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Thu, Mar 7th 2024 08:16   Edited on Sun, Apr 28th 2024 06:12

[13.Tag, Morgen] Morgendliche Plauderei

Durch einen langen Gang im Kasernenflügel und eine Treppe hinauf schleppen die beiden Soldaten die Unbekannte, die sich langsam von den Folgen des Schlags erholt, bis zu den Räumen der uniformierten Frau. Es ist ein karg eingerichteter Dienstraum, der vom Porträt eines Mannes mit durchdringenden Augen in mittleren Jahren beherrscht wird. Die Frau gibt dem Soldaten ein Zeichen, die Unbekannte auf den Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen. “Abtreten!: befiehlt sie knapp. Als der Soldat den Raum verlassen hat, knöpft sich die Frau die Uniformjacke auf, greift nach einer Mappe und liest eine Weile. Dann legt sie die Mappe zurück und setzt sich halb auf den Schreibtisch vor die Unbekannte. Jetzt kann die Unbekannte auch sehen, daß der linke Mundwinkel der Soldatin durch eine Narbe an der Wange verzogen ist, so daß sie unablässig abschätzig zu grinsen scheint. Sie streckt ihre Rechte aus und umfasst das Kinn der Unbekannten und drückt ihr den Kopf in den Nacken. Ihre graublauen Augen sind ein wenig heller als die der Unbekannten, ihre Stimme ein rauhes Alt. “Fangen wir an.” : sagt sie. “Wer bist du, woher kommst du und wer schickt dich?” Dabei nimmt sie mit der Linken ein Paar Lederhandschuhe vom Tisch.
Thu, Mar 7th 2024 11:30

Schon nur die Tatsache, dass ihr die Fesseln nicht abgenommen werden, als sie auf den Stuhl gesetzt wird, ist für die Unbekannte ein Zeichen dafür, dass es ihr wohl schwer fallen wird, sich hier ordentlich zu erklären. Sie weiß auch, dass sie nun, durch die blutige Lippe und die Schramme auf der Stirn, wohl weit unglaubwürdiger aussieht, als sie es normalerweise tut. Trotzdem wird sie wohl versuchen müssen, das Beste daraus zu machen.   Das erste Auftreten der Uniformierten ist freilich wenig beruhigend. Aber sie hat schließlich keine andere Wahl, als diese Behandlung über sich gehen zu lassen. Und dass die Fragen der Frau wenig dazu beitragen werden, das Gespräch angenehmer werden zu lassen, liegt auf der Hand.   Sie schließt die Augen, atmet tief ein und aus, dann schaut sie die Frau wieder an. Ihre Stimme ist ebenfalls ein Alt, aber klarer, jugendlicher.   “Mir ist vollkommen bewusst,” antwortet sie also, “es mag für Euch sonderbar klingen. Aber ich kann nur wiederholen, was ich Euren Untergebenen bereits mitgeteilt habe. Ich wachte heute Morgen in der Wohnung des Leif Thorbenson auf. Ich weiß nicht, wie ich dorthin kam, ich weiß nicht, von woher ich komme, ja, ich kann mich nicht einmal an meinen eigenen Namen erinnern. Das ist die volle Wahrheit, ob Ihr es glauben könnt oder nicht.”  
Fri, Mar 8th 2024 01:28   Edited on Fri, Mar 8th 2024 01:30

