Fri, Oct 11th 2024 06:34
Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:38
Die schwere Holztür zum Vorzimmer des Kommandanten schwang leise auf, als der Schreiber von Leif Thorbensson, ein Mann mittleren Alters mit scharfem Blick, den Raum betrat. Das vertraute Kratzen seiner Stiefel auf den Steinfliesen ließ den Adjutanten des Kommandanten den Kopf heben. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er den Besucher erkannte.
„Ah, du wieder,“ begrüßte er ihn mit einem gutmütigen Nicken. „Was bringt dich heute her? Noch mehr Papierkram für den Kommandanten?“
Der Schreiber erwiderte das Lächeln und zog ein versiegeltes Schriftstück aus seiner Tasche, das mit rotem Wachs versehen war. „Wie immer. Ich bringe einen Bericht von Leif. Hat sich viel getan in letzter Zeit, und es scheint, als hätten wir mal wieder unsere Hände voll.“
„Ach, die Hände voll,“ wiederholte der Adjutant schmunzelnd und lehnte sich zurück. „Das kenne ich nur zu gut. Was habt ihr diesmal angestellt? Oder ist es wieder der übliche Trouble am Hafen?“
„Mehr oder weniger. Ein bisschen Verrat hier, ein paar Entdeckungen da, weißt schon, der ganz normale Wahnsinn,“ antwortete der Schreiber leicht ironisch, bevor er den Brief auf seinen Tisch legte. „Leif hat mich gebeten, dir das persönlich zu überreichen. Es wäre gut, wenn du es dem Kommandanten gibst, sobald er Zeit dafür hat. Es gibt einige sensible Themen darin, und Leif würde sich über eine schnelle Rückmeldung freuen.“
Der Adjutant nahm den Brief und drehte ihn in seinen Händen, warf einen kurzen Blick auf das Siegel und nickte bedächtig. „Ich sorge dafür, dass er es so bald wie möglich in die Hände bekommt.“ Er klopfte leicht auf den Stapel anderer Papiere, die schon auf seinem Tisch lagen. „Ich lege es direkt oben drauf.“
Der Schreiber nickte zufrieden und lacht. „Danke dir. Du weißt, für Leif ist immer alles sehr wichtig. Aber ich will dich nicht länger aufhalten, ich habe auch noch einiges zu tun. Wir sehen uns sicher bald wieder.“
„Das tun wir,“ bestätigte der Adjutant, bevor er noch einmal schmunzelnd hinzufügte: „Und komm doch mal wieder zum Essen vorbei.“
„Ja mal sehen.“ antwortete der Schreiber grinsend, drehte sich dann um und machte sich auf den Weg zur Tür. Mit einem kurzen, freundlichen Winken verabschiedete er sich und verschwand durch die Tür, während der Adjutant sich bereits wieder den Papieren vor sich zuwandte.
Nachdem der Schreiber den Raum verlassen hatte, war der Adjutant eine Weile damit beschäftigt, weitere Dokumente zu ordnen und durchzugehen. Als der Tag voranschritt und die Sonne durch die Fenster des Büros tiefer sank, schob der Adjutant den Stapel, der sich mittlerweile etwas angesammelt hatte, zusammen und erhob sich aus seinem Stuhl und begab sich zum Büro des Kommandanten. Er legte die Briefe auf den Tisch, wo sie direkt ins Auge fallen würden.
Das Licht der tiefstehenden Sonne fiel auf den Tisch, als der Kommandant die folgenden Worte las:
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Fortschritte und Entwicklungen in der Flottenakademie und den Lotsengebäuden
Ehrenwerter Kommandant,
hiermit möchte ich Ihnen einen aktuellen Bericht über den Fortschritt der Arbeiten und die Entwicklungen in meinem Verantwortungsbereich übermitteln.
1. Reparatur des Lotsengebäudes
Die Instandsetzungsarbeiten am Lotsengebäude schreiten planmäßig voran. Das Dach wurde bereits zu einem großen Teil erneuert, und die weiteren Ausbesserungen am Verputz sind in vollem Gange. Die Arbeiter kommen gut voran, und ich rechne damit, dass die Arbeiten in den nächsten Wochen abgeschlossen sein werden.
2. Gespräche mit den Kapitänen und weitere Entdeckungen
Ich habe erste Gespräche mit einigen Kapitänen geführt, um Informationen über die derzeitige Lage auf See und mögliche Gefahren auszutauschen. Besonders erwähnenswert ist eine Entdeckung, die bei einem Tauchgang gemacht wurde: Zwei Taucher fanden eine Luftblase in einem versunkenen Fischkutter, die es ihnen ermöglichte, fast zwei Stunden unter Wasser zu bleiben, bevor der Sauerstoff knapp wurde. Dies hat die Aufmerksamkeit der Kapitäne geweckt.
Wir erwägen nun, Versuche mit künstlich erschaffenen Luftblasen zu unternehmen, um den Zugang zu tieferliegenden Schiffswracks zu erleichtern. Diese Technologie könnte uns helfen, alte, versunkene Schiffe zu erreichen und möglicherweise wertvolle Gegenstände zu bergen.
3. Vereinheitlichung von Informationen
Die Kapitäne haben wichtige Informationen über aktuelle Ereignisse auf See beigetragen, die wir nun zusammenführen. In den nächsten Schritten wird es notwendig sein, diese Informationen zu ordnen und zu vereinheitlichen, um ein klareres Bild der Lage zu erhalten.
4. Verrat von Kapitän Marcus Bjornsson
Kapitän Marcus Bjornsson wurde von meinen Männern gefangen genommen, nachdem er sich mit einem Schiff des Hauses Coveani auf hoher See getroffen hatte. Der genaue Grund für dieses Treffen ist noch unklar, doch es gibt starke Hinweise darauf, dass Bjornsson seit längerer Zeit Informationen austauscht und möglicherweise in Schmuggelgeschäfte verwickelt ist. Leider ist es einem Arbeiter gelungen, ihm zur Flucht zu verhelfen.
5. Bitte um Verstärkung
Angesichts der jüngsten Ereignisse halte ich es für notwendig, ein oder zwei Soldaten hier zu stationieren, um in solchen Fällen die Bewachung zu übernehmen. Darüber hinaus könnten zukünftige Berichte der Kapitäne sensible Informationen enthalten, die nicht in die falschen Hände geraten dürfen. Die Anwesenheit von Soldaten würde zur Sicherheit und Geheimhaltung dieser Berichte beitragen.
Persönliche Angelegenheit
Ich möchte Sie außerdem über eine familiäre Angelegenheit informieren. Meine Schwester Astrid ist seit gestern Abend verschwunden. Sie war wütend auf mich, da sie glaubt, ich hätte etwas mit dem Verschwinden eines gemeinsamen Freundes zu tun. Ich möchte melden, dass sie gegen meinen ausdrücklichen Befehl auf eigene Faust in das Imeria-Gebiet zurückgegangen ist.
Dieser Freund, Theomer Haruland, ist Ihnen wohl seid der großen Audienz bekannt. Er ist als Bierbrauer in Imeria tätig und wird seit einiger Zeit vermisst. Ich möchte hiermit offiziell um Ihre Genehmigung bitten, meine Schwester zu suchen und sie zurückzubringen.
Mit Hochachtung,
Leif Thorbensson
Flottenakademie Pelorn