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Sun, Oct 15th 2023 11:38   Edited on Thu, Apr 25th 2024 11:23

Zum Lachenden Zwilling

Theomer schiebt die Sackkarre mit dem Fass nur ein paar Straßenecken weiter, bis er das alte Gasthaus "Zum Lachenden Zwilling" erreicht. Das alte Gebäude hat eindeutig schon bessere Zeiten gesehen, aber die zweiflügelige Eingangstür und das sich über die zwei Stockwerke erstreckende Bild von Anesh, lachend und mit einem Bierkrug in der Hand, sind immer noch beeindruckend. Auch wenn das Bild mittlerweile an vielen Stellen von der Fassade blättert und so hoch ein Mann reichen kann mit Zeichnungen von Schlangen und den zweideutigen Angeboten eindeutiger Damen verunziert ist. Theomer stößt die Tür auf und betritt den weitgehend leeren, mit Binsen bestreuten Schankraum. "Was hast du mit meinem Jungen gemacht, du alter Esel!? Er sieht aus, als wäre er gegen eine Wand gerannt!" Hinter dem überdimensionierten Tresen taucht der Kopf von Ruthard auf. Theomer kennt ihn seit Kindheitstagen - besseren Tagen - und der gebeugte alte Mann mit der beeindruckenden weißen Haarpracht blitzt ihn unter buschigen Augenbrauen hervor an. "Hätte eben in Deckung gehen sollen, ehe er sich über Herubrand lustig macht", erwidert Theomer unbeeindruckt und schiebt das Fass hinter den Tresen, wo er es gegen ein leeres austauscht. Ruthard zerrt an seinem struppigen Bart. "Hat er das, eh? Naja... er hätte es kommen sehen müssen." Er greift nach einem kleinen Beutel, in dem Münzen klimpern. "Nur ein Fass?" "Tut mir leid, das andere brauche ich morgen für die Mehras." "Du gehst in die Mehras?" Ruthard starrt Theomer entgeistert an.  "Mir bleibt keine Wahl. Sagt dir der Name Gner etwas?" "Der 'König der Straße'? Ein brutaler Kerl mit großer Klappe. Aber diese Schlange kann nicht nur zischen, sie beißt auch. Was hast du mit dem zu schaffen?" "Er hat mich zu einem Duell in der Arena herausgefordert und ich konnte nicht gut nein sagen." "Du bist verrückt! Wirst du hingehen?" Theomer seufzt und lehnt sich gegen den Tresen. "Er hat ziemlich klar gemacht, dass mir keine Wahl bleibt. Aber immerhin soll ich nur drei Fässer Bier zahlen, wenn ich verliere, also beiße ich wohl nicht unbedingt ins Gras." "Scheiße, sei bloß vorsichtig!" "Naja... vielleicht habe ich Glück." Theomer sieht sich in dem, bis auf ein paar Zechbrüder leeren, Schankraum um. "Ich kann mich erinnern, dass es hier einmal knüppelvoll war." "Als du noch zu klein warst, um über diesen Tresen zu sehen, habe ich in einer Stunde mehr Bier ausgeschenkt, als heute in zwei Tagen. Aber das ist lange her!" "Damals kannte jeder den Namen Haruland und wir haben nicht nur diese dünne Brühe verkauft, sondern richtiges Bier" "Die Zeiten haben sich geändert." "Nein, die Zeiten sind die selben. Nur die Umstände sind andere. Unter Imeria herrschen nunmal andere Sitten als unter Thornhoff und Vater und du habt das nie verstanden!" Der alte Ruthard sah zu dem großen Mann auf, den er besser kannte, als seinen eigenen, unnützen Enkel. "Und du hast es verstanden, Jungchen?" Theomer grinst plötzlich. "Und wenn ich mir in der Arena den Arsch aufreißen lassen muss: Morgen Abend kennt man meinen Namen!"
Sun, Oct 15th 2023 11:39

