BUILD YOUR OWN WORLD Like what you see? Become the Master of your own Universe!
Sun, May 5th 2024 07:05   Edited on Wed, Jul 10th 2024 01:10

[14.Tag, Nacht] Im Dunklen

Die völlige Stille in der Brauerei lastet auf Mari wie eine stickende Decke. Sie liegt auf ihrem Strohsack auf der unverletzten Seite, so allein wie auf der Rückseite einer der Monde, die Beine bis fast auf die Brust hochgezogen, die Arme um den Körper geschlungen, so wie sie sich in ihren Schlupfwinkeln draußen auf den Ruinenfeldern verkrochen hatte und starrt aus rot geweinten Augen in die Dunkelheit. Das Pochen in ihrer Seite, die Prellungen und Blutergüsse sind ihr schon fast willkommen, den sie übertünchen ein wenig den Schmerz in ihrem Inneren. Sie schließt die Augen nicht, denn sobald ihr die Lider zufallen, sieht sie Saya dort im Zwilling, die Hände Theomers auf ihren Brüsten und das lüsterne Verlangen in ihrem Blick. Sie will es nicht mehr sehen, sie will nicht daran denken, doch es nützt nichts. Es ist wie eine Klinge, die wieder und wieder in der Wunde gedreht wird. Sie will sich auch die Fragen nicht stellen, die plötzlich in ihr nagen, wie Mäuse in einem alten Gebälk. Irgendwann glaubt sie an sich zu ersticken, steht von ihrem Lager auf und tastet sich hinunter in die Halle. Hier fällt ihr das Atmen leichter. Sie setzt sich mit angezogenen Beinen auf eine der Kisten, die herumstehen und sucht Trost in ihrer letzten Zuflucht, dem Gebet.  
Thu, May 9th 2024 01:39   Edited on Fri, May 10th 2024 08:02

Tief versenkt sich Mari in ihre Andacht und öffnet ihr Innerstes der Schattenherrin, bittet um Führung, Kraft für sich und um Schutz für Saya. Zeit verliert ihre Bedeutung in diesem Augenblicken der völligen Hinwendung. Irgendwann beginnen die Schatten zu wispern. Sie bringen Mari keinen Frieden, aber sie bringen ihr Entschlossenheit und Vertrauen. „Wie du es willst so wird es geschehen.“: flüstert sie in die Nacht und legt ihr Geschick in Afyras Hände. Sie wird kämpfen! Um ihr Leben, um Saya mit all ihrer Kraft und heißem Herzen. Sie wird tun, was sie kann und keine Haaresbreite zurückweichen. Alles Andere liegt in der Hand der Behüterin! Es ist kein Friede der sie überkommt, eher eine ruhige Gelassenheit und so entspannt sie sich, lehnt sich an den Kistenstapel hinter ihr. Dann überkommt sie die Müdigkeit, die Augen fallen ihr zu und sie sinkt in leichten Schlaf.