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Wed, Oct 2nd 2024 07:36   Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:28

[Tag 18, FRÜH AM MORGEN] In den Gassen

Es ist noch früh am Morgen. Die Sonne vertreibt die dunklen Schatten gerade erst mit einem zarten, rötlichen Schimmer, die Kälte der Nacht sitzt noch in den tiefen Gassen fest. Ein junger Mann von etwas schlaksiger Erscheinung, bekleidet in einfachen, nicht ganz sauberen Baumwollhosen und einem Hemd, das an einigen Stellen schon geflickt worden ist, biegt gerade langsamen Schrittes aus einer schmalen Gasse in eine etwas breitere, menschenleere Straße ein. Etwas zögerlich bleibt er stehen und seine grünen Augen schweifen etwas verunsichert umher. Er mustert die teilweise gepflegten, aber vor allem baufälligen Gemäuer um sich herum. Auch den Unrat betrachtet er kritisch. Schließlich trottet er mit einer Hand in der Hosentasche in westlicher Richtung weiter.
Wed, Oct 2nd 2024 04:45

[Verwaltung] Andeth hat noch keine dutzend Schritt getan, als er hinter sich eine bekannte Stimme hört. "He, Andeth! Haben dich die Wanzen von deinem Stohsack vertrieben? Sonst kriegst du um diese Zeit ja den Kopf nicht aus dem Hintern." Obwohl sie nicht eng befreundet sind, kennt Andeth den Sprecher. Der junge Mann, der ihn angrinst, kann seine nordischen Vorfahren nicht verleugnen. Groß, breitschultrig, rotblondes Haar und Bart überragt er Andeth um fast einen halben Kopf. "Wenn du nichts zu tun hast, ich habe gehört, am Arsenal wird das alte Lotsenhaus umgebaut. Ich kenne einen von den Arbeitern, vielleicht brauchen die noch Leute. Was ist, willst du mitkommen? Die zahlen ganz gut und du schaust nicht so aus, als müßtest du dich mit einem prallen Geldbeutel abschleppen. Nachher auf ein paar Krüge und wer weiß, vielleicht lachen uns die Zwillinge und wir schleppen auch noch ein paar Mädeln ab. Also was ist?": erkundigt sich Horald.  
Wed, Oct 2nd 2024 05:11   Edited on Wed, Oct 2nd 2024 06:46

Andeth dreht sich um und mustert Horald belustigt. "Na, Horald, schon wieder auf der Flucht vor deiner Freundin ?" Er tätschelt sich grinsend an die Taschen. „Gegen ein paar Filis verweigere ich mich natürlich nicht. Die Geschäfte laufen zur Zeit nicht so gut.“ Gut gelaunt schreitet er in Richtung seines Bekannten und reicht ihn seine Rechte.
Wed, Oct 2nd 2024 07:12

[Verwaltung] Horald verdreht die Augen: "Bei den Schatten! Willst du mir den Tag verderben? Die treibt mich noch in den Irrsinn mit ihrer ewigen Eifersucht. Kaum schaue ich einer auf den Hintern, geht es los." Er schneidet eine Grimasse. "Für wenn gehen die Geschäfte schon gut, außer für die verdammten Geldsäcke und ihre Eintreiber.": grummelt er. "Dann machen wir uns auf die Socken." Sie gehen nach Osten Richtung Prena, der ehemaligen Prachtstraße der Residenzstadt. Je näher sie der Prena kommen, desto ansehnlicher werden die Gebäude. Als sie auf die Prena einbiegen, sind schon etliche Bürger unterwegs. Als sie an dem Komplex der Thornhoff-Residenz vorbeikommen, stößt ihn Horald mit dem Ellenbogen an. "Schau dir die dort an, die kleine Rothaarige! Die ist doch zum Anbeißen!": sagt er und macht eine Kopfbewegung in Richtun g auf die Soldatin der Wachkompanie, die am Tor Wache steht. Aber als die Soldatin zufällig ihren Blick auf die beiden jungen Männer richtet, sieht er schnell fort. Mit der Wachkompanie ist nicht zu spaßen, auch nicht, wenn es sich um eine süße Rothaarige handelt. Umso näher sie dem Arsenal und Hafen kommen, desto mehr Leute sind unterwegs. Schließlich erreichen sie die Mole und halten auf das alte Lotsengebäude zu, an dem emsig gearbeitet wird.  
Wed, Oct 2nd 2024 09:19   Edited on Wed, Oct 2nd 2024 09:23

