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Fri, Oct 18th 2024 10:14   Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:55

[Tag 18, gegen Mittag] Küchendienst

Eine ganze Weile ist nun Astrid in dem Halbdunkel des Raumes allein. Sie ist nicht gefesselt, wohl immer noch nackt, doch liegen ihre Kleider in dem Raum, achtlos hingeworfen wie ein Bündel müll. Niemand kümmert sich um sie, niemand bringt ihr zu essen, niemand bringt ihr zu trinken. Aber niemand bedroht sie, niemand schlägt sie. Es ist schwer für Astrid, in diesem Halbdunkel die Zeit zu schätzen, in diesem Verlies, leer bis auf den Strohsack, der ihr in den Raum geworfen wurde. Und so ist es ganz an ihr, ob sie sich nun freut oder fürchtet, als sie das Knarzen des Schlüssels in der massiven Türe hört.   Es ist nicht Marigar, es ist auch nicht Condir, der den Raum betritt. An den Tätowierungen kann sie wohl erahnen, dass es sich um einen Jäger handelt. Auch er ist ein Hüne von einem Mann, muskelbepackt, vielleicht etwas kleiner als Marigar, sicher um einiges schmächtiger als Condir, der soundso seinesgleichen sucht. Der Jäger ist wortkarg, so wie es wohl alle Jäger zu sein scheinen.   “Aufstehen, mitkommen!”   Dies sind die einzigen Worte, die Astrid nach all der Zeit zu hören bekommt.
Tue, Oct 29th 2024 10:12

Die Zeit schien im Halbdunkel des Raumes stillzustehen. Jeder Laut, der die Stille durchbrach, verstärkte das Gefühl der Einsamkeit. Astrid saß auf dem Strohsack, der Geruch von Dreck und Feuchtigkeit in der Luft. Die Kälte des Raumes drang in ihre Knochen, und ihre Nacktheit fühlte sich erniedrigend an.   Als das Geräusch des Schlüssels im Schloss zu hören war, schnürte sich ihr Magen zusammen. Ein kurzer Wunsch nach Unsichtbarkeit überkam sie, doch dann öffnete sich die Tür.   Tief durchatmend stand sie auf und ignorierte das Unbehagen, das sie verspürte. Sie wollte nicht klein beigeben. Ihre Kleidung lag in der Ecke, und es war höchste Zeit, sich anzuziehen. Hastig zog sie das Kleidungsstück über ihren Kopf und schlüpfte in die Hose. Der Stoff fühlte sich rau und kalt an und folgte dem Jäger hinaus.
Tue, Oct 29th 2024 11:08

Kalte Blicke treffen Astrid. Die Jäger schauen ihr zu, wie sie sich anzieht. Niemand berührt sie, niemand gibt ein Wort von sich. Sie geleiten sie hinaus aus ihrem Gefängnis, das wohl kalt sein wird, aber nicht unbedingt feucht. Es geht nun die Treppe nach oben, durch den Saal, in dem sie am Tag zuvor auf die Dargha getroffen ist. Sie gelangen in eine Küche, gut ausgerüstet. In der Küche ist ein Mädchen am Arbeiten. Sie ist wohl einige Jahre älter als Astrid, doch fast sicher noch keine Zwanzig. Blondes, lockiges Haar fällt über ihre Schultern, das Gesicht ist fein geschnitten und dominiert von zwei tiefblauen Augen, die geradezu einladen, darin zu versinken. Trotz ihres jungen Alters hat sie ausgesprochen weibliche Kurven, feste Brüste, eine schmale Taille, straffe Hüften. Diese Kurven werden noch betont durch ihre Kleidung, eine knappe, schulter- und bauchfreie Bluse, ein kurzer Rock, der tief auf ihren Hüften sitzt. Sie ist barfuß. Als Astrid eintritt, ist sie gerade dabei, mit äußerster Präzision und dementsprechender Langsamkeit Gemüse in gleichmäßige Würfel zu schneiden. Sie sieht auf und sieht Astrid mit einem freundlichen, gewinnenden Lächeln an.   “Ihr seid also Astrid,” sagt sie schließlich, und die Stimme klingt warm und freundlich. “Mir wurde gesagt, Ihr könnt kochen. Ich muss es zwar tun, aber ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich beginnen soll. Aber mir wurde gesagt, du würdest mir heute helfen, so habe ich gedacht, ich könnte mich ja einmal an einem Rattengulasch versuchen.”   Sie legt das Messer nun nieder, tritt hinter dem Tisch hervor, und mit einem Strahlen in den Augen hält sie Astrid die Hand hin.   “Ich bin Gulama, es freut mich, dich kennenzulernen.”
Wed, Oct 30th 2024 07:04

