Wieder verzieht Saya ihr Gesicht, stöhnt leise. Es hat allen Anschein, als würde es sie viel Kraft kosten, diese Unterhaltung überhaupt noch weiterzuführen. Auf der anderen Seite kann sie sich noch gut erinnern, wie sie sich nach Einnahme des Schmerzmittels gefühlt hat, und schließt also eine ordentliche Unterhaltung danach ziemlich entschieden aus. Sie wird also wohl noch eine Zeit lang auf die Zähne beißen müssen.
Sie sieht Theomer an und nickt.
“Das hört sich schon viel besser an, als dass wir einen Markt veranstalten, wo die Nachttopfpinsler den Fischköpfen ihre Sachen verkaufen, du dir eine goldene Nase dabei verdienst und die Leute im Viertel nichts davon haben. Es wäre allerdings für das Viertel besser, wenn der Bierbrauer Bierbrauer wäre und der Küfer Küfer. Wenn der Fischer sich um seine Fische kümmern würde und der Rattenzüchter um seine Ratten. Außer ich habe ein gehöriges Wort bei den Preisen mitzureden. Die Leute hier haben zumeist wenig Geld, und sie müssen schnell merken, dass sie sich nun Dinge leisten können, die sie vorher nicht hatten. Der Verdienst wird zunächst gering sein, aber er wird steigen. Und wenn die Leute zufrieden sind, dann reden wir über Freudenhäuser, Gaststätten und all den Kram. Aber wenn ich einen Puff eröffne, dann will ich die schönste Frau Pelorns darin haben.”
Sie schaut Theomer wieder an, verzieht wieder ihr Gesicht. Es dauert eine Weile, bevor sie weiterreden kann.
“Aber da wir gerade bei Ruthard sind: wenn du ihn wegen des Brunnemeisters fragst, sag ihm noch was anderes,” fährt sie schließlich fort. “Er soll morgen zusehen, dass jeder im Viertel weiß, dass ich übermorgen jeden einzelnen Bewohner des Viertels hier im Hof erwarte. Ich muss wissen, womit jeder einzelne sein Geld verdient, womit er gern sein Geld verdienen möchte, was er kann und was er will. Lass ihn den Leuten sagen, dass sie keinerlei Strafe zu erwarten haben, ganz egal, was sie mir sagen. Und sage ihm auch, er soll ab überübermorgen jeden Abend einen Tisch für mich und Gulama reservieren, möglichst in einer Ecke. Ich werde mir da jeden Abend zwei Stunden lang die Probleme und Sorgen der Leute anhören und versuchen, Lösungen zu finden.”
Sie sieht schließlich zu Mari.
“Wen können wir eigentlich auf das Thornhoff-Gebiet senden? Wir werden einen oder zwei Kähne brauchen, um den Fischfang anzuleiern. Und wir brauchen einen Fischer, der die Leute hier unterrichtet, falls wir keinen eigentlich Fischer hier haben. Ich möchte mich für einen Tag oder zwei da frei bewegen können, ohne vom Schinder gevierteilt zu werden.”
Es folgt wieder eine Pause, das Stöhnen der Dargha wird immer gequälter, und sie wendet sich wieder an Theomer.
“Und sieh zu, dass du von deiner Rattenzüchterin lebende Tiere bekommst. Wenn wir hier Wohlstand schaffen wollen, müssen wir zusehen, dass Geld in das Viertel kommt, nicht dass das ganze Geld auf Thornhoff-Gebiet fließt, während die Leute hier keine richtige Arbeit haben. Ich will auch das Schnapsbrennen im Viertel wieder im größeren Stil einführen. Den können wir auch nach Thornhoff und Coveani ausführen. Da werde ich dann wohl deine Abfälle aus der Bierbereitung brauchen. Ein paar Kräuter dazu, und der Rubel wird da rollen. Wir werden das Ruinenfeld zwischen der Brauerei und dem Olifern räumen, ebenso die ganzen Hinterhöfe an der Grenze zur Verbotenen Zone, dort, Kräuter anbauen, Obst und was weiß ich, was man alles brennen kann. Du wirst den Verkauf unseres Schnapses auf Thornhoff- und Coveani-Gebiet übernehmen. Da kannst du dir dann deine goldene Nase verdienen.”
Wieder folgt eine Pause, Saya stöhnt auf, schließt die Augen, versucht, ihre Atmung zu normalisieren. Dann schaut sie zu Mari.
“Und vielleicht fällt uns noch etwas ein, womit wir hier einen Wirtschaftszweig aufbauen können, um zu Geld zu bekommen. Denn wenn wir das ganze Viertel renovieren wollen, brauchen wir wohl mehr Geld, als ich besitze. Übrigens, kannst du mit Gulama überhaupt das Geld zählen, das wir hier haben?”