BUILD YOUR OWN WORLD Like what you see? Become the Master of your own Universe!
Wed, Jan 31st 2024 04:50   Edited on Thu, Mar 21st 2024 05:50

Wer will mich?

So wie in jeder Stadt, gibt es natürlich auch in Pelorn die Oberschicht, die Mittelschicht, die Unterschicht. Man könnte jedoch die Bevölkerung auch nur in zwei Gruppen einteilen: die, die etwas haben, und die, die eben nichts haben. Nun ist der soziale Aufstieg in Pelorn weit schwerer zu bewerkstelligen als in mancher anderen Stadt, und zumeist will jede einzelne Schicht, wie fein man sie auch aufziselieren will, möglichst wenig mit der darunter liegenden zu tun haben. So geht wohl Kunde, dass so mancher Handwerker auf dringender Suche nach Lehrlingen, nach Mitarbeitern ist. Doch ist es Usus, dass sie eben nur unter ihresgleichen suchen, ohne den gewaltigen Fundus an bescheidenen, fleißigen Händen zu beachten, der sich jeden Morgen am Arsenal einfindet.   Wer sich irgendwo einschifft und frühmorgens am Arsenal, Pelorns Haupthafen seit dem Verfall der Stadt, ankommt, wird sie also unweigerlich sehen, in einer Ecke des Platzes, diese abgerissenen Gestalten, zumeist stinkend, dreckig, ausgehungert, die da stehen und auf eine Anstellung für den Tag warten. Kisten schleppen etwa, oder aber Fische ausnehmen, eine weit weniger attraktive, da anstrengende und gefährliche Arbeit. Oder auch gefährliche Botengänge manches Mal, für den einem die eigenen Angestellten einfach zu schade sind. Selten bis nie hört man jedoch, dass eben einer dieser erbarmungswürdigen Individuen eine fixe Anstellung bekommen hat.   Auf der anderen Seite muss man jedoch zugeben, dass sich die meisten dieser Habenichtse auch nicht besonders darum kümmern. Man ist der Bodensatz der Gesellschaft der Stadt, ein Bodensatz, in dem man in Pelorn freilich bis zu den Knien watet. Aber man hat sich mit dieser Stellung abgefunden. Viele sind zur Überzeugung gelangt, dass alles, was sie besitzen könnten, eh gleich wieder gestohlen wird. Andere sind so oft gescheitert, dass ihnen der Mut fehlt, es noch einmal zu probieren.   Lua Aetaya sticht wenigstens am heutigen Tage ziemlich hervor, in dem Haufen armer Leute. Der Aufenthalt bei Imeria hat ihrem Aussehen gut getan, sie wirkt gesünder denn je, da sie einfach einige Gramm mehr auf den Rippen hat als die meisten. Sie trägt ein sauberes Gewand, wobei weißer Stoff natürlich nicht unbedingt ein perfektes Bekleidungsmaterial ist in dem leichten Regen des Tages. Die Füße sind nach wie vor nackt. Doch sind auch sie einigermaßen sauber, und Schuhe hat längst nicht jeder der Wartenden.   Lua ist früh da gewesen, steht in der Mitte der ersten Reihe. Sie weiß, heute muss sie positiv auffallen. Und so hofft sie inständig, dass es heute wahrhaftig ein guter Tag werden würde.
Fri, Feb 2nd 2024 05:06   Edited on Fri, Feb 2nd 2024 05:08

[Verwaltung] Schon allein die Gestalt ist ungewöhnlich. Sehr groß, aber mager wie ein Hungerleider von den Ruinenfeldern, nahezu jeden überragend, der sich an diesem frühen Morgen beim Arsenal herumtreibt, sei es weil er Arbeit sucht oder Arbeitkräfte. Stirnglatze, das dünne graue Haar des übrig gebliebenen Haarkranzes reicht ihm bis über die Schulter, das faltige Gesicht ist mit einem Dreitagebart bedeckt, der buschige Schnauzbart verdeckt fast seinen Mund. Aber der achlos über die Schulter geworfene, gefütterte Seidenumhang und die weichen Halbstiefel an seinen Füßen laßen wie der bullige Diener, dem ihm auf Schritt und Tritt folgt, keinen Zweifel daran, daß sein Träger wohlhabend sein muß. Unter dem Umhang trägt er einen Arbeitskittel und eine einfache Leinenhose, die über und über mit Farbschlieren beschmiert sind. Auch seine langen, knochigen Finger weisen Farbflecke auf und trotz der frühen Stunde geht von ihm ein Geruch aus, wie von einem alten Weinfaß. Er murmelt etwas als er die Reihe derer abschreitet, die sich hier aufgestellt haben in der Hoffnung auf Arbeit. Nußbraune Augen blinzeln kurzsichtig und als er die Reihe abgeschritten hat. Er dreht sich um und beginnt seine Inspektion von Neuem.   Bei jeder Frau bleibt er kurz stehen, betrachtet sie blinzelnd, murmelt etwas und geht weiter. Als er etwa in der Mitte der Reihe angelangt ist, bricht es aus in ihm heraus. Mit überraschend kräftiger Stimme legt er los, wobei er beide erhobene Hände zu Fäusten ballt und in fast schon komischer Verzweiflung gegen Himmel schüttelt: “Bei Avennas Eiern! Titten! Ich brauche Titten! Straffe, geile Titten! Ist das zuviel verlangt, Eru du alter Kinderschänder? Titten! Ein Paar ordentliche Titten!” Mit einem Fluch läßt er seine Hände sinken und will sich schon abwenden, da fällt sein Blick nochmals auf Lua. Er beugt sich vor blinzelt ein paar Mal dann schießt sein Zeigefinger vor und berührt fast ihre Nase. “Du da! Zeig mir deine Titten!”  
Fri, Feb 2nd 2024 07:19

Die Personen, die an einem Morgen die Reihen der Arbeitssuchenden abschreiten, sind grundverschieden, große wie kleine, dicke wie dünne, reicher aussehende oder auch welche, die kaum mehr zu haben scheinen als die Wartenden. Und doch, diese hochgewachsene Vogelscheuche erweckt einiges Aufsehen. Niemand weiß, was er genau sucht, auch scheint er äußerst wählerisch zu sein. Es scheint sich um keinen extrem anstrengenden Job zu handeln, denn es sind auch noch genügend kräftige junge Männer da, die beim Tragen aller möglichen Gegenstände wohl die bessere Arbeit zu leisten imstande gewesen wären als manche der Frauen und Mädchen, die er mustert. Er sieht auch wohlhabend aus, wodurch er, wollte er nur seine Manneskraft unter Beweis stellen, wohl besser in eines der besseren Bordelle gegangen wäre.   Er scheint nicht das zu finden, was er sucht, ja tut es gar lautstark kund. In diesem Moment, als er beginnt, herum zu krakeelen, sieht man wohl manche der sich feil bietenden Frauen, wie sie eben ihre Brüste herausstrecken, in Hohlrücken gehen. Und doch bleibt er bei Lua stehen.   Lua ist nun seit einiger Zeit nicht mehr da gewesen, und so hat ihr Rückkehr doch für ein, wenn auch kleines Aufsehen gesorgt. Um so mehr verwundert es nun, dass gerade sie es zu sein scheint, die sich die erste Arbeit des Tages zu sichern imstande ist. Nun, die Aufforderung des Mannes verursacht bei ihr wohl einen äußerst verblüfften Blick. Rund um sie herum wird nun getuschelt.   “Hast du das gehört? Die Titten will er sehen!” “Ist das etwa ein Perversling?” “Ich würde ihm ins Gesicht spucken!” “Du spinnst ja, am Ende zahlt er danach ein paar Filis, und du hast nur mal kurz deine Möpse gezeigt!” “Und am Ende nimmt er dich mit nach Hause und weidet dich aus!” “Weil er dann hier in aller Öffentlichkeit das Opfer aussuchen würde.” “Also, ich würde ihm nicht nur die Titten, ich würde ihm alles zeigen!” “Natürlich, ich auch!” Undsoweiter undsofort.   Nur Lua, die tuschelt nicht. Sie steht einfach nur da und sieht den Mann verblüfft an. Sie nimmt die Worte um sie herum wohl wahr. Und im Endeffekt drängen sie wohl diese Worte mehr, dem Ansuchen des Mannes nachzukommen, als ihm eine Abfuhr zu erteilen. Jedenfalls gehen irgendwann doch die Hände zu den Knöpfen des etwas zu kleinen Hemdes, lösen noch zwei Knöpfe. Dann zieht sie das Hemd so weit auseinander, dass eben besagte Objekte das Licht der Öffentlichkeit erlangen. Für einige Sekunden nur, und doch so lange, dass der Mann sie wohl gesehen haben wird. Das Hemd geht wieder zu, die Knöpfe werden wieder geschlossen. Der Gesichtsausdruck der jungen Frau hat sich wenig geändert, und wortlos steht sie vor ihm.
Fri, Feb 2nd 2024 09:57   Edited on Fri, Feb 2nd 2024 10:03

[Verwaltung] “Ha!”: ruft der Mann aus und klatscht in die Hände. “Egor, gib ihr einen Filis, nein gib ihr zwei, es waren ja auch zwei Titten.” Nachdenklich legt er den linken Zeigefinger auf die Lippen. “Hm, nicht ideal, aber was ist schon ideal? Nicht wahr? Aber ich fange an es zu sehen, ja, ja! Es könnte hin kommen! Wenn ich nur genug Malachit habe. Oder lieber blond? Nein, nein, das würde die gesammte Komposition ins Schattenreich stürzen, blond geht nicht. Kastanienbraun, ja Kastanienbraun mit einem Stich ins…” Der Bullige, der inzwischen Lua zwei Filis gegeben hat, unterbricht den Monolog. “Herr, nehmen wir sie?” Mit überraschender Schnelligkeit fährt die Hand des Mannes ans Ohr Egors und zieht kurz aber kräftig daran. “Wie oft soll ich dir noch sagen, unterbrich mich nicht wenn ich denke! Äh, was habe ich gesagt?” Egor der diese Behandlung offensichtlich gewohnt ist, sagt schicksalsergeben: “Verzeiht, Herr. Kastanienbraun, ihr habt Kastanienbraun gesagt.” “Ach ja, Kastanienbraun, stimmt. Was war da noch?”: erkundigt er sich zerstreut.   “Nehmen wir sie, Herr?”: wiederholt Egor seine Frage. “Wen? Ach sie, ja, ja, wir nehmen sie. Was zahle ich gewöhnlich?” “Acht Filis, Herr und Essen.” “Ja, genau, stimmt.”: sagt der Mann mit dem Seidenumhang und wendet sich Lua zu. “Also ich zahle acht Filis für den Tag und Essen. Was sagst du?”: fragt er. “Herr, die ungebildete Göre kennt euch sicher nicht. Vielleicht solltet ihr erwähnen wer ihr seid und wozu ihr sie anheuert?”: schlägt Egor servil vor. “Hm, mich nicht kennen? Aber vielleicht hast du recht, Egor. Ich bin Aurian Laetus, der größte lebende Maler in diesem verkommenen Dreckshaufen von Stadt.”: wirft er sich in die Brust. “Die Sonne auf dem Firmament der Kunst dieses elenden, verrotteten Zeitalters, das Epitom der darstellenden Kunst, das….” Egor hüstelt: “Was ist jetzt schon wieder?”: keift Aurian. Egor deutet nur mit dem Finger auf Lua. “Ja, ja, genau. Also ich brauche deineTitten als Modell, das heißt dich auch natürlich. Du sollst mir Modell stehen. Du verdienst damit nicht nur etwas, nein, du hast die einmalige Gelegenheit in diesem Leben von einem der größten Meister Meras verewigt zu werden. Zumindes deine Titten wenn schon nichts anderes. Nun, was sagst du?”  
Fri, Feb 2nd 2024 11:20

Luas Augen weiten sich immer mehr, je länger sich die beiden Männer unterhalten. Wohl muss sie sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, denn die Szenerie entbehrt kaum einer gewissen Komik. Doch der Ausblick auf ein für ihre Verhältnisse doch fürstliches Entgelt, von dem sie ja bereits einiges in der Tasche hat, macht es ihr leicht, sich zu beherrschen. Dafür wird das Raunen in der Menge lauter.   “Hast du gehört, 2 Filis nur fürs Titten zeigen!” “Acht Filis und etwas zu essen! Acht Filis und etwas zu essen! Und unsereins macht sich für 5 kaputt!” “Was hat die denn, was ich nicht habe? Ich weiß nur, was ich habe und sie nicht, und das sind große Titten!” “Ja, möchte er deine Glocken malen, da würde ihm garantiert das Malachit ausgehen!” “Ich geb dir gleich Malachit!” “Das Gesicht zerkratzen sollte man ihr, so dass er sich jemand anderen aussuchen muss…” Und so geht es nun wieder weiter.   Nun ist es Beileibe nicht so, dass Lua durch die Erklärungen der beiden in ihrer Entscheidung irgendwie positiv beeinflusst würde. Das meiste, was diese “Sonne auf dem Firmament der Kunst” von sich gibt, ist für Lua nur schwer verständlich, und besonders ein Epitom hätte sie eher mit einem eitrigen Geschwür in Verbindung gebracht denn mit etwas, was jemand irgendwie zu sein sich rühmt. Aber acht Filis sind nun mal acht Filis, und das ist ein Angebot, das eigentlich niemand auf dem Platz ausgeschlagen hätte.   “Ja,” sagt sie dann und nickt eifrig mit dem Kopf. “Sehr gerne stehe ich Euch Modell.”
Sun, Feb 4th 2024 01:54

[Verwaltung] Der knochige, lange Zeigefinger schießt vor und deutet auf die Frau die etwas von Gesicht zerkratzen gesagt hat. “Egor, reiß dieser monströsen Milchkuh ein Ohr ab, wenn sie auch nur einen Schritt auf unser Modell zu macht. Wär ja noch schöner! Bei Afyras Wahnsinnsarsch! Was sind das nur für Zeiten?” “Ja, Herr.”: antwortet Egor und behält die Frau im Auge. Er wird tun was man ihm befohlen hat. Der Name der Herrin der Schatten sorgt für entsetzte Blicke und das eine oder andere kurze Gebet an die Zwillinge. Auris kümmert sich nicht um das Getuschel und wendet sich wieder Lua zu. “Auf, auf kleines Tittenhäschen die relative Unsterblichkeit wartet auf dich und deine passablen Brüste.” Er wedelt ungeduldig mit der Hand: “Husch, husch, beweg deinen süßen Hintern.”: sagt er und geht so schnell davon, daß sich der Seidenumhang hinter ihm aufbauscht. Egor wartet bis Lua sich seinem Herren anschließt, dann folgt er, nicht ohne der Frau, der er im Falle des Falles ein Ohr abreißen soll, einen letzten Blick zuzuwerfen.   Es geht die Prena hinauf, Richtung Thornhoff Residenz. “Hast du..”: Auris unterbricht sich und wendet sich an Egor: “Egor, wie heißt sie doch gleich?” Egor hebt bedauernd die Hände: “Verzeiht Herr, ich weiß es nicht. Ihr habt sie noch nicht gefragt.” “Ah, nun gut, muß ich wohl vergessen haben.”: antwortet Auris und erkundigt sich bei seinem Modell nach ihrem Namen. “Lua! Hübsch und kurz. Gefällt mir. Was, bei Borsens wurmzerfressen Hirn, haben sie denn mit dir gemacht?” erkundigt er sich und macht eine Kopfbewegung auf die Brandwunde an Luas Hand zu. Mittlerweile sind sie bereits auf Höhe der Residenz und Auris hält auf ein kleines, aber gut erhaltenes Palais direkt gegenüber der Residenz zu, vor dessen Eingang ein Mann in der Uniform der Wachkompanie postiert ist.  
Sun, Feb 4th 2024 09:14   Edited on Sun, Feb 18th 2024 10:58