[Stafan] Gegenüber dem Lachenden Zwilling lehnt ein untersetzter Mann mit Dreitagebart gegen eine Wand und beobachtet die Straße. Von beiden Seiten nähern sich weitere Männer, versammeln sich vor der zweiflügeligen Eingangstür und nicken dem Wartenden zu. Er stößt sich von der Wand ab und schlendert zu der Gruppe hinüber. Man grüßt und nickt sich knapp zu, es handelt sich um eine erfahrene Gruppe von Halsabschneidern, Straßenräubern und Wegelagerern, mit dem untersetzten Mann als Mittelpunkt. "Stafan." Ein bärtiger Hüne, dem an einer Hand zwei Finger fehlen, nickt dem Mann zu. "Los gehts!", Stafan grinst, stößt die Tür zum Schankraum mit beiden Händen auf und tritt ein. Die anderen, fünf an der Zahl, folgen ihm und verteilen sich rasch in dem größtenteils leeren Raum. Stafan durchmisst den Raum mit großen Schritten und grinst dem alten Wirt entgegen. "Ruthard, mein Freund! Du weißt, welcher Tag heute ist?" Die Miene des Alten verfinstert sich und er wirft dem bärtigen Fremden, der neben ihm steht und den Stafan noch nie gesehen hat, einen raschen Blick zu. "Und wer bist wohl du, mein Großer?", fragt Stafan und mustert den Fremden grinsend. Er ist breit und groß und jahrelange Arbeit hat seine Hände hart und seinen Rücken breit gemacht. Der Fremde antwortet nicht und Stafan wendet sich wieder dem Wirt zu. "Na, weißt du es?" Ruthard fixiert ihn finster unter zusammengezogenen Augenbrauen heraus. "Jungs, was für ein Tag ist heute?", ruft Stafan über die Schulter nach hinten und seine Männer rufen unisono und lachend: "Zahltag!" "Arbeitest du für Imeria?", fragt der Fremde leise und verschränkt die Arme vor der breiten Brust. Stafan grinst. "Imeria ist nicht alles, mein Freund. Fürst Arkon ist nicht alles. Es gibt andere, die auch irgendwie über die Runden kommen müssen." Wenn er dem Fremden allein in einer engen Gasse begegnen würde, würde er sich vielleicht - aber nur vielleicht - in Acht nehmen. Aber hier, in seinem Revier und mit seinen Männern hinter sich, fürchtet er niemanden. Außerdem war der Fremde vielleicht kräftig und breit, aber das würde ihn auch langsam machen. "Also, Ruthard?", wendet er sich an den Wirt. "Wie sieht's aus?" Ruthard macht eine vage Geste in den Raum. "Leer sieht's aus. Ich hab so wenig, wie letztes Mal." Stafans Augen werden schmal. Er macht eine unmerkliche Geste und seine Männer rückten langsam näher. Der große Fremde presst sichtlich die Kiefer aufeinander, rührt sich ansonsten aber nicht. "Muss ich dich daran erinnern, wer ich bin?" Stafan legt einen Zimmermannshammer auf den Tresen. "Sag meinen Namen, Alter!" Ruthard schluckt und sagt dann tonlos: "Stafan der Zimmerer." Stafan grinst zufrieden und hebt dem Wirt die Waffe entgegen, damit er sie genau sehen kann. "Witzig, dass ich mal wirklich Zimmerer gewesen bin. Aber du weißt, wofür ich den Hammer heute benutze!" Er hämmert das Werkzeug mit lautem Knall auf den Tresen, dass Ruthard zusammenzuckt. Bleich wie ein Laken greift er langsam unter den Tresen und legt dann einen leise klimpernden Lederbeutel darauf. Stafan nimmt den Beutel und leert den Inhalt aus. Es sind nur wenige Münzen, die über das schartige Holz des Tresens rollen. Während Stafan die Münzen abzählt und zu kleinen Türmchen stapelt, werfen Ruthard und sein Gast sich Blicke zu. Aber keiner der beiden bewegt sich.  Stafan zählt gut drei Viertel der Münzen ab und streicht sie vom Tresen in seine eigene Börse. "Ich will mal nicht gierig sein." Er grinst und muster dann den großen Fremden neben Ruthard. "Wer bist du?" "Ich bin Theomer. Ich beliefere Ruthard mit Bier." Stafan lacht. "Dann braust du diese Pferdepisse? Du wirst kaum genug Gewinn machen, um dir meinen Schutz zu verdienen." "Ich kann gut auf mich allein aufpassen." Stafan hebt ihm den Hammer entgegen. "Es gibt viele Gefahren, von denen du dir nicht träumen lässt, Pissebrauer! Wer in diesem Viertel Geld verdient, hat meinen Schutz bitter nötig, das wirst du schon bald merken!" "Ich dachte, Fürst Arkon gehört dieses Viertel?" Stafan wendet sich wieder an seine Männer: "Habt ihr den Fürsten in letzter Zeit hier gesehen?" Johlendes Gelächter antwortet ihm. "Siehst du? Er ist nicht hier. Mein Hammer schon!" Wieder lässt er ihn krachend auf den Tresen sausen. Theomer nickt bedächtig. "Verstehe." Stafan beugt sich vor. "Darauf wette ich. Bis bald, Pissebrauer! Wir sehen uns bestimmt bald wieder." Er geht ein paar Schritte rückwärts, bevor er sich umwendet, seine Männer mit einem Pfiff zu sich ruft und er mit ihnen den Raum verlässt.
Sun, Oct 15th 2023 11:39

