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Fri, Oct 11th 2024 06:34   Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:38

[Tag 18, später Nachmittag] Bericht von Leif Thorbensson

Die schwere Holztür zum Vorzimmer des Kommandanten schwang leise auf, als der Schreiber von Leif Thorbensson, ein Mann mittleren Alters mit scharfem Blick, den Raum betrat. Das vertraute Kratzen seiner Stiefel auf den Steinfliesen ließ den Adjutanten des Kommandanten den Kopf heben. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er den Besucher erkannte.   „Ah, du wieder,“ begrüßte er ihn mit einem gutmütigen Nicken. „Was bringt dich heute her? Noch mehr Papierkram für den Kommandanten?“ Der Schreiber erwiderte das Lächeln und zog ein versiegeltes Schriftstück aus seiner Tasche, das mit rotem Wachs versehen war. „Wie immer. Ich bringe einen Bericht von Leif. Hat sich viel getan in letzter Zeit, und es scheint, als hätten wir mal wieder unsere Hände voll.“   „Ach, die Hände voll,“ wiederholte der Adjutant schmunzelnd und lehnte sich zurück. „Das kenne ich nur zu gut. Was habt ihr diesmal angestellt? Oder ist es wieder der übliche Trouble am Hafen?“   „Mehr oder weniger. Ein bisschen Verrat hier, ein paar Entdeckungen da, weißt schon, der ganz normale Wahnsinn,“ antwortete der Schreiber leicht ironisch, bevor er den Brief auf seinen Tisch legte. „Leif hat mich gebeten, dir das persönlich zu überreichen. Es wäre gut, wenn du es dem Kommandanten gibst, sobald er Zeit dafür hat. Es gibt einige sensible Themen darin, und Leif würde sich über eine schnelle Rückmeldung freuen.“   Der Adjutant nahm den Brief und drehte ihn in seinen Händen, warf einen kurzen Blick auf das Siegel und nickte bedächtig. „Ich sorge dafür, dass er es so bald wie möglich in die Hände bekommt.“ Er klopfte leicht auf den Stapel anderer Papiere, die schon auf seinem Tisch lagen. „Ich lege es direkt oben drauf.“ Der Schreiber nickte zufrieden und lacht. „Danke dir. Du weißt, für Leif ist immer alles sehr wichtig. Aber ich will dich nicht länger aufhalten, ich habe auch noch einiges zu tun. Wir sehen uns sicher bald wieder.“   „Das tun wir,“ bestätigte der Adjutant, bevor er noch einmal schmunzelnd hinzufügte: „Und komm doch mal wieder zum Essen vorbei.“ „Ja mal sehen.“ antwortete der Schreiber grinsend, drehte sich dann um und machte sich auf den Weg zur Tür. Mit einem kurzen, freundlichen Winken verabschiedete er sich und verschwand durch die Tür, während der Adjutant sich bereits wieder den Papieren vor sich zuwandte.   Nachdem der Schreiber den Raum verlassen hatte, war der Adjutant eine Weile damit beschäftigt, weitere Dokumente zu ordnen und durchzugehen. Als der Tag voranschritt und die Sonne durch die Fenster des Büros tiefer sank, schob der Adjutant den Stapel, der sich mittlerweile etwas angesammelt hatte, zusammen und erhob sich aus seinem Stuhl und begab sich zum Büro des Kommandanten. Er legte die Briefe auf den Tisch, wo sie direkt ins Auge fallen würden. Das Licht der tiefstehenden Sonne fiel auf den Tisch, als der Kommandant die folgenden Worte las:     -----------   Fortschritte und Entwicklungen in der Flottenakademie und den Lotsengebäuden   Ehrenwerter Kommandant, hiermit möchte ich Ihnen einen aktuellen Bericht über den Fortschritt der Arbeiten und die Entwicklungen in meinem Verantwortungsbereich übermitteln.   1. Reparatur des Lotsengebäudes Die Instandsetzungsarbeiten am Lotsengebäude schreiten planmäßig voran. Das Dach wurde bereits zu einem großen Teil erneuert, und die weiteren Ausbesserungen am Verputz sind in vollem Gange. Die Arbeiter kommen gut voran, und ich rechne damit, dass die Arbeiten in den nächsten Wochen abgeschlossen sein werden.   2. Gespräche mit den Kapitänen und weitere Entdeckungen Ich habe erste Gespräche mit einigen Kapitänen geführt, um Informationen über die derzeitige Lage auf See und mögliche Gefahren auszutauschen. Besonders erwähnenswert ist eine Entdeckung, die bei einem Tauchgang gemacht wurde: Zwei Taucher fanden eine Luftblase in einem versunkenen Fischkutter, die es ihnen ermöglichte, fast zwei Stunden unter Wasser zu bleiben, bevor der Sauerstoff knapp wurde. Dies hat die Aufmerksamkeit der Kapitäne geweckt. Wir erwägen nun, Versuche mit künstlich erschaffenen Luftblasen zu unternehmen, um den Zugang zu tieferliegenden Schiffswracks zu erleichtern. Diese Technologie könnte uns helfen, alte, versunkene Schiffe zu erreichen und möglicherweise wertvolle Gegenstände zu bergen.   3. Vereinheitlichung von Informationen Die Kapitäne haben wichtige Informationen über aktuelle Ereignisse auf See beigetragen, die wir nun zusammenführen. In den nächsten Schritten wird es notwendig sein, diese Informationen zu ordnen und zu vereinheitlichen, um ein klareres Bild der Lage zu erhalten.   4. Verrat von Kapitän Marcus Bjornsson Kapitän Marcus Bjornsson wurde von meinen Männern gefangen genommen, nachdem er sich mit einem Schiff des Hauses Coveani auf hoher See getroffen hatte. Der genaue Grund für dieses Treffen ist noch unklar, doch es gibt starke Hinweise darauf, dass Bjornsson seit längerer Zeit Informationen austauscht und möglicherweise in Schmuggelgeschäfte verwickelt ist. Leider ist es einem Arbeiter gelungen, ihm zur Flucht zu verhelfen.   5. Bitte um Verstärkung Angesichts der jüngsten Ereignisse halte ich es für notwendig, ein oder zwei Soldaten hier zu stationieren, um in solchen Fällen die Bewachung zu übernehmen. Darüber hinaus könnten zukünftige Berichte der Kapitäne sensible Informationen enthalten, die nicht in die falschen Hände geraten dürfen. Die Anwesenheit von Soldaten würde zur Sicherheit und Geheimhaltung dieser Berichte beitragen.   Persönliche Angelegenheit Ich möchte Sie außerdem über eine familiäre Angelegenheit informieren. Meine Schwester Astrid ist seit gestern Abend verschwunden. Sie war wütend auf mich, da sie glaubt, ich hätte etwas mit dem Verschwinden eines gemeinsamen Freundes zu tun. Ich möchte melden, dass sie gegen meinen ausdrücklichen Befehl auf eigene Faust in das Imeria-Gebiet zurückgegangen ist.   Dieser Freund, Theomer Haruland, ist Ihnen wohl seid der großen Audienz bekannt. Er ist als Bierbrauer in Imeria tätig und wird seit einiger Zeit vermisst. Ich möchte hiermit offiziell um Ihre Genehmigung bitten, meine Schwester zu suchen und sie zurückzubringen.   Mit Hochachtung, Leif Thorbensson Flottenakademie Pelorn  
Das lange Gespräch mit seinem alten Freund Aurelian hat Reland ziemlich aufgewühlt und er überfliegt den Bericht des Thorbenson eher, als das er ihn genau studiert. Unwillig knurrt er als er den letzten Absatz liest, dann ruft er nach seinem Adjutanten. "Schickt zwei Mann zum alten Lotsenhaus, normaler Wachturnus! Björnsohns Familie und seine Mannschaft verhaften und einsperren. Zugsführer Sigrun und ihr rothaarigen Schatten sollen bei diesem Thorbenson Ermittlungen aufnehmen. Der Flüchtling und sein Helfer sind mit allen Mitteln festzusetzen. Setzt ein kurzes Schreiben an das Skriptorium auf, daß Thorbenson in meinem Auftrag wegen dieser Tauchgeschichte nachforscht und Zugsführer Sigrun soll ihn über das Verschwinden des Haruland befragen und ihm ausrichten, daß ich seine Suche genehmige. Abtreten!": befiehlt er und als sich die Türe hinter dem Adjutanten schließ, setzt er sich an seinen Schreibtisch, lehnt sich zurück und schließt die Augen. Als er sich wieder gefangen hat, sieht er die Papiere durch, die ihm der Maler gebracht hat. Der Adjutant instruiert ein wenig später Sigrun und gibt Relands Befehle weiter.      
Mon, Oct 14th 2024 07:28

