Heidnische Religionen

Neo-Heidentum war schon vor dem Fall so klein und privat, dass der Untergang der Erde kaum etwas an den - ohnehin sehr unsicheren - Zahlen geändert hat. Die Stärke des Heidentums war stets die absolute Freiheit in der Ausübung des eigenen Glaubens die auf der einen Seite wenige Konflikte und auf der anderen Seite ein sehr loses Zusammengehörigkeitsgefühl versprach. Die beiden grössten "Richtungen" sind die Wicca - eine Art Natur-Schamanistischen Hexenkultes - die vor allem in den Stammesgemeinschaften der Marsnomaden Fuss fassen konnten und die Ásatru. Letztere führen ihren Glauben auf ein altes, euopäisches Volk - die Germanen - zurück und glauben an ein stark vermenschlichstes Götterpantheon. Sie findet man vor allem auf dem liberalen Titan.

Liste neuer Religionen

Die neu aufgetretenen Religionen haben vor allem den Vorteil, dass sie den Fall nicht als die Katastrophe erklären müssen, die es trotz ihrer Existenz gab - sondern weil es sie eben nicht gab. Das gibt den post-Fall Religionen einen Nimbus, der heute noch viele "Neugläubige" antreibt es auch einmal mit der Religion zu versuchen.

Neo-Buddhism

Aufgrund seiner geringen Regeln und des verhältnismässig geringen, eigenen Engagements, hat es der Neo-Buddhismus geschafft vor allem die Hyperelite und andere, eher oberflächliche Menschen in seinen Bann zu ziehen. Davon ausgehend, dass ein unendliches Leben es jedem Menschen über Kurz oder Lang erlaubt die Erleuchtung zu finden, ist diese Religion oft eher ein philosophisches Statement als wirklicher, praktizierter Glaube.

Technokreationismus

Dass die alten Religionen schwer unter dem Fall gelitten haben ist offensichtlich. Offensichtlich genug auch für die Technokreationisten, die hier einen klaren Zusammenhang zwischen ihrem Aufstieg und dem Untergang der Welt sehen. Sie betrachten die Ausrottung von Milliarden und den Untergang der Erde als Strafe und Zeichen Gottes in gleichem Masse. Sie sind der Überzeugung, dass Wissenschaft und Kollaboration der Schlüssel für einen erneuten Aufstieg der Menschheit ist. Durch die nach aussen hin offen gelebte psychologische und philosophische Überlegenheit, strahlen die Technokrationisten einen gewissen Glaz auf all jene ab, die die neue Welt als Geschenk eher, denn als Strafe betrachten wollen.