Keine Frau lässt sich gern beschimpfen. Und so wird die beleibte Frau, die von dem bizarren Maler eine doch wenig schmeichelhafte Bezeichnung erhalten hat, vor Ärger rot im Gesicht. Und doch wagt sie es nicht, zu widersprechen, ja in irgendeiner Form das Gespräch weiterzuführen. Man will nicht auffallen, denn aufmüpfige Tagelöhner mag keiner einstellen. Und so kommt die etwas merkwürdige Szene am Arsenal zu ihrem Abschluss, und zwar recht vorhersehbar mit dem Abmarsch der kleinen Gruppe.   Lua geht also zwischen dem “größten Maler der Stadt” und seinem Diener die Straße hinauf. Etwas mulmig wird Lua nun doch. Zwar ist schon öfter eine junge Frau wegen ihrer Brüste engagiert worden, und doch war damit stets ein eindeutiger und auch klar ausgesprochener Zweck damit verbunden gewesen. Dass nun jemand insgesamt 10 Filis verdient, nur um still dazusitzen oder zu -stehen, das ist mehr als ungewöhnlich. Ist sie zu vorschnell gewesen, zuzusagen? Die Erwähnung der Schattenherrin beruhigt sie wenig. Sie weiß nicht viel über diesen Kult, mancher munkelt über geheime Rituale. Soll sie etwa dieser Schattenherrin geopfert werden? Aber sie traut sich nicht, etwas darüber zu äußern, sie hat ihr Wort gegeben. Sie hat bereits zwei Filis in der Tasche, und sie braucht die restlichen 8. Bei jedem Schritt, bei dem ihre nackten Füße über den kühlen, feucht-nassen Pflaster laufen, merkt sie, dass sie Schuhe braucht. Schuhe sind teuer. Sie braucht ein Messer, ein Gefäß zum Kochen. Es wird kälter werden, als es heute ist. Nein, sie braucht dieses Geld, und Not macht risikofreudig.   Aurians Frage reißt sie aus ihren Gedanken. Erschrocken schaut sie auf ihren Oberarm, auf den Verband, den ihr der hilfsbereite Fischer angelegt hat, und der nun, durch den Regen, durch die Bluse hindurch zu sehen ist. In der Tat, zwar nur leicht ist er nach unten gerutscht, und doch gibt er jetzt den oberen Rand der hässlichen Brandwunde preis, die frelich noch weit davon entfernt ist, abgeheilt zu sein. Sie zieht den Verband mit zwei Fingern nach oben. Der Schmerz verzieht ihr Gesicht für einen Moment zur Fratze. Dass sie an der Hand eine ebensolche Wunde hat, daran denkt sie im Moment gar nicht.   “Ich war ungeschickt,” antwortet sie, und lügt dabei wohl nicht einmal. Dann fällt ihr jedoch ein, dass diese Brandwunden gerade so angebracht wurden, dass ein Unfall als Ursache eben sehr unwahrscheinlich ist. Deshalb fügt sie hinzu: “Ich habe wohl jemanden zutiefst verärgert, und der hat mich dafür bestraft.”   Lua betrachtet nun das schmucke Heim des Malers. Ihr Blick fällt auf den Wachmann. Wachmänner sind normalerweise nicht mit dem einfachen Volk befreundet. Und so wird jeder, der eben dem einfachen Volk angehört, etwas nervös, wenn Wachmänner in der Nähe sind. Bei Lua ist es nicht anders.
Mon, Feb 5th 2024 11:05   Edited on Mon, Feb 5th 2024 11:07

[Verwaltung] Der Soldat der Wachkompanie nimmt für einen Augenblick Haltung an, als Auris an der Spitze der kleinen Gruppe das Palais durch den Haupteingang betritt, der breit genug ist auch einen Wagen passieren zu lassen. Der Durchgang führt zu einem recht verwilderten Garten, durch den man zum Hauptflügel mit den herrschaftlichen Gemächern gelangt. Links und rechts führen jeweils ein paar Stufen zu dem Seitenflügel des Vordertakts. Auris nimmt den rechten Aufgang und führt Lua durch einen Korridor in einen großen Salon, der gediegen möbeliert ist und in dem gegenüber des großen Tisches mit seinen Lederstühlen Holzscheite in einem ausladenden Kamin glosen und angenehme Wärme verbreiten. Über dem Kamin hängt in schwerem Rahmen das Bild einer Frau auf allen Vieren, die ihre blanke Kehrseite und ihre rasierte Weiblichkeit in ihrer ganzen Pracht dem Betrachter entgegen streckt. Rotes gelocktes Haar umrahmt das Gesicht, daß über die rechte Schulter zurück blickt auf den Betrachter. Dieses Gesicht kommt Lua sofort bekannt vor. Aber es ist nicht so sehr der nackte Hintern der sie staunen läßt. Es ist die Art und Weise, wie die Frau dargestellt ist.   Lua hat noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Die Farben scheinen von Innen heraus zu leuchten und obwohl oder vielleicht deswegen das Gemälde nicht völlig realistisch ausgeführt ist, scheint die Frau lebendig zu sein. Der Raum ist zwar nicht schmutzig, aber die Unordnung nicht zu übersehen. Auf dem Tisch stehen leere Flaschen und benutze Becher, ein paar Teller mit Essensresten und einer Suppenschüssel, in der angetrocknete Suppenreste kleben. Auris nimmt seinen Umhang von den Schultern, wirft ihn über einen Stuhl und setzt sich ächzend. “Elendes altes Gebein.”: sagt er und winkt Lua. “Setz dich, setz dich, Lea.” Dann gleitet sein Blick über den Tisch. “Bei Avennas Hodensack! Wie sieht es denn hier aus? Egor! Schaff mir Skira herbei! Aber schnell, sonst trete ich ihr persönlich in den fetten Arsch!” :ruft er empört aus. Aus einem anderen Raum keift eine Frauenstimme. “Ich hab das gehört.” Egor beugt sich zu Auris: “Ihr solltet das nicht so laut sagen, Herr! Sie spukt euch wieder in die Suppe!” Bevor Auris noch etwas sagen kann, kommt eine ältere Frau mit beachtlichen Ausmaßen in den Salon gestürmt. “Ihr habt gestern Nacht angeordnet, daß alles so bleiben soll und jetzt soll ich schuld sein? Bei den Zwillingen! Ihr wißt nicht was ihr wollt und jetzt ist Skira schuld?” Auris dreht sich zu Egor: “Habe ich das angeordnet?” Egor nickt: “Ihr habt, Herr!” “Nun, gut. Räum das weg und bring uns Wein.”: sagt er zu der fülligen Skira. “Im Übrigen, dein Hintern ist gar nicht so fett.”: fügt er noch begütigend hinzu und dreht sich zu Lua: “Rot oder Weiß?”  
Tue, Feb 6th 2024 10:27

Beinahe ehrfurchtsvoll folgt Lua dem Künstler durch den Garten, den Aufgang, den Korridor. Sie ist ein einfaches Mädel der Straße, hat wohl bei Imeria den Anflug des Luxus kennengelernt, doch ist es für sie eine absolute Premiere, ein solches privates Anwesen zu betreten. Natürlich bemerkt sie das Bild an der Wand. Nun, freilich hat sie noch nie etwas Ähnliches gesehen. Selten hängen Bilder auf der Straße, und überhaupt ist so ein Gemälde etwas, das sie wohl als schön erkennt, dessen Nutzen sich ihr jedoch kaum entschließen mag. Sie betrachtet das Gemälde, sie betrachtet die Farben, und doch ist es das Motiv an sich, das sie am meisten in den Bann zieht. Zum einen beruhigt sie, dass sie die Frau wiedererkennt. Es ist die rothaarige Frau, die sie in einem der besseren Bordelle unterbringen wollte, was aber bekanntlich gehörig schief gegangen ist. Nun, die Frau lebt noch, und so wird es wohl wirklich um das Malen gehen und nicht um ein sadistisches Ritual der Auserwählten der Schattenherrin. Auf der anderen Seite erschreckt sie die Perfektion der abgebildeten Frau. Weder kann sie diese ausgeprägten weiblichen Rundungen aufweisen, ist sie doch weit sehniger, athletischer, noch hat sie einen so peinlich präparierten Intimbereich. Bei ihr sprießt es schließlich, so wie die Zwillinge es sprießen gemacht haben. Und so geht es ihr unweigerlich durch den Kopf, ob der Künstler sie gerade deswegen nicht doch noch des Hauses verweisen wird, ihr die acht Filis nicht auszahlen wird und sie schließlich mit den zwei Filis, die sie bereits in der Tasche hat, durch den Tag kommen werden muss. Schließlich ist es inzwischen doch zu spät, um noch zu einem guten Job zu kommen.   Schließlich schweift Luas Blick durch den Raum. Die Unordnung fällt ihr kaum auf, vielmehr bleiben ihre Augen an dem mit Essensresten verunreinigten Geschirr hängen. “Es stimmt also wirklich,” schießt es ihr durch den Kopf. “Die Reichen müssen wirklich nicht alles aufessen.” In ihrer Welt gibt es nur sauber ausgeschleckte Teller, da jedes Gramm an Nahrung von lebenswichtiger Bedeutung ist. Der Aufforderung, sich zu setzen, kommt sie etwas zögerlich nach, setzt sich langsam auf einen der freien Stühle, Auris gegenüber. Dann kommt diese unerwartete Frage betreffs Rot oder Weiß.   “Nehmt doch bitte die Farbe, die Euch besser zusagt. Ihr seid der Künstler, ich bin nur ein ungebildetes Mädchen, das von Kunst keine Ahnung hat,” antwortet sie ganz offen.
Wed, Feb 7th 2024 12:25   Edited on Wed, Feb 7th 2024 12:30

“Eh?”: gibt Auris von sich und schaut Lua verständnislos an, dann geht ihm ein Licht auf und er lacht. “Mädchen, ich werde dich doch nicht fragen welche Farben ich verwenden soll! Was wäre ich für ein Maler wenn ich das nicht selbst wüßte. Ich rede vom göttlichen Nektar, der einzigen Sache in diesem Dreckhaufen von Welt, außer der Kunst und naja vielleicht der Frauen, die dieses verdammte Jammertal wenigstens halbwegs erträglich macht, vom Wein! Willst du lieber Roten oder Weißen?” Dann scheint er eine Eingebung zu haben, seiner Mine nach. “Ah, naja wirst wohl nicht allzu oft Gelegenheit gehabt haben, an Wein zu kommen da draußen, hm? Aber was solls? Bleiben wir beim Roten, der ist ohnehin besser als der Weiße.” Dann deutet er mit der Hand auf das Bild an der Wand. “Gefällt sie dir?”: erkundigt er sich und ohne auf eine Antwort zu warten, spricht er gleich weiter. “Ein Prachtweib!. Die rote Ellisa, naja eigentlich heißt sie Julia, damals der Stern an Oris Puffhimmel und ich darf ohne Übertreibung sagen, eines meiner Meisterwerke. Das Geheimnis…” Er unterbricht sich. “Egor, wo bleibt denn der Wein? Ich vertrockne hier zur Mumie.” “Ja, ja ich bin ja schon da.”: läßt sich Skira vernehmen, die mit einem Tablett mit mehreren Flaschen und Bechern zurückkommt. “Ah, Skira du Traum meiner schlaflosen Nächte! Es gibt Tage an denen du mich richtig glücklich machst.”: ruft Auris begeistert aus. “Schenk unserem Gast und mir ein und genehmigt euch auch einen, das lockert auf und wird sogar auf dein greisgrämiges Pausbackengesicht ein Lächeln zaubern, liebe Skira.” Während die füllige Dienstbotin einschenkt, beugt sich Auris ein wenig zu Lua. “Jetzt erzähl mir doch was von dir und den Typen denen du so auf die Zehen getreten bist, daß sie dich mit dem Brandeisen malträtiert haben, Lia.”  
Thu, Feb 8th 2024 09:42

Zwei oder drei Mal setzt Lua an, dem Maler zu antworten, hat aber keine Chance, den Redeschwall des dürren Hünen zu unterbrechen. So schaut sie ihn mit großen Augen an, schaut immer wieder auf die Bediensteten, denen anscheinend die andauernden Beleidigungen des Herrn wenig ausmachen. Überhaupt wirkt ihr die ganze Szenerie reichlich unwirklich. Ihr doch rudimentäres diplomatisches Gespür reicht jedoch auf, ihr so wenig wie möglich davon anmerken zu lassen. Sie schaut auf den Becher, der sich mit dem roten Rebensaft füllt. Es stimmt nicht, dass Lua nicht oft Wein genossen hat. Sie hat noch nie Wein probiert. Kaum jemand in den ärmlichen Behausungen hat überhaupt ein Verlangen nach diesem luxuriösen Getränk, niemandem würde es einfallen, eine Traube in Wein zu verwandeln, eine Traube, die Hunger stillt. Und in ein Gasthaus zu gehen, um dort Wein zu trinken, dafür fehlt einfach das Geld. Dann kommt allerdings eine Frage, die Lua mit ihrem Gespür an die Grenzen bringt. Was soll sie antworten? Auris wird auffallen, dass Lua rot wird, unsicher durch den Raum schaut.   “Ähm… Lua,” stammelt sie dann. “Ich heiße Lua.”   Vorhin noch hat sie die falsche Aussprache ihres Namens elegant ignoriert. Und auch nun ist der Klang ihrer Stimme keineswegs beleidigt, nein, es ist eine unterwürfige Betonung. Überhaupt macht sie die Bemerkung nur, um etwas Zeit zu gewinnen, während sie nervös mit den Fingern spielt.   “Naja,” versucht sie dann doch eine Antwort, “ich wurde mit meinen Geschwistern im Haus Imeria aufgenommen, und ich war denen wohl nicht gut genug. Ganz genau weiß ich gar nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich bin am Abend schlafen gegangen, und am nächsten Morgen haben sie mich nur mehr durch die Mehras geschleift, bespuckt, beleidigt, geschlagen - und eben gebrandmarkt.”   Kurz schaut sie Auris an, ängstlich forschend, wie seine Reaktion wohl sein wird. Dann senkt sie ihren Blick und schaut betreten ungefähr in die Richtung der auf dem Tisch stehenden Becher.
Fri, Feb 9th 2024 04:22   Edited on Fri, Feb 9th 2024 04:23

