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Wed, Jan 17th 2024 12:50   Edited on Thu, Apr 25th 2024 11:30

Angebot & Nachfrage

An diesem Abend ist der Lachende Zwilling so gut besucht, wie schon seit Jahren nicht mehr. Zwar ist der immer noch viel zu große Schankraum weit davon entfernt, voll zu sein, aber immerhin an etwas mehr als der Hälfte der Tische sitzen zwei Gäste oder eine kleine Gruppe und am Tresen ist jeder Hocker besetzt. Theomer betritt den Raum möglichst unauffällig und setzt sich an einen Tisch im Halbschatten, etwas abseits der anderen. Ruthard sieht ihn dennoch vom Tresen aus, gibt seinem Enkel ein Zeichen, dass er seinen Platz hinter der Theke übernehmen soll und kommt mit einem schiefen Grinsen auf Theomer zu. "Ich sollte mich nicht so freuen, es ist alles schlimm genug. Aber so voll war es hier seit Jahren nicht mehr. Du wirst mir die nächste Lieferung früher bringen müssen!" "Was ist schlimm daran?", fragt Theomer verwirrt.   "Hast du nichts davon gehört? Stafan hat den Löwen von Pelorn niedergebrannt. Deswegen kommen heute mehr Leute, als seit langem."   "Gibt es Verletzte?"   "Zum Glück nicht. Ein paar angesengte Augenbrauen und verkokelte Beinkleider, mehr nicht. Aber der Schaden am Haus selber ist ziemlich groß."   "Und die Leute sind wütend?"   "Die meisten haben einfach Angst. Der Löwe von Pelorn hat immer pünktlich bezahlt, es gab keinen Grund, ihn abzufackeln!"   Theomer runzelt die Stirn. "Das ist wirklich seltsam. Vielleicht hatte er es auf einen der Gäste abgesehen?" Ruthard zuckt mit den Achseln. "Kann sein. Jedenfallsl sind alle beunruhigt. Aber das Leben muss weitergehen und zumindest ich kann mich heute nicht beschweren!" Er nickt in Richtung des vollen Tresens und grinst.   "Und wie macht sich deine neue Schankmaid?", fragt Theomer amüsiert und nickt zu Astrid hinüber, die die Tische bedient. Ruthard muss grinsen. "Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Hälfte vom Bier nur getrunken wird, weil sie es bringt. Sie ist Geschenk Aneshs, Theomer! Und mein nutzloser Enkel hat jetzt schon einen Narren an ihr gefressen!" Er sieht rasch zu ihm hinüber, aber jetzt gerade unterhält er sich mit einem der Gäste.   "Und macht sie ihm schöne Augen?" - "Ich glaube, sie bemerkt ihn gar nicht." Plötzlich unruhig geworden fragt er: "Hast du was von Leif gehört?" Theomer schüttelt den Kopf. "Nichts. Ich vermute, er sitzt im Gefängnis, baumelt am Galgen oder liegt im Olifern." Ruthard ballt hilflos die Faust vor Wut und Verzweiflung. "Dieser aufrichtige, ehrliche Trottel!" Er atmet tief durch und fasst sich wieder. "Bevor ich es nicht genau weiß, werde ich nicht anfangen zu trauern!"    "Übrigens: Heute bin ich zweimal nach Fram gefragt worden: ein komischer Kauz und eine Töpferin, die ihn und seine Tochter gekannt hat." - "Ein komischer Kauz?"   Aber Ruthard zuckt nur mit den Schultern. "Ich hab ihn hier noch nie gesehen, ich glaube, er kam über den Fluss von außerhalb der Stadt."   "Was wollte er denn wissen?"   "Er hat erst viel um den heißen Brei herumgeredet, aber letztendlich wollte er wissen, was aus Fram geworden ist und wo seine Tochter ist."   "Und was hast du gesagt?"   "Na die Wahrheit: Das Fram tot ist und ich keinen blassen Schimmer hab, wo seine Tochter ist. Das ist ja auch kein Geheimnis, oder?"   "Wohl kaum." Theomer kratzt sich nachdenklich den Bart. "Er war sicher keiner von den Schlangenleuten?"   