Als Stafan und seine Männer den Lachenden Zwilling verlassen haben, sieht Theomer ihm lange hinterher. "Seit wann bedroht der Kerl dich?", fragt er Ruthard, der verlegen angefangen hat, die Theke zu wischen. "Zwei Monate etwa. Er geht einmal die Woche alle Händler und Handwerker im Viertel ab." "Und was soll das mit dem Hammer?" "Denen, die nicht zahlen wollen, zertrümmert er damit erst die Füße, dann die Hände und als letztes den Schädel." "Der geschlossene Töpferladen drei Häuser weiter?" Theomer erinnert sich an die zugenagelten Fenster und das abgerissene Schild. Ruthard nickt. "Fram hat letzte Woche nicht zahlen wollen. Seine Schreie waren im ganzen Viertel zu hören. Seine Tochter haben sie sich auch vorgenommen, aber nicht mit dem Hammer." "Warum gehst du nicht zu den Männern des Fürsten?" Ruthard sieht Theomer zweifelnd an. "Machst du Witze?" "Es ist mein Ernst: Es sind brutale Bastarde, die meisten sind verrückt wie Scheißhausfliegen und ihr Getue mit den Schlangen geht einem gehörig auf die Fackel. Aber wenn man seine Abgaben zahlt, lassen sie einen im Großen und Ganzen in Ruhe." Er zuckt mit den Achseln "Wenn ich schon Abgaben zahlen muss, dann wenigstens nur an den einen Bastard mit den dicksten Eiern. Und Fürst Arkon hat die dicksten Eier weit und breit. Er lässt sich ganz sicher nicht von einem dahergelaufenen Ziegenschiss wie Stafan den Schneid abkaufen." "Ich bin nicht der Richtige, um zu den Wachen zu gehen. Wenn ich diese tätowierten Schläger sehe, wird mir ganz anders." Theomer kratzt sich nachdenklich den Bart. "Sie sind nicht sehr zugänglich, das muss ich zugeben." Er klopft Ruthard auf die Schulter. "Aber ich kenne da einen, der mir bestimmt zuhören wird!"
Mon, Oct 16th 2023 12:11

