BUILD YOUR OWN WORLD Like what you see? Become the Master of your own Universe!
Sat, Jan 20th 2024 07:20   Edited on Wed, Mar 13th 2024 03:09

Unrein

[Verwaltung] Dunkel, das Geräusch von schlurfenden Schritten. Knochige Hände ohne Gesichter drücken Lua auf den schwarzen Steinblock unter ihr. Wispern in einer uralten Sprache, gekrächzte Worte, die wie auf Rabenschwingen um sie herum flattern. Schwaches Licht von einer flackernden Funzel fällt auf sie und auf das Gesicht, das sich über sie beugt. Riesige milchige, blinde Augen in einem uralten Gesicht, hunderte eintätowierte Schlangen auf der faltigen Haut, zahnlos. Langes verfilztes, weißes Haarsträhnen fallen fast bis auf Luas Gesicht. Gichtverkrümmte Finger mit Nägeln so lang wie die Krallen eines Rißwolfes schweben über ihrem Kopf. Leiernder Gesang umbrandete sie wie die Wasser des Okeanus einen Stein an seinem Ufer. Worte in uralter Sprache, nur Achum kann sie verstehen, dann ein schriller Schrei aus dem zahnlosen Mund, der sich zu schrillen Kreischen aufschwingt. “Unrein! Unrein!”: schrillt die Stimme der Alten und ihre Hände zucken vor Lua zurück, als wäre sie ein Haufen glühender Kohle. “Unrein, sie ist unrein! Unreines Blut! Verdammt und verflucht! Unrein! Achum speit dich aus! Unrein! Unrein! ”: kreischt die Alte und ihre Worte gehen in irrwitziges Heulen über. Brutal wird Lua von dem Stein gerissen und durch die Dunkelheit geschleift. Die nächste Stunde ist ein nicht endend wollender Albtraum. Zischend frißt sich das glühende Eisen des Fleischzeichners in ihr Fleisch und löscht so das Brandzeichen der Mehras aus. Dann brennt es sich tief in ihren linken Handrücken. “Unrein! Ausgestoßen! Unrein! Verflucht!”: dröhnt es in ihren Ohren als sie aus dem Gebäude geschleift und auf der Straße in die Gosse geworfen wird. “Geh! Kein Tropfen unreines Blutes darf diesen heiligen Boden besudeln! Geh! Du bist unrein und ausgestoßen, vogelfrei und ausgespien! Geh!”:sagt der Fleischzeichner kalt und wendet sich von Lua ab, die gezeichnet vom glühenden Eisen in ihrem zerfetzten Gewand in der Gosse liegt.      
Sat, Jan 20th 2024 09:58

Eine ganze Weile liegt Lua regungslos in dem dreckigen Rinnsal, das den Rand der Straße entlang läuft. Es gelingt ihr nicht, einen wahren Gedanken zu fassen, zu viel ist in den letzten Stunden passiert, zu viel ist ihr zugestoßen, was sie sich nicht erklären kann. Aber irgendwie ist sie zwischen die Räder der riesigen Maschinerie Imeras gekommen, ein kleines Detail am Rande dieses unbarmherzigen Systems. Mag es eine ihrer Taten gewesen sein, oder aber üble Nachrede, Missgunst eines Mächtigen? Am Ende ist es egal. Sie liegt nun auf der Straße, und obwohl ihr sämtliche Glieder schmerzen, ihr Arm und die Hand brennt wie wild, ist es ihr nicht schlecht ergangen. Nicht immer speit Achum lebende Wesen aus, mit nahezu heilen Gliedern. Sie lebt noch, sie kann es nach wie vor schaffen, wenn sie auch wieder ganz am Anfang steht. Der tägliche Kampf ums Überleben hat nun wieder eingesetzt, vorbei die Tage, an denen am Ende harter Arbeit ein nahrhaftes Essen garantiert war. Sie wird wieder am Hafen stehen, sie wird wieder Fische ausnehmen. Sie wird wieder nach Hause kommen, ohne etwas zu Essen zu haben für sich und… Nein, es gibt keine Geschwister mehr für sie. Ihre Geschwister waren die besseren Mitglieder des Hauses wie sie, ihnen blüht wohl eine gute Zukunft. Lua ist nun allein in der großen Stadt, und sollte sie sterben, würde kein Hahn danach krähen. Ein Beben geht durch ihre Schultern, Tränen rinnen über ihr vom rauen Steinblock zerkratzten Gesicht.   Sie muss weg hier. Dieser Gedanke reißt sie aus ihrem Anflug an Selbstmitleid. Sie ist vogelfrei im Gebiet des Hauses Imera, jeder könnte über sie nach Belieben verfügen. Sie muss raus aus diesem Viertel, schnellstens über die Brücke, wo Thornhoffs regieren. Sie steht auf, wankt, kurz, versucht, ihr zerfetztes, graues Kleid so zurecht zu zupfen, dass es ihr wenigstens halbwegs die Blöße zu nehmen vermag. Dann wankt sie los, zur Melenischen Brücke zum Wochenmarkt. Es ist spät, sie braucht eine Bleibe, einen Unterschlupf. Nein, stehlen kann man ihr nichts, sie besitzt nun wirklich gar nichts mehr. Aber man kann ja nie wissen…
Tue, Jan 23rd 2024 02:43

[Verwaltung] Der Schmerz der Brandwunden ist viel schlimmer als beim ersten Mal. So schlimm, daß ihr immer wieder schwarz vor den Augen den Augen wird. Doch sie widersteht dem Locken der nahen Ohnmacht und zwingt sich zum nächsten Schritt. Irgendwie taumelt sie weiter, der rettenden Brücke entgegen. Entgegenkommende weichen ihr aus, sie wird mit mißtrauischen Blicken bedacht und keiner hilft. Irgendwie schafft es Lua bis zur Melenischen Brücke auf der noch reger Verkehr herrscht. Aus Angst zusammen zu brechen traut sie sich nicht stehen zu bleiben und Atem zu schöpfen. Sie kämpft sich weiter, Schritt um Schritt. Das thornhoffsche Ende der Brücke ist wie fast immer auch heute bewacht. Ein paar Bewaffnete einer dem Haus Thornhoff angeschlossenen Familie lungern am Ende der Brücke herum. Hin und wieder halten sie jemand auf, kontrollieren und kassieren irgendeine Abgabe. Als Lua kaum mehr als ein dutzend Schritte vom Thornhoffufer trennen, ruft ihr einer der Posten, wahrscheinlich der Mann der hier das Sagen hat, zu: “Verpiss dich zurück wo du herkommst! Drecksgesindel wie dich brauchen wir hier nicht.” Zwei Schläger lösen sich vom Brückengeländer, an dem sie lehnen und bauen sich in der Mitte der Brücke auf.  
Tue, Jan 23rd 2024 05:33   Edited on Tue, Jan 23rd 2024 05:34