Die Soldatin läßt das Kinn der Unbekannten los und beginnt sich ganz langsam die Handschuhe überzustreifen. Dabei sieht sie die Frau vor ihr an und jetzt lächelt sie wirklich, doch da ist nichts Fröhliches in diesem Lächeln. Sie ballt die behandschuhte Linke zur Faust und leise knirscht das Leder des Handschuhs. “Um diesen Idioten kümmere ich mich später. Jetzt bin ich ganz allein für dich da.”: sagt sie spöttisch. “Weißt du, ich mag es Leuten Schmerzen zuzufügen, sie jammern und schreien zu hören, ihnen ein paar Knochen zu brechen. Es regt mich an.” In den graublauen Augen funkelt es. “Aber ich trage diese Uniform und kann nicht hinausgehen und einfach jedem Idioten, der mir nicht gefällt, die Nase zertrümmern, ihm den Kiefer brechen oder ihm das Gesicht zu Brei schlagen. Der Kodex, du verstehst?   Sie beugt sich ein wenig vor und legt ihr die Linke für einen Moment auf die Wange. “Aber ich darf, wenn es dienstlich erforderlich ist. Zum Beispiel, wenn dem Haus Gefahr droht und jemand Informationen zurückhält, die für das Haus von Bedeutung sein könnten oder mich jemand in einer dienstlichen Befragung für dumm verkaufen will.” Leicht tätschelt sie die Wange der Gefesselten. “Ich verrate dir ein Geheimnis, aber bitte sag es nicht weiter. Ich möchte gar nicht, das du dich an irgendetwas erinnerst, wenn ich dich jetzt noch einmal frage. Wirklich nicht! Weißt du auch warum? Denn dann darf ich dir Schmerzen zufügen soviel ich will, solange ich will und ich glaube fast das ich heute eine Menge Anregung brauche. Also bitte, hör gar nicht hin oder wenn du hinhörst dann erzähle mir noch einmal den Schwachsinn, den du mir da aufgetischt hast. Ich wäre dir von Herzen dankbar.” Die Soldatin setzt sich wieder gerade hin und mit einem breiten Lächeln und einem freundlichen Tonfall erkundigt sie sich: “Wer bist du, woher kommst du und wer schickt dich?”  
Fri, Mar 8th 2024 02:06

Die unbekannte Frau schließt kurz die Augen, atmet tief durch. Dann schaut sie die Soldatin wieder an.   “Schaut, wenn ich Euch sagte, dass ich mich an nichts, aber an gar nichts erinnern kann, so ist das die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit,” antwortet sie. “Ich wäre gar außerstande, Euch irgendwelche Lügengeschichten aufzutischen. Ich bräuchte dazu eine Karte, auf der ich mir vorerst einen Ort aussuchen müsste, den ich Euch dann als meine Herkunft verkaufen könnte. Und so kann ich Euch nur versichern, dass ich, so weit ich weiß, ohne Arg und List nach Pelorn kam. Ich kann Euch nämlich über meine Beweggründe ebenso wenig Auskunft geben wie über meine Herkunft. Und letztendlich tut es mir wirklich ausgesprochen leid, aber ich kann nicht einmal mit meinem Namen dienen.”   Sie hat ruhig gesprochen, wenig Nervosität ist im Endeffekt erkennbar. Wenn die Drohung Enessas auch mehr als deutlich war.  
Fri, Mar 8th 2024 07:31   Edited on Fri, Mar 8th 2024 07:32

[Verwaltung] “Sehr gut. Ich fange an dich zu mögen. Ernstlich! Wir werden noch viel Spaß miteinander haben.”: sagte die Soldatin und schlägt ansatzlos der Unbekannten mit der Handrücken ins Gesicht. Der Schlag ist trotz der scheinbar spielerischen Handbewegung so heftig, daß es der Unbekannten den Kopf zur Seite reißt und die kaum verschorfte Oberlippe wieder aufplatzt. “Wir sind erst am Anfang des Anfangs, meine mysteriöse Gedächtnislose. Aber keine Angst, ich verstehe mich darauf verschüttete Erinnerungen….”   Schritte werden draußen lauter und ein Mann in der gleichen Uniform wie die Soldatin betritt den Raum. Er ist groß, eher sehnig als atheletisch, trägt sein dunkles angegrautes Haar nach der Mode der späten Kaiserzeit zu einem Knoten im Nacken gebunden, ist glattrasiert, mit einer Narbe an der Stirn. Die Soldatin, die sich die Unbekannte vorgenommen hat, springt vom Tisch und nimmt Haltung an. “Kommandant!”: grüßt sie knapp.  
Fri, Mar 8th 2024 08:26   Edited on Fri, Mar 8th 2024 08:29

