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Tue, Sep 17th 2024 07:44   Edited on Fri, Nov 15th 2024 07:42

[Tag 17, früher Nachmittag] Eine Rattenzüchterin und ein Schinder

Sigrun, Eicken und Mera gehen nun kreuz und quer durch die Gänge der Kaserne. Immer wieder begegnen ihnen Soldaten der Wachkompanie oder der Leibwache. Die Blicke sind erstaunt, wohl auch mitleidig. Eicken und Sigrun sind schließlich nicht zwei x-beliebige Soldatinnen. Eicken ist wohlbekannt und außerordentlich beliebt bei den Soldaten. Fast jeder erinnert sich an eine durchzechte Nacht, in der Eicken die gesamte Gruppe immer wieder zum Lachen gebracht hat mit ihren treffsicheren, scharfen Kommentaren. Sigrun ist den meisten wohl irgendwie fremd, durch ihr fast schon beeindruckendes, aber doch für Pelorner Verhältnisse irgendwie fremde Aussehen, der eigenartigen Ausdrucksweise und letztendlich ihren sonderbar guten Draht zum Kommandanten und der Kornett. Trotzdem weiß aber jeder, wer sie ist, wenn auch noch wenige mit ihr gesprochen haben.   Irgendwann erscheinen sie im Büro des Adjutanten des Kommandanten Reland arn Melvart, genannt der Schinder. Der Name kommt nicht von ungefähr. Den meisten der einfachen Pelorner treibt schon das Nennen seines Namens einen kalten Schauer über den Rücken, und lieber hätten sie eine Woche lang in einem der vielen dreckigen, stinkenden Rinnsale der Stadt übernachtet als fünf Minuten mit ihm in einem Raum zu verbringen. Zu ihm bringen die beiden so unterschiedlichen Soldatinnen wohl die gute Mera.   Plötzlich ist Sigruns Miene wieder komplett neutral. Freilich, ihr Kinn blutet noch, aber sonst weist in ihrem Gesicht nichts mehr darauf hin, dass irgendetwas negatives geschehen sein könnte. Es ist wieder die Sigrun, die eben den meisten Soldaten so eigenartig vorkommt, irgendwie unnahbar, irgendwie zu nobel für ihre Position. Sie nimmt Haltung an.   “Zugführerin Sigrun und Soldatin Eicken melden sich zurück,” sagt sie zum Adjutanten. “Wir haben die Rattenzüchterin Mera Karlsson zum Verhör mitgebracht.”
Der Adjutant nickt und befiehlt dann kurz angebunden: "Rühren. Der Kommandant erwartet euch." Dann wendet er sich an Mera und deutet auf den hölzernen Besucherstuhl. "Setzt euch da hin und haltet den Mund oder ich lasse euch in Eisen legen.": sagt er kalt und wendet sich wieder an die beiden Soldatinnen. "Ihr könnt eintreten.": sagt er und wendet sich seinen Papieren und Wachstafeln zu. Als die beiden Soldatinnen nach Aufforderung das Arbeitszimmer des Kommandanten betreten, die Türe hinter sich schließen und Haltung annehmen, sieht Reland zuerst zu Eicken, dann zu Sigrun und befiehlt zu ruhen. "Was ist vorgefallen, Zugsführer?": erkundigt sich Reland knapp.  
Wed, Sep 18th 2024 07:41

Die beiden stehen nun vor dem Kommandanten. Eicken freilich ist immer noch wütend, und nur ein Blinder würde ihr dies nicht ansehen. Sigrun daneben wirkt stoisch, steht aufrecht. Sie macht sich nicht die Mühe, das Blut abzuwischen. Und so tropft es weiter, immer wieder, nicht besorgniserregend schnell, aber trotzdem hat sich auf ihrer Uniformjacke inzwischen ein dunkler, feuchter Fleck gebildet.   “Kommandant,” beginnt sie dann mit militärischem Ton, “wie befohlen begaben wir uns zur Zielperson und fanden diese auch zu Hause vor. Sie gewährte uns bereitwillig Zugang zu ihrem Haus. In diesem Haus fanden wir das Fräulein Mari Kiroval, laut dem Spion Haruland Geliebte der Dargha Nayara, vor. Zunächst gab sie vor, für die Brauerei Haruland zu arbeiten, dort auch zu wohnen. Die Zielperson erklärte, das Fräulein Kiroval hätte ihr eine Futterlieferung gebracht, wir konnten diese Lieferung jedoch nicht vorfinden. Auf unser Nachfragen erklärten die beiden Damen, der Grund für den Besuch der Kiroval wäre das Verschwinden des Herrn Haruland, und sie hätte beim Fräulein Karlsson um Informationen diesbezüglich gebeten. Leider konnte sich das Fräulein Kiroval der Verhaftung durch Flucht entziehen. Sie dürfte wohl eine Verletzung an der Hand erlitten haben, aber wir konnten ihrer nicht mehr habhaft werden. Wir brachten jedoch das Fräulein Karlsson zum Verhör hier her. Sie wartet bei Eurem Adjutanten.”   Sigrun hat fertig gesprochen und steht nun stumm und regungslos da, schaut dem Kommandanten in die Augen.
Für einen langen Augenblick schweigt Reland, den Blick der kalten grauen Augen auf Sigrun gerichtet, dann nickt er und wendet sich Eicken zu. "Habt ihr dieser Meldung noch etwas hinzuzufügen, Soldat?": erkundigt sich Reland ruhig und weder seiner Stimme noch seinem Gesichtsausdruck ist eine Gefühlsregung zu entnehmen.  
Wed, Sep 18th 2024 03:50   Edited on Wed, Sep 18th 2024 04:12

[Soldat Eicken] "Nein, Kommandant, die Meldung entspricht voll und ganz den Tatsachen.": gibt Eicken zackig zur Antwort. "Bitte um Erlaubnis eine persönliche Anmerkung machen zu dürfen.": schnarrt Eicken und fährt erst fort, als Reland ihr mit einer knappen Geste zu verstehen gibt, daß sie fortfahren kann. "Zugsführer Sigrun hat meiner Einschätzung nach befehlsgemäß und der Situation angemessen gehandelt, Kommandant. Die Geflüchtete verfügt über ungewöhnliche Gewandtheit und Schnelligkeit. Sie war entschlossen, um jeden Preis zu entkommen und wäre mit Sicherheit auch vor einem Kampf nicht zurückgeschreckt. Nur Sigruns schnellen Reaktion mit der sie die Geflüchtete entwaffnet hat, ist es zu verdanken, daß es keine Verluste gegeben hat. Ich weiß nicht ob ich an ihrer Stelle so schnell reagierten hätte können." Kerzengerade steht Eicken da und hält scheinbar ungerührt dem Blick des Kommandanten stand.    
Eine kleine Weile sieht der Kommandant zwischen seinen leicht lädierten Untergebenen hin und her, dann nickt er und für einen Augenblick erscheint der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. "Über diese Krioval unterhalten wir uns später. Bringt diese Rattenzüchterin hinunter ins Verhörzimmer der Wache. Ihr kennt den Weg, Zugsführer. Wenn sie keinen Fluchtversuch unternimmt, behandelt sie pfleglich, aber legt ihr die Armspangen am Verhörstuhl an. Ich komme in Kürze nach. Abtreten!": ordnet er an.  
Wed, Sep 18th 2024 06:26