Die Weitergabe des Befehls dauert an diesem Tag natürlich etwas länger, sind doch Sigrun und Eicken wegens des Vorfalls bei Mera zum Dienst an der Torwache verdonnert worden. Umso freudiger wird dieser neue Befehl aufgenommen. Der Dienst an der Torwache ist zwar nicht unbedingt sehr anstrengend, aber doch sehr eintönig, deshalb stinklangweilig und bei der Truppe alles andere als beliebt. Wobei sich hier Sigrun wohl leichter tut als Eicken, da die quirlige Rothaarige meist gar nicht richtig weiß, wohin mit all ihrer Energie, während Sigrun weit stoischer mit verschiedenen Situationen umzugehen weiß.   Jedenfalls ist das so ungleiche Paar wenig später bereits auf dem Weg zu Leifs kleinem Häuschen. Dieses Mal übernimmt Sigrun die Führung, denn wo Leif wohnt, weiß sie besser als Eicken - schließlich gehört sie zu der langen Reihe an Frauen, die dort bereits einmal übernachtet haben, während Eicken noch nie so hilflos gewirkt hat, um von Leif in ein Bett gesteckt zu werden und in den Genuss der warmen Atmosphäre bei prasselndem Feuerschein zu kommen. Auch übernimmt Sigrun die Führung, da es dieses Mal ja nicht Leif gewesen ist, der sich etwas zu Schulden gekommen lassen hat. Es ist also vorhersehbar, dass es sich bei dem Treffen eher um einen gemütlichen Plausch als ein hartes Verhör handeln könnte - und hierin ist Sigrun Eicken doch voraus.   Es dauert nicht lange, und Sigrun klopft an Leifs Tür.  
Sigrun und Eicken standen vor Leifs kleinem Häuschen, doch als sie klopften, blieb die Tür geschlossen. Nachdem sie eine Weile gewartet hatten, trat ein alter Mann aus dem Nebengebäude hervor. Es war Othar, Leifs Nachbar, der sich mit langsamen, bedächtigen Schritten näherte und die beiden skeptisch beäugte, während er die Augen zusammenkniff. Othar war fast sechzig, ein Veteran im Dienst von Thornhoff, der sich durch seine Jahre im Wachschutz eine höhere Stellung verdient hatte, bevor ihn das Alter und seine zunehmende Kurzsichtigkeit in den Ruhestand zwang.   „Leif?“ murmelte Othar und trat näher, fast bis auf Armeslänge, um die beiden besser erkennen zu können. „Er ist nicht zu Hause,“ erklärte er mit rauer Stimme. „Er ist beim Lotsengebäude, wie fast jeden Tag seit Wochen. Werdet ihn wohl dort finden, wenn ihr ihn sucht... Aber er kommt spät zurück, immer.“   Als sie dort ankamen, war die Baustelle noch belebt. Einige Arbeiter waren damit beschäftigt, die alten Mauern zu verstärken. Steinmetze hämmerten mit rhythmischem Klopfen, und das Gerüst knarrte leise im Wind, der durch die schmalen Gassen des Hafens wehte. Staub hing in der Luft, während sich der Geruch von nassem Mörtel und frischem Holz mit der salzigen Meeresbrise vermischte. Das Gebäude, einst heruntergekommen, nahm langsam wieder Gestalt an.   Sigrun führte den Weg durch das Gewirr der Arbeiter und fand schließlich den Eingang zu einem kleinen provisorischen Büro. Drinnen, inmitten von Plänen, Werkzeugen und einem halb eingerichteten Schreibtisch, saß Leif. Neben ihm stand sein Schreiber, ein junger Mann, der gerade einen Bericht vorlas, während Leif konzentriert zuhörte.   Als Leif die beiden hereinkommen sah, hielt er inne. Überraschung blitzte in seinen Augen auf, bevor ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschte. Er ließ den Federkiel sinken und lehnte sich leicht zurück. Sein Blick blieb einen Moment auf Sigrun hängen. „Sigrun,“ sagte er ruhig, „das ist ja eine Überraschung.“ Dann wandte er sich Eicken zu und nickte auch ihr freundlich zu. „und was für eine nette Gesellschaft.“   „Kommt rein, setzt euch,“ fuhr er fort und deutete auf die einfachen Stühle, die nahe seinem Schreibtisch standen. „Ihr kommt bestimmt im Auftrag des Kommandanten, wegen Marcus, nicht wahr?“
Fri, Oct 18th 2024 10:33

