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Tue, Oct 1st 2024 06:30   Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:52

[Tag 18, Vormittags] Ein nicht ganz freundlicher Plausch

Astrid ist die ganze Nacht allein gewesen. Wohl ist sie an den Pfahl gefesselt, ansonsten wurde ihr kein Leid zugefügt. Trotzdem ist die Nacht wohl lang gewesen, insbesondere da sie ja keine Ahnung hat, was am nächsten Tag wohl auf sie zukommt.   Nun, das erste, das wohl auf sie zukommt, ist Marigar, und zwar in Begleitung von zwei Jägern. Nach dem üblichen Klicken an der Tür, als das schwere Schloss aufgesperrt wird, erscheinen die doch imposanten Erscheinungen. Marigar scheint wohl der jüngste der drei zu sein, und doch wirkt es so, als hätte er das Kommando. Langes schwarzes Haar, zusammen mit einem gestutzten und für einen Jäger außerordentlich gepflegten Bart umrahmen ein ebenmäßiges und einigermaßen schönes Gesicht, aus dem tiefdunkle Augen blitzen. Das Gesicht selbst ist untätowiert, doch weisen ihn doch die üblichen Schlangen am Hals eindeutig als Jäger aus. Marigar bleibt wortlos vor Astrid stehen, während die zwei Jäger um den Pfosten herumgehen und die Fesseln lösen. Im nächsten Moment haben sie die junge Frau jedoch schon an den Armen gepackt.   “Mitkommen!”   Marigars Befehl lässt wohl schon an sich wenig Widerspruch zu, doch auch hätte Astrid sich dagegen auflehnen wollen, wird ihr doch leicht einleuchten, dass, wenn sie sich wehren wollte, es für die Jäger an ihrer Seite ein Leichtes wäre, sie einfach hochzuheben und zu tragen. Nun denn, der Spaziergang ist nicht sehr lang, es geht gerade aus dem Raum hinaus, über die Toreinfahrt und fast gegenüber durch ein Tor in einen großen Raum. Die gestampfte Erde ist an verschiedenen Stellen durch altes Blut dunkel gefärbt. Es riecht leicht nach Blut, nach Exkrementen, Gerüche, die aus dem Erdboden wohl trotz wohlgemeinter Putzversuche nicht vollends zu entfernen sind. Die Jäger lassen Astrid nun los.   “Ausziehen!” sagt Marigar kalt. Und wieder ist es ein Befehl, der wohl wenig Widerspruch verträgt.
Tue, Oct 1st 2024 06:31

Zeitgleich, und ein Stockwerk tiefer, ist es Lisina, die nun ebenfalls Besuch bekommt. Sie war nicht an einen Pfosten gefunden, doch auch ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt geblieben. Das Loch, in dem sie die Nacht verbracht hat, ist kalt und feucht, stickig und muffig und absolut dunkel. Und in dieser Dunkelheit wäre ein Fesseln an einen Pfosten wohl vergebens gewesen - und dies wird Lisina wohl bemerkt haben, spätestens nachdem sie einige Male gegen eine der gemauerten Säulen oder eine Wand gelaufen ist. Und so wird wie bald die Orientierung und das Zeitgefühl verloren haben.   Lisina hört zunächst Schritte, die die Treppe nach unten kommen. Das Geräusch des Schlüssels vernimmt auch sie, das Öffnen der Türe lässt nur wenig Licht in den Raum. Ein Jäger entzündet eine Lampe. Sie hat es mit Condir und vier Jägern zu tun. Condir spricht kein Wort, kein Befehl kommt über die Lippen. Stattdessen kommt er auf Lisina zu und gibt ihr einen gesalzenen Faustschlag in die Lebergegend. Dann legt er ihr einen engen Knebel an. Die Kette wird an ihrem Sklavenkragen befestigt, dann zieht Condir ordentlich daran. Und so wird Lisina mehr nach oben geschleift als begleitet, bis auch sie den großen Raum erreichen, in den auch Astrid gebracht wurde.
Tue, Oct 1st 2024 10:09

Astrid steht, trotz der Strapazen der Nacht, aufrecht. Ihr Körper schmerzt von der Zeit, die sie an den Pfahl gefesselt war, aber ihr Geist ist wachsam. Ihre Augen mustern Marigar und die Jäger, als sie in den neuen Raum gebracht wird. Sie registriert jede Einzelheit – den Geruch, das getrocknete Blut auf dem Boden, die dunkle, beunruhigende Atmosphäre. Es wird ihr klar, dass sie hier nicht einfach so entlassen wird.   Marigars Befehl lässt keinen Spielraum für Diskussionen, und doch kämpft Astrid innerlich gegen den Drang, sich sofort zu fügen. Sie fühlt die Machtlosigkeit in dieser Situation, doch auch eine stille Entschlossenheit breitet sich in ihr aus. Astrid hat in der Vergangenheit viele harte Momente überstanden – als Tagelöhnerin am Hafen, als Kellnerin in Ruthards Gaststätte – und sie weiß, dass es Momente gibt, in denen man nachgeben muss, um später wieder kämpfen zu können.   Langsam hebt sie die Hände, zögert einen Augenblick, bevor sie damit beginnt, ihren Anweisungen Folge zu leisten. Ihre Bewegungen sind langsam und kontrolliert, nicht aus Scham, sondern weil sie jede Sekunde braucht, um ihre Gedanken zu ordnen und ihren nächsten Schritt zu planen. Sie weiß nicht, was als Nächstes kommt, aber sie wird vorbereitet sein, egal, was passiert.
Tue, Oct 1st 2024 11:30

Schweigend sehen die Jäger zu, wie Astrid sich entkleidet. Wohl mustern sie die junge Frau - und es gäbe ja auch nichts, wofür diese sich schämen müsste. Doch ist wenig Wollust in ihren Augen. Zu oft haben sie dieser Szenerie beigewohnt, zu oft mussten sie danach Teile der malträtierten Körper aufsammeln, zu oft ein blutiges, geschundenes Etwas irgendwo gut sichtbar drappieren. Und so machen sie sich wenig aus der Schönheit ihrer Klienten, denn diese ist bei ihrer Arbeit allzu vergänglich. Wortlos gehen sie danach auch auf sie zu, binden ihre Arme vor dem Körper zusammen. Das Seilende wird über den Balken geworfen, und dann ziehen sie daran, so lange, bis Astrid gerade noch stehen kann, ohne auf die Zehenspitzen zu wechseln. Das Tau wird nun verknotet. Und nun stehen sie wieder da, schauen Astrid an, ausdruckslos, und warten.
Tue, Oct 1st 2024 03:10   Edited on Tue, Oct 1st 2024 03:10

Im letzten Augenblick sieht Lisina den Schlag kommen, spannt ihre Bauchmuskeln und schafft es noch sich ein wenig zu drehen, sodaß der Schlag Condirs nicht voll trifft. Trotzdem krümmt sich Lisina vor Schmerz und kann es nicht verhindern, daß man ihr den Knebel in den Mund zwängt. Sie macht es Condir auch nicht leicht, sie die Treppe hinaufzuzerren. Einmal tritt sie sogar nach ihm. Als sie in den Raum gezerrt wird, weiß sie, was es geschlagen hat und wehrt sich so heftig wie sie kann, um nicht an den Balken gebunden zu werden. Aber ihre Möglichkeiten sind begrenzt und die Übermacht überwältigend.      
Tue, Oct 1st 2024 05:24   Edited on Wed, Oct 2nd 2024 11:50

Lange hängt Astrid nicht an ihrem Balken, als weitere Jäger eine weitere Frau in den Raum schleifen. Die Jäger haben ordentlich zu tun, sie zu bändigen. Sie stemmt sich gegen die Kette, die an einem Sklavenkragen an ihrem Hals befestigt ist. Sie versucht, Haken zu schlagen, sich irgendwie loszureißen. Aber die Jäger sind einen guten Kopf größer und wohl fast doppelt so schwer. Insbesondere der bärtige Hüne, der ihr Anführer zu sein scheint, ist eine absolute Ausnahmeerscheinung, und wenn jemand sagen würde, er könnte einen Ochsen niederringen, man wäre wohl geneigt diesem Jemanden Glauben zu schenken.   Astrid wird in der Frau wohl die nackte Blonde erkennen, die in dem Raum angekettet war, in den sie am Vorabend gebracht wurde, die Frau, die dann alsbald fortgeführt worden ist. Nur ist ihr Körper nun von Striemen übersäht, und da, wo am Vortag noch ein langer Zopf die Haarpracht vollendet hat, sind nur mehr einige blutige Strähnen zu sehen. Auf der Stirn schließlich prangt eine frische Brandwunde, kreisrund, von der Größe des Fingernagels an einem kleinen Finger. Haben die Jäger nun schon zu tun gehabt, sie zum Raum zu bringen, so gebärdet sie sich nun noch wilder, als es darum geht, durch den Raum zu marschieren. Die Energie, die sie trotz ihrer am Rücken gefesselten Hände dabei aufbringt, ist auf jeden Fall bemerkenswert.   Schließlich scheint es dem Anführer, den die Mitglieder des Hauses gemeinhin Condir nennen, aber zu bunt zu werden. Er nimmt ein starkes Tau, steckt es durch die am Rücken gebundenen Hände, wirft es über einen Balken und zieht so fest daran, dass die Frau auf die Zehenspitzen geht, bevor er es anbindet. Wer nun schon einmal das zweifelhafte Glück hatte, mit dermaßen verdrehten Armen irgendwo zu hängen, der kann sich wohl vorstellen, in welch peinlicher Lage sich die Frau nun befindet. Doch zu allem Überfluss nimmt er nun einen kräftigen Stecken, ungefähr armdick, und schlägt damit drei oder vier Mal ordentlich gegen den Bauch der Blonden.   “Wirst du nun wohl Ruhe geben und dich ordentlich aufhängen lassen, du vermaleidetes Miststück?” herrscht er sie an. “Sonst ziehe ich dich vollends auf und hänge dir Steine an die Beine, bis dir die Arme ausreißen!”
Wed, Oct 2nd 2024 12:34

In dem Moment als ihre Arme gewaltsam nach hinten gerissen werden, hört Lisina auf sich zu wehren. Sie weiß, was jetzt kommen wird und spart sich ihre Kräfte. Wieder spannt sie ihre Muskeln, als sie sieht, wie Condir nach Stock greift. Die ersten beiden Male kann sie die Wucht dadurch dämpfen, aber der nächste Schlag treibt ihr die Luft aus den Lungen und den letzten Schlag muß sie voll nehmen. Instinktiv krümmt sie sich und der Schmerz in ihren Armen und Schultern wird stärker. Sie beißt die Zähne zusammen und richtet sich wieder auf. Lisina weiß, daß dies erst ein kleiner Auftakt ist und konzentriert sich auf ihren Atem und drängt den Schmerz in den Hintergrund. Eine Zeit lang wird ihr das auch weiter gelingen, denn sie mußte schon als Kind lernen, Schmerzen wegzustecken und zu ertragen. Doch sie macht sich keine Illusionen, das was sie hier erwartet, wird mit Sicherheit darüber hinaus gehen. Aber sie wird sich von diesen tätowierten Affen nicht brechen lassen. Niemals!    
Wed, Oct 2nd 2024 01:16

Astrid beobachtet die Szene mit einem Kloß im Hals. Die Schreie der Frau, die verzweifelte Wildheit, mit der sie sich gegen ihre Peiniger stemmt, lassen ihr Blut in den Adern gefrieren. Sie erkennt die Blonde wieder – dieselbe Frau, die am Vorabend so stoisch in dem Raum angekettet war. Doch jetzt ist sie kaum mehr wiederzuerkennen. Die Striemen, die Brandwunde auf ihrer Stirn und das fehlende Haar sprechen von Grausamkeit und Gewalt, die Astrid nur erahnen kann.   Astrid versucht, sich zu beherrschen, doch der Anblick der brutalen Bestrafung löst in ihr etwas aus. Sie hat in ihrem Leben viel gesehen und durchgemacht, aber diese rohe Gewalt ist anders. Es ist sinnlos, grausam, und vor allem – es ist ein Spiel der Macht. Der Mann, den die Jäger Condir nennen, scheint Gefallen daran zu finden, seine Überlegenheit zur Schau zu stellen, und der Anblick der Frau, wie sie in den Seilen hängt, treibt Astrid die Tränen in die Augen.   Doch trotz der Angst und des Entsetzens wächst in Astrid auch eine andere Emotion: Wut. Eine glühende, unbezähmbare Wut auf diese Männer, auf Condir, auf die ganze Situation. Sie spürt, wie sich ihre Fäuste unwillkürlich ballen, während sie weiter zusieht, wie der massive Anführer der Jäger die Blonde mit dem Stock bearbeitet. Mit jedem Schlag verstärkt sich das Gefühl, dass sie sich das nicht länger gefallen lassen kann – nicht nur wegen der anderen Frau, sondern auch für sich selbst. Sie muss einen Weg finden, aus dieser Hölle zu entkommen. Doch vorerst bleibt ihr nur, die Zähne zusammenzubeißen und sich nicht anmerken zu lassen, was in ihrem Inneren vorgeht. In einer solchen Situation war es immer ihr Vorteil, ihre Gefühle zu verbergen, und auch jetzt wird sie sich nicht von ihnen überwältigen lassen.   Astrid spürt, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt. Trotz der Angst und der Unsicherheit, die sie erdrücken, kann sie nicht einfach zusehen, wie die blonde Frau weiter gequält wird. Ihr Verstand schreit ihr zu, sich rauszuhalten, zu schweigen, doch etwas in ihr drängt sie, etwas zu tun. Sie hat immer dafür gekämpft, nicht hilflos zu sein, und heute ist keine Ausnahme. Mit fester Stimme, die jedoch ein wenig zittert, ruft Astrid schließlich:   „Meine Fresse was seid ihr doch nur für Weicheier. Ich hätte mehr von Euch erwartet. Diese Frau ist schon total am Ende und ihr lässt nicht von ihr ab. Scheinbar seid ihr einfach nur zu feige es zu beenden. Wie kann man nur so herzlos sein. Sie ist doch eine Frau. Lasst sie gehen Ihr Schweine“  
Wed, Oct 2nd 2024 01:59

In diesem Moment betritt die Dargha den Raum. Wenig ist zu sehen von der freundlichen Person, die Astrid am Vortag auf dem Platz gesehen hat. Ja, sogar die Dargha vom Abend zuvor hatte ein geradezu liebenswürdiges Auftreten im Vergleich zu dem, das sie nun erkennt. Sie hat den Mantel an, aus dem eine ganze Reihe von Messergriffen hervorschauen, und ihr Gesichtsausdruck ist von einer Eiseskälte, der seinesgleichen sucht. Sie kommt also herein und geht schnurstracks zu Astrid. Sie packt sie am Kinn, den Daumen auf einer Wange, die restlichen Finger auf der anderen.   “Du solltest dir weniger Sorgen machen, was mit diesem verfickten Dreckstück passiert,” zischt sie sie an, “als vielmehr, was ich mit dir machen werde, wenn du mir nicht endlich Antworten lieferst.”   Sie lässt das Gesicht wieder los und tätschelt mit der Linken ihre rechte Wange. Es ist kein zärtliches Tätscheln, ja, es ist wohl schmerzhaft, aber bei weitem nicht so stark, als dass eine Lippe platzen würde. Sie dreht sich um, geht zurück zur Tür und nimmt einen Sack, den sie zwischen den beiden Frauen auf dem Boden abstellt. Dann wendet sie sich wieder an Astrid.   “Hier drin,” erklärt sie dann ebenso kalt, “habe ich eine Menge Hilfsmittel, die dir die Antworten erleichtern werden. Aber mach dir keine Sorgen, bevor ich eines verwende, werde ich dir zeigen, wie man es benutzt, und deshalb hängt dieses nutzlose Stück Fleisch dort, vor dem sämtliche Ratten der Stadt angeekelt kehrt machen. Antworte, und du wirst dir große Schmerzen ersparen, und du wirst sie für sie hinauszögern. Wobei…”   Saya hält inne. Mit der Linken nimmt sie eine Peitsche heraus, schaut sie einen kleinen Moment lang an, dann fährt sie herum und lässt das Ende aus guter Entferung und somit ordentlicher Geschwindigkeit auf den Oberköprer Lisinas knallen. Sie wendet sich wieder zu Astrid.   “Also,” fährt sie fort, “wer hat dir die Flausen in den Kopf gesetzt, dass ich dich bei den Ratten einschleusen könnte?”
Wed, Oct 2nd 2024 06:26

