BUILD YOUR OWN WORLD Like what you see? Become the Master of your own Universe!
Fri, Mar 8th 2024 07:34   Edited on Wed, Apr 10th 2024 04:19

[Tag 13 Früher Morgen] Der frühe Vogel fängt den Fischer

Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre Ailis nicht zur Ruhe gekommen. Nach wenigen Stunden unruhigen Schlafs verlässt sie das Haus und macht sich am frühen Morgen auf den Weg zum Hafen. Wie gut, dass an diesem Morgen nicht nur die Arbeiter auf den Beinen sind, die ohnehin ihrem Tagwerk nachgehen wollen oder auf der Suche nach solchem sind, sondern auch die vielen Schaulustigen, die unbedingt einen guten Blick auf die Salzkaravane erhaschen wollen.   Die Gedanken der Töpferin sind allerdings noch immer bei der Wendung, die der gestrige Tag genommen hat. Und sie ist sich noch nicht sicher, ob diese Veränderungen in jedem Bereich etwas gutes sind. Immerhin hofft sie noch ein paar Lehrlinge einstellen zu können. Diese dann von der Töpferzunft genehmigen zu lassen, erscheint ihr aktuell noch wie eine unnötige Hürde. Aber erst einmal musste sie vermutliche diese mündliche Prüfung ablegen. Zumindest hoffte sie, dass dies erst dann relevant werden würde. Allerdings würde sich erst noch zeigen müssen, wie arbeitswillig und geschickt die angepriesenen Geschwister des Fischers überhaupt sind.   Diesem Gedanken nachhängend schafft es Ailis schneller an den Hafen, als sie gedacht hatte, und so fragt sie sich durch, bis sie eine Wegbeschreibung zum Haus von Leif erhält, um diesen hoffentlich anzutreffen.
Sat, Mar 9th 2024 01:04

Theomer geht stumm durch die Nacht und scheint nur seine trüben Gedanken zu Gefährten zu haben, auch wenn Leif die ganze Zeit neben ihm her trottet. Die Müdigkeit steckt beiden in den Gliedern, aber wo Leif nur erschöpft ist von einem langen Tag und einer zu kurzen Nacht, lastet auf Theomers Schultern der Tod seines Bruders und die wütenden Worte, mit denen seine Schwester in die Dunkelheit geflohen war.   Als die Morgendämmerung den Horizont zu färben beginnt, stehen beide am Hafen und blicken auf das im fahlen Licht wie Blei schimmernde Meer. "Also, Leif, du wolltest mich was fragen?" Fragt Theomer schließlich und während sie etwas ziellos so früh am Tag herumschlendern, nähern sie sich unwillkürlich Leifs Wohnung.
Tatsächlich bleibt Leif erst einmal sehr schweigsam. Er unterstützt seinen Freund wo er nur kann und er versucht klar über die Geschehnisse nachzudenken. Die kühle Luft der Nacht und das Rauschen des Okeanus wischen die Müdigkeit einfach weg. So stehen Theomer und Leif ein paar stille Minuten, die sich anfühlen wie mehrere Stunden, einfach nur da und schauen auf die leichte Brandung die gegen die Kaimauer braust. Leif war total in den Gedanken, was Thea gesagt hatte über Theomer, Stafan und Theomers Bruder, als Theomer die Stille durchbricht. "Aye." brummt Leif leicht vor sich hin und reibt sich seinen Bart. "Ich glaube das spielt jetzt erst mal keine Rolle mein Freund." Er wendet sich um und legt die Hand auf die Schulter von Theomer. "Du weißt ich bin für dich da." er sucht den Augenkontakt zu Theomer und nickt dann leicht "Ich stelle keine Fragen und wenn es dir zu viel wird kannst du mir alles sagen.". Theomer will wieder zum Okeanus raus sehen und Leif fasst nun mit beiden Händen seinen Kopf und dreht diesen wieder zu sich "Auch werde ich dich nicht verurteilen oder ähnliches.". Dann umarmt er seinen Freund und hofft das er seine Gefühle nicht in sich begräbt sondern raus lässt.
Mon, Mar 11th 2024 12:44

Der gesuchte Fischer scheint bekannter als erhofft. Und als Ailis die beiden Männer sich dem Haus ebenso nähern sieht, werden ihre Schritte langsamer. Wenn der eine von beiden tatsächlich Leif sein sollte, dann war auch die Beschreibung von Ruthard sehr zutreffend gewesen. Doch da sie die Zweisamkeit der beiden nicht stören will, hält sie sich noch zurück und geht weiter, bis sie vor der Haustür zu stehen kommt.
Mon, Mar 11th 2024 01:09