Es bleibt den beiden Soldatinnen also nichts übrig, als den Weg zu dem alten Lotsengebäude einzuschlagen. Nun ja, es ist kein langer Weg, also wird wohl nicht einmal Eicken auf die Idee kommen, irgendwelche Lamentelen darüber anzustrengen. Und so kommt es, dass sie wenige Minuten später auch da ankommen, wo besagter Leif Thorbenson auch zu finden sein drüfte. Ihn auf der belebten Baustelle ausfindig zu machen dauert nun freilich länger, als es der ganze Weg von der Wache zu Leifs Haus und weiter zur Baustelle war. Aber letztendlich finden sich die beide doch in dem kargen, etwas chaotischen Büro wieder.   “Ich grüße Euch, Leif Thorbenson,” beginnt Sigrun also in ihrer etwas umständlichen Art und Weise, “und ich darf Euch versichern, dass es mich mit großer Freude erfüllt, Euch wohlauf wieder zu sehen. In der Tat ist es unser Auftrag, Euren genauen Bericht über die Missetaten jenes Kapitäns entgegenzunehmen, doch muss ich Euch mitteilen, dass dies nicht der einzige Grund unseres Besuches ist.”   Sie streckt ihm die Hand entgegen, dann setzen sich Sigrun und Eicken auf einen Stuhl.   “Doch gestattet es mir, mit dem Kapitän zu beginnen,” fährt sie dann fort. “Könnt Ihr mir beschreiben, was genau sich dabei zugetragen hat?”  
Fri, Oct 18th 2024 11:46   Edited on Fri, Oct 18th 2024 11:47