Sigrun nimmt kurz Haltung an.   “Zu Befehl!”   Dann dreht sie sich um. In der Drehung bleibt ihr Blick kurz bei Eicken hängen. Ein kurzes Leuchten geht durch ihre Augen. Dann geht sie auch schon vor und zur Tür hinaus, wo ja bekanntlich Mera Karlsson, die Rattenzüchterin, darauf wartet, was denn nun mit ihr geschehen möge. Und so ist es wenig verwunderlich, wenn Sigrun auch vor ihr stehen bleibt.   “Nun, wertes Fräulein Karlsson, wenn Ihr mir bitte folgen wollt,” sagt sie ihr, “der Kommandant wird in Kürze Zeit für Euch finden!”   Der Ton ist wieder höflich, doch nicht freundlich, dafür äußerst bestimmt. Es ist sonnenklar, dass es hier nicht darum geht, was Mera nun will oder was nicht - vielmehr ist das Gesprochene ein höflich ausgedrückter Befehl.  
Wed, Sep 18th 2024 07:17

Sie hat der blonden Dame, die ihr zu nickte, dann aufgestanden und ihr ohne Wenn und Aber gefolgt. Sie war freundlich und machte keine Anstalten zu fliehen. So lebensmüde wie Mari war sie nicht; sie ging lieber den korrekten Weg und versuchte zu kooperieren, wenn es möglich war. "Darf ich ein Wasser haben, wenn es möglich ist?" fragte sie die Frau von der Wachkompanie. Und so ging sie mit ihr zum Verhörraum.
Wed, Sep 18th 2024 09:02

Den Wunsch nach Wasser scheint die Soldatin überhört zu haben. Stattdessen geht sie wieder zielgerichtet durch die Gänge, mit gestecktem Schritt. Eicken ist freilich immer noch dabei, und noch immer ist der rothaarigen Soldatin anzusehen, dass sie Mera wohl am liebsten die Augen auskratzen möchte. Irgendwann scheinen sie angekommen zu sein. Sigrun bleibt stehen und öffnet eine Tür, und die drei treten ein.   Sie befinden sich in einem karg eingerichteten Raum. Ein großer Schreibtisch mit einem Stuhl dahinter, ein Stuhl davor. Letzterer ist am Boden festgeschraubt. Die Wände sind fast nackt, nur hinter dem Schreibtisch hängt ein großes Portrait des Barons Karthes Thornhoff. Der Raum hat keine Fenster, ist von einigen Kerzenhaltern relativ spärlich erhellt. Sigrun hält auf den festgeschraubten Stuhl zu.   “Wenn Ihr bitte Platz nehmen wollt…”   Sobald Mera sitzt, stürzen sich Sigrun und Eicken auf ihre Arme, halten sie fest und schnallen sie an die Lehnen. Mera kann nun nicht mehr aufstehen, selbst wenn sie denn wollte, sie kann sich nicht einmal mehr ordentlich bewegen.   Sigrun und Eicken stellen sich nun an die rückwärtige Wand und warten schweigend auf die Ankunft des Kommandanten.
Wed, Sep 18th 2024 09:47

Sie kamen vor eine Tür, die die blonde Dame in Uniform öffnete. Sie gingen hinein; es war sehr spärlich eingerichtet und es gab keine Fenster. Sie blieb gefasst, ging der Aufforderung der blonden Dame nach und setzte sich. Da stürzten sich die zwei auf ihre Arme. Klar, sie hätte sich wehren und tun, lassen und wissen können, was alles, aber sie wollte sie nicht verunsichern, aber auch nicht überraschen – vielleicht etwas von beidem. Dennoch ließ sie es über sich ergehen, dass die zwei Damen auf sie stürzten und sie fesselten, sodass sie sich nicht mehr wehren und geschweige denn aufstehen konnte. Und so wartete sie, bis der Kommandant kam. Äußerlich sah man ihr nicht an, dass sie nervös und geschweige denn aufgeregt war. Aber innerlich war sie so nervös und aufgeregt, dass sie bei diesem Verhör die größten Fehler machen würde. Doch sie wusste genau, dass sie keine Fehler machen durfte, also blieb sie ruhig und wartete. Das mit dem Glas Wasser hatte sie schon längst wieder vergessen und dachte nur, dass es dazugehörte, dass man die Wünsche nicht erfüllt bekam, weil sie die Leute quälen wollten.
Es dauert nicht lange bis sich Schritte nähern und die Türe aufgeht. Ein hochgewachsener Mann eher drahtig als athletisch betritt gefolgt von einem Schreiber das Verhörzimmer. Er trägt die dunkelblaue Uniform des Hauses, die jedoch in Details, von denen der beiden Soldatinnen abweicht, die bei seinem Eintreten Haltung annehmen. Sein dunkles Haar ist an den Schläfen bereits angegraut und im Nacken auf altmodische Art zu einem Knoten geflochten. Das scharfgeschnittene, glattrasierte Gesicht mit der Narbe an der Stirn wird von grauen, kalten Augen dominiert. "Schon gut.": sagt er und gibt den beiden Soldatinnen ein Zeichen ruhig zu stehen. Er streckt seine Hand in Richtung des Schreibers, der ihm eine Mappe mit Schriftstücken reicht. Für eine kurze Zeitspanne blättert er in der Mappe, dann richtet er seinen Blick auf Mera. "Ich bin Kommandant in der Leibwache seiner Hoheit Arn Melvart, besser bekannt als der Schinder. Ihr steht im Verdacht der Spionage, der aktiven Unterstützung von Feindkräften auf dem Gebiet des Hauses und des Schwarzhandels. Ich darf eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, daß auf jedes einzelne dieser Verbrechen der Tod durch Pfählen und die Konfiskation eueres gesamten Eigentums steht.": erklärt der Kommandant mit dem Anflug eines zynischen Lächelns in einem altertümlich klingenden Pela.   "Ich darf euch auch davon in Kenntnis setzen, daß wir über Mittel und Wege verfügen, auch die hartnäckigsten Lügner zum Sprechen zu bringen. Ich gestattet mir jedoch euch zu empfehlen, euch diese Prozeduren zu ersparen. Es wäre in der Tat bedauerlich euch um euer ansprechendes Erscheinungsbild zu bringen." Er setzt sich vor Mera halb auf den großen Tisch. "Wie es scheint, habt ihr euch bis jetzt kooperativ gezeigt." Dann winkt er die Rothaarige zu sich. "Macht sie los." Während die Soldatin die Handfesseln löst, sagt Reland. "Nehmt bitte zur Kenntnis, daß diese kleine Erleichterung jederzeit umkehrbar ist und ich genauso gut ein verschärftes Verhör anordnen kann. Meine Geduld ist eher noch knapper bemessen als meine Zeit, also beantwortet meine Fragen wahrheitsgemäß, ohne Umschweife und Ausflüchte. Es liegt nur an euch, ob wir dieses Gespräch in einem zivilisierten Rahmen abwickeln oder in einem der dafür vorgesehenen unterirdischen Räume. Dann laßt uns beginnen." Er gibt dem Schreiber ein Zeichen. "Was wisst ihr über diese Kiroval? Wie und wo seit ihr euch begegnet? Welche Aufgaben hat diese Frau?": erkundigt sich Reland kühl und für einen Moment ist das Kratzen der Feder des Schreibers zu hören.  
Thu, Sep 19th 2024 12:17