[Mari} Sie ist schon da als Theomer die lachenden Zwillinge betritt. In der dunklesten Ecke der Schankstube sitzt sie bei einem fast leeren Becher billigsten Fusels. Schwarzes, halblanges Haar hängt ihr in ungekämmten Strähnen ins Gesicht. Ihr zerschlissener Umhang, den sie sich eng um die Schultern gezogen hat, ist so oft geflickt, daß man nur schwer die ursprüngliche Farbe erraten kann. Sie hat die ganze Zeit, den Kopf über ihren Becher gebeugt, nur da gesessen. Als Stafan uns seine Schläger die Schankstube betreten haben, hat sie den Kopf noch weiter eingezogen und nicht aufgeschaut, nur hin und wieder einen schnellen Seitenblick riskiert. Sie ist zusammen gezuckt als der Hammer auf die Theke krachte, hat aber keinen Laut von sich gegeben. Selbst als Stafan und seine Schläger die lachenden Zwillinge verlassen, bleibt sie noch eine kleine Weile still sitzen, bevor sie sich aufrichtet und sich vorsichtig umschaut. Erst dann kippt sie mit einer flinken Bewegung den Rest des Fusels in ihrem Becher hinunter. Bemüht nicht allzuviel Geräusch zu machen, schiebt sie ihren Stuhl zurück und steht auf. Ihre Füße stecken in zerfallenden Strohsandalen und der Saum ihres verwaschenen Rocks ist so ausgefranst, wie eine alte Fahne auf dem Mast eines Fischkutters. Ihr Gesicht ist nicht mehr ganz jung und bis auf den Dreck und die ersten Spuren die der billigen Fusels bereits hinterlassen hat, nicht unansehnlich. Dunkle Augen huschen zwischen dem Alten und dem Hünen, der so verrückt war sich auf einen Kampf mit Gner einzulasse, hin und her. So unauffällig wie möglich versucht aus der Schankstube zu verschwinden. Vielleicht wäre es ihr gelungen, so leise und flink wie sie sich bewegt, wäre sie nicht auf Strohbüschel getreten, daß sich von ihrer rechten Sandale gelöst hat. Sie kommt ins Stolpern und stößt dabei einen Stuhl um, der krachend auf dem Fußboden landet.
Mon, Oct 16th 2023 10:56

Theomer und Ruthards Köpfe fahren herum. In der gedrückten Stille nach dem Abgang der Schutzgelderpresser donnert der fallende Stuhl wie ein Furz im Gottesdienst. "Bei Borsens Eiern, Frau!", schimpft Ruthard halbherzig und verlegen über seinen Schreck. "Warum schleichst du hier so herum?" Theomer mustert die abgerissene Gestalt und runzelt die Stirn. Sogar für das Niveau, auf das der lachende Zwilling mittlerweile abgesunken ist und sogar für dieses Viertel sieht die Frau sehr abgerissen aus. Er kommt hinter dem Tresen hervor und nähert sich ihr. Sie steht hastig wieder auf und sieht sich dabei um wie eine Maus auf der Suche nach einem Loch, in dem sie sich verstecken kann. Überrascht merkt Theomer, dass sie lange nicht so alt ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. "Wer bist du?", fragt er und beäugt sie mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen.
Mon, Oct 16th 2023 06:11   Edited on Mon, Oct 16th 2023 06:12

[Mari] Wie vom Donner gerührt erstarrt die Frau als Ruthard losschimpft. “Ich..ich..wollt.. euch nicht stören.”: stottert sie los. Dann wird ihr Gesichtsausdruck noch ängstlicher. Sich beim Reden vor lauter Eile verhaspelnd sprudelt sie los. “Ich wollt mich nicht davon schleichen. Wirklich nicht, Herr. Ich hab bezahlt. Ich schwörs. Bin da hinten gesessen.” Sie deutet auf die Ecke aus der sie gekommen ist. “Ich hab bezahlt als ich meinen Becher gekriegt hab. Ich bin keine Zechprellerin! Wirklich nicht!” Ihre Altstimme hat trotz der Angst die in ihr mitschwingt einen angenehmen Klang. Als Theomer hinter der Theke hervor kommt weicht sie einen kleinen Schritt zurüc, bis der Tisch einen weiteren Rückzug verhindert. Ihre Augen huschen von dem Mann zum Ausgang und wieder zurück. Als sie einsieht, daß sie nicht mehr bis zur Türe schafft, läßt sie resignierend die Schultern sinken und schaut den Mann an, der sich ihr nähert. In ihrem schmutzigen Gesicht spiegelt sich Angst, aber auch so etwas wie Trotz. In einer automatischen Geste streich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei fällt es Theomer vielleicht auf, daß die Verfärbung um ihr linkes Auge kein Schmutz ist, sondern ein verblassender Bluterguß. Während sie zu dem Mann hinaufsieht, schiebt sie ihre Linke langsam unter ihren Umhang. “Ich bin Mari, Herr”: antwortet sie auf seine Frage leise. Sie rechnet offensichtlich mit dem Schlimmsten so angespannt wie sie dasteht.
Tue, Oct 17th 2023 10:35