[Soldat Eicken] Der Wachbereitschaft entronnen zu sein, wirkt sich auch auf Eickens Laune aus, die recht vergnügt neben Sigrun hermarschiert. Es macht ihr gar nichts aus, daß sie weiter zum Hafen müssen. Jede Stunde weniger im Bereitschaftsraum ist schon ein Gewinn. Trotzdem ist sie aufmerksam und blickt wachsam um sich, während sie sich dem alten Lotsengebäude nähern. "Ganz schön was los hier.": sagt sie zu Sigrun, als sie sich durch die Arbeiter schlängeln, um zu diesem Thorbenson zu gelangen. Sie erwidert Leifs Nicken nicht unfreundlich, hält sich aber im Hintergrund und läßt Sigrun reden, wobei sie sich ab und zu ein Schmunzeln nicht verbeißen kann.    
Leif lehnte sich in seinem provisorischen Stuhl etwas zurück und hörte Sigrun aufmerksam zu, während sie in ihrer förmlichen Art begann zu sprechen. Er musterte Eicken kurz, die bereits Platz genommen hatte, und dann glitt sein Blick wieder zu Sigrun, die ihre Worte mit der ihr eigenen Umsicht wählte. Nachdem sie fertig war, zog Leif die Stirn leicht in Falten und seufzte leise.   „Björnsson, ja,“ begann er ruhig, als er sich wieder nach vorn lehnte und die Arme auf den Tisch stützte. „Ich habe schon länger den Verdacht, dass er mit den Coveani in Kontakt steht. Es war vor ein paar Monaten, da sah ich ihn einmal auf See, viel zu nahe an einem ihrer Schiffe. Damals dachte ich, es wäre vielleicht nur Zufall, ein gewöhnlicher Austausch zwischen den Flotten – das passiert ja hin und wieder. Die See wird von beiden Seiten oft als neutrale Zone angesehen, und solche Treffen haben schon seit Jahren stattgefunden.“   Leif hielt kurz inne und blickte zu Eicken, die auf dem Stuhl saß, auf den er nun deutete. „Hier hat er gesessen, als sie ihn mir brachten. Gefesselt und wütend. Meine Mannschaft hat ihn auf hoher See beobachtet und direkt erwischt. Einer aus seiner Crew hat ihn verraten, das weiß ich sicher. Und ich werde auch herausfinden, wer es war.“   Sein Blick wurde härter, als er an das letzte Detail zurückdachte. „Doch da ich keine Wache zur Hand hatte, habe ich einen meiner Arbeiter beauftragt, ihn zu bewachen. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte. Dieser...“ Leif presste die Lippen zusammen und fuhr sich kurz mit der Hand durch das Haar. „Dieser Arbeiter hat ihn befreit. Als ich zurückkam, war Björnsson weg.“   Er ließ die Worte eine Weile in der Luft hängen, bevor er fortfuhr: „Ich kann die Sache weiter untersuchen, vielleicht bei einem Treffen der Kapitäne. Dort kann ich mehr herausfinden, ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Aber es ist klar, dass er nicht mehr auf meiner Seite steht.“ Leif sah Sigrun und Eicken nacheinander an, wartend, ob sie noch weitere Fragen hatten oder ihm Befehle überbringen würden.
Wed, Oct 23rd 2024 01:20

Sigrun sieht Leif an und nickt. Ihr Gesicht wird etwas nachdenklich, und eine kleine Weile schweigt sie. Für einen Augenblick geht auch ihr Blick zu Eicken, dann jedoch schaut sie Leif wieder an.   “Verzeiht, Kapitän, wenn ich Euch darauf festnagle,” beginnt sie dann wieder zu sprechen, “aber was genau wurde Euch vorgetragen? Ich schätze doch, Euer Verdacht geht weiter als bis zu dem Punkt, in dem sein Schiff einem der Schiffe des Hauses Coveani zu nahe kam, ein Umstand, der, wie Ihr selbst es sagtet, doch nur durch die Eigenheiten des Windes zustande kommen kann.”   Dabei sieht sie Leif tief aus ihren leuchtenden, blassblauen Augen an, und da Sigrun im Gegensatz zu Eicken sich keineswegs gesetzt hat, kommt der Blick durch ihre für eine Frau beachtliche Körpergröße auch reichlich von oben herab.
Leif spürte Sigruns forschenden Blick, als sie sich mit ihrer beeindruckenden Größe vor ihm aufbaute. Er hielt ihrem Blick stand, obwohl ihm bewusst war, dass sie mehr aus ihm herauskitzeln wollte.   „Ich verstehe, dass Ihr Klarheit wünscht,“ begann er schließlich mit ruhiger Stimme, während er sich ein wenig nach hinten lehnte, um den Abstand zu verkürzen, der durch ihre Haltung entstanden war. „Es stimmt, ein Schiff, das zu nahe an einem anderen segelt, mag durch die Launen des Windes oder der Strömung erklärt werden. Aber das hier...“ Er zögerte kurz und sah kurz zur Seite, als würden die Worte, die folgen sollten, in seinem Inneren reifen.   „Es war nicht nur ein Zufall. Mein Verdacht rührt daher, dass ich Marcus mehrmals in der Nähe von Coveani-Schiffen gesehen habe, immer wieder in Situationen, in denen kein vernünftiger Kapitän so nahekommen würde – außer er hätte Grund dazu.“ Leif hielt einen Moment inne und sein Blick wurde ernster. „Und es waren nicht nur diese Sichtungen. Informationen aus meiner Crew, die mich erreichten, deuteten darauf hin, dass Marcus nicht nur zufällig in ihrer Nähe war, sondern aktiv mit ihnen kommunizierte. Nachrichten wurden übergeben. Mir wurden Berichte vorgetragen, dass er bei solchen Begegnungen keine gewöhnlichen Seefahrtszeichen gab, sondern eher gezielte Manöver, um Kontakt aufzunehmen.“   Leif lehnte sich vor, die Hände auf dem Tisch verschränkt. „Es ist schwer zu beweisen, was im Verborgenen geschieht.“   „Er selbst war sehr ablehnend gegenüber der Idee mit der Akademie. Ich glaube das dies der ausschlaggebende Punkt war. Er hatte Angst das die Akademie seine Familie und die Fischertraditionen vernichten könnte.“
Wed, Oct 23rd 2024 02:29

