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Thu, Aug 1st 2024 05:01   Edited on Fri, Nov 15th 2024 02:23

[16. Tag, Mittags] Ein bemerkenswertes Detail

Es ist ein guter Tag. Wie jeden Tag ist Tamaito von zu Hause aufgebrochen, um irgendwo einen Fili zu finden, einen Fili zu verdienen, oder, wenn es gar nicht anders ginge, einen Fili zu stehlen. Doch an diesem Tag hat Tamaito Glück. Plötzlich steht er nämlich vor einem kleinen Karren, von einem Ochsen gezogen. Auf dem Karren sitzt ein Mann, und Tamaito kann sofort erkennen, dass es ein Mann ist, der Geld hat. Und das beste dabei ist, dass der Mann Tamaito mit einer Handbewegung aufhält.   “He, du da,” grüßt der Mann reichlich großkotzig, “gibt es in diesem Ruinenfeld von Viertel einen Gasthof, wo ich absteigen könnte, ohne mir alle Krankheiten Meras einzufangen?”   Tamaito bleibt stehen, schaut den Mann an. Er muss nicht lange überlegen.   “Ihr könntet im Lachenden Zwilling absteigen,” antwortet er. “Das ist eigentlich der einzige Gasthof in diesem Viertel, und wenn Ihr mögt, könnt Ihr da sogar Rattengulasch essen. Das bekommt Ihr sonst nirgends in dieser Gegend.”   “Gut, so bring mich da hin,” entgegnet der Mann.   Und schon springt Tamaito voraus. Es ist nicht sehr weit, gerade eine Straße nach Norden, ein Stück nach Osten, und dann weiter nach Norden, und dann befindet sich der Zwilling auch schon auf der rechten Straßenseite.   “Bitteschön, dies ist der Lachende Zwilling,” meint Tamaito und zeigt auf den Gasthof.   “Gut, so nimm dies für deine Dienste,” sagt der Mann und gibt Tamaito 4 Filis.   Nun, 4 Filis sind nicht viel, aber für einen der armen Leute dieses Viertels, von denen es allzu viele gibt, sind 4 Filis ein bedeutender Unterschied zwischen Sterben und Leben. Tamaito bedankt sich geradezu überschwänglich, steckt die Filis ein und macht sich daran, mit frohlockendem Schritt nach Hause zu springen, um seinen Schatz auch seiner armen Mutter abzuliefern. Doch Tamaito kommt nicht weit. Kaum ist er die Straße zurückgelaufen, so stehen auch schon vier Männer vor ihm.   “Mein lieber Junge,” grüßt ihn einer von ihnen mit allzu plakativ gespielter Freundlichkeit, “ich glaube, du hast gerade etwas verdient, was eigentlich uns gehören sollte!”   Tamaito schüttel den Kopf. “Nein, bitte, ich brauche diese vier Filis, bitte, nehmt sie mir nicht weg!”   “Wir brauchen diese vier Filis mindestens ebenso wie du!” herrscht der Mann den Jungen an und gibt seinen Kumpanen einen Wink. Diese stürzen sich auf den Jungen, halten ihn fest und machen sich daran, ihn mit Schlägen einzudecken. Plötzlich weiten sich jedoch Tamaitos Augen, und auch die Schläger halten inne und schauen gar allzu erschreckt.   Es sind Jäger, die diese plötzliche Wandlung in diesem so gewohnten Trama hervorrufen. Kaum hat sich je ein Jäger darum gekümmert, wenn eine der vielen Banden einem armen Schlucker ein paar Filis abgenommen hat. Doch dieses eine Mal bleiben plötzlich Jäger stehen, und Tamaito fürchtet freilich ebenso um sein Leben wie die Männer, die ihn gerade abzocken wollten. Denn Jäger, das weiß man, helfen nicht, sie bestrafen. Immer.   Die Jäger sagen kein Wort. Jäger reden nicht. Jäger schlagen zu. Und so dauert es auch gar nicht lange, und die Männer liegen auf der Straße, mit blutigen Nasen, mit schmerzenden Bäuchen, mit verstauchten Beinen. Doch nun geschieht das Unerwartete, das nie Gesehene. Die Jäger nehmen den Männern ihr Geld ab. Es sind 27 Filis. Sie zählen 13 Filis ab und stecken sie in ihr Säckel. Sie nehmen 14 Filis und geben sie Tamaito.   “Geh nach Hause, Junge,” sagt einer der Jäger. “Geh nach Hause und sag den Deinigen, die Dargha hätte dich heute gerettet. Sag den Deinigen, wenn ihr an die Dargha glaubt, wenn ihr ihr vertraut, dann werdet ihr keine Angst mehr haben müssen.”   Tamaito schaut die Jäger mit großen Augen an. Dann rennt er los und kommt glücklich zu Hause an. Es ist ein sehr guter Tag. Denn 14 Filis, so viel hat er in seinem ganzen Leben noch nicht verdient. Das Gefängnis der Dargha hingegen, gerade an diesem Morgen leer geworden, hat nun wieder vier Insassen mehr.