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Digitalisiertes Ego

Allgemein

Digitalisiertes Ego (Digital: Abgestuft/ In Einzelschritten erfolgend; Ego: lat. Ich/Selbst) bezeichnet die Übertragung der menschlichen Persönlichkeit in eine maschinenlesbare Sprache. Der Vorgang erstellt eine perfekte Kopie des "Geistes" (religiöser Term) eines Menschen und lässt dabei den biologischen Datenspeicher (vulgo: Hirn) unangetastet im Quellkörper zurück.   Seit der Entwicklung eines geeigneten Speichermediums für digitalisierte Egos wurden hunderte psychologischer und medizinischer Gutachten erstellt und peer-reviewed, die nahelegen, dass kein Unterschied zwischen einem menschlichen Bewusstsein und dem digitalen Zwilling existiert. Dennoch ist das digitalisierte Ego bis zum heutigen Tag Gegenstand einer Reihe von ethischer Diskussionen, die sich mit wichtigen philosophischen Fragen nach "Der Menschlichkeit in Dingen" und dem "Mechanistischen Menschenbild" beschäftigen.   Obwohl der Prozess auch heute noch nicht trivial ist und er vor dem Fall noch lange nicht jeder Person zugänglich war, geht man davon aus, dass etwa 78% der menschlichen Rasse mindestens einmal in ihrem Leben digitalisiert wurde. Heute beträgt der Anteil digitalisierter Egos an der gesamten Menschheit über 94%. Diese Zahl sinkt jedoch mit dem erstarken der Biokonservative  

Geschichte

In der zweiten Hälfte 21. Jahrhunderts gelang es einem Hypercorps mit dem Namen Recall den ersten, zivilen Prototypen zur Persönlichkeitsdigitalisierung vorzustellen. Der Vorgang war teuer und Fehlerbehaftet, doch gelang es nach nur wenigen Monaten der Weiterentwicklung die physische Speichergrösse des sogenannten "Stacks" auf ein Brieftaschen-Niveau zu senken.   Zunächst wurde das Konzept nur von einer Hyperelite genutzt, der es möglich war die horrenden Summen zu zahlen um sich den digitalen Zwilling zu leisten. Doch schon bald erkannten Länder mit einer grossen Bevölkerungsdichte den Nutzen für sich und starteten eigene Programme zur Egodigitalisierung, um so die Sozial- und Krankenkassensysteme zu stabilisieren - oder zu revitalisieren - nachdem diese kurz zuvor zusammengebrochen waren.   Die Entwicklung schritt schnell voran und der einstmals von Recall dominierte Markt wurde hart umkämpft. Es war nicht nur der Preiskampf sondern auch ein Kampf um Ideologien und Ethik. Nur wenige Jahre nach der Entwicklung des digitalisierten Egos überschlugen sich die Ereignisse, als klar wurde welche Bedeutung diese Übersetzung auch für das Uplifting hatte und schon bald wurden die ersten Experimente an Tieren vorgenommen um diese auf die kognitive Kapazität von Menschen zu heben.   Auf der anderen Seite der Welt wurden nun Stimmen nach Geburtenkontrollgesetzen laut: Zwar gelang es den Sozialistischen Parteien der Welt nicht ein "Reinstanzierungsrecht" für die gesamte Erdenbevölkerung durchzusetzen, doch mit dem neuen Gesetzesentwurf hatten Eltern, die selbst nicht für ihre Kinder sorgen konnten, nun die Möglichkeit ihre Sprösslinge gleich nach der Geburt digitalisieren zu lassen um ihnen so ein besseres Leben zu gewähren. Die Zeit Schritt voran und aus dem anfänglichen Angebot wurde nach und nach ein politischer und gesellschaftlicher Zwang. Zuerst in autoritären Regimen, dann überall auf der Erde.   Als schliesslich TITAN die Erde angriff konnten viele der Datenbanken und Egospeicher nicht länger geschützt werden. Viele der digitalisierten Egos wurden dem Netzwerk direkt hinzugefügt, während viele Menschen von den Maschinen Zwangsdigitalisiert wurden um wertvolle Informationen über den Kampf gegen die eigene Rasse beizusteuern.   Nach dem Fall und dem Tod von etwa 95% der Menschheit wurden die Geburtenkontrollgesetze wieder aufgehoben. Dennoch ist biologische Geburt ausserhalb der Jovianischen Republik und kleinen Teilen der Barsoomianischen Bewegung ausserordentlich selten und durch eine Mischung aus dem Schock über den Fall der Erde und der gesellschaftlichen Übereinkunft, dass Geburten unnötig geworden sind, in einem Grossteil des Sonnensystems verpönt.  