Sigrun schaut Leif in die Augen. Sie faltet ihre Hände, hält sie sich so vor den Mund, scheint nachzudenken. Dann seufzt sie und lässt die Hände wieder sinken. Noch eine Weile schaut sie Leif an, dann schließt sie für einen Moment die Augen, schüttelt den Kopf, bevor sie ihn wieder ansieht.   “Das bedeutet, wenn ich Euch richtig verstanden habe, dass Ihr wohl, vielleicht auch ganz begründet, einen Verdacht gegen Kapitän Björnssohn habt, aber keinen Beweis seiner Konspiration mit der Flotte des Haues Coveani vorweisen könnt? Verzeiht, ich möchte Euch wirklich nichts vorwerfen, aber lasst mich doch für einen kurzen Augenblick Lokis Verteidiger spielen: Besteht die Möglichkeit, dass Kapitän Björnssohns Opposition zur durch Euch zu errichtenden Akademie Euch in Eurem Verdacht bestätigt? Bitte, antwortet ganz offen, in keinem Falle werdet Ihr Konsequenzen zu tragen haben. Auch in einem puren Verdachtsfall habt Ihr sehr richtig gehandelt, die Obrigkeit darüber zu informieren.”
Thu, Oct 24th 2024 12:26   Edited on Thu, Oct 24th 2024 12:49

Leif betrachtete Sigrun aufmerksam, als sie sprach. Als sie geendet hatte, ließ er ihren Blick kurz auf sich ruhen, bevor er tief durchatmete und sich ein wenig in seinem Stuhl zurücklehnte. Die Frage war berechtigt, und er konnte spüren, dass Sigrun versuchte, das Ganze aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Leif sah Sigrun noch einen Moment an, bevor er tief durchatmete, als wollte er seine Gedanken ordnen. „Es fällt mir nicht leicht, das alles zu sagen,“ begann er, seine Stimme war nun etwas weicher, fast nachdenklich. „Marcus und ich... wir waren Freunde, gute Freunde sogar.   „Gerade deshalb trifft mich dieser Verdacht so tief. Es war nicht irgendein Kapitän, es war Marcus. Jemand, dem ich vertraut habe, und mit dem ich viele Stunden auf See verbracht habe.“ „Und ja, es mag durchaus so wirken, als wäre meine Aussage gegen Marcus Bjornsson durch seine Opposition zur Flottenakademie verstärkt worden. Er hat sich von Anfang an gegen dieses Projekt gestellt. Vielleicht wollte er mich mit seiner ständigen Gegenwehr ärgern, aber er sah in der Akademie eine Bedrohung für seine eigene Position.“ Leif hob die Hände und legte sie flach auf den Tisch vor sich, als würde er damit das Gewicht seiner nächsten Worte unterstreichen.   „Aber,“ fuhr er fort und sein Blick wurde intensiver, „das ist nicht der Grund für meinen Verdacht. Die Dinge, die ich gesehen habe, und die Berichte, die ich erhalten habe, deuten auf etwas Tieferes hin. Ich kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass er mit dem Haus Coveani im Bunde steht – zumindest nicht, ohne weitere Beweise. Doch die Umstände... die wiederholten Begegnungen auf See, die ungewöhnlichen Manöver, die Nachrichten, die ich erhalten habe, das alles deutet auf mehr als nur einen zufälligen Wind hin.“   Er lehnte sich wieder zurück, die Hände verschränkt, während er den Blick auf Sigrun ruhen ließ. „Was Marcus' Flucht angeht – er wurde mir von meiner eigenen Crew gebracht, verraten von einem seiner Männer. Doch ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Wachen und ließ ihn von einem Arbeiter bewachen, der... nun ja, offenbar leichter zu beeinflussen war, als ich dachte. Marcus entkam, und dieser Fehler liegt bei mir. Aber es bedeutet nicht, dass ich meinen Verdacht fallen lasse.“ Leif fuhr fort, seine Stimme leicht angespannt, als er sich an den nächsten Teil der Ereignisse erinnerte: „Als wir eine kurze Pause beim Kapitänstreffen einlegten, bemerkte ich plötzlich, dass Marcus verschwunden war.“   Er ließ seine Hand durch das dichte, schwarze Haar fahren, als würde er versuchen, den Frust abzuschütteln. „Sofort habe ich den Vorarbeiter, der hier die Arbeiten leitet, persönlich darauf angesetzt, Marcus zu finden. Der Vorarbeiter ist ein pflichtbewusster Mann, der weiß, wie man Leute zur Rechenschaft zieht. Und tatsächlich hat er Marcus noch unten am Hafen gesehen.“   Leifs Blick wurde dunkler, als er den nächsten Satz aussprach: „Er hatte seine Söhne auf dem Boot doch seine Frau und Töchter wurden gestellt und in Gewahrsam genommen. Der Vorarbeiter hatte noch versucht, ihn zu stellen, aber Marcus… er konnte entkommen und einfach seine Familie zurückgelassen“ Er ließ den Blick zwischen Sigrun und Eicken hin und her wandern, seine Augen ernst und bestimmt. „Das ist der Stand der Dinge.“  
Thu, Oct 24th 2024 04:54