Als die Peitschenschnur Lisinas Oberkörper trifft, öffnet sich die Türe und Mari kommt in den Raum. Sie trägt einen einfachen Arbeitskittel und Sandalen, aber um ihre Hüften hat sie den Dolch geschnallt, den ihr Saya geschenkt hat. Sie trägt eine große Kerze und einen kleinen Beutel bei sich, der wohl Feuerstein und Eisen enthält. Mari nickt Condir und Marigar zu, Astrid streift sie nur mit einem Seitenblick. Als ihr Blick auf Lisina fällt, zeigt sich Abscheu und vor allem unverholener Haß auf ihrem Gesicht. Sie hält sich im Hintergrund und sagt auch nichts, nur der Blick ihrer dunklen Augen, in denen es bedrohlich glitzert, scheint die nach vorn gebeugte Lisina durchbohren zu wollen.      
Thu, Oct 3rd 2024 03:06

Lisina zuckt zwar zusammen, als sie der Peitschenhieb trifft, gibt aber unter ihrem Knebel keinen Laut von sich. Sie hört, daß jemand den Raum betritt, sieht aber in ihrer vorgebeugten Position, die ein wenig Druck von ihren Schultern nimmt, nur die Füße. Das martialische Geschwafel der Tätowierten kümmert sie nicht und noch weniger ihre Mitgefangene, doch als die Imerianutte etwas von Kellerratten und einschleusen sagt, dreht sie den Kopf, um etwas zu sehen. In dem Moment sieht sie Marissa nicht weit von der Türe stehen und ihre Blicke treffen sich. Die beiden so ungleichen Frauen, eine blond, durchtrainiert und selbst in diesem Zustand noch begehrenswert, die andere dunkelhaarig und mager, immer noch gezeichnet von den Jahren der Entbehrungen, messen einander und der Haß der Beiden aufeinander ist so intensiv, daß es niemand in diesem Folterraum verborgen bleiben kann. Lisina hofft, daß ihr abfälliges Grinsen mit ihrem Knebel noch erkennbar ist, dann läßt sie den Kopf sinken und hört jetzt aufmerksam dem Verhör zu, während sie die Neuigkeit einzuordnen sucht und darüber nachdenkt, wie und ob sie dieses Wissen verwenden könnte.      
Fri, Oct 4th 2024 08:22

Astrid zuckt zusammen, als die Dargha den Raum betritt. Die Luft scheint augenblicklich kälter zu werden, als sie die Frau erkennt, die sie noch vor kurzem in einer ganz anderen Rolle gesehen hatte. Das vertraute Gesicht der Frau, das auf dem Platz freundlich und einladend wirkte, ist jetzt von einer unheimlichen Kälte durchdrungen. Astrid spürt, wie ihr Magen sich zusammenzieht, als die Dargha ohne Zögern direkt auf sie zukommt.   Als die Dargha Astrids Kinn packt, presst sie unwillkürlich die Lippen zusammen, doch ihr Blick bleibt trotzig. Die Worte der Dargha sind scharf und drohend, und der Schmerz, der mit dem Griff einhergeht, ist ein Vorbote dessen, was noch kommen könnte. Astrid versucht, sich nicht einschüchtern zu lassen, aber die Präsenz der Frau, ihr eiskalter Ausdruck und die düsteren Worte lassen ihr Herz schneller schlagen.   Der Sack, den die Dargha vor ihr abstellt, wirkt bedrohlich. Astrid kann sich leicht vorstellen, was für „Hilfsmittel“ darin enthalten sind. Doch als die Peitsche das erste Mal auf den Körper der blonden Frau, Lisina, trifft, fühlt Astrid, wie eine Welle von Wut und Verzweiflung in ihr aufsteigt. Der Schmerz, den Lisina erträgt, ist fast unerträglich anzusehen. Die Drohung, dass ihre eigenen Antworten das Leid der anderen hinauszögern könnten, zerrt an ihrem Willen.   Astrid weiß, dass sie jetzt besonders vorsichtig sein muss. Sie hat sich in eine gefährliche Lage manövriert, und die Dargha wird keine Gnade zeigen, wenn sie die falsche Antwort gibt. Doch gleichzeitig kann sie nicht zulassen, dass Lisina weiterhin gequält wird – und sie weiß, dass sie selbst bald dasselbe Schicksal ereilen könnte.   „Mein Bruder natürlich. “, beginnt sie, ihre Stimme fest, obwohl ihre Nerven zum Zerreißen gespannt sind. „Ich dachte nur… ich könnte nützlich sein. Es war meine Idee, mich bei den Ratten zu bewerben. Mein Bruder sagte die Ratten, Imeria alles das Gleiche.“
Fri, Oct 4th 2024 09:31

Saya sieht Astrid an. Ihre Augen verengen sich, es blitzt geradezu daraus hervor. Wut ist in ihrem Blick, vermischt vielleicht mit einem kleinen Anteil einer Überraschung, mit der man wohl lieber nicht bedacht worden wäre. Dann wendet Saya sich ab. Wieder schnalzt die Peitsche, dieses Mal auf Astrids Rücken. Sie hat den Hieb wohl halbherzig ausgeführt, trotzdem hinterlässt er einen roten Striemen auf ihrem Körper, ein Striemen, der jedoch am nächsten Tag kaum mehr zu sehen sein wird. Nur da, wo die Spitze seitlich an ihrem Bauch zurückschnellt, wird wohl das Mal etwas länger bleiben.   Saya stellt sich wieder vor Astrid hin.   “Imeria und Ratten sind das Gleiche?” fragt sie sie mit einem eindeutig ironischen Unterton. “Ich bin Imeria, das Gewürm dort ist eine Ratte.”   Sie macht einige Schritte auf Lisina zu. Freilich, die Peitsche wird meist auf dem Rücken eingesetzt, doch durch die unkonventionelle Art, in der Lisina aufgezogen wurde - und die ja zu einem guten Teil durch ihren eigenen Widerstand zustande gekommen ist - wären Peitschenhiebe auf den Rücken wenig effektiv. Saya schlägt zu. Sie muss mit der Linken schlagen, für Lisina sicher kein Nachteil, und doch gelingt es ihr auch mit der Linken, die Peitsche durchzuziehen. Zehn oder zwölf, vielleicht auch fünfzehn Mal knallt die Peitsche in Abständen von wenig mehr höchstens zwei Sekunden gegen ihre Brust, ihren Bauch, ihre Oberschenkel, und die Striemen, die sie bei Lisina hinterlassen, sind anderer Natur. Dann lässt Saya die Peitsche sinken und dreht sich wieder zu Astrid um.   “Du hast lange genug im Zwilling gearbeitet, um zu wissen, dass Imeria Imeria ist und dass Ratten Ratten sind,” fährt sie sie an. “Also, zweiter Versuch: Wer hat dir die Flausen in den Kopf gesetzt, dass ich dich bei den Ratten einschleusen könnte?”   Sie wirft die Peitsche auf den Sack zurück und zieht eine Kneifzange hervor.
Fri, Oct 4th 2024 12:23

Als der erste Schlag der Peitsche Astrids Rücken trifft, durchzuckt sie ein Schmerz, den sie noch nie zuvor in ihrem Leben gespürt hat. Instinktiv schreit sie auf, ein Schrei, der den ganzen Raum durchdringt, voller Qual und Entsetzen. Der brennende Schmerz zieht sich wie Feuer über ihre Haut, und obwohl der Hieb nicht voll ausgeführt war, fühlt er sich für sie, die das noch nie erlebt hat, unerträglich an. Ihre Knie zittern, und für einen Moment droht sie unter der Wucht des Schmerzes zusammenzubrechen. Doch Astrid beißt die Zähne zusammen und zwingt sich, stehen zu bleiben. Sie würde nicht aufgeben.   Mit tränenden Augen, die sowohl von Schmerz als auch von Wut glänzen, starrt sie Saya an. „Niemand hat mir das eingeredet“, presst sie mit zitternder Stimme hervor, ihr Atem schwer und unregelmäßig. „Ich komme aus diesem verkackten Thornhoff-Gebiet, wo sie Imeria und die Ratten unter einen Kamm scheren...“ Sie hält inne, spürt, wie Sayas Augen auf ihr ruhen, kalt und durchdringend. „Aber das war nicht ich, die das behauptet hat.“ Sie zögert, aber nur kurz, bevor sie weiterspricht. „Das war mein Bruder.“   Astrid weiß, dass sie mit diesen Worten möglicherweise einen tiefen Graben zieht, doch sie hat keine Wahl. Sie muss etwas sagen, um Saya zu überzeugen, dass sie die Wahrheit spricht, auch wenn es auf Kosten ihrer Beziehung zu Leif geht.   Sie wirft einen flüchtigen Blick zu Lisina, der Frau, die weiterhin unter den brutalen Schlägen leidet. Die Striemen auf ihrem Körper, die blutigen Flecken auf ihrer Haut – Astrid kann das kaum mit ansehen. Sie schüttelt den Kopf, ihr Herz zieht sich vor Mitgefühl und Verzweiflung zusammen. Sie weiß, dass die Situation aussichtslos ist, doch sie kann nicht einfach tatenlos zusehen.   „Bitte...“, flüstert sie schließlich, ihre Stimme bricht fast. „Bitte, lasst sie in Ruhe. Sie hat nichts damit zu tun.“ Astrid hebt den Kopf und sieht Saya direkt in die Augen, Tränen laufen ihr über die Wangen, doch sie versucht, nicht zu schluchzen. „Bestraf mich, wenn du musst... aber sie... sie ist unschuldig. Bitte.“ Sie fleht um Lisinas Leben, nicht um ihr eigenes. Astrid scheint zu glauben, dass Lisina bestraft wird wenn Astrid nichts sagt. Das ist ähnliche Folter wie die Peitsche für Astrid  
Fri, Oct 4th 2024 12:57   Edited on Fri, Oct 4th 2024 01:00

Jedesmal wenn die Peitsch trifft, zuckt Lisina zusammen, doch wieder gibt sie keinen Laut von sich. Auch dann nicht, wenn ein Hieb ihre Brüste trifft, auf denen die Treffer noch mehr schmerzen als auf ihrem Bauch oder Oberschenkeln. Sie kann auch kaum ausweichen und gegen den Biß der Peitsche hilft es nicht viel, die Muskeln anzuspannen. So läßt sie es über sich ergehen und stellt sich dabei vor, was sie mit Saya und dann mit Marissa anstellen wird, wenn hier herauskommt. Das zaubert sogar ein bitterböses Lächeln auf ihr Gesicht.  
Fri, Oct 4th 2024 01:16

“Unschuldig?”   Saya schleudert das Wort mehr heraus, als dass sie es sagt. Sie lässt die Zange zurück in den Sack fallen, zieht ein Messer und geht bis vor Astrid hin.   “Hättest du die Schuld auf dich geladen, die sie auf sich geladen hat, weißt du, was ich dann jetzt machen würde?” fragt sie, nun wieder mit Eiseskälte in der Stimme.   Sie packt Astrid bei den Haaren, hebt das Messer in der rechten Hand und setzt es an ihrem Haaransatz an der Stirn an.   “Ich würde hier entlang schneiden," und die Messerspitze gleitet über die Haut, ritzt sie wohl auf, doch ist der Schnitt nicht tief, “dann würde ich das Messer unter die Haut bohren, und würde dir die Haut schön säuberlich abziehen. Ich würde es langsam machen, und immer wieder das zum Vorschein gekommene Fleisch schön weich klopfen. Aber ich darf es nicht. Ich darf nur etwas spielen mit ihr. Das richtige Leid, die echten Schmerzen, die stehen nicht mir zu, ihr zuzufügen.”   Sie lässt Astrid wieder los und dreht sich um. Ihre Augen treffen die Maris, verweilen einen Augenblick darin.   “Du bist zu mir gekommen, nicht dein Bruder,” fährt sie fort. “Und auch wir wissen, dass das Thornhoff-Gesocks um keinen Deut besser ist als die schlimmste Ratte, doch keinem einzigen hier würde einfallen, dass der Schinder-Arsch dich bei den Ratten einschleusen könnte.”   Sie geht zu dem Sack und greift nun doch wieder zur Peitsche, geht weiter zu Lisinia. Sie stellt wieder eine Frage, und zwischen jedem Wort trifft die Peitsche die blonde Rattenprinzessin.   “Wer - verbreitet - das - Gerücht - ich - könnte - jemanden - bei - den - Ratten - einschleusen?”   Saya fährt herum. “Und jetzt antworte weise, denn sonst wirst du ebenfalls die Peitsche kosten dürfen.”
Fri, Oct 4th 2024 01:39

Astrid spürt, wie sich ihre Kehle zuschnürt, als Saya weiter auf sie eindringt. Jeder Schritt, jedes Wort drückt die Luft mehr aus ihrem Brustkorb, und als Saya zum Messer greift, richten sich Astrids Augen starr auf Mari. Sie blickt sie lange und intensiv an, als würde sie in diesem Moment nach einer Antwort oder einem letzten Funken Mut suchen.   „Ich habe lange genug im Zwilling gearbeitet,“ beginnt Astrid schließlich, ihre Stimme leise, aber deutlich. „Ich habe einiges gesehen... und gehört.“ Sie spricht langsam, wählt ihre Worte mit Bedacht, während ihr Blick immer wieder zu Mari gleitet.   „Jeder weiß von der Liebesgeschichte zwischen Euch und dieser Frau da,“ fährt sie fort und sieht dabei, wie die Spannung im Raum zunimmt. „Es ist kein Geheimnis, dass ihr ein... besonderes Verhältnis hatten.“ Ihre Augen huschen kurz zu Lisina. Sie weiß, dass sie auf einem schmalen Grat wandert, aber sie hat keine Wahl. „Und Leif...“ Astrid atmet tief durch, spürt, wie ihre eigene Angst sie fast überwältigt, doch sie fährt fort: „Leif und Theomer sind oder eher waren die beste Freunde. Sie haben sich vertraut, mehr als sich die meisten jemals vertrauen würden.“   Dann wendet Astrid ihren Blick langsam wieder zurück zu Mari, mit einem Ausdruck, der sowohl Schmerz als auch Entschlossenheit zeigt. Ihre Worte hängen schwer im Raum, und sie weiß, dass sie jetzt nichts mehr zurücknehmen kann.
Fri, Oct 4th 2024 05:21   Edited on Fri, Oct 4th 2024 07:52

Als Saya Mari in die Augen schaut, ist für die Dauer von ein paar Herzschlägen der Ausdruck von Haß verschwunden, als ob er nie dagewesen wäre. Sie lächelt Saya liebevoll an. Doch noch immer schweigt sie und bleibt im Hintergrund und der Ausdruck grimmigen Haßes kehrt zurück in ihr Gesicht. Sie sieht zu als Saya Astrids Haut ritzt und ihr erklärt, was sie tun könnte. Es scheint ihr entweder nicht unter die Haut zu gehen oder sie nimmt nicht an, daß Saya ihre Drohungen wahr macht. Ruhig erwidert sie den Blick Astrids. Doch als Saya die Gefesselte nochmals peitscht, zeigt sich sogar ein Lächeln auf Maris Gesicht, während sie zusieht. Danach dreht sie sich wieder zu Astrid um, wohl neugierig, was die junge Frau nun zu sagen hat. Sie hört auch zu und für einen Augenblick huscht der Anflug eines Lächelns über ihr Gesicht.   "Theomer hat's gewußt.": bestätigt sie Saya. Dann macht sie ein, zwei Schritte auf Astrid zu. "Entweder hast du nicht genau zugehört, oder du bist ziemlich blöd', wenn du von deinem Bruder erfahren hast, daß ich einmal eine Ratte war und glaubst ich wär' dein Weg zu ihnen.": sagt Mari nicht unfreundlich und schiebt ihr Haar auf der linken Seite zurück, so daß ihr verstümmeltes Ohr deutlich sichtbar wird. "Sie haben mich vor Jahren ausgestoßen und mir das halbe Ohr abgeschnitten. Ich bin für die Ratten vogelfrei und mein Kopf ist ihnen einen hübschen Batzen Silber wert." Sie kommt noch näher an Astrid heran. So nahe, daß sie sich nur ein wenig vorbeugen müßte, um sie zu küssen und sieht ihr direkt in die Augen. "Ich bin die allerschlechteste Wahl für dich, wenn's um Ratten geht. Noch weit schlechter als der Geck!": sagt Mari und streicht ihr mit dem Zeigefinger sacht über die Lippen. "Ein guter Rat von mir, Mädchen. Steck deine hübsche Nase nicht in Sachen, von denen du nichts weißt. Sie könnte dir abgebissen werden. Ratte wird man nicht, als Ratte wird man geboren.": sagt sie mit einem knappen Lächeln. Für zwei, drei Herzschläge lang, sieht sie Astrid noch in die Augen, dann weicht sie zurück bis an Sayas Seite.      
Fri, Oct 4th 2024 05:33   Edited on Fri, Oct 4th 2024 05:34