[Verwaltung] Als Skira ihm den Glasbecher mit gefüllt hat, taucht Auris einen Finger in den Wein und verspritzt ein paar Tropfen des dunkelroten Weines auf den Boden und hebt seinen Becher. “Freunde! Auf die die wir liebten und die uns verlassen haben. Ob sie nun in den seligen Gefilden oder im tiefsten Schatten wandeln.” Er hebt seinen Becher zuerst in Richtung Lua und dann zu seinen beiden Bediensteten bevor er ihn in einem Zuge leert und sich den Becher wieder füllen läßt. “Ja, natürlich, ja, Lua!”: entgegnet er ohne jedes Anzeichen von Verärgerung auf ihren Einwurf. “Entschuldige!”: fügt er hinzu und gönnt sich einen kräftigen Schluck. Auch wenn es Lua möglicherweise nicht zu schätzen weiß, es ist ein vorzüglicher Tropfen, den Auris hier kredenzen läßt. Genießerisch nimmt er einen weiteren Schluck. “Wenn du uns jetzt noch ein paar von deinen sensationellen Fladen servierst, Skira, dann schließe ich dich heute ins Abendgebet ein.”: sagt er und blinzelt der fülligen Frau zu, deren Wangen sich vom Wein etwas gerötet haben zu und wendet sich wieder Lua zu.   “Wenn du Skiras Fladen nicht probiert hast, dann weißt du nicht was sich die Götter an die Tafel bringen lassen. Wenn es eine Königin der Fladenbäcker gäbe, dann trüge Skira die Krone.” Dann schmunzelt er listig. “Also, Mädchen, entweder du bindest mir einen Bären auf so groß wie die Statue Avennas oder verschweigst mir etwas. Ich weiß ganz gut Bescheid über die Sitten der Gezeichneten, denn ich habe damals Madra die Seele aus dem Leib gefragt. Ach, Madra!”: seufzt er. “Was für ein Weib! Sie war von Kopf bis Fuß tätowiert. Überall! Was war ich nur verrückt nach ihr.” Für einen Moment schwelgt er in nostalgischer Erinnerung, dann hüstelt er. “Äh, lange her, Lua, lange her.” Er leert sein Glas und füllt es sich umgehend. “Wo war ich, Egor?”: erkundigt er sich zerstreut. “Das sie euch einen Bären aufbindet oder etwas verschweigt.”: antwortet Egor. “Ah, ja! Wenn du die Schlangenanbetern verärgerst, dann schlagen sie dich ans Kreuz oder du bekommst einen Logenplatz in der Mehras, direkt bei den Bluthunden aber gehen lassen sie dich nicht.” Er greift wieder nach seinem Becher. “Schon seltsam!”: sagte er und gönnt sich einen großen Schluck.  
Fri, Feb 9th 2024 04:51   Edited on Sat, Feb 10th 2024 10:00

Lua macht es dem Maler gleich. Was soll sie auch machen? Nie in ihrem Leben hat sie Wein getrunken, und so hat sie auch keine Ahnung, wie man dieses Getränk denn überhaupt zu sich nimmt. Nun denn, gut oder nicht, für Lua ist das Gesöff sauer, bitter, und es kratzt im Endeffekt im Hals. Nun ist freilich anzunehmen, dass auch ihr Becher sogleich wieder gefüllt wird. Lua wird im Traum nicht einfallen, irgendetwas dagegen zu tun. Man will nicht negativ auffallen, es geht ja schließlich um acht Filis. Aber natürlich steigert dieses Getränk das Verlangen nach diesen berühmten Fladen ungemein. Wobei ihr das ganze Prozedere nach einigen Minuten schon viel weniger irreal vorkommt als vorhin. Woher das wohl kommen mag? Lua hat noch nie Wein getrunken, sie hat noch nie Bier getrunken. Und so dauert es nicht lange, als dass Luas Augen einen besonderen Glanz bekommen. Doch dann schwenkt der Maler das Gespräch wieder zurück zu Imeria. Lua weiß ganz genau, wie sie im Moment steht. Sie weiß ganz genau, dass Auris mit seinen Ausschweifungen mehr als recht hat.   "Was soll ich sagen," sagt sie, mit weitaus sicherer Stimme als die, die vorhin zu vernehmen war, "ich habe nicht den Eindruck, als dass ich ein Kreuz mit mir herumschleppe, noch viel weniger fühle ich einen Bluthund an meinem Arsch. Das heißt, irgendwie muss ich da irgendwie ordentlich herausgekommen sein. Nur, ich bin nun halt unrein, verstoßen und vogelfrei. Das heißt wohl, ich gehe da besser nicht wieder zurück."
Sat, Feb 10th 2024 01:31   Edited on Sat, Feb 10th 2024 11:38

[Verwaltung] Im Moment, in dem Lua Auris Frage beantwortet, kommt Skira mit einem Tablett, auf dem sich ein kleiner Berg handtellergroßer, etwa fingerdicker Fladen häuft, in den Salon zurück. Der Duft den sie verbreiten läßt Lua augenblicklich das Wasser im Munde zusammen laufen. “Was sagst du da? Unrein? Ausgestoßen?”: schnappt Auris und seine Augen scheinen Lua durchboren zu wollen. “Die Gezeichneten haben dich verstoßen weil du unrein bist? Bei Afyras Titten! Weißt du was das bedeutet?”: fragt er sichtlich erschüttert, dann schüttelt er den Kopf. “Nein, du weißt es nicht, so ruhig wie du dasitzt. Du kannst es nicht wissen!” Sein Blick wandert zu Egor und dann zu Skira, die das Tablett auf den Tisch gestellt hat. “Ihr habt das nicht gehört und ihr werdet auch nicht hören, was ich jetzt sage. Ich verlasse mich auf euch!”   Egor nickt nur, aber Skira läßt sich erschrocken vernehmen: “Ja, Herr.” Auris wendet sich wieder Lua zu. “Sag das nie wieder, zu niemandem, hörst du, zu niemandem. Erzähl was du willst, aber nicht das. Dein Leben hängt davon ab. Es gibt auch andere die wissen, was ich weiß.” Er leert seinen Becher auf einen Zug und schenkt sich sofort nach. “Unrein zu sein bedeutet bei den Schlangenanbetern, daß jemand Hermetiker ist oder von Hermetikern abstammt! Das Blut von Hermetikern gilt als verflucht und darf nicht auf geweihtem Boden vergossen werden! Die Mehras und ihre Umgebung ist geweihter Boden, deswegen bist du noch am Leben. Du hast das einzig Richtige gemacht, als du auf Thornhoff-Gebiet gekommen bist. Aber….” Er stürzt den Wein in seinem Becher hinunter. “..du weißt was sie hier mit Hermetikern machen oder mit denen die sie dafür halten! Also bei Afyras Schatten, halte den Mund! Über uns brauchst du dir keine Sorgen zu machen! Von uns erfährt niemand etwas. Ich glaube, ich brauche jetzt noch einen kräftigen Schluck.” Er schenkt sich wieder ein und trinkt.  
Sat, Feb 10th 2024 11:46

Erschrocken schaut Lua den Maler an. Man merkt, dass sie sehr wohl weiß, wovon er spricht, so wie wohl jeder in Pelorn weiß, was ein Heretiker ist - oder wenigstens so ungefähr.   “Nein!” ruft sie also aus, und ihr Ton ist wohl lauter als ihr eigentlich lieb ist. “Nein, das kann nicht sein! Ich bin kein Hermetiker! Ich bin ein ganz normales Mädel aus Pelorn, ich habe keine besonderen Fähigkeiten, ich kann nichts Besonderes, und ich bin auch nichts Besonderes.”   Gerade hat sie noch ziemlich sehnsüchtig auf die Fladenbrote geschaut, doch nun scheinen sie ihr komplett vergessen zu sein, ja, man hat den Eindruck, sie würde alsbald aufspringen und von dannen rennen.   “Ich habe keine Ahnung, welche Schlüsse die Schlangenmenschen gezogen haben, aber sie liegen absolut falsch. Das kann gar nicht sein, das hätte ich doch gemerkt. Lieber schneide ich mir den ganzen Arm ab, als mit einem Hermetiker verwechselt zu werden, denn die sind ja schuld daran, dass ich kaum durchs Leben komme. Ich will das nicht sein, ich kann das nicht sein, ich bin das nicht!”   Nun steht sie doch auf, geht einige Schritte von dem Tisch weg, kauert sich auf den Boden, bedeckt den Kopf mit ihren Händen und verharrt so dort. Auris sieht von ihr nur mehr den Hintern, der sich gegen den Hosenboden der eigentlich zu kleinen Hose presst, eine gute Handbreit ihres Rückens und eben ihre Hände, die kaum jemals so gepflegt ausgesehen haben wie im Moment.
Sun, Feb 11th 2024 12:33

[Verwaltung] “Mädchen!”: sagt Auris mitfühlend. “Es ist bedauerlicherweise völlig egal, was du willst oder nicht. Die Menschen pfeifen darauf und die Götter pissen einem sowieso mit Freude ins Genick. Die blinden Hexenpriesterinnen des Schlangengottes irren sich nicht! Dieses Monstren fühlen es, sehen es oder was weiß ich, aber sie erkennen es. Jeder Anwärter wird geprüft, bevor er seine erste Tätowierung bekommen kann. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, aber glaub mir es gibt Schlimmeres. Außerdem…” Auris nimmt einen Schluck. “..diejenigen, denen wir diese verfluchten Riß zu verdanken haben, sind allesamt bei der Öffnung umgehend ins Schattenreich eingezogen.”   “Hör mir zu!”: fordert er sie ein wenig schärfer auf. “Du wirst niemanden mehr fragen können, was dein Blut betrifft, also hör auf mit dem kindischen Versteckspiel da unten. Hermetiker und Kurus haben den Riß geschlossen! Ohne deine Vorfahren und ohne Kurus wären wir alle nicht hier! Ganz Meras wäre ein verficktes Ödland! Also sei stolz auf deine Vorfahren oder wenigstens dankbar! Es laufen Hunderte wie du in Pelorn herum ohne zu wissen, was sie wirklich sind. Die Gabe verkümmert, wenn sie nicht gefördert und trainiert wird. Brauchst dich also nicht zu wundern, daß es dir nie aufgefallen ist. Wichtig ist nur eins! Du darfst niemand sagen, warum dich die Gezeichneten vertrieben haben! Und jetzt setzt dich zu mir und iss was und vor allem trink! Nach ein paar Bechern schaut die Welt wieder vorteilhafter aus.”  
Sun, Feb 11th 2024 08:53

Eine kleine Weile lang verharrt Lua noch in ihrer eigenartigen Stellung, schließlich steht sie jedoch wieder auf und kommt zögerlich zu dem Tisch zurück. Der trotzige Gesichtsausdruck lässt wohl darauf schließen, dass sie noch immer mit dem neu erfahrenen Detail ihres Seins hadert. Sie sagt jedoch kein Wort mehr dazu, setzt sich auf ihren Stuhl und nimmt schließlich einen der Fladen. Sie beisst ab, kaut zwei-drei Mal darauf herum. Der Geschmack des Fladens scheint sie irgendwie mit ihrem Schicksal auszusöhnen, verschwindet doch die senkrechte Falte auf ihrer Stirn alsbald. Begeistert schluckt sie und beißt erneut ab. Bald ist der Fladen verschwunden. Sie greift nach ihrem Becher, den Skira gerade eben nochmals gefüllt hat. Auch der Wein schmeckt ihr nun schon viel besser. Sie macht zwei drei große Schlucke, dann stellt sie den Becher wieder auf den Tisch. Sie schaut Auris wieder an, die rechte Augenbraue zuckt kurz nach oben.   “Die acht Filis gelten doch noch, auch wenn Ihr nun dieses Geheimnis von mir wisst?” fragt sie ihn dann mit forschendem Blick.
Sat, Feb 17th 2024 04:54

[Verwaltung] “Iß nur, es ist genug da und wenn nicht dann bereitet uns Skira sicher noch eine Ladung zu.”: fordert Auris Lua auf. Zu ihrer Frage lacht er vergnügt. “Warum denn nicht? Was hat denn dein Geheimnis mit der Bezahlung für deine Tätigkeit zu tun?”: erkundigt er sich verschmitzt und spricht das Wort Geheimnis mit einer übertrieben verschwörerischen Betonung aus. “Oder..”: er legt den Kopf etwas schief als er Lua von der Seite mit einem vergnügten Grinsen ansieht. “Oder willst du mir weiß machen, daß das Betrachten und Malen von Hermetikertitten höhere Bezahlung erfordert?” Dann hebt er dozierend seine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. “In dem Fall kann ich dir nur sagen, daß Titten Titten sind, egal ob sie nur zu einer Menschenfrau oder zu einer Hermetikerin gehören. Auf die Schönheit, die bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, kommt es an, meine Liebe. Nur darauf! Deine süßen, kleinen, straffen Tittchen bewegen sich ohnehin schon auf einem hohen Honorarniveau, aber sie sind nun einmal in Etwa das was ich brauche. Natürlich könnte ich sie auch aus dem Gedächtnis zeichnen, aber das ist nicht das Selbe. Das geile Verlangen muß da sein, sie berühren zu wollen, an ihren Knospen zu saugen, sie sanft zu kneten! Nur dann beginnen sie später auf der Leinwand zu leben und vermögen den Betrachter zu betören und zu erregen! Ha, bevor ich es vergesse…” Er unterbricht seinen Monolog und wendet sich an Egor. “Egor, schaff mir Kernek her und er soll sich beeilen, ich will heute noch mit dem Skizzieren anfangen.” “Ja, Herr!”: antwortet Egor und macht sich auf den Weg.  
Sat, Feb 17th 2024 11:14

Das lässt sich Lua nun wirklich nicht zwei Mal sagen. Sie ist nun nicht ausgehungert, wie man es von einer Straßengöre vielleicht erwarten würde. Schließlich hat sie ja gerade am Vorabend im Hause Thorbensson ein nahrhaftes, wenn auch bei weitem nicht so köstliches Mahl erhalten. Und auch in den Tagen zuvor war ihr Tisch nicht gerade überaus reichlich, aber doch mehr als genügend gedeckt. Und doch bringt die Erfahrung von chronischem Hunger so manchen dazu, in dieser Hinsicht vorausschauend zu handeln. Und auch der Wein scheint ihr viel besser zu schmecken als das brackige Wasser, das es in den Straßen Pelorns normalerweise zu trinken gibt. So ist auch der zweite Becher bald geleert - und Auris würde langsam gut daran tun, die möglichen Auswirkungen auf sein Modell zu berücksichtigen. Jedenfalls ist ihre Stimme bereits etwas lauter, als sie ihm wieder antwortet.   "Nun, verehrter Maler Auris," sagt sie also, kaum dass der Bissen aus ihrem Mund verschwunden ist, "eines muss ich aber klarstellen: Hermetiker oder nicht, ich bin immer noch eine Menschenfrau. Weil eines kann ich Euch sagen, das Scheiß Brandeisen hat dermaßen verf..."   Plötzlich unterbricht sie sich selbst und schaut Auris mit nun gaaaanz großen Augen an, in denen bereits der eigenartige Glanz des Weines erkennbar ist. "Ihr BEGINNT heute mit den Skizzen? Heißt das etwa, ich müsste mehrere Tage hier her kommen, und ich kriege jeden einzelnen verdammten Tag etwas zu essen und acht Filis?"   Ihr Oberkörper geht nach vorne, zu Auris hin, fast so, als ob sie ihm jeden Moment um den Hals fallen würde.
Sun, Feb 18th 2024 07:31

[Verwaltung] Etwas irritiert sieht Auris Lua an. “Glaubst du Meisterwerke kann man so einfach im Handumdrehen schaffen? Ich bin Maler kein Anstreicher, meine Liebe!: sagt er fast schon empört. “Zeit ist unerheblich! Worauf es ankommt ist die Inspiration und die Hingabe! Dauert es zwei Wochen bis ich zufrieden mit dem Werk bin, dann dauert es zwei Wochen! Verstehst du? Natürlich kriegst du jeden Tag bezahlt und was zu Essen oder glaubst du Aurian Laetus, der berühmte Auris, will dich bescheißen? Das wäre eine infame Unterstellung, höflich ausgedrückt! Oder hast du keine Zeit? Dann sag es mir besser gleich und ich fange erst gar nicht an. Wäre reine eine reine Verschwendung von Farben und Papier. Es täte mir zwar leid, aber dann suche ich mir ein Modell, das Zeit hat. Auch wenn es wieder eine halbe Ewigkeit dauern wird, bis ich jemanden finde. Lieber wäre es mir allerdings wenn du….” Er wird von Egor und einem älteren Mann unterbrochen, die den Salon betreten. “Der Arzt, Herr.”: läßt sich Egor vernehmen. “Was ist es denn diesmal? Seid ihr wieder im Vollrausch umgefallen und habt euch die Schulter lädiert?”: erkundigt sich Kernek säuerlich. “Was heißt hier Vollrausch, du Kurpfuscher?”: protestiert Auris lauthals. “Ein kleiner Schwächeanfall wars! Sonst gar nichts! Aber es geht nicht um mich. Sieh dir ihre Brandwunden an, aber bei Afyras honigtriefender Votze, reiß dich am Riemen. Es soll ihr nichts abfaulen.”: giftet Auris und leert seinen Becher in einem Ruck.
Sun, Feb 18th 2024 11:10