Sigrun schaut zu Eicken, seufzt tief. Sie schließt die Augen, versucht sich wohl zu sammeln, bevor sie sich wieder an Leif wendet.   “Es ist nicht unser Auftrag, des Kapitäns Bjornsson habhaft zu werden, aber seid gewiss, dass nach ihm gesucht wird und dass er der Wachkompanie nicht entkommen wird,” entgegnet sie nun, und in ihrer Stimme ist eine zusehende Nervosität zu erkennen. “Es ist allerdings unser Auftrag, Euch dazu zu befragen, was Ihr nun gegen besagten Kapitän in der Hand habt. Es ist freilich nun des Kommandanten Kompetenz zu entscheiden, ob eine physische Nähe des Schiffes des Kapitän Bjornsson zu Schiffen des Haues Coveani dazu ausreicht, doch wenn Ihr schon Berichte diesbezüglich erhalten habt, so würde ich Euch dringlich nahelegen, uns auch zu verraten, wessen Inhalts diese Berichte nun waren. Es würde diese Befragung um einiges verkürzen, wenn Ihr mir die Fakten, die Eures Wissens sind, einfach darlegt. Andernfalls bewegen wir uns wohl noch geraume Zeit im Kreise und verschwenden Zeit, die wir beide wohl anderweitig besser einzusetzen hätten.”   Sigrun stützt sich nun mit ihren Händen auf dem Tisch auf. Sie setzt sich immer noch nicht, kommt aber durch diese Körperhaltung mit ihrem Gesicht dem des Leiters der Akademie um einiges näher. Sie schaut ihm tief und forschend in die Augen.
Leif nahm sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. „Hier sind die Fakten die ich kenne,“ begann er, und seine Stimme klang entschlossen. „Ich habe Marcus selbst schon oft in der Nähe der Coveanischen Fangflotte gesehen. Zu Beginn dachte ich mir nichts dabei, denn solche Begegnungen sind auf See nicht ungewöhnlich. Aber während ich hier an diesem Gebäude beschäftigt war, haben meine Männer ihn dabei erwischt, wie er längsseits eines coveanischen Fischerbootes ging. Das allein ist schon verdächtig, und ich kann nur vermuten, dass etwas dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.“   Dann fuhr er fort: „Nachdem sie ihn am Hafen zur Rede gestellt hatten, haben sie ihn zu mir gebracht. Er war mir als Freund wichtig, und ich wollte ihn zur Rede stellen. Doch ich musste zur Kapitänssitzung, und so habe ich ihn, natürlich gefesselt, einem Arbeiter zur Bewachung anvertraut. Was dann geschah, überrascht mich: Der Arbeiter befreite ihn und ließ ihn fliehen. Marcus’ Frau und Töchter sowie dieser verräterische Arbeiter wurde gefangen genommen, nachdem ich den Vorarbeiter dafür verantwortlich gemacht habe ihn wieder herzubringen. Marcus konnte jedoch mit seinen Söhnen fliehen“   Leif seufzte, die Schwere der Situation lastete auf ihm. „Ich habe mit den anderen Kapitänen gesprochen, und sie bestätigten, dass sie Marcus ebenfalls häufig in der Nähe von coveanischen Fischerbooten gesehen haben. Es läuft also weit mehr als nur ein zufälliges Treffen ab. Dies wirft einen Schatten auf seine Loyalität und die von ihm getätigten Entscheidungen.“   Er hielt einen Moment inne, bevor er mit leiserer Stimme fortfuhr: „Marcus war immer skeptisch gegenüber der Akademie. Er befürchtete, dass die Familientradition und die Möglichkeit, seinen Söhnen ein sicheres Einkommen zu verschaffen, darunter leiden könnten. Als ich ihn persönlich darauf ansprach, sagte er jedoch nichts, was ihn weiter belasten könnte. Ich hatte vor, ihn der Wache zu übergeben, um dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Wie ihr sicherlich nun bemerkt habe mehr ein Gefühl und Indizien anstelle von Beweisen gegen ihn, aber ich bin auch nicht befugt genug das zu beurteilen.“
Tue, Oct 29th 2024 11:13