Bis jetzt hat Lisina keinen Laut von sich gegeben, auch dann nicht, als sie nochmals von Saya ausgepeitscht wird. Bis jetzt ist ihr nicht ganz klar, ob es der Imerianutte darum geht, einen Namen aus der kleinen Dunkelhaarigen herauszuquetschen oder herauszufinden, was die Kleine über ihren Handel mit den beschissenen Traditionalisten weiß. Was es auch ist, als sie Maris Worte hört, wird ihr einiges klar und sie beschließt den Affen in die Suppe zu spucken, selbst wenn sie dafür halbtot geprügelt werden wird. So laut sie mit dem Knebel kann, beginnt Lisina zu schreien und als die Kleine, die ihr gegenüber festgebunden ist, zu ihr sieht, schüttelt sie wie wild den Kopf. Sie bringt unter dem Knebel nur unartikulierte Laute hervor, aber sie hofft, daß der Kleinen klar wird, daß sie ihr sagen will, daß sie angelogen wird.      
Fri, Oct 4th 2024 08:20

In dem Moment, in dem Lisina zu schreien beginnt, stürzt sich Saya zu dem Seil, das am Pfosten festgebunden ist. Sie fasst es mit der linken Hand und zieht kräftig daran, so dass Lisina die Arme hinten nach oben gerissen werden.   “Ich sagte, du sollst ruhig sein, du verficktes Stück Dreck!” zischt sie sie an.   Dann sieht sie zu Marigar, der am nächsten an dem Sack steht und hebt den rechten Fuß. Marigar und auch Condir verstehen sofort. Letzterer packt Lisinas rechtes Bein und reißt es in die Höhe. Wie in einem Schraubstock gespannt hält er es fest, während Marigar mit der Kneifzange zurückkommt, den Nagel der großen Zehe greift und die Zange dann langsam nach hinten biegt. Es dauert nicht lange, und das Blut tritt unter dem Nagel hervor, der schön langsam aus dem Nagelbett emporgehoben wird.   Saya schaut indes wieder zu Astrid. Sie muss nun fast schreien, um Lisina zu übertönen.   “So langsam beginnen mir deine Antworten schon besser zu gefallen,” ruft sie. “Aber erzähle nur weiter, was es mit Theomer und deinem Bruder so auf sich hat.”
Mon, Oct 7th 2024 07:39

Astrid schluckt schwer, als Mari ihren Finger über ihre Lippen streichen lässt, doch in ihrem Inneren kocht der Widerstand hoch. Der Schmerz, die Peitschenhiebe – all das nagt an ihren Kräften, aber noch nicht an ihrem Willen. Maris Worte hallen in ihrem Kopf wider, doch bevor sie antworten kann, fängt sie einen Blick von Lisina auf. Trotz der Qualen und der Schwäche in Lisinas Augen sieht sie den entschlossenen Ausdruck und das stumme Zeichen, das unmissverständlich ist: Mari lügt.   Astrid zögert nur einen Moment, bevor sie Lisina glaubt. Sie weiß, dass diese Frau keine Kraft mehr für Spiele hat. Lisina würde in ihrer Situation nicht lügen. Die Wahrheit, die sie in Lisinas Augen erkennt, gibt ihr neue Kraft – und einen Funken Hoffnung.   „Ich glaube dir nicht,“ sagt Astrid und wirft einen herausfordernden Blick auf die Frau vor ihr.   Astrid legt den Kopf leicht schief und wirft einen Blick auf Lisina. „Wenn es bei euch so familiär zugeht, dann gehört Lisina ja irgendwie zur Familie, oder?“ sagt sie scheinbar nachdenklich. „Und ich dachte immer, man geht anders mit der eigenen Familie um.“   Sie lässt die Worte einen Moment wirken, bevor sie zu Mari zurückschaut. „Aber wenn man dich ausgestoßen hat…“ Sie lässt den Satz bewusst unvollendet, als ihr Blick auf Maris verstümmeltes Ohr fällt. „Dann hast du wohl die Schlimmste aller Sünden auf dich geladen,“ fügt sie schließlich leise hinzu, als ob das die einzig logische Schlussfolgerung wäre.   „Oder sehe ich das falsch?“ Astrid hebt die Augenbrauen und mustert Mari. Ihre Worte sind vorsichtig gewählt, aber die unterschwellige Herausforderung in ihrem Ton ist kaum zu überhören.   Ein kaum merkliches Lächeln spielt auf ihren Lippen, als sie Mari weiter ansieht. „Aber was weiß ich schon?“ fügt sie scheinbar beiläufig hinzu und hebt leicht die Schultern, als wolle sie die Bedeutung ihrer Worte verringern, während sie Mari damit trotzdem herausfordert.   Astrid hebt den Kopf ein wenig und sieht Saya direkt an. Ein Hauch von Stolz blitzt in ihren Augen auf, obwohl ihr Körper noch immer unter den Schmerzen zittert. „Theomer und mein Bruder? Sie waren gute Freunde, zumindest, bis Theomer plötzlich verschwunden ist. Aber ich denke, das wisst ihr bereits.“   Ihre Stimme wird ein wenig ruhiger, fast sanfter, als sie weiterspricht. „Leif hat immer versucht, uns aus den Problemen herauszuhalten, und Theomer hat geholfen wo er nur konnte. Theomer war auch jemand, der wusste, was in der Stadt vor sich ging. Wenn jemand hier irgendwelche Gerüchte in Umlauf gesetzt hat, dann sicher nicht ohne Theomers Wissen.“   Astrid wirft einen kurzen Blick auf Mari, dann wieder zurück zu Saya. „Vielleicht ist es das, was ihr wirklich herausfinden wollt. Warum Theomer verschwunden ist … Aber wenn ihr denkt, dass ich mehr weiß, dann täuscht ihr euch. Ich bin nur in diesen Dreck hineingeraten, weil ich dachte, ich könnte einen neuen Weg für mich finden.“
Mon, Oct 7th 2024 06:28

So laut es mit dem Knebel geht, schreit Lisina. Aber es ist nicht in erster Linie der Schmerz, der sie losbrüllen läßt, sondern die Wut über ihre Hilflosigkeit. Es macht sie fast rasend, daß sie es einfach hinnehmen muß und nichts dagegen tun kann. Aber daß sie wenigstens einen kleinen Sieg errungen hat, macht es ihr ein wenig leichter. Die Kleine glaubt Marissa nicht! Zum hundersten Mal verflucht sie sich, daß sie Marissa nicht die Kehle durchgeschnitten hat, nach der Auspeitschung. So abrupt wie sie angefangen hat zu schreien, so hört sie auch auf. Mehr kann sie nicht erreichen und sie muß sich ihre Kräfte einteilen. Den Schmerz in ihrem Fuß schiebt sie in eine Ecke ihres Bewußtseins und beachtet ihn nicht.  
Mon, Oct 7th 2024 07:28   Edited on Mon, Oct 7th 2024 07:30

Ohne viel Anteilnahme zuckt Mari einfach die Achseln. "Glaub was du willst.": sagt sie und macht die paar Schritte zurück zu Astrid. "Sag mir, wie geht man denn mit seiner Familie um? So wie du mit deinem Bruder?": erkundigt sich Mari lächelnd und hört Astrid weiter zu. "Nein, das siehst du richtig. Ich habe tatsächlich die schlimmste Sünde begangen, die's gibt. Ich war blöd! So blöd, daß ich in die Falle getappt bin, die das Dreckstück für mich ausgelegt hat.": sagt Mari und deutet mit einer vagen Geste in Richtung Lisina. In ihren dunklen, großen Augen beginnt es zu glitzern. "Wenn wir schon von dem Stück Scheiße da reden, wart' einen Moment ich zeig' dir was." Wenn man nicht genau hinhört, könnte man Maris Tonfall als sanft bezeichnen. Plötzlich zieht sie sich ihren Kittel über den Kopf, läßt ihn fallen und macht splitternackt noch einen kleinen Schritt auf Astrid zu.   Mari ist im ganzen Viertel dafür bekannt, wirklich verrückte Sachen abzuziehen, daß weiß auch Astrid und als der Blick Maris zu ihren nackten Brüsten wandert und dort für die Dauer von ein, zwei Atemzügen verweilt, wäre es nicht verwunderlich, würde Astrid nervös werden. Doch Mari dreht sich um und zeigt ihr ihren Rücken und der ist kein schöner Anblick. Bedeckt von Narben, wie sie nur eine brutale Auspeitschung hinterläßt, die sich wulstig und rot von der umliegenden Haut abheben und von den Schultern bis fast zu ihren Hüften reichen. "Schau genau hin! Das ist die Handschrift von dem Dreckstück, die dabei war, als sie meinen Vater ermordet haben, eigenhändig meinen Bruder umgebracht und mich zum Sterben nach der Auspeitschung liegen gelassen hat. Schau's dir genau an und glaub ruhig weiter ihr Theater." Sie dreht sich wieder zu Astrid um. "Ich kann dir sagen, was du weißt, kleines Dummchen. Du weißt einen Dreck! Aber es ist völlig egal, was du glaubst. Es kommt aufs Selbe raus. Ich bin nicht dein Weg zu den Ratten! Du bist damit bei Saya an der völlig falschen Addresse! Geht das in dein Köpfchen hinein?" Mari tippt ihr mit dem Zeigefinger auf die Stirn. "Jetzt sei ein braves Mädchen und sag ihr, was sie noch wissen will, dann hast du gute Chancen heute Abend nicht so auszusehen wie ich." Damit bückt sich Mari nach ihrem Kittel, zieht ihn sich wieder über den Kopf und läßt Astrid stehen.      
Mon, Oct 7th 2024 10:29

Endlich wird Lisina wieder still. Saya lässt das Seil wieder los. Der Schmerz in Lisinas Schultergelenken verringert sich urplötzlich, für einen kleinen Augenblick, denn im Vorbeigehen zieht Saya der Blonden den einzigen Fuß weg, mit dem sie sich noch auf dem Boden abstützt. Sie bedenkt Lisina dabei keines Blickes. Endgültig geht sie zu Astrid, klaubt dabei die Peitsche wieder auf. Sie geht um Astrid herum, tätschelt sie mit der Peitsche dabei mehr, als dass sie zuschlägt. Vor ihr bleibt sie stehen und schaut ihr geradewegs in die Augen.   “So, jetzt mal Klartext, meine Liebe,” sagt sie dann mit immer derselben Eiseskälte in der Stimme. “Du brauchst diesem Kadaver da drüben kein Wort zu glauben. Die lügt so inständig, dass sie zur Wahrheit gar nicht mehr fähig ist. Aber, wenn du irgendwann wieder dieses Haus verlässt, und das hängt immer noch ganz extrem von dir selbst ab, dann heißt das, dass ich mit den Scheiß-Ratten nichts am Hut habe. Denn wenn ich es hätte, könnte ich es nie riskieren, dich gehen zu lassen. Dann würdest du gar nicht hier hängen, dann hätte ich dich nämlich schon in der verdammten Badewanne ersäuft.”   Sie reibt die Peitsche an ihrer Wange.   “Also, glaubst du, dass Theomer diesen Scheiß über mich erzählt hat, oder weißt du, dass Theomer diesen Scheiß über mich erzählt hat? Und wenn er es nicht war, wie kommt dein Bruder dann auf die abstruse Idee, ich würde mich mit so etwas wie diesem stinkenden Abschaum da hinten abgeben?”
Tue, Oct 8th 2024 09:31

Damit hat Lisina nicht gerechnet und konnte sich auch nicht darauf vorbereiten. Als ihr Saya den Fuß wegtritt, kugelt sie sich fast die Schultergelenke aus, durch den Fall. Zum ersten Mal läßt sie einen Schmerzenslaut hören. Sekundenbruchteile werden für sie zu einer Ewigkeit, bis sie endlich wieder auf einem Fuß steht und ihre Arme entlasten kann. Noch immer wütet der Schmerz in ihren Armen und ein Schweißfilm bildet sich auf ihrem Körper, der ihre Haut glänzen läßt, als wäre sie eingeölt.  
Wed, Oct 9th 2024 07:57

Astrid atmet flach, während der scharfe Geruch von Schweiß und Angst in ihrer Nase hängt. Ihre Augen huschen zu Lisina, die am Boden liegt, gefangen und hilflos wie ein Tier. Sie ist definitiv eine Ratte und dann ist auch noch Mari. Eine Ex-Ratte, die ausgestoßen wurde, denkt sie, und ein Frösteln überkommt sie. Sie sieht, dass Saya mehr mit den Ratten zu tun hat, als sie zugibt, egal auf welche Art. Normalerweise lassen Ratten niemanden an sich heran, sie schotten sich ab, halten ihre Kreise eng. Und doch... hier steht sie, mit einer Ex-Ratte und einer Ratte in Gefangenschaft.   Ihr Blick kehrt zu Saya zurück, und ein Schauer läuft ihr über den Rücken, als die Peitsche sanft über ihre Haut gleitet. Der leise Knall der Peitsche im Raum ist bei ihr in bleibender Erinnerung an die Gefahr geblieben, und der Gedanke daran, dass sie auch das Ziel sein könnte, lässt ihr Herz schneller schlagen. Die Angst ist greifbar, schnürt ihr die Kehle zu und lässt ihr die Luft wegbleiben.   „Ich weiß nur, was ich gehört habe, als er mit meinem Bruder sprach. Ich habe ihr Gespräch belauscht, und Leif... er weiß mehr, als er dir vielleicht jemals gesagt hat.“ sagt sie leise.   Ein Schimmer von Verzweiflung blitzt in ihren Augen auf, als sie die drückende Stille im Raum wahrnimmt, unterbrochen nur von dem gelegentlichen Knall der Peitsche. Astrid schluckt schwer und versucht, die Panik niederzuringen, die sich in ihrer Brust ausbreitet. „Sag, was du willst, aber ich sehe hier eine Ex-Ratte und eine Ratte in Gefangenschaft und somit weiß ich, dass du irgendwie mit ihnen zu tun hast. Es ist offensichtlich. Niemand kommt den Ratten so nah... außer denen, die tief drinstecken.“
Wed, Oct 9th 2024 11:19

Aufmerksam hört Saya zu. Sogar ein leichtes Lächeln erscheint auf ihren Lippen, sie will schon zu einer Antwort ausholen, aber da spricht Astrid weiter. Das Lächeln verschwindet urplötzlich, das Gesicht verfinstert sich und aus ihren Augen blitzt pure Wut. Sie hebt die Peitsche und dieses Mal streichelt sie nicht. Mit voller Wucht trifft sie Astrids Rücken, einmal, zweimal, dreimal, dann wirft sie die Peitsche Astrid ins Gesicht, packt sie mit der freien Hand am Hals. Die Fingerkuppen graben sich seitlich in denselben, drückt sie nach hinten.   “Das Gehirn haben sie dir wohl komplett amputiert, oder?” schreit sie Astrid an. “Mari wurde von den verfickten Ratten halbtotgepeitscht, sie haben ihr das halbe Ohr abgeschnitten, sie hat auf den Ruinenfeldern gelebt, auf der Flucht vor den Ratten. Die verfickte Ratte da drüben wollte mich umbringen, wollte Mari umbringen, und deshalb hängt sie da, wird sie jeden verdammten Tag da hängen, wenn sie nicht gerade irgendwelche Jägerschwänze entzwei teilen, weil jeder noch so qualvolle Tod für sie zu barmherzig wäre. Und du willst mir sagen, ich hätte etwas mit den Ratten am Hut? Ja, ich bin Dargha, ich habe mit den verdammten Ratten zu tun. Ich bekämpfe sie, so wie jeder verdammte Krieger des Hauses Imeria sie bekämpft. Und du kannst ja deinen Bruder fragen, wie die Thornhoff-Kröten zu den Ratten stehen, ich wette, er wird dir sagen, dass sie ebenfalls die Ratten bekämpfen, verdammt noch mal!”   Sie schaut Astrid in die Augen, lässt schließlich ihren Hals los und schlägt ihr mit dem Handrücken in das Gesicht. Sie dreht sich um und hebt die Peitsche wieder auf. Sie schaut wieder zu Astrid. Etwas ruhiger fügt sie hinzu: “Dein Bruder hat mir gar nichts gesagt. Ich kenne deinen Bruder nicht.”
Wed, Oct 9th 2024 07:28   Edited on Thu, Oct 10th 2024 05:16