Sie hat es verkackt! Dieser Gedanken durchdringt immer wieder Luas Kopf, während sie sich weiter schleppt. Jeder einfache Bewohner ist es gewohnt, mit Schmerzen umzugehen, und doch ist Lua nahe am Zusammenbrechen. Ihre Hand, ihr Arm brennen wie verrückt, ein drückender Schmerz, der ihre Umgebung immer wieder hinter einem roten Schleier verschwinden lässt. Dazu kommt der Geruch nach verbranntem Fleisch, der von ihrem Arm zu ihrer Nase dringt. Es ist kein angenehmer Geruch, umso mehr, wenn er von einem eigenen Körperteil kommt. Gar einige Male will sie sich einfach nur mehr hinhocken, darauf wartend, was nun mit ihr geschehen mag. Gar einige Male denkt sie sich, es gäbe nichts, was schlimmer sein könnte, als diesen Schmerz auszuhalten. Doch immer wieder dringt ein einziges Wort an ihr Ohr, wenn auch vor einiger Zeit gesagt: “Vogelfrei!”   Ein Mensch hat viele Triebe, hat viele Gründe, jeden Tag auf ein Neues sein Bestes zu versuchen. Doch ein Trieb herrscht allen anderen vor, und das ist der des unbedingt überleben wollens. Und so rückt der Gedanken an den Schmerz beinahe in den Hintergrund, als sie an der Brücke ankommt. Es ist ihr ganz und gar unmöglich, die frischen Brandwunden an Arm und Hand zu verdecken. Das gibt ihr zerrissenes Kleidchen einfach nicht mehr her. Was werden die Wachen des Hauses Imeria wohl sagen? Was werden sie mit ihr anstellen, mit ihr, die sie doch offensichtlich eine Verstoßene ist? Nur mehr wenige Schritte sind sie entfernt. Den Göttern sei Dank sind doch noch einige Leute unterwegs. Lua versuch,t sich so gut wie möglich in die Menge zu mischen. Sie beißt die Zähne zusammen, um so gerade wie möglich zu gehen, nahe an einem mächtigen Mann, in der Hoffnung, er möge ihre Verletzungen verbergen. Ihre nackten Füße machen eh keinen Lärm. Ihr Blick ist starr auf das Pflaster vor ihr gerichtet. Die Fugen dürfen nicht nach links und rechts wandern. Sie muss gerade gehen, sie darf nicht auffallen. Dann, mit einem Male, ist sie auf der Brücke. Das Gebiet des Haues Imeria liegt hinter ihr. Lua ist schon am Frohlocken, einen Moment lang ist sie unkonzentriert. Der beißende Schmerz meldet sich mit absoluter Unbarmherzigkeit zurück, sie taumelt, fällt gegen den Mann neben sich. Auch dieser will freilich nicht unbedingt auffallen, an so einem sensiblen Ort. Ein Stoß mit dem Ellenbogen befördert die junge Frau weg von sich selbst, während er, stur vor sich stierend, auf die Thornhoff’sche Seite zu geht. Lua hingegen taumelt nun endgültig, fällt hin. Sie bemerkt kaum den Mann, der ihr in diesem Augenblick auf die Finger steigt. Doch was ist der Schmerz einiger halb zerquetschter Finger gegen den, der aus ihrem verbrannten Arm ausstrahlt? Lua wähnt sich wohl in Sicherheit, doch noch ist sie nicht am Ziel. Sie steht auf, taumelt einige Schritte weiter. Das andere Ende der Brücke ist vor ihr. Wieder beißt sie auf die Zähne, versucht wieder, unauffällig an den Wachen vorbei zu kommen. Doch dieses Mal ist es vergebens. Zwei Schläger verstellen ihr den Weg, die Aufforderung, umzukehren, ist unmissverständlich. In diesem Moment scheint es Lua, als würde all die mit aller Gewalt aufgebrachte Energie aus ihren Beinen verschwinden. Die Knie knicken ein, und einen Augenblick später hockt sie nur mehr vor den beiden Schlägern. Die Umrisse derselben verschwimmen vor ihren Augen, und nur mit Mühe schafft sie es, der absoluten Ohnmacht zu entgehen. Ein flehender Blick aus glasigen, dunklen Augen geht hoch zu den Männern, zitternde Arme stützen den Oberkörper von dem Pflaster der Brücke ab.   “Bitte, ich flehe Euch an, macht mit mir, was Ihr wollt, aber schickt mich nicht zurück, denn dann bin ich des Todes!” flüstert sie mehr, als dass sie es laut sagt.
Leif und seine fünf Kameraden nähern sich der Brücke, auf der sich die Szene zwischen Lua und den Schlägern abspielt. Leif ist auf den Weg zur Gaststätte „Zum Lachenden Zwilling" und seine Kameraden auf den Weg nach Hause, als Leif den Blick auf die bedrängte Frau und die beiden Schläger fallen lässt.   Sein Gesicht verfinstert sich, als der Beschützerinstinkt in ihm erwacht. Ein kurzer Blick zu seinen Kameraden verrät, dass sie die Situation ebenfalls bemerkt haben. Ohne zu zögern, geht Leif auf die Männer zu, die Lua bedrohen.   "Was geht hier vor sich? Lasst die Frau in Ruhe", ruft Leif mit festem Ton. Die Kameraden versammeln sich um ihn, und ihre Blicke sind ebenso entschlossen wie der des Fischers. Die Schläger, überrascht von diesem unerwarteten Eingreifen, wenden sich nun vollständig der neuen Bedrohung zu. Ein kurzer Blickaustausch zwischen den Kameraden von Leif genügt, um zu signalisieren, dass sie bereit sind, ihren Freund zu unterstützen.   Leif bleibt ruhig, aber sein Griff um das Messer festigt sich. "Ich suche keinen Ärger, aber ich kann nicht tatenlos zusehen, wie eine Frau in Not ist. Lasst sie gehen, und wir können alle unseren Weg fortsetzen."   Gleichzeitig denkt er an Theomer, der auf ihn wartet, und daran, wie er ihm von der Begegnung mit dem Schinder berichten wollte. Leif bleibt entschlossen, bereit, Lua vor weiterem Leid zu bewahren, koste es, was es wolle.
Wed, Jan 24th 2024 12:22   Edited on Wed, Jan 24th 2024 12:28