Theomer beobachtet die Handbewegung der gehetzt wirkenden Frau und grinst sie offen an. "Du hast da hoffentlich kein Messer, Mari?" Er macht einen Schritt zurück, achtet aber darauf, ihr immer noch den Weg zur Tür abzuschneiden. "Sowas könnte ich nämlich übel nehmen!" Er kneift die Augen zusammen und mustert ihr linkes Auge. "Hast eine ordentliche Tracht Prügel kassiert, was? Siehst eigentlich nicht aus, als wärst du von sowas leicht einzuschüchtern. Was ist passiert?"
Tue, Oct 17th 2023 01:27   Edited on Tue, Oct 17th 2023 01:33

[Mari] Mari merkt natürlich, daß der Mann es darauf anlegt sie nicht zum Ausgang kommen zu lassen. Als er sie angrinst und von einem Messer redet, rötet sich plötzlich ihr Gesicht und ihre Augen funkeln wie die einer Wildkatze. “Messer? Seh ich so aus als ob ich mir ein Messer kaufen könnt’, du afyraverfluchter, grinsender Wixer? Seh ich so aus?”: faucht sie Theomer an. Der verwünschte Namen der Herrin der Schatten geht ihr so leicht über die Lippen wie ein alltägliches Wort. Tränen laufen ihr plötzlich über die Wangen, Tränen der Wut. Sie zieht ihre Linke unter dem Umhang hervor. Sie umklammert einen länglichen Stein. “Da hast du mein Messer, Arschgesicht! Ich hau dir die verdammten Zähne aus deinem Grinsemaul, wenn du mich anrührst!” Für einen Augenblick sieht es so aus, als ob sie ihre Drohung wahr machen und sich auf den weit größeren und stärkeren Mann stürzen wollte. Doch dann sinkt ihre Hand herunter und die Wut weicht aus ihren Gesichtszügen, als wäre er nie dagewesen und macht einem Herzschlag lang einem Ausdruck der Verwunderung platz so als wäre sie selbst überrascht über ihren Ausbruch. Doch es ist nur ein flüchtiger Augenblick, dann wirkt sie wieder wie das ängstliche Häufchen Elend, das unbemerkt aus der Schankstube verschwinden wollte. “Entschuldigt, Herr! Ich wollt’ euch nicht beleidigen. Weiß nicht was über mich gekommen ist. Seid mir nicht böse. Bitte, ich will keine Probleme! Laßt mich einfach gehen und ich geh euch nicht wieder auf die Nerven. Ich versprechs.”: sagt sie mit einem flehenden Unterton in ihrer Stimme. Auf die Bemerkung über die Tracht Prügel geht sie nicht ein, aber sie steckt den Stein fort und als sie Theomer wieder anschaut ist immer noch eine Spur des Glitzerns in ihren Augen, daß so gar nicht zu ihrer unterwürfigen Haltung passen will.  
Tue, Oct 17th 2023 06:31

Jetzt kommt Theomer näher und beugt sich zu der abgerissenen Frau hinunter. Sein Kiefer mahlt, während er spricht und sein Bart wackelt angriffslustig. "Ich bin Theomer, kleine Wildkatze. Ich bin im Grunde ein recht verträglicher Mensch." Er hält seine rechte Pranke hoch. "Diese Schwielen habe ich, weil ich seit ich ein Kind war, Bierfässer durch Pelorn schleppe und man muss als Händler ein verträglicher Mensch sein, denn sonst kauft einem keiner was ab." Polternd zieht er einen Stuhl heran, schiebt ihn an den Tisch neben Mari und winkt Ruthard. "Jetzt setz dich und trink noch einen Becher, ich lade dich ein. Und wenn du nachher gehst, dann nickst du Ruthard einen Gruß zu, wie eine normale Kundin." Ruthard kommt und stellt einen Becher auf den Tisch. "Denn sonst muss ich annehmen, dass du mich beleidigt und bedroht hast. Und dann muss ich dir einen Arm ausreissen und dich mit dem blutigen Ende totprügeln." Er packt die verwirrte Frau an den Schultern und schiebt sie auf den Stuhl. Dann dreht er sich ohne ein weiteres Wort um und kehrt zur Theke zurück.
[Mari] Ohne Widerrede läßt sich Mari auf Stuhl drücken. Mit einer Tracht Prügel oder Schlimmeren hat sich gerechnet, aber das der Mann ihr statt dessen einen Becher Fusel spendiert verwirrt sie ziemlich. Außerdem könnte sie sich in den Hinter beißen vor Zorn, daß sie sich so gehen gelassen hat. Die Zwillinge mußten heute einen guten Tag haben, daß sie so glimpflich damit davon gekommen ist. Im Gegensatz zu dem was man vielleicht erwarten mochte, stürzt sie den Schnaps nicht gierig hinunter, sondern sitzt eine kleine Weile stumm da, den Becher in der Rechten. Ein paar Mal schaut sie zu Theomer und dann wieder zurück auf den Becher. Schließlich riskiert sie es und spricht ihn an. “Danke für den Schnaps! Bitte seid mir nicht böse, aber ich kann das jetzt nicht trinken!” sagt sie und Bitterkeit schwingt in ihrer Stimme. “Ich will euch wirklich nicht beleidigen, aber ich hab seit gestern in der Früh nichts gegessen und wenn ich das jetzt austrinke bin ich besoffen. Dort wo ich hin muß, kann man nicht im Rausch herumlaufen, wenn man am Leben hängt. Auch bei Tag nicht und als Frau schon gar nicht. Entschuldigt bitte.” Nach einem Moment des Schweigen sagt sie leise: “Darf ich jetzt gehen, Herr?”

