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Wed, Jan 31st 2024 08:10   Edited on Thu, Mar 21st 2024 06:01

[12. Tag, Mittag] Der ABC-Schütze

Theomer hatte beschlossen, trotz der Ereignisse der vergangenen Nacht das beste aus dem Tag zu machen und nachdem er am Morgen seine Lieferungen gemacht und sich gebührend entsetzt und geschockt über die Versenkung des Lastkahns und die Ermordung Gilads gezeigt hatte, hatte er wie vereinbart das Arbeitsbuch aus der Bibliothek seines Großvaters sorgsam eingepackt und sich über den Fluss auf den Weg zum Skriptorium gemacht. Gleich nach seiner ersten Unterrichtsstunde hatte er mit Leifs Vater eine Fahrt den Pelorn hinauf in dem wieder flott gemachten Fischerboot vereinbart. Er wollte schnell sein und mit dem Geld, das er für das Buch bekam möglichst viel Hopfen, Gerste und Malz einkaufen und sein eigener Kahn konnte dafür nicht genug transportieren. Er war sich sicher, dass kein anderer Brauer auf seiner Seite des Flusses so schnell so viel Geld auftreiben konnte und er würde ein oder zwei davon sicher in den Ruin treiben.   Theahild ist immer noch verschwunden und auch Mari hatte keine Ahnung gehabt, wo sie sich rumtreibt. Dennoch ist Theomer fest entschlossen, sich nicht die Laune verderben zu lassen und schmettert ein Lied, während er den Kahn den Olifern hinab steuert und schließlich am der Anlegestelle festmacht, an der er gestern Gregorian und Tertullio abgeholt hatte.     "Was kann der Herubrand dafür, dass er so schön ist?   Was kann der Herubrand dafür, dass man ihn liebt?   Die Leute tun, als ob die Schönheit ein Vergeh'n ist.   Man soll doch froh sein, dass es so was schönes gibt!   Was kann der Herubrand dafür, dass er so schön ist?   Er ist nun mal ein süßer Kavalier!   Und dass er immer bei den Damen gern geseh'n ist,   Was kann der Herubrand, der Herubrand dafür?"     Grinsend wirft er das Seil geschickt um den Poller und macht den Kahn fest. Es stört ihn nicht, dass die Leute ihm komische Blicke zuwerfen, er ist mit seinem Bariton ganz zufrieden.   Er betritt das Skriptorium wenig später und händigt der Dame im Vorzimmer das mitgebrachte Buch aus. "Gregorian hat euch Bescheid gesagt, oder? Fünf Lamen hätte ich gern in Filis," er grinst sie gut gelaunt an. "Und dann müsste ich wissen, wo ich hin soll."
Fri, Feb 2nd 2024 05:44   Edited on Fri, Feb 2nd 2024 08:50

{Verwaltung] “Die Zwillinge mit euch, Herr Haruland”: grüßt die Frau hinter der Theke, als Theomer eintritt. Lächelnd nimmt sie das Buch entgegen, blättert ein, zwei Augenblicke darin um den Text zu prüfen. “Die Anmerkungen zur Kriegskunst von Mertelen, ja Herr Vellez hat mich unterrichtet.”: sagt sie freundlich. “Sehr gerne, Herr Haruland. Wenn ihr mich bitte für einen Moment entschuldigen wollt.” Mit dem Buch verschwindet sie in einem Nebenraum. Es dauert nicht lange bis sie mit zwei Stoffsäckchen und einem Schriftstück zurückkommt. “Bitte schön, wie gewünscht. 25 Lamen und 500 Filis. Wenn ihr in Ruhe nachzählen wollt, bringe ich euch in einen Nebenraum. Hier die Übernahmsbestätigung.” Sie reicht Theomer das Schriftstück und die beiden Säckchen mit den Münzen. “Wenn ihr euch davon überzeugt habt, das die Summe in Ordnung ist, dann macht bitte hier euer Zeichen. Ich lasse in der Zwischenzeit jemanden holen, der euch zum Unterricht bringt.”  
Sun, Feb 4th 2024 12:35   Edited on Sun, Feb 4th 2024 01:10