[Verwaltung] “Hey, das hört sich ja schon ganz gut an.”: grinst einer der Schläger auf Luas verzweifeltes Angebot . “Ich hab da einige Ideen und wenn du es uns ordentlich besorgst, vielleicht lassen wir dich rein.” “Volltrottel!”: antwortet der Andere. “Wenn du deinen Schwanz in die da steckst, fault er dir spätestens nach einer Woche ab. Schau sie dir doch an! Die hat mindestens ein dutzend Krankheiten!” Die Worte seines Spießgesellen dämpften in Verbindung mit Luas Zustand die Geilheit des ersten Schlägers beträchtlich, aber bevor er noch etwas sagen konnte rief der Kapo am Brückengeländer. “Macht kein Theater! Wenn sie nicht verschwindet, werft sie in den Fluß!” Als eine Männerstimme hinter ihnen ertönt, fahren die Beiden herum. “Fick dich, Arschgesicht!”: fährt der Mann, der sich Lua vornehmen wollte, den Unbekannten an. Die Beiden sind keine Feiglinge, aber die Übermacht dämpft augenblicklich den Kampfeseifer, obwohl der vierte Mann, der sich bisher herausgehalten hat, schon im Rücken von Leif und seinen Männern ist. Der Kapo, der mit seinem zernarbten Gesicht und der schlecht eingerichteten Nase aussieht, als könnte er nicht bis drei zählen, ist kein Idiot. Sechs gegen vier geht nicht ohne Verluste und Verletzungen ab. Wegen irgendeiner Dreckshure ist er nicht gewillt, sein Leben und das seiner Männer aufs Spiel zu setzten, aber er muß sein Gesicht als Kapo und das seiner Familie wahren. Also schiebt er einen seiner Männer zur Seite und baut sich, das Langmesser schon in der Hand, vor Leif auf. “Du brauchst keinen Ärger zu suchen, du hast ihn schon.”: erkärt er drohend und läßt keinen Zweifel daran, daß er nicht einfach den Schwanz einziehen wird. Aber seine nächsten Worte öffnen eine Möglichkeit ohne Blut und ohne Gesichtsverlust aus der Geschichte herauszukommen. “Zahl ihren Brückenzoll und dann kannst du sie meinetwegen zum Nachtmahl fressen oder dein Gedärm vom Pflaster aufklauben. Suchs dir aus!"  
Leif betrachtet den Kapo einen Moment lang, während er die Optionen abwägt. Er fühlt den Druck der Verantwortung für Lua und den Wunsch, die Sache ohne Gewalt zu regeln. Nach einem tiefen Atemzug nickt Leif schließlich und zieht ein kleines Beutelchen mit Münzen aus seiner Tasche.   "Gut, hier ist euer verdammter Brückenzoll", sagt Leif, während er das Beutelchen dem Kapo reicht. "Lasst die Frau in Ruhe, und wir gehen unseren Weg." Leif hofft, dass seine Worte ausreichen, um die Situation zu entschärfen, und er schaut zu Lua, um sicherzustellen, dass sie sich in Sicherheit begibt.
Wed, Jan 24th 2024 05:26

Reichlich konsterniert schaut Lua auf den Kumpanen des Schlägers. Nein, sie ist nicht eitel. Lua sieht wahrlich nicht schlecht aus, aber nie würde sie sich etwas darauf einbilden. Ihr Aussehen hat sie auch noch selten irgendwo weitergebracht. Aber sie war bis vor einigen Stunden noch reichlich sicher im Schoße des Hauses Imeria aufgehoben. Sie wirkt also weit gepflegter, als der Großteil der Einwohner der Stadt. Gewaschene Haare, keinerlei Geschwüre oder ähnlicher Auswüchse auf der Haut, ja bis auf die zwei bösen Brandwunden auf Arm und Hand, der paar doch unbedenklichen Kratzer im Gesicht und am Körper makellos. Aber im Endeffekt weiß sie ja, dass sie nun wieder zu der Gruppe an Bewohnern gehört, auf die die Wachen gerne spucken, denen aus Prinzip kein Krümel Respekts gebührt. Ihr Blick geht schließlich zum Boden, die Arme brechen ein, die Ellenbogen knallen auf das Pflaster. Die Melenische Brücke ist hoch, der Olifern nicht sehr tief. Aber vielleicht würde sie einen Sprung überleben, vielleicht würde sie sich nichts brechen. Oder sollte sie es wagen, zurück auf Imeria-Gebiet zu gehen und sich von dort in die Gefilde des Hauses Coveani durchuuschlagen?   Sie hat es verkackt, und dies sind nun die Konsequenzen. Selten hat sich Lua so nahe dem unausweichlichen Ende gefühlt. Würden ihre Geschwister es erfahren? Würden sie trauern? Sie haben jetzt ein besseres Leben. Sie haben eine Zukunft. Die Mission der Lua Aetaya ist eigentlich erfüllt. Sie ist sich bewusst, dass ihr Tod nicht einmal eine Randnotiz in dem stetigen Treiben der Stadt sein wird. Und doch sträubt sie sich dagegen, will weiterleben. Irgendwie, irgendwo.   Doch da! Aus einem ihr komplett unverständlichen Grund setzt sich plötzlich ein Mann für sie ein. Nun, von Intelligenz kann er kaum gesegnet sein, denn niemand legt sich freiwillig mit den Wachen der großen Häuser an. Und doch geht ein überraschter, beinahe bewundernder Blick auf den Mann. Natürlich hat Lua keine Ahnung, was seine Beweggründe sein könnten, was er von ihr als Gegenleistung verlangen wird. Doch ist er alles andere als hässlich, und sich ihm hingeben zu müssen erscheint ihr schon einmal ein Fortschritt zu dem hämisch grinsenden Wachmann auf der Brücke. Doch noch ist es nicht so weit. Eine gewalttätige Konfrontation scheint ihr unausweichlich, und gerade dies ist natürlich ihre große Chance. Einfach losrennen, rein in das Gebiet der Thornhoffs, und sich die Männer gegenseitig verkloppen lassen.   Lua steht auf. Langsam, beinahe unmerklich, manövriert sie sich in eine Position, die die Flucht möglich macht. Niemand scheint sich mehr um sie zu kümmern, und doch ist es zu früh. Freilich, ein Griff auf ihr zerfetztes Kleid würde wohl nur mit dem Zerreißen des Stoffes enden, und sie wäre dann zwar komplett nackt, aber immerhin weg von Imeria. Sie wägt ab. Nein, es ist besser, noch etwas zuzuwarten. Dann nimmt das Geschehen plötzlich eine reichlich unerwartete Wendung. Der Mann bezahlt für sie! Einfach so zückt er ein Säckel mit Geld. Er sieht nicht reich aus. Entweder ist er absolut gaga, oder aber sie verkennt den Mann im Moment komplett. Man kann es schließlich drehen und wenden wie man will, aber wenigstens sieben oder acht Filis sind in dem Säckchen drin. Und Lua weiß nur zu gut, was man für das alles kaufen könnte. Vielleicht ist es gerade deshalb, dass es ihr unmöglich erscheint, sich sofort unbemerkt zu verdünnisieren. Sie steht also da, in ihrem zerfetzten Kleid, dass weit mehr offenbart als sie eigentlich will, und beobachtet die ihr unwirkliche Szenerie, die sich hier gerade entwickelt.
Wed, Jan 24th 2024 05:53   Edited on Wed, Jan 24th 2024 05:54