Sie hörte Reland aufmerksam zu, um alles mitzubekommen und auch korrekt zu antworten. Sie nickte leicht als Zeichen, dass sie verstanden hat, was passiert, wenn es nicht der Wahrheit entspricht. Als er fertig war mit Sprechen und ihr das Wort übergab, holte sie Luft und sprach: "Also über Frau Kiroval weiß ich, dass sie oft mit Saya zusammen ist, der Frau mit den Bemalungen im Gesicht und am Körper, und heraussticht ist der Skorpion auf ihrer Stirn." Sie machte eine kurze Pause und sprach dann weiter: "Saya traf ich das erste Mal im Lachenden Zwilling, wo ich mit Herrn Theomer verabredet war. Leider wurde aus der Verabredung nichts, da er sich um die Frauen kümmern musste, weil es dort im Lachenden Zwilling eine Auseinandersetzung gab. Ich habe auch dort Frau Kiroval gesehen, die sich um Saya gekümmert hat. Ich stand mehrheitlich im Hintergrund und habe nicht viel mitbekommen." fügte sie an. Sie überlegte kurz, ob ihr noch etwas in den Sinn kommt. "Ach ja, sie kam vorbei, um Futter zu bringen und Ratten mitzunehmen, aber sie hatte kein Futter dabei und Ratten wollte sie auch nicht mitnehmen, weil es für Herrn Theomer bestimmt war." Und sie schaute zu Reland.
Thu, Sep 19th 2024 12:56   Edited on Thu, Sep 19th 2024 01:00

Reland hört aufmerksam zu, dann sieht er Mera mit einem bedrohlichen Glitzern in den grauen Augen an. "Was soll dieser Schwachsinn? Die Kiroval kommt bei euch vorbei um euch Futter zu bringen und hat kein Futter dabei? Ich sage es euch das letzte Mal. Das hier ist kein Spiel und wenn ihr glaubt mich zum Narren halten zu können, werdet ihr sehr schnell feststellen, daß ich meinen Beinamen zu Recht trage. Also was wollte die Kiroval bei euch und ich lege euch nahe mir nicht wieder so einen Unsinn aufzutischen. Außerdem sprecht ihr von Theomer Haruland oder einem anderen Theomer und was habt ihr auf Imeria Gebiet zu suchen gehabt? Was meint ihr damit, daß sich dieser Theomer um die beiden Frauen, also die Kiroval und Saya kümmern mußte. Hatte er ein Verhältnis mit einer von ihnen oder Beiden? Um welche Auseinandersetzung in der Schenke handelte es sich?": erkundigt sich Reland kühl.
Thu, Sep 19th 2024 03:25

"Es ist kein Unsinn, was ich auftische. Kiroval kam, um Futter zu bringen, weil Theomer Haruland ihr das so in Auftrag gab, aber sie traute sich nicht, es zu machen, und kam ohne es zu mir und sagte stattdessen, dass Herr Haruland verschwunden ist und wollte wissen, ob ich etwas wüsste, worauf ich ihr verneinte." Sie schaute ihn an; am liebsten würde sie fliehen, aber nein, sie zieht das durch. "Das mit dem Verhältnis zwischen den dreien weiß ich leider nicht. Bei der Auseinandersetzung wusste ich nur, dass sie mit einem Typen etwas hatte, der ein Messer hatte. Aber Saya war zu schwach, um sich zu wehren, darum musste Herr Haruland einschreiten. Danach trug er Saya in ein Zimmer, wo dann Kiroval sich weiterhin um sie kümmerte." Sie machte eine kurze Pause beim Sprechen, machte aber nahtlos weiter. "Und auf dem Gebiet war ich, auf Anraten von Herrn Haruland, in die schmutzige Ente gegangen und habe dort mit jemandem gesprochen, dessen Name unbekannt ist. Ich wollte herausfinden, wer ein paar meiner Ratten getötet hat. Sie überlegte wieder, was sie noch alles wusste. Sie sagte zum Schluss: "Meine Ratten wurden nur an Herrn Haruland verkauft. Ach ja, ich musste in seinem Auftrag in einen Laden; ich nehme an, es war im Imeria-Gebiet, bin mir aber nicht mehr sicher, und dem Händler meine Ratten anpreisen als Lockvogel, eine Art. Und wieso ich es machen musste, weiß ich nicht." Jetzt ließ sie Reland wieder zu Wort kommen.
Wieder ist für eine kleine Weile nur das Kratzen der Feder des Schreibers zu hören. Die kalten grauen Augen lassen Mera nicht aus ihrem Blick. "Falls es euch nicht bewußt ist, dann laßt mich euch aufklären. Auch die Schenke zum lachenden Zwilling liegt auf Imeria-Gebiet. Aber eines nach dem anderen. Ihr seid also in den lachenden Zwilling gegangen, weil ihr mit diesem Theomer eine Verabredung hattet. Dort habt ihr zum ersten Mal Saya gesehen, die in eine Auseinandersetzung mit einem Kerl verwickelt war, der ein Messer hatte und Theomer Haruland schritt ein. War die Kiroval auch am Ort der Auseinandersetzung oder habt ihr sie erst später getroffen?"  
Thu, Sep 19th 2024 05:18