Die rothaarige Wache mit ihren Sommersprossen und der Stupsnase war ein auffälliger Anblick. Ihr strenger Blick kontrastierte jedoch stark mit ihrem jugendlichen Aussehen. "Wenn sie lächeln würde...", dachte Andeth, "wäre sie fast attraktiv."   Die Stadt erwachte langsam zum Leben. Händler bereiteten ihre Stände vor, während Käufer schon die ersten Waren begutachteten. Plötzlich ein Schrei. Ein Nachttopf flog aus einem Fenster und landete mit einem platschenden Geräusch auf dem Kopfsteinpflaster. "Vorsicht!" warnte Andeth und zog Horald zur Seite. Beide atmeten erleichtert auf. "Das war knapp", meinte Andeth und grinste. "So etwas erlebt man nicht alle Tage."   Endlich erreichten sie die Mole. Die Arbeiter waren bereits dabei, mit dem Tagewerk zu beginnen. Andeth beobachtet das Geschähen mit einem abschätzigen Blick und nickt seinen Begleiter aufmunternd zu.
Thu, Oct 3rd 2024 08:51

Ob sie den beiden Männern wohl aufgefallen ist? Sie ist ihnen gefolgt, von dem Platz, an dem sie sich getroffen haben bis hier her. Und nun gesellt sie sich zu den beiden Männern, die auf die Baustelle schauen.   Es gibt reiche Leute in Pelorn, es gibt arme Leute in Pelorn, und es gibt Leute, die nahe am Hungertod herumlungern. Die junge Frau, kaum 20 Jahre alt, gehört wohl zur letzten Gruppe. Lange, pechschwarze, ungepflegte Haare fallen über die hageren Schultern. Das Gesicht wird von zwei großen, dunklen Augen dominiert. Die Lippen weisen einige Verletzungen auf, wohl einige Tage alt. Aus ihrem schmutzigen, zerfetzten Kleid ragen zwei magere Arme hervor, die Unterarme von blauen Flecken übersät. Schuhe hat sie keine, die Füße dementsprechend schmutzig, und der große Zeh von getrocknetem Blut überdeckt, der Nagel blau und nahe am abfallen. Das Kleid selbst ist über und über mit Blut besudelt. Sie könnte hübsch sein, wenn man sie in eine Badewanne stecken würde und einige Wochen ordentlich ernähren.   Sie schaut die Männer an.   “Glaubt Ihr, die nehmen auch Frauen?” fragt sie, ohne zu grüßen oder sich irgendwie vorzustellen.
Thu, Oct 3rd 2024 12:20   Edited on Thu, Oct 3rd 2024 12:44

Als Andeth die Stimme hinter sich hörte, wandte er sich langsam um. Die junge Frau stand dicht hinter ihm. Er runzelte die Stirn, während er sie aufmerksam von Kopf bis Fuß gemustert. "Entschuldige,", begann er vorsichtig, "aber Du siehts etwas mitgenommen aus. Bist du sicher, dass Du körperlich dazu in der Lage bist , diese Arbeit zu verrichten?"
Thu, Oct 3rd 2024 02:12

[Verwaltung] Auch Horald dreht sich zur Sprecherin um und mustert sie ungeniert. Obwohl sie auf den ersten Blick eher den "Rühr mich ja nicht an" Effekt auslöst, merkt der Rotblonde aber, daß die Unbekannte unter all dem Dreck eigentlich ganz gut aussieht. Doch er hat bereits genug Probleme am Hals, um sich zusätzlich noch die kleine Straßenratte aufzuladen. So brummt er in ihre Richtung: "Was weiß ich?". Er dreht sich zu Andeth. "Ich gehe Wolter suchen. Wenn der ein Wort für uns einlegt, wird es vielleicht etwas. Warte hier auf mich.": sagt er und gibt, bevor er davon geht, der Unbekannten mit einem abschätzigen Seitenblick zu verstehen, daß er sie wohl nicht mit eingeschlossen hat, als er von uns gesprochen hat.  
Thu, Oct 3rd 2024 02:22