Im Licht der Küche fühlte sie sich plötzlich schutzloser als im kalten Dunkel des Kellers. Sie sah sich um, sofort auf der Suche nach einem Ausgang oder einer Schwäche im Raum, die sie nutzen könnte. Die Fenster vielleicht? Der einzige aktuelle Weg hinaus wurde von den Jägern hinter ihr versperrt. Ihr Herz schlug schneller, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie war hier in einer Falle.   In der Mitte der Küche arbeitete ein Mädchen, doch mit einer offenen und unbeschwerten Haltung, die Astrid misstrauisch machte. Das Mädchen war anders gekleidet als es in der Küche üblich wäre; ihr knappes Oberteil und der kurze Rock betonten ihre weiblichen Züge, und dennoch haftete ihr etwas beinahe Unschuldiges an und sie schnitt Gemüse.   Astrids Augen verengten sich leicht, ihre Finger ballten sich unmerklich zu Fäusten. Das freundliche Gesicht des Mädchens – Gulama, wie sie sich nannte – konnte sie nicht täuschen. Sie wollte nicht hier sein, nicht in einer Küche, und schon gar nicht, um Rattengulasch zuzubereiten. Während Gulama ihre Hand hinhielt, ließ Astrid ihren Blick unauffällig durch den Raum schweifen, jede Tür und jeden möglichen Fluchtweg abtastend.   Doch die Wache stand wie ein stummer Schatten an der Tür. Der Fluchtinstinkt brannte in ihr, doch sie zwang sich, die Hand der Fremden zu schütteln, die sich wohl für ihre Verbündete hielt. „Rattengulasch, ja?“ erwiderte Astrid leise, den Kopf leicht zur Seite geneigt, mit einem kleinen, gezwungenen Lächeln, das ihre Abneigung kaum verbarg. In ihrem Innern war sie angespannt wie eine gespannte Feder. Das hier war kein Zufluchtsort.  
Wed, Oct 30th 2024 10:25

“Naja, Ihr habt ja im Zwilling gearbeitet, oder?” fragt Gulama und schaut Astrid aus ihren tiefblauen Augen an, die geradezu prädestiniert sind, darin zu versinken. “Und da ist Rattengulasch ja die große Spezialität. Und da habe ich gedacht, ich könnte der Dargha und den Jägern einmal eine Freude machen.”   Sie fährt fort mit dem Gemüseschneiden. Nach einer kleinen Weile sieht sie Astrid wieder an.   “Ihr müsst vor mir keine Angst haben,” sagt sie dann ziemlich unvermittelt. Sie hat wohl gemerkt, dass Astrid alles andere als entspannt ist. “Ich bin Gulama, ich arbeite hier, und ich habe vor der Dargha mindestens ebenso viel Angst wie ihr. Allerdings war sie noch nie böse mit mir. Also, wenn Ihr hier seid, dann habt Ihr eine große Wahrscheinlichkeit, dass Ihr irgendwie unversehrt wieder rauskommt. Ich bin ganz ehrlich: Ganz so böse, wie die Dargha erscheint, ist sie vielleicht gar nicht.”   Wieder widmet sie sich wieder dem Gemüseschneiden. Dann schaut sie Astrid wieder an.   “Besonders dann nicht, wenn das Rattengulasch gut wird. Vielleicht werdet Ihr dann Köchin hier, keine Ahnung. Oder die Dargha hat ander Pläne für Euch. Aber wenn sie Euch an die Gurgel wollte, dann würdet Ihr jetzt nicht hier sein.”
Tue, Nov 5th 2024 10:15

Astrid wich unmerklich zurück, als Gulama sie so unbefangen ansprach, als seien sie alte Bekannte und nicht Gefangene oder Dienerin in diesem seltsamen Haushalt. Die Worte über das „Rattengulasch“ ließen sie aufmerken – natürlich kannte sie das Gericht. Doch in Gulamas beinahe unschuldigem Ton, klang es wie eine groteske Spielerei, eine „Freude“ für die Jäger und die Dargha.   Astrid hörte Gulamas scheinbare Beteuerungen, dass sie vor ihr keine Angst haben müsse, mit wachsamem Misstrauen. Sie konnte nicht glauben, dass diese Fremde, die so leicht und selbstverständlich über die Gefahren in diesem Haus sprach, wirklich wusste, was für ein schmaler Grat sie hier erwartete. Die beruhigenden Worte über die Dargha, die Gulama fast beiläufig einstreute, wirkten eher beunruhigend auf Astrid. Was Gulama für eine „Sanftheit“ der Dargha hielt, war für Astrid nichts anderes als berechnende Kontrolle. Sie vermutete, dass Gulama von ihr verlangte, sich hier gefügig und dankbar zu zeigen   Ihre Blicke huschten weiterhin durch die Küche, suchten nach Werkzeugen oder Wegen, die ihr eine Flucht ermöglichen könnten. Die Fenster und der Jäger, die den Ausgang beherrschte, ließen wenig Raum für Hoffnung. Es blieb nur, eine innere Distanz zu allem aufzubauen – und herauszufinden, was Gulama wirklich über sie und ihre Zukunft wusste. „Eine Köchin also,“ murmelte Astrid mit gespielter Gleichgültigkeit und sah Gulama dabei fest in die Augen. „Und wenn es der Dargha nicht schmeckt? Was passiert dann?“ Astrid versteifte sich innerlich, dieses Spiel war gefährlicher, als Gulama zuzugeben schien. Doch sie verbarg ihren Unmut, nickte leicht und trat an das Gemüse heran. „Dann sollten wir wohl keine Zeit verschwenden.“
Tue, Nov 5th 2024 02:25