Nein! Natürlich hat Lua Zeit! Sie hat das ja gar nicht so gemeint! Wieder will sie etwas einwenden, will sie etwas sagen, doch wie so oft kommt sie nicht dazu. Zu sehr drängt der Künstler dazu, zu monologisieren, schon wieder braucht er hundert Worte, um etwas zu sagen, für das zehn ausreichen würden. Und schon wieder sieht Lua die Gefahr, dieses nun auch noch viel attraktiver gewordene Angebot doch noch im letzten Moment zu verlieren. Viel mehr als ein bestürztes Gesicht, zwei besänftigend erhobene Hände, ein Nicken, dann ein heftiges Kopfschütteln und wieder ein beteuerndes Nicken sind die einzigen Möglichkeiten, die sie hat, um ihren Standpunkt klar zu machen. Zumal dann ja schon wieder etwas reichlich Unvorhergesehenes passiert, und das ist freilich die Ankunft des Arztes.   Freilich hat Lua zwei Gläser Wein intus, und das ist für jemanden, der noch nie in ihrem Leben Alkohol genossen hat, schon eine recht ansehnliche Menge. Doch es ist nicht dies der Grund, dass sie sich wieder - oder immer noch? - so fühlt, als wäre sie in einem der Stücke, die Gaukler auf den Straßen der Stadt in der Hoffnung auf einige Filis aufführen. Doch dann, endlich, ist Auris still. Der Arzt ist ebenfalls nicht so schnell in seiner Antwort, und während sie an der Hand den Verband abmacht, einen Knopf an dem Hemd öffnet, um dasselbe über die Schulter zu ziehen und so zur zweiten Brandwunde zu gelangen, schaut sie zu dem Artisten und beteuert: “Oh, wirklich, ich habe Zeit, ich habe alle Zeit der Welt, und wenn Ihr mich während der nächsten zehn Jahre jeden Tag von neuem zeichnen, malen oder was auch immer wollt, ich werde da sein, wirklich, echt, das verspreche ich Euch!”
Mon, Feb 19th 2024 04:40

[Verwaltung] “Ah, sehr gut, sehr gut! Aber zehn Jahre werden es wohl nicht mehr werden, meine Liebe. Ich wäre schon mit zehn Monaten zufrieden.”: meint Auris besänftigt und schenkt sich wieder ein. Den Arzt läßt er dagegen kaum aus den Augen, der vorsichtig die improvisierten Verbände abnimmt und die Brandwunden in Augenschein nimmt. Mißbilligend schüttelt er den Kopf als er an einer Wunde riecht. “Honig auf offene Brandwunden! Das dieser Schwachsinn den Leuten nicht auzutreiben ist! Aber keine Angst, die Wunden sind nicht schwer. Das haben Spezialisten gemacht und nur die oberen Hautschichten verletzt.” Er dreht sich zu Egor. “Ich brauche abgekochtes Wasser und etwas Salz.” Als er sich wieder Lua zuwendet, klopft er ihr beruhigend auf die Schulter. “Wie gesagt, schmerzhaft aber keine große Sache. Das Wichtigste ist, ihr müßt die Wunden trocken und sauber halten. Die Wunde an der Schulter wird vielleicht zu nässen beginnen. Gaze darauf und sonst nichts! Wenn es sich verklebt, mit Salzwasser eintupfen und warten bis sie sich ohne Probleme lösen läßt. Keinesfalls einfach abreißen! Achtet beim Waschen darauf, daß die Wunden nicht naß werden und kein Schmutz hineinkommt.” Mit dem Salzwasser, daß Skira aus der Küche bringt, tränkt er einen Baumwollbausch und entfernt sorgfältig die Honigreste in der Umgebung der Wunden. Er legt Lua leichte Verbände an. “Das wäre es für jetzt. Wechselt die Verbände jeden Tag.” Er kramt in seiner Tasche und stellt ein kleines, verkorktes Tonfläschchen vor Lua auf dem Tisch. “Das lasse ich euch da, gegen die Schmerzen. Nehmt nicht mehr als höchstens 10 Tropfen davon, wenn die Schmerzen zu arg werden. Aber Vorsicht, betrinkt euch nicht oder nehmt sie nicht, wenn ihr betrunken seid.” Er nimmt seine Tasche und dreht sich zu Auris. “Nur damit ihr es wißt, den Kurpfuscher berechne ich euch extra.”: sagt er und wendet sich mit einem Gruß zum Gehen. Auris wedelt mit der Hand. “Ja, ja schon gut, setz es auf meine Rechnung, Quacksalber.” Er schüttelt den Kopf. “Immer das Gleiche mit diesen Badern! So, trinken wir noch einen und dann laß es uns angehen.”  
Mon, Feb 19th 2024 09:00

Lua sieht Auris nun erst recht mit großen Augen an, die Kinnlade fällt ihr herunter, und es dauert eine kleine Weile, bis sie wieder zu atmen beginnt. Vor lauter Verblüffung vergisst sie beinahe, zwischendurch immer wieder das Gesicht zu verziehen, während der Doktor die Pampe des Fischers aus ihren doch noch frischen Brandwunden entfernt. 10 Monate! Das sind 10 Monate mal 7… nein, Quatsch, ein Monat hat ja 30 Tage! Und dabei muss sie sich nicht mal großartig um Lebensmittel kümmern, weil sie bei dem Künstler ja einpacken kann, so viel sie will! Also, 10 Monate mal 8 Filis und das jeden Tag, also… Bald schon wird sie sich Schuhe leisten können, ordentliche Schuhe, nicht irgendetwas, das die Füße mehr wundscheuert als schützt. Nun, 30 Tage im Monat mal 8 Filis… Sie wird wohl eine Bleibe brauchen, wo sie den ganzen Zaster sicher verstecken kann. Wie viel wohl ein einfaches Zimmer mit abschließbarer Tür so kostet? Nun, 8 Filis pro Tag, bei 30 Tagen im Monat… Verdammt! Warum hat Lua nie jemand das Rechnen beigebracht? Lua sieht sich schon in einem Wirtshaus sitzen, ein Dünnbier bestellen wie die wohlhabenden Leute, und mit ihrem eigenen Geld bezahlen. Ob am Ende gar ein Lamen rausschaut? Es wäre schön, ein Lamen zu besitzen. Und wer weiß, vielleicht…   Sie nickt dem Arzt zu. Sie kann nicht behauptet, überaus konzentriert zugehört zu haben, aber es ist im Endeffekt ja auch egal. Sauberes Salzwasser kriegt sie höchstens hier… Nein, halt, sie braucht einen Kochtopf. Sie kann Wasser aus dem Okeanus nehmen, da ist das Salz ja schon mit drin, das dann Aufkochen, dann ist es doch sauber. Wenigstens funktioniert das doch, wenn man Wasser aus dem Olifern trinken will. Ob das wohl auch mit dem Verband funktioniert? Sie traut sich nicht zu fragen. Sie sieht nun wieder zu Auris.   “Wie Ihr wollt,” antwortet sie, während ihr Becher wieder gefüllt wird. Gut, heute wird sie den Trank des Arztes wohl nicht trinken.. “Ich bin ganz zu Eurer Verfügung!”
Wed, Feb 21st 2024 09:30

[Verwaltung] “Exzellent!”: bemerkt Auris und schenkt Lua und sich ein. Er trinkt ihr zu und dann wendet er sich in seiner sprunghaften Art Egor zu. “Egor, wie sieht es denn mit Niras Kammer aus? Die steht doch immer noch leer, oder?”: erkundigt er sich. “Soweit ich weiß, schon. Aber wenn ihr wollt frage ich Skira, Herr.”: bietet Egor an. “Gute Idee, frag sie Egor und bring auf dem Rückweg noch ein, zwei Flaschen von dem 99iger mit”. Dann wendet er sich wieder Lua zu. “Ausgezeichneter Jahrgang der 99. War ein warmes Jahr, ideal für einen guten Roten.”: erklärt er vergnügt. Da kommt auch Egor schon wieder zurück, stellt drei Flaschen auf den Tisch und wendet sich an Auris. “Skira sagt die Kammer ist noch so wie sie war als Nira uns verlassen hat.” “Sehr gut, sehr gut! Danke.”: meint Auris und dreht sich zu Lua. “Weißt du was ich mir überlegt habe? Es wäre doch eine elende Verschwendung von kostbarme Tageslicht, wenn du jedesmal von hier zu dir und dir hierher laufen mußt, denn in der Dunkelheit will ich dich nicht durch die Stadt scheuchen. Hier in der Gegend gehts ja noch, aber wissen die Schatten wo du hin mußt. Also ich mach dir einen Vorschlag. Aber wenn du nicht willst, dann nicht. Ist nur ein Angebot. Wir haben hier eine Kammer frei mit Bett und allem Drum und Dran. Nichts besonderes, aber sauber und warm. Du könntest hier schlafen und wir hätten das Morgen und Abendlicht. Dieses Licht hat eine besondere Qulität mußt die wissen. Du kannst natürlich raus wenn wir nicht arbeiten, bist ja keine Gefangene. Also was hältst du davon?”: erkundigt sich Auris und feuchtet sich die Kehle nach der langen Rede.  
Fri, Feb 23rd 2024 07:54

Der Maler sorgt gehörig dafür, dass Lua aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Wie im Traum greift sie zu ihrem neuerdings gefüllten Glas und trinkt von dem Wein. Ja, er schmeckt anders, aber sie ist zu abgelenkt, den Unterschied wirklich wahrzunehmen. Auch ist dieses Getränk für sie so neu, dass sie sich erst prinzipiell daran gewöhnen muss, und schon deshalb wäre sie außerstande, die Qualität eines 99ers von der des verregneten Jahrgangs 96 zu unterscheiden. Jedenfalls hat sich gerade eine weitere Sorge in Luft aufgelöst. Sie wird in Zukunft also essen und wohnen wie die reichen Leute der Stadt, und obendrein bekommt sie noch jeden Tag 8 Filis, die sie aber gar nicht auszugeben braucht. Da bleibt für Lua nur noch zu hoffen, dass der Meister ja viel gefallen am Malen ihres Körpers finden mag, vielleicht nach den Brüsten auch ihren Hintern malen will, die Nase die Ohren. Und wenn es sein muss, würde sie sich jedes ihrer Körperhaare einzeln ausreißen, wenn sie nur so lange als möglich hier bleiben kann. Aber fast ist sich Lua sicher, dass Auris ihr im nächsten Augenblick eh ein wohltuendes Bad mit anschließender gründlicher und schonender Depilation vorschlagen wird. Bei den Zwillingen, es scheint ihr gar, dieser Mann kann Gedanken lesen!   Lua hat an diesem Morgen zu Leif gesagt, es würde ein guter Tag werden. Doch dies übertrifft jede ihrer Erwartungen, ja, überhaupt wohl die Erwartungen jedes einzelnen Bürgers der Stadt - naja, vielleicht Karthes Tornhoff und die Gräfin Coveani ausgenommen. Und so ist sie beinahe zu keiner Antwort fähig.   “Ich halte sehr viel davon,” sagt sie deshalb etwas unbeholfen. "Malt nur, so viel und so lange Ihr wollt."
Sat, Feb 24th 2024 07:18

{Verwaltung] Vergnügt reibt sich Auris die Hände, bevor er seinen Becher leert. “Dann ist ja alles in bester Ordnung. Gut, Mädchen, laß es uns angehen, komm!” Er steht auf und sagt zu Egor: “Bring und bitte die Flaschen hinauf, einen Krug Wasser und vielleicht ein paar Fladen, wenn sie Hunger kriegen sollte, damit wir nicht unterbrechen müssen.” Auris führt sie in das nächste Stockwerk in sein Atelier. Der Raum ist ein kleiner Saal, größer noch als der Salon, in dem sie gesessen hatten. Wenn Lua noch Zweifel gehabt haben sollte, daß Auris Maler ist, dann sind sie jetzt zerstreut. An den Wänden lehnen dutzende Bilder in allen Stadien der Vollendung, von bloßen Skizzen bis zu fertigen Bildern. Die beiden großen Tische sind mit Kohle und Rötelskizzen übersät und vollgeräumt mit Farben, Tiegeln, Pinseln und anderen Behältern, es riecht nach Terpentin und Farben. Drei Staffeleien stehen im Raum, eine leer auf den beiden anderen stehen Bilder, an denen Auris arbeitet. Eines davon ist ein Porträt eines älteren Mannes, das andere ein Akt im pompösen Stil der späten Kaiserzeit. Eine muskelbepackte Frau mit blondem kurzen Haar posiert vor einer Säule. Im Gegensatz zu dem Bild im Salon, daß Julia zeigt, sind sie sehr realistisch ausgeführt. Als Auris ihren Blick merkt, geht er zu dem Akt und dreht ihn um. “Das hast du nicht gesehen, hörst du.”: sagt er. “Dieses Monstrum da ist Relands Betthäschen, wenn die erfährt das du ihr Bild gesehen hast, dann zerreißt sie mich in der Luft und dich bricht sie in der Mitte auseinander. Also..” Er legt den knochigen Zeigefinger auf seine Lippen. “Schweigen!” Durch die größten Fenster die Lua jemals in einem Haus gesehen hat, flutet Licht das ganze Atelier. “Zieh dich aus, meine Liebe und stell dich da auf dieses kleine Podest. Ich bin gleich so weit.”: sagt er und geht zu einem der Tische, um seine Utensilien zu holen.  
Sat, Feb 24th 2024 06:23

Lua nickt. Schnell schiebt sie sich noch einen Fladen in den Mund, nimmt noch einen Schluck von dem Wein, dann steht sie auf. Dreht sich die Welt um sie? Nein, es ist nur im ersten Moment, dann verlangsamt sich das Zimmer, bis er wieder zum Stillstand kommt. So muss Lua nur ganz kurz warten, bis sie dem Maler hinterher eilen kann.   In dem Zimmer sieht sie sich um. Sie hat so etwas noch nie gesehen, diese Vielzahl an Bildern, an Utensilien. Und das alles braucht ein einzelner Mann, um einfach nur ein Bild zu malen? Natürlich bleiben ihre Blicke an den beiden Staffeleien hängen. Hat sie den alten Mann schon einmal gesehen? Nein, sie kann sich nicht daran erinnern. Doch dann schaut sie zu dem zweiten Bild. Wieder eine nackte Frau - gefällt Auris wohl das Malen von nackten Frauen ganz besonders? Aber wie anders es gemalt ist, schaut dieses Bild doch beinahe so aus, als würde die Frau vor ihr stehen. Doch auch sie hat sie noch nie zu Gesicht bekommen. Doch da dreht Auris das Bild auch schon um.   Auch Lua legt sich den Finger auf den Mund und wiederholt Auris’ letztes Wort: “Schweigen.” Nun, hätte Auris nicht gesagt, um wen es sich hier handelt, Lua hätte es nicht gewusst. Und was man nicht weiß, kann man auch schwerlich weitersagen. Aber Lua ist sich ziemlich sicher, es nicht auszuplaudern. Wem soll sie es auch sagen? Sie ist nun ziemlich allein.   Schließlich soll nun doch die Arbeit beginnen, für die Lua engagiert wurde. Nun, so mancher am Hafen hätte den Job wohl nur für das gemacht, was Lua bisher gegessen und getrunken hat. Dass sie aber darüber hinaus noch ein Zimmer bekommt, und natürlich diese ominösen 8 Filis pro Tag, das kann sie fast immer noch nicht glauben. Schnell schlüpft Lua aus dem Hemd und der Hose. Sie geht auf das kleine Podest und dreht sich zu Auris um. Es ist kein schlechter Anblick, eine schöne junge Frau, schlank, athletisch, doch nicht muskulös. Auch diese fast übertriebene Drahtigkeit hat sie bei ihrem Aufenthalt bei Imeria etwas abgelegt, waren die Arbeiten doch nicht alle so schwer, und natürlich die Mahlzeiten weit regelmäßiger. Alles ist da wo es hingehört, freilich ist nichts üppig, aber es hängt auch nichts. Dazu kommt natürlich, dass Lua groß ist, größer als die meisten Frauen der Stadt.   Lua sieht Auris fragend an.
Sun, Feb 25th 2024 02:54   Edited on Sun, Feb 25th 2024 02:55