Ruthard lacht bei dem Gedanken kurz auf. "Er war das komplette Gegenteil von diesen Verrückten. Er war klein, schon etwas älter, hatte einen kugelrunden Bauch und hat ein Gesicht gemacht wie eine Schildkröte, der man den Panzer geklaut hat."   "Das ist wirklich seltsam. In welche Richtung ist er denn gegangen?"   "Keine Ahnung, ich bin ihm nicht nachgeschlichen, ich hab hier schließlich Arbeit!", schnappt Ruthard genervt. Theomer trommelt nachdenklich mit den Fingern auf der Tischplatte. Es gefällt ihm nicht, dass eine weitere Partei in seinem Viertel aufgetaucht ist. Aber darum wird er sich an einem anderen Tag kümmern müssen. "Und die Töpferin?", hakt er dann weiter nach. Aber Ruthard zuckt nur mit den Achseln. "Einfach eine Kollegin, so wie es aussieht. Sie sucht wohl einen Lehrling." - "Wie sah sie denn aus?" Auf die Frage grinst Ruthard nur. "Sie war noch um einiges blonder als du, aber ansonsten spielt sie in einer ganz anderen Liga, das lass dir gesagt sein!"   "Na gut, ich will dich auch nicht länger von der Arbeit abhalten. Ich warte hier nur auf jemanden, ein Becher Wasser reicht völlig."   Ruthard klopft zum Abschied zweimal auf das schartige alte Holz des Tisches und steht dann auf, um wieder hinter seinen Tresen zu gehen. Wenig später bringt Astrid Theomer einen Becher Wasser und bedankt sich nochmal für seine Hilfe, hier unterzukommen.    Theomer sitzt im Halbschatten, zwirbelt nachdenklich seinen Bart und wartet auf Mari.
Thu, Jan 18th 2024 03:55

Im ersten Augenblick schaut sich Mari verwundert um, als sie die Schenke betritt. So einen Betrieb hat sie hier noch nicht erlebt, aber dann grinst sie breit, als ihr bewußt wird, daß sie nicht unmaßgeblich an der Gästevermehrung beteiligt war. Sie sieht sich um als sie langsam weiter ins Innere der Gaststube geht und dann macht sie die Umrisse Theomers in einer düsteren Ecke aus. Sie bleibt einen Augenblick an der Theke stehen, erst dann geht sie langsam weiter. Ihre magere Gestalt in dem zu weiten Kleid und der weiten Jacke mit den viel zu kurzen Ärmeln kann einen schon zum Grinsen bringen. Sie grüßt und setzt sich zu Theomer an den Tisch. “Wie es ausschaut ist die Tochter vom Töpfer schon auf dem Weg ins Schattenreich.”: sagte sie mit gedämpfter Stimme und erzählt Theomer von der Begegnung mit dem Alten. “Ich glaub nicht das er mich angelogen hat. Aber ganz ausschließen kann ich es nicht. Ich wollte nicht auffallen mit weiterem Herumfragen, aber wenn ihr wollt, geh ich morgen wieder hin und hör mich nochmals um.”  
Sat, Jan 20th 2024 03:14

Theomer nickt seiner... nunja... Mitarbeiterin zu und hört sich ihren Bericht an. Er nickt zufrieden. "Sehr gut, das erspart mir einiges an Ärger", kommentiert er ziemlich mitleidlos. "Das hast du gut gemacht, ich glaube auch nicht, dass er gelogen hat. Er wird dich kaum für einen von Stafans Leuten gehalten haben."   Dann erläutert er wiederum seine Abmachung mit Gregorian. "Ich glaube nicht, dass er eine Gefahr ist. Er scheint mir in erster Linie ein Geschäftsmann zu sein. Aber wir müssen trotzdem aufpassen und dürfen uns nicht anmerken lassen, was wir über ihn wissen. Ich glaube, das würde ihn beunruhigen und dann könnte er möglicherweise doch gefährlich werden." Er grinst Mari an. "Im übrigen solltest du sowieso außer Sichtweite bleiben, wenn er in der Nähe ist."   