Sgrun hört Leif zu, und als er geendet hat, schaut sie ihn noch eine kleine Weile lang an. Dann fährt sie sich mit der rechten Hand ins Gesicht, reibt dasselbe, bevor ihr Blick wieder zu Eicken geht. Es ist ein fragender, forschender Blick, der die rothaarige Soldatin trifft. Wieder dauert es eine kleine Weile, bevor sie sich wieder an Leif wendet.   “Also gut,” sagt sie dann, “lassen wir das. Die zweite Angelegenheit, wegen derer ich Euch zu sprechen beauftragt wurde, dreht sich um einen Bierbrauer aus dem Gebiet des Hauses Imeria. Theomer Haurland ist sein Name, und es hat allen Anschein, als wäre er spurlos verschwunden. So, vielleicht könnt Ihr mir in dieser Angelegenheit etwas treffendere Antworten liefern: Was könnt Ihr mir über den Herrn Haruland berichten, und was ist Eure Vermutung, warum er so plötzlich unauffindbar zu sein scheint.”
„Theomer Haurland … ja, wir kennen uns schon seit einer ganzen Weile. Er ist ein guter Freund und Bierbrauer, einer der zuverlässigsten im Gebiet von Imeria. Wir sind uns damals in einer Taverne begegnet, als er Bier anlieferte – seitdem war er öfter hier und wurde ein enger Freund, fast wie ein Bruder.“ Er machte eine kurze Pause, um die richtige Wortwahl zu finden.   „Theomer hat viel durchgemacht in letzter Zeit. Er hat seinen Bruder verloren, was ihm schwer zusetzte, und auch mit seiner Schwester gab es Spannungen. Es wäre nicht seine Art, einfach spurlos zu verschwinden, ohne dass jemand eine Ahnung hat, wo er steckt. Selbst meine Schwester Astrid hat es gespürt; sie hatten ein besonderes Verhältnis, fast wie Geschwister. Sie ist sich sicher, dass etwas nicht in Ordnung ist.“   Leif lehnte sich zurück und zog die Stirn nachdenklich in Falten. „Aber ich selbst mache mir da ehrlich gesagt weniger Sorgen. Ich bin sicher, dass Theomer schon wieder auftauchen wird, wie er es immer getan hat. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, wirkte alles noch ganz normal – keine Anzeichen, dass er sich absetzen würde oder ihm etwas zugestoßen ist.“
Wed, Oct 30th 2024 10:52

Wieder seufzt Sigrun tief. Wieder geht ihr Blick zu Eicken, und wieder kehrt er dann zu Leif zurück.   “Nun gut,’” sagt sie dann. “Ich habe den Eindruck, als könntet Ihr uns auch in dieser Angelegenheit nicht viel weiterhelfen. Ich habe natürlich in der Sache Björnsohn als auch in der Sache Haruland dem Kommandanten Bericht zu stellen. Das weitere Vorgehen liegt natürlich in vollständiger Zuständigkeit des Kommandanten, ich glaube aber nicht, dass wir Euch in nächster Zukunft allzuviel belästigen müssen. Ich muss Euch jedoch, rein routinemäßig, auffordern, in der nächsten Zeit weiter zu unserer Verfügung zu stehen.”   Sie schenkt dem Kapitän nun ein freundliches Lächeln.   “Jedenfalls danke ich Euch für Eure kostbare Zeit und Eure Bereitschaft, mit uns zusammenzuarbeiten.”   Sie sieht nun zu Eicken.   “Was sagst du,” meint sie dann mit äußerst kollegialem Unterton. “Wir haben wohl alles erfahren, was es zu erfahren gibt, oder?”
Thu, Oct 31st 2024 01:09   Edited on Thu, Oct 31st 2024 01:09

[Soldat Eicken] Bis jetzt hat sich Eicken ganz im Hintergrund gehalten, doch als sie Sigrun anspricht, sagt sie zackig: "Zugsführer, da wäre noch das Schreiben für das Skriptorium wegen der Nachforschung über dieser Tauchgeschichte und die Erlaubnis des Kommandanten, daß sich der Kapitän auf die Suche nach seiner Schwester machen darf. Sonst habe ich nichts." Dabei verdreht sie leicht die Augen in Richtung Tür.  
Sun, Nov 3rd 2024 09:14

Sigrun wird einen kleinen Augenblick rot im Gesicht, dann lächelt sie Eicken zu.   “Vielen Dank, Soldat,” antwortet sie und dreht sich anschließend zu Leif. “Nun, viel ist dem nicht hinzuzufügen. Das Skriptorium wurde über Eure Forschungen über die Tauchglocke informiert und wird Euch hierin unterstützen. Auch erteilt Euch Kommandant Arn Melvart ausdrücklich die Erlaubnis, nach Eurer Schwester auch auf dem Gebiet des Hauses Imeria zu suchen.”   Sie schaut nun wieder zu Eicken, bevor sie erneut Leif anschaut.   “Nun, dann wollen wir Euch wohl nicht weiter aufhalten,” sagt sie und nickt ihm doch ziemlich freundlich zu. “Gehabt Euch wohl, Kapitän. Und - eine kleine persönliche Bemerkung: Seid vorsichtig auf Eurer Suche. So viel ich bisher vom Haus Imeria gehört habe, so handelt es sich hier doch um reichlich unvorhersehbare Zeitgenossen.”
Sun, Nov 3rd 2024 11:50

