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Wed, Jan 31st 2024 12:05   Edited on Wed, Feb 28th 2024 09:20

Neuer Schiffseigner und gleiche Arbeit

Leif und eine junge Frau schritten schweigend durch die noch schlafende Stadt, ihre Gestalten von der Dunkelheit verschluckt. Ein kühler Wind aus Südwest ließ ihre Kleider flattern und trieb feine Regenschleier vor sich her. Die Stille wurde nur durch das leise Klappern ihrer Schritte auf dem steinigen Boden durchbrochen.   Leif wirkte nachdenklicher als sonst, sein Blick starrte ins Leere, als würde er in den Tiefen seiner Gedanken versinken. Der Hafen lag still und verlassen da, die Fischerboote ruhten auf dem ruhigen Wasser, bereit, dem ungestümen Meer entgegenzutreten. Das sanfte Plätschern der Wellen und das Heulen des Windes bildeten eine unheilverheißende Symphonie, die die Atmosphäre der düsteren Morgenstunden unterstrich.   Trotz der bedrückenden Stille und des düsteren Wetters schien der Anblick des Hafens Leif eine gewisse Erleichterung zu bringen. Das Salz in der Luft und der Geruch des Meeres schienen ihm Trost zu spenden, während er sich auf einen weiteren Tag in dieser harten und brutalen Welt vorbereitete.   Leif war ungewöhnlich früh am Hafen angekommen, noch bevor die Sonne den Horizont berührte. Der Grund für seine frühe Ankunft lag darin, dass er sich zuvor beim Hafenverwalter einfinden musste. Ein Versprechen an seinen neuen Freund, den Schinder, trieb ihn dazu, diese Aufgabe nicht aufzuschieben.   Mit schwerem Herzen machte er sich auf den Weg zum Büro des Hafenverwalters, die junge Frau immer noch schweigend an seiner Seite. Die Gedanken an den bevorstehenden Termin ließen sein Herz schneller schlagen. Ein Brief, der die Beschlagnahmung seines geliebten Schiffes ankündigte, wartete dort auf ihn.   Die düsteren Wolken am Himmel schienen seine Stimmung zu spiegeln, und der kühle Wind verstärkte das Gefühl der Unruhe, das ihn umgab. Doch Leif zwang sich, seinen Blick nach vorne zu richten und sich nicht von seinen Sorgen überwältigen zu lassen. Er musste stark sein, für sich selbst und für diejenigen, die von ihm abhängig waren.   Der Weg zum Büro des Hafenverwalters kam ihm endlos lang vor, doch schließlich erreichten sie ihr Ziel. Mit einem schweren Seufzer stand Leif nun vor dem Gebäude und wendet sich zu der jungen Frau um.
Wed, Jan 31st 2024 01:03   Edited on Wed, Jan 31st 2024 01:04

[Verwaltung] Dem Verwalter, der Leif kennt, ist die Angelegenheit wohl unangenehm, so schnell wie er sie abwickelt und ihn verabschiedet. In der Hand hält er nun die offizielle Bestätigung, daß seine Tage als Schiffseigner und unabhängier Kapitän vorbei sind. Er kennt natürlich das Quotensystem, dem die Thornhoff-Fischer unterworfen sind, aber es ist ein großer Unterschied ob man ein Joch kennt oder es auf die Schultern gelegt bekommt. Zwei Körbe Edelfische und drei Körbe Fisch für den perlorner Markt muß er jeden Tag einbringen, wenn er keine Abschläge von seinem Lohn und dem seiner Mannschaft hinnehmen will. Nur wenn die Quote übererfüllt wird, haben er und seine Leute das Recht, eine begrenzte Menge Fisch für den Eigenbedarf zu behalten. Aber die Sorge um Ausrüstung und Instandsetzung des Schiffes ist er los. Schiffe der Thornhoffschen Flotte werden im Arsenal repariert und ausgerüstet. Es ist der einzige Lichtblick in dieser bitteren Stunde.  
Wed, Jan 31st 2024 01:52

Die junge Frau hinter ihm lächelt ihn aufmunternd an. Ihre Hand geht zu seinem Oberarm.   “Ich sagte heute doch schon, dass heute ein guter Tag wird,” sagt sie dann zu ihm. Dabei schaut sie ihm tief in die Augen, belässt den Blick da, eine ganze Zeit lang. Stumm und regungslos. Schließlich geht ihre Hand weg von seinem Arm, die ihrigen schlingen sich um seinen Hals. Sie muss sich etwas auf die Zehenspitzen stellen, um an die Wange des Hünen zu kommen, auf die sie einen Kuss drückt. Obwohl sie keineswegs kleingewachsen ist.   “Vielen, vielen, vielen Dank für alles, Leif,” sagt sie ihm dann ins Ohr. Die Arme lösen sich, die Fersen kehren wieder auf den Boden zurück. Sie wirft einen kurzen Blick zu der Ecke des Arsenals, an der sich bereits die ersten Tagelöhner einfinden, auf der Suche nach dem bisschen Glück, das sie über den Tag bringen soll.   “Ich sollte mich auf den Weg machen,” meint sie dann. “Sonst vermassle ich den guten Tag schon am frühen Morgen,”
Leif hielt die junge Frau zart, aber fest, als er sie etwas näher zu sich zog. Ein Hauch von Entschlossenheit lag in seinem Blick, als er mit ruhiger Stimme sprach: "Ich habe mir etwas überlegt."   Seine Worte hingen für einen Moment in der Luft, während er ihre Reaktion abwartete. "Wie wäre es, wenn du mit mir auf dem Boot arbeitest?", fragte er dann und beobachtete gespannt ihre Miene.   Leif beschrieb der jungen Frau, wie ihre Arbeit auf dem Boot aussehen würde. Er erklärte ihr geduldig, dass es ihre Aufgabe sein würde, den gefangenen Fisch vor Ort auszusortieren und zu prüfen. Sie müsste darauf achten, nur die besten Exemplare zu behalten und die minderwertigen zurück ins Meer zu lassen.   Er sprach von den langen Stunden auf See, den rauen Bedingungen und den unvorhersehbaren Gefahren, die das Leben als Fischer mit sich brachte. Doch zugleich betonte er auch die Schönheit und die Freiheit, die sie auf dem Meer finden würden, die Weite des Ozeans und die Stille der unendlichen Wellen.   Leif erklärte ihr, dass sie Teil eines Teams sein würden, das zusammenarbeitete, um sein Schiff sicher durch die stürmischen Gewässer zu führen. Sie müssten einander vertrauen und sich aufeinander verlassen können, um die Herausforderungen zu meistern, die das Leben auf See mit sich brachte.
Wed, Jan 31st 2024 02:53