Er sieht sich demonstrativ im Schankraum um. "Angebot und Nachfrage, stimmts?" Er beugt sich über den Tisch und redet leiser, obwohl sie hier sowieso keiner hören kann. "Heute Nacht werden wir wieder etwas zu unseren Gunsten in den freien Markt eingreifen. Aber vorher müssen wir uns noch woanders umsehen." Er bedeutet Mari, ihm zu folgen und gemeinsam verlassen sie den Lachenden Zwilling. Draußen ist die Sonne unter dem Horizont verschwunden und die Dunkelheit der Nacht vertreibt den letzten Rest ihrer Strahlen. Theomer schreitet rasch aus und gibt sich keine Mühe, das Ziel seines Marsches zu verbergen. Schon einige Straßen weiter erreichen sie die Werkstatt von Fram, dem Töpfer.   Der schmale, zweistöckige Bau ist eingequetscht zwischen zwei Mehrparteienhäusern, aus deren Fenstern sie aufmerksame Augen mustern, als sie näherkommen. Theomer reckt kampflustig seinen Bart in die Höhe und grinst unverfroren und das neugierige Augenpaar verschwindet hinter einem klapprigen Fensterladen. Die Tür zu der Ladenwerkstatt lässt sich leicht aufstoßen, denn der Riegel ist zerbrochen. Drinnen wird der Raum von einem Verkaufstresen unterteilt. Hinter ihm liegt die kleine Werkstatt, davor, wo die Kunden hereinkommen, reichen Regale bis an die Decke und in ihnen lagern zahllose, Bechern, Schüssel, Näpfe, Töpfe und was auch immer man sich sonst aus Ton noch so erträumen kann. Vieles davon wurde wie in einem Wutanfall auf den Boden geschleudert und Mira und Theomer treten knirschend auf Scherben. Aber einiges ist auch noch vorhanden und zeugt von Frams mehr handwerklichem als künstlerischem Stil. Die Ware ist gut, einfach, stabil. Wie man es hier erwarten kann.   Theomer geht hinter die Theke und sucht etwas herum, dann entzündet er eine kleine Öllampe, die unruhige Schatten in den Raum wirft. Sogleich verbreitet sich ein ranziger Geruch, denn das Öl ist billig und stinkt. "Wenn du einen Becher oder Teller brauchst, wird ihn hier keiner vermissen!", er grinst Mari kurz zu und durchsucht die Theke weiter. In einer Ecke hinter einem Stapel alter Lappen findet er ein paar Münzen und steckt sie ein.   In dem Raum hinter dem Tresen befindet sich die Werkstatt. Um das Zentrum einer Töpferscheibe in der Mitte des Raumes sind fein säuberlich alle Utensilien, Werkzeuge und Materialen in niedrigen Regalen angeordnet, die Fram für die Ausübung seiner Profession benötigt hat. Eine schmale Treppe führt hinauf in die nächsten Stockwerke, in der Vater und Tochter gewohnt haben. Ein kurzer Rundgang zeigt, dass es oben keine Verwüstungen gegeben und somit nur die Verkaufsfläche etwas gelitten hat.   Als sie wieder auf die Straße treten, zieht Theomer die Tür zu und malt wie bei der Fischerhütte mit Kreide sein Wappen auf die Tür. Der Fensterladen hat sich wieder geöffnet und eine alte Frau sieht misstrauisch aus dem ersten Stock zu ihnen hinunter.   "Du kannst den Leuten sagen, dass Theomer Haruland jeden beschützen wird, der hier wieder als Töpfer arbeiten und leben will!" Sein Blick gleitet über die Fassaden der Häuser und er wartet auf eine Antwort, die jedoch nicht kommt. Dann nickt er Mari zu und sie entfernen sich Richtung Fluss. "Es wird eine ganze Weile dauern, bis sich jemand darauf einlässt. Falls überhaupt. Bis dahin muss ich mir zu Stafan was einfallen lassen." Als sie den Fluss erreichen, gehen sie noch einige Minuten stromabwärts, bis sich Theomers flacher Kahn aus der Dunkelheit schält. "Zeit, zu unserer nächsten Etappe aufzubrechen!"