Die Unbekannte wirft Herold einen finsteren Blick hinterher. Ihre Lippen bewegen sich, geben wohl einen tonlosen Fluch von sich, dann jedoch dreht sie sich wieder zu Andeth. Sie nickt eifrig, schaut auf die Baustelle, dann wieder zu dem kräftigen jungen Mann.   “Ich kann arbeiten, und wie ich arbeiten kann,” sagt sie. “Und außerdem brauche ich das Geld. Am Arsenal war nix, und ich brauche jetzt endgültig einige Filis, sonst muss ich wohl mit den Scheiß-Wachen Du-kriegst-mich-nicht spielen.”  
Thu, Oct 3rd 2024 11:22

Andeth schaut kurz nachdenklich Horald hinterher, der gerade zielstrebig in einen Arbeiterschuppen verschwindet, in dem er wohl Wolter trifft, der sich sich gerade da aufhalten muss. Danach schenkt er der ’Straßenratte‘ wieder seine Aufmerksamkeit. „Ich werde schauen, was ich für dich erreichen kann. Ich werde versuchen für dich ein gutes Wort einzulegen. Sofern die Zwillinge Dir holt sind, klappt es vielleicht.“, spricht er ihr aufmunternde Worte zu., legt aber dabei seine Stirn in Falten.„Versprechen kann ich dir aber leider nichts.“, ergänzt er noch. „Wenn du etwas sauberer währst würde Deine Chance hier anfangen zu können aber mit Sicherheit deutlich verbessern. und du könntest dann vielleicht sogar in der Küche arbeiten.“, meint er noch und schaut ihr dabei tief in die Augen, den Schmutz und die Verletzungen dabei ignorierend.
Fri, Oct 4th 2024 07:10   Edited on Fri, Oct 4th 2024 07:10

Andeths Worte scheinen die junge Frau zu erschrecken und für einen Moment macht sich anscheinend pure Verzweiflung in ihr breit, wohl darüber, dass ihr äußerlicher Zustand ihr die Chance auf eine Anstellung vereiteln könnte.   “Du weißt genau, dass man mit Wunden am Körper nicht in das versiffte Wasser des Olifern steigen kann, weil man dann das Fieber bekommt,” entgegnet sie. “Und wenn du kein Geld hast, kannst du kein Holz kaufen, und wenn du kein Holz hast, kannst du das Wasser nicht abkochen. Und dann bist du halt einmal dreckig. Aber ich brauche diese Arbeit wirklich. Wie gesagt, am Arsenal waren heute sehr viele Arbeiter und sehr wenig Auftraggeber, und so bin ich, wie die meisten leer ausgegangen. Aber wenn ich heute nichts verdiene, bin ich morgen noch dreckiger, noch hungriger, und ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie es dann weitergehen soll. Wenn du mir hilfst, dass ich hier ein paar Filis verdiene, ich sage dir, du kannst mich von oben bis unten waschen und anschließend von vorn und von hinten nageln. Das ist mir egal. Ich brauche nur eine Anstellung, und wenn es nur für einen Tag ist. Ich werde arbeiten, ich werde hart arbeiten bis zum Umfallen, das verspreche ich dir. Aber bitte, hilf mir, dass die mich nehmen.”   Plötzlich ergreift sie Andeths Hände und hält sie fest. Je länger sie gesprochen hat, desto flehender haben ihre Augen die seinen fixiert. Nun steht sie da, hält seine Hände in den ihrigen, schwielig und rauh, und Andeth wird nicht umhinkommen, ihr in ihren Beteuerungen, alles für eine Anstellung zu tun, Glauben zu schenken.
Fri, Oct 4th 2024 12:19

Die junge Frau steht vor Andeth, ihre Verzweiflung in ihrem Blick. Er zögert, dann zieht er vier Filis aus seiner Tasche. „Nimm das, dass ist der Rest was ich besitze.“, sagt er kurz angebunden. „Wenn du dich bis morgen veränderst, versuch ich zu helfen.“ Er seufzt innerlich. Ein weiterer Fall von Verzweiflung in dieser Stadt. Er weiß, dass es schwer wird, ihr zu helfen, aber er kann sie auch nicht einfach so stehen lassen. Er wendet sich ab, die Hoffnung auf ein Abendessen, sein einziger Trost welches er sich hoffentlich mit dem verdienten Geld besorgen kann.
Fri, Oct 4th 2024 01:31

