Gräfin Alessandrina Coveani tobt vor Wut. Die Mitglieder ihres Rates sitzen mit eingezogenen Köpfen am Konferenztisch in der Grandafratoj und lassen ein Donnerwetter über sich ergehen, wie es seit Jahren nicht mehr über sie gekommen ist.
Lopoldo Cantari steht etwas verloren an der Tür und ist froh, dass er als Fechtmeister mit der Politik des Hauses nichts zu tun hat. Er ist nur manchmal bei den morgendlichen Sitzungen dabei, wenn es um Themen der Sicherheit geht, so wie heute auch.
Die Gräfin steht am Kopfende des Tisches, den zerknüllten Brief von Thornhoff in der Hand. "Ich bekomme diesen unsäglichen Schrieb von diesem dahergelaufenen Fischhändler, dieser Krämerseele, diesem Hanswurst, diesem erpresserischen Geldsack, diesem Blutegel, weil ich offenbar von meinen eigenen Leuten nicht Ernst genommen werde!" Ihr Blick fällt auf Adama Corvu. "Wissen wir irgendwas hierüber?", sie wirft den zerknüllten Brief auf den Tisch.
"Durchaus, Gräfin," entgegnet der Geheimdienstleiter und räuspert sich. "Es scheint, als habe ein Luanto diese Sache angestoßen, um durch qualifizierte Mieter seine Steuereinkünfte zu erhöhen."
"Ein Luanto?!", der Blick der Gräfin scheint den Herrn der gräflichen Münze zu durchbohren. "Es scheint, als hättet ihr bei der Auswahl eurer Mitarbeiter nicht das glücklichste Händchen, Majstro Beutelschneider!"
Der Mann sackt förmlich zusammen, zu gut erinnert er sich an die Säuberungen der Gräfin, als sie ihr Amt angetreten hatte. Sein eigener Vorgänger hatte sein Ende am Strang gefunden und mit ihm Dutzende weitere Beamte.
"Jahre, Jahrzehnte haben meine Großmutter und ich darauf verwandt, unsere Mittel im Geheimen zu mehren, nicht aufzufallen und vor allem diesem Emporkömmling mit seinem gekauften Titel keinen Grund zu liefern, unsere Handelsprivilegien zu beschneiden. Und das wird jetzt alles aufs Spiel gesetzt, von einem bedeutungslosen Lakaien!" Ihre Stimme steigert sich immer weiter, bis sie nahezu schreit. "Mir scheint, man verwechselt meine Langmut mit Weichheit, meinen Geschäftssinn mit Oberflächlichkeit und meinen Ruf mit meinem Charakter!" Herausfordernd sieht sie ihrem Beraterstab reihum in die Gesichter.
Dann gibt sie Lopoldo einen Wink, der wiederum beiseite tritt und zwei Gardisten Platz macht. Die Elitesoldaten des Hauses Coveani tragen nur einfache Brigantinen und Kurzschwerter, was für ihren Auftrag völlig ausreicht, den schreienden und zappelnden Herrn der Münze aus dem Raum zu zerren.
Die anderen sehen dem Schauspiel betreten zu und wechseln ängstliche Blicke.
Zum selben Zeitpunkt dringt ein Trupp schwer bewaffneter Gardisten in die Wohnung eines gewissen Luanto ein, verwüstet sie völlig und wirft ihn blutend und zerschunden auf die Straße. Das Wort verbreitet sich schnell, dass die Gräfin ihre Krallen zeigt.