Sie nickte ihm zu, dass sie ihn verstanden hat. "Ja, ich habe mich mit Theomer Haruland zum Essen verabredet, wie es so ist, wenn man jemanden kennengelernt hat und die rosa-rote naive Brille aufhatte. Der Kerl war mehr ein junger Mann, der den Mutigen spielen wollte, und die Männer wollten die Vergewaltigung von Saya begutachten. Darum schritt Herr Haruland ein. Frau Kiroval war bereits in der Schenke; sie wehrte sich gegen die Männer und griff die Männer an. Ich hielt mich im Hintergrund auf und beobachtete das Geschehen von dort. Nachdem Herr Haruland die Männer zur Seite gebracht hatte, nahm er Saya und brachte sie in ein Zimmer, und ich war stets im Hintergrund," sprach sie. "Und ja, ich traf Saya in der Schenke das erste Mal," fügte sie hinzu. Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch, bevor sie wieder Haltung annahm, und versuchte weiterhin, alles zu beantworten, was sie wusste und was er wissen wollte.
Thu, Sep 19th 2024 09:24   Edited on Thu, Sep 19th 2024 09:24

Langsam nickt Reland. "Wußtet ihr zu diesem Zeitpunkt wer und was diese Saya mit dem eintätowierten Skorpion ist und habt ihr sie nach diesem Abend nochmals getroffen? Habt ihr Kontakt zu der Kiroval gehabt außer an diesem Abend und dem heutigen Tag?": erkundigt sich Reland, steht auf, schaut dem Schreiber über die Schulter und wendet sich wieder Mera zu. "Ihr habt gesagt, daß euch dieser Haruland gesagt hat, ihr sollt in die schmutzige Ente gehen, um mit einem Unbekannten worüber zu sprechen? Was hatte das mit toten Ratten zu tun und könnt ihr diesen Unbekannten beschreiben?": bohrt Reland nach.      
Fri, Sep 20th 2024 06:02

"Nein, das wusste ich nicht, wer Saya war und was sie macht. Nach dem Vorfall in der Schenke habe ich Saya und Frau Kiroval nicht mehr gesehen oder getroffen," sprach sie. "Weil, wo ich wohne, wusste Frau Kiroval nicht von mir. Wie ich eben gesagt habe, gab es kein Aufeinandertreffen." fügte sie hinzu. Sie machte eine kurze Pause beim Sprechen. Nach der Pause sprach sie weiter: "Ich habe Herrn Haruland, den Unbekannten, beschrieben, über den ich Ihnen noch antworten werde. Jedenfalls meinte er, ich sollte mit ihm reden und ihn in ein Gespräch verwickeln, sodass er Leute schicken und ihn beschatten kann. Dieser Unbekannte wollte mir auch ein Kaufangebot machen, das ich abgelehnt habe, weil ich bereits einen Vertrag mit Haruland eingegangen bin. Soweit ich weiß, sollte man Verträge nicht brechen." Sie schaute Reland kurz an und fuhr fort: "Weil ich den Verdacht hatte, dass dieser Unbekannte vielleicht etwas mit dem Tod der Ratten zu tun hat. Als ich abends in die Schenke der schmutzigen Ente ging, traf ich wieder auf den Unbekannten, der mir einen Vertrag unter die Nase hielt, den ich abermals abgelehnt habe. Ich stand dann auf und ging wieder." "Dieser Unbekannte sah schmuddelig aus, hatte einen braunen Umhang und seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen." Jetzt machte sie wieder eine Pause, sodass der Kommandant Fragen stellen konnte.
Als Mera von dem Unbekannten und dem Vertrag spricht, den sie unterschreiben sollte, wirft Reland Sigrun einen vielsagenden Blick zu, doch er hört keinen Augenblick auf, Mera zuzuhören. "Was hat es mit dem Tod der Ratten auf sich, den ihr jetzt schon zum zweiten Male erwähnt? Hat man euch bedroht oder versucht zu erpressen und dazu zu zwingen einen ungünstigen Vertrag zu unterschreiben? Ihr habt vorher noch von einem anderen Laden gesprochen, in dem ihr als eine Art Lockvogel fungiert haben sollt. Was hat es damit aufsich? Wo ungefähr befand sich der Laden? Auf der West- oder Ostseite des Flußes?": erkundigt sich Reland und sein Tonfall ist eine Spur weniger kalt als noch zuvor.  
Fri, Sep 20th 2024 04:28

"Ich denke, der Unbekannte war dort, wo meine Ratten getötet wurden, weil ich das Kaufangebot abgelehnt habe, da dieser Unbekannte auch bei mir zu Hause aufgetaucht ist und alles über meine Fleischratten wissen wollte." Sie machte eine kurze Pause. "Entschuldigen Sie, könnte ich bitte ein Wasser haben? Mein Mund ist trocken," fragte sie Reland. "Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber es war östlich im Coveani-Gebiet, wenn ich mich richtig erinnern kann. Der Laden war gut eingerichtet. Mein Auftrag dort war, dem Betreiber schöne Augen zu machen und ihn halt um den Finger zu wickeln." Sie atmet schwer, da sie so einen trockenen Mund hat, und hofft, Reland erhört ihre Bitte, sonst kippt sie noch um. Hier lässt sie ihm Zeit zu reagieren und zu agieren.
Beantwortet lieber meine Fragen bevor ein trockener Mund eure geringste Sorge wird.": sagt Reland und durch den kühlen Tonfall dringt ein zorniger Unterton, doch der Ärger des Kommandanten scheint sich nicht oder nur sehr bedingt auf Mera zu beziehen. "Covenai Gebiet? Wahrscheinlich Sabio Gonda, einer der ersten Adressen für Delikatessen. Dieser Theomer hat also euer Aussehen benutzt um sich geschäftliche Vorteile zu verschaffen. Schön, das ist eure Sache. Wenn ich euch aber richtig verstanden habe, dann hat jemand Ratten in eurer Zucht getötet und euch im Anschluß zu erpressen versucht und euch bedroht. Seid ihr bereit, in Protokoll über diese Vorkommnisse zu unterzeichen? Noch etwas, habt ihr die Ratten, die ihr diesem Theomer verkauft habt, hier in eurer Zucht verkauft oder habt ihr die Ratten über die Grenze ins Imeria-Gebiet gebracht und euch dort bezahlen lassen?"      
Fri, Sep 20th 2024 10:38