Sat, Jan 20th 2024 02:15

Theomers Lob freut Mari. Aber als er von Gregorian spricht wiegt sie zweifelnd den Kopf. “Es ist nicht nur die Schmuggelei und der Schwarzhandel, Herr. Es werden noch ganz andere Sachen über ihn erzählt. Auch wenn manches übertrieben ist, da ist noch mehr im Busch. Es wird ihm nachgesagt, daß er Leute mit Reden so sehr um den Finger wickeln kann, daß er aus geschworenen Feinden hörige Marionetten macht. Es ist so unheimlich, daß Manche meinen er hätt’ was mit Hermetik am Hut. Das er Bewaffnete unterhält, weiß jeder. Sie rennen ja mit dem Wappen auf der Brust durch die Stadt. Aber da ist noch was. Er soll auch Meuchler beschäftigen. Keine Messerstecher von der Straße, echte Profis. Da war eine Geschichte, von der ich weiß, daß sie stimmt. Eine Hand hat ihn übel über den Tisch gezogen. Ein paar Tage später haben sie die ganze Hand tot in ihrem Schlupfwinkel gefunden. Eine auf Wache mit der Drahtschlinge erwürgt, drei im Schlaf erstochen und der Letzte, der Mittelfinger, abgestochen und ausgenommen wie ein geschlachtetes Schwein. Keine Spuren, nichts. Paßt auf, Herr, und traumt ihm keine Haaresbreite. Der Kerl ist gefährlich, soviel steht fest!”: sagt Mari besorgt. “Keine Sorge! Ich renn dem Kerl nicht über den Weg, ich häng am Leben. Wenn mich der erkennt….”: sie vollendet den Satz nicht. Als Theomer vom freien Markt redet, beginnt Mari zu grinsen. “Was immer ihr sagt, Herr!”   Sie folgt Theomer zur Töpferwerkstätte und läßt sich nicht zwei Mal bitten, als er ihr die Erlaubnis gibt, etwas von der Töpferware für sich zu nehmen. Nach ein wenig Stöbern findet sie einen lehmverkrusteten Sack und beginnt ihn zu Füllen. Aber sie beschließt nicht zu gierig zu sein und läßt noch einiges über. Mit dem Geschirr ließ sich schon etwas verdienen. “Wenn ihr wollt, Herr, dann kümmere ich mich um ihn.”: sagt sie als Theomer draußen von Stafan redet. Sie sagt es so beiläufig, als wär es das Normalste auf der Welt und folgt ihm hinunter zum Fluß. Beim Kahn angelangt, verstaut Mari ihren Sack. “Wo soll’s hingehen, Herr?”: erkundigt sie sich mit einem Grinsen.  
Es betreten weitere 5 Männer den lachenden Zwilling und werden sofort von einem lebhaften Treiben empfangen. Zumindest kann man das so sagen. Das gedämpfte Licht der Öllampen taucht den Raum in eine warme, einladende Atmosphäre, während das Gemurmel der Gäste die Luft erfüllt. Der Geruch von Gebratenem Fleisch oder Fisch und würzigem Bier hängt in der Luft und kitzelt ihre Nasen.   Die Männer werfen neugierige Blicke umher, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Der lachende Zwilling ist zwar gut besucht aber es gibt noch genügend Tische an denen sich die Männer niederlassen können.   Ein paar Männer in raubeinigen Gewändern heben ihre Krüge und prosten einander zu, während sie lauthals über ihre Abenteuer lachen. Eine weitere Gruppe am anderen Ende des Raumes diskutiert angeregt über die neuesten Informationen, während sie ihre Krüge hochhalten.   Die Männer spüren die Energie und Aufregung in der Luft, als sie sich auf den freien Tisch durch die Menge bewegen. Sie lassen ihre Blicke über die verschiedenen Tische schweifen und es bleibt der Blick auf Theomer hängen. Ein kurzes Nicken macht Theomer deutlich das es Informationen gibt.   Sie lassen sich auf den Holzbänken nieder und lehnen sich zurück, während sie die lebendige Szene um sie herum betrachten. Die Männer lassen sich von der freundlichen Atmosphäre der Gaststätte umarmen und freuen sich auf einen Abend voller gutem Essen, gutem Bier und guter Gesellschaft.