[Verwaltung] In der Zwischenzeit ist Horald mit einem kräftigen, älteren Mann zurückgekommen, dem man ansieht, daß er sein ganzes Leben lang schwer gearbeitet hat. "Das ist mein Freund Andeth. Ich habe dir ja von ihm erzählt. Ehrlicher Bursche und guter Arbeiter." Mit einem Seitenblick auf die zerlumpte, dreckige Frau sagt er: "Die da kenne ich nicht. Sie ist uns einfach gefolgt. Wäre schön, wenn du uns einstellen könntest, wir beide könnten die Arbeit wirklich brauchen, Wolter!": sagt Horald und schaut dabei den Vorarbeiter an.  
Fri, Oct 4th 2024 02:02

[Wolter] Wolter verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Andeth eingehend. Der Mann sah aus, als hätte er sein ganzes Leben im Hafen geschuftet, das konnte Wolter gut einschätzen. Mit einem leichten Nicken erkannte er Horalds Freund an.   „Andeth also, ja? Gut, ich kann harte Arbeiter gebrauchen“, sagte Wolter in seinem typischen, rauen Ton. „Du und Horald, ihr werdet euch als erstes um das Dach im Arsenal kümmern. Es ist nicht leicht, aber das wird euch beiden nicht das Genick brechen.“ Dann beginnt er zu Lachen „Zwei meiner Männer sind heute Morgen vom Dach des Lotsengebäudes gestürzt und fallen für die nächsten Tage aus. Ihr werdet ihre Plätze einnehmen. Das Dach braucht dringend Reparaturen, und ihr werdet dort einspringen.“ Sein Blick wanderte zur zerlumpten Frau, die schmutzig und offensichtlich erschöpft wirkte. Wolter kratzte sich nachdenklich am Bart. Er warf der zerlumpten Frau einen nachdenklichen Blick zu. „Und was dich angeht...“ Er sprach sie direkt an, aber sein Ton blieb streng. „Du kannst mithelfen, aber nicht auf dem Dach. Die Arbeiter brauchen ständig frisches Wasser und etwas zu essen. Das kannst du ihnen bringen.“   Wolter machte eine kurze Pause und legte den Kopf leicht schief. „Aber bevor du hier anfängst, geh dich waschen. So wie du jetzt aussiehst, wirst du nur dafür sorgen, dass die halbe Baustelle krank wird. Wenn du das nicht hinbekommst, können wir dich hier nicht gebrauchen. Klare Sache.“   Er wandte sich wieder Horald und Andeth zu. „Wenn ihr dort ankommt, sagt den Leuten, dass Wolter euch geschickt hat. Sie werden euch schon einweisen. Und keine halben Sachen, ich will, dass ihr euch reinhängt.“   Mit einem kurzen Nicken schloss er ab: „Filis gibt es dann am Abend. Verdient euch den ersten Tag und der Rest wird sich fügen.“
Fri, Oct 4th 2024 03:35