[Verwaltung] Zuerst holt sich Auris einen kleinen Beistelltisch, den er mit Papierbögen und Kohlestiften vollpackt. Auf einer dünnen Holzplatte fixiert er einen Bogen Papier mit einer Holzklammer und nimmt sie mit der linken Hand. Mit der Rechten greift er sich einen Kohlestift. Dann betrachtet er eingehen die nackte Lua. “Hm, ja, ganz ordentlich!”: läßt er sich schließlich vernehmen. “Du hast wirklich einen süßen kleinen Knackarsch meine Liebe. Richtig zum Anbeißen. Aber keine Angst ich schlage schon meine letzten Zähne nicht in deine Hinterbacken. So jetzt dreh dich ein wenig mehr ins Licht. Ja, gut, bleib so. Jetzt drück das Kreuz durch und streck sie schön vor, deine Tittchen. Kopf zurück, und jetzt verschränke die Hände hinter dem Kopf. Den linken Fuß ein wenig vor. Halt, genug!” Den in der Zwischenzeit eingetroffenen Egor weist er an, Essen und Trinken auf einen der Tische zu stellen. “Mach mir die Flaschen auf und gib mir eine.”: sagt er und wendet den Blick nicht von Lua. Als ihm Egor die Flasche bringt, nimmt er einen ordentlichen Schluck und stellt sie unter das Beistelltischchen.   “Wenn du was willst, dann sags mir, aber rühr dich nicht, ja?": sagt er zu Lua und beginnt zu zeichnen. Sein Redeschwall verstummt gänzlich. Nur das Kratzen der Kohle auf dem Papier ist zu hören und nach einer Weile stellt Lua fest, daß man zwar im Gegensatz zum Fisch ausnehmen bei Model stehen nicht nach Fisch zu stinken beginnt, aber das lange Stehen in ungewohnten Position nicht weniger anstrengend ist. Jedes Mal wenn sie versucht sich ein wenig bequemer hinzustellen, blafft sie Auris an: “Beweg dich nicht.” Hin und wieder läßt er sie eine andere Stellung einnehmen und der Stapel der Skizzen wächst in dem Maße, indem der Pegel in seiner Flasche sinkt. Er arbeitet wie ein Besessener, ist nur Auge, Hand und Kohlestift. Nur einmal hält er inne und betrachtet versonnen Luas Gesicht für eine ganze Weile, holt sich eine neue Flasche und zeichnet weiter. Erst als die Sonne am Untergehen ist, legt er die dünne Holztafel zur Seite. “Scheiße! Aufhalten müßte man die verdammte Sonne können! In dem beschissenen Dämmerlicht kann kein Mensch mehr arbeiten.”: giftet er und wendet sich dann an Lua. “Kannst herunterkommen, für heute machen wir Schluß. Hast dich gut gehalten.”: sagt er anerkennend und trinkt den letzten den Rest des Weines aus.
Sun, Feb 25th 2024 09:10

Nun, zwei, drei Male wird Auris die gute Lua wohl anschnauzen müssen, dann jedoch bleibt sie still stehen. Hoffentlich stören ihn ihre Haare nicht, die halt da wachsen, wo Haare eben wachsen. Und hoffentlich stören ihn die paar Schweißperlen nicht, die irgendwann ihren Weg zwischen ihren "Tittchen" in Richtung Boden suchen. Denn in der Tat, je länger sie diese Haltung behält, desto anstrengender wird es, desto stechender der Schmerz in ihrem Rücken. Aber 8 Filis sind schließlich 8 Filis, und dafür kann man schon ein bisschen leiden. 8 Filis hat noch selten jemand beim Fische ausnehmen verdient, und auf der anderen Seite hat sich beim Modell stehen noch selten jemand eine sich entzündende Verletzung an der Hand zugezogen. Das Angebot, etwas zu sagen, wenn sie etwas will, das schlägt sie aus. Sie hat keine Ahnung, wie sie in dieser Position etwas essen oder trinken soll, wenigstens ohne sich zu bewegen. Immer wieder ist sie kurz davor, die Anspannung in ihrem Rücken zu entlasten, doch immer wieder denkt sie an diese täglichen 8 Filis, womöglich monatelang, und immer wieder überzeugen diese sie davon, noch etwas länger zu leiden. Doch irgendwann ist es vorbei.   Lua atmet tief durch. Bevor sie von dem Podest steigt, räkelt sie sich ordentlich, macht einen Katzenbuckel. Dann nimmt sie ihre Kleider in die Hand und kommt auf Auris zu. Vor ihm bleibt sie stehen. Nackt. Sie sieht auch keinen Grund, sich allzu schnell wieder anzukleiden. Es ist ja nicht so, als dass Auris einen Flecken ihres Körpers noch nicht kennen würde.   "Darf ich etwas zu trinken haben?" fragt sie dann.
Mon, Feb 26th 2024 10:33   Edited on Tue, Feb 27th 2024 03:14

[Verwaltung]   Achtlos wischt sich Auris den Kohlestaub an seinem Kittel von den Händen. “Du brauchst mich wirklich nicht zu fragen, ob du was zu trinken haben kannst, Mädchen. Nimm dir was du willst. ”: sagt er und hebt wieder in der für ihn charakteristischen Geste den langen, knochigen Zeigefinger seiner Rechten. “Aber ich schenk dir gern einen Becher ein.”: setzt er nach, geht zum Tisch hinüber, füllt einen Becher aus der letzten, verbliebenen Weinflasche, die er sich unter den Arm klemmt und reicht Lua den Becher. Er kommt gar nicht auf die Idee ihr Wasser anzubieten. Er hebt die Flasche und stößt mir ihr an, bevor er einen kräftigen Schluck nimmt. “Weißt du, desto länger ich dich ansehe, umso besser gefällst du mir. Du hast irgendwas Besonderes an dir. Ich kann nur noch nicht genau sehen, was es ist, aber es ist da.” Er nimmt noch einen Schluck.   “Die Idioten glauben, dass ein genaues Abbild von irgendwas große Kunst ist. Vetrottelter Schwachsinn! Es zeugt nur von guter Technik und Handwerksarbeit! Kunst ist es dem Abbild Leben einzuhauchen! Aber mach das den vernagelten Hohlköpfen klar. Relands Bettwärmer zum Beispiel, sie ist die verkörperte Allegorie der Stärke, der animalischen Kraft, aber so darf ich sie nicht malen! Es sei unnatürlich! Bei Borsens haarigem Arsch! Ich muß sie akribisch hin stricheln wie ein Kupferstecher! Aber was willst du machen?” Resignierend zuckt er mit den Achseln und nimmt noch einen Schluck. “Irgendwoher muß das Silber herkommen. Aber ich rede wieder einmal zu viel.” Er deutet auf einen Hocker in der Ecke. “Willst du dich nicht hinsetzten? Bist sicher müde nach der langen Steherei. Oder bist du schon hungrig, dann können wir auch runtergehen. Skira hat sicher schon fertig mit dem Abendessen. Wenn nicht dann wärs mir ganz recht wenn wir noch ein wenig hierbleiben könnten. Ich möchte dich gern im Zwielicht sehen, wenn die Farben sich ins Grau ergeben.”  
Wed, Feb 28th 2024 06:53

Lua schaut Auris nun etwas unsicher an. Soll sie sich nun ankleiden, um zum Abendessen zu gehen, oder aber nackt bleiben, dass er sie noch in dem Zwielicht, das wirklich gleich eintreten müsste, sehen kann? Soll sie sich nun setzen oder aber auf das Podium zurückkehren? Sie zögert also einen Augenblick, dann entscheidet sie sich für einen für sie doch sehr annehmbaren Kompromiss: Sie setzt sich nackt auf den Stuhl, nimmt ihr Glas und nimmt abermals einen ordentlichen Schluck. Sie räkelt sich auf ihrem Stuhl. Es mag wohl so aussehen, doch tut sie dies nicht, um ihren Körper irgendwie begehrlicher wirken zu lassen. Es ist ihr einfach angenehm, ihre Muskeln zu lockern. Ja, es ist anstrengend gewesen, es ist harte Arbeit, Modell zu stehen, in einer Position, die sich der Künstler freilich nicht nach dem Komforbedürfnis des Modells aussucht. Aber sie trinkt Wein, sie isst diese herrlichen Fladen, sie hat ein Zimmer und verdient obendrein noch 8 Filis am Tag. Da könnte Auris noch viel mehr mit ihr anstellen, es wäre ihr ziemlich einerlei.   “Sehr gerne könnt ihr mich noch im Zwielicht sehen,” antwortet sie schließlich und schaut Auris an. “Ich bin noch nicht hungrig, ich bin es gewohnt, auch einmal auf eine Mahlzeit zu verzichten. Also kommt es auf eine Stunde früher oder später wirklich nicht an.”  
Wed, Feb 28th 2024 09:57   Edited on Wed, Feb 28th 2024 01:17

[Verwaltung] “Du bist ja nicht hier um dich zu kasteien wie ein vertrottelter Priester, der glaubt die Götter mit Hunger bestechen zu können.”: sagt Auris und sieht sich nach einer Sitzgelegenheit um. “Wenn du Hunger hast, dann sag es einfach.” Er legt einen Pack Papier, um dessen Preis eine Familie sicher ein, zwei Wochen leben kann, achtlos auf den Boden, zieht den Hocker zu dem Stuhl hinüber auf dem Lua sitzt und setzt sich. Er trinkt wieder einen kräftigen Schluck und betrachtet Lua im schwindenden Licht. “Merk dir diese Stellung, in der du jetzt da sitzt, du siehst umwerfend aus, Mädchen.” Der Wein, obwohl er bereits einige Flaschen getrunken hat, scheint ihm nicht viel auszumachen. “Diese flüchtigen Momente, diese erotischen Augenblicke so wie du jetzt dasitzt, die müßte man auf die Leinwand bannen können! Ich versuche das mein ganzes Leben lang und bin doch nur ein klecksender Lehrling. Manchmal hat man eine Sternstunde, da fühlt es sich an, als ob irgendein Gott den Pinsel führt, aber die meiste Zeit ist es nur zum Verzweifeln. In dem ganzen Mist da…”, er macht eine umfassende Handbewegung, “..findest du nicht mehr als drei, höchsten vier Werke, die leben, die atmen. Ich glaube, ich werde dich malen, ganz meine ich, nicht nur deine süßen Tittchen. Wenn ich es wirklich sehen kann, was ich jetzt nur ahne, dieses Besondere an dir, daß sich mir immer wieder entzieht, dann kann ich etwas schaffen, daß es wert ist geschaffen zu werden.” Die Dämmerung läßt bereits die Farben verblassen und taucht den Raum und Lua in eine Unzahl Nuancen von Grau. “Erzähl mir was von dir, Mädchen. Was träumst du? Was würdest du machen, wenn du einen Haufen Silber hättest? Woran glaubst du, was ist dir wichtig?”: fragt er und sein Blick wandert immer wieder über sie.  
Thu, Feb 29th 2024 07:16

Fast erschrocken sieht Lua den Maler an. Sie muss erst einmal realisieren, wie sie denn nun überhaupt dasitzt, und erschrickt dabei beinahe. Die Beine sind übereinandergeschlagen, ein Arm ist über die Rückenlehne geworfen, in der anderen Hand hält sie das Weinglas, das auf einem Knie ruht. Was daran jetzt erotisch sein soll, wird wohl nur der Künstler erkennen. Freilich verleitet die Form der Rückenlehne dazu, die Brust nach außen zu strecken. Vielleicht ist es aber auch einfach der Blick, der, zusehends vom Alkohol geschwängert, immer entspannter, fahriger und damit vielleicht der ganzen Erscheinung etwas ungewollt Laszives verleiht. Aber dann kommt wieder eine Frage. Und wieder tut sich Lua schwer, die Frage zu beantworten.   “Was soll ich sagen,” antwortet sie zunächst und trinkt dann erst einmal das Glas aus. “Hättet Ihr mich früher gefragt, hätte ich geantwortet, mein Traum wäre es, meinen Geschwistern ein gutes Leben zu bieten. Nun werden sie es hoffentlich haben, jedenfalls sind sie bei Imeria und meinem Einfluss entzogen. Jetzt bin ich alleine, meines Glückes Schmied.”   Sie dreht das leere Glas hin und her, schaut nachdenklich darauf, dann geht ihr Blick wieder zu Auris zurück.   “Naja, was ist mein Traum… ein gutes Leben führen, keinen Hunger haben, nicht frieren zu müssen. Mehr traue ich mir nicht zu erwarten. Ich bin ein Straßenkind, ich kann nichts, ich habe nichts, also bin ich wohl auch nicht viel.”
Sun, Mar 3rd 2024 06:42   Edited on Sun, Mar 3rd 2024 06:50

[Verwaltung] “Nobel!”: wirft Auris ein, “Aber ich habe danach gefragt was du für dich willst.” Dann schweigt er erstaunlicherweise und hört Lua weiter zu. Nachdenklich sitzt er nach ihren Worten da und nimmt erst einmal einen kräftigen Schluck. Die Dämmerung hat sich schon fast der Dunkelheit ergeben und so kann Lua sein Gesicht kaum erkennen. Aber seine Stimme klingt nicht mehr so pathetisch als wenn er über Zustände und Kunst spricht.   “Wollen wir das nicht alle? Doch das ist immer noch nicht was meine. Aber lassen wir das für den Moment. Was du über Straßenkind, nichts haben, nichts können sagst ist, mit Verlaub, kandierte Scheiße. Du bist reich, meine Liebe, du siehst es nur nicht. Da ist deine Jugend, das kostbarste Gut dieser Arschgeburt von Welt, dein Willen, der dich einen alten Lüstling, der zu deinem Glück impotent ist, für acht lausige Filis einen ganzen Tag ertragen läßt, deine Fähigkeit die Dinge zu nehmen wie sie sind, deine seltsame Art von Schönheit, die man wie eine Schleichkatze erst dann merkt, wenn sie einem ins Gesicht springt, deine Leidensfähigkeit, du trotz allem nicht verzweifelst und noch einiges mehr. Wenn du das nicht siehst, dann stehst du dir selbst im Weg, dann ziehst dich selbst nach unten. Mach dich nicht klein, Mädchen! Du bist nicht klein! Du hast etwas in dir das dich Besonders macht, finde es und dann kann dich die ganze Welt am Arsch lecken.”   Für einen Moment sitzt er da und steht dann mit einer müden Bewegung auf, die ihn zum ersten Mal alt erscheinen läßt. “Versprich mir, daß du es suchen wirst, Mädchen! Versprichs mir und erinnere dich an dein Versprechen. Jeden Tag, hörst du? Jeden Tag.”: sagt er mit brüchiger Stimme.  
Sun, Mar 3rd 2024 09:17   Edited on Sun, Mar 3rd 2024 09:18