Tue, Oct 17th 2023 10:01
Wed, Oct 18th 2023 09:15

Theomer seufzt und dreht sich wieder zu Mari um. "Du legst es wohl drauf an, mich neugierig zu machen?" Er wendet sich Ruthard zu, der mit den Schultern zuckt, hinter der Theke herumwerkelt und Theomer etwas reicht, das von seinem Rücken vor Maris Blicken verborgen wird. Er dreht sich um, kommt wieder an Maris Tisch und stellt einen Teller vor sie. Es ist nur Brot und etwas harter Käse, aber es ist Essen. Theomer setzt sich ihr gegenüber umgekehrt auf einen Stuhl, legt die Arme auf die Lehne und nickt ihr zu. "Na iss schon! Mich störts nicht, wenn du mit vollem Mund redest und du hast mich schon so viel gekostet, dass es dir wenigstens deine Geschichte wert sein sollte!"
Wed, Oct 18th 2023 12:19

[Mari] “Nein.”: antwortet Mari. “Tu ich nicht. Ich will nur gehen, mehr nicht.” Ihre Augen werden groß, als Theomer mit dem Telle zurückkommt und ihn ihr hinstellt hinstellt. Sie schaut das Brot an als könnte sie gar nicht glauben was sie sieht. Langsam streckt sie eine Hand aus und nimmt das Brot. Sie riecht andächtig daran bevor sie ein kleines Stück abbricht und in den Mund steckt. Sie kaut so langsam und genüßlich darauf herum, als hätte sie ein Stück gebratenes Rindfleisch im Mund. Wieder werden ihre Augen feucht. Diesmal aber ist es keine Wut, die ihr eine Träne über die Wange rinnen läßt. “Ich weiß gar nicht wie lange ich schon kein Brot mehr gegessen habe.”: sagt sie mit gepresster Stimme als müßte sie weitere Tränen unterdrücken. Sie schaut Theomer an: “Danke, Herr!”: sagt sie schlicht aber aus dem Herzen kommend. Sie ißt noch einen Bissen mit etwas Käse. “Ihr macht ein schlechtes Geschäft, Herr.”: sagt sie leise. “Meine Geschichte ist keinen Schluck Schnaps wert, und auf gar keinen Fall einen Teller voller Essen.” Sie unterbricht sich und ißt bedächtig noch ein Stück Brot. “Ich war eine Kellerratte und jetzt bin ich keine mehr und wenn man einmal am Stadtrand in den Ruinenfeldern gelandet ist, dann muß man immer wieder dorthin zurück. Niemand will etwas mit einer wie mir zu tun haben.”: sagt sie und spült einen Bissen mit einem Schluck Schnaps hinunter. “Ich komm drei, vier Mal im Jahr hier her, wenn ich genug für einen Becher zusammen gekratzt habe. Der Wirt schaut mich zwar mit einem Naserümpfen an, aber er verjagt mich nicht und ich brauch mich für zwei, drei Stunden nicht zu fürchten. Ich hab Angst gehabt schlecht aufzufallen, deshalb wollt ich still und leise raus. ” Mit dem letzten Stück Brot wischt sie ein paar Bröseln des Käses aus dem Teller. “Klingt sicher komisch für euch, aber die paar Stunden hier bedeuten mir was, die will ich mir nicht vermasseln.”
Thu, Oct 19th 2023 05:57