Die vier Filis bleiben wohl in Andeths Hand liegen. Denn nun kommt Horald zurück, mit dem Mann, der Wolter heißt und hier anscheinend ziemlich was zu Sagen hat. Und was er sagt, haut sie fast von den Beinen. Es ist den Versuch wohl wert gewesen, doch war sich die junge Frau sehr wohl bewusst gewesen, dass die Chancen, auf einer Baustelle Arbeit zu finden, geriing gewesen sind. Dass es nun trotzdem klappt, klappt nun ihre Kinnlade nach unten, ein Strahlen geht durch die großen, fast schwarzen Augen. Sie nickt eifrig mit dem Kopf.   “Ich bin gleich wieder da,” sagt sie nur, schenkt Andeth noch ein freudiges Lächeln und rennt auch schon in die Richtung des Hafens.   Die Männer, die am Hafen mit den üblichen Arbeiten beschäftigt sind, werden wohl nicht schlecht schauen, als eben diese Schwarzhaarige plötzlich über die Mole läuft und sich mit einem gar nicht einmal so uneleganten Kopfsprung in die Fluten des Hafenbeckens wirft. Wohl mancher wird besorgt hinterherschauen, aber sie schwimmt wie ein Fisch, rubbelt an ihrem ganzen Körper herum und klettert schließlich wie ein alter Seemann an einem ins Wasser hängendem Tau wieder auf die Mole. Und so schnell sie vorher gekommen ist, so schnell verschwindet sie auch wieder aus dem Hafen, nur um wenig später wieder auf der Baustelle aufzukreuzen.   Nun ist sie wieder da, freilich nicht weniger zerschlagen aussehend, aber doch um einiges sauberer. Das triefnasse Kleid klebt an dem hageren Körper, aus den Haaren rinnt immer noch Wasser. Sie hält nach Wolter Ausschau, entdeckt ihn schließlich im Gespräch mit einem Handwerker und läuft auf ihn zu.   “Ich bin wieder hier,” sagt sie, kaum dass er das Gespräch beendet hat. “Wenn Ihr mir nur noch zeigen mögt, wo ich das Essen und das Wasser finde, und wo ich es überall hinbringen soll, so werde ich Euch zeigen, dass ich wirklich arbeiten kann.”
Fri, Oct 4th 2024 04:00

Auch Andeth trägt ein zufriedenes Lächeln. „Vielen Dank, Meister! Du wirst mit unserer Arbeit sehr zufrieden sein. Wir werden alles geben, um deinen Anforderungen gerecht zu werden“, antwortet er begeistert. Dabei spannt sich sein Körper merklich an. Als das junge Mädchen sich mit neuer Energie zum Waschen begibt, strahlt Andeth übers ganze Gesicht. Es macht ihm sichtlich Freude, diese überschäumende Begeisterung zu sehen. Amüsiert schüttelt er den Kopf. Schließlich stupst er Horand an. „Komm, lass uns anfangen!“, fordert er auf. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu den entsprechenden Arbeitern. Endlich mal wieder ein positiver Start in den Tag, denkt Andeth bei sich. Sie gehen an fleißig arbeitenden Kollegen vorbei und fragen sich zweimal nach dem Weg, bevor sie ihr Ziel erreichen. Die Arbeiter sind gerade dabei, ihr Werkzeug für den Tag vorzubereiten. Kurz denkt Andeth noch an die Begegnung mit der Ratte zurück, dann begrüßt er die Kollegen freundlich: „Hallo, Wolter schickt uns zu euch.“ Er deutet auf Horand und sich. „Wir sollen die beiden Kollegen ersetzen, die gestern einen Unfall hatten.“
Sat, Oct 5th 2024 02:47

[Verwaltung] Nach einer kurzen Begrüßung sagt Maurin der hier oben die Arbeit einteilt. "Ihr beide müßt raus aufs Dach. Die Dachziegel müssen abgetragen werden und paßt ja auf, daß ihr keine zerschlagt. Die Ziegel sind noch aus kaiserlichen Tagen, sowas macht heute keiner mehr. Der Haken an der Geschichte ist, daß das Lattenwerk teilwiese vermodert und wurmstichig ist. Trampelt also nicht wie die Wilden herum, sonst gehts euch wie den Beiden, die gestern vom Dach gefallen sind. Zerschlagt keine Ziegel und laßt sie vor allem nicht runterfallen. Der Kapitän reißt uns den Arsch auf, wenn es noch mehr Verletzte oder gar Tote gibt. Ein wenig riskant, aber gut bezahlt. Alles klar?": sagt er und erwartet offenbar keine Fragen, denn er wendet sich schon einem anderen Arbeiter zu.  
Sat, Oct 5th 2024 08:27