Fri, Jan 26th 2024 02:11

Theomer kratzt sich nachdenklich den Bart, als Mari von Gregorian erzählt. "Immerhin hat er sich bislang wie ein fairer Geschäftspartner benommen. Trauen werde ich ihm sicher nicht, aber es gibt auch keinen Grund, ihn sich im Voraus zum Feind zu machen. Es klingt eher so, als könnte es hilfreich sein, ihn zum Freund zu haben." Er grinst Mari an. "Aber eins nach dem anderen. Erstmal bringt er mir Lesen bei, alles andere wird die Zeit zeigen."   Er sinnt noch eine Weile über Gregorians Erzählungen über die Hermetiker nach, während er mit Mari durch die dunkler werdenden Straßen geht. Er hatte amüsiert geklungen, als er über die Protokolle der Weisen von Saguz gesprochen hatte. Oder war es eher Galgenhumor gewesen? Es war schwer zu sagen, auf jeden Fall ließ sich aus Gregorians Verhalten nicht schließen, dass er tatsächlich ein Hermetiker war. Aber war das nicht gerade ein Hinweis darauf, dass er einer war? Theomer hätte nicht sagen können, was ein Zirkelschluss war, aber diese Art der Argumentation kommt ihm sofort selbst verdächtig vor.   Er beschließt, dass das ein Problem für einen anderen Tag ist, wendet sich wieder Mari zu und mustert sie abwägend. "Es wäre natürlich eine Möglichkeit, Stafan einfach verschwinden zu lassen. Aber ich glaube, wir brauchen etwas Öffentliches für ihn. Entweder die Schlangenmänner von Imeria oder ich sollten ihn aus dem Verkehr ziehen."   Am Ufer angekommen steigt er in den Kahn, löst ihn vom Poller, packt die lange Stange und stößt sich von der Anlegestelle ab. Sie fahren eine Weile auf den breiten Fluß hinaus, ehe er das flache Gefährt stromabwärts wendet und sich mittreiben lässt.   "Es gibt eine handvoll Brauereien auf Imeria-Gebiet." Erklärt er dann. "Alle bekommen ihre Rohstoffe über den Olifern geliefert, auf einem Schiff mit so viel Tiefgang, dass es nur an dem alten Kontor festmachen und entladen werden kann, das früher mal meiner Familie gehört hat." Er grinst Mari breit an. "Alle außer mir. Denn die Brauerei hat ihre eigene Anlegestelle. Ich habe meine Lieferung schon gestern bekommen." Er deutet voraus in die Dunkelheit, wo sich die Umrisse des Kontors schwarz vor den Sternen abzeichnen. Davor im Wasser liegt das Transportschiff vertäut. Es ist kein großer Lastkahn, wie er zu früheren Zeiten hier festgemacht hätte, aber er hat so viel Tiefgang, dass er an den normalen Anlegestellen den Olifern hinab nicht anlegen kann. Sein Ziel ist letztlich der von Thornhoff kontrollierte Hafen, wo er Güter für das Landesinnere aufnehmen und sich wieder auf den Weg zurück machen wird. "Heute Abend verknappen wir das Angebot..." raunt er und geht längsseits.   Das Wasser plätschert nur leise, als er sich an der Bordwand des größeren Schiffes hochzieht und Mari - die eigentlich kaum Hilfe gebraucht hätte - anschließend zu sich hinaufzieht. Das Schiff ist leer und dunkel. Durch eine Luke am Boden erreichen sie Unterdeck, wo sich Säcke mit Hopfen stapeln, der Geruch ist so intensiv, dass einem fast schwindlig wird. Theomer öffnet einen der Säcke und holt eine handvoll Dolden heraus. "Knochentrocken!", kommentiert er leise und grinst.  "Sie erwarten nicht, dass der Ladung irgendwas passiert," erklärt er und holt seine Zunderbüchse aus der umgehängten Tasche. "Wir sollten uns trotzdem beeilen." Er schlägt geschickt ein paar Funken in den geöffneten Sack und es dauert nicht lange, bis die ersten Flammen an der kostbaren Fracht züngeln. Dann eilt er gefolgt von Mari wieder die Leiter hinauf aufs Oberdeck.    "Theo?", fragt jemand verwundert aus der Dunkelheit, gerade als Theomer sich aufrichtet. Er kann sich gerade noch beherrschen, zusammenzuzucken, denn er kennt den Mann. Er dreht sich langsam um und seine Hand gleitet in seine Hosentasche "Gilad, mein Alter! Ich hab dich doch nicht erschreckt?"   