Ziemlich unbeteiligt sieht Mari zu, als Saya dem Mädchen ein paar überzieht. Dann schüttelt sie den Kopf. "Niemand kommt den Ratten so nahe...": äfft sie recht gekonnt Astrid nach. "Ich hab's dir schon gesagt, du weißt gar nichts über Kellerratten!" Sei geht auf Astrid zu und bleibt vor ihr stehen. "Du schwafelst bloß nach was du irgendwo gehört hast, Mädchen! Ja, du siehst eine Ex-Ratte, du schaust ihr sogar in die Augen. Ich bin als Ratte aufgewachsen, ich war dutzend Mal in den verseuchten Zonen, dreimal verschüttet, ich habe für meine Hand gekämpft und ich habe für meine Hand getötet. Ich weiß, wovon ich rede, im Gegensatz zu dir." Sie wirft einen Blick auf Saya und lächelt für einen Augenblick. "Saya hat für mich ihr Leben riskiert, weil sie mich vor diesem Aas und ihren Söldern beschützt hat, die sich meinen Kopf holen wollten und dabei ist ihr dieses Stück Scheiße in die Hände gefallen. Deswegen ist sie hier, aus keinem anderen Grund! Was du dir zusammen reimst, ist völlig hirnrissig. Es gibt keine Ratten, die mit Häusern, weder mit Imera, noch mit Thornhoff oder den Töpfern, gemeinsame Sache machen, du dumme Kuh! Ratten sind Ratten, keine Lakeien und Arschauswischer! Darum gehts, nicht um den Theomer. Den können meinetwegen die Würmer fressen!": sagt Mari und die letzten Worte kommen recht heftig über ihre Lippen. Aber dann grinst sie und beugt sich ein wenig vor. "Aber das spielst du mir sicher nur vor, denn so nah wie du jetzt einer Ratte bist, mußt du ja gaaanz tief drinn stecken, oder?"        
Thu, Oct 10th 2024 09:11

Astrid spürt den brennenden Schmerz, als Sayas Peitsche auf ihren Rücken knallt, jeder Schlag wie ein Feuer, das sich in ihre Haut frisst. Sie kann den Hauch von Leder riechen, vermischt mit dem bitteren Geschmack von Angst, der in ihrem Mund liegt. Ihr Körper krümmt sich instinktiv, doch Sayas Griff an ihrem Hals drückt sie gnadenlos zurück, hindert sie daran, sich zu bewegen. Jeder Atemzug wird schwer, während Sayas Finger sich in ihren Hals bohren, und sie spürt, wie der Druck auf ihre Luftröhre zunimmt.   Ihre Schreie erfüllen den Raum, ein raues, qualvolles Echo, das von den Wänden zurückprallt. Jeder Schlag, jede Berührung der Peitsche, löst einen neuen Schrei aus, der ihr aus tiefster Kehle kommt, so schrill, dass er ihre eigenen Ohren betäubt. Astrids Sicht verschwimmt vor Schmerz und Tränen, doch durch den Schleier hindurch sieht sie Maris unbeteiligten Blick, Lisinas geschundene Gestalt – alles verschwimmt in einem Alptraum.   Der Geruch von Schweiß und Blut füllt den Raum, ein beißendes Gemisch, das sich in ihrer Nase festsetzt. Astrids Herz rast, ihr Puls hämmert in ihren Schläfen. Astrids Gedanken schwirren. Sie fühlt, wie der Raum enger wird, wie die Hitze ihres eigenen Körpers mit der Kälte des Raumes kollidiert. Die Fesseln der Angst umklammern sie fester als Sayas Griff um ihren Hals. Das Licht flackert schwach von den Wänden, doch in Astrids Kopf wird es immer dunkler, während der Schock und der Schmerz sie in eine betäubende Starre treiben.   „Es reicht!“ schreit sie plötzlich, die Worte kommen wie ein verzweifelter Hilferuf aus ihrer Kehle. Ihre Stimme bricht, zittert vor Angst, doch das Flüstern in ihrem Inneren ist lauter. Sie will nichts mehr als weg, raus aus diesem Albtraum. Die Furcht vor weiteren Schlägen, vor noch mehr Schmerz, schnürt ihr die Kehle zu. "Ich habe Euch alles gesagt, was Ihr Wissen wolltet. Ich habe mich da wohl geirrt. Es war ein Fehler und dafür stehe ich jetzt gerade. Vielleicht wollt ihr Euch gnädig erweisen und es schnell machen. " Ihre Worte klingen hohl, schwach.   In diesem Moment sieht sie keine Chance auf Rettung, nur das drängende Bedürfnis, aus dieser Hölle herauszukommen und sei es nur durch den Tod.  
Thu, Oct 10th 2024 03:41   Edited on Thu, Oct 10th 2024 03:43

Saya tritt nun ganz nahe an Astrid heran, so dass sie wohl nur mehr die Augen der Dargha erkennen kann. Und aus diesen sprüht es nach wie vor vor Wut. Mit einer Hand packt sie das Mädchen an den Haaren am Hinterkopf und presst ihre Stirn gegen die eigene.   “Ich sage, wenn es reicht!” schreit sie nun wieder geradezu. “Ich, ich und nur ich! Du hast noch gar keine Ahnung, was es heißt, wenn ich mit dem Foltern richtig beginne! Also, es reicht, wenn ich genau weiß, was Leif weiß und was er nicht weiß, oder was er zu wissen glaubt und was nicht, und es reicht, wenn ich genau weiß, was ihm davon Theomer verklickert hat und was nicht! Also, rede in ganzen Sätzen und hör mit diesen verdammten Andeutungen auf, sonst…”   Sie lässt Astrid los, schaut zu Condir und hebt eine Faust, woraufhin Condir Lisina mit Faustschlägen in den Bauch, die Magen- und die Lebergegend einzudecken beginnt. Saya indes dreht sich wieder zu Astrid um und spielt mit den Fingern der linken Faust, fixiert Astrid dabei. Weiterhin sprühen die Augen geradezu, und ihre Lippen umspielt ein bitterböses Grinsen.
Thu, Oct 10th 2024 06:06   Edited on Thu, Oct 10th 2024 06:06

Den ersten Schlag sieht Lisina kommen, spannt ihre Muskeln und kann ihn noch halbwegs wegstecken. Doch Condirs Schläge haben die Wucht eines Maultiertritts und schon der zweite Schlag trifft Lisina voll in die Magengegend. Sie gibt ein gedämpftes Stöhnen von sich und will instinktiv in die Knie gehen, um den Schmerz zu mindern. Doch dadurch werden ihre Arme hochgezogen und jagen neue Schmerzbündel in ihre Schultern. Die nächsten Schläge werfen sie herum wie eine Marionette, die an ihren Schnüren gebeutelt wird. Sie verliert ihren Stand, kugelt sich fast die Arme aus und dann trifft sie ein Schlag in die Lebergegend. Jetzt hängt sie nur mehr wimmernd an dem Seil. Der Schmerz ist so groß, daß sie die Kontrolle über ihre Blase verliert.        
Thu, Oct 10th 2024 06:49   Edited on Thu, Oct 10th 2024 06:50

Sie hat gesagt, was sie sagen wollte und Mari interessiert es nicht mehr sonderlich, was Saya mit Astrid anstellt. Ihre Aufmerksamkeit wird ganz von dem Riesen in Anspruch genommen, dessen Schläge Lisina hin und her beuteln wie einen Sack voller Erdäpfel. Als Condir seine Fäuste sinken läßt sagt sie neben ihm. "Bitte einen noch Condir. Einen für mich!": flüstert sie fast und in ihren Augen funkelt es böse. Condir läßt sich nicht lang bitten und holt aus. Der Treffer ist so wuchtig und schmerzhaft, daß sich Lisina wimmernd anpißt. Mari macht einen Schritt auf die Halbohnmächtige zu und betrachtet sie einen Moment, dann streicht sie ihr über die Wange. "Das liebste Lisina ist erst der Anfang vom Anfang.": sagt sie fast zärtlich, dann macht sie einen Schritt zurück und schüttelt den Kopf. "Große Mädchen pissen doch nicht auf den Boden! Was ist denn los, Lisina? Du bist doch immer recht gut drauf gewesen, wenn du jemand weh tun konntest!" Mari wartet noch einen Augenblick, bis sich Lisina ein wenig gefangen hat, dann tritt sie ihr mit voller Wucht zwischen die Beine. "Wenn du mir noch einmal auf den Boden pinkelst, dann wirst du es aufschlecken, du Drecksau!": zischt sie und tritt nochmals zu.      
Fri, Oct 11th 2024 11:34

Astrids Körper zittert unkontrolliert, während sie mit weit aufgerissenen Augen zusieht, wie Lisina erneut misshandelt wird. Jedes gequälte Aufstöhnen trifft Astrid mitten ins Herz. Der metallische Geruch von Blut mischt sich mit dem scharfen Gestank von Angst und Schweiß, der den Raum erfüllt. Es ist, als ob die Luft selbst dicker und schwerer wird, und Astrid hat das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Ihr Puls hämmert in ihren Ohren, ihre Kehle schnürt sich zu, und sie spürt, wie die Verzweiflung über sie hereinzubrechen droht.   „Es tut mir leid... es tut mir so leid,“ murmelt Astrid immer wieder, kaum mehr als ein Flüstern, ihre Stimme brüchig vor Angst und Reue. Sie kann sich nicht davon abhalten, die Worte immer wieder zu wiederholen, während sie fest davon überzeugt ist, dass Lisina wegen ihr diese Qualen durchstehen muss. Jeder Schlag, jeder Schmerz, den Lisina erleidet, fühlt sich für Astrid wie eine direkte Folge ihres eigenen Fehlers an, als hätte sie das alles ausgelöst.   Sie spürt Sayas bedrohliche Präsenz in der Nähe, den stechenden Blick, der ihr die letzte Kraft raubt. Ihre Augen sind immer wieder auf Lisina gerichtet, doch in ihrem Kopf drängen sich Bruchstücke von Erinnerungen auf.   „Leif und Theomer... sie waren Freunde,“ stammelt sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein leises Zittern, während sie verzweifelt versucht, das Gesagte zusammenzusetzen. „Leif... Leif hat bei der Feuerbestattung von Theomers Bruder geholfen. Vielleicht hat er... alles von ihm erfahren, ich... weiß es nicht sicher.“ Ihre Stimme bricht, und sie schluckt schwer, ihre Kehle fühlt sich trocken an wie Sandpapier. Der Raum scheint sich um sie herum zu drehen, während die Bilder von Theomer und Leif in ihrem Kopf verschwimmen.   „Ich... ich habe manchmal im 'Zwilling'... am kleinen Tisch gehört, wie sie redeten,“ sagt sie und ihre Worte sind zögernd, als wüsste sie selbst nicht genau, was sie wirklich preisgeben soll. „Aber... mehr weiß ich nicht, ich schwöre es.“   Astrid wagt kaum, Saya oder Mari in die Augen zu schauen. Ihre Schultern hängen schlaff, und sie wirkt völlig zerbrochen. Der Druck, die Gewalt, das Chaos – all das hat sie in einen Zustand der vollständigen Unterwerfung gebracht. „Es tut mir so leid,“ flüstert sie erneut, während der Anblick von Lisina, die blutend und geschunden dahängt, immer wieder vor ihren Augen aufblitzt.  
Fri, Oct 11th 2024 04:35

Saya schnaubt, sieht Astrid an. Ihr Blick geht an ihrem Körper nach unten, dann hebt er sich wieder zu ihrem Gesicht. Sie dreht sich zu Condir und Marigar um.   “Schafft sie weg, alle beide,” befiehlt sie ihnen. Ihre Stimme ist wieder kalt geworden, als hätte es die Wut von vorhin nie gegeben. “Bindet Astrid wieder an den Pfosten von vorhin. Und sag den Jägern, sie mögen mit Lisina ihren Spaß haben. Sag ihnen, sie können Lisinas Löcher stopfen, wie sie wollen, wenn aber jemand Astrid angreift, dem schneide ich den Schwanz ab.”   Sie klaubt nun die Peitsche vom Boden auf, wirft sie in den Sack, bringt den Sack wieder neben die Eingangstür. Dann bleibt sie stehen, legt ihre Rechte an den Türpfosten und lehnt sich dagegen, wippt einige Male auf das Schultergelenk. Dann dreht sie sich zu Mari um.   “Mari,” meint sie dann mit reichlich wärmerem Unterton, “kommst du mit mir hoch? Ich muss mit dir etwas besprechen.”   Und sie schaut Mari an. Nichts in ihrem Gesicht deutet mehr darauf hin, was eben vorgefallen ist. Die Folter ist für sie abgeschlossen, ein kleines Kapitel in einer großen Geschichte einer Dargha eines unbedeutenden Viertels des Einflussgebietes des Hauses Imeria, nicht mehr und nicht weniger. Wobei freilich die eine, die am Balken hängt, in größerer Unsicherheit schweben wird als die andere. Denn die eine, die könnte zwischen Freiheit und Tod alles erwarten, während die andere sich wohl sicher ist, dass sich das Prozedere des Tages wohl noch scheinbar unendlich oft wiederholen wird.   Saya fährt sich mit der Linken unter das Hemd, massiert die rechte Schulter.
Sat, Oct 12th 2024 02:02

Nach ihrem Ausbruch beachtet Mari Astrid gar nicht mehr. Sie steht einfach da und beobachtet Lisina, wie sie sich vor Schmerzen windet. Ihr sonst so freundliches Gesicht hat einen bösartigen Ausdruck. Doch als sie Saya anspricht, dreht sie sich um und lächelt. "Du weißt doch, daß ich mit dir überall hingeh'.": sagt sie sanft, doch dann kehrt etwas von dem Zorn und Haß zurück in ihren Blick. "Kann ich bitte Lisina noch für ein paar Minuten haben? Ich brauch’ nicht sehr lang. Aber wenn du was Wichtiges hast, dann verschieb' ich es halt auf später. Das Dreckstück geht ja sowieso nirgends hin." Doch als sie sieht, wie sich Saya die Schulter reibt, kommt sie zu ihr, nimmt Sayas Hand und erkundigt sich besorgt: "Sehr schlimm? Ich hab' noch was von der Salbe, die der Heiler für dich zusammen gerührt hat. Wenn du willst, dann schmier' ich dich ein und massiere dir die Schulter. Dabei kannst du mir ja erzählen was du mir sagen willst. Um das Dreckstück kümmere ich mich später. Nur Condir muß sie mir halt wieder an den Balken hängen, allein schaff' ich das nicht."  
Mon, Oct 14th 2024 07:59

“Du weißt, dass ich mich von dir überall massieren lasse,” gibt sie mit einem eindeutig zweideutigen, schelmischen Grinsen Maris ursprüngliche Antwort zurück. “Aber es geht schon.”   Sie geht nun wieder zu Astrid. Zuerst löst sie das Seil, mit dem sie an den Balken gebunden ist, dann die Fesseln an ihren Händen. Schließlich klaubt sie ihre Kleider zusammen und drückt sie Astrid gegen den Oberkörper. Sie dreht sich zu Marigar um.   “Bring sie zurück,” befiehlt sie. “Sie soll sich anziehen und etwas ausruhen, dann soll sie Gulama in der Küche zur Hand gehen. Wir werden später sehen, was wir mit ihr anstellen.”   Und Marigar fackelt nicht lange. Er nimmt Astrid mit festem, aber nicht schmerzhaftem Griff am Nacken und schiebt sie zurück in das Zimmer, in dem sie die Nacht verbracht hat. Er gibt ihr keine Zeit, sich zuerst anzuziehen. Er öffnet die Tür, schiebt Astrid durch.   “Eine Stunde,” sagt er. “Dann komme ich wieder.”   Er schließt die Tür, und Astrid hört, wie sich der Schlüssel im Schloss der massiven Tür bewegt. Sie ist nun wohl wieder eingesperrt, aber nicht mehr gefesselt. Viel heller ist der Raum dadurch freilich trotzdem nicht geworden. Er ist wohl trocken, aber doch kühl und immer noch halb dunkel, so dass Astrid ihre Umgebung nur schemenhaft erkennen kann. Nun, es dauert keine Stunde, da kommt ein Jäger zurück. Er wirft ihr einen Strohsack in das Zimmer, sagt dabei aber kein Wort und schließt auch wenig später die Tür wieder ab.   In dem geräumigen Folterraum sind nun die drei Frauen und Condir mit zwei Männern alleine übrig geblieben. Lisina hängt mehr in ihren Fesseln, als dass sie überhaupt noch steht. Vermutlich steht sie ja vor der in jeder Hinsicht peinlichen Entscheidung, durch Anspannung der Oberkörpermuskulatur die Arme zu entlasten, oder aber den schmerzenden Oberkörper zu entlasten und dadurch den Zug auf die Arme zu verstärken. Und besonders der letzte Schlag des massigen Jägers, der, der ganz und gar Mari gewidmet war, hat Lisina wie ein Donnerschlag genau auf die Leber getroffen und wird sich wohl noch geraume Zeit bemerkbar machen. Und so wird sich Sayas Schlag auf eben diese Stelle, mit der Handwurzel der linken Hand ausgeführt und gar nicht mal so fest, anfühlen, als würde im nächsten Moment die Leber platzen.   “Wir haben Zeit,” antwortet sie, packt Lisinas Haar, hebt ihren Kopf und schaut ihr mit malignem Grinsen ins Gesicht. “Was ich mit dir zu besprechen habe, ist wohl wichtig, aber ich möchte dich nicht davon abhalten, unserem Gast deine gesammelte Gastfreundschaft zu beweisen.”   Sie dreht sich zu Mari um, geht zu ihr hin und gibt ihr einen Kuss auf den Mund. Dann setzt sie sich im Schneidersitz auf den Boden, stützt den rechten Arm auf einem Knie auf und wartet mit wohl nicht mal gespielter freudiger Erwartung darauf, welch wenigstens für Lisina angsteinflößendes Ritual nun denn kommen würde.  
Mon, Oct 14th 2024 02:12   Edited on Mon, Oct 14th 2024 02:13

