Saya und Marigar laufen hinter den Ratten her. Freilich fällt dies der doch athletisch-schlanken Saya um einiges leichter als dem wohl kaum älteren, aber doch massiv muskulösen Marigar. Mari hat doch begonnen zu rennen, doch hat sie, wenigstens nach Sayas Geschmack, lange genug damit gewartet. Aber Saya ist wild entschlossen, die Ratten anzugreifen, sollte sie den Eindruck bekommen, Mari könnte durch das Zögern in Gefahr kommen. Da biegen die Ratten auch schon in die kleine Seitengasse ab. Brave Mari, in diesem Labyrinth hat sie einen großen Vorteil. Allerdings ist es auch ein Risiko, denn, sollten die Ratten Mari verlieren, würden sie kaum zum Theater weiterlaufen. Und damit wäre der ursprüngliche Plan reine Makulatur. Mari, warum bist du nicht einfach geradeaus weitergelaufen?
Es dauert nur Sekunden, da erkennt Saya den Grund. Es dauert nur Sekunden, da stehen Saya und Marigar vor den Arendai, die in genau diesem Moment die Straße heruntergelaufen sind. Es dauert nur Sekunden, in denen sich alle fünf überrascht anschauen. Dann hat Saya ihre Messer in der Hand und stürzt sich auf die Arendai. Diese weichen zu Beginn einen Schritt zurück, lassen den Angriff zunächst ins Leere laufen. Doch ist das Zurückweichen genug für Marigar, den Jägern in die Gasse zu folgen.
Die Arendai sind siegessicher. Drei Männer gegen eine Frau? Wo soll für sie da das Risiko stecken? Doch es ist nicht eine x-beliebige Frau, die vor ihnen steht. Es ist Saya Nayara, sicher die beste Kämpferin im Viertel, wohl eine der besten Kämpferinnen im Imeria-Gebiet, vielleicht sogar ganz Pelorns. Diese ist sich dessen bewusst, vielleicht gar zu sehr bewusst, und so zögert sie nicht lange und stürmt auf die Arendai los. Das Messer in ihrer Linken bohrt sich auch alsbald in die Brust eines der Arendai, und Sayas Hand ist treffsicher genug, sein Herz zu treffen. Die Rechte jedoch will ihr nicht recht gehorchen. Kaum streckt sie den Arm nach vorne, durchzuckt ein stechender Schmerz die Dargha und die Erinnerung an den doch recht anstrengenden Kampf gegen den Braumeister Theomer Haruland macht sich allzu deutlich bemerkbar. So trifft das Messer nicht genau, prallt gegen das Brustbein des Arendai. Die Schulter vermag nicht, den nötigen Druck aufzubauen, knickt irgendwie schmerzhaft nach hinten. Einen kleinen Moment lang färbt sich die Umgebung in blutiges Rot, doch ist dieser Moment lange genug für den Arendai, Saya einen gehörigen Tritt zu verpassen. Die Dargha fällt nach hinten, und schon ist der dritte der Arendai über ihr. Im letzten Moment gelingt es ihr, dem wuchtigen Schlag seiner Faust auszuweichen.
Nun ist der Beginn dieses blutrünstigen Kampfes nicht lautlos vonstatten gegangen. Lisina und ihre Männer halten inne, drehen sich kurz um, kommen an den Ort des Geschehens zurück. Saya sieht das und frohlockt. Diese Verzögerung muss reichen, um es Mari zu ermöglichen, sich in Sicherheit zu bringen. Ihr Knie trifft den Arendai über ihr genau dahin, wo es bekanntlich am meisten schmerzt. Für einen Augenblick ist Saya wieder frei. Sie muss flüchten, sie muss flüchten und dabei hoffen, die Männer und die Frau mit sich wegzuziehen. Am Besten zurück zu ihrer Unterkunft, wo sie weitere drei Jäger weiß. Und vier Jäger gegen fünf Ratten, das muss zum Sieg führen. So fährt sie herum, will sich aufrichten, den erneuten schmerzhaften Stich ihrer Schulter ignorieren. Doch es ist noch ein Arendai da, einer, der sich noch nicht schmerzerfüllt krümmt, einer, der noch nicht röchelnd sein Leben ausbläst. Und dieser eine greift nach Sayas Haaren, in dem Moment, in dem sie wegspringen, in dem Moment, in dem sie sich selbst in Sicherheit bringen will. Ihr Kopf knallt auf das Pflaster. Sofort öffnet sich die Wunde des Vortages erneut, Blut quillt hervor. Der Arendai reißt ihren rechten Arm nach hinten. Die lädierte Schulter wird aufs Äußerste strapaziert. Kurz schreit Saya auf vor Schmerz. Da ist Lisina und ihre Ratten auch schon angekommen.
Gegenangriff Lisina & Co. | 2d6
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