"Eine Kellerratte, hm?" Theomer zupft an seinem Bart und überlegt. Er weiss natürlich, wer die Kellerratten sind, aber er bekommt nur selten welche zu Gesicht, vor allem nicht so weit weg von ihrem üblichen Territorium. Und für gewöhnlich waren sie nicht allein. Das erklärt zumindest, warum Mari so abgerissen aussieht. "Was meinst du damit, dass du wieder zurück musst? Ist das so eine Art Gesetz bei euch?" Er beugt sich etwas vor und senkt die Stimme. "Ich könnte jemanden wie dich vielleicht brauchen. Zumindest, wenn du normalerweise unauffälliger bist als vorhin und nicht über deine Füße stolperst." Er grinst. "Ich kann dir nicht viel zahlen, eigentlich fast nichts, aber es reicht für ein Dach über dem Kopf, ein Stück Brot und einen Platz zum Schlafen... Vorausgesetzt, dir macht ein bisschen Gefahr nichts aus?" Er beobachtet Mari und zupft an seinem Bart.
Fri, Oct 20th 2023 12:08

“Ich bin eine Ausgestoßene. Wenn mich eine der Suchergruppen auf ihrem Gebiet findet, schlagen sie mich tot und aus besseren Gegenden werde ich verjagt. Also bleiben mir nur die Ruinenfelder.”:antwortet sie scheinbar ungerührt. Zuerst ist es Unglauben, dann Mißtrauen in das sich verzweifelte Hoffnung mischt, die sich auf ihrem Gesicht abzeichen als Theomer von Arbeit und einem Dach über dem Kopf redet. “Da meint ihr doch nicht ernst, oder?”Sie schaut ihn aus dunklen Augen so intensiv an als wollte sie ihn mit ihrem Blick durchbohren Aber dann sprudelen die Worte nur so aus ihr heraus. “Gefahr? Ich riskiere jeden Tag Kopf und Kragen für dünne Wassergrüze wenn’s hoch kommt. Ich hab keine Angst und ich kann mich benehmen. Ihr braucht keine Angst haben, daß ich unangenehm auffalle, wenn ich mich waschen kann und ihr mir etwas Anderes zum Anziehen besorgt als die dreckigen Fetzen in die ich anhabe. Ich…” Plötzlich zeigt sich wieder tiefes Mißtrauen auf ihrem Gesicht. “Was soll das überhaupt für eine Arbeit sein?”: fragt sie mit Zweifeln in ihrer Stimme. Sie hat genug böse Geschichten über arme Frauen gehört, die mit Arbeit und Löhn geködert wurden, nur um in irgendeinem Keller von ein paar Perversen gefoltert und vergewaltigt zu werden und dann mit durchschnittener Kehle im Fluß zu landen.
Fri, Oct 20th 2023 11:23

"Das mit dem Anziehen sollte kein Problem sein. Du kriegst was von meiner Schwester, es ist nichts Besonderes, aber besser, als das, was du jetzt trägst. Und waschen...", er zuckt mit den Schultern. "Immerhin haben wir sauberes Wasser und wenn du Glück hast, ist es auch noch warm." Er beugt sich wieder vor und hält einen Finger hoch. "Was ich von dir möchte ist erstens: Finde raus, wo Stafan sich normalerweise rumtreibt. Wo hält er sich tagsüber auf und wo wohnt er? Wieviele Männer hat er und wo wohnen die? Je mehr du rauskriegst, desto besser." Er hält einen zweiten Finger hoch. "Zweitens: Finde raus, ob die Tochter von Fram dem Töpfer noch lebt. Stafan hat ihn umgebracht und seine Leute haben sie übel zugerichtet, aber vielleicht lebt sie noch und versteckt sich irgendwo. Du musst nichts weiter tun, als das rauszufinden. Du musst nicht mal mit ihr reden. Sag mir nur, ob sie noch lebt und wenn ja, wo sie ist." Er kratzt sich nachdenklich am Bart, dann hält er einen dritten Finger hoch. "Die dritte Aufgabe stelle ich dir frei. Ich könnte morgen abend noch Hilfe in der Mehras gebrauchen. Gner meinte, ich könnte dort mein Bier verkaufen, aber ich selbst werde zu tun haben. Meine Schwester wird die meiste Arbeit tun, wenn ich das Luder finde. Aber vier Hände können mehr ausschenken, als zwei, daher..." er breitet die Hände vor Mari aus. "Aber ich weiß nicht, ob du dich in der Mehras überhaupt blicken lassen kannst, es ist deine Enscheidung." Er blickt Mari geradeaus und und kneift die Augen zusammen. "Also? Interesse?"
Fri, Oct 20th 2023 11:16

