Sie hörte den eiligen, fast hastigen Schritt in Richtung Tür. Als die Tür aufging, wollte sie Luft holen, um zu sprechen, aber so weit kam es nicht, da Anhild sie gleich umarmte. Und da sprach sie schon auf sie ein. Sie hörte ihr aufmerksam zu. Als Anhild fertig war mit Sprechen, begann sie, ihr zu antworten: “Es ist auch sehr viel passiert. Da hat aber Serdek recht gehabt, es dir zu verbieten, vorbeizukommen. Das, was ich in gefühlt den letzten 24 Stunden erlebt habe, wünsche ich niemandem. Weißt du, Theomer ist auch verschwunden.“ Sie rang nach Luft, musste aber grinsen wegen Anhild. Sie kennt das Zarte nicht; sie ist die Grobe im Umarmen, aber trotzdem mit sehr viel Liebe. “Gestern, als ich von einem Besuch bei Leif nach Hause kam, besuchte mich Mari Kiroval. Sie wollte auch wissen, wo Theomer ist. Ich musste ihr leider sagen, dass ich selbst keine Ahnung habe, wo er hin ist und wieso er verschwunden ist. Ich habe ihr Wasser zum Trinken angeboten, sie kam auch rein – vielleicht der Fehler. Aber jedenfalls klopfte kurze Zeit später die Wachkompanie hier an. Ich musste ihnen einige Fragen beantworten. Da drehte Mari Kiroval durch und verwüstete meine Wohnung. Es ging nur eine Vase und ein Stuhl zu Bruch.“ Sie machte kurz Pause, da sie Anhilds Aufforderung nachging und in ihre Wohnung bzw. ihr Haus hereinging. Sie nahm in der Küche Platz und sprach weiter: “Ich habe mich dann kooperativ gezeigt und bin mit der Wachkompanie mitgegangen. Ich wurde von Reland verhört und habe ihm alles geschildert. Jetzt muss ich mich alle zwei Tage bei der Torwache melden, dass alles in Ordnung ist, und wenn Mari oder dieser Mann kommt, wo meine Ratten kaufen wollte, muss ich es sofort der Torwache melden.“ Jetzt machte sie eine Sprechpause, sodass die arme Anhild auch wieder zu Wort kommen kann. Aber sie konnte nicht still sein und erzählte noch schnell zu Ende: “Nach dem Verhör musste ich ja ein Protokoll unterschreiben und mich wie erwähnt immer melden. Wegen Schwarzhandels wurde ich freigesprochen, nur das wegen angeblicher Spionage ist noch der Stand der Ermittlungen. Das ist auch ein Grund, wieso ich mich immer melden muss und sofort melden muss, wenn etwas nicht ganz geheuer ist. Als ich nach Hause kam, brach ich vor meiner Haustür zusammen und musste weinen. Ich merkte nicht, dass Leif in der Nähe war und mich so sah. Dann ging ich rein und wusste nicht, wo ich mit dem Aufräumen beginnen sollte. Leif kam einfach rein, nahm mich in den Arm und sagte nichts. Ich spürte in diesem Moment, dass ich in Sicherheit bin. Wir haben dann kurz geredet, und dann hat er mir beim Saubermachen geholfen. Er hat auch bei mir geschlafen, aber keine Sorge, es ist nichts passiert. Heute ganz früh am Morgen stand er auf, machte Feuer und kochte schon mal das Teewasser. Ich habe ihn für morgen zum Mittagessen eingeladen. Beim Abschied hat er mich auch geküsst, und dann ging er zu seiner Arbeit.“ So, jetzt hat sie alles im Groben erzählt, und so konnte Anhild wieder agieren. “Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?“ fragte sie noch nach.