Gefühle raus zu lassen, ist das letzte, was Theomer vor hat oder kann. Wenn er etwas kann, dann ist es stoisch weiterzumachen, auch wenn um ihn herum das Chaos herrscht. Er drückt Leif langsam von sich weg und nickt ihm zu. "Ich danke dir", meint er nur trocken. Dann nickt er in die Richtung von Leifs Wohnung. "Ich glaube, da wartet jemand auf dich?"
Der Fischer nickt leicht und grinst. "Sie steht schon eine Weile da und versucht nicht aufzufallen." Ein letzter Blick zu seinem Freund und dann drückt er ihn weg. "Wir sehen uns heute Abend bei Ruthard?" frägt er dann quasi beim rückwärtsgehen und wartet noch kurz ab und dreht sich um und lässt ihn stehen.   Leif schlurft müde auf das Haus zu, seine Schritte schwer und seine Gedanken von der anstrengenden Nacht geplagt. Das Salz und der Geruch des Meeres haften an seiner groben Leinenhose, die an den Knien und an den Säumen leicht abgenutzt ist, sowie ab dem einfachen Hemd aus grobem Leinenstoff. Über dem Hemd trägt er eine robuste Wollweste, die ihn vor der morgendlichen Kühle schützt. Seine Stiefel sind aus robustem Leder gefertigt und an seinem Gürtel hängen. Die frühe Morgenstunde hüllt die Straßen in eine ruhige Stille, die nur von entfernten Geräuschen der sich regenden Stadt durchbrochen wird.   Leif spürt die müden Blicke seiner Nachbarn, die neugierig aus ihren Fenstern schauen, um das unerwartete Zusammentreffen zu beobachten.   Mit einem freundlichen, aber dennoch etwas schläfrigen Lächeln tritt Leif näher heran, um der Frau zu begegnen. "Den Zwillingen zum Gruße, mein Fräulein", grüßt er höflich, während er die unbekannte Frau genauer betrachtet. Seine Stimme klingt sanft und warm, obwohl seine Augen noch von der Müdigkeit der Nacht gezeichnet sind. "Kann ich euch auf irgendeine Weise behilflich sein?" Leif geht einfach an ihr vorbei in den Innenhof zu seiner Tür und wartet dabei geduldig darauf, dass sie sich vorstellt und erklärt. Trotz seiner Erschöpfung bleibt er wachsam, bereit, auf jede ungewöhnliche Bewegung oder Äußerung zu reagieren, die sie machen könnte.   Als Leif sich der Tür seines Hauses nähert, bemerkt er seinen Nachbarn, einen älteren Mann mit einem wettergegerbten Gesicht, der gerade dabei ist, sein Haus zu verlassen. Ein warmes Lächeln erscheint auf Leifs Lippen, als er den Mann freundlich grüßt.   "Na schon wieder so früh raus", sagt Leif mit einem leichten Nicken. Der Blick wandert hoch zu den Monden und beide sagen fast zeitgleich "Wenn die Monde silbern schein, ist der Fang gewiss fein." Sie beginnen zu lachen und dann dreht sich Leif fragend um zu Ailis
Tue, Mar 12th 2024 09:12