Technologie

Grundsätzlich stellt das digitalisierte Ego eine eins-zu-eins Kopie einer Menschlichen Persönlichkeit dar. Erinnerungen, Ziele und Eigenarten - Es wurde noch kein Turingtest entworfen, der die beiden gleichen Persönlichkeiten voneinander unterscheiden könnte. Mit den Jahren des Entwicklung hat sich jedoch die Komprimierungstechnik weiterentwickelt und so wird heute ein etwa Daumennagel grosser, diamantener Speicherkristall genutzt um das Ego zu transportieren. Natürlich gibt es weitreichende Datenbanken sowie Lebens- und Existenzversicherungen, die in verschiedenen, dezentralen Datenbanken Kopien von Egos aufbewahren. Meist nur für den Fall einer Reinstanzierung.   Im folgenden werden einige Begrifflichkeiten der Technologie erläutert  

Ego ID

Jedem Menschen der zum ersten Mal in seinem Leben digitalisiert wird, wird eine sogenannte "Ego ID" zugewiesen. Diese ID ändert sich nicht, unabhängig von der Anzahl der Reinstanzierungen oder Forks, die eine Person von sich hat anfertigen lassen. IDs werden von der ausstellenden Autorität erstellt und gespeichert und können bei einem Ortswechsel auch an andere Autoritäten übertragen werden. Das passiert typischerweise mit einer impliziten Einwilligung der Person, deren ID übertragen wird.   Typische Momente zu denen IDs übertragen oder abgefragt werden sind:
  • Stations- /Planetwechsel
  • Registrierung von Unfällen
  • Im Fall des eigenen Todes
  • Kreditvergabe
  • Standesamtliche Veränderungen (Heirat, Scheidung etc.)
  • Allgemeine Behördengänge
 

Stack

Als "Stack" oder auch "Kortikalspeicher" wird ein etwa Daumennagel grosser Speicher mit einer Diamantstruktur bezeichnet. Er enthält eine perfekte Kopie einer digitalisierten Persönlichkeit und kann auf diese Weise in Morphs eingesetzt werden. Der Stack muss dabei über einen USA (Universal Stack Adapter) mit dem Rückgrat oder dem Gehirn des Morphs verbunden werden um so eine reibungslose Datenübertragung garantieren zu können.   Stacks werden in den Körper implantiert. Versuche einen Adapter zum Schnellwechsel von Kortikalspeichern in Morphs einzubauen haben häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Hirnschlägen und Geistesstörungen geführt, da das (biologische oder mechanische) Hirn im laufenden Betrieb zu viele Signale bekommt um einen reibungslosen Wechsel zu gewährleisten. Daher werden Morphs in der Regel abgeschaltet oder in ein künstliches Koma versetzt, ehe eine Implantation vorgenommen wird.   Aufgrund seiner Grösse wird ein Stack in der Regel in der Nackenregion eingepflanzt. Dies beruht nicht direkt auf einem Gesetz, sondern ist eher eine allgemeine Konvention um die Rettung digitalisierter Egos im Notfall zu erleichtern. Gerade bei schweren Unfällen in denen der Morph ganz oder teilweise zerstört wird spart diese Regel viel Zeit und Arbeit.  