[Soldat Eicken] "Gern geschehen, Zugsführer!": antwortet Eicken zackig. Als sich Sigrun vom Kapitän verabschiedet, nickt sie Thorbenson zu. "Die Zwillinge mit euch und viel Glück für eure Suche.": sagt sie und folgt Sigrun hinaus. Kaum hat sich die Türe hinter ihnen geschlossen, sagt sie: "Den werden wir vermutlich nicht mehr sehen. Wenn der über den Fluß geht, ziehen ihm die Tätowierten die Haut ab und stopfen ihn aus. Schon allein wegen der Schwafelei. Gegen den ist der Patrikius ein wortkarger Mann.": sagt Eicken in einem Tonfall, der nicht darauf schließen läßt, daß sie sich um den Kapitän allzugroße Sorgen macht.      
Mon, Nov 4th 2024 08:46

Eickens Bemerkung bringt Sigrun zum Lachen.   “Mit dem großen Unterschied,” antwortet sie, während sie auf die Straße gehen, “dass es dem werten Patrikius wohl bewusst ist, dass er zum Schwafeln neigt.”   Sie wird wieder ernst. Sie wendet ihre Schritte der Residenz zu, schaut Eicken wieder an.   “Aber, wenn ich dich um eine ehrliche Einschätzung bitten darf,” fährt sie fort, “wie ist denn deine Meinung zu der uns dargestellten Sachlage? Freilich bietet der erwähnte Kontakt zum Hause Coveani genügend Verdachtsmomente, doch muss ich zugeben, dass mir während dieses Gespräches doch unser letzter Fall betreffs der Rattenzüchterin und des Kaufmannes doch eindringlich ins Gedächtnis gerufen wurden. Es würde sich hier doch um eine vorzügliche Gelegenheit handeln, eines lästigen Widersachers entledigt zu werden.”
Tue, Nov 5th 2024 04:44

[Soldat Eicken] Nicht nur das. Was der Patrikius sagt, hat zumeist Hand und Fuß." Nachdenklich schaut sie Sigrun an. "Ehrlich gesagt, ich glaube nicht. Da sind viel zu viele Leute beteiligt. Gut, die Crew dieses Thorbenson könnte ihn decken oder von ihm unter Druck gesetzt werden, aber warum ist der andere Kapitän dann geflüchtet und hat sogar seine Frau und Kinder zurückgelassen. Wer macht das, wenn er unschuldig ist? Ich glaube, der weiß schon, warum er Hals über Kopf geflohen ist. Außerdem macht es keinen Sinn, ihn aus dem Geschäft drängen zu wollen. Beiden arbeiten für das Haus, die können sich nichts wegnehmen. Bei der Rattengeschichte war das anders. Wenn sich diese Rattenzüchternin ins Zeug legt, kann das schon ein gutes Geschäft mit ordentlichen Gewinnen werden. Also von da her hat der Svenson ein Motiv gehabt. Aber der andere Kapitän? Gut, es könnte persönlicher Haß sein, aber opfert man dafür seine Kinder?" Eicken zuckt die Achseln. "Möglich wäre es, aber ich glaube es nicht."  
Tue, Nov 5th 2024 05:38

Die beiden gehen nun ein gehöriges Stück Weg zurück, während dem Sigrun reichlich schweigsam bleibt. Dann schaut sie Eicken wieder an.   “Ich muss ganz ehrlich zugeben, ich bin reichlich erleichtert, in dieser Sache keine Entscheidung zu treffen,” sagt sie schließlich. “Deine Argumentation ist wohl hieb- und stichfest, allerdings lässt sie sich trotzdem in das Gegenteil verkehren. Denn genauso gut wie du wohl zurecht die Motivation des Leif Thorbenson anzweifelst, dem Kapitän Bjornson ein Vergehen anzudichten, könnte man nun die Motivation des Kapitän Bjornsons anzweifeln, irgendeinen Verrat zu begehen. Im Endeffekt ist er doch ein Kapitän der Thornhoff’schen Fischfangflotte und hat damit wohl nicht am Hungertuch zu nagen. Wer sagt uns nun eigentlich, dass der Kontakt des Kapitän Bjornson mit der gegnerischen Flotte überhaupt freundschaftlicher Natur war? Wer sagt uns, dass er nicht im Disput um etwaige Unregelmäßigkeiten auf hoher See war?”   Die Residenz erscheint nun vor den beiden Soldatinnen.   “Wie gesagt, ich bin wirklich erleichtert, nicht im Soll zu stehen, diesbezüglich etwaige weitere Entscheidungen zu treffen.”