Der Mann mustert ihn mit verwirrtem Gesicht. "Natürlich! Bei Aneshs haarigem Arsch: Was tust du hier?" Er ist untersetzt und kräftig und sieht nicht aus wie jemand, der sich leicht übertölpeln lässt. Sein Blick fällt auf Mari, die gerade im Begriff ist, die Leiter hinaufzusteigen. Er runzelt die Stirn und öffnet den Mund, aber die kurze Ablenkung ist alles, was Theomer gebraucht hat. Krachend trifft seine Faust das Gesicht Gilads und der Schlagring zertrümmert ihm den Kiefer. Bewusstlos sackt er zusammen und Theomer fängt ihn gerade noch auf, bevor sein Fall noch mehr Lärm gemacht hätte. Hastig sieht er sich um, aber bislang ist wohl niemand sonst aufmerksam geworden. "Bei Irmuns blutiger Waage, Gilad. Warum musst du ausgerechnet heute Nacht einmal nüchtern sein?"   Er braucht einige Sekunden, um eine Entscheidung zu fällen. Aus dem Unterdeck kräuseln sich schon Rauchfahnen in die Dunkelheit der Nacht, aber Theomer lässt den bewusstlosen Mann auf die Planken sinken und statt zu seinem Kahn zu eilen und sich davon zu machen, geht er zum Heck. Dort steht am Ruder eine Holzkiste, auf der der Rudermann sitzen kann und in der Werkzeug für kleinere Reparaturen aufbewahrt wird. Theomer öffnet die Kiste, sucht und findet einen Zimmermannshammer und eilt zurück zu Gilad.   Er kauert sich neben den bewusstlosen Mann, der nur stockend und flach atmet. Theomer zögert nur kurz. Gedanken und Erinnerungen tauchen in seinem Geist auf, aber er drängt sie energisch beiseite. Dann hebt er den Hammer und mit einem wütenden Knurren schmettert er ihn in Gilads Gesicht. Mit jedem Schlag löscht er die Erinnerung an den Mann aus, den er von Kindesbeinen an gekannt hat und tilgt die Spuren des Schlagrings, die viele Leute am Fluss sofort erkannt hätten. Dann packt er den leblosen Körper an den Armen, stemmt ihn in die Höhe und lässt ihn mit einem traurigen Platschen in den Pelorn fallen. Man würde Gilads Leiche finden und erkennen, dass ein Hammer ihn so zugerichtet hatte.   Nach getaner Arbeit richtet Theomer sich auf und wischt sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Sein Blick trifft den von Mari und er nickt ihr müde zu. Wenige Augeblicke später sind sie wieder in den Kahn hinabgestiegen und Theomer steuert ihn so schnell und leise wie möglich in die Mitte des Flusses. Dort endlich lässt er den Hammer fallen, der mit einem endgültigen Geräusch im Strom verschwindet. Am Ufer ist mittlerweile Chaos ausgebrochen. Menschen schreien und Flammen schlagen hoch in den dunklen Himmel.
Sat, Jan 27th 2024 03:07

Mit einer unbestimmten Geste sagt Mari:”Ich wollt’s euch nur gesagt haben, Herr” Sie schaut in verblüfft an als er davon spricht lesen zu lernen. “Das würde ich auch gern können.”: seufzt sie während sie Theomer folgt. “Ja, die Tätowierten die Drecksarbeit machen lassen das hat schon was. Ist fast schon elegant”: grinst Mari. Aufmerksam hört sie ihm im Boot zu, als er von der Versorgung der Brauereien mit Rohstoffen spricht. Schon als Theomer sagt, daß er seine Lieferung bereits bekommen hat, ist es Mari klar wohin der Hase läuft. “..und erhöhen eure Gewinne.”:ergänzt sie grinsend seinen Satz über die Verknappung des Angebots als er längseits geht. Nahzu lautlos macht sie sich daran an Bord des Frachtkahns zu klettern, als ihr Theomer die Hand hin streckt, die sie nicht ausschlägt. Gewandt steigt sie über die Reeling und verharrt für einen Moment geduckt und lauscht in die Dunkelheit. Dann folgt sie Theomer ins Innere des Schiffes. Der Gestank hier treibt einem die Tränen in die Augen. Sie hockt sich neben Theomer hin und sieht zu wie er die Funken schlägt, die sich in Windeseile in den trockenen Inhalt des Sackes fressen. Zur Sicherheit bläst sie noch leicht in die hochzüngelnden Flammen bevor sie hinter Theomer die Leiter wieder hochsteigt.   