"Ja, genau, es war Herr Gonda," nickte sie Reland zu. "Kann man so sagen, dass man mich erpressen will. Herr Haruland Theomer kam immer vorbei, brachte Futter und nahm die Ratten mit. Also habe ich die Ratten aus meiner Zucht. Wenn er nicht kommen konnte, schickte er einen Mitarbeiter." Sie nickt Reland zu, dass sie das Protokoll unterschreiben will und auch möchte. Sie schaut wieder zu Reland und wartet auf weitere Informationen oder Aufforderungen.
"Habt ihr das?": erkundigt sich Reland bei dem Schreiber, der nickt. "Gut, dann schreibt. Der Verdacht des Schwarzhandels und der aktiven Unterstützung von Feindkräften auf dem Gebiet des Hauses hat sich als unbegründet erwiesen. Der Vorwurf der Spionage ist Gegenstand weiterer Untersuchungen. Setzt ein kurzes Protokoll auf über den Einbruch in der Rattenzucht Karlson, die Beschädigung des Eigentums der Rattenzucht und die nachfolgende Erpressung der Eigentümerin auf." Mit ein paar Schritten ist Reland bei der Tür, öffnet sie und ruft nach der Wache. Als ein Soldat erscheint, befiehlt er, Wasser zu bringen. Dann wendet sich Reland an Mera. "Nachdem ihr das Protokoll unterzeichnet habt, könnt ihr gehen. Allerdings habt ihr Auflagen zu beachten, deren Mißachtung zu eurer sofortigen Verhaftung führen. Ihr werdet die nächsten beiden Wochen jeden zweiten Tag bei der Torwache melden. Bis auf Widerruf ist es euch nicht gestattet, das Gebiet unseres Hauses zu verlassen. Ihr habt jede Kontaktaufnahme von Angehörigen anderer Häuser mit euch sofort zu melden. Ist das klar?": sagt Reland und deutet mit einer knappen Geste auf Mera, als der Soldat mit dem Wasser kommt.  
Sat, Sep 21st 2024 09:55

Als sie alles unterschrieben hatte, setzte sich das Protokoll wieder. Sie war froh, dass der Verdacht wegen Schwarzhandels und aktiver Unterstützung von Feindkräften unbegründet war. Nur mit der Spionage konnte sie sich nicht rechtfertigen. Wieso wurde sie der Spionage bezichtigt? "Ja, ich habe verstanden, dass ich alles, was nicht mit diesem Gebiet zu tun hat, melden soll. Das werde ich nach bestem Wissen und Gewissen tun", sprach sie mit Erleichterung. Sie nahm das Wasser vom Soldaten entgegen und nippte daran; das tat ihr so gut. "Danke für das Wasser", sagte sie entspannt. Als sie fertig getrunken hatte, stand sie auf, verabschiedete sich von Reland und verließ den Raum. Sie ging hinaus in die Freiheit und an die frische Luft. Als sie draußen ankam, atmete sie erstmal tief durch und dachte nur: „Endlich wieder an der frischen Luft.“ Das mit der Spionage verstand sie immer noch nicht. Sie würde es irgendwann verstehen, wieso, weshalb und warum. So ging sie nach Hause und wollte dort ein wenig aufräumen.
Etwas später zurück in seinem Arbeitszimmer wirft Reland die Mappe mit den Unterlagen und dem unterzeichneten Protokoll auf seinen Schreibtisch. "Genau, wie ich es mir gedacht hatte. Dieser Widerling versucht uns für seine Zwecke zu instrumentieren, doch diesmal kommt er nicht ungeschoren davon.": sagt Reland und man kann die Abneigung, die er gegen den Sohn des reichsten Kaufmanns hegt, mühelos heraushören. "Aber genug davon. Weit interessanter ist es, daß dieser Theomer verschwunden zu sein scheint. Normalerweise würde ich annehmen, daß sich der Krämer dumm angestellt hat und von den Tätowierten kalt gestellt wurde. Doch das bringt uns wieder zu der Kiroval. Im Lichte ihrer Erkundigungen über den Bierbrauer erscheint es jedoch unwahrscheinlich, daß Imeria ihn aus dem Verkehr gezogen hat. Großer Schaden ist es in keinem Fall, doch ärgerlich. Doch jetzt zu dieser Kiroval. Zugsführer, was genau ist in der Wohnung der Karlsohn vorgefallen?" Ruhig hört sich Reland den vollständigen Bericht Sigruns an. "Ist euch etwas an dieser Kiroval außer ihrer Gewandtheit aufgefallen? Hat sie in irgendeiner Form verwirrt, hysterisch oder geistig zurückgeblieben auf euch gewirkt?": erkundigt sich Reland.  
Sun, Sep 22nd 2024 10:43

Einen kurzen Augenblick denkt Sigrun nach. Dann antwortet sie mit etwas militärischem Unterton: “Keineswegs. Sie erschien mir sogar ausgesprochen ruhig, oder wenigstens in keinstem Maße aufgeregter als der ordentliche Bürger im Angesicht einer Angehörigen der Wachkompanie. Sie meinte, sie wäre bei dem Herrn Haruland beschäftigt und hätte in der Brauerei dieses Herren auch ihre Unterkunft. Womöglich hätte ich sie wohl wenig beachtet, hätte sie sich nicht mir mit ihrem wahrhaftigen Namen präsentiert. Dies und die Beschreibung des Herrn Haruland schienen mir auszureichen, um sie eindeutig als die Geliebte jener Dargha zu identifizieren. Als ich jedoch zur Festnahme schreiten wollte, warf sie mir einen Stuhl zwischen die Beine und zog ein Messer. Kein besonderes Messer, ein geschliffenes Brotmesser oder ähnliches, also keine Waffe, die ihres Standes gerecht würde. Durch einen Schlag mit dem Schlagstock gelang es mir, sie glücklich zu entwaffnen. Sie jedoch warf Soldatin Eicken jedoch zunächst einen Wasserkrug an den Kopf, den sie noch abwehren konnte, dann jedoch auch eine Vase, die sie dann am Kopfe traf. Ich selbst war durch den Stuhl einen Augenblick lang derart behindert, dass mir eine sofortige Verfolgung unmöglich war. Wäre sie nun hysterisch, verwirrt oder geistig zurückgebieben, so wäre sie zu einer solchen Reaktion komplett außerstande gewesen.”   Sie schaut ihn an, dann fügt sie mit einem Grinsen und viel weicherer Betonung hinzu: “Wenn Ihr mir eine etwas süffisante Bemerkung erlaubt, so muss diese Dargha ein wahrlich abscheuliches Geschöpf sein, wenn sie trotz ihres Amtes keine schönere Geliebte hat.”
Es ist ein seltener Anblick, Reland grinsen zu sehen, aber nun tut er es. Er nimmt ein Schriftstück und sagt: "Das scheint ganz und gar nicht der Fall zu sein, Zugsführer. Ich habe heute früh einen Bericht über einen Vorfall vor ein paar Tagen in dem besagten Viertel erhalten, der lokal Aufsehen erregt hat. Doch zu diesem Zeitpunkt war die jetzige Dargha noch Anführerin einer Rotte von Imeria Jägern. Aber seht selbst." Reland reicht ihr den Bericht eines Augenzeugen, in dem Saya und ihr erstes Zusammentreffen mit Mari recht genau beschrieben ist. Er läßt Sigrun Zeit und spricht erst weiter als sie den Kopf hebt. "Ihr habt es mit einer bemerkenswerten Frau zu tun gehabt, Sigrun. Sie hat euch eine Geschichte erzählt, die höchstwahrscheinlich stimmt, deshalb auch ihr wahrer Name. Sie konnte nicht wissen, daß sich dieser Theomer hier ausführlich über sie verbreitert hat. Wäret ihr nicht bei dem Verhör dabei gewesen, wäre sie unbehelligt davon gekommen."    
Sun, Sep 22nd 2024 02:09