Morph

Auch einfach "Körper" genannt. Ein Morph ist ein - zumeist Anthropomorphes - Vehikel in welches ein Stack eingesetzt werden kann um es zu kontrollieren. Für einen unbedarften Beobachter oft einem Menschen ähnelnd hat ein Morph zwar alle Rezeptoren und Möglichkeiten Schmerzen zu spüren, ist jedoch ohne einen es bewohnenden Stack komplett hirntot und zu keiner emotionalen oder intelligenten Handlung in der Lage. Morphs werden häufig auch mit intelligenten Drohnen verglichen, was jedoch insofern eine nur unzureichende Beschreibung ist, als dass Morphs in der Regel nicht Teil eines Netzwerkes sind. Zwar gibt es in speziellen Fällen die Möglichkeit einer Fernsteuerung, diese ist jedoch ein Teil zur speziellen Nachrüstung. (siehe: Puppetsocks)  

Substracts

Als Substracts werden eine bestimmte Art von Morphs bezeichnet, die gewisse Körperfunktionen missen lassen. Der Grund ist nicht etwa eine Fehlproduktion, sondern der Versuch Ressourcen zu sparen und so eine höhere Anzahl von Körpern produzieren zu können. In der Regel werden Substracts vor allem in Situationen eingesetzt, in denen man schnell viele Körper für ein bestimmtes Set an Aufgaben benötigt. Diese Morphs sind ausserordentlich beliebt um als "Arbeits-Sleeves" zu dienen, werden aber in der Regel nicht auf dem freien Markt verkauft, da die fehlenden Funktionen nicht selten nötig sind um ein eigenständiges Überleben zu gewährleisten.   Natürlich gibt es auch einige Substracts die es bis in die Zivilgesellschaft geschafft haben. Die geschäftsmässige Entfernung von Gebärmutter und Samenleitern aus kulturellen Gründen ist eine dieser Entwicklungen.  

Morph-Sharing

Besonders beliebt bei Hypercorps ist das sogenannte "Morph-Sharing". Dabei teilen sich mehrere Egos einen einzigen Morph und steuern ihn abwechselnd. Auf diese Weise wird der Schichtbetrieb in einigen Berufen realisiert, ohne einen Zeitverlust durch physikalischen Wechsel der Arbeiter hinnehmen zu müssen. Und auch Sicherheitsdienste nehmen zumindest die Möglichkeit von Morphsharing gern in Anspruch, um eine Strafverfolgung zu erschweren.  

Backups

Ein Backup stellt eine Sicherheitskopie eines bereits bestehenden, digitalisierten Egos dar. Es wird zu verschiedensten Zwecken angelegt, beispielsweise bei Abschluss einer Lebensversicherung. Backups werden in der Regel so lange gelagert, bis sie benötigt werden um einen Menschen zu "Reinstanzieren" - Das bedeutet "Ihn wieder ins Leben zurück zu holen" also meistens nach seinem (un)freiwilligen Tod oder weil der Verbleib seines vorherigen Egos nicht mehr geklärt werden kann.   Da die Erstellung eines Backups ein hoch persönlicher Vorgang ist, ist die unfreiwillig durchgeführte Kopie (siehe Copy Grab) ein Straftatbestand, der in den meisten Jurisdiktionen mit hohen Geldbussen geahndet wird. Zu weiteren Auflagen bei der Erstellung und Lagerung von Backups zählt es, dass eine reinstanzierte Kopie von allen Server gelöscht werden muss um einem Missbrauch vorzubeugen. Da Lebensversicherer in der Regel natürlich die Situation vermeiden wollen, dass eine*r ihrer Kundinnen oder Kunden von permanentem Tod bedroht ist, werden oft bereits bei der Reinstanzierung erneute Kopien - natürlich mit dem Wissen des Versicherten - angelegt.   Rechtlich gibt es kein Maximum von Kopien die ein Mensch von seinem Ego anfertigen lassen darf. Allerdings ist es in fast allen Jurisdiktionen untersagt mehr als eines dieser Egos gleichzeitig in Betrieb zu nehmen (vgl. Forks). Zuwiderhandlungen werden häufig sehr hart bestraft.  

Resleeving

Der Vorgang der Reinstanzierung wird im Volksmund "Resleeving" genannt (Re: Erneut Sleeve: Anzug - vulgo "Morph") und bezeichnet das Einpflanzen eines Stacks in einem Morph. Anders als oft gedacht, ist ein Ego an sich nicht handlungsfähig, da es nichts weiter als ungenutzte Schnittstellen (EPI: Ego Application Programming) bereitstellt, die jedoch ohne einen Morph nur tote Enden sind. Dies ist auch der Grund, warum für gelagerte Egos kein Zeitempfinden existiert.   Es besteht zudem die Fehlannahme, Infomorphs seien eine Art "reines Ego". Das ist falsch. Zwar noch immer digitalisiert, sind Egos die Infomorphs bewohnen jedoch lebende, denkende und fühlende Wesen, die ein sensationelles Empfinden aufweisen und Erinnerungen in das Ego schreiben können. Aus diesem Grund gibt es zum Teil grosse Bewegungen auf Planeten und Stationen, auf denen Infomorphs keine- oder nur eingeschränkte Menschenrechte geniessen (vgl. Luna ).  

