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Tue, Oct 1st 2024 04:02   Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:27

[Tag 18, früher Morgen] Der Geschmack von Asche

Ascheflocken fallen dicht aus einem bleichen Himmel in der Farbe alter Knochen. Asche bedeckt ihr Haar, ihre Haut, ihr Gesicht, Asche verwischt die Grenzen zwischen hier und dort, zwischen gestern und heute, der Geschmack der Asche äzt sich in ihre Zunge und trocknet Mund und Hals aus, Asche rieselt durch ihre Adern. Ein Schritt, dann nichts und wieder ein Schritt. Nur dieser Schritt zählt und dann der Nächste. Dann erzittert der beinfarbene Himmel überzieht sich mit einer rosafarbenen Wolke. Noch ein Schritt! Aus der Wolke schälen sich die Umrisse eines Gesichts, vage, kaum als Gesicht zu erkennen. Der Geschmack der Asche in ihrem Mund brennt sie und dann krächzt Julia schwach und kaum hörbar: "Wasser! Wasser bitte!" Kühl und süß blüht der Geschmack des Lebens auf in der Wüste ihrer Kehle und Julia trinkt. "Mehr! Mehr!": seufzt jede Faser ihres Leibes, doch der Strom versiegt. Julia schließt die Augen. Verweht die Ascheflocken, der beinfarbene Himmel hat sich in Dunkelheit gehüllt und so sinkt sie hin und der Schlaf umfängt sie zart, als wären es die Arme eines Geliebten.  
Thu, Oct 3rd 2024 03:10   Edited on Sun, Oct 6th 2024 05:17

[Nereli und Unna] "Solch ich die Meisterin wecken?": erkundigt sich Unna bei der um ein Jahr älteren Nereli, als Julia die Augen öffnet und kaum hörbar um Wasser bettelt. "Warte noch!:": sagt die Ältere und beginnt sehr vorsichtig, Julia den Trank einzuflößen, den noch Levenna aus Wasser, stärkenden Kräutern, etwas Wein und Honig gemischt hat. Sie stützt mit einer Hand Julias Kopf und es dauert eine kleine Weile, bis sie ihr den Becher eingeflößt hat. Mehr gibt sie ihr nicht, denn sie weiß, daß unmäßiges Trinken in Julias Zustand nicht ungefährlich ist. Vorsichtig bettet sie Julias Kopf wieder auf das Polster und tupft ihr das Gesicht mit Wasser ab, dem sie einen Tropfen Gülmarinöl beigefügt hat. Sie legt ihr zwei Finger an den Hals und dann sagt sie zu Unna. "Der Puls ist nicht sehr stark, aber regelmäßig. Sie schläft wieder. Deshalb brauchen wir die Meisterin nicht zu wecken." Sie steht vom Bettrand auf. "Schreib alles genau auf, was wir gemacht haben, Unna. Die Meisterin legt großen Wert auf genaue Aufzeichnungen." Sie wäscht sich die Hände, sieht nach dem Waffenmeister, setzt sich und sieht Unna zu, wie sie eine ganze Wachstafel beschreibt.    
Mon, Oct 7th 2024 09:43

[Levena] Es ist schon gegen Mittag, als Levena im Krankenzimmer erscheint. Der Waffenmeister hat sich bereits in seine Privaträume zurückgezogen. Die Heilerin sieht trotz des langen Schlafes noch ziemlich mitgenommen aus. Zuallererst sieht sich nach Julia, dann hört sie sich den Bericht von Nereli an, dann studiert sie das Protokoll, daß Unna niedergeschrieben hat. "Es sieht schon recht gut aus.": sagt die Heilerin zu ihren Schülerinnen. "Julia schläft tief und ihr Puls ist regelmäßig. Wenn keine Komplikationen auftreten, ist sie über den Berg." Dann sieht sie zuerst die Ältere der Beiden an, dann die Jüngere. "Ihr habt eure Sache gut gemacht und euch vorbildlich verhalten! Auch das Protokoll ist so geführt, daß man mit einem Blick die Situation übersehen kann. Ich bin sehr zufrieden mit euch! Geht jetzt und ruht euch aus, ich übernehme." Die Freude über das Lob der Heilerin ist ihren beiden Schülerinnen ins Gesicht geschrieben, als sie müde, aber sehr zufrieden das Krankenzimmer verlassen.      
Thu, Oct 17th 2024 03:22