Sigrun nimmt das Schriftstück entgegen und liest es durch. Das Geschriebene scheint sie irgendwie zu belustigen, denn auf ihrem Gesicht zeichnet sich ein leichtes Grinsen ab. Dann hat sie fertig gelesen und lässt das Blatt sinken, schaut Reland wieder an. Sie hört zu, was er sagt.   “Mit einer bemerkenswerten Frau, dies entspricht wohl der Tatsache,” entgegnet sie. Sie behält den vertraulichen Tonfall von vorhin bei. “Ich meine, ganz abgesehen von ihren kämpferischen Fähigkeiten, oder wenigstens ihren Fähigkeiten, in jeder Situation glücklich die Flucht zu ergreifen, erlaubt mir doch zu bemerken, dass es in meinem Falle einer geplanten Liebeserklärung abträglich wäre, hätte meine Angebetete den ganzen Tag über Leute auf grausamste Weise gequält. Der Donner mag wissen, wie es zu dieser Aktion in dem Etablissement gekommen ist, und vielleicht wäre es auch von Vorteil, mehr über die Hintergründe zu erfahren.”   Sie gibt Reland das Schriftstück zurück.   “Aber, wenn Ihr mir eine Bemerkung erlaubt,” fügt sie hinzu, “so finde ich doch, dass uns dieser Bericht gar einiges über diese ominöse Dargha verrät. Zum einen scheint sie relativ jung zu sein, dem Alkohole nicht abgeneigt und, und das erscheint mir als das Wichtigste, sie hat wenigstens impulsive Züge, wenn sie nicht ganz und gar Impuls-gelenkt ist. Und, verehrter Kommandant, es kann zu unserem Nachteil nicht sein, wenn wir diese Charaktereigenschaft uns stets vor Augen halten. Sollte diese Dargha uns unangenehm werden, so könnten wir stets versuchen, sie zu einer so unüberlegten Handlung zu provozieren, die die Obrigkeit des Hauses Imeria nicht übersehen kann. Wir könnten uns also ihrer entledigen, ohne uns selbst die Hände zu beschmutzen.”
"Den Tod zu sehen, ihn zu umarmen und zu küssen ist wahrlich keine alltägliche Liebeserklärung.": sagt Reland und Anerkennung schwingt in seinem Tonfall mit. "Aber diese Dargha ist im Moment gar nicht so wichtig. Ihr schneller Aufstieg ist entweder aus einer Pattsituation zwischen zwei mächtigen Fraktionen innerhalb des Hauses zustande gekommen, die der Fürst nicht brüskieren wollte oder aber jemand will sie auf elegante Weise beseitigen und hat sie deshalb protegiert. In jedem Fall braucht sie sich um Feinde in ihren eigenen Reihen nicht zu sorgen. Ihr Gebiet ist weder von hohem wirtschaftlichen Wert noch sonst von Interesse und selbst wenn sie sich hält, wozu sie beseitigen? Jemand, dessen Mängel und Vorzüge man kennt und einschätzen kann, ist einer unbekannten Größer vorzuziehen. Die Kiroval dagegen wäre ein Fang, der sich lohnen würde. Nicht wegen der Dargha. Sie ist oder war eine Kellerratte und ist die Tochter eines Profoss, der bis zu seiner wahrscheinlichen Ermordung äußerst einflußreich gewesen ist und eine führende Person in einer der beiden stärksten Fraktionen der Kellerratten. Trotz aller Bemühungen ist es meinen Vorgängern und mir niemals gelungen, tief in das Netzwerk der Ratten einzudringen. Wir wissen, daß die Ratten ihre Hände im Schwarzhandel und Schmuggel haben, aber wir haben nur eine sehr vage Idee über ihre Struktur, ihre Verbindungslinien und Stützpunkte. Mit dem Wissen der Kiroval wäre es uns möglich, dem Schwarzhandel zumindest einen schweren Schlag zu versetzen, wenn nicht für eine Weile ganz auszuschalten."      
Sun, Sep 22nd 2024 06:28

“Nur ist es wohl so, dass die gescheiterte Verhaftung dieses Fräuleins Kiroval eine erneute Kontaktaufnahme um einiges erschweren wird. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie so bald wieder auf unser Gebiet vordringen wird,” antwortet Sigrun.   Sie denkt eine Zeit lang nach, dann fährt sie fort: “Ich war bisher stets der Annahme, Ihr wolltet über das Fräulein Koroval an die Dargha kommen. Es war mir keineswegs klar, dass es das Fräulein Kiroval selbst ist, das Euer Interesse geweckt hat. Und wenn Ihr mir erlaubt, auf Eure Ausführungen hin eigene Schlussfolgerungen zu ziehen, so komme ich zu dem Punkt, dass wohl auch die Dargha des Fräuleins Kiroval bedürfen könnte. Womöglich ist die Dargha wohl die Frau im Amte, Fräulein Kiroval aber am Ende die, die die Strippen zieht, und die Kellerratten die, die nun wahrlich die Macht in jenem Viertel haben. Aber es bleibt die Frage: Wie kommen wir nun an das Fräulein Kiroval? Vielleicht gelingt es uns, sie wieder hier her zu locken, und zwar durch einen Umstand, der ihr jedes Risiko wert ist. Wenn nicht bleibt noch eine weitere Frage: Ist das Fräulein Kiroval wirklich die einzige, die uns die nötigen Fragen beantworten könnte? Gibt es denn keine weiteren Mitgieder bei diesen Kellerratten, die uns die nötigen Fragen beantworten könnten? Es wird wohl leichter sein, ihrer habhaft zu werden, als der guten Kiroval.”
"Versteht mich nicht falsch. Über die Kiroval diese Dargha beeinflussen zu können und Informationen aus erster Hand zu erlangen wäre natürlich nichts einzuwenden und würde uns einen Vorteil verschaffen. Aber den Schwarzhandel trocken zu legen und die dahinterstehende Organisation, wenn schon nicht auszuschalten, dann zumindest empfindlich zu schwächen, übertrifft in der Bedeutung für das Haus bei Weitem die Wichtigkeit dieser Dargha." Dann schüttelt er den Kopf. "Das wäre höchst unwahrscheinlich, schon vom Selbstverständnis der Kellerratten her, gar nicht zu sprechen von ihrer dezentralisierten Organisation. Mag sein, daß die Kiroval einen gewissen Einfluß hat, aber ich bin der Ansicht, daß sie keinesfall die ist, die an den Fäden zieht." Dann nickt Reland. "Eine gute Frage! Wir werden sie auf jeden Fall intern zur Verhaftung ausschreiben, aber die angeschlossenen Häuser und Familien dürfen nichts davon erfahren. Das schließt die Möglichkeit aus, einfach ein so hohes Kopfgeld auszusetzen, daß ganz Pelorn hinter ihr her ist. Was wäre ein Umstand, der ihr die eigene Haut wert wäre? Wenn ihr eine Idee habt, Sigrun, dann nur heraus damit und was die Verhaftung von Personen betrifft, die das Wissen der Kiroval haben könnten, auf diese Idee sind schon meine Vorgänger gekommen. Das Problem dabei ist nur, daß wir nicht wissen, wer diese Personen sind! Bei der Kiroval wissen wir sogar wo sie sich aufhält, das ist der große Unterschied. Wir brauchen mehr Informationen und ich habe Anweisung gegeben, die Aufklärung in dem Viertel der Dargha zu intensivieren. Oder habt ihr Vorschläge?"  
Mon, Sep 23rd 2024 03:47