Die beiden Neuankömmlinge schauen sich nach diesen einführenden Worten kurz, aber energisch an. Andeth macht mit seiner rechten Hand eine einladende Geste in Richtung Horald. »Dann lass uns hier mal zeigen, wie Arbeit funktioniert!«, richtet er die motivierenden Worte an seinen Mitstreiter. In der Zwischenzeit sind die anderen Arbeiter bereits in ihren Aufgaben vertieft. Überall wird Material weggetragen, gesägt, montiert, gehobelt und was sonst noch nötig ist. Gelegentlich hört man einen Arbeiter fluchen oder lachen. Die Stimmung scheint auf der Baustelle recht gut zu sein. Andeth orientiert sich kurz. Schließlich bleibt sein Blick an seinem neuen Arbeitsplatz haften. Er betrachtet das Gebälk genau und legt die Stirn in Falten. »Wird schon werden!«, motiviert er sich selbst. Neben dem ganzen Baugerät steht eine etwas krumme Holzleiter, die an der Wand lehnt und nach oben führt. Ohne zu zögern, klettern beide die Leiter hinauf, nachdem Horald nochmals den sicheren Stand überprüft hat. Oben auf dem Dach haben sie eine gute Aussicht über Teile der Stadt und hinaus auf die weite See. Man sieht, dass im gesamten Hafen emsig gearbeitet wird. Auf dem Dach knarren und knacken die Dachsparren deutlich, während unter ihnen Dreck und Staub rieseln. In der Nähe der Leiter liegt ein aus Ästen geflochtener Korb, an dem ein raues Seil befestigt ist. Offensichtlich dient er dazu, die Ziegel sicher nach unten abzuseilen. Andeth schaut Horald fragend an: »Harold, was denkst du, soll ich die Ziegel abtragen und nach unten bringen, während du sie auslädst? Und dann tauschen wir einfach?“
Schicksalswurf für Andeth | 2d6
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Sun, Oct 6th 2024 05:33
Sun, Oct 6th 2024 05:39

[Verwaltung] Eine Weile lang arbeitet Andeth ohne Zwischenfälle. Vorsichtig bewegt er sich auf den Dachsparren und füllt immer wieder den Korb mit den abgeräumten Dachziegeln. Doch nach einem Schritt knirscht und knarrt es bedrohlich unter seinen Füßen. Sofort bleibt er stehen udn rührt sich einen langen Moment nicht, dann steigt er sehr vorsichtig einen Schritt zurück. Es knirscht nochmals, doch Andeth hat Glück, der morsche Dachsparren bricht nicht.      
Mon, Oct 7th 2024 09:16

in Adrenalinschub jagt durch Andeths Körper. Sein Atem geht schneller, eiskalter Schweiß perlt auf seiner Stirn und seine Sinne sind geschärft, als die Dachsparren unter ihm zu brechen drohten. „Neuling, pass auf!“, ruft einer der Arbeiter, während Andeth verzweifelt nach einem besseren Halt sucht. Durch eine geschickte Gewichtsverlagerung kann er einen Sturz in die Tiefe gerade noch verhindern. „Ach du Scheiße, das war knapp!“, entfährt es ihm reflexartig. Er braucht einen Augenblick, um sich zu entspannen. Dann lässt er einen prüfenden Blick über das Dach schweifen. Nach einer kurzen Pause, in der er einige Schlucke Wasser trinkt, macht sich das Team wieder an die Arbeit, die ihnen aufgetragen wurde.
Mon, Oct 7th 2024 08:16   Edited on Mon, Oct 7th 2024 08:16

[Verwaltung] Zimmerleute beginnen die Dachsparren, besonders dort wo die Schäden sichtbar sind, oder wie bei Andeth bei der Begehung auftreten, mit Balken abzustützen und so abzusichern. Als Andeth und Horald wechseln und der schwerere Horald hinaus aufs Dach geht, knarren die Sparren zwar hin und wieder halten jedoch durch die Stützen. In der Sonne ist es für die Jahrezeit ungewöhnlich warm und die Arbeiter geraten gehörig ins Schwitzen und sehen langsam aber sicher die Mittagspause herbei.  
Tue, Oct 8th 2024 06:17   Edited on Tue, Oct 8th 2024 08:30

Das Klingeln einer schnell geschlagenen Triangel ertönt über die Baustelle. Andeth atmet tief durch und ist erleichtert, dass die Mittagspause nun beginnt. Mit der linken Hand wischt er sich den Schweiß von der Stirn. „Mensch, habe ich Hunger! Mal sehen, was es Gutes gibt“, denkt er bei sich. Die Dachziegel in der Hand legt er schnell in den Korb und klettert die knarrende Leiter hinunter. Unten wartet schon Harold auf ihn. „Was meinst du, Harold, was gibt es Gutes zu essen? Mir knurrt der Magen. Ich hoffe, das Wasser ist schön kühl“, fragt Andeth gut gelaunt. Wenige Augenblicke später sind sie bei der Essensausgabe. Einige Arbeiter stehen schon Schlange.
Thu, Oct 10th 2024 01:15