Nun, Werkzeuge, die zu Waffen umfunktioniert werden könnten, gibt es in der Küche zur Genüge. Da wäre freilich der mächtige Schürhaken, der neben dem Herd hängt, und der wenigstens das blonde Mädel wohl in Sekundenschnelle in einen tiefen Schlaf geschickt hätte. Eine große Fleischgabel hängt daneben, als Stichwaffe wohl ein gefürchtetes Utensil. Und dann gibt es in dieser Küche noch eine ganze Anzahl an großen und kleinen Messern. Wenn Astrid nun wirklich zum Angriff übergehen wollte, so hat sie wohl eher die Qual der Wahl als dass sie irgendwelchen Erfindergeist an den Tag legen müsste. Gulama wenigstens scheint sich der Bedrohung, die von Astrid ausgehen könnte, keineswegs bewusst zu sein.   “Ach, wisst Ihr,” antwortet sie mit einem fröhlichen Unterton, sieht kurz von ihrem Gemüse auf, “wenn Ihr irgendwas vom Kochen wisst, dann wird es ihr sicher besser schmecken, als das Zeug, das ich ihr aufgetischt habe. Die einzige Bestrafung, die ich erhalten habe, war, dass sie mir sagte, dass meine Titten besser seien als mein Essen.”   Sie schnippelt wieder etwas weiter, dann schaut sie Astrid wieder an.   “Ihr solltet Euch jedoch mit Mari gut stellen,” sagt sie dann. “Wenn Euch Mari mag, habt Ihr von der Dargha wenig zu befürchten. Und, ich kann Euch versichern, es ist nicht schwer, Mari zu mögen. Sie ist eine der nettesten Personen, die ich je kennengelernt habe.”   Dass sie allerdings Mari weit mehr als einfach nur “nett” findet, das übergeht Gulama geflissentlich.
Mon, Nov 11th 2024 10:34

Als wäre ihre Erwähnung ein Stichwort gewesen, platzt Mari in die Küche und haut dem Jäger mit Schwung die Tür ins Kreuz. "Entschuldige!": sagt sie zu dem Jäger im Vorbeieilen und hält auf Gulama zu. "Sonnenschein, stell' dir vor, wir gehen..." Dann bemerkt sie Astrid, bremst sich ein und läßt die Hände, die sie schon für eine Umarmung gehoben hat, wieder sinken. Doch so wie sie strahlt und die blonde, junge Frau verliebt ansieht, gibt es wenig Zweifel, daß sich die Beiden ziemlich nahe stehen müssen. Mari hat nicht damit gerechnet, daß Astrid in der Küche werkt, doch jetzt reißt sie sich zusammen und läßt es bei den Blicken.   "Wir gehen zum Schneider. Ich hab' Saya endlich dazu gebracht, daß sie sich ein Kleid machen läßt.": sagt sie fröhlich. "Ich hoffe ich bin zeitig genug zurück, daß wir das Geld fertig zählen können." Ihr Blick fällt auf das Rattenfleisch und dann schaut sie zu Astrid. Nichts erinnert mehr an den kalten Blick von heute Früh. "Ah, Eintopf! Gute Idee! Zeig bitte Gulama, wie man den ordentlich zubereitet." Für einen Moment überlegt sie, dann fährt sie fort: "Ich sollt' es dir gar nicht sagen, aber zeig', was du kannst, Astrid. Wenn es gut wird, dann kann es sehr gut sein, daß dir Saya ein Angebot macht, daß du wahrscheinlich nicht ablehnen wirst und weit interessanter ist als hier herumzuwerkeln." Sie zwinkert dem Mädchen zu und wendet sich dann wieder an Gulama. "Ich muß flitzen, die warten schon auf mich. Bis bald, Sonnenschein.": sagt sie fröhlich und im Hinausgehen dreht sie sich nochmals zu Astrid. "Denk daran, was ich dir gesagt hab." Mari winkt noch einmal und dann fällt die Türe hinter ihr zu.