Die Tritte Marissas gehen in den Schmerzen, die von Condirs Schlag verursacht werden, nahezu unter. Doch es sind weniger die Schmerzen, so schlimm sie auch sind, die Lisina wirklich zusetzten. Sie ist hart im Nehmen, hat dutzende Kämpfe in ihrem Leben ausgefochten, wurde verletzt, hat sich Knochen gebrochen und sich Stichverletzungen eingehandelt. Sie war bis jetzt der Überzeugung, daß ihre Willenskraft ausreicht, um über dem Schmerz zu stehen. Daß es nicht so ist, erschüttert sie schwer und bringt ihr Selbstverständnis ins Wanken, doch am bittersten ist die Scham darüber, vor den Augen dieses Abschaums und Marissas die Kontrolle über ihre Blase verloren zu haben. Das schmerzt sie mehr als alle körperlichen Mißhandlungen. Der neuerliche Schlag in die Lebergegend läßt sie aufstöhnen, einknickten und dann gibt sie einen Schmerzenslaut von sich, als sich der Zug auf die Schultergelenke verstärkt. Aber Lisina beißt die Zähne zusammen, ignoriert die Tränen der Wut und Scham, die ihr über die Wangen rinnen und versucht wieder Stand zu finden und trotz des Knebels abfällig zu grinsen, als ihr Saya sie am Haar packt und ihr den Kopf zurückzieht, obwohl sie sich gar nicht mehr so sicher ist neuerliche Quälereien durch Marissa durchstehen zu können, ohne ihr Gesicht zu verlieren.  
Mon, Oct 14th 2024 09:50

"Dann halt später.": antwortet Mari Saya mit einem Zwinkern, doch als sie sich wieder Lisina zuwendet, weicht aller Schalk und ihre Gesichtszüge werden hart. Mit Genugtuung sieht sie zu wie sich Lisina neuerlich zusammen krümmt, als sie Saya schlägt. Doch sie kennt Lisina und sieht, daß sie zwar ziemlich angeschlagen ist, aber noch lange nicht am Ende. Mari ist überzeugt davon, daß sie sich schon aus reiner Bosheit, die Kehle durchschneiden würde, bekäme sie ein Messer zu fassen. Bei diesem Gedanken lächelt sie knapp, voll Rachsucht und abgrundtiefen Haß. "Danke!": sagt sie leise und als Saya sie küßt, nimmt Mari sie für einen Moment in die Arme. Eine kleine Geste nur, aber voller Liebe und Dankbarkeit.   Dann stellt sie die Kerze auf den Boden und schlägt geschickt Feuer. Als sie die Kerze schließlich brennt, zieht sie ihren Dolch, läßt sich keine zwei Meter vor Lisina auf die Knie sinken, stellt die Kerze vor sich hin, legt den Dolch dazu, setzt sich auf ihre Fersen, legt die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Oberschenkel und schließt die Augen, wie sie es jeden Tag tut um zu beten. Eine kleine Weile sitzt sie scheinbar selbstvergessen so da, bis sich ihre Lippen zu bewegen beginnen und leises monotones Wispern hörbar wird. Doch dabei bleibt es nicht, lauter wird ihre Stimme, bis der Satz, den sie wie ein Mantra wiederholt, für alle hörbar wird: "Afyra, Schattenherrin, deine Tochter ruft nach dir!" Für die Schlangenanbeter mag es nur ein Name sein, doch für jene, die im Glauben an die Zwillinge aufgewachsen sind, ist Afyra der Inbegriff alles Bösen, so verworfen, daß kaum jemand diesen Namen aus Furcht auch nur in den Mund nimmt. Sie offen anzurufen ist eine ungeheure Blasphemie und darüber hinaus gibt sich Mari damit vor allen hier als eine der immer noch verfolgten Kindern Afyras zu erkennen. Lauter wird ihre Stimme, erfüllt den ganzen Raum und dann öffnet Mari ihre Augen. Sie greift nach dem Dolch, sticht sich in den Daumen, sodaß ein paar Tropfen ihres Blutes aus der winzigen Wunde dringen. Einen Tropfen davon läßt sie von der Dolchspitze in die Kerzenflamme fallen, die zischend zu flackern beginnt. Sie breitet ihre Arme aus. "Afyra, Schattenherrin, deine Tochter ruft nach dir!" Vielleicht ist es nur ein Luftzug und die bedrückende Atmosphäre, die Mari mit ihrer Anrufung geschaffen hat, der die Sinne täuscht, doch für einen Moment scheint sich das Licht zu verdüstern und die Schatten um Lisina herumzutanzen. Geschmeidig kommt Mari auf die Beine und die Klinge schimmert im schwachen Licht, als sie Lisina den ersten Schnitt zufügt. Der Schnitt ist nicht lang, aber tief, blutet und wird sicher eine Narbe hinterlassen.   "Neun Stiche, neun Schnitte, Schmerz und Pein, Blut und eine Seele. Afyra, Schattenherrin, deine Tocher ruft nach dir!"   Schnitt auf Schnitt bringt Mari ihrem Opfer bei, bis die neun blutenden Wunden auf Lisinas linken Brustansatz einen nach unten offenen, kruden Kreis in ihr Fleisch zeichnen.   "Koste von diesem Blut das fließt für dich. Im Fleisch dein Zeichen mit Blut geweiht Afyra, Schattenherrin, deine Tochter steht vor dir!"   Laut hallt ihre Stimme in dem Folterraum. Es ist Maris Stimme, doch tiefer als gewöhnlich, vibrierend vor Haß. Sie reißt Lisinas Kopf an den Haaren zurück und sieht ihr in die Augen. In ihren Augen glimmt ein kaltes Leuchten, als sie die letzten Worte ihrer Anrufung spricht.   "Dein ist diese Seele in Nacht und Qual, schlag sie mit Pein in alle Ewigkeit! Afyra, Schattenherrin, deine Tochter huldigt dir!"   Wieder scheint es für einen Augenblick, als würden sich die Schatten um Lisina drängen und die Umrisse Maris im Flackern der Kerze mit ihnen zu wachsen. Dann brennt die Kerze wieder normal und Mari wischt ihre Klinge am Bauch Lisinas sauber. Noch immer hält sie Lisinas Haar gepackt. "Sieh' zu, daß du am Leben bleibst, Lisina! Denn an der Schwelle zwischen Tag und Nacht wartet sie schon auf dich und deine Seele. Nichts, was ich dir antun könnt' wär' auch nur ein Vorgeschmack auf das, was im Schattenreich auf dich wartet! Also sei brav, dann laß ich dich noch einen Tag schnaufen!" Sie spuckt ihr ins Gesicht, wendet sich ab, steckt ihren Dolch weg und löscht die Kerze. "Das war's.": sagt sie zu Saya und als sich Mari an sie schmiegt, kann Saya spüren, daß sie am ganzen Leib zittert.  
Tue, Oct 15th 2024 08:13

Ganz neu ist das Ritual für Saya nicht. Schließlich hat es Mari bereits bei dem Blonden angewendet, der noch immer auf einem Pfahl vor ihrem Eingangstor steckt - und der an diesem Tag wohl auch von dort entfernt werden wird. Allerdings hat sie damals auf das ganze Ritual mit der Kerze verzichtet. Ob es wohl daran liegt?   Saya gehört nicht zu den Personen in Pelorn, die man gemeinhin als dünnhäutig bezeichnen würde. Sie hat viel Leid, viel Angst gesehen, und der Beruf als Jäger bringt es mit sich, dass man sich selbst oft genug in höchste Gefahr begibt, als dass Angst noch irgendwie imminent wäre. Und doch - Saya kommt nicht umhin zu bemerken, dass es ihr irgendwann kalt über den Rücken läuft. Und obwohl Mari genausogut hätte die Nachttopfgräfin anrufen können, so wenig Bezug hat Saya zu Afyra, möchte sie wahrlich nicht in Lisinas Haut stecken, gegen die dieser Fluch ausgesprochen wird. Im Endeffekt ist es ja so, dass freilich Achum derjenige ist, der die Geschicke der Welt lenkt, und dass schon nur deshalb Imeria am Ende über den anderen Häusern stehen wird, höchstwahrscheinlich jetzt schon steht. Aber diese Afyra, wer weiß, ob sie nicht von ihrer Ecke heraus doch irgendwas ausrichten kann, besonders wenn man an dieses Prinzesschen glaubt? Was es nun wohl für Lisina bedeuten mag, wenn sie nun wirklich zur Überzeugung gelangt, dass sie wohl auf dieser Welt unendliche Qualen leiden wird, die in der anderen Welt jedoch noch übertroffen werden?   Nein, Saya möchte nicht in Lisinas Haut stecken. Jetzt erst recht nicht mehr. Und dieser Gedanke zaubert ein Grinsen auf ihr fast schon andächtig anmutendes Gesicht.  
Tue, Oct 15th 2024 10:10

Zuerst ist Lisina froh darüber, daß die Quälerei zumindest für den Augenblick aufhört. Es gibt ihr Gelegenheit sich wieder ein wenig zu fangen, Stand zu finden und ihre schmerzenden Schultern und Arme zu entlasten. Doch der Schmerz von den beiden Schlägen auf die Lebergegend ist immer noch höllisch. So bekommt Lisina die Vorbereitungen Marissas gar nicht mit. Erst als sie wie ein Priester monoton zu leiern beginnt, drängt sie den Schmerz zurück und achtet wieder etwas mehr auf ihre Umgebung. Als Marissa damit beginnt nach der Schattenherrin zu rufen, grinst Lisina so abfällig wie möglich, mit dem Knebel im Mund. Glaubt denn diese blöde Votze, daß sie sich mit dem Kinderschreck Afyra beeindrucken ließ? Götter, Geister und Schatten gehen ihr am Arsch vorbei. Doch dann spürt sie etwas, tut es aber als Luftzug ab. Sie zuckt zurück, als Marissa in ihr Fleisch schneidet. Gemessen an den Schlägen ist der Schmerz erträglich, aber es werden Narben bleiben und das facht ihre Wut erneut an. Noch immer sind ihre Brüste, auf die Lisina stolz ist, fest und schön, ihre Haut glatt und weich, nur um von dieser läufigen Hündin vor ihr mit Narben entstellt zu werden? Die erste Strophe des blödsinnigen Geleiers läßt Lisina in ihrer Wut völlig kalt. Aber dann geht ihr auf, was Marissa da in ihr Fleisch schneidet, als sie etwas von mit Blut geweihten Zeichen faselt. Jetzt läuft es ihr kalt über den Rücken und als ihr Marissa den Kopf hochreißt und sie in ihre Augen blickt, stellen sich ihre Haare auf. Es ist Marissa, aber da ist noch etwas! Es ist ihre Stimme, die sie verflucht, aber darin schwingt dieses Etwas, kalt und machtvoll. Sie bemüht sich, mit aller Kraft die kalte Berührung als einen neuerlichen Luftzug abzutun, doch es gelingt ihr nicht. Es hätte der weiteren Worte Marissas nicht bedurft, denn die Angst keimt bereits in ihrem Inneren. Trotzdem zwingt sie sich wieder dazu, höhnisch unter ihrem Knebel zu grinsen, aber in ihren Augen flackert es.  
Wed, Oct 16th 2024 08:08

Langsam läßt Maris Zittern nach, aber sie steht immer noch bei Saya, den Arm um ihre Hüften gelegt. "Sie war da! Ich hab' sie gespürt!": sagt sie leise zu Saya. "Und die auch! Ich hab's in ihren Augen gesehen. Auch wenn sie so tut, als wär' nichts. Noch überspielt sie's. Doch in der Nacht, allein, wenn die Schatten kommen, dann....." Ein böses Lächeln umspielt für einen Moment Maris Lippen. Mari läßt Saya los und greift für einenAugenblick nach ihrer Hand und drückt sie. "Du, ich glaub' ich brauch’ jetzt einen Schluck vom Hochprozentigen. Laß uns raufgehen und reden.": schlägt sie vor und schaut Saya halb fragend, halb bittend an.      
Wed, Oct 16th 2024 09:13

Saya schweigt. Sie ist wohl aufgestanden, als sich Mari neben sie gestellt hat, doch sagt sie noch immer nichts. Das Afyra-Gedöns, so sehr sie es selbst ablehnt, so sehr es nicht wahr sein kann, so sehr es ein Hirngespinst Maris sein muss, es hat auch in ihr etwas bewirkt. Freilich, eine Kerze flackert immer, wenn man einen Blutstropfen auf den Docht gibt. Freilich, in dem Raum kann immer ein Luftzug auftreten. Aber es war etwas da, das sich Saya nicht erklären kann, und wenn es nur durch die großartige schauspielerische Leistung der Mari Kiroval hervorgerufen wurde. Saya spürt, wie die Hand von ihrer Hüfte gleitet und ihre Hand nimmt. Saya hört, was Mari zu ihr sagt. Sie schweigt. Schließlich dreht sie sich zu Mari, schlingt ihren Arm um sie und drückt sie an sich. Es vergeht noch eine ganze Weile, dann lässt Saya Mari los und wendet sich an Condir, der ebenfalls etwas verlegen von einem Bein auf das andere tritt.   “Macht sie los,” sagt sie zu ihm, “und habt euren Spaß mit ihr. Dann bringt sie wieder in ihr Kellerloch und stellt die Kerze hier vor sie, die sie an das erinnern soll, was Mari gesagt hat. So lange, bis die Kerze abgebrannt ist. Morgen früh will ich sie im Esszimmer haben.”   Sie nimmt schließlich wieder Maris Hand und verlässt mit ihr den Raum, ohne sich noch einmal zu Lisina umzudrehen. Sie gehen nun die Treppe nach oben. Saya lässt sich auf einen Stuhl fallen. In diesem Moment kommt Gulama aus der Küche.   “Schnaps!” sagt Saya nur. “Wir brauchen Schnaps!”   Und natürlich wird ihrem Willen auch entsprochen - freilich nicht ohne vorher Mari einen verliebten Blick zuzuwerfen. Einen Augenblick später stehen auch schon zwei Gläser auf dem Tisch und Gulama schenkt ein, wobei bei Mari dabei freilich eine Hand über ihre Schulter streicht. Saya kippt das erste Glas im Nu weg, hält es Gulama wieder hin. Gulama schenkt ein. Saya schaut nun eine Weile auf das volle Glas, dann schüttelt sie den Kopf und schaut zu Mari.   “Hast du bereits eine Entscheidung gefällt, was Lisina angeht?” fragt sie schließlich unvermittelt.    
Wed, Oct 16th 2024 01:27

Als sie Saya umarmt und an sich drückt, schmiegt sich Mari an sie und schon bald hört das Zittern auf. In ihren Armen fühlt sie sich geborgen und behütet. Etwas später gehen sie Hand in Hand die Treppen hinauf und betreten das Esszimmer. Saya setzt sich und kurz darauf auch Mari. Ein freudiges Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht, als ihr Gulama ihren verliebten Blick zuwirft. Während Gulama einschenkt, streicht ihr Mari sanft über die Hand und bedankt sich. Im Gegensatz zu Saya trinkt sie nur die Hälfte in einem Zug und seufzt wohlig. "Das hab' ich jetzt gebraucht!": sagt sie. Auf Sayas Frage antwortet sie nicht sofort. Nachdenklich schaut sie ihre Geliebte an. "Ich hab' lang darüber nachgedacht. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher. Dieses Dreckstück im Haus zu haben bedeutet nichts als Ärger, aber auf der anderen Seite sie zurückgeben hätte auch nur Sinn, wenn sie zerbrochen ist. Sonst mobilisiert die noch im Rollstuhl jeden Söldner, den sie bezahlen kann und zündet das Viertel an. Aber ich hab' meine Zweifel, ob wir sie wirklich so zerbrechen können, wie ihre Schwester. Du sagst, du brauchst das Geld nicht, daß wir dabei rausschlagen könnten. Wenn das so ist, dann macht es nicht viel Sinn für uns, wenn wir sie hergeben. Außerdem niemand weiß, wie reich ihr Vater wirklich ist. Selbst wenn wir eine Irrsinnsumme verlangen, ist es nicht sicher, daß ihn das wirklich ruiniert. Wenn mir auch bei dem Gedanken, daß ich mir dieses Dreckstück jeden Tag ansehen muß, daß Kotzen kommt, glaub' ich, es ist besser, wir behalten sie. Aber wenn wirklich jemand mit einem Angebot kommt, dann wär es gut du sagst nicht gleich nein und hältst sie hin. Wer weiß, vielleicht erfährst du was oder es geschieht ein Wunder und sie geht in die Knie. Nein sagen kann man immer noch." Mari trinkt noch einen kleinen Schluck Schnaps.      
Wed, Oct 16th 2024 04:49