[Verwaltung] Bedächtig wiegt der Kapo das kleine Säckchen in der Hand und zieht überrascht eine Augenbraue hoch. Da war mehr als der übliche Brückenzoll und selbst wenn er alles korrekt abrechnete, blieb noch genug für den einen oder anderen Krug Bier für ihn und seine Männer. Er steckt das Säckchen ein und gibt seinen Männern ein Wink. “Alles klar, Leute. Laßt sie durch!”: sagt er. Was der Typ an der Nutte findet, die so aussieht als hätte sie sich im Dreck der Gosse gewälzt, ist ihm zwar nicht klar, aber die Geschichte ist besser gelaufen, als er es erwartet hatte. Er steckt das Langmesser weg und mit einem süffisanten Grinsen, daß auf seiner zerschlagenen Visage besonders zur Geltung kommt, macht er einen Schritt beiseite. “Die Zwillinge mit euch, meiner Herrn.”: sagt er mit falscher Freundlichkeit in der Stimme und begibt sich ohne Lua auch nur eines Blickes zu würdigen, zurück an seinem Platz am Brückengeländer.  
Leif beobachtet, wie der Kapo das Säckchen mit dem Brückenzoll in die Tasche steckt und mit einem süffisanten Grinsen zur Seite tritt. Die Spannung in der Luft lässt nach, als er seinen Männern das Zeichen gibt, die Gruppe passieren zu lassen. Leif atmet tief durch, denn es war eine unangenehme Begegnung. Doch zumindest schien der Konflikt vermieden worden zu sein.   Entschlossen geht Leif zu einem seiner Kameraden, einem robusten Fischer mit wettergegerbtem Gesicht. Er beugt sich zu ihm hinüber und flüstert ihm etwas ins Ohr. Der salzige Wind trägt die Worte davon, und der Kamerad nickt verständnisvoll. Leif legt ihm eine kräftige Hand auf die Schulter, ein stummer Dank für die Bereitschaft, in dieser unangenehmen Situation beizustehen. Ein verstohlenes Lächeln spielt um Leifs Mund. Das Wissen um die Unterstützung seiner Kameraden gibt ihm eine zusätzliche Portion Zuversicht.   Leifs Gedanken kreisen nicht nur um die Begegnung mit dem Schinder und dieser Frau auf der Brücke, sondern auch um das, was er vorher getan hat. Leif hat vorausschauend gehandelt. Über die Jahre hatte er einiges angespart, nicht nur für schwere Zeiten auf See, sondern auch für mögliche Schwierigkeiten an Land. Sein hart verdientes Geld hatte er in einem versteckten Beutel untergebracht, den er nun als Rückhalt für unvorhergesehene Situationen betrachtete. Die Worte seines Vaters, ein erfahrener Fischer, hallten in seinen Gedanken wider: "Sohn, das Meer ist unberechenbar, und das Leben an Land ist nicht viel anders. Behalte immer etwas für dich selbst, für schlechte Tage." Sein hart verdientes Geld bewahrt er normalerweise an einem sicheren Ort auf, immer nur das Nötigste für die Taverne und den Wegzoll bei sich tragend. Heute war jedoch eine Ausnahme. Leif hatte genug Geld mitgebracht, um nicht nur den Brückenzoll zu decken, sondern auch, um seine Kameraden einzuladen. Ein kleines Zeichen der Wertschätzung für ihre Solidarität und Unterstützung.   Als die Wächter wieder zur Seite treten, geht Leif zu Lua, die noch immer am Rand steht. Ihr zerschlissenes Kleid und die sichtbaren Verletzungen machen ihn besorgt. Mit einem freundlichen, aber ernsten Blick spricht er sie an: "Geht es dir gut? Die Brücke ist jetzt sicher. Wenn du möchtest, kann ich dir etwas für die Nacht besorgen oder dich zu einem sicheren Ort bringen. Du musst heute nicht allein bleiben, wenn du nicht willst."   Leif hofft, dass seine Worte Lua ein wenig Trost und Sicherheit bieten können, und er ist bereit, ihr weiter zu helfen, wenn sie es wünscht.
Thu, Jan 25th 2024 11:30