Noch einmal sieht sich Julia in den Bronzespiegel und betrachtet sich kritisch, aber sie ist zufrieden mit ihrem Aussehen. Levena war eine Künstlerin mit dem Schminkkästchen und hatte ihr beigebracht, sich so zu schminken, daß es unauffällig, natürlich wirkte, doch sie trotzdem vorteilhaft zur Geltung brachte. Sie zupft nochmals an dem bernsteinfarbenen Halstuch, das zu ihren blaugrauen Augen paßt, damit es nicht zu ordentlich aussieht und macht sich auf den Weg. Sie kennt den Mann nicht, den sie bezirzen sollte, daher hat sie sich für zurückhaltende Aufmachung entschieden. Julia wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen und sich Zeit lassen, den Mann kennenzulernen. Sie wußte, daß er eine Brauerei betrieb und nicht sehr wohlhabend war. Sie rechnet also damit, daß ihm wahrscheinlich weniger an einem gekünstelten Luxuspüppchen gelegen ist. Sollte sie sich irren, war immer noch Zeit genug, ihr Schiff in ein anderes Fahrwasser zu steuern. Sie rückt nochmals ihren Kittel zurecht, dann öffnet sie die Türe in den Vorraum des Skriptoriums.   T’Sai hat ihr diesen Theomer genau geschrieben und sie erkennt ihn auch sofort. “Entschuldig, seid ihr Herr Haruland?”: spricht sie ihn mit einem etwas verlegenen Lächeln an. Die graublauen Augen, die zu ihm hinauf sehen gehören, zu einer schlanken, wohl proportionierten, attraktiven Frau, etwa Mitte Zwanzig . Ihr rötlich braunes, gelocktes Haar ist links zu einem Zopf geflochten, der ihr über die Brust fällt. Ihre helle Haut kontrastiert reizvoll mit dem dunklen Haar, das ihr ovales Gesicht mit dem kleinen, vollen Mund und der kleinen, etwas breit geratenen Nase umrahmt. Sie trägt einen einfachen, kurzen Leinenkittel, darunter eine Hose aus dem gleichen Material und Strohsandalen. Ihr einziger Schmuck, wenn man von dem bernsteinfarbenen Halstuch absieht, ist ein gewöhnlicher Messingring an ihrem linken Daumen.  
Mon, Feb 5th 2024 04:10

Rechnungen und Quittungen versteht Theomer von Berufs wegen sehr gut und hat immerhin wenigstens gelernt, seine Unterschrift zu geben. Er zählt rasch und geübt die Filis durch, gibt sich aber nicht die Blöße, wie eine Krämerseele abgezählte Häufchen Münzen aufzuschichten, sondern vertraut dem Skriptorium im Großen und Ganzen. Er versucht, sich seine Erregung über diese Menge Geld nicht zu offensichtlich anmerken zu lassen, aber innerlich geht er bereits durch, wie viel Hopfen, Malz und Gerste er dafür bekommen und wie viel Gewinn das Bier ihm einbringen würde. Wenn er es geschickt anstellt, kann er die Summe innerhalb einer Woche fast verdoppeln. Sein Problem sind nicht Einkaufspreis, Produktion oder Lagerung, sondern der Absatz, der zumindest für eine Weile aber reißend sein würde. Er muss eine Möglichkeit finden, seine Konkurrenz dauerhaft aus dem Feld zu schlagen und es ist absehbar, dass er Stafan nicht ewig vorschieben kann.   Über seinen Überlegungen bemerkt er kaum die junge Frau, die den Raum betritt. Als er es dann tut, und sie ihn anspricht, verkneift er sich ein dümmliches Lächeln und gibt ihr die Hand. "Das bin ich. Und ihr, seid ihr Schülerin oder Lehrerin?" Sein Blick gleitet gerade so lange über sie, dass es schon als Interesse erkennbar und immer noch wohlerzogen wirkt.   Bei Erus Bart, der Unterricht würde interessant werden.
Wed, Feb 7th 2024 11:50