Als sie die fremde Stimme hört, beeilt sie sich und zieht im gleichen Augenblick als sie ihre Hand frei bekommt das Messer. Aber da kracht der Mann, gefällt von Theomers Hieb mit dem Schlagring schon auf die Planken, wie ein gefällter Baum. Geduckt lauscht sie mit gezogener Klinge. Doch als sich nichts rührt, richtet sich auf und steckt sie ihr Messer weg. Als Theomer mit dem Hammer zurück kommt, ahnt sie was jetzt kommen wird und sie irrt sich nicht. Mit häßlichen Klatschen und Knirschen zermalmt der Hammer das Gesicht des Mannes und schickt ihn auf die Reise ohne Wiederkehr. Als Theomer die Leiche hochstemmt, packt sie die Beine und hilft ihm den Toten über Bord zu werfen. Als er ihr zunickt, sagt sie nichts, lächelt nur und steigt hinter ihm hinunter in den Kahn. Erst draußen auf dem Fluß, als der Feuerschein bereits das Ufer erhellt, sagt sie mit einem Schmunzeln und einer angedeuteten Kopfbewegung in Richtung des brennenden Schiffes: “Das habt ihr gut eingefädelt, Herr! Ich wette da werden ein Menge Leute fuchsteufelswild werden. Wenn sie die Leiche finden und das werden sie höchst wahrscheinlich und eins und eins zusammen zählen, dann möcht ich nicht in der Haut dieses Affens Stafan stecken. Die Ladung war sicher einen ordentlichen Batzen Silber wert und die Tätowierten werden ihm und seinem Pack die Haut bei lebendigem Leib abziehen und den Rest an ihr Hunde verfüttern. Abgesehen davon, daß ihr der Einzige weit und breit sein werdet der für eine ganze Weile Bier brauen kann und euch Leute die Türen eintreten und fast jeden Preis bezahlen werden! Ihr werdet bald in Silber schwimmen.”: sagt sie anerkennend.  
Sat, Jan 27th 2024 01:09

"Ich hab improvisiert. Es wäre mir lieber gewesen, ich wäre Gilad nicht begegnet. Ich hab ihn gekannt, seit ich ein kleiner Junge war, er hat früher für die Harulands gearbeitet. Er war ein guter Mann." Plötzlich grau im Gesicht geworden, steuert Theomer den Kahn langsam wieder den Olifern hinauf.   "So viel Silber wird es nicht werden. Um keinen Verdacht zu erregen, habe ich nicht mehr gekauft, als gewöhnlich. Und allzu teuer kann ich das Bier auch nicht verkaufen, ich darf nicht zu gierig wirken." Er zuckt müde mit den Schultern und lächelt schwach. "Schließlich bin ich ein Mann des Volkes."   Er blickt hinauf zu den Sternen und schließt kurz die Augen. Dann strafft er sich sichtlich wieder und beschleunigt den Kahn. "Gehen wir heim. Mir reicht das hier für eine Nacht."
Sat, Jan 27th 2024 04:00   Edited on Sat, Jan 27th 2024 04:01

“Wenn ihr’s nicht so geplant habt, dann war es der Wille der Behüt..” Schnell verbessert sie sich. “..der Zwillinge, daß dem Mann das Licht ausgeblasen wurde. Schicksal, Herr, ihr wart nur das Werkzeug.”: sagt sie. “Vielleicht hab ich übertrieben, aber ihr werdet ordentlich daran verdienen und das ist auch gut so.” Dann ist Mari eine ganze Weile lang still. “Ihr habt getan, was getan werden mußte. Kann manchmal wirklich schlimm sein, aber das ist der Preis, den wir zahlen müssen, wenn man nicht untergehen will. Ihr wollt hinauf, das kostet. Aber denkt an das was ihr erreichen wollt, daß macht es leichter. Was getan wurde ist getan, Vergangenheit. Sich Vorwürfe zu machen hilft nicht und macht nichts ungeschehen. Sauft euch einen ordentlichen Rausch an, flucht, heult und flennt eine Nacht lang und wenn am nächsten Morgen der Kater verfliegt, gehts euch besser.”: sagt Mari leise. Es ist nicht der beflissene Ton, den sie oft an den Tag legt oder gekünstelte Unterwürfigkeit, sondern echtes Mitgefühl.