[Tag 18, morgen] Leichen
[Verwaltung] "Na dem haben sie es ordentlich gegeben.": sagt die noch verschlafene Nutte mit dem rot geschminkten Mund zu ihrer dunkelhaarigen Kollegin, die in der alten Coveaniresidenz die Morgenkundschaft nicht verpassen wollen und die Leiche am Sockel der Statue im Innenhof entdeckt haben. Sie stößt die Leiche mit dem Fuß an. "Irgendwem ist der Alte einmal zu viel auf die Nerven gegangen.": kommentiert sie recht herzlos den Tod des verrückten Alten, der sich hier in der zerfallenden Residenz seit langer Zeit eingenistet und seine verrückten Reden geschwungen hat. Zuerst mußten ihm seine Mörder die Zunge abgeschnitten und sie verkehrt herum wieder in den Mund gestopft haben. Dann hatten sie ihn langsam mit der Schnur, die er noch immer um den Hals geknüpft hat, erwürgt. Kein schöner Tod, der grausigen Grimasse nach zu schließen, zu der sein Gesicht erstarrt war. Die Frau beugt sich zur Leiche und beginnt die Lumpen zu durchwühlen. "Bei den Schatten! Wäre auch zu schön gewesen. Der Dolch ist nicht mehr da. Scheiße!": flucht sie, denn die kostbare Waffe, die der Alte immer bei sich trug, hätte ihr einen ordentlichen Batzen eingebracht. Nach einer kurzen Diskussion, packt jede der Beiden ein Bein des Toten, schleifen die Leiche ins Innere des zerfallenden Gebäudes und werfen sie durch ein Loch im Fußboden in die darunterliegende Etage. Leichen waren schlecht fürs Geschäft und die Ratten da unten werden sich schon darum kümmern, bevor der Alte, den manche ein Orakel genannt haben, zu arg zu stinken anfängt.
[Verwaltung] An einer der Anlegestellen unterhalb des Marktplatzes sind zwei Tagelöhner damit beschäftigt, einen Bootssteg auszubessern, als einer den Anderen anstößt. "Da schau!": sagt er und deutet auf eine nackte Frauenleiche, die von der gemächlichen Strömung des Olifern an dieser Stelle ans Ufer getragen wird. Leichen im Fluß sind nichts Ungewöhnliches, doch diese hier ist selbst im Tod noch eine Schönheit. Langes Blondhaar treibt um ihr bleiches schönes Gesicht, ihre Figur hat zu ihren Lebzeiten sicher Männer und Frauen um den Verstand gebracht. Friedlich und schön würde sie wirken, wäre da nicht der lange Schnitt in ihrer Kehle. "Es erwischt auch immer die Falschen.": sagt der Tagelöhner mit einem giftigen Seitenblick auf den Antreiber am Ufer und nagelt ein Brett fest.
Die zweite Leiche, die an diesem Tag vom Olifern in den Okeanus getragen wird, ist weit weniger anziehend. Männlich, von beachtlicher Fettleibigkeit schwimmt sie voll bekleidet daher. Auf den ersten Blick ist es gar nicht so leicht zu erkennen, woran der fette Mann etwa gestorben ist. Erst als ihn ein Fischer umdreht, wird allen klar, dass es keine natürliche Ursache haben kann. Wohl zwanzig oder fünfundzwanzig Einstiche mag der Oberkörper aufweisen. Eines ist sicher, der, der diesen Mann zu den Schatten geschickt hat, war wohl nicht gut auf ihn zu sprechen gewesen.