“Im Endeffekt sieht es ganz so aus, als ob wir heute Abend dieses verdammte Angebot kriegen werden,” antwortet Saya. Dann macht sie eine kleine Pause. Aus der Toreinfahrt sind die Stimmen der Jäger zu vernehmen, Lachen, zwischendurch ein lautes Klatschen von Händen auf nackter Haut. Vor wahnsinniger Einsamkeit braucht sich Lisina in den nächsten Stunden wohl kaum zu fürchten, wenn es auch wenig wahrscheinlich ist, dass sie ihre Gesellschaft so sehr zu schätzen wissen wird. Schließlich verstummen langsam die Stimmen. Die Jäger haben sie wohl in irgendeinen Raum verfrachtet.   “Heute Morgen war ein Bote da,” fährt Saya nun fort. Wieder macht sie eine Pause, dieses Mal, weil sie ihr Rauchzeug hervorholt und auf den Tisch wirft. Sie steht auf, schlüpft aus ihrem Mantel, wirft ihn über den Stuhl neben sich. Wieder fährt sie sich mit der Hand über die Schulter, dann setzt sie sich wieder.   “Das eigenartige daran war freilich,” sagt sie während sie eine Zigarette formt, “dass es ein Bote von Gregorian war, und soweit ich weiß, ist der für die Bücher der Thornhoff-Affen zuständig. Keine Ahnung, was die jetzt wieder damit zu tun haben.”   Sie nimmt die Zigarette nun in den Mund zieht eine Kerze heran und entzündet damit die Zigarette.   “Jedenfalls habe ich gesagt, ich würde mich mit ihm heute Abend in der Schmutzigen Ente treffen,” erklärt sie schließlich nach zwei Zügen von der Zigarette. “Dann werden wir ja sehen, womit er aufkreuzt. Und wir können ja einfach mal, sagen wir hunderttausend Lamen verlangen. Ich schätze, das hat er nie im Leben. Und so würden wir dann Zeit gewinnen.”    
Wed, Oct 16th 2024 07:46

Überrascht schaut Mari Saya an. "Das war aber fix! Der vermißt das Biest wirklich.": wundert sich Mari. Vor den Geräuschen, die bis hier herauf dringen, verschließt sie die Ohren. Sosehr ein Teil von ihr Lisina auch gönnt, was ihr jetzt geschieht, so sehr widert es sie andererseits an. Das ist ihr vermutlich auch anzusehen und sie atmet erleichtert auf, als die Geräusche verstummen. Sie dreht sich zu Gulama und hält ihr das Glas hin. "Kann ich bitte noch einen haben?": sagt Mari, um für einen Moment wieder einmal im Blau von Gulamas Augen unterzugehen. Sie bedankt sich mit strahlendem Blick, doch dann reißt sie erstaunt die Augen auf. "Der Gregorian? Gregorian Vellez vom Skriptorium?" Leise pfeift sie durch die Zähne. "Das muß Lisinas Vater eine Stange Geld gekostet haben. Die Beiden haben sich zum Fressen gern. Gregorian hat ihm ein paar Hände abspenstig gemacht, die seitdem für ihn arbeiten." Verwundert schüttelt Mari den Kopf. "Was der wirklich macht, weiß niemand. Aber er hatte damals, als ich untertauchen mußte, schon seine Finger im Schwarzhandel und Schmuggel." Dann verschlägt es Mari die Sprache. Sie schaut Saya an, wie einen Geist. "Hundert..hundertausend Lamen?": stammelt sie fassungslos. Sie nimmt ihre Finger zu Hilfe, um mit dieser Summe irgendwie zu Rande zu kommen. "Soviel Silber kann gar niemand haben.": haucht sie völlig überwältigt. Es dauert ein bißchen bis sie ihr Staunen überwindet. "Ich weiß nicht, Saya. Wär's nicht gescheiter, weniger Geld zu verlangen, dafür noch was Anderes? Ein Vertrag zum Beispiel in dem er sich verpflichtet den Schwarzhandel auf Imeriagebiet zu beenden. Ich mein' das ist so verrückt viel Geld, da kann einer schon auf die Idee kommen, daß es nur eine Finte ist. Oder willst du feilschen wie am Markt?": erkundigt sich Mari. Doch langsam sickert es durch, daß Saya wir gesagt hat. "Ich darf mitgehen mit dir?": fragt sie begeistert.  
Wed, Oct 16th 2024 09:05   Edited on Wed, Oct 16th 2024 09:07

Gulama schenkt Mari natürlich wieder ein, steht dabei auch ziemlich nahe bei ihrer Liebsten. Wenigstens viel näher, als sie es gleich danach bei Saya tut, die ihren Schnaps auch wieder geleert hat. Sie scheint sich aber nicht zu trauen, irgendwelche zusätzlichen Liebesbeweise zu übermitteln. Die Saya schaut ziemlich ernst aus, und Astrids Schreie hat freilich auch Gulama gehört. Diese zuckt mit den Schultern, zieht an ihrer Zigarette, bläst den Rauch aus und schaut dann Mari wieder an.   “Ich weiß, dass hunderttausend Lamen sauviel Geld ist, das eigentlich niemand zahlen kann,” antwortet sie kühl. “Ich habe aber nichts dagegen, dass der verdammte Onkel ziemlich schnell kapiert, dass es mich einen Scheißdreck interessiert, ob er seine Tochter zurückbekommt oder nicht. Dass er mir wirklich was bieten muss, wenn er das Stück Menschenfleisch wiedersehen will. Dass ich mich eigentlich von diesem Sahneschnittchen gar nicht unbedingt trennen will, wenigstens so lange nicht, bis ihr ihr verficktes Grinsen endgültig vergeht.”   Sie zieht wieder an ihrer Zigarette.   “Aber freilich, wenn der schon den Vellez engagiert, da höre ich mir schon mal an, was der mir verspricht. Was da dann wirklich Sache ist. Ich meine, so wie Lorek redet, hat der ja außer seinem Geld nichts mehr, und wenn das weg ist, dann kann der mir versprechen was er will, nur halten kann er’s nicht. Und wir werden ihm da halt klarmachen müssen, dass er dann immer wieder ein Stück seiner Tochter zurückbekommen wird.”   Sie zieht abermals an ihrer Zigarette, dann beginnt sie zu grinsen.   “Natürlich gehst du mit,” sagt sie. “Wegen mir, da würde ich mir einen passenden Tod für sie aussuchen und aus. Was weiß ich, langsam von Ratten gefressen werden oder so. Sie lebt wegen dir. Die wird versuchen, sich an dir zu rächen, wenn sie die Chance dazu hat. Also bist du es, die entscheiden muss, was mit ihr passiert. Außerdem soll es in der Ente einen guten Eintopf geben.”  
Thu, Oct 17th 2024 03:04

Als Saya sagt, daß sie mitgeht, als wär' das ganz selbstverständlich, vergißt Mari für einen Moment Lisina. Strahlend springt sie auf, wieselt um den Tisch und fällt Saya um den Hals. Sie küßt sie gleich ein paar Mal. "Danke, Saya! Ich hab' schon als kleines Mädchen davon geträumt, da einmal reinzukommen. Ich mein' nicht das Erdgeschoß, wo die normalen Leute essen, sondern oben die schönen Räume. Bin schon gespannt ob's so ist wie die Leute erzählen!" Mit einem strahlenden Lächeln läßt Mari dann von Saya, nicht ohne sie nochmals auf die Nasenspitze zu küssen. Doch dann nimmt ihr Gesicht einen erschrockenen Ausdruck an. "Bei den Schatten! Ich hab' ja gar nichts anzuziehen! Ich kann da ja nicht im Kittel hin und mein Haar! Ich muß mir die Haare waschen und die Augenbrauen zupfen! Mir wird nicht anderes übrig bleiben als die Hose anzuziehen! Die muß ausbürstet werden und die Jacke auch! Ich kann dich doch nicht blamieren.": sagt sie aufgeregt und zupft nervös an einer Haarsträhne. "Frisieren muß ich mich auch! Das krieg' ich nie hin! Ich mein' so das es schön wird. Darf mir Gulama helfen? Ich halt sie auch nicht lang auf! Großes Ehrenwort!": sagt Mari mit einem umwerfenden Augenaufschlag, um ihr Versprechen zu bestärken.  
Thu, Oct 17th 2024 05:02

Saya lässt die Küsserei über sich ergehen, wenn ihr Blick auch Bände spricht. Und zwar, dass sie ganz und gar nicht die Aufregung um den Besuch in der Ente verstehen kann. Nur ihre Hand bleibt ganz zufällig auf Maris Hinterteil liegen. Nun hört aber Mari nicht auf zu reden, und sie redet ziemlich wirres Zeug, das irgendwie überhaupt keinen Sinn macht. Ganz im Gegenteil, wenn sie sich weiter so in Rage redet, kommt sie am Ende noch wieder auf die abstruse Idee, auch Saya solle ein Kleid anziehen. Sie zieht also die Hand von Maris Gesäß weg und legt ihr den Zeigefinger auf den Mund.   “Wir treffen uns mit einem Thornhoff-Knilch,” entgegnet sie. “Und nicht nur, dass er nur ein Mitglied des Hauses Thornhoff ist, er ist heute auch der Bittsteller, der etwas von uns will, nicht wir etwas von ihm. Du siehst, es gibt überhaupt keine Veranlassung, sich schön zu machen. Bei Achum, glaub mir, deine Hose und dein Hemd reichen vollkommen.”   Und dann fügt sie mit einem Grinsen das Unaussprechliche hinzu, das, was wirklich jenseits jeglicher Vorstellungskraft steht.   “Am Ende kommst du noch auf die Idee, ich solle auch noch ein Kleid anziehen!”  
Thu, Oct 17th 2024 11:21

Sayas Hand auf ihrem Hintern stört sie überhaupt nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Als Sayas Finger ihren Redeschwall stoppt, hält sie inne und hört ihr zu und beginnt zu schmunzeln. "Du wärst wunderschön in einem Kleid! Ich stell's mir jeden Tag vor.": sagt sie voll Überzeugung. "Aber für heut' wär' das nichts!": seufzt sie dann. "Heut' tritts du nicht nur als Dargha auf. Heut' Abend bist du Lisinas Würgeengel und der zieht kein Kleid an. Ich mein' so sollst du wirken. Da paßt dein üblicher Aufzug sehr gut. Der Gregorian soll schon auf den ersten Blick sehen, woran er ist." Dann kann sie nicht widerstehen und gibt Saya ein Küßchen auf die Wange. "Aber du bist auch die Dargha und als Dargha mußt du draufschauen, wie du auftrittst. Deshalb muß ich was hermachen neben dir! Sonst sagen die Leute noch, die kann sich nichts Besseres leisten! Es werden sicher eine Menge Leute in der Ente sein und sicher auch ein paar Wichtige!" Dann senkt sie den Blick und erst ein paar Herzschläge später schaut Mari Saya wieder an. Verlegen wie ein kleines Mädchen fährt sie etwas zögerlich fort. "Und...na ja ich will gern hübsch sein für dich, wenn wir das erste Mal miteinander so richtig ausgehen und dann gleich in die Ente!"  
Fri, Oct 18th 2024 09:33

Saya sieht Mari reichlich abschätzig an.   “Liebling, ganz ehrlich,” sagt sie dann ziemlich pragmatisch lapidar, “du könntest hingehen, wie du willst, aber dann sagst du sicher wieder etwas, das allen die Sprache verschlägt, etwas, das allen beweist, dass du vielleicht die intelligenteste Person auf dieser ganzen Insel ist. Oder meinst du im Ernst, mich hätte deine Vogelscheuchen-Kleidung damals im Zwilling so sehr beeindruckt?”   Sie schaut noch eine kleine Weile zu der früheren Rattin, dann geht ein Grinsen über ihre Lippen.   “Prinzesschen, zieht dich aus. Wir tauschen unsere Kleidung, so dass unsere liebe Mari sieht, wie ich in deinen Fetzen aussehe.”   Freilich schaut nun Gulama reichlich überrascht, aber was soll sie auch tun? Wenig später hat nun Mari das Vergnügen, beide ihrer Liebsten vollständig nackt vor sich zu sehen, einen kleinen Augenblick lang, dann zwängt sich auch schon Saya in Gulamas Kleidung, und Gulama in die der Dargha. Freilich hat Gulama den größeren Busen, freilich hat sie die schlankere Taille, und so kommt es, dass sie es leichter hat, in Sayas Hose und Hemd zu kommen als umgekehrt. Und so gluckert es gehörig an Says Busen, während die bauchfreie Bluse darunter viel zu eng ist. Der Rock sitzt vielleicht noch ein bisschen tiefer als bei Gulama, wobei die zwei Schlangen, die daraus emporragen, freilich Lust auf mehr machen.   Saya sieht nun Mari mit einem schiefen Lächeln an.  
Fri, Oct 18th 2024 09:41

Gulama hat sich kaum Sayas Hemd übergezogen, da betritt Condir den Raum. Kurz sieht er von Gulama zu Saya und zurück. Sein Gesicht geht in ein zwanghaft verstecktes Grinsen über, dann in ein Prusten, schließlich bricht schallendes Gelächter hervor.   “Mädel,” sagt er schließlich zu Saya, “du kannst dich verkleiden wie du willst, aber du wirst immer eine Jägerin bleiben. Ganz ehrlich, wir alle verehren dich wirklich, wir alle würden alles für dich geben, aber dass wir dich ansehen wie unser allerliebstes kleines Gulamalein, das kannst du, ganz ehrlich gesagt, gleich vergessen.”   Es dauert nun eine kleine Weile, bis er sich wieder beruhigt, dann fügt er ernster hinzu: “Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob ich die heutige Jagd auf die Banden mit Marigar und seinen Männern machen kann. Weißt du, der Rest ist noch ziemlich damit beschäftigt, sämtliche Löcher der blonden Hure zu stopfen, und ich würde sie äußerst ungern davon abhalten. Und, falls es dich interessiert, es gefällt ihr ungemein.”  
Fri, Oct 18th 2024 10:26   Edited on Fri, Oct 18th 2024 10:26

Verschämt senkt Mari den Blick. "Ja, ich hab' furchtbar ausgeschaut, ich weiß." : sagt sie leise. Aber dann hebt sie ihren Kopf und sieht Saya mit leuchtenden Augen an. "Aber du hast mich trotzdem nicht verjagt. Das werd' ich nie vergessen." Dann schaut sie ziemlich verblüfft aus der Wäsche, als Saya Gulama sagt, daß sie sich ausziehen soll, doch ihre Überraschung weicht sehr schnell einem begeisterten Blick als sie zusehen kann, wie ihre beiden Geliebten aus den Gewändern steigen und dann nackt vor ihr stehen. "Ihr seid so schön!": haucht sie bewundernd und wohl auch etwas begehrlich. Dann schaut sie mit großen Augen zu, wie sich Saya Gulamas Sachen anzieht. "Whow!": sagt Mari, denn mehr bringt sie im Moment nicht heraus und starrt Saya wie eine Erscheinung an. In dem Moment platzt Condir herein und prustet los. Mari knufft dem Riesen spielerisch in die Seite. "Red' doch keinen Blödsinn!": sagt sie mit gespieltem Ärger. "Saya schaut so was zum Niederknien aus in dem Rock! Sie ist einfach .." Mari sucht nach einem passenden Wort. "Umwerfend, zum Anknabbern, zum Verrücktwerden!" Ihrem Blick nach meint sie, was sie sagt, aber als Condir Lisina und den Zeitvertreib der Jäger erwähnt, vergeht ihr das Anhimmeln. Sie senkt den Kopf, marschiert zurück zu dem Platz, an dem sie vorher gesessen hat und kippt den übergebliebenen Rest Schnaps hinunter. Dann hat sie sich wieder halbwegs gefangen und sagt mit einem Anflug von eines Lächelns zu Saya. "Der Rock steht dir unheimlich gut."      
Fri, Oct 18th 2024 11:00