Eine Weile des Schweigens tritt ein. Auris hat seinen erneuten Monolog beendet, und Lua tut sich wieder einmal schwer beim Antworten. Mit großen Augen schaut sie erst ihn an, es folgt ein betretener Blick durch den Raum, dann trinkt sie mehr aus Verlegenheit weiter von ihrem Wein. Das eine Knie rutscht vor dem anderen, ein Ellenbogen wird darauf gestellt, der Kopf kommt in der Hand zu ruhen. So sitzt sie nun da, etwas nonchalant, da sie Auris nun das Zentrum ihrer Weiblichkeit präsentiert. Die Zeit vergeht, Noch einmal trinkt Lua von dem Wein. Das Glas ist nun fast leer. Dann gibt sie sich einen Ruck, schaut den Künstler wieder an.   “Aber wie kann man etwas finden, wenn man nicht genau weiß, wonach man sucht?” fragt sie ihn. Sie spricht lauter als zuvor. Der Wein scheint nun langsam vollends seine Wirkung zu entfalten. “Irgendwie werde ich schon besonders sein, irgendwie ist ja jeder irgendwo besonders. Aber wie findet man heraus, was einen besonders macht? Ich meine, ich werde schon noch jung sein, aber das sind viele in der Stadt. Bin ich schön? Ich weiß es nicht, aber es gibt sicher viele, die schöner sind als ich, begehrenswerter. Nehmt nur mal Julia, die ihr gemalt habt. Die ist doch eigentlich genau das, was Männer suchen, nicht ich. Ich bin auch nicht besonders klug, ich kann weder Lesen noch Schreiben, und mit Fische Ausnehmen ist noch selten jemand reich geworden.”   Sie trinkt das Glas nun ganz leer. “Also, Ihr sagt, es wäre eine Stärke, Euch zu ertragen, für lausige acht Fiiis. Wisst Ihr, wenn man täglich am Arsenal steht, dann ist man schon froh, am Ende des Tages fünf Filis verdient zu haben. Ihr kommt also daher, gebt mir acht Filis für eine ganz und gar ungefährliche Arbeit, dazu noch Essen und einen Platz zum Schlafen. Ihr bezahlt einen Arzt für mich, und Ihr behandelt mich so, als wäre ich beinahe gleich viel wert wie Ihr, wo Ihr doch zu denjenigen gehört, die den Teller gar nicht ausessen. Müssen, wenn es ihnen nicht schmeckt, die sich Kleider schneidern lassen können, Schuhe machen, die sogar Diener haben. Ihr gehört zu denjenigen, die Wein trinken, nicht zu denen, die das Wasser des Olifern abkochen, um nicht am Dünnpfiff zu sterben.”   Sie reibt sich kurz mit der Hand über die Stirn. Der Wein macht gesprächig, und der Wein macht meist auch ehrlich, und so fährt Lua noch immer fort, sagt nun in wenigen Minuten mehr als bisher am ganzen Tag.   “Wenn du da draußen auf der Straße bist, da hast du bei den Zwillingen genug damit zu tun, jeden Tag den Strohhalm zu suchen, der dich vor dem Verhungern rettet. Wenn du da meinst, du bist etwas Besonderes, da bekommst du höchstens einen gehörigen Arschtritt. Keiner bestellt einen Tagelöhner, der etwas Besonderes ist, jeder will einen, der schweigend seine Arbeit tut und dann einfach wieder abhaut. Also, ja, heute fühle ich mich schon beinahe so, als wäre ich etwas Besonderes. Ich sitze nun hier, ich esse tolle Speisen, trinke auch Wein, fast so, als wäre ich auch reich. Wirklich, ich muss Euch nicht ertragen, ich muss Euch für Eure Güte danken.”
Sun, Mar 3rd 2024 10:56   Edited on Sun, Mar 3rd 2024 01:45

[Verwaltung] Die Szene hat etwas unwirkliches. Auris elendslange Gestalt ist ein bloßer Scherenschnitt auf dunkelgrauem Hintergrund, Lua verschmilzt mit dem Sessel zu einem massiven Schatten und ihr Gespräch erinnert immer mehr an den Dialog von Gespenstern.   “Güte?” Auris lacht auf. “Du bist gewaltig auf dem Holzweg, meine Liebe! Ich bin der vollendete Egoist. Als Egoist überstrahle ich sogar noch meine Kunst! Was hätte ich von einem Model, daß mit schmerzverzerrtem Gesicht und jammervoller Mine vor sich hinleidet. Hm? Ich füttere dich und fülle dich mit Wein ab, weil ich ein zufriedenes oder zumindest entspanntes Gesicht um mich haben will und keine verdrießliche Larve. Ich zahle dir acht Filis weil ich mir gern nackte Weiber mit hübschen Titten ansehe, wenn schon sonst nichts, abgesehen von der Tatsache, daß ich tatsächlich ein Model brauche, nicht aus Menschenfreundlichkeit. Also hör mir mit der Güte auf und erzähl mir nicht wie es da draußen zugeht. Ich habe nicht immer mit dem Silberlöffel gelebt, den ich jetzt im Arsch stecken habe und weiß ganz genau das ein lausiger Filis ein Vermögen ist wenn man ihn nicht hat und seit drei Tagen nichts gegessen hat und auch wie das elende Flußwasser schmeckt. Und noch eins, meine Liebe. Vergleich dich nicht mit Julia! Sie ist eine schöne Larve, die perfekte Hure, kalt wie ein Fischbauch, die jedem großes Theater vorspielt, jedem zeigt was er sehen will. Hinter der Larve ist nichts, nur Gier. Da stehst du weit darüber, denn in dir schlägt ein Herz anstatt eines ratternden Abakus, der die Tageseinnahmen zusammen zählt.   Klugheit hat einen Scheißdreck mit Lesen und Schreiben zu tun, Lua! Es gibt genug große Geister in der langen blutriefenden Geschichte Pelorns die kein Wort schreiben konnten. Es ist eine Fähigkeit, die man lernen kann, auch du könntest es. Klugheit kann man nicht lernen! Man ist entweder klug oder ein Idiot. Das hat nichts mit reich und arm zu tun und ich versichere dir, daß da drüben..” Er deutet mit dem Daumen Richtung Residenz.” ...mehr Idioten am Werk sind als Kluge, auch wenn sie in Silber schwimmen. Du mußt zuerst einmal aufhören, dich unablässig selbst klein zu machen. Sag dir ich bin gut, ich bin schön, ich bin klug, nicht ich bin nur Ausschuß. Damit fängt es an und dann horch in dich hinein, wenn du nur aufmerksam genug hinhörst, dann wirst du eines Tages schon verstehen, was dich besonders macht. Aber ist schon dunkel, laß uns runter gehen. Oder?”  
Sun, Mar 3rd 2024 02:25

Wieder einmal empfängt Auris einen Blick aus großen dunklen Augen als Antwort. Lua hört ihm wohl zu, es ist jedoch deutlich zu erkennen, dass sie ihm wohl gern glauben würde, es aber nicht ganz kann. Zu groß ist im Endeffekt der Unterschied zwischen der Unterschicht Pelorns und all jenen, die sich eine Existenz aufgebaut haben, und zu selten kommt es vor, dass es jemand von ganz unten auf die vorletzte Stufe schafft.Und zu oft wird diesen armen Menschenseelen auch eingebläut, dass sie eben kaum mehr wert sind als die Exkremente, die aus den Palästen der Stadt abfließen - nicht dass es am Ende noch einfällt, auch Tagelöhner hätten irgendwelche besondere Rechte.   “Gut, gehen wir nach unten,” sagt Lua also nur bloß. Sie nimmt sich die Hose und steigt im Sitzen hinein, streift die Hosenbeine über die Füße, steht dann auf. Sie muss gehörig ziehen, um die Hose über ihre Hüften zu bekommen, und sie kann sie im Endeffekt nur dann schließen, wenn sie den Bauch einzieht. Auch das Hemd ist etwas zu knapp bemessen, Doch dieses Mal zupft Lua nicht so lange daran herum, zieht den Hemdkragen nach hinten. Sie schließt die Knöpfe einfach so weit, wie es leicht geht - in ihrem Fall bis dorthin, wo gerade das Brustbein beginnt. Auf der Straße würde sie so wohl einige Blicke auf sich ziehen, von lüstern bis skandalisiert. Hier jedoch genügt es ihr, wenn ihre Brustwarzen bedeckt sind.   Sie macht einige Schritt in die Richtung der Tür. Dann bleibt sie stehen.   “Bitte, nach Euch!”
Mon, Mar 4th 2024 04:15   Edited on Mon, Mar 4th 2024 10:40

[Verwaltung] “Keine Ahnung von Etikette, diese Jugend.”: giftet Auris scherzhaft. “Ich bin der, der sagen muß nach dir, du Ignorant! So geböte es Sitte und Anstand. Da ich aber keinen Anstand habe, sag ich dir beweg deinen süßen Hintern, husch, husch.” Grinsend gibt er Lua einen leichten Klaps auf das Hinterteil. Sie gehen wieder in den Salon und Auris ruft nach Egor, der gleich darauf erscheint. “Egor, zahl unsere Lua ….warte.” Er denkt einen Augenblick nach. “Ach was, zahl sie gleich für die ganze Woche aus, dann brauchen wir nicht jeden Abend mit den Münzen jonglieren. Aber zuvor sag Elsi sie soll Lua das Zimmer zeigen und …” Er hebt seinen Zeigefinger in die Höhe. “..das Wichtigste bring auf dem Rückweg noch eine Flasche 99iger mit. Egor bedeutet Lua ihm zu folgen. Er geht in einem Raum neben der Küche, in dem eine ältere Frau mit Bügeln beschäftigt ist. “Elsi sei so gut und zeig Lua das Zimmer von Neri”   Elsi knickst leicht und führt Lua den Gang hinunter. “Hier hast du den Abtritt und die Tür da ist unser Badezimmer, hast fließend Wasser, aber nur kalt, wenn du Warmwasser willst geh in die Küche.” Sie sperrt einen Raum am Ende des Ganges auf und läßt Lua eintreten. Kammer war eindeutig eine Untertreibung, denn sie betritt ein voll eingerichtetes, sauberes Zimmer, das sogar ein kleines Fenster hat, auf dem Tisch brennt eine kleine Öllampe, einige Kleidungsstücke liegen über das Bett gebreitet und davor stehen drei Paar Schuhe. “Such dir aus was dir paßt und gefällt. Da drüben steht die Zunderbüchse, hier hast du die Lampen und in der Kanne beim Waschtisch ist Wasser.”: sagt Elsi und drückt Lua den Schlüssel in die Hand. “So und jetzt komm, das Abendessen ist fertig.” Als Lua zurückkommt ist der Tisch bereits für sechs Personen gedeckt. Auris sitzt bereits in seinem hohen Stuhl am Kopfende der Tafel, den unvermeidlichen Weinbecher bereits in der Hand. “Ich hoffe die Kammer sagt dir zu, aber jetzt setz dich und laß uns einen trinken.”
Mon, Mar 4th 2024 08:03   Edited on Mon, Mar 4th 2024 09:25

Lua lacht nicht über Auris neckende Ermahnung. Sie fühlt sich ertappt. Im Endeffekt hat Auris recht, sie ist ein Ignorant. Wohl bemüht sie sich, nicht unangenehm aufzufallen, doch gutes Benehmen wurde ihr noch nie richtig beigebracht. Sie ist zäh wie ein alter Lederlappen, aber im Endeffekt auch nicht viel eleganter. Aber vielleicht glaubt Auris ja, einen ungeschliffenen Diamanten gefunden zu haben.   Den Klaps auf den Hintern lässt sie über sich ergehen, als wäre es das Natürlichste der Welt. Wohl hat sie der Künstler ermahnt, sich nicht kleiner zu machen als sie ist. Aber es ist in den Köpfen der meisten der Armen Pelorns, dass man eben weniger wert ist als die Reichen. Und so lässt man sich eben in stoischer Gelassenheit an den Busen fassen, wenn einem Reichen danach ist, oder aber an den Hintern. Meist ist dies mit weniger Ärger verbunden, als den Grapscher anzugreifen. Zumahl es Auris ja auch noch irgendwie nett und elegant macht.   Lua geht also hinter Auris zurück in den Speisesaal. Hier folgt sie erneut staunend den Monologen des Künstlers, und irgendwie kommt es ihr vor, dass es für sie immer besser wird, je länger sie in dem Haus des Malers verweilt. Schließlich bekommt sie jetzt die 8 Filis schon für eine ganze Woche im Voraus. Auris erntet also zum wiederholten Mal einen erstaunten, freudigen Blick seines jungen Modells.   Der Aufenthalt im Speisesaal ist nur kurz, und es geht schon wieder weiter, den Flur entlang, bis eben zu ihrem Gemach. Wie soll Lua sich nur die ganzen Wege in dem riesigen Haus merken? Aber sie findet zusehends Gefallen an dem etwas altertümlichen Gebäude, und irgendwie kommt ihr die Idee, selbst irgendwann einmal so ein riesiges Heim zu haben, gar nicht mehr so surreal vor wie noch am Vortag. Vielleicht hat Auris ja Recht, und sie kann es wirklich schaffen, zu Reichtum zu gelangen. Oder ist es nur der Alkohol, der ihre Gedanken etwas übermütig werden lässt?   Elsi sperrt nun das Zimmer auf und Lua tritt ein. Hier soll sie wohnen? Sie, das Straßenmädchen, dessen einziges Verdienst um dieses Paradies es ist, ansehnliche Brüste zu haben? Ihr Blick schweift durch den Raum, vom ausladenden Bett, über den Teppich am Boden hin zum Waschtisch, zu dem Tisch mit der brennenden Öllampe, zurück zum Bett…   Lua stößt einen überraschten, freudigen Schrei aus. “Such dir aus, was dir gefällt und passt!” Freilich, der Fischer vom Vorabend hat dies auch gesagt, und vielleicht ist es für ihn weit großzügiger gewesen als für den reichen Maler. Aber diese Kleider! Es sind Kleider der reichen Leute, aus besten Stoffen, in schönen Farben, elegante, weiche Schuhe. Besonders ein Kleid hat es Lua angetan, sie kann gar nicht die Augen davon lassen.   “Darf ich gleich eines anprobieren?” fragt sie Elsi.   “Wenn Ihr wollt, aber beeilt Euch, der Meister wartet,” antwortet die Dienerin und verlässt den Raum.   Lua streift sich blitzschnell ihre Kleider vom Leibe, rast zum Waschtisch, kippt Wasser hinein und rubbelt sich das Gesicht sauber, dann springt sie zum Bett und nimmt das Kleid. Es ist dunkelrot, fein tailliert, mit kurzen Armeln und weitem Dekolleté, knöchellang, nicht zu eng und nicht zu weit. Sie kann den Blick nicht davon lassen. Aber sie soll sich beeilen! Sie will den Maler, den Wohltäter, nciht warten lassen. Sie streift sich das Kleid über den Kopf, schließt es. Da fällt ein Haarband aus dem gleichen Stoff zu Boden. Sie nimmt es auf, bindet die Haare damit nach hinten. Sie streift sich ein paar der eleganten Schuhe über ihre Füße. Gut, sie sind etwas zu groß, aber sie schafft es, darin zu gehen, ohne sie zu verlieren. Sie schaut in den Spiegel über dem Waschtisch, und wieder könnte sie vor Freude aufjauchzen.   Dann beeilt sie sich, aus dem Zimmer zu kommen, sperrt ab, steckt den Schlüssel ein, nicht ohne ihn vorher zu küssen. Es ist das erste Mal, dass einen Schlüssel in ihrer Tasche trägt!   Wenig später ist sie wieder im Speisesaal angekommen. Aber welch Metamorphose hat Lua durchlaufen! Aus dem unbeholfenen Straßenmädchen, barfuß und in zu engen Kleidern, ist eine elegante Dame geworden, freilich ohne Schmuck und ohne Schminke. Die freudestrahlenden Augen, das breite, gewinnende Lächeln lassen Lua plötzlich auffällig erscheinen. Eigentlich hat es Lua geschafft: Sie isst in einem schönen Kleid, in einem schönen Haus ein köstliches Essen. Und wenn sie nicht will, muss sie nicht einmal alles aufessen.   Lua kommt also zum Tisch.   “Vielen Dank,” antwortet sie ihrem Gast- und Auftraggeber. “Das Zimmer ist herrlich. Ich hatte noch nie ein so herrliches Zimmer.”   Sie setzt sich auf den ihr angezeigten Stuhl. Das dauert eine Weile, weil sie sehr darauf bedacht ist, sich so hinzusetzen, ohne das Kleid zu zerknittern. Und so ein Kleid hat sie auch noch nie angehabt. Dann fällt ihr Blick auf den Haufen von Münzen, und Lua stockt der Atem. Und das alles soll ihr gehören? Ungläubig schaut sie Auris wieder einmal an, und wieder scheint es so, als würde sie sich zusammenreißen, dem Alten nicht um den Hals zu fallen. Sie will ja nicht wieder ignorant erscheinen. Aber jetzt muss sie erst einmal zählen.   Wie war das gleich? 8 Filis am Tag für eine Woche. Also 8 mal 7. In Gemütsruhe zählt Lua also 8 Münzen ab und gibt sie auf einen Stapel. Das ist Tag 1. Dann zählt sie wieder 8. Das ist Tag 2. Und so geht es weiter, bis sie sechs Stapel vor sich stehen hat. Nun kommt der letzte Tag: Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben… Kurz schaut sie zu Auris, dann zählt sie noch einmal: Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Lua wird rot im Gesicht. Sechs Stapel sind gleich hoch, der siebte ist etwas kleiner. Also hat der weniger Münzen. Ein, zwei Mal schaut sie zwischen Auris und den Münzen hin und her. Dann sagt sie leise: “Ja, das stimmt so.”   Soll sie diesen ihr gegenüber so großzügigen Mann wegen einem Fili vergraulen, wo sie doch gerade so viele Filis erhalten hat?  
Mon, Mar 4th 2024 10:28   Edited on Mon, Mar 4th 2024 10:29