[Wolter] Wolter stand mit verschränkten Armen da, während die Frauen in einer Reihe hinter ihm herliefen, den großen Topf mit dampfendem Fischeintopf balancierend. Der Duft breitete sich schnell über die Baustelle aus, und die hungrigen Arbeiter begannen, sich zu regen. Neben dem Eintopf hatten die Frauen Brote und Töpfe mit frischem Wasser im Schlepptau.   Er schlägt seine Triangel schnell und ruft dabei „Mittagspause, Leute!“, mit lauter Stimme, und die Arbeiter legten ihre Werkzeuge nieder. Er beobachtete, wie die Frauen von Arbeiter zu Arbeiter gingen, jedes Brot mit geübtem Griff in der Mitte ein Loch pressten und dann mit einer Kelle den Eintopf hineinfüllten. Ein Holzkrug mit frischem Wasser folgte, und wer wollte, bekam Nachschlag oder einen weiteren Krug Wasser.   Wolter sah die Neue, die Frau, die Horald mitgebracht hatte, und trat auf sie zu. „Los, mach voran!“, sagte er mit einem ernsten Ton. „Das ist dein erster Tag, und hier geht es schnell zu. Geh zu den Männern und frage, wer Nachschlag will, oder bring ihnen mehr Wasser. Die Arbeit steht nicht still, nur weil wir essen.“   Er sah sie eindringlich an und fügte hinzu: „Zeig, dass du das hier ernst nimmst, sonst bist du gleich wieder raus und die Filis bleiben hier.“ Wolter nickte kurz in Richtung der Arbeiter und bedeutete ihr, sich zu beeilen, bevor er sich wieder umdrehte und den Überblick über die Baustelle behielt.
Thu, Oct 10th 2024 04:44

Das Mädchen nickt eifrig, dann nimmt sie auch schon eine ganze Anzahl von Krügen, gerade so viel, wie sie tragen kann, und läuft damit zwischen den Tischen hin und her. Hier stellt sie einen Krug ab, dort stellt sie einen Krug ab, sammelt dann leere Krüge ab. Schon nimmt sie einfach ein Brett, stellt einige der Brote mit dem Eintopf drauf und läuft wieder durch die Tische. Niemand kann nun behaupten, dass sie nicht zupackt, nein, sie rennt, was sie rennen kann. Freilich ist ihr verbissener, sorgenvoller Gesichtsausdruck vielleicht auf einer Baustelle akzeptabel, in einer Gaststätte müsste ihr Lächeln, das höchst einmal in einem kurzen, zaghaften Anflug auf ihrem Gesicht zu sehen ist, um einiges gewinnender werden. Jedenfalls trocknet irgendwann ihr Kleid, das Gesicht jedoch nicht, das das Salzwasser auf diesem nur dem ebenso salzigen Schweiß weicht.
Thu, Oct 10th 2024 08:11

Horald und Andeth saßen gut gelaunt neben den anderen Arbeitern auf rustikalen Holzbänken. Vor ihnen stand ein Tisch, auf dem eine Holzschaale und ein Holzlöffel bereitlagen. Sogar eine zweite Holzschaale für Wasser war aufgestellt. Zunächst unterhielten sie sich lebhaft und lachten viel. Doch je näher die Essensausgabe rückte, desto lauter wurde das Schmatzen und Schlürfen der anderen. Als Andeth schließlich an der Reihe war, lächelte er den Mädchen dankend zu. „Schön, dich wiederzusehen!“, grüßte er freundlich. Ob er sich täuschte oder nicht, ein freundliches Lächeln schien ihm entgegenzuflittern. Nachdem sein Teller mit Essen und seine Schale mit Wasser gefüllt waren, genoss er, wie alle anderen, das einfache Mahl. Auch wenn es nur aufgekochtes Getreide mit ein paar Gewürzen war – mit leerem Magen schmeckte alles königlich.
Fri, Oct 11th 2024 06:56