Die Reaktion der jungen Frau mag etwas unerwartet sein. Sie macht drei Schritte rückwärts, schaut Leif verstört und erschrocken an. Dann schüttelt sie heftig den Kopf.   “Nein, nein, nein,” sagt sie mit Nachdruck, “nein, ich kann das nicht. Das ist zu viel, das ist zu schnell, nein, das geht wirklich nicht!”   Sie dreht sich um, will schon weggehen, dann hält sie noch einmal inne. Sie macht die drei Schritte wieder auf ihn zu, schaut ihn an, verzweifelt, irgendwie traurig, auf jeden Fall unsicher.   “Leif, warum gerade ich?” fragt sie ihn dann gerade heraus. “Schau dich hier um, es gibt so viele arme Leute, die hinten und vorne nicht weiter wissen. Es gibt auch viele, die weit schlechter dran sind als ich. Also, warum gerade ich? Ich meine, gestern rettest du mich auf der Brücke, zahlst den Brückenzoll für mich, lädst mich zu dir nach Hause ein, gibst mir zu Essen, gibst mir ein Bett, gibst mir Frühstück, und nun willst du mich ganz und gar durchfüttern? Du kennst mich ja gar nicht, Leif, wir haben uns doch gestern das erste Mal gesehen…”   Sie schaut ihn an, macht dann noch einen Schritt auf ihn zu und legt ihm eine Hand auf die Wange.   “Ich weiß nicht, was du vor hast, Leif,” fügt sie dann hinzu, “aber bitte, lass mir etwas Zeit. Lass mich mein Leben neu ordnen, lass mich wieder auf die Beine kommen. Bitte…”   Sie steht nun stumm vor ihm, die Hand sinkt nach unten, der Blick nicht. Er ist durchdringend, unsicher, irgendwie flehend.
Wed, Jan 31st 2024 03:07   Edited on Wed, Jan 31st 2024 03:12

Sie bat um Zeit, um ihr Leben neu zu ordnen, um wieder auf die Beine zu kommen. "Es tut mir leid", murmelte er leise, sein Blick von ihrer Hand auf seinem Gesicht zu ihren Augen wandernd. "Ich wollte dir helfen, weil ich gesehen habe, dass du in Not warst. Aber ich verstehe deine Bedenken, deine Zweifel. Ich werde dich nicht zwingen, etwas zu tun, was du nicht möchtest."   Seine Worte waren aufrichtig, und er meinte es ernst. Er würde ihr die Zeit geben, die sie brauchte, um ihre Entscheidungen zu treffen, und er würde für sie da sein, wenn sie bereit war, seine Hilfe anzunehmen.   "Wenn du mich suchst oder Hilfe brauchst, weißt du ja, wo du mich findest."   Er deutete mit einer knappen Geste auf sein Boot, das am Horizont leicht zu erkennen war. "Meistens bin ich hier, auf dem Boot, oder zu Hause." Seine Stimme war warm und ermutigend, während er ihr versicherte, dass er für sie da sein würde, wenn sie seine Unterstützung brauchte.   "Nimm dir die Zeit, die du brauchst", sagte er mit einem leichten Lächeln. "Ich werde hier sein, wenn du Hilfe benötigst." Dann trat einen Schritt zurück, um ihr Raum zu geben.   Mit einem letzten Blick in ihre Augen wandte er sich ab, um zu seinem Boot zu gehen.
Wed, Jan 31st 2024 04:23

Einen kurzen Augenblick steht Lua noch da, als Leif sich umdreht. Dann geht ihr Blick zum noch ziemlich dunklen Himmel, sie atmet tief durch. Schließlich wendet auch sie sich ab. Es hilft alles nichts. Sie ist zeitig hier, und das Dümmste, das sie jetzt tun könnte, sich vollends verwirren zu lassen und infolgedessen die frühe Stunde zu verpassen, eine Stunde wo so mancher noch schläft, aber doch immer wieder jemand vorbei kommen könnte, der einen attraktiven Job für den Tag hätte. Kurz richtet sie noch ihre Haare, reibt sich die Augen. Man kann ja nie wissen, vielleicht legt ja jemand wert auf gutes Aussehen. Dann stellt sie sich in eben jene Ecke, in der seit Menschengedenken die Tagelöhner eben stehen, alle in einer Reihe, und, wenn die Reihe voll ist, halt in einer zweiten dahinter.