“Fräulein hat mich schon lange niemand mehr genannt.”, erwidert die aschblonde Frau, die ihre langen Haare offen trägt, so dass einzelne Strähnen vom Wind erfasst werden. “Ich bin Ailis Casteres und ein Wirt Namens Ruthard gab mir Euren Namen. Er hat Euch ziemlich treffsicher beschrieben.” Leif kann sehen, dass die Frau, der das Licht der aufgehenden Sonne offensichtlich geschmeichelt hat, Anfang bis Mitte dreißig sein dürfte. Sie ist von durchschnittlicher Größe, schlank, wie so viele Bewohner Pelorns, aber nicht abgemagert. Ailis' abgetragene, aber ordentliche Kleidung zeugt noch von besseren Tagen, auch wenn die ein oder andere Stelle ihres knielangen Kittels und ihrer Wollhose schon geflickt bzw. gestopft werden mussten. Über einer Leinentasche, deren Gurt sie quer über dem Oberkörper trägt, hat sie noch einen wollenen Poncho gegen die morgendliche Kälte über die Schultern geworfen. Als sie dem Fischer ein, zwei Schritte folgt, erzeugen ihre Holzschuhe das typische klackende Geräusch auf dem Untergrund, das überall, wo sich Menschen in der Stadt bewegen, zu hören ist. Zu dieser frühen Morgenstunde wirkt es unangenehm laut.   Blaue Augen mustern Leif ebenfalls, wenngleich sie dies auch schon aus der Ferne getan haben. Ailis wollte schon zu einer ausführlichen Erklärung ansetzen, als der Nachbar vorbeigeht. Sie verstummt für den Moment und wird sich dann erst der vielen neugierigen Augen und Ohren gewahr. “Ich würde mit Euch gerne über Eure Geschwister sprechen, allerdings wäre ein diskreterer Ort, als vor Eurer Haustür dafür besser geeignet.” ergänzt sie leiser, sodass hoffentlich nur der Fischer sie verstehen kann.
Während sie zu seiner Wohnungstür gingen, konnte Leif die neugierigen Blicke seines Nachbarn spüren. Er versuchte, die Anspannung in seiner Brust zu unterdrücken, während er darüber nachdachte, wie er Ailis am besten erklären könnte, was in seiner Wohnung vor sich ging.   Leif spürte die Blicke seines Nachbarn, der an den beiden vorbeiging und der aufdringliche Duft von Tabak trug er mit sich. Ein warmes Lächeln zog sich über Leifs Lippen, als der Nachbar an Ailis vorbeiging und ihr zwinkernd zuflüsterte. "Oh, ich würde euch sagen, was immer ihr hören wollt. Wenn ihr versteht, was ich meine.". Sein Nachbar war ein alter Seemann und Schwerenöter und er nahm noch nie ein Blatt vor den Mund. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als der Nachbar Ailis passierte und ihr mit einem Zwinkern eine zwielichtige Bemerkung machte   Die morgendliche Kühle umhüllte sie, als Leif vorschlug, einen Spaziergang zu machen. Gemeinsam wanderten sie durch die stillen Straßen von Pelorn, begleitet vom sanften Rauschen des Meeres und dem fernen Ruf der Möwen. Die aufgehende Sonne tauchte die Umgebung in ein warmes, goldenes Licht, das die Schatten der Häuser verlängerte und die schimmernden Oberflächen der Wellen zum Glänzen brachte.   Als die beiden unterwegs sind beginnt Leif leise. "Was genau wollt ihr von meiner Familie?"
Tue, Mar 12th 2024 10:39

“Ich will vielleicht nur nicht alles hören.”, entgegnet Ailis dem alten Seemann schlagfertig und schickt ihn so abgewiesen fort, um seiner Arbeit nachzugehen. Auf den Vorschlag, einen Spaziergang zu machen, nickt sie und schließt sich ihm an. Seine Richtung, sein Tempo. Ihr Blick gleitet zum Hafenbecken, verfolgt einen Moment den Weg einer Möve und ihrem Spiel mit dem Wind, während sie sich von den neugierigen Nachbarn entfernen.   “Ich bin Töpfermeisterin und auf der Suche nach Angestellten. Zwar hätte ich lieber jemanden mit Erfahrung eingestellt, aber der Markt ist schwierig, vor allem wenn man außerhalb von Coveani sucht. Ruthard meinte, Eure Geschwister seien fleißig. Davon müsste ich mich natürlich überzeugen, wenn sie denn überhaupt mein Handwerk erlernen wollten.” Ihre Worte sind leise, aber laut genug, dass Leif sie versteht. Von der Seite mustert Ailis den einäugigen Fischer, versucht seine Stimmung ob ihrer Enthüllung zu erahnen. “Ich habe mich allerdings gefragt, weshalb Eure Geschwister nicht ins Familiengewerbe einsteigen.”
Die Möglichkeit, dass seine Geschwister eine neue Beschäftigung finden könnten, war wie ein Lichtblick inmitten der düsteren Aussichten. Ein Funken Hoffnung glühte in ihm auf, aber gleichzeitig überkam ihn eine Welle der Unsicherheit.   Er spürte Ailis' durchdringenden Blick auf sich ruhen und wusste, dass er eine Antwort geben musste. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, während er nach den richtigen Worten suchte. Sollte er ihr die Wahrheit sagen?   Schließlich hob er den Blick und traf Ailis' Augen. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Hoffnung und Zögern, als er antwortete: "Meine Geschwister... sie haben ihre eigenen Träume und Ambitionen. Gerade für meine Schwestern Frida, Dana und Astrid war das Familiengewerbe nie ihr Ziel." Seine Stimme war ruhig, aber seine Augen verrieten die verborgene Last, die er trug.   „Ihr wisst schon, dass ihr im Thornhoff Gebiet gerade versucht Arbeiter anzuheuern und das dies uns beide den Kopf kosten könnte? Wenn ihr bei Ruthard wart, habt ihr doch meine Schwester gesehen. Habt ihr mit ihr bereits gesprochen? Sie könnte sehr gut in Euer Handwerk passen. Sie ist sehr geschickt.“
Tue, Mar 12th 2024 01:06