Etwas verlegen senkt Julia für einen Moment den Blick, als sie Theomer mustert, aber dann hebt sie den Kopf und lächelt. “Lehrerin, bei den Zwillingen nein! Ich soll mit euch unterrichtet werden. Ich bin Julia, Julia Feltre. Herr Gregorian läßt sich durch mich entschuldigen, daß er euch nicht persönlich empfangen kann. Eine wichtige geschäftliche Angelegenheit ist ihm dazwischen gekommen.” Ihre etwas rauchige Altstimme hat einen angenehmen Klang. “Wenn ihr bitte mit mir kommen wollt, ich bringe euch in den Unterrichtsraum.” Für einen kurzen Augenblick sieht sie ihn direkt an, senkt aber schnell wieder den Blick, öffnet eine Türe, läßt Theomer vorgehen und schließt die Türe hinter sich. Den Korridor kennt Theomer schon von seinem ersten Besuch, aber Julia führt ihn in ein anderes, kleineres Zimmer. Ein Tisch, vier Stühle, ein Stehpult, eine große Schiefertafel auf einem Dreibein, etlich Kästen und einige Regale sind die ganze Ausstattung. Auf dem Tisch liegen zwei Wachtafeln mit Griffeln. Daneben steht ein Tablett mit einer Kanne, Tassen und einem Tiegel Honig. “Setzt euch bitte.”: sagt Julia. “Meister Savern wird gleich hier sein. Wollt ihr in der Zwischenzeit vielleicht eine Tasse Tee?”: erkundigt sie sich freundlich.  
Wed, Feb 7th 2024 09:46

Im Gehen betrachtet Theomer Julias wohlgeformten Hintern und erinnert sich eindringlich daran, im Skriptorium misstrauisch zu sein. Er mustert den Unterrichtsraum eingehend und lächelt dann zustimmend. "Tee wäre sehr freundlich", meint er, übernimmt das Einschenken dann aber selbst. "Wisst ihr zufällig, was das für ein Tee ist? Er ist mir schon bei meinem ersten Besuch aufgefallen, aber ich habe völlig vergessen, Gregorian danach zu fragen." Er süßt ihn ein wenig mit Honig und nimmt einen Schluck. Eine schöne Sache im Vergleich zu dem brackigen Wasser, das man in Pelorn meistens bekommt, wenn man kein Bier trinkt.    Er nimmt sich vor, Julia mit einem möglichst aufmerksamen und misstrauischen Blick zu begutachten und es scheint tatsächlich so, dass sich hinter dieser überaus reizenden Fassade etwas anderes verbirgt. Ihre Bewegungen scheinen ein wenig zu fließend und sicher, ihr Blick vielleicht etwas zu taxierend zu sein, als dass das alles zu einer jungen Frau aus vermutlich wohlhabendem Haus passen würde, die hier Lesen und Schreiben lernen soll.    Er stellt seine Tasse ab und beschließt, das Spiel - wenn es eines sein sollte - mitzuspielen. "Ihr scheint euch hier auszukennen, arbeitet ihr für Meister Vellez?"
Fri, Feb 9th 2024 05:22

