Thu, Jan 2nd 2025 04:28
Edited on Mon, Jan 20th 2025 02:34
Lua will schön sein. Sie will schön sein für Aurean, ein letztes Mal, wenn er auch nicht mehr unter den Lebenden weilt. Sie will schön sein für ihn, wenigstens so lange, als dass der Leichnam noch hier ist. Sie hat alle Zeit der Welt bis zum Abend, und sie nimmt sich die Zeit. Sie ist wahrlich die Meisterin im Schminken, im Richten der Haare wie es Rikka ist, aber sie hat sich einiges abgeschaut an jenem Abend, an dem sie mit Aurean zu dem Empfang gegangen ist, an dem sie doch einiges Aufsehen erregt hat. Wenn der Abend auch wenig erfreuliche Konsequenzen gehabt hat. Aber sie will schön sein. Sie schminkt sich, ist nicht zufrieden, wäschst es wieder ab. Sie schminkt sich wieder, aber sie ist wieder nicht zufrieden. Sie wäscht es wieder ab. Schminkzeug ist zur Genüge da, mehr als sie hatte. Irgendwann schaut sie sich im Spiegel an und nickt. Sie muss sich nun zusammenreißen. Sie darf nicht weinen, denn dann wäre das Schminken umsonst gewesen. Nun geht es über die Haare. Sie steckt sie hoch, so wie es Rikka gemacht hat. Dies ist einfacher, gelingt ihr weit schneller. Ist es Glück? Keiner weiß es. Dann steigt sie in ihr schwarzes Kleid, das freilich viel zu aufreizend ist für eine Trauernde. Aber hätte Aurean sie so gesehen auf dem Marktplatz vor einer guten Woche, er hätte sie wohl nicht gefragt, ob er ihre Titten sehen dürfte. Er hätte sie auf Händen heimgetragen. Denn Lua ist schön, sie hat diese natürliche Schönheit, die wohl eigentlich keiner Nachhilfe bedarf, durch sie jedoch nahezu außerirdisch wird.
Sie holt noch einmal tief Luft, steigt dann in ein passendes Paar Schuhe. Sie macht sich auf zu dem Kleinen Palais. Sie denkt an alles, bemüht sich, nicht an Auris zu denken, nicht an ihre Geschwister, nicht an das, was noch kommen mag. Sie darf nicht weinen. Nicht jetzt, wo sie schön sein muss für den toten Aurean. Es ist nicht weit bis zum Kleinen Palais, doch es wirkt ihr, als wäre es ein Tagesmarsch. Nicht nur wegen der Männer, die ihr ständig nachpfeifen. Aber sie darf nicht weinen, sie muss stark sein, einmal mehr in ihrem Leben, vielleicht mehr, als jemals zuvor. Schließlich ist sie da. Keiner der ihr bekannten Leute steht am Eingang. Es sind Uniformierte, die ihn bewachen. Kein Aurean ist zugegen, ihr beizustehen. Sie holt tief Luft, tritt auf den Mann am Eingang zu.
“Guten Abend, mein Name ist Lua Aetaya,” grüßt sie mit einem etwas gezwungenen Lächeln, “der Kommandant will mich sehen."