[Verwaltung] Beeindruckt nickt Auris als Lua den Salon betritt und auf den Tisch zukommt. Er gibt Egor ein Zeichen, der ihr ganz wie einer großen Dame den Sessel zurechtrückt, damit sie sich bequem setzen kann. “Rot also! Sehr gut, meine Liebe, du hast Geschmack, das muß man dir lassen. Es steht dir ganz ausgezeichnet.”: schmunzelt Auris. “Du beeindruckst immer wieder, Mädchen. So, aber lass uns zuerst die profanen Dinge aus dem Weg räumen. Das ist dein Lohn für die ganze Woche. Zähl es bitte nach.” Auris beobachtet ganz genau was Lua tut. Dann grinst er ziemlich unverschämt.   “Nein stimmt nicht!” Wie ein Taschenspieler läßt er einen Fili zwischen den Finger wandern und legt ihn vor Lua hin. “Hier, jetzt stimmt es. Laß dir das eine Lehre sein, Lua. Wehr dich, wenn dich jemand über den Tisch zeihen will, auch wenn es nur ein Fili ist. Das nächste Mal sind es dann schon zehn. So ist dieser Dreckshaufen von Welt nun mal. Und jetzt..” er hebt wieder seinen rechten Zeigefinger, “spiele ich weisen Prophet. Du kannst nur bis zehn zählen, hm? Du überspielst es charmant aber nichtsdestoweniger ist dir die Welt der größeren Zahlen verschlossen. Das werden wir ändern, meine Liebe. Egor wird dir morgen eine Weile Unterricht geben. Wir wollen doch nicht, das irgendein Krämer dich da draußen bescheißt, oder?”  
Tue, Mar 5th 2024 08:41

Etwas überrascht, ja beinahe empört schaut Lua, als Egor den Sessel, der ihr zugewiesen wurde, wegzieht. Noch überraschter schaut sie jedoch, als er ihr den Sessel so hinschiebt, dass sie sich nur mehr darauf niederlassen muss. Allerdings, wie gesagt, dauert das etwas, bis sie das Kleid an ihrem Gesäßt schön glatt gestreift hat, damit ja keine Knitter in das schöne und luxuriöse Kleidungsstück kommen.   Als Auris auf den fehlenden Fili zu sprechen kommt, wird aus Luas rötlicher Gesichtsfarbe fast schon ein Purpur-Rot. Sie fühlt sich ertappt, und immer wieder weist er sie auf das hin, was eben für die meisten der Unterschicht gilt: Sie werden ausgenutzt, betrogen, belogen, und zwar aus dem einfachen Grund, dass sie selbst sich nicht auf die gleiche Stufe stellen wie die, die eben in ihrem Leben erfolgreicher gewesen sind. Und sie sehen das nicht einmal als einen eigenen Fehler, sondern einfach als gegeben an. Sie nickt also nur kurz, möchte fast in ihrem Stuhl versinken.   Die nächste Frage macht ihren Gemütszustand nicht besser. Wieder hat Auris recht. Lua kann gerade mal bis Zehn zählen, und auch da muss sie sich schon konzentrieren. Aber schließlich ist die Zehn für sie eine astronomisch hohe Zahl, und sie liefert auch gleich die Erklärung dazu.   “Ja, das stimmt,” antwortet sie dem Künstler kleinlaut. “Ich kann wirklich nur bis zehn zählen. Wisst Ihr, ich habe noch selten mehr als 10 Filis besessen, und da muss man nicht mehr als zehn zählen können. Gut, bei Imeria hatte ich weit mehr, aber da hatte ich eigentlich keine Zeit, mein Geld auszugeben. Und dann, als sie mich weggeschickt haben, da haben sie mein Geld einfach behalten.”   Sie sieht beschämt vor sich auf die Tischkante.
Tue, Mar 5th 2024 10:22   Edited on Tue, Mar 5th 2024 10:23

[Verwaltung] Auris beugt sich ein wenig zu Lua und legt ihr für einen Moment die Hand auf den Unterarm. “Mädchen, du brauchst dich nicht zu schämen. Unwissen ist keine Schande! Aber es ist sehr wohl eine Schande nichts dagegen zu tun.” Es ist kein Spott und keine Ironie in seiner Stimme. Er klopft ihr nochmals begütigen leicht auf den Unterarm bevor er sich wieder normal hinsetzt. “Egor wird es dir beibringen. Du bist ein helles Köpfchen! Wenn du erst einmal das System verstanden hast, dann kannst du die Sterne am Himmel zählen und die Wellen auf dem Okeanus. Und nicht nur das!” Er grinst wieder. “Du wirst gar nicht erst zählen müssen, wenn du wissen willst, wieviel acht Filis mal sieben Tage sind. Warte es nur ab.”   Dann wendet er sich an Egor. “Skira kann auftragen.” Egor nickt und läßt sein übliches “Ja,Herr!” hören, geht zu einem kleinen Gong auf einer Anrichte und schlägt zwei Mal mit dem Schlegel drauf. Klarer, erstaunlich laute Klänge ertönen. “Ein wirklich nützliches Spielzeug.”: meint Auris. “Man muß nicht durchs ganze Haus laufen, wenn man die ganze Bande zusammen trommeln will.” Er schenkt sich und Lua aus der Flasche ein. Kurz darauf kommt Elsi und ein älterer Mann der von seiner Statur her lange Schwerstarbeit verrichtet haben muß und setzen sich an den Tisch. Egor nimmt links neben Auris Platz und dann kommt schon Skira mit einem großen Topf, dem ein Duft entweicht, der einem das Wasser im Munde zusammen rinnen läßt. Noch einmal verschwindet sie in der Küche und kommt mit einem Berg ihrer Fladen zurück. Sie setzt sich auf den letzten Platz und schenkt sich und den beiden Anderen aus dem Krug ein, der auf dem Tisch steht. Egor bedient sich ganz selbstverständlich aus der Flasche.   “Elsi und Skira kennst du ja schon, das ist Ermond unser Mann fürs Grobe. Rikka unser Nachtgespenst schläft noch, die lernst du später kennen.” Er deute auf Lua: “Das ist Lua die für längere Zeit unser Gast sein wird und nun, liebe Freunde, laßt uns darauf trinken, daß uns auch Morgen die Sonne noch auf die Ärsche scheinen und das Land des Staubes noch ein wenig länger warten soll.” Er trinkt Lua zu und dann beginnt Skira den dicken Hühnereintopf mit Gemüse zu verteilen. “Allein der Duft vertreibt die Schatten für eine Weile.”: sagt Auris als er als Erster seinen Teller gefüllt bekommt. “Ich wünschte, ich wäre so ein Meister mit meinem Pinsel wie Skira mit dem Kochlöffel.”: sagt er anerkennend nach dem ersten Löffel und Skira freut sich sichtlich über sein Kompliment.  
Tue, Mar 5th 2024 03:13   Edited on Tue, Mar 5th 2024 03:18

“Aber, warum soll ich denn die Wellen des Okeanos zählen?”   Kaum hat Lua diese Frage ausgesprochen, beißt sie sich auf die Unterlippe. Sie hat selbst verstanden, wie dumm diese Frage eigentlich war. Fast scheint sie, auf ihrem Stuhl unter die Tischkante zu versinken, und aus der äuffälligen jungen Dame in dem schönen roten Kleid wird wieder das kleine Straßenmädchen, nur eben etwas schöner gekleidet wie vorhin. Sie verfolgt dann ziemlich kleinlaut die Anweisungen und Erklärungen des Künstlers. Als er dann über alle Maßen die Kochkünste seiner Köchin lobt, da will sie doch etwas von ihrem Fauxpas gut machen.   “Aber, mit Verlaub, werter Meister, wenn ich mir Euer Bild anschaue, wo ihr die…”   Wieder beißt sich Lua auf die Lippe. Fast hätte sie nun schon das Geheimnis um die Geliebte des Irgendwen ausgeplaudert, was ihr doch Auris so streng verboten hat. Rutscht sie nun von einem Fettnäpfchen ins andere, womöglich so weit, dass sie Auris doch noch vom Hof jagt? Sie muss sich verbessern, unbedingt!   “... ich meine, wo ihr den Arsch der Julia gemalt habt, ich glaube nicht, dass der in Echt so schön ist, wie das was Ihr da auf die Leinwand gemalt habt.”   Zerknirscht trinkt Lua noch von ihrem Wein. Wobei gerade dies ihren Hang, sich zu blamieren, nicht unbedingt verbessern wird.
Tue, Mar 5th 2024 04:32   Edited on Tue, Mar 5th 2024 04:34

[Verwaltung] “Warum nicht?”: antwortet Auris ohne jeden Spott auf ihre Frage mit den Wellen. “Ich bin oft am Strand gesessen und habe Wellen gezählt und weißt du, was ich herausgefunden habe? Jede siebente Welle ist höher als die Vorhergehenden. Wozu es gut ist? Tja, es befriedigt die menschliche Neugierde, wenn schon sonst nichts anderes.” Langsam zeigen sich nach der erneuten Weinzufuhr die ersten schwachen Anzeichen von Trunkenheit bei ihm ab und der Zeigefinger wandert wieder in die Höhe, als Lua bezweifelt, daß Julias Hinterteil im Original so schön ist, wie er sie gemalt hat.   “Oh, da täuschst du dich gewaltig meine Liebe! Und wie! Julias Arsch ist der Kulminationspunkt aller möglichen Ausprägungen weiblicher Hinterteile, der Arsch der Ärsche sozusagen, die beresantische Ausformung derselben. Ideal geformt, seidenweich die Haut, fest und stramm, ein Tummelplatz der geilsten Fantasien von Männern und von Frauen, ein Honigtopf der Wonnen und Spielplatz der Lust, ein Arsch der einen neuen Häuserkrieg gerechtfertigt hätte. Du hättest sie sehen müssen damals in Oris Puff…” Er stockt einen Moment. “Wie lang ist das jetzt schon her, Egor?” “Fast elf Jahre.”: antwortet Egor. “Elf Jahre? Zu den Schatten mit der verdammten Zeit. Wo war ich? Ach ja, Julias Arsch.” Er seufzt und hängt für einen Moment seinen Erinnerungen nach. “Damals hätte er auch deine lüsterne Fantasie in Schwingung versetzt, darauf wette ich ein Faß Roten gegen einen Becher Flußwasser. ” Er nimmt einen Schluck. “Bei Afyras Titten, sie war die Verkörperung allen Verlangens, aber kalt wie ein Fischbauch, das kann ich dir sagen.” Sinnend bleibt sein Blick auf dem Weinbecher hängen. Kurz darauf blickt er wieder zu Lua. "Doch eins interessiert mich jetzt. Wieso glaubst du das mein Arsch..also der Arsch den ich gemalt habe, schöner ist, als ihrer?"  
Tue, Mar 5th 2024 10:04

Wieder schaut Lua reichlich verlegen auf den Rand des Tisches. Sie denkt eine Weile lang nach. Derweil steigt der Duft des wunderbaren Eintopfs in ihre Nase, und ihr rinnt das Wasser im Munde zusammen. Plötzlich ist ein lautes Knurren ihres Bauches zu hören, gerade dann als sie gerade mit dem Reden beginnt und ihren Gastgeber dabei mit großen Augen anschaut.   “Naja… ähm… oh, Entschuldigung… ich meine, ein Arsch ist halt nun einmal ein Arsch. Zwei Backen mit einem Schlitz inzwischen. Bei Euch hat dieser Arsch Leben, er hat Farben. Das ist wie… das ist wie… wie wenn ich eine einfach nur grüne Wiese hätte, oder eine mit vielen bunten Blumen darin. Oder wenn die Sonne aufgeht und den schwarzen Himmel einfärbt, dann schimmert sogar der Okeanos in schönen Farben, und das ist dann auch viel schöner als einfach nur der Okeanos bei Nacht. Da ist er einfach nur schwarz.”   Sie beißt sich nun auf die Unterlippe, schaut wieder auf die Tischkante und murmelt: “Habe ich jetzt etwas Dummes gesagt?”
Tue, Mar 5th 2024 10:47   Edited on Wed, Mar 6th 2024 08:08