[Mari] Immer noch ringen Hoffnung und Mißtrauen miteinander, als Mari genau zuhört was Theomer sagt. Sie antwortet nicht gleich. Es hört sich vernünftig an, was ihr da angeboten wird und es ist eine Chance, auf die sie nicht zu hoffen gewagt hat. Sie riskiert jeden Tag auf den Ruinenfeldern ihr Leben und sie hat kein schlechtes Gefühl in der Nähe Theomers. Sie hat gelernt auf ihre Eingebung zu hören und das gibt schließlich den Ausschlag. “Ich steck bis zum Hals in der Scheiße und ihr streckt mir die Hand hin. Ich müßte völlig verblödet sein euer Angebot auszuschlagen. Ich bin mit allem einverstanden. Ich helfe euch auch beim Bierverkaufen, was immer ihr wollt, ihr braucht es nur zu sagen. Aber…” Fur einen Moment sucht sie nach Worten. “Ich brauche noch zwei Sachen, bevor ich anfange. Ich will’s nicht geschenkt, nicht das ihr mich falsch versteht. Ihr braucht mir nichts zu zahlen, bis ich es abgearbeitet habe. Ich will ein Messer und einen kleinen Krug billigen Öls. Geht das?” Sie schaut ihn fragend und voll Hoffnung an.
Sun, Oct 22nd 2023 02:14

Theomer lehnt sich zurück und runzelt die Stirn. Das sind wirklich seltsame Wünsche, aber was weiß er schon von den Gebräuchen und Traditionen der Kellerratten? "Naja... das ließe sich machen. Aber nicht hier, du musst zu mir nach Hause kommen." Er überlegt kurz. "Normalerweise würde ich dich einfach auf dem Kahn mitnehmen, aber da könnten alle dich sehen - auch Stafan, wenn wir Pech haben. Ich schätze, du wirst zu Fuß kommen müssen, aber die Brauerei ist nicht schwer zu finden: Auf dieser Seite des Olifern in Sichtweite der Metronismauer. Es riecht nach Hopfen, du wirst es kaum verfehlen können. Ein neues Kleid oder vielleicht etwas Praktischeres finden wir dort auch für dich." Er steht auf und zwinkert Mari zu. "Ich muss jetzt zurück und noch einige Vorbereitungen für morgen treffen. Ich erwarte dich dann in der Brauerei." Mit diesen Worten wendet er sich um und ruft Ruthard einen Gruß zu. Dann verlässt er den Lachenden Zwilling. 
Sun, Oct 22nd 2023 11:48

[Mari] Stumm dankt Mari der Behüterin für ihre Gnade und bittet sie gleichzeitig im Gedanken ihre Hand weiter über sie zu halten. Ganz ist sie noch nicht überzeugt, daß sie nicht in eine Falle gelockt wird. Das der Mann nicht mit ihr gesehen werden wollte, erscheint logisch, bei dem was sie vor hatten. Aber sie nimmt sich vor sich genau umzusehen, bevor sie sich in die Höhle des Löwen wagt. Sie nickt zustimmen. “Vielen Dank. Ich werde die Brauerei finden, keine Angst.” Bevor sie aufsteht versucht sie mit wenig Erfolg die Strohsandale, die am Zerfallen ist, soweit zusammen zu knüpfen, daß sie den Fußmarsch übersteht, der vor ihr liegt. Dann verabschiedet sie sich und verläßt die Schenke.