“Euer Großvater war ein Mann mit vielerlei Interessen wie es aussieht. Der Kodex, das Standardwerk der Kaiserzeit über alle Aspekte des Rechtes findet sich hier genauso wie technische Texte, aber auch Literatur wie die Sonetten. Mit einem Wort, eure Bibliothek ist sowohl vom Inhalt als auch von der Anzahl der erhaltenen Werke bedeutend.”: sagt Gregorian. Als Theomer bei seiner Bemerkung über Fälschung der Protokolle nervös wird, lacht er kurz auf. “Keine Sorge, es war nicht in dem Sinne gemeint, daß dieses Werk eine Fälschung ist, wie ein falsche Münze oder ein kopiertes Bild, das als Original ausgegeben wird. Den Kurus wird in diesem Buch unterstellt, daß sie nach der Herrschaft über die Menschheit streben. Es ist natürlich Unsinn. Wie sollte eine Rasse nach der Herrschaft streben, die in den Hermetikerpogromen und in den Jahren danach ausgelöscht wurde? Aber die Protokolle gehen nicht nur davon aus, daß die Kurus überlebt haben, sondern das sie auch eine mächtige Geheimorganisation geschaffen haben, die ihr Netzwerk über ganz Meras ausgebreitet hat.” Gregorians amüsiertes Schmunzeln hat für einen Moment etwas Zynisches an sich. “Kompletter Unsinn also, aber das tiefe Verständnis über die Kunst der Verschwörung, der politischen Verführung und Konspiration ist mehr als beeindruckend. Im diesem Sinne habe ich von Fälschung gesprochen.”
Als Theomer erklärt, daß nur sie beide frühstücken werden, antwortet Gregorian gut gelaunt: “Dann laßt uns beginnen. Mir knurrt schon der Magen.” Gregorian breitet das Tuch, mit dem der Korb zugedeckt war auf dem Tisch aus. Statt Tellern nimmt er einfache Holzbretter aus dem Korb, dann einen ganzen Schinken, den er aus einem Leinentuch schält, zwei geräucherte Flußfische, einen gar nicht so kleinen Laib Käse, ein Körbchen mit gut einem Dutzend gekochten Eiern, ein dünnes Säckchen gefüllt mit getrockneten Früchten und Nüssen, einen Tiegel mit Honig, frische Butter, einen Tiegel mit roter Paste und zwei duftende, frische Brote. “Ich wußte nicht ob ihr Rot- oder Weißwein bevorzugt, also habe ich beide mitgebracht.”: sagt er vergnügt. “Vorsicht mit der roten Paste! Es ist eine Spezialität aus meiner Heimatstadt und höllisch scharf. Ihr erlaubt doch?” Ohne jede Umschweife bricht er sich ein Stück Brot vom Laib, reißt es in zwei Hälften, säbelt sich mit seinem Messer eine ordentliche Scheibe vom Schinken ab, den er mit der Paste bestreicht und obendrauf eine Scheibe Käse, packt alles zwischen die Brothälften und beißt herzhaft hinein. Genüßlich kaut er auf dem Bissen herum. “Euer Großvater…”: sagt er und schluckt den Bissen hinunter, bevor er weiterspricht: “Wird nichts von Eru gesagt haben, weil es kaum etwas über ihn zu sagen gibt. Viel mehr als im Goldenen Buch über ihn steht, findet man auch nicht in den zahlreichen Schriften der religösen Haarspalter. Er wurde kaum verehrt und in der späten Kaiserzeit war sein Kult erloschen. Aber seit kurzem soll es wieder einen Tempel geben der ihm geweiht ist. Das neu erwachte Interesse am Göttervater macht mich einfach neugierig. Deshalb habe ich gefragt.” Genüßlich beißt er wieder in sein Brot.