Lua weicht zunächst einen Schritt zurück. Nicht, dass sie das jetzt irgendwie geplant oder auch gewollt hätte, vielmehr ist es ein purer Reflex, durch den jahrelangen Überlebenskampf in dem Moloch entstanden. Sie kennt den Mann vor sich nicht, sie weiß weder etwas über seine Hintergründe noch über seine Absichten. Gar manches Mal waren bereits die die Schlimmsten, die am freundlichsten tun. Aber es ist spät, sie ist allein. Sie weiß nicht, wohin sie gehen sollte. Der Keller, der in der Zeit vor Imeria ihr Zuhause war, ist wohl bereits von einem anderen armen Schlucker in Beschlag genommen worden. Und noch immer verfärbt sich in unregelmäßigen Abständen ihre Umgebung in ein leuchtendes Rot, noch immer kämpft sie gegen die Ohnmacht. Sie ist so wehrlos wie selten zuvor, und sie braucht eine halbwegs saubere Bleibe für die Nacht. Lua weiß nicht viel über Heilkunde, aber sie weiß, dass die offenen Brandwunden an Arm und Hand im Fieber enden könnten, wenn sie sich einfach nur in einen dreckigen Winkel presst, darauf hoffend, die Nacht zu überleben. Und sie braucht Schlaf, sie muss sich erholen, um am nächsten Morgen zeitig am Arsenal zu stehen, einige Filis zu verdienen. Sie braucht schließlich wieder etwas zu essen, sie braucht ganz dringend neue Kleidung. Und erst dann hat sie Zeit, sich eine neue Bleibe zu suchen und sich da so gut wie möglich einzurichten. Lua weiß, dass die nächsten Tage und Wochen hart werden werden, dass sie jeden Tag so nahe am Tode stehen wird wie selten zuvor. Und sie weiß, dass sie es sich eigentlich nicht leisten kann, sich nicht an jeden noch so dünnen Strohhalm zu klammern, wenn sie wieder auf die Beine kommen will.   Das Lächeln ist zaghaft, vermag es nicht, den verzweifelten, verkniffenen Ausdruck in ihrem Gesicht zu verdrängen. Und doch ist es da, gibt einen kleinen Eindruck davon, wie gewinnend dieses Lächeln sein könnte, würde es vollkommen Herr über die junge Frau werden.   “Dankeschön!” sagt sie schließlich mit rauer, leiser, zittriger Stimme. “Ich weiß nicht, wohin, ich wäre Euch also zu großer Dankbarkeit verpflichtet.”
Leif spürt die Unsicherheit, die Lua ausstrahlt, und sein Herz geht ihr zu. Er kennt das Gefühl der Angst und der Verlorenheit nur allzu gut, besonders in einer Stadt wie dieser, in dem Misstrauen und Selbstschutz überlebenswichtig sind.   Ein warmes Lächeln huscht über Leifs Gesicht, als er Lua's zaghaftes Lächeln bemerkt. Er sieht hinter ihrem verkniffenen Ausdruck die Spuren von Anstrengung und Verzweiflung, die sie zweifellos durchgemacht haben muss.   Ohne zu zögern legt Leif seinen wettergegerbten Mantel um Lua, um sie vor der kalten Nachtluft zu schützen.   "Es ist nichts Besonderes", antwortet Leif sanft, während er Lua mitfühlend betrachtet. "Ich verstehe deine Situation." Seine warme Stimme ist voller Verständnis und Empathie, als er hinzufügt: "Ich kann dir eine sichere Unterkunft für die Nacht besorgen. Ein Ort, an dem du dich erholen und zur Ruhe kommen kannst."   Leif spürt den Wunsch, Lua aus ihrer prekären Lage zu befreien, und bietet ihr eine helfende Hand an. Seine eigenen Erfahrungen mit den Herausforderungen des Lebens auf See und an Land haben ihn gelehrt, anderen in Not beizustehen. Er hofft, dass Lua sein Angebot annimmt und dass er ihr ein wenig Licht in diese dunkle Nacht bringen kann.   Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort, begleitet vom sanften Rauschen des Meeres in der Ferne. Der Geruch von Salz und Meer begleitet sie auf ihrem Weg, während Leif Lua in Richtung des Thornhoff-Gebiets führt.   Schließlich erreichen sie Leifs bescheidenes, aber solides Haus. Als er die Tür öffnet, strömt ein Gefühl von Geborgenheit und Zuhause heraus. Leif bittet Lua höflich herein und führt sie in ein einfaches, aber gemütliches Zimmer.   "Bitte, mach es dir bequem", sagt Leif freundlich, während er Lua einen Platz zum Ausruhen anbietet. Sein Herz ist schwer vor Mitgefühl für diese junge Frau, die so viel durchgemacht hat. Er hofft inständig, dass sie sich hier sicher fühlen und ein wenig Ruhe finden kann.   Er beginnt das Feuer im Kamin anzufeuern.
Thu, Jan 25th 2024 05:15

Fast geht Lua vor Schmerz in die Knie, als Leif ihr den schweren Seemannsmantel über die Schultern wirft und der freilich ordentlich auf die frische Brandwunde drückt. Ein gepresstes Gurgeln entsprießt ihrem Mund, dann nimmt sie ruckartig den Mantel wieder ab.   “Danke,” sagt sie, “aber ich friere nicht.”   Und in der Tat, so sehr strengt sie sich an, überhaupt noch aufrecht zu gehen, dass ihr sogar einige Schweißperlen über die Stirn rinnen. Es sind die letzten Worte, die sie eine ganze Weile lang von sich gibt. Die Hand wird sie wohl nur ergreifen, wenn er absolut unnachgiebig ist. Sie folgt Leif durch die Straßen des Thornhoff’schen Gebietes, bis hin zu seinem kleinen Häuschen. Hinter ihm betritt sie seine Wohnung. Kaum sieht sie sich um, und wenn sie es getan hätte, sie hätte wohl kein großes Urteil abgeben können. Sie kennt eigentlich nur ihr Gemach, das sie bei Imeria bewohnt hat, und das war wohl ordentlich eingerichtet, aber weit entfernt von jeglichem Luxus. Und vorher hat sie eh in äußerst prekären Verhältnissen gewohnt. Aber sie ist reichlich froh, als er ihr einen Stuhl anbietet. Sie lässt sich auf den Stuhl fallen, lehnt sich gegen die Lehne desselben und schließt erst einmal die Augen. Es vergeht geraume Zeit, bis sie sie wieder öffnet und Leif dabei zusieht, wie er das Feuer im Kamin entfacht.   Hier, im Licht seiner Behausung, kann er seinen unerwarteten Gast erst genauer begutachten. Freilich, der Aufenthalt in der Gosse vor der Arena hat ihrer Hygiene nicht gedient. Aber trotzdem wird er nun erkennen, dass sie weit gepflegter wirkt als der Bodensatz der Pelorn’schen Gesellschaft, dem - zugegebenermaßen - die meisten Bewohner der Stadt angehören. Sie ist nicht dick, wahrlich nicht, aber ausgehungert wirkt sie nicht. Die Haare haben wohl vor wenigen Tagen eine ordentliche Wäsche erlebt. Das Gesicht weist einige frische Kratzer auf, die jedoch in einigen Tagen narbenlos abzuheilen versprechen. Keine großen Pickel, keine Geschwüre, keine Abszesse. Die rechte Wange ist etwas blutverschmiert, wobei der Grund dafür wohl eine aufgeplatzte Lippe sein wird, die jedoch auch schon am Abheilen ist. Ihr Kleid ist ziemlich zerfetzt, wenn man allerdings die vielen eigentlich unbedeutenden Schürfwunden am gesamten Körper betrachtet, die durch die Löcher des Kleides blitzen, kann man leicht vermuten, dass die Löcher reichlich frisch sein werden. Alles in allem sieht er einfach eine überaus hübsche Frau vor sich, die einfach einen ziemlich miserablen Tag hinter sich hat. Einen ziemlich ordentlich extrem miserablen Tag. Dass allerdings die Brandwunden an Arm und Hand narbenlos abheilen würden, das kann man wohl ganz und gar vergessen. Im Gegenteil, sein Gast kann schon damit zufrieden sein, wenn sich die Wunden nicht entzünden und sie den gesamten Arm oder gar ihr Leben daran verliert.   “Ich muss Euch allerdings darauf hinweisen, dass ich nichts habe, und Euch also nicht bezahlen kann,” sagt sie dann leise, mit nach wie vor belegter Stimme.
Fri, Jan 26th 2024 05:52   Edited on Fri, Jan 26th 2024 07:48