[Verwaltung] “Du sagst selten etwas Dummes, meine Liebe.”: sagt Auris und mustert Lua nachdenklich. “Aber jetzt hast du eine fundamentale Frage des Seins, der Frage was ist Realität, in einfachen Sätzen gestellt und umfassend beantwortet und noch dazu recht mit deiner Schlußfolgerung.” Er nickt bewundernd: “Bravo meine Liebe, das ist nicht nur nicht dumm, Lua, das ist höchst gescheit! Ein Arsch ist ein Arsch! Eine fundamentale Erkenntnis.” Er greift nach seinem Becher.   “Schau mich nicht so an! Ich mache keine Witze oder mich lustig über dich. In anderen Worten sagst du, das jeder Betrachter sich seine Realität schafft. Julias Arsch ist ein Arsch, erst meine Interpretation macht ihn für mich zum Arsch der Ärsche und das, was hier an der Wand hängt, ist gar nicht Julias Arsch, sondern das was ich in ihm sehe! Das wär’s für jemanden ohne Talent. Aber ich kann, das was ich interpretiere, auch sichtbar machen in dem ich es male und im Sinne des Gesagten habe ich gar nicht Julias Arsch gemalt, sondern meine Interpretation ihres Arsches und deswegen ist dieser Arsch hier, übrigens danke für das Kompliment, auch schöner als der den Julia damals zu Geld gemacht hat oder noch immer macht.” Auris betrachtet sie über den Rand seine Becher weg. “Ich bin beeindruckt, Lua. Aber jetzt genug mit eitler Philosophiererei, ich höre deinen Magen schon bis hier her knurren. Greif zu, iss einmal was. Vielleicht fällt dir noch etwas Grundlegendes zu Ärschen ein.” Er zwinkert ihr schelmisch zu, leert seinen Becher und ißt ein wenig von seinem Eintopf.  
Wed, Mar 6th 2024 07:46

Lua hat zwar das verstanden, was sie selbst gesagt hat, bei der Erklärung dafür, warum das von ihr Gesagte so gescheit sei, steigt sie jedoch vollends aus. Sie wundert sich nur, wie man in so wenigen Sätzen so oft das Wort “Arsch” sagen kann. Irgendwie weiß sie jetzt gar nicht mehr, was nun ist, was nur zu sein scheint und was nicht ist. Ist es der Wein, ist sie zu dumm oder ist es einfach der unaufhörliche Redeschwall des Alten, was sie verwirrt? Also kommt ihr die Aufforderung zum Essen ganz Recht, und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist sie so von einer unmittelbaren Antwort wohl enthoben - und sie hofft inständig, dass Auris nicht nachhakt. Zum anderen ist sie wirklich hungrig. Das Modellstehen ist doch anstrengend, und so viele von den köstlichen Fladen hat sie sich doch nicht zu nehmen getraut. Vorerst aber hält sie es für anständig, es dem Künstler gleich zu tun, und ebenfalls noch etwas Wein zu trinken. Sie hat noch selten an so einer schön gedeckten Tafel gespeist, und sie ist sich unsicher, wie man sich dabei benimmt. Also, so denkt sie jedenfalls, versucht sie einfach, ihren Gastgeber so gut es geht nachzuahmen. Dann wird wohl nicht alles daneben gehen.   Jedenfalls ist der große Moment gekommen, und der erste Löffel des Eintopfs marschiert in Luas Mund. Köstlich! Sie schluckt ihn hinunter, daraufhin folgt der zweite Löffel und der dritte. Aber was ist das? Plötzlch brennt Luas Mund! Skira hat gut gewürzt, und jede gebildete Zunge würde die leichte Schärfe als äußerst angenehm empfinden. Aber Lua ist das nicht gewohnt. In ihrem eigenen Haushalt waren Gewürze so gut wie unbekannt, und auch bei Imeria ist man damit äußerst sparsam umgegangen. Sie schaut auf die anderen. Alle essen den Eintopf, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie selbst muss eine kurze Pause machen. Natürlich muss sie diese Pause nun auch glaubwürdig überbrücken.   “Der Eintopf schmeckt wirklich sehr, sehr gut,” sagt sie also und atmet zwei drei Mal tief durch. Dann beißt sie auf die Zähne und löffelt weiter. Dass sich ihr Gesicht nun wieder rötlich verfärbt und sich irgendwann kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn bilden, das kann sie freilich nicht verhindern.  
Wed, Mar 6th 2024 06:27   Edited on Wed, Mar 6th 2024 06:27

[Verwaltung] “Wenn es dir schmeckt, greif nur zu, es ist genug da. Nur keine falsche Bescheidenheit.”: sagt Auris, ißt aber selbst nur ein paar Löffel, bevor er sich nachschenkt. Er scheint eher vom Wein zu leben, als von den köstlichen Gerichten, die Skira zubereitet. Einen langen Moment mustert er wieder Lua bevor er sich einen kräftigen Schluck einverleibt. Er setzt schon zum Sprechen an, als eine blonde Frau mit zerrauftem Haar gähnend in den Salon kommt. Sie ist sicher älter als dreißig aber jünger als vierzig Jahre. “Bin ich zu früh?”: gähnt sie und schaut sich um. Die Frau muß in ihrer Jugend schön gewesen sein, aber wie bei so vielen Pelornern hat das harte Leben seine Spuren hinterlassen.   Auris deutet mit einer ausladenden Handbewegung auf die Frau. “Das ist Rikka unser Nachtgespenst. Sie schläft den ganzen Tag und hält in den dunkelsten Stunden Nachtwache in der Küche. Wenn du also in der Nacht was brauchen solltest, wende dich an Rikka.” Zu Rikka gewandt sagt er: “Unser Gast Lua, sie wird eine Weile bei uns bleiben.” Skira steht auf: “Setz dich nur, ich bin schon fertig.” Plötzlich überkommt Auris ein Hustenanfall. Zuerst glaubt Lua das sich der Maler nur verschluckt hat, aber der Husten wird immer schlimmer. Egor springt auf und klopft Auris auf den Rücken. “Skira, die Medizin, schnell!” Trotz ihrer Fülle sprintet Skira davon und ist gleich wieder mit einem Fläschen zurück. Es ist gar nicht so leicht, dem um Atem zu ringenden Auris etwas davon einzuflößen. Egor bedeutet Lua sitzen zu bleiben und mit der Hilfe Ermonds hebt er ihn aus dem Stuhl und die Beiden tragen den um Luft ringenden und hustenden Auris davon. Skira schlägt die Hände zusammen. “Schon wieder ein Anfall! Der arme Mann! Mögen die Zwillinge ihn schützen.”: sagt sie mit Anteilnahme und beginnt kopfschüttelnd einen Teil des Geschirrs abzuräumen, Auch Elsie und Rikka schauen betreten. Aber dann erkundigt sich Rikka bei Lua: “Wo hat er dich denn aufgegabelt.”
Wed, Mar 6th 2024 07:58

Wieder macht Lua es Auris gleich und nimmt einen Schluck von dem Wein - wobei sich ihr Glas freilich nicht annähernd so schnell leert wie das des Alten. Der Wein bringt wohl zu Beginn Linderung gegen das Brennen im Mund, danach macht er es jedoch fast schlimmer. Aber Lua will keinen schlechten Eindruck machen, am ersten Abend, und so isst sie brav weiter, ja lässt sich gar nachschöpfen.   Aber da kommt endlich eine gute Gelegenheit, den Mund einfach einmal etwas ausruhen zu lassen, und zwar in Form der verschlafenen Blonden, die gerade die Bühne betritt. Denn genau so kommt es Lua vor - wobei hierbei freilich ihr ihr neuer Zustand nach dem ganzen Wein auch einen gehörigen Einfluss hat. Das Lächeln, mit dem sie Rikka begrüßt ist wohl freundlich, aber doch etwas zaghaft. Sie braucht nicht lange, um zu realisieren, dass durch ihre eigene Anwesenheit Rikka keinen Platz am Tisch mehr hat. Doch hat Lua nicht viel Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie sie dieses Dilemma am besten lösen würde, denn in diesem Moment bricht bei Auris sein Hustenanfall aus.   Das Lächeln macht also dem Ausdruck größter Bestürzung Platz. Gerne würde sie helfen, doch weiß sie nicht wie, und die anderen Anwesenden scheinen doch eine gewisse Grund-Routine in der Behandlung des Künstlers zu haben. Sie bringen den Artisten also weg, und plötzlich sind die Damen des Hauses unter sich, mit dem wohl reichlich ungebetenen Gast, versteht sich.   Lua schaut noch immer zur Tür, als sie fast im Hintergrund eine an sie gerichtete Frage vernimmt. Und es dauert auch einen Augenblick, bevor sie Rikka ansieht und zu einer Antwort fähig ist.   “Am Arsenal,” gibt sie bereitwillig Auskunft. “Meister Auris will mich malen.” Und etwas leiser und leicht verlegen fügt sie hinzu: “Naja, eigentlich will er nur meine Brüste malen.”
Thu, Mar 7th 2024 09:47   Edited on Thu, Mar 7th 2024 09:47

[Verwaltung] “Hoffentlich gehts im bald besser. Wenn er wieder auf dem Damm ist, dann schau das er den Rest von dir auch malt.”: sagt Rikka und zwinkert ihr zu. “So gut wie hier hast du es kaum wo.” Sie schöpft sich Eintopf in einen frischen Teller und beginnt zu essen. “Hübsches Kleid, paßt dir gut.”: sagt sie zwischen zwei Löffeln. Elsi gähnt, steht auf wünscht eine gute Nacht und zieht sich zurück. Skira steckt noch kurz den Kopf in den Salon aber Rikka sagt: “Leg dich nieder, Skira ich räume ab, Gute Nacht.” Schließlich sitzen die beiden Frauen allein am großen Tisch. Rikka schenkt sich einen Becher Wein ein. “Dann willkommen in unserem kleinen Tollhaus.” Sie trinkt Lua zu. “Auris ist ein bißchen durch den Wind, aber er ist ein feiner Kerl. Schau dazu, dass er dich behält. Auch wenn du hier nur Boden putzt, bist du fein raus.”: sagt sie und löffelt den letzten Rest Eintopf. “Ich mach’ hier die Nachtschicht. Wenn du Hunger kriegst oder nur quatschen oder einen zur Brust nehmen willst, ich bin in der Küche. Ich drück’ dir die Daumen Lua.”: sagt sie, leert ihren Becher und beginnt den Tisch abzuräumen.  
Thu, Mar 7th 2024 11:43

Lua sieht an sich hinunter, dann schaut sie Rikka wieder an. Ihr fällt ein Stein von Herzen, hat sie doch schon befürchtet, Rikka würde sie ziemlich feindselig behandeln.   “Dankeschön, das habe ich vom Meister bekommen,” antwortet sie dann. “Naja, und er hat mich eigentlich nur für die Brüste her geholt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll, damit er mich danach noch weiter abmalt. Ich bin halt doch nur ein ganz normales Mädel, und Ihr könnt mir glauben, ich bin heilfroh, dass er mich schon mal für die Brüste ausgesucht hat.”   Lua macht es nun Rikka nach und trinkt von ihrem Glas. Irgendwie schmeckt dieser Wein umso besser, je mehr sie davon trinkt. Das Glas ist nun leer, doch traut sie sich nicht, um weiteren zu bitten. Stattdessen steht sie nun auf und stellt die Teller aufeinander, sodass Rikka weniger Arbeit hat.   “Übrigens, tut mir leid, wenn ich Euch Euren Stuhl weggenommen habe,” spricht sie nun doch aus, was sie auf dem Herzen hat, seit Rikka aufgetaucht ist. “Ich hoffe, wir finden für morgen einen siebten Stuhl. Ich kann auch gerne an einer Ecke sitzen.”      
Fri, Mar 8th 2024 12:40

[Verwaltung] “Nur keine Aufregung. Du hast mir nichts weggenommen.”: sagt Rikka und stapelt gebrauchtes Geschirr aufeinander. “Ich bin heut früher aufgestanden als sonst. Normalerweise mache ich mir mein Frühstück in der Küche und du bleibst schön sitzen, wo dich Auris hingesetzt hat.” Sie grinst Lua an. “Der hat dich nicht umsonst auf den Ehrenplatz gesetzt. Wird dir vielleicht nichts sagen, aber bei den Reichen ist nicht jeder Platz am Tisch gleich. Haben halt sonst nichts anderes zu tun, als sich Blödsinn auszudenken.” Sie packt den Stapel. “Ich gehe abwaschen, gute Nacht.”: sagt Rikka, geht aus dem Salon und läßt Lua allein zurück.  
Fri, Mar 8th 2024 01:26

“Das ist der Ehrenplatz?”   Beinahe erschrocken schaut Lua Rikka an, aber man kann freilich in ihrem Gesicht lesen, dass sie sich sehr wohl über diese Tatsache freut. Nein, von den Sitten und Gebräuchen der reichen Leute hat sie wirklich keine Ahnung! Nun, sie hätte gerne Rikka noch etwas geholfen, auf der anderen Seite hat sie natürlich auch Angst, ihr kostbares Kleid zu beschmutzen. Außerdem hat sie den Eindruck, dass Rikka ganz gerne die Küche für sich hat. Und - und das ist schließlich nicht das Unwichtigste - Lua muss morgen wieder Modell stehen. Und wenn sie dann irgendwann übermüdet vom Podest fällt, dann wird Auris wohl kaum interessiert sein, sie länger als Modell zu engagieren.   “Gute Nacht!” ruft sie also Rikka hinterher, die schon mit der ersten Ladung Teller in Richtung Küche verschwunden ist. “Und dankeschön!”   Dann ist sie allein. Gut, zunächst sieht sie sich einmal um, muss sich kurz orientieren. In welcher Richtung liegt gleich wieder ihr Schlafzimmer? Sie läuft einige Schritte los, stockt. Dann dreht sie sich um. Ja, von da ist sie gekommen! Bald darauf steht sie schon vor ihrer Türe, will öffnen. Die Tür ist zugesperrt. Ach ja, sie hat ja einen eigenen Zimmerschlüssel! Sie sperrt auf und tritt ein. Sie sperrt hinter sich nicht ab. Nein, hier ist sie sicher!   Lua holt die Münzen aus ihrem Kleid und legt sie auf den Tisch. Dann zieht sie das Kleid auf, legt es fein säuberlich auf den Stuhl. Nur nicht schmutzig machen, nur nicht zerknittern! Dann zieht sie wieder das Gewand an, mit dem sie gekommen ist, auch wenn es etwas eng ist, auch wenn sie die Knöpfe eben nicht bis obenhin schließen kann. Aber um zu schlafen, da ist das alte Gewand wirklich gut genug. Sie stellt sich vor den Tisch, formt aus den Münzen Stapel zu je 10 Münzen. So wird sie den Überblick behalten, wie viel sie verdient. Und es sind schon gut fünfeinhalb Stapel! Hmmm… wie viele Stapel wohl ein Lamen ergeben würden? Sie nimmt sich vor, Rikka zu fragen. Irgendwie ist sie es, die ihr am sympathischsten erscheint, auch wenn sie sie nur ganz kurz gesehen hat.   Sie nimmt die Kleider vom Bett und breitet sie eben sorgfältig über den Stuhl. Ein einfaches, weißes Kleid, aus ganz feinem, etwas glänzenden Stoff, das legt sie zuoberst. Das wird sie morgen anziehen, tagsüber. Und am Abend, da kann sie sich wieder umziehen! Lua hat noch nie mehr als ein Kleid besessen.   Lua macht die Öllampe aus. Das dauert ein bisschen, und sie muss danach auch lange an ihrem Finger lutschen, der sich an der heißen Lampe verbrannt hat. Dann tastet sie sich zum Bett, und schlüpft hinein. Wie weich es ist, wie angenehm sich die Linnen anfühlen. Lua kann nicht anders. Sie zieht sich das Hemd wieder über den Kopf, dann wickelt sie sich ganz fest in die Decken. Es dauert jedoch noch lange, bis sie endlich einschläft.    
Fortsetzung "Der Tanz der Farben" https://www.worldanvil.com/w/pelorn-gregorian/thread/91f0db9a-c547-43b5-bfe9-4f5ebdc20b3a/view

Sun, Mar 10th 2024 06:53