Es ist schwierig! So als müßte sie durch dickflüssiges Öl an die Oberfläche schwimmen, aber Julia kämpft sich aus den dunklen Tiefen hinauf. Das Licht blendet sie und sie blinzelt. Es dauert einige Herzschläge lang, bis sie sich bewußt wird, das sie sich in einem hellen, sauberen Raum befindet, in einem weichen Bett. Noch ein wenig länger dauert es, bis sie dem Gesicht, daß auf sie herabsieht auch einen Namen zuordnen kann. "Levena! Wasser bitte! Ich habe solchen Durst.": bringt sie schließlich leise und kratzig hervor. Der Trank der Heilerin ist wie Nektar in ihrem ausgetrockneten Mund und Julia trinkt in tiefen Zügen. Schlagartig fühlt sie sich besser. "Was ist geschehen? Wo bin ich?": erkundigt sie sich mit schwacher Stimme. "Ich kann mich nur an Hitze und Flammen erinnern."  
Sat, Oct 19th 2024 11:40

[Levena] Vorsichtig bettet die Heilerin Julias Kopf, den sie zum Trinken gestützt hat, wieder auf den Polster. "Du kannst ganz beruhigt sein, Julia. Du bist hier bei mir im Skriptorium und du wirst bald wieder ganz gesund sein.": sagt sie und streicht Julia über die Wange. "Du bist mit hohem Fieber zusammengebrochen und warst einige Tage fast im Koma. Was genau dahinter steckt, wissen wir noch nicht. Aber mache dir keine Sorgen! Du bist zwar noch schwach und müde, aber in ein, zwei Tagen bist du wieder auf den Beinen." Sie greift nach einer Schüssel, die auf dem Kästchen neben dem Bett steht. "Du mußt ein wenig essen, Julia, damit du wieder zu Kräften kommst. Unna hat dir ihren Fruchtbrei mit Honig und geriebenen Nüssen zubereitet." Langsam füttert sie Julia mit einem kleinen Löffel. Die Schüssel ist fast leer, als Julia wieder die Augen zufallen. Vorsichtig tupft ihr Levena die Lippen und das Kinn ab. Dann streicht sie ihr noch einmal über die Wange, bevor sie aufsteht und in den angrenzenden Raum geht.  
Tue, Oct 29th 2024 09:41

Es brennen Lampen als Julia wieder die Augen aufschlägt und sie in das Gesicht eines Mädchens blickt, das neben ihrem Bett auf einem Hocker sitzt. Sie fühlt sich immer noch so als ob sie drei Tage und Nächte ohne Unterbrechung Wasser ins dritte Stockwerk geschleppt hätte, aber der Nebel in ihrem Kopf hat sich gelichtet. Sie erkennt ihre Umgebung und das Mädchen, eine der Schülerinnen von Levena, nur an ihren Namen kann sie sich nicht erinnern. Dankbar nickt sie, als ihr Unna zu trinken gibt. In tiefen Zügen trinkt sie und als ihr Durst gestillt ist, sagt sie mit immer noch schwacher Stimme: "Kann ich bitte etwas zu essen haben? Ich bin so hungrig." Der Brei den ihr das Mädchen bringt duftet daß ihr das Wasser im Munde zusammen rinnt und Löffel um Löffel ißt sie die ganze Schüssel leer. "Danke! Lieb von dir, daß du dich so um kümmerst.": sagt sie leise. Als ihr Unna die Lippen mit einem feuchten Tuch abwischt, fallen Julia schon wieder die Augen zu.