Leifs zuckt zusammen, als er Lua vor Schmerz beinahe in die Knie gehen sieht, als er ihr den schweren Mantel über die Schultern wirft. Ein Hauch von Schuld nagt an ihm, dass er ihre Verletzungen nicht rechtzeitig bemerkt hat. Er senkt den Blick, während er sie betrachtet, und spürt den Drang, ihr irgendwie Erleichterung zu verschaffen.   Doch als sie den Mantel abrupt wieder ablegt und ihm mitteilt, dass sie nicht friert, unterdrückt er seinen Impuls, sich zu entschuldigen, und nickt stattdessen verständnisvoll. Er versteht, dass Lua trotz ihrer äußeren Erscheinung stark und entschlossen ist, ihre Schmerzen zu ertragen, ohne Schwäche zu zeigen.   Zuhause angekommen bemerkt Leif die frischen Kratzer auf ihrem Gesicht und die zerfetzten Kleider, aber er erkennt auch ihre natürliche Schönheit, die trotz allem durchscheint. Als Lua ihm mitteilt, dass sie nichts hat, um ihn zu bezahlen, schüttelt Leif den Kopf und lächelt sanft. "Das ist nicht nötig", sagt er ruhig. "Ich helfe dir gerne, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten." Seine Worte sind aufrichtig, und er meint sie ernsthaft. Er will Lua helfen, weil es das Richtige ist, nicht aus irgendeiner Erwartung auf Belohnung.   Leif setzt Wasser auf einem alten, knisternden Herd auf und wartet geduldig, bis es warm wird um die Wunde reinigen zu können. Das beruhigende Geräusch des aufsteigenden Dampfes erfüllt die kleine Küche, während er einen Topf auf das Feuer stellt und das Wasser langsam warm wird.   Nachdem er das Wasser aufgesetzt hat, wendet sich Leif wieder Lua zu und blickt sie einfühlsam an. "Entschuldige, dass ich so direkt Frage", beginnt er zögernd, "aber darf ich mir deine Wunden ansehen? Ich habe einige Erfahrung mit Brandverletzungen, vor allem auf See. Rutschende Taue können schnell zu Verbrennungen führen, und ich möchte sicherstellen, dass deine Wunden gut versorgt sind."   Wenn Lua es erlaubt vergewissert er sich, dass die Wunden nicht entzündet sind und sobald das Wasser warm genug ist reinigt er vorsichtig die Wunde. Leif nimmt dazu einen kleinen Topf zur Hand und füllt ihn mit warmem Wasser. Neben dem Wasser stellt er ein Glas mit Honig auf den Tisch und rührt vorsichtig einen Löffel des süßen, klebrigen Honigs hinein. Der goldene Sirup löst sich langsam im warmen Wasser auf, während Leif sanft umrührt, bis sich eine homogene Mischung bildet.   Er zieht ein sauberes Tuch aus einem nahegelegenen Regal und taucht es behutsam in die warme Honiglösung. Dann wendet er sich wieder Lua zu, deren Verbrennungen wohl noch immer schmerzhaft sind.   "Dies mag etwas komisch klingen", beginnt Leif, während er das mit Honig getränkte Tuch vorsichtig über die Brandwunden streicht, "aber Honig kann tatsächlich eine heilende Wirkung auf Verbrennungen haben. Er wirkt entzündungshemmend und hilft dabei, die Haut zu beruhigen und zu regenerieren."   Er arbeitet behutsam, um die betroffenen Stellen mit der Honiglösung zu bedecken, wobei er darauf achtet, Lua keine zusätzlichen Schmerzen zuzufügen. Der süße Duft des Honigs erfüllt den Raum, während Leif sich konzentriert, die Verbrennungen so sanft wie möglich zu behandeln.   Sobald er fertig ist, bedeckt Leif die behandelten Stellen mit einem weiteren sauberen Tuch, um sie vor weiteren Verunreinigungen zu schützen. Er lächelt Lua beruhigend an und hofft inständig, dass die Honigbehandlung dazu beitragen wird, ihre Schmerzen zu lindern und die Heilung ihrer Verbrennungen zu fördern.   Dann macht sich Leif auf den Weg ins Nebenzimmer. Er öffnet eine alte Truhe und sucht behutsam nach einigen Kleidungsstücken seiner verstorbenen Frau. Sein Herz schmerzt bei dem Gedanken an sie, aber er weiß, dass sie es gewollt hätte, dass er jemandem in Not hilft.   Leif wählt einige Stücke aus, die ihm passend erscheinen könnten, und kehrt dann zu Lua zurück. Er reicht ihr die Kleidung mit einem leichten Lächeln. "Ich hoffe, diese passen einigermaßen. Sie gehörten meiner Frau, und ich denke, sie würde wollen, dass sie jemandem wie dir helfen."   Bevor er sich wieder setzt, fragt Leif einfühlsam: "Gibt es noch andere Verletzungen, um die ich mir Sorgen machen sollte? Ich möchte sicherstellen, dass du gut versorgt bist." Sein Blick ist besorgt, aber auch voller Mitgefühl, während er darauf wartet, dass Lua ihm antwortet.
Fri, Jan 26th 2024 07:25