Oh ja, für einen Augenblick wird das Lächeln freundlich, fast schon erfreut. Die junge Frau sagt aber nichts, schaut den Mann nur kurz gerade in die Augen. Dann ist sie auch schon wieder weg und verteilt die Mahlzeiten auf ihrem Brett an anderen Tischen aus. Schließlich klemmt sie sich das Brett unter die Achsel und nimmt zwei Hände voll Krüge auf. Auf dem Rückweg zur improvisierten Schank kommt sie wieder am Tisch von Andreth vorbei. Ob dies nun Zufall oder gewollt ist, ist schwer festzustellen. Sie bleibt jedoch hinter Andreth stehen und bückt sich, so dass ihr Mund in die Nähe seines Ohrs kommt.   “Wie es aussieht, habt Ihr wohl etwas gut,” flüstert sie. Sie wartet nicht auf eine Antwort, und als Andreth den Kopf dreht, hat sie ihren Weg zur Schank auch schon wieder fortgesetzt. Sie nimmt nun volle Wasserkrüge und rennt damit auch schon wieder zu den Tischen, dieses Mal aber ein gutes Stück von Andreth entfernt.
Fri, Oct 11th 2024 05:00

Andeth und Horald stürzen sich, wie alle anderen, auf das Essen. Schon bald sind die Schalen leergeputzt. Kaum ertönt das Pausenzeichen, schaut Andeth noch einmal hoffnungsvoll um sich, ob er die ärmliche Mädchen wiedersieht. Doch sie scheint bereits mit dem Abwasch beschäftigt zu sein. Satt und zufrieden machen sich die beiden wieder an die Arbeit. Doch ihre Ruhe währt nicht lange. Eine laute Stimme ruft aus der nahegelegenen Hafenverwaltung: „Hey du da, komm her!“ Leif Thorbenson fordert Andeth auf, unverzüglich zu ihm zu kommen. „Was soll das denn schon wieder werden?“, murmelt Andeth entnervt zu Horald.
Sat, Oct 12th 2024 12:47

[Verwaltung] Beim Essen stößt Horald Andeth mit dem Ellenbogen an. "Bei dem kleinen Schmutzfink hast du ja einen dicken Stein im Brett, so wie die dich anstrahlt. Paß nur auf das du dir nicht was holst bei der. Wer weiß, mit wem es die aller treibt?": sagt Horald und kratzt die letzten Essensreste aus seiner Schüssel. "Vögeln, gut und schön, aber mach bei der keinen auf verliebt, die bringst du sonst nie an.": ergänzt er noch. Seufzend steht er auf. "Dann laß uns wieder loslegen, der Vorarbeiter schaut schon schief." Ein wenig später zuckt er nur mit den Achseln, als sich Andeth wundert, warum er gerufen wird. "Was weiß ich? Wahrscheinlich brauchen sie dich irgendwo zum Aushelfen. Falls sie dich irgendwo anders einteilen, ich warte auf dich nach der Arbeit. Falls du die Kleine nicht ins Stroh schleppst, können wir uns ein, zwei Krüge genehmigen.": sagt er und klettert wieder hinaus aufs Dach.
Sun, Oct 13th 2024 07:04   Edited on Sun, Oct 13th 2024 07:06

Während er den kurzen Weg zur Hafenverwaltung zurücklegte, zogen düstere Gedanken durch seinen Kopf. Die Unterbrechung bedeutete nicht nur eine Verzögerung seiner Arbeit, sondern auch einen Riss in seinem Seelenfrieden. Er hatte gehofft, diesen Tag ohne Störungen zu überstehen, doch nun war sein Gemüt schwer wie die Wolken, die sich am Horizont zusammenzogen.   „Ich hoffe, es ist wichtig“, murmelte er vor sich hin, während er sich auf den unvermeidlichen Zusammenstoß mit Leif vorbereitete. Die Welt um ihn herum verschwamm für einen Moment, als er sich ausmalte, wie er wieder auf das Dach zurückkehren würde. Die Arbeit dort oben, so hart und unerbittlich sie auch war, bot wenigstens eine Art von Freiheit, die Andeth zu schätzen gelernt hat.