Nun, Maris Knuffen bleibt freilich ohne jegliche weitere Folge. Mari wird auffallen, dass Condir wohl groß und alles andere als mager ist, aber dass sein Oberkörper genauso gestählt wirkt wie der der restlichen Jäger. Freilich spürt Condir den Knuff, und als Antwort legt er Mari einen Arm um die Schultern, für einen Augenblick lang, bevor sich Mari daraus hervorschält und zur Schnapsflasche rennt.   “Mädel,” sagt er dann zu ihr, “du hast schon recht, du hast dir wahrlich nicht die hässlichste unter den Jägern herausgesucht. Ich meine, ich verstehe schon vollkommen, dass du auf sie abgefahren bist und nicht auf mich. Aber du weißt auch, dass ich weder dich, noch unser Gulamalein und auch nicht Saya mit in mein Lager nehmen würde. Aber wenn ich mir nun mein Dargha-Mädel so anschaue, dann kann ich mir schon vorstellen, dass ich mit dem guten alten Marigar bis heute Abend kein vernünftig Wort mehr sprechen könnte. Aber das ist nicht mein Mädel, das, wenn wir alle schon in unser Lager zurückkehren wollten, noch die letzte Flasche geöffnet hat. Das ist nicht mein Mädel, das immer dann, wenn es richtig brenzlig wurde, zur Höchstform aufgelaufen ist, das wohl unter Achums besonderen Schutz steht, wenn sie noch unter uns weilt. Mari, ganz ehrlich, du kannst einen Ochsen verkleiden, wie du willst, es wird kein Schwan daraus.”
Fri, Oct 18th 2024 11:34

"Du bist ein Ochse!": sagt Mari halb im Spaß und überlegt, ob sie sich das Glas nochmals füllen soll, läßt es schließlich doch bleiben. "Saya ist eine wunderschöne Frau! Da kann sie hundertmal Jägerin sein, sie bleibt eine Frau! Sie verkleidet sich nicht, wenn sie einen Rock anzieht. Sie betont nur ihre Schönheit und das, was sie zur Frau macht! Klar wird sie damit nicht auf die Jagd gehen. Ein Schmied geht ja auch nicht im besten Gewand an die Esse!": sagt Mari energisch. "Der Rock macht sie doch nicht anders, Condir. Es ist nur ein Gewand! Ich renn' ja auch mit einer Männerhose durch die Gegend und mir ist noch keiner gewachsen. Zumindest nicht bis zum letzten Mal als ich nachgeschaut hab'." : grinst Mari. "Und ich bin mir verdammt sicher, daß ein Rock oder Kleid Saya auch nicht vom Flaschen aufmachen abhält. Ist bloß eine Frage der Gelegenheit! Heute Abend zum Beispiel ist es besser, sie zieht kein Kleid an. Aber was glaubst du, wie die Leute aus der Wäsche schauen, wenn sie einmal in einem hübschen Kleid von euch bewacht durchs Viertel geht? Das wär' schon eine starke Geste! Das zeigt den Leuten, daß sie nicht nur die Dargha ist, sondern auch eine Frau und brächt' sie den Leuten näher. Verstehst du?" Dann schaut sie zu Gulama und schmunzelt: "Dir steht der Rock auch besser, Sonnenschein."  
Fri, Oct 18th 2024 02:12

Condir beginnt abermals zu lachen.   “Da magst du wohl recht haben, liebe Mari,” antwortet er vergnügt, “wenn du sagst, der alte Condir sei ein alter Ochse. Aber weißt du, es gibt vielleicht keinen in dieser Stadt, der Saya länger kennt als ich. Ich war in ihrer Rotte, als sie uns die Göre aus Eraria auf das Auge gedrückt haben. Ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht beim ersten Auftrag draufgegangen ist, denn damals hatte sie eine riesige Wut auf alles, was nicht Imeria ist, und sonst nicht gerade viel. Wenn du mich damals gefragt hättest, ja, da hätte ich dir glatt Recht gegeben. Aber inzwischen ist so viel Blut zwischen den Pflastersteinen versickert, sind so viele Leute gestorben, da wird aus dem Menschen irgendwann ein Jäger. Kaum jemand von uns sieht sie noch als Frau, wenn wir mal von Marigar absehen, bei dem es ja kein Geheimnis ist, dass er einen Flug auf unsere Dargha hat. Saya ist Saya, die Jägerin, die Rottenführerin, die Dargha. Aus. Und wenn du sie jetzt in eine Frau zurückverwandeln willst, dann wirst du einiges Unverständnis von den Jägern ernten. Aber ja, vielleicht bin ich ein alter Ochse…”   Er geht nun zur Schnapsflasche. Er denkt nicht lange darüber nach, sondern nimmt einfach die Flasche und macht einen gehörigen Zug daraus.
Fri, Oct 18th 2024 02:17

Saya hat den beiden eine ganze Weile lang in ihrem Geplänkel zugehört. Irgendwann hat sie Gulamas Kleidung wieder abgelegt und steht wieder nackt da. Mit einer Kopfbewegung weist sie Gulama an, es ihr gleich zu tun. Diese hat ungleich mehr Hemmungen, sich vor Condir auszuziehen, aber wieder einmal ist der Respekt vor der Dargha größer als ihre Scham. Und so ist Saya gerade damit beschäftigt, ihr eigenes Hemd wieder zuzuknöpfen, als Condir zu seiner langen Rede über Sayas Vergangenheit ausholt. Ausdruckslos verfolgt sie ihrer, dann schaut sie zu Mari, zurück zu Condir.   “Macht euch fertig,” sagt sie dann bestimmt. “Wir gehen alle mit auf Patrouille. Und unterwegs kaufen wir so ein verdammtes Kleid.”   Sagt es und entschwindet schon nach oben, um ihre Stiefel zu holen. Condir bleibt mit Gulama und Mari allein zurück. Und Condir kommt nicht umhin zu grinsen und Mari schelmisch zuzublinzeln.
Fri, Oct 18th 2024 02:58

"Also so was hab' ich nicht gesagt. Von alt war nicht die Rede.": grinst Mari den Riesen an. "Ich brauch' sie auch nicht zurückverwandeln. Sie ist immer noch eine Frau. Das garantier' ich dir." Dann wird sie etwas ernster. "Aber ich weiß schon, daß was man macht, nicht einfach an einem vorbeigeht, daß man's mit sich herumträgt und davon geprägt wird. Ich will sie auch gar nicht ändern, Condir. Ich wär' wirklich blöd, wenn ich das versuchen wollt'. Ich will sie nur ab und zu daran erinnern, wie schön sie ist und ich geb's ja zu, ich krieg' weiche Knie wenn ich so seh' wie vorher." Als Saya dann sagt, daß sie alle mitgehen, um ihr ein Kleid zu kaufen, glaubt sie für einen Augenblick, daß sie sich verhört hat. Doch dann grinst sie Condir an und hebt hinter dem Rücken Sayas die rechte Hand mit ausgestrecktem Daumen. "Ich komm’ schon.": sagt sie und flitzt hinter Saya her, aber nicht ohne Gulama im Vorbeigehen noch einen Kuß auf die Lippen zu drücken.  
Fri, Oct 18th 2024 03:43

Wer nicht wenigstens einige Zeit auf Imeria-Gebiet gelebt hat, kann sich kaum vorstellen, was es für einen einfachen Schneider heißt, wenn plötzlich eine Dargha, gefolgt von vier Jägern und einer “irren Dürren” seine Schneiderwerkstatt betreten. Er ist ein einfacher Mann, steht jeden Tag von Früh bis spät in seiner Werkstatt und versucht, durch qualitativ hochwertige Schnitte und Nähte auszugleichen, was ihm die doch recht gewöhnliche Qualität der Stoffe vorgibt. Aber das Schneiderhandwerk wirft gerade genug ab, um über die Runden zu kommen, wohlhabende Kundschaft gibt es in dem Viertel so gut wie gar nicht, und diese streckt nur zu gerne ihre Fühler auf das andere Flussufer aus, wo Luxus einen anderen Stellenwert hat wie hier.   Als die Gruppe also die Werkstatt betritt, nach einem kurzen Fußmarsch zunächst nach Süden, dann zum Olifern hin, Saya voraus, dann Marigar mit zwei Jägern, schließlich Mari und Condir, wo dieser die ganze Zeit Maris Schultern mit seiner Pranke beschwert hat, wäre der gute Schneider wohl am liebsten zum Fenster hinausgesprungen. Da er sich jedoch vorstellen kann, was für Folgen dies für ihn, seine Werkstatt und auch seine Familie haben würde, bleibt er doch angsterfüllt, zitternd stehen. Auch als Saya zu ihm hintritt, ein zugegebenermaßen etwas gequält freundliches Lächeln aufsetzt und ihm die Hand hinstreckt, verändert sich sein Gesichtsausdruck wenig. Fast geht er vor der Dargha in die Knie, getraut sich fast nicht, ihre Hand wieder loszulassen.   “Die Dame da hinten,” sagt Saya also und deutet mit dem Daumen über die Schulter zu Mari, “sagt, ich bräuchte ein Kleid. Könnt Ihr ihr etwas zeigen, das mir passen sollte?”   Eifrig nickt nun der Schneider, und wendet sich dann reichlich unsicher an Mari.   “An was hättet Ihr denn so gedacht?” fragt er sie mit zitternder Stimme.
Fri, Oct 18th 2024 05:49   Edited on Fri, Oct 18th 2024 05:53

Es kommt zwar ein bißchen überraschend für Mari, als Saya auf sie deutet und dem Schneider zu verstehen gibt, daß sie etwas aussuchen soll. Aber dann sie schlüpft unter dem Arm Condirs hervor und grüßt den bebenden Schneider nochmals freundlich, um ihn ein wenig zu beruhigen. Für einen Augenblick spielt sie mit einer Haarsträhne, aber dann legt sie los. "Die Dargha braucht schon mehr als ein Kleid.": sagt sie, aber mit einem Seitenblick auf Saya beeilt sie sich zu sagen. "Aber das hat noch Zeit. Fürs Erste ist eins genug. Ganz wichtig ist der Stoff.": erklärt sie dem Schneider. "Am besten Leinen, gemischt mit Seide. Es darf auf keinen Fall irgendwas Verspieltes sein. Das paßt nicht zu ihr. Es muß gediegen sein, aber nichts Protziges. Der Stoff und der Schnitt müssen für sich sprechen. Einfache Linien, keine Rüschen oder so was." Mari muß sich, wie sich jetzt herausstellt, Saya tatsächlich immer wieder in einem Kleid vorgestellt haben, denn sie erklärt dem Schneider recht genau, was ihr vorschwebt. "Es muß auf jeden Fall lang sein, am besten bis zu den Knöcheln und körperbetont damit ihre wunderschöne Figur zur Geltung kommt. Entweder kurze Ärmel, nein besser zwei Drittel lange Ärmel. Ausschnitt nicht zu übertrieben, aber ihren Brustansatz soll man schon sehen." Vor lauter Konzentration kräuselt sich Maris Stirn. "Der Rückenausschnitt kann schon tiefer gehen. Der untere Teil des Kleides soll etwas weiter sein, daß es schön schwingt beim Gehen. Aber das Wichtigste ist, das Kleid muß auf der linken Seite einen Schlitz haben, der ungefähr bis hier her gehen soll." Sie zeigt auf das oberste Drittel ihres Oberschenkels. Ein passendes großes Schultertuch dazu aus dem gleichen Stoff. Von der Farbe her hab' ich entweder an dunkles Weinrot oder an hellere Brauntöne gedacht. So was werdet ihr wohl nicht da haben. Aber vielleicht etwas Ähnliches, damit es die Dargha probieren kann und ihr macht ihr Kleid dann, wenn's ihr gefällt."  
Fri, Oct 18th 2024 11:16

Der Schneider hört aufmerksam zu, doch je länger Mari spricht, desto verzweifelter wird sein Gesichtsausdruck. Dies scheint wiederum Saya zu belustigten, denn je verzweifelter nun wieder der Schneider schaut, desto breiter wird ihr Grinsen. Doch schließlich hat Mari ihre lange, lange Anforderungsliste abgeschlossen, und der Schneider schon lange zu schwitzen begonnen.   “Oh, verzeiht, ehrenwerte Frau,” sagt er dann kleinlaut, “aber mit Seide kann ich leider nicht dienen. Ich kenne einen guten Weber, der mir sehr interessante Stoffe aus Leinen, Wolle und Baumwolle macht, und ich hoffe, dass ich Euch trotzdem etwas zeigen kann, das vielleicht trotzdem Euren Wünschen entspricht. Aber Seide, selbst wenn sie denn so leicht zu bekommen wäre, ich kann Seidenstoffe nicht vorlegen, die sind viel zu teuer, und hier könnte sich soundso niemand so etwas Teures leisten. Aber gestattet mir, Euch einige Stücke zu zeigen.”   Nun, das mit der dunkelroten Farbe passt schon eher, bald hat er einige Kleider vor Mari ausgebreitet, dunkelrot, dunkelgrün, dunkelblau, nachtwschwarz. In Ermangelung der Seide hat der Schneider Baumwollsatin verwendet, das zwar auch einen gewissen Glanz hat, aber freilich nicht mit Seide mithalten kann. Er spielt spielt er stark mit Schnitten und Mustern, mit verschiedenen Farben. Rückenfrei, eng, ein Schlitz an der Seite, das haben mehrere, und diese Schlitze gehen von Knie- bis Hüfthöhe. Die Ärmellänge ist dann schon eher wieder ein Problem, denn die meisten sind entweder lang oder fehlen ganz. Und dann gibt es eine Reihe an Kleidern, an denen er mit Transparenzen herumprobiert hat, und hier geht es wirklich von elegant bis, nun ja, vielleicht für Maris zukünftiges Bordell geeignet. Was der Schneider wohl nur ahnen kann, ist, dass in Sayas Fall jede Transparenz ein Bild zum Vorschein bringt, und dies das Ganze wieder ungemein verkompliziert. Nun, das Feld der unbegrenzten Möglichkeiten ist der Laden beileibe nicht. Aber der Schneider tut sein bestes, der Begleiterin der Dargha jedes einzelne der Kleider zu erklären, die Vorzüge herauszustreichen, die eigentlich unzweifelhafte Qualität seiner Arbeit. Nur, Seide, nun, die gibt es nicht.   Saya, die eigentlich hauptsächlich Interessierte an dem ganzen Vorgang, steht mit den Jägern wartend hinter Mari und erweckt den Eindruck, als würde Mari einfach nur ein Brot für sich selbst kaufen. Sie sagt kein Wort, und aus ihrem Blick ist es unmöglich abzulesen, ob sie nun ein Kleid oder ein anderes schöner findet.
Sat, Oct 19th 2024 01:21   Edited on Sat, Oct 19th 2024 01:22

"Nein, nein!": wehrt Mari ab. "Keine reine Seide! Leinen gemischt mit Seide!": erklärt sie. Seitdem sie einmal einen geschmuggelten Ballen von diesem Stoff gesehen hat, ist sie verliebt in dieses Material. Aber sie sieht schließlich ein, daß so ein Stoff nicht so schnell aufzutreiben ist. Mari ist mit Feuereifer bei der Sache. Nicht nur daß es ihr Spaß macht, vor allem daß ihr Saya soweit traut, daß sie auswählen darf, macht sie stolz. Die knappen Fummel für die teuren Nutten und die Protzroben schiebt sie sofort zur Seite. Der Schneider hat es nicht leicht mit Mari und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird sie auch die Geduld der Jäger strapazieren, denn sie läßt sich Zeit und schaut alles genau an. Sie hört wenig auf das Gerede des Schneiders und verläßt sich hauptsächlich auf ihren Geschmack, doch sie findet nichts, von dem sie überzeugt ist, daß es Saya wirklich paßt.   Mittlerweile hat der Schneider wieder zu schwitzen begonnen, als Mari etwas inmitten der Kleider, die sie schon angesehen hat, etwas entdeckt, daß sie übersehen haben muß. "Ich will mir das hier noch einmal ansehen, das Rostrote.": sagt sie und betrachtet es ganz genau, als der Schneider es ihr hinhält und wieder zu erklären beginnt. Aber viel weiter als bis zur Stoffart kommt er nicht, dann unterbricht ihn Mari. "Ja, haltet es bitte höher. Ja, so paßt's." Das Kleid aus Baumwollsatin, daß sich Mari jetzt sehr genau anschaut, ist einfach und elegant geschnitten. Der Oberteil körperbetont, mit einem tiefen, aber nicht aufreizenden V-Ausschnitt, Ärmel bis zu den Ellenbogen, hoch angesetzter Taille. Ab der Taille fällt das Kleid zu einem weiten Rock mit Falten ab, der bis etwas zur Mitte der Unterschenkel reicht. Sie nimmt es dem Schneider aus der Hand und hält es Saya an den Körper. Mit schief gelegtem Kopf schaut sie sich das Ergebnis eine kleine Weile an, dann sagt sie zu Saya: "Ich glaub' das paßt für dich. Willst du es anprobieren?": fragt sie strahlend.      
Sat, Oct 19th 2024 10:42