Stumm verfolgt Lua Leif auf seinen Wegen durch das Zimmer, beobachtet ihn, wie er das Holz im Herd entzündet, wie er das Wasser aufsetzt. Sie schaut ernst, noch immer mit einem etwas verkniffenen Gesicht, wobei es freilich schwer zu deuten ist, ob dies nun auf die Schmerzen, die sie offensichtlich haben muss, zurückzuführen ist, oder aber auch nicht. Jedenfalls sagt sie kein Wort, kein Lächeln kommt über ihre Lippen, nein, nicht einmal eine Bewegung ist sichtbar, mal von den Drehungen des Kopfes abgesehen. Die Versicherung, dass er keine Gegenleistung erwarte, lässt sie unkommentiert. Einzig ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel, ein kurzes freudiges Blitzen in ihren Augen zeugt davon, dass sie es überhaupt gehört hat. Als er sie schließlich fragt, ob er ihre Wunden versorgen dürfe, nicht sie nur sanft.   Nun steht wohl außer Frage, dass Leif so behutsam wie möglich vorgehen wird. Trotzdem verzieht Lua das Gesicht, verkrampft, Schweißperlen treten erneut auf ihre Stirn. Es sind recht ordentliche Brandwunden, eine Handbreit lang und breit. Doch sind die Enden so regelmäßig, so gerade, beide Wunden dermaßen gleich groß, dass ein Unfall wohl nahezu ausgeschlossen werden kann. Ein Beben geht durch ihren Körper, das erst ablässt, als er die Behandlung vollendet hat und die Wunden vorsichtig verbindet.   “Dankeschön!”   Es ist das erste Wort, das seit geraumer Zeit über ihre Lippen kommt. Sie scheint nicht sehr gesprächig zu sein. Dann verlässt Leif den Raum, und als er zurückkommt, sitzt sie immer noch auf ihrem Stuhl, genauso, wie sie gesessen ist, als er ging. Nun aber geht doch etwas mehr an Regung durch ihr Gesicht. Freudige Überraschung macht sich breit, das Lächeln wird breit und offenbart gar eine Reihe weißer, überraschend gepflegter Zähne, ein Leuchten entflammt in ihren dunklen Augen. Sie steht nun auf, kommt auf Leif zu. Sie nimmt die Kleider, legt sie auf den Stuhl, und ein Teil nach dem anderen hält sie dann vor sich hin, um es zu mustern.   “Wie soll ich Euch das vergelten?” fragt sie schließlich.
Leif betrachtet Lua mit einem besorgten Blick, während das sanfte Flackern des Feuers im Kamin den Raum erhellt. Der warme Schein des Feuers wirft tanzende Schatten an die Wände und füllt den Raum mit einer gemütlichen Atmosphäre. Ein leichter Geruch von verbranntem Holz und Rauch hängt in der Luft und vermischt sich mit dem angenehmen Duft von Honig aus Leifs Behandlung der Brandwunden.   Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken, als er die regelmäßigen, geraden Linien der Brandwunden an Lua's Arm und Hand bemerkt. Es ist, als ob die frischen Narben Geschichten aus vergangenen Qualen erzählen. Die regelmäßigen, geraden Linien der Wunden lassen darauf schließen, dass sie mit einem Brandeisen zugefügt wurden. Ein Gefühl von Zorn und Entsetzen steigt in Leif auf, als er sich vorstellt, was Lua durchgemacht haben muss, um solche Verletzungen zu erleiden. "Was haben sie nur mit dir gemacht?", murmelt Leif leise vor sich hin, seine Stimme mit Entschlossenheit gefüllt.   Ein Hauch von Dankbarkeit klingt in ihrem leisen "Dankeschön" mit, und Leif lächelt ihr ermutigend zu. Er ist froh zu sehen, dass seine Hilfe ihr zumindest ein wenig Linderung verschafft hat.   Als er zurückkehrt und Lua die Kleidungsstücke seiner verstorbenen Frau präsentiert, bemerkt er die freudige Überraschung in ihren Augen. Der warme Schein des Kaminfeuers umgibt sie, als sie die Kleidung mustert, und die Wärme des Raumes scheint die Dunkelheit und Kälte der vergangenen Stunden zu vertreiben. Ihre Worte treffen ihn unerwartet, und er schüttelt schnell den Kopf, während er versucht, ihre Bedenken zu zerstreuen.   "Das ist wirklich nicht nötig", antwortet Leif, seine Stimme ruhig und sanft. "Ich tue das gerne, weil ich weiß, wie schwer es sein kann, allein in dieser Stadt zurechtzukommen. Es ist mir eine Ehre, dir zu helfen."   Er betrachtet Lua mit einem warmen Blick, der von Mitgefühl und Aufrichtigkeit geprägt ist. "Du musst nichts zurückgeben", fügt er hinzu. "Wenn du jemals wieder Hilfe benötigst, bin ich hier, um dir beizustehen. Das ist alles, was ich erwarte."   Leif betrachtet Lua mit einem nachdenklichen Ausdruck, während er über ihre Frage weiter nachdenkt. Schließlich antwortet er mit einem sanften Lächeln und einem Hauch von Ernsthaftigkeit in seiner Stimme:   "Es ist schwer, hier in Pelorn am Leben zu bleiben, das ist wahr. Aber ich glaube immer noch an das Gute im Menschen. Ich habe selbst erlebt, wie harte Zeiten das Beste und Schlechteste in uns hervorbringen können. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man sich immer wieder im Leben begegnet, dass unsere Wege sich auf unerwartete Weise kreuzen können."   Leif betrachtet Lua mit einem warmen Blick, gefüllt mit Mitgefühl und Aufrichtigkeit. Der Raum um sie herum ist erfüllt von Stille, nur unterbrochen vom leisen Knistern des Feuers und dem gelegentlichen Aufheulen des Windes draußen. Trotz der Dunkelheit und des Leids, das Lua umgibt, spürt Leif einen Hauch von Hoffnung und Zuversicht in der Luft.
Fri, Jan 26th 2024 10:48   Edited on Fri, Jan 26th 2024 10:50