"In meiner Familie ist jeder Töpfer. Ich weiß also nicht, wie es ist, wenn jemand nicht der Familientradition folgt. Aber wenn Eure Schwestern hoffen, so einer harten Tätigkeit zu entkommen, dann werden sie irgendwann feststellen, dass es nichts genutzt hat. Ich beschönige nichts. Lehrling in einer Töpferei zu sein ist ein Knochenjob. Bis man zu den interessanten Dingen kommt, vergehen Jahre. Aber ich biete eine trockene, warme Unterkunft, Mahlzeiten und wenn nötig Kleidung.” Ailis ganze Gestik und Mimik wirkt die meiste Zeit über kontrolliert, wie bei vielen Bewohnern der Stadt. Nur nicht zu viel verraten. Dennoch hatte sie ihm ihren vollen Namen genannt. Wenn er stimmt, dann würde er sie damit finden und sie hätte sich damit in Gefahr gebracht. Falls nicht, dann wäre dies vielleicht eine Falle, hübsch verpackt in einer Frau, die er vielleicht noch anziehend finden könnte.   “Ich habe Eure Schwester Astrid bei Ruthard gesehen, aber nicht gesprochen. Er meinte ich solle mit zu Euch gehen. Da es in den meisten Familien jemanden gibt, der allen Mitgliedern vorsteht, wollte ich dem nicht vorgreifen. Ich verstehe, wenn Ihr misstrauisch seid. Aber Ihr habt nun meinen Namen und könnt meine Werkstatt aufsuchen. Gerne auch mit einer Eurer Schwestern oder allen.” versucht sie das Misstrauen des Fischers zu zerstreuen. “Sprecht mit Euren Schwestern. Ihr wisst, dass es ein gutes Angebot ist. Und wenn etwas über meine Familie wissen wollt, dann sprecht mit dem alten Keno. Er und meine Großmutter kennen sich seit Jahrzehnten.”   Nur wenige Einwohner Pelorns hatten beide Häuserkriege überlebt. Der alte Keno war einer von ihnen. Wenn man dem alten Fischer begegnete, wirkte er immer etwas schrullig, aber man sah ihm sein Alter ansonsten nicht an. Manche behaupteten, das läge an der Seeluft. Man durfte sich nur von niemandem umbringen lassen, um selbst alt und schrullig zu werden.
Leif lauschte aufmerksam Ailis' Worten, während sie über die harte Realität des Töpferhandwerks sprach. Ihre Stimme war ruhig, aber Leif konnte den unterdrückten Ernst in ihren Augen erkennen. Er spürte, wie sich sein Respekt für sie vertiefte, als sie die Herausforderungen des Berufs offen ansprach.   Leifs Blick blieb auf Ailis gerichtet, während er ihre Worte aufnahm. Er spürte eine Mischung aus Respekt und Bewunderung für ihre Offenheit und Ehrlichkeit. Doch gleichzeitig nagte das Misstrauen weiterhin an ihm.   Leif hörte Ailis' Worte aufmerksam zu und nickte langsam, während er über ihre Angebote und Vorschläge nachdachte. Die Erwähnung des alten Keno rief Erinnerungen an seine eigenen Begegnungen mit dem alten Seemann vor langer Zeit hervor, der auf See oft eine respektierte Autorität darstellte, weit entfernt von den Regeln und Hierarchien des Landes. Es war eine Welt, in der Erfahrung und Geschicklichkeit über allem standen.   "Ich werde mit meinen Schwestern sprechen", sagte Leif schließlich mit Entschlossenheit in der Stimme. "Ich denke, sie werden auf jeden Fall daran interessiert sein." Eine leichte Erleichterung breitete sich in ihm aus, als er sich vorstellte, dass seine Geschwister eine neue Möglichkeit finden könnten, ihren Weg zu gehen.   Doch dann senkte sich ein Schatten über seine Stirn, als er an die drohende Bedrohung durch den Schinder dachte. "Aber ich will ehrlich sein", fuhr er fort, seine Stimme etwas gedämpft. "Aktuell sitzt mir Haus Thornhoff im Nacken, und ich kann für nichts garantieren." Die Erinnerung an die Konflikte und Spannungen zwischen den Häusern ließ seine Muskeln sich unwillkürlich anspannen.   Er sah Ailis ernst an, in der Hoffnung, dass sie seine Warnung verstehen würde. Denn während er sich wünschte, dass seine Geschwister die Chance auf eine bessere Zukunft nutzen konnten, wusste er, dass die Realität der politischen Intrigen und Rivalitäten ihre eigenen gefährlichen Spielregeln hatte.