Es ist nicht so leicht, die Geduld eines Jägers überzustrapazieren. Immer wieder kommt es vor, dass sie einmal einen halben oder gar ganzen Tag auf der Lauer liegen, um eines Delinquenten habhaft zu werden, und in diesem Laden herumzustehen und Mari zuzusehen ist beileibe nicht langweiliger. Trotzdem atmen sie auf, als Mari endlich ein Kleid gefunden zu haben scheint.   Saya sieht Mari an, als sie ihr das Kleid vor den Körper hält. Sie zeigt keine Freude, sie zeigt auch keine Ablehnung. Noch immer schaut sie so, als würde sie das alles gar nicht angehen. Auf die Frage, ob sie es anprobieren will, reagiert sie praktisch nicht, außer dass sie sich das Hemd über den Kopf zieht, aus den Stiefeln steigt und sich der Hose entledigt. Der Schneider dreht sich mit hochrotem Kopf um, denn eine nackte Dargha will man nicht sehen, nicht dass sie am Ende noch auf die Idee kommt, ihm die Zunge herauszuschneiden, um zu vermeiden, dass er das Erlebte weitererzählt.   Es dauert eine Weile, bis sich Saya durch den Stoff gewühlt hat. Nun ja, Saya hat nicht die Durchschnittsfigur einer Pelorner Dame. Die Schultern sind breiter, der Brustkorb umfangreicher, auch die Taille ist nicht ganz so schmal. Und spannt das Kleid etwas an den Schultern, drückt ihre beileibe nicht üppige Brust nach oben, wodurch das Schuppenmuster am oberen Rand sichtbar wird. Auf der anderen Seite führt das leichte Spannen dazu, dass der V-Ausschnitt etwas breiter wird und die Schlangen, die vom Brustbein zu ihren Schläfen gehen, in voller Pracht Preis geben. Naja, und die Brüste wirken so größer, weiblicher, zaubern auf der anderen Seite aber auch etwas eigenartige Blicke auf die Gesichter der Jäger - naja, bis auf das des Kommandierenden ihrer Leibwache, dessen Augen zu glänzen beginnen.   Nun, Geschmäcker sind verschieden. Das Kleid passt, wohl nicht perfekt, aber es passt. Wobei natürlich die Eleganz des Kleides mit dem wilden Anmuten der Tätowierungen einen recht deutlichen Widerspruch bilden - ob dieser nun faszinierend oder aber einfach nur eigenartig ist, das liegt im Auge des Betrachters.   Saya sieht Mari an. Sie sieht nicht zufrieden aus, sie sieht aber auch nicht aus, als ob sie das Kleid unangenehm empfinden würde. Sie sieht Mari an, als würde sie das alles gar nichts angehen.
Sat, Oct 19th 2024 11:18

Nicht nur der Kommandant der Leibwache kriegt beim Anblick Sayas glänzende Augen. Auch Mari, die eine kleine Weile gar nichts sagt und Saya nur bewundernd ansieht, hat einen ähnlichen Glanz in ihren Augen. "Mich haut's um!": haucht sie dann und schüttelt immer noch überwältigt den Kopf. "Saya, du schaust unwahrscheinlich gut aus! Noch viel schöner als ich's mir vorgestellt hab'." Für einen Moment bewundert sie ihre Geliebte noch, dann geht sie langsam um sie herum, schaut, zupft hier und dort an dem Kleid und winkt den Schneider zu sich. "Hier muß es noch was ausgelassen werden, damit es über dem Busen nicht so spannt. Aber nicht viel, vielleicht einen Fingerbreit, ihre Brüste sollen ja schön zur Geltung kommen.": sagt sie und deutet auf die Stelle. Dann hat sie noch ein paar Änderungswünsche, die sie dem Schneider erklärt und zeigt. "Wie lang wird's denn dauern, bis ihr mit dem Kleid fertig seid?": erkundigt sie sich. "Und was soll es kosten mit den ganzen Änderungen?"      
Sat, Oct 19th 2024 01:39

Der Schneider, der sich bis jetzt in gehöriger Distanz zur Dargha aufgehalten hat, sieht sich nun wohl doch genötigt, näher zu treten. Es fällt jedoch direkt auf, wie er es vermeidet, Saya direkt anzusehen. Und so geht er mit Mari um sie herum, lässt sich die weiteren Wünsche der Frau erklären, fragt wohl nach, berührt aber auch dabei weder das Kleid noch die Trägerin. Schließlich nickt er. Es ist ihm anzusehen, dass er sich schon wieder weit wohler fühlt, erleichtert darüber, dass sie nun doch ein Kleid gefunden haben, und wohl auch darüber, dass wenigstens anstandsweise nach dem Preis des Kleides gefragt wird - und das gute Kleidungsstück nicht einfach konfisziert. Es liegt nämlich bei weitem nicht in der Natur eines jeden Jägers, auch dafür zu bezahlen, was man so braucht zum Leben.   “Nun, ich denke, Ihr könnt das Kleid sehr gerne morgen früh abholen. Der Tag ist noch lang, und die Nacht ebenso, so denke ich, ich werde mit der Arbeit wohl fertig werden,” sagt er und nickt dabei eifrig. Dann beginnt er sich wiederum etwas zu winden, und etwas leiser fügt er hinzu: “Der Preis, nun, wisst Ihr, in diesem Kleid ist eine ganze Menge Satinstoff verarbeitet, und es braucht doch so lange, bis man Satinstoff gewebt hat. Ich habe zwar meine Beziehungen, aber auch der Weber, der will bezahlt werden, der will seine Familie ernähren…”   Plötzlich sieht er doch zu Saya, fügt etwas lauter hinzu: “Aber ich kann Euch garantieren, dass der Stoff auf Imeria-Gebiet gewebt wurde, gar nicht mal so weit von hier, in der Nähe der Verbotenen Zone. Imeria bekommt also auf jeden Fili, den Ihr hier ausgebt, auch seinen wohlverdienten Arkh.”   Er wendet sich wieder zu Mari.   “Die Änderungen, die berechne ich nicht. Ich hoffe vielmehr, dass Ihr mit dem Kleid zufrieden sein werdet. Aber, eben, der Stoff, der ist einfach sehr teuer, und auch meine Kinder mögen gefüttert werden. Ich hoffe, es ist Euch nicht zu viel, aber 70 Filis muss ich für das Kleid schon haben.”
Sat, Oct 19th 2024 02:51   Edited on Sat, Oct 19th 2024 02:53

In reinem Reflex will Mari schon wegen des Preises loszetern, aber dann hält sie sich doch zurück. Sie weiß, daß sie den Alten auf jeden Preis herunterdrücken kann, mit den Jägern und Saya im Rücken. Aber das wär' genau das, was Saya nicht haben will. Sie will nicht wie die Anderen die Handwerker in ihrem Viertel ausplündern oder glatt bestehlen. Also fängt Mari an, zu rechnen. Siebzig Filis sind kein Pappenstiel, aber sie weiß, daß solche Stoffe teuer sind. Allzu sehr zieht sie der Schneider nicht über den Tisch, aber ganz ungerupft will ihn Mari auch nicht davon kommen lassen. Aus leicht zusammen gekniffenen Augen sieht sie den Schneider an. "Filis wachsen nicht auf den Bäumen, Meister! Auch nicht für eine Dargha! Siebzig Filis ist eine Stange Geld!" Mißbilligend schüttelt sie den Kopf. "Außerdem, wenn wir mit eurer Arbeit zufrieden sind, wird es sicher nicht der letzte Auftrag gewesen sein. Ich sag' euch was! Legt ein hübsches, passendes Schultertuch drauf und liefert das Kleid morgen in die Residenz der Dargha, dann sind wir im Geschäft!" Sie wendet sich zu Saya um: "Paßt dir das so?": erkundigt sie sich.  
Sun, Oct 20th 2024 12:13

Saya sieht immer noch drein, als wäre sie gar nicht anwesend. Nun aber wendet Mari das Wort direkt an sie, und so sieht sie sich doch bemüßigt zu antworten.   “Ich brauche kein Tuch über dem Kleid, ich denke, das Kleid an sich ist schon Firlefanz genug", antwortet sie kalt. Dann macht sie einen Schritt auf den Tisch zu, auf den der Schneider all die vielen Kleider gelegt hat, die Mari kalt abgelegt hat. Wohl hat Saya stets gewirkt, als ob sie die Erzeugnisse des Meisters gar nicht angesehen hätte, nun aber geht sie ziemlich zielgerichtet vor und zieht ein Kleid aus dem Haufen hervor. Es ist in einem recht lebhaften Grün gehalten, hinten hochgeschlossen, mit tiefem, V-förmigem Ausschnitt vorne, engem Oberteil. Ab der Taille ist ein weißer, eingenähter Unterrock zu sehen, der dem Träger eine Rundung gibt, die wohl nicht vorhanden sein muss. Darüber liegt derselbe grüne Stoff, einfach in seiner Art, doch von der Farbe her recht auffällig. Er endet wohl eine Handbreit über dem Knie und gibt dem ganzen Teil eine jugendliche Frische, ja eine kecke Eigenart.   “Ich gebe Euch einen Lamen,” sagt sie dann und hält Mari das Kleid hin. “Legt dieses Kleid dazu. Natürlich muss es Mari vorher noch anprobieren. Aber ich glaube, dieses Kleid würde ihre natürliche Schönheit noch herausstreichen.”   Der Schneider sieht Saya nun mit großen Augen an. Das Kleid, das Saya nun in der Hand hält, ist wohl rein vom Stoff her weit weniger wert, in seiner Machart jedoch von erster Güte. Und besonders verwundert es wohl jedem im Raum, wie zielgerichtet die Dargha nun auf das doch recht anziehende Teil gestoßen ist.
Sun, Oct 20th 2024 02:19   Edited on Sun, Oct 20th 2024 02:26

Im ersten Augenblick glaubt Mari das es sich Saya überlegt hat und nun doch ein zweites Kleid haben will, als sie sich das Grüne aussucht, daß sie auch schon in der Hand gehabt, aber sich dann doch für das dezentere Rostrote entschieden hat, da es Saya ja für mehr oder weniger offizielle Anläße tragen soll. Auch an ihrem Preisvorschlag hat sich nichts auszusetzen, ein Lamen für beide ist fair. Doch dann werden ihre Augen noch ein wenig größer als sie schon sind und dann färben sich ihre Wangen rot. Das Kleid ist wunderbar und Mari freut sich sehr, aber daß die Frau, die sie liebt, vor allen Leuten sagt, daß sie schön ist, daß ist ein noch größeres Geschenk für Mari. Sie schaut Saya an und dann huscht sie zu ihr und nimmt sie in die Arme. Sie sagt nichts, drückt nur Saya und schmiegt sich an sie. Erst als sie sich wieder von ihr löst und ihr in die Augen schaut, sagt sie leise und schlicht: "Danke, Saya!" Ihre Augen sind feucht, aber sie strahlt übers ganze Gesicht, als sie sagt: "Ich probier's gleich an." Was vor noch einer Woche völlig undenkbar gewesen wäre, macht ihr jetzt kein Problem mehr. Wie zuvor Saya zieht sie sich nackt aus und sagt dann zu dem Schneider: "Erschreckt nicht, wenn ich mich umdrehe." Dann zieht sie sich das Kleid an und zupft eine Weile begeistert daran. Es passt ihr, nur der Oberteil ist ein wenig weit und da Mari zwar schmal aber groß ist, rutscht bei ihr der Rocksaum ein wenig höher, als es gedacht ist, aber das stört sie nicht. Der Schneider hat eine polierte Kupferplatte als Spiegel und Mari dreht sich, verrenkt sich fast den Hals um nur ja auch ihre Rückseite sehen zu können. "Es ist wunderschön!": sagt sie. "Aber hier und hier brauchts noch zwei kleine Einnäher, damit es mir oben herum paßt.": sagt sie zu dem Schneider. "Aber bitte macht es gleich. Dann kann ich das Kleid heute Abend schon anziehen. Wenn ihr das hinkriegt, dann braucht ihr auch das Kleid der Dargha nicht liefern, ich hol' es morgen ab. Denkt ihr, daß ihr's vor heute Abend schafft?": erkundigt sie sich hoffnungsvoll.      
Sun, Oct 20th 2024 09:19

Der Schneider erschrickt nicht. Er hat sich nämlich wieder umgedreht, als sich Mari entblößt. Und dass die Jäger auf Nacktheit äußerst stoisch reagieren, daran hat sich Mari inzwischen gewöhnt. Nur Condir, der dreht sich zu Marigar, als er Maris vernarbten Rücken sieht.   “Erinnere mich daran,” sagt er mit finsterer Stimme, “dass ich es dem blonden Miststück auch noch besorge, wenn wir zurückkommen. Und das am besten so, dass ihr der Arsch bis zum Hals aufreißt.”   Marigar schmunzelt wohl auf Condirs bestimmte Bemerkung hin, doch ist es ihm klar, dass der mächtige Rottenführer sein Versprechen wohl halten wird. Inzwischen hat sich Mari wieder bekleidet, dreht sich vor dem Spiegel hin und her, während der Schneider sich bemüht, einige Nadeln in das Kleid zu stecken, ohne Mari damit aufzuspießen. Und nun bringt Mari, der das Kleid in der Tat gut steht, mit ihrer aufgeregten Freude sogar ein leichtes Lächeln auf das Gesicht der Dargha, die noch immer in ihrem Kleid dasteht.   “Ich müsste das Kleid in zwei oder drei Stunden für Euch fertig haben,” antwortet er. “Ihr könnt es also am frühen Nachmittag bereits abholen. Das Kleid der Dargha werde ich dann allerdings erst bis morgen zur Mittagsstunde hinbekommen. Ich habe nur zwei Hände, und wenn ich an einem Kleid nähe, muss das andere warten.”   “Ich bin bisher ganz gut ohne Kleid ausgekommen,” entgegnet Saya kühl. “Ich denke, ich werde das auch weiterhin tun. Ob Ihr also mein Kleid morgen früh, morgen Abend oder Samstag in zwei Wochen fertig habt, ist mir egal.”   Dann verschwindet Saya wieder mit dem Kopf in ihrem Kleid, und wenig später muss der Schneider sich abermals umdrehen. Das Anziehen ihres Hemdes und ihrer Hose geht dann weit schneller. Saya legt einen Lamen auf den Tisch.   “So, wir müssen nun aber weiter,” sagt sie. “Ich danke Euch für Eure Zeit, Meister.” Und dann fügt sie mit einem Grinsen hinzu: “Und nun, nach dieser Maskerade, erklärt es doch meinen Begleitern: Bin ich eine Jägerin oder bin ich eine Frau?”   Der Schneider schaut Saya nun fast panisch an, kann diese Frage doch eigentlich nur eine Fangfrage sein, in die er sich auf keinen Fall verwickeln will.
Sun, Oct 27th 2024 09:16   Edited on Sun, Oct 27th 2024 09:16

[Abend] Blicklos starrt Lisiana ins Zwielicht in ihrem Verließ, in das sie die Jäger zurückgeschleift haben. Nicht einmal die Schmerzen im ganzen Körper dringen zu ihr durch. Noch nie in ihrem Leben hat sie sich so besudelt, so erniedrigt und so einsam gefühlt. Anfangs hatte sie sich noch gegen die Jäger gewehrt, einem vielleicht sogar mit einem Kopfstoß die Nase gebrochen, aber die Schweine wissen, wie man eine unwillige Frau fixiert. So hatte sie nach den Schlägen alles getan, um es für die Jäger so unbefriedigend zu machen, wie ihr möglich war. Sie hatte laut gezählt, während sie genommen wurde und als man ihr einen schmutzigen Socken in den Hals gerammt hatte, an dem sie nahezu erstickt wäre, hatte sie abgeschaltet und völlig regungslos alles mit sich geschehen lassen. Viel befriedigender als mit einer Leiche zu vögeln konnte es nicht gewesen sein, hofft sie zumindest. Aber jetzt brennt es in ihr. Haß, Scham und Verzweiflung! So sehr, daß sie sich mit aller Kraft gegen den Eiskragen stemmt und versucht sich zu erdrosseln. Aber sie kann es nicht! Trotz allem kann sie es nicht und dann beginnt die Kerze zu flackern, die von den tätowierten Schweinen zurückgelassen worden ist. Dann ist ihr, als ob plötzlich die Dunkelheit lebendig wird und sich mit dem Flackern der Kerzenflamme die Schatten um sie drängen. Jetzt hallen ihr auch wieder Marissas Worte der Verfluchung in den Ohren und als dann die Kerze vollständig erlischt, überkommt sie furchtbare Angst. Allein in der Dunkelheit, verzweifelt und gedemütigt weint Lisina das erste Mal seit vielen Jahren.