Ego Casting

Bei der Übertragung eines digitalisierten Egos über weite Strecken spricht man von Ego Casting oder Streaming. Es handelt sich dabei um eine eingeschränkte Form des Forkings bei dem eine komplette Kopie des Egos an einen anderen Ort (meist auf einen anderen Planeten) gesendet wird. Dort agiert das Ego in einem zur Verfügung gestellten Morph. Anders als bei einem Fork, ist das Ego jedoch nicht unabhängig von seinem Original und steht in konstanter Verbindung zu demselben. Sobald eine Trennung der Verbindung registriert wird, sorgt eine Sicherung innerhalb des so gestreamten Egos für eine komplette Löschung des temporären Forks (Killswitch).   Ego casting ist frei zugänglich für zivile Zwecke, jedoch aufgrund der nötigen Garantien und Sicherheitsvorkehrungen um ein vielfaches teurer als Resleeving - ein Vorgang, den sich auch heute noch nicht alle Menschen leisten können. Daher wird Streaming vor allem im Bereich der High Society und für Business- oder politische Treffen genutzt.  

Forks

Als Forks werden digitalisierte Egokopien bezeichnet, die parallel zueinander existieren. Dies versetzt Menschen wortwörtlich in die Lage an "mehreren Orten gleichzeitig" zu sein. Obwohl die Egos absolut identische Kopien voneinander darstellen, sind sie während der Dauer ihrer Existenz voneinander getrennt, machen getrennte Erfahrungen und sammeln getrennt von einander Informationen, die sie eigenständig verarbeiten.   Führt man zwei oder mehrere Forks nach einer Weile wieder zu einem einzelnen digitalisierten Ego zusammen nennt man diesen Vorgang "Merging". Dabei werden die voneinander divergierenden Erinnerungen und Erfahrungen in einem komplexen Prozess in sogenannten "Layern" miteinander verschmolzen, die es dem wieder zusammengefügten Ego erlauben die Erinnerungsstränge unabhängig voneinander zuzuordnen und so fortan beide Leben in sich zu vereinen. Merging ist - je nach Lebensdauer und Erfahrungen des Forks - ein anstrengender oder sogar gefährlicher Prozess, bei dem das digitale Ego schweren Schaden erleiden kann und vermutlich auch wird.   Nach einem Konzept des Titanischen Commonwealth ist jeder Fork zudem gesondert mit Menschenrechten auszustatten, womit Forks de facto für die Dauer ihrer Existenz eigenständige Menschen sind. Da dieses Gesetz und auch andere, selbstverwirklichende Tendenzen von Forks schon oft zu Problemen geführt haben, gibt es die Möglichkeit einen Fork bei seiner Entstehung einzuschränken. Diese sogenannten Beta oder Gammaforks besitzen nur einen Bruchteil der kognitiven Fähigkeiten eines digitalen Egos und sind nicht selten darauf getrimmt sich nach einer Weile wieder mit dem "Original" zu verschmelzen. Da diese Praxis einer geistigen Verstümmelung gleichkommt, wird sie von vielen Menschenrechtsorganisationen als inhuman verurteilt.   Im Allgemeinen ist das Forking schlicht eine verbotene Praxis. Es gibt spezielle Anwedungen in Militär und Forschung die die Erstellung von Forks unter strengen Auflagen erlaubt, doch ist Forking für den gewöhnlichen, zivilen Gebrauch strengstens untersagt. Natürlich gibt es Stationen und Planeten (vgl. Titan ) auf denen diese Verbote nicht durchgesetzt werden, doch gilt die Vorstellung einen Fork aus niederen Beweggründen zu erstellen selbst unter strammen, Effizienz orientierten Hyperkapitalisten als verpönt und zumindest fragwürdig.

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