Kurz schmunzelt Sigrun, dann antwortet sie: “Ich bitte Euch, nehmt meine Ansichten nicht für die große und einzigartige Wahrheit, seid Ihr doch mit den Gegebenheiten dieser Stadt viel mehr betraut als ich es wohl je sein werde. Doch ist es gemeinhin nicht so, dass es gerade die Liebe ist, die Menschen dazu bringt, mehr zu riskieren, als sie eigentlich bereit sind zu tun? Nun liegt ja auf der Hand, dass das Fräulein Kiroval Leib und Leben riskierte, als sie, wie in diesem Bericht angegeben, sich um das Herz der Dargha bewarb. Dies bedeutet wohl, dass dies Herz ihr sehr teuer sein muss, wenigstens dann, wenn sie nicht aus purem Kalkül handelte. Wir haben nun also zwei Möglichkeiten: Entweder wir schaffen es, dass sie sich in einen Eurer Leute verliebt, wir diesen Mann oder besser diese Frau scheinbar verhaften und foltern, so dass das Fräulein Kiroval zur Hilfe eilt, oder aber wir versuchen, durch eine solche Person die Dargha um die Finger zu wickeln. Auf diese Weise könnten wir wohl die Dargha haben, als auch das Fräulein Kiroval. Nun, habt Ihr denn eine solche Person, schön genug und vor allem so gewieft und auch skrupellos, die große Liebe vorzutäuschen?”   Sie sieht Reland einen Moment lang an, dann scheint ihr ein Einfall zu kommen: “Es wäre auch eine Möglichkeit, einen scheinbaren Spion aus dem Hut zu zaubern, der wohl gute Verbindungen zu dem Hause Thornhoff zu haben scheint und damit die Dargha mit besten Informationen zu füttern versteht. Diese Informationen müssen nun keineswegs wahr sein, der Sinn wäre, dass dieser Spion sie - oder auch das Fräulein Kiroval - schließlich zu einem konspirativen Treffen auf unser Gebiet lockt, wo wir ihrer habhaft werden könnten. “
Mon, Sep 23rd 2024 04:38   Edited on Mon, Sep 23rd 2024 04:40

[Soldat Eicken] Bis jetzt hat sich Eicken mucksmäuschenstill verhalten und mit großen Augen nur zugehört. Daß Sigrun keine normale Rekrutin ist, daß ist ihr schon lange klar, aber was in diesem Gespräch an Geheimnissen zur Sprache kommt und die Art und Weise wie der Kommandant das Gespräch führt, läßt sie nur mehr staunen. Aber als der Plan besprochen wird, einen Lockvogel auf die Kiroval anzusetzen, räuspert sie sich. "Bitte um Erlaubnis sprechen zu dürfen." Auf ein Zeichen Relands sagt sie dann: "Ich habe noch eine Beobachtung gemacht, die vielleicht für den Plan mit dem Lockvogel von Bedeutung ist. Also kurz bevor sie den erfolgreichen Fluchtversuch unternommen hat, sah mich diese Kiroval so an, als ob sie mir die Uniform vom Leib reißen wollte und mich mitten im Zimmer vor der Rattenbändigerin und Sigrun durchvög...Verzeihung, bespringen wollte. Was ich damit sagen will, ich glaube nicht, daß bei der ein Mann eine Chance hat."  
Mon, Sep 23rd 2024 10:43   Edited on Mon, Sep 23rd 2024 10:52

Reland bedenkt Eicken mit einem durchdringen Blick, äußert sich aber nicht weiter zu ihrer Wortwahl. "Ist naheliegend, wenn man als Frau mit einer anderen Frau zusammenlebt, daß man Männern gegenüber eher neutral bis ablehnend eingestellt ist, aber ein Detail, daß ihr Bild abrundet." An Sigrun gewandt, fährt er fort. "Schön und skrupellos wird kein Problem sein, doch jemand zu finden, der auch raffiniert genug ist, dieses Spiel zu spielen, schon eher. Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt, das Problem auf diese Art anzugehen, sofern sich eine geeignete Frau findet, die wir auf die Kiroval ansetzen können. Doch da wir ohnehin auf weitere Informationen angewiesen sind und im Moment die Umgebung der Dargha und sie selbst sicher aufgescheucht sind vom Verhaftungsversuch, werden wir diese Zeit auch mit der Suche nach einer geeigneten Verführerin nutzen." Dann sieht Reland wieder zu Eicken und der Anflug eines spöttischen Lächelns umspielt plötzlich seine Mundwinkel. "Aber da die Kiroval offensichtlich euch gegenüber sehr positiv eingestellt ist und ihr über ausreichende Intelligenz, Hartnäckigkeit und ein blendendes Aussehen verfügt, Soldat, brauchen wir uns vielleicht gar nicht mehr umzusehen."      
Tue, Sep 24th 2024 07:27

