Und Saya scheint zunächst gar nicht daran zu denken, das Gespräch auf ihre Gefangene zu lenken. Vielmehr reicht sie Gregorian Platten und Teller, hört zu, antwortet, lacht herzhaft, wenn er etwas Lustiges erzählt, zeigt sich sehr interessiert an allem, was er zu berichten hat. Sie erkundigt sich nach dem Skriptorium, ohne jedoch zu viel nachzubohren, wenn Gregorian mehr nicht verraten will. Kurzum, sie mimt die perfekte, charmante Gastgeberin in geradezu perfekter Art und Weise. Nun, nur die Menge, die sie selbst verputzt, und die Tatsache, dass die verschiedenen Speisen zumeist per Hand in ihren Mund transferiert werden, verraten dann doch wieder die Jägerin, die in Saya steckt. Trotzdem entwickelt sich eine Atmosphäre scheinbarer Harmonie - ganz im Gegensatz zu dem Misstrauen, das am Vorabend vorherrschend war. Schließlich hält Saya jedoch inne.
“Werter Gregorian,” sagt sie, “ich kann Euch versichern, es wäre mir eine Freude, noch stundenlang mit Euch zu plaudern, aber ich glaube doch, dass wir beide auch andere Verpflichtungen haben an diesem heutigen Tag. Darum sollten wir doch zu dem eigentlichen Zweck Eures Besuches kommen.”
Sie deutet Gulama, sie solle doch dem Gast etwas Tee nachschenken, während sie selbst noch einen Schluck Bier nimmt.
“Euch ist sicher aufgefallen, dass mein Viertel nicht zu den reichen Gegenden der Stadt gehört,” fährt sie dann fort. “Und es ist mein Anspruch, die Lebensqualität in diesem Viertel zu verbessern. Ich muss also zugeben, dass ein Geschäft als solches mir gar nicht zu zuwider ist. Allerdings kann ich nur wiederholen, dass die Ware, die Ihr zu erstehen gedenkt, gar nicht zum Verkauf steht.”
Sie sieht Gregorian wieder an, dann fährt sie in ihr Haar und legt die Stelle frei, an der vor einigen Tagen noch Zöpfe waren. Kurzer Flaum ist zu sehen, dazu die langsam verheilenden Narben.
“Es ist Lisina, die hierfür verwantwortlich ist,” fügt sie hinzu. “Sie kam auf die blendende Idee, mich zu entführen, mich zu foltern, mit Verstümmelung und Tod zu bedrohen. Und das ist noch der geringere Grund, warum sie hier ist.”
Sie verdeckt die Stelle wieder, schaut Gregorian an. Kurz ist sie ernst geworden, dann legt sich jedoch wieder ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen.
“Aber Ihr wollt natürlich die Ware sehen,” sagt sie also und sieht zu Mari. “Mari, könntest du bitte mit einigen Männern den Wunsch unseres Gastes erfüllen und unseren Gast zu uns führen?”