Immer wieder geht Lua die Stücke durch, die Leif ihr gebracht hat. So viele Kleider! Nun mag die Anzahl einen Angehörigen der Pelorn’schen Oberschicht wenig beeindrucken, aber für so ein Straßenbündel wie es Lua eben ist, ist sie geradezu überwältigend. Es ist ja nicht so, dass sie keinen Luxus kennengelernt hätte, während ihres Aufenthaltes bei Imeria. Doch bestand dieser Luxus aus einem sauberen Zimmer, einem ordentlichen, täglichen Essen und aus der Sicherheit, am nächsten Morgen gleich wieder aufzuwachen, wie man am Vortag eingeschlafen ist. An Kleidungsstücken hatte sie gerade so viel erhalten, wie sie am Leibe trägt, und dieses eine Stück wurde ihr bei der “Verabschiedung” arg in Mitleidenschaft gezogen. Schließlich scheint sie eine Entscheidung getroffen zu haben. Es ist eine Entscheidung, wie sie ein Mensch von der Straße trifft. Die in schönen Blau- und Grüntönen gehaltenen Kleider legt sie behutsam zur Seite. Eine einfache, robuste Hose aus festem Leinenstoff und ein ebensolches Hemd bleiben übrig. Flugs steigt sie in die Hose.   Lua ist recht groß gewachsen, während Leifs Ehefrau doch etwas kleiner gewesen sein muss. Die Hose ist nämlich eine gute Handbreit zu kurz, sie spannt etwas um die Hüften, aber niemand kann sagen, sie passe ihr überhaupt nicht. Dann dreht sie sich zur Wand, streift sich ihr zerschlissenes Kleid über den Kopf. Kräftige Schultern kommen zum Vorschein, Lua scheint es gewohnt zu sein, zupacken zu müssen und auch zu können. Der ganze Rücken ist mit beinahe senkrechten Kratzern übersät, besonders auf den Schulterblättern fehlt die Haut fast ganz, als ob sie an den Beinen über einen rauen Boden geschleift worden wäre. Dann zieht sie das Hemd an. Auch dieses ist ihr etwas zu klein, reicht gerade mal so bis zum Hosenbund. Es gelingt Lua auch nicht ganz, das Hemd bis obenhin zuzuknöpfen, dazu sind entweder ihre Schultern zu breit, das Hemd zu schmal oder irgendwas genau in der Mitte. Kurz schaut sie an sich hinunter. Sie scheint wohl zufrieden zu sein. Jedenfalls dreht sie sich zu Leif um.   Was ist das für eine Veränderung! Freilich, mit einem sauberen, einwandfreien Gewand schaut die gesamte Erscheinung schon mal viel weniger erbärmlich aus als vorher. Aber vielmehr fällt Leif wohl auf, dass der ernste, angestrengte Gesichtsausdruck wenigstens vorübergehend verschwunden ist. Strahlende Augen sehen ihm entgegen, und um den Mund liegt ein erfreutes, offenes und recht gewinnendes Lächeln. Sie sieht ihm gerade in die Augen, und auch ein Blinder im Dunkeln könnte erkennen, dass sie diese Wohltat, die ihr gerade zuteil wird, kaum glauben kann.
Leif ist zunächst sprachlos, als er Lua in den Kleidern seiner verstorbenen Frau sieht. Ein seltsames Gefühl der Beklommenheit überkommt ihn, denn Lua sieht nicht nur so aus wie seine Frau, sondern auch der Duft des Kleides erinnert ihn schmerzhaft an vergangene Zeiten. Er starrt sie einen Moment lang an, seine Gedanken wirr und unordentlich, bevor er sich endlich wieder zusammenreißt.   Lua bemerkt die Verlegenheit in Leifs Blick, und sie spürt, dass er versucht, seine Gefühle zu kontrollieren. Ein Hauch von Mitgefühl durchflutet sie, und sie beschließt, das Thema nicht weiter zu vertiefen.   Leif schafft es schließlich, ein Lächeln aufzusetzen, und sagt leise: "Du siehst gut aus. Auch wenn die Kleidung ein wenig klein ist, steht sie dir gut."   Dann dreht er sich ab und beginnt, aus dem restlichen heißen Wasser eine Suppe zuzubereiten, wobei er das verfügbare Gemüse verwendet. Während er in der Küche beschäftigt ist, spricht er weiter: "Meine Geschwister sind momentan nicht da, also kannst du gerne hier so lange bleiben, wie du möchtest. Vielleicht möchtest du ja erzählen, was passiert ist." Seine Stimme klingt freundlich und aufmerksam, und er gibt Lua Raum, sich zu öffnen, falls sie es möchte.   „Ach und bevor ich es vergesse. Mein Name ist Leif.“
Fri, Jan 26th 2024 02:27

Stille. Leif hört nun eine ganze Weile gar nichts mehr von der jungen Frau in seiner Stube. Sollte er sich zu ihr umwenden, wird er sehen, dass Lua am Boden sitzt, den Rücken gegen die Wand gelehnt, die Ellbogen auf den Knien, und mit traurigem Gesicht mit einer Haarsträhne spielt. Irgendwann, und wohl auch nur wenn er nicht weiter auf sie eingeht, wird sie dann wohl zu sprechen beginnen, mit tieftrauriger, leiser Stimme.   “Ich werde meine Geschwister wohl nie wieder sehen. Das habe ich einfach verbockt. Dabei war es ja so gut, ein Platz im Haus Imeria für alle, etwas zu essen, etwas zum Anziehen, eine sichere Bleibe. Aber das habe ich einfach verbockt. Und jetzt kann ich nicht mehr zurück, die bringen mich um. Ich meine, sie brauchen mich ja nicht mehr, haben es ja auch besser jetzt, als zu der Zeit allein mit mir… aber… es sind doch meine Geschwister…”   Lua wirft den Kopf nach hinten. Das Geräusch, mit dem er auf der Wand aufprallt, ist deutlich zu hören. Wieder sitzt sie eine ganze Weile so da, starrt auf die Decke der Stube. Dann geht ihr Blick wieder zu Leif.   “Lua,” sagt sie dann und versucht ein zaghaftes Lächeln. “Mein Name ist Lua.”
Ich würde gern hier weitermachen https://www.worldanvil.com/w/pelorn-gregorian/thread/9cce5068-2f09-4fd0-91f5-19279f9b2128/view

Mon, Jan 29th 2024 12:47   Edited on Mon, Jan 29th 2024 12:48