Sigrun lacht auf Relands letzte Bemerkung hin, und sie lacht immer noch, als sie antwortet: “Nun, Kollegin Eicken hat natürlich den Vorteil, dass sie mit dem Fräulein Kiroval bereits bekannt ist. Damit wäre die Schwelle des ersten Kennenlernens bereits übersprungen. Auf der anderen Seite fände ich es doch ausgesprochen schade, genau jene Soldatin an die Imeria-Meute zu verlieren, die sich bereit erklärt hat, mich tagtäglich auszuhalten.”   Dann wird sie jedoch wieder ernst.   “Allerdings, werter Kommandant,” fährt sie fort, “wenn ich nun Euren Ausführungen folge, und ich sehe keinen Grund, Eure Meinung hierzu auch nur im Geringsten anzuzweifeln, frage ich mich, ob wir uns nicht den schwierigeren Weg aussuchen, wenn wir das Fräulein Kiroval als Primärziel einer solchen Intrige aussuchen. Das Fräulein Kiroval scheint die Dargha über alle Maßen zu lieben, es wäre also sehr schwer, ihr eine zweite Frau aufzudrängen. Bei der Dargha könnte dies anders ausschauen, hat es doch allen Anschein, als wäre es in ihrem Fall eine Laune gewesen, das Fräulein Kiroval bei sich aufzunehmen.”
Tue, Sep 24th 2024 04:00

[Soldat Eicken] Für einen Moment nähert sich die Gesichtfarbe Eickens ihrer Haarfarbe an. Im ersten Schreck stottert sie los: "Nein, das geht nicht..ich kann...wirklich ich mach mir nichts aus Frauen..ich meine im Bett..mit der herummachen und dazu noch Süßholz raspeln.." Heftig schüttelt sie den Kopf. "Ich mache euch aus ihrem Schädel einen Briefbeschwerer, wenn ihr es befehlt, aber das...das kann ich nicht." Jetzt nimmt sie Haltung an. "Kommandant, ich melde, daß ich für die Aufgabe völlig ungeeignet bin und es sicher vergeige. Ich ersuche dringend um eine andere Verwendung."  
Tue, Sep 24th 2024 11:03   Edited on Wed, Sep 25th 2024 05:03

Mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue sieht Reland Eicken an und läßt sie einige Augenblicke lang zappeln. Aber dann nickt er mit dem Anflug eines Schmunzelns. "Ersuchen stattgegeben!": sagt er und wendet sich Sigrun zu. "Wir werden es herausfinden und entsprechende Maßnahmen ergreifen, ob nun diese Dargha oder die Kiroval die Zielperson ist. Doch nun zu etwas Anderem." Er sieht zu Eicken und dann wieder zu Sigrun. "Es liegt klar auf der Hand, warum euch diese Kiroval entkommen ist. Ihr habt sie unterschätzt. Ihre Flucht wäre leicht zu verhindern gewesen, wenn ihr Soldat Eicken den Befehl gegeben hättet, an der Türe Stellung zu beziehen. Doch offensichtlich habt ihr es nicht für notwendig erachtet. Um euch Gelegenheit zu geben über diesen Fehler nachzudenken, werdet ihr für die nächste 48 Stunden Wachbereitschaft am Haupttor eingeteilt und ihr genauso Eicken, dafür das ihr mit einem Mordskater den Dienst angetreten habt. Wenn ich euch nochmals so verkatert im Dienst erwische, dann lasse ich euch ein Monat lang zur Wache im Loch abkommandieren! Verstanden?" Er schaut nochmals von einer zur anderen, dann befiehlt er: "Abtreten!"      
Wed, Sep 25th 2024 07:14

“Zu Befehl!” lässt Sigrun in einem ausgesprochen militärischen Ton verlauten, nimmt Haltung an, dreht sich ebenso militärisch um und verlässt den Raum.   Draußen wartet sie, bis Eicken hinter sich die Tür geschlossen hat. Dann plötzlich umarmt sie die rothaarige Soldatin, drückt sie an sich. Nicht sehr lange, auch nicht irgendwie zärtlich - es ist eine freundschaftliche Umarmung. Dann lässt sie sie wieder los und tritt einen Schritt zurück.   “Liebe Eicken,” sagt sie dann, und ihre Augen strahlen Eicken an, “ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, daran denkend, was du vor dem Kommandanten über mich berichtetest. Ich komme immer mehr zur Überzeugung, dass ich in dir nicht nur eine äußerst angenehme Kollegin, sondern auch eine gute Freundin gefunden habe. Natürlich liegt es mir fern, dir aufzuerlegen, mich ebenso zu sehen, doch gestatte mir, dir diese meine Gefühle so zu schildern.”   Dann geht ihr Blick zu Boden, sie tritt verlegen von einem Fuß auf den anderen.   “Auch ist es mir ein Anliegen, dich um Verzeihung zu bitten,” fährt sie dann fort. “Ich hoffte stets, dies zu vermeiden zu wissen, und doch hast du nun durch meine offensichtliche Inkompetenz einen Nachteil erlitten. Sei dir sicher, dass diese Lehre bei mir sehr wohl angekommen ist, und ich kann dir mit ruhigem Gewissen das Versprechen geben,dass ich mich in Zukunft anders verhalten werde. Bei dem Dienste am Tore, und ich muss gestehen, nicht zu wissen, was uns da wohl erwarten wird, fühle dich frei, die angenehmen Seiten zu übernehmen und teile mich gerne für die niederen, ungeliebten Arbeiten ein. Schließlich bist du durch meine Schuld in diese missliche Lage geraten.”   Nun erst schaut sie wieder auf. Das Flehen, die Unsicherheit in ihrem Blick ist nicht zu übersehen.  
Fri, Sep 27th 2024 05:47

Die Umarmung überrascht Eicken völlig. Erst nach einer Schrecksekunde sagt sie: "Schon gut! Brauchst mich ja nicht gleich zu zerdrücken." Grinsend versucht Eicken Sigruns verschachtelten Sätzen zu folgen. "Ganz unsymphatisch bist du mir ja auch nicht.": sagt sie dann und schaut zu ihr hinauf. "Brauchst dich nicht zu bedanken. Ich habe nur meine ehrliche Meinung gesagt. Wenn diese Imeriakrähe nur halb so gut mit dem Messer ist, wie sie gewandt ist, dann wäre Blut geflossen, wenn du sie nicht entwaffnet hättest. Ich habe es drinnen nicht gesagt, weil es nichts zur Sache tut, aber ich habe ihr Lächeln gesehen, kurz bevor sie dich angegriffen hat. Ich sage dir, die war mit sich und der Welt fertig und mit ihren Göttern im Reinen. Die war zu allem bereit." Ärgerlich schürzt sie die Lippen für einen Moment: "Der Kommandant hat schon recht, wir haben die Bohnenstange unterschätzt. Aber nicht nur du, ich auch. Was heißt hier mißliche Lage? Wir sind billig davon gekommen. Die achtundvierzig Stunden hocken wir auf einer Arschbacke ab."