Sun, Nov 19th 2023 09:46
Edited on Sun, Nov 19th 2023 09:52
Während Julia spricht, hört ihr Gregorian aufmerksam zu. Nur einmal als sie etwas von Spüren sagt, wirft er T’Sai einen bedeutungsvollen Blick zu. Er antwortet ihr nicht gleich. Nachdenklich sieht er Julia an. Dann nickt er. “Ja, du hast recht Julia, du bist etwas Besonders. Aber bevor ich dazu etwas sage, will ich mit dir über deine Gabe sprechen. Ich verstehe, daß es dir unheimlich und absurd vorkommt. Aber du hast deine Gabe immer gebraucht, auch wenn du nicht wußtest, daß es die Gabe ist. Vorher hast du mir gesagt, du spürst es, daß alle hier etwas von dir erwarten. Doch weil du dein ganzes Leben lang die Stimmungen und Gefühle von Anderen spüren und deuten konntest, ist es dir nicht in den Sinn gekommen, daß du dein Gabe gebraucht hast und gebrauchst. Menschen können vielleicht erahnen, wie jemand fühlt, aber du weißt es. Das ist Teil deiner Gabe! So wie ein Teil meiner Gabe ist, daß du mich nicht spüren kannst. Kein Mensch, wahrscheinlich nicht einmal ein Hermetiker, hätte das mit solcher Treffsicherheit herausgefunden und du hältst es für das Normalste auf der Welt.” Er beugt sich ein wenig vor und sieht Julia direkt in die Augen. “Und es ist das Normalste auf der Welt für uns. Du tappst nicht im Dunklen, Julia und stehst auch nicht vor einem Abgrund, du tust was du schon immer getan hast, du bedienst dich deiner Gabe. Aber du tust es nicht wirklich bewußt! Die ganze Ausbildung deiner Gabe zielt vor allem darauf ab, daß du lernst sie gezielt und präzise anzuwenden und ihren vollen Umfang zu verstehen. Der Waffenmeister ist der Ansicht, daß deine Gabe auch im Kampf eine Rolle spielt. Du hast ihn zwei, drei Mal mit deiner Reaktion fast in Bedrängnis gebracht und als er dich gefragt hat, warum du so reagiert hast, war deine Antwort, es sei dir richtig erschienen. Es war auch richtig, so richtig, daß du einen Mann, der sein ganzes Leben dem Kampf gewidmet hat, fast überrascht hast. Das war nicht bloß Intuition, Julia, das war deine Gabe! Wenn du sie im Kampf bewußt gebrauchen kannst, wärest du nahezu unbezwinglich.”
Er schenkt sich noch etwas Tee ein und trinkt einen Schluck. “Deswegen wollen wir, daß du an dir arbeitest. Morgenrot ist viel verzweigter als du denkst, Julia, und wir hüten viele Geheimnisse. Vielleicht ist der Schwarzhändler bei dem du kaufst, einer von uns oder der Leibwächter eines Oberhauptes eines Hauses? Deine Gabe und das Außmaß in dem du sie anwenden kannst, wird deine Aufgabe hier bei uns bestimmen. Deswegen kann ich dir auch noch nicht sagen, was deine Aufgabe sein wird, aber Moment wollen wir von dir, daß du lernst und übst. Ich weiß, Rolon ist trotz seines Alter ein Feuergeist, der alle Hindernisse im Sturmlauf überrennen will. Er ist offensichtlich nicht der Lehrer den du brauchst. Ich werde mir eine Alternative überlegen, aber bis dahin, bitte ich dich so gut als du kannst mit Rolon zusammenzuarbeiten und dich vor allem nicht mehr gegen ihn sperrst.” Für einige Augenblicke schweigt Gregorian, bevor er weiterspricht. “Nun zu dem was dich so Besonders macht, Julia. Du weißt seit dem du bei uns bist, daß einer deiner Vorfahren Kuru war, aber das ist nicht alles. Unter deinen Vorfahren gab es auch menschliche Hermetiker. Du vereinigst die Gaben zweier Blutlinien in dir. Vielleicht ist deine Gabe, wenn sie voll erblüht ist, so mächtig wie die der Kurus der ersten Generation. Was das für uns bedeutet, abgesehen davon daß du uns noch stärker machen wirst, als wir sind, verstehst du noch nicht im vollen Umfang und ich kann es dir zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht erklären. Du bist zwar eine von uns, aber du mußt dich erst beweisen, bevor du eingeweiht werden kannst. Bis dahin mußt du dich damit begnügen, daß du die Einzige bist, die zwei Blutlinien in sich vereint, von der wir wissen. Allein das ist mehr als genug um dich besonders zu machen.”