“Ich mag diesen Tee auch sehr gern. Aber ich kann euch leider nicht sagen, was genau in der Teemischung enthalten ist. Herr Vellez läßt sie speziell für sich und das Skriptorium mischen. Aber wenn ihr möchtet, erkundige ich mich.”: bietet Julia freundlich an während sie wartet bis Theomer sich bedient hat um sich selbst eine Tasse einzuschenken. Für eine Tochter aus gutem Hause bewegt sie sich tatsächlich zu geschmeidig und zu ungekünstelt. Lächelnd nickt sie auf seine Frage. “Ja, aber ich bin noch in Ausbildung. Herr Vellez legt großen Wert auf umfassende Kenntnisse seiner Bediensteten. Er wünscht, daß ich Schreiben und Lesen lerne und ich bin sehr froh, daß ich diese Gelegenheit bekomme.” Für einen Moment sucht sie direkten Blickkontakt mit Theomer, bevor sie den Blick wieder senkt. Entweder ist sie eine exzellente Schauspielerin oder sie ist tatsächlich ein wenig verlegen als sie weiter spricht: “Wenn es nicht zu aufdringlich ist, darf ich fragen, warum ihr Schreiben lernen wollt? Sich dieser Mühe zu machen, ist nicht alltäglich.” Sie sieht wieder zu ihm hinauf. “Wenn ich zu neugierig bin, dann sagt es einfach.”: sagt sie und lächelt ein wenig.  
Sat, Feb 10th 2024 12:46

"Neinnein, die Frage hat mir Herr Vellez auch schon gestellt." Theomer setzt sich auf einen der beiden Stühle vor eine der Wachstafeln. "Meine Familie war früher reich und bedeutend, aber davon ist nicht mehr viel übrig", erklärt er freimütig. "Ich hoffe, durch Lesen und Schreiben meinen persönlichen und geschäftlichen Horizont zu erweitern." Er nimmt noch einen Schluck Tee. "Welche Aufgaben übernehmt ihr denn für das Skriptorium?"
Sat, Feb 17th 2024 04:59

Verständnisvoll nickt Julia. “Das wird es sicher. Ich kann es kaum erwarten bis ich das erste Mal ein Buch nicht nur durchblättern und die Bilder ansehen, sondern verstehen kann. Aber ganz leicht wird es nicht werden.”: sagt sie und setzt sich auf den anderen Stuhl neben Theomer und bewegt sich dabei so geschmeidig wie eine Tänzerin oder Akrobatin. Sie sieht ihn wieder an, als sie auf Theomers Frage antwortet. “Ich bin noch in Ausbildung und es steht noch nicht ganz fest, welche Aufgaben ich hier übernehmen werde. Herr Vellez entscheidet das nach den individuellen Fortschritten.” Ihr Lächeln ist immer noch zurückhaltend und etwas scheu sie senkt auch den Blick nach ihren Worten. In dem Moment öffnet sich die Türe und einer der Schreiber des Skriptoriums tritt ein. Nach einer kurzen Vorstellung beginnt der Unterricht.  
Sat, Feb 17th 2024 09:53   Edited on Sat, Feb 17th 2024 09:55

Schreibarbeit findet Theomer um einiges anstrengender, als er es sich vorgestellt hätte. Zunächst mal diese völlig unnatürliche, zusammengekauerte Haltung, von der einem nach kürzester Zeit der Rücken wehtut. Dann dieses Verkrümmen der Finger, um mit Kreide langsam... ja was... nicht zu schreiben, mehr zu malen. Kreise und Kurven und Haken und Striche, dass einem vom konzentrierten Hinstarren der Schädel brummt. Die Luft scheint mit jedem Atemzug dicker zu werden und er wünscht sich bald zurück in seinen Kahn auf den Olifern.   Es ist ihm nicht bewusst, aber wie Tausende Schuljungen vor ihm blickt er immer wieder zu seiner hübschen Sitznachbarin, die völlig mühelos und elegant zu sitzen und zu schreiben scheint. Und sie hat wirklich einen hübschen Hintern. Bei den Zwillingen: Schreiben zu lernen wird eine Herausforderung.   Nach dem Unterricht bekommt er Kreide und eine Tafel zum Üben gestellt und nimmt sich vor, das auch fleißig zu tun. Zumindest morgen früh, denn jetzt muss er zu Leifs Vater und Bruder und wird vor Einbruch der Dunkelheit nicht nach Hause kommen. Er verabschiedet sich von Julia und muss sich immer wieder daran erinnern, misstrauisch zu bleiben.