Die Unbekannte streift er nur mit einem Seitenblick. “Kornett! Was macht ihr hier? Karthes möchte bald aufbrechen! Spielen könnt ihr später, jetzt gibt es Wichtigeres.”: sagt er in einem altertümlich klingenden Pela. Der Kornett erstattet knapp Meldung und erst jetzt sieht der Kommandant die Unbekannte an. Kalte grün-graue Augen mustern sie. Dann wendet sich wieder dem Kornett zu. “Schon wieder dieser Thorbenson. Langsam werde ich seiner überdrüssig. Karthes wünscht ausdrücklich euch als Kommandant seiner Eskorte. Abtreten, Kornett! Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um diese Geschichte.” Die Soldatin nimmt Haltung an, salutiert und verläßt den Raum. Der Kommandant nimmt die Mappe, die der Kornett auf dem Tisch liegen gelassen hat, nimmt einen Bogen heraus und überfliegt die Meldung von dem Vorfall vor der Residenz. Dann legt er den Bogen zurück und setzt sich fast auf die gleiche Stelle des Tisches auf der der Kornett gesessen hatte. Seine Stimme klingt beherrscht und kalt:   “Meine Geduld ist noch knapper bemessen als meine Zeit. Denkt nicht, dass ihr mit ein paar Maulschellen davonkommt, wenn ihr euch weiter unwillig zeigt. Wir haben Mittel und Wege euch zum Reden zu bringen und wir werden sie anwenden. Ich lege euch Nahe, euch diese Prozeduren zu ersparen. Wer seid ihr, woher kommt ihr und was ist eure Aufgabe hier?”  
Fri, Mar 8th 2024 08:35   Edited on Fri, Mar 8th 2024 08:37

Einen Augenblick lang bleibt der Kopf der Unbekannten zur Seite gedreht, sie schließt die Augen. Bald gehen sie jedoch wieder auf, und langsam dreht sie den Kopf zurück zur Soldatin auf dem Schreibtisch vor ihr. Der Schlag hat nicht nur die verkrustete Oberlippe wieder aufplatzen lassen, nein, auch die Unterlippe erleidet nun auf der Seite, auf der sie getroffen wurde, das gleiche Schicksal. Langsam bahnt sich das Blut den Weg über ihr Kinn. Sie schaut die Offizierin an. Noch immer hat man nicht den Eindruck, als hätte sie Angst oder wäre verzweifelt, nur Ratlosigkeit macht sich in ihren Augen breit.   Dann kommt jedoch Besuch. Die Soldatin springt auf. Die Gefangene sieht nicht, wer eingetreten ist, sie dreht sich nicht um. Sie behält die muskulöse Frau vor sich im Auge, die nun höchst militärisch grüßt. Die Uniformierte grüßt nun militärisch, der eben Eingetretene muss ihr Vorgesetzter sein. Die Blonde schweigt, Was soll sie auch sagen, nun, als die Offizierin wohl neue Befehle entgegen nimmt. Wer weiß, vielleicht ist hiermit das Martyrium ja zu Ende.   Als dann jedoch der Mann vor ihr sitzt, so wie vorhin die Frau, schwindet diese Hoffnung urprlötzlich. Die Unbekannte seufzt, zieht vorerst das Blut ihrer Lippe in den Mund, dann versucht sie es noch einmal mit einer Antwort.   “Wie ich schon Eurer Untergebenen sowie den Untergebenen Eurer Untergeben versucht habe zu erklären, verhält es sich so, dass ich heute Morgen im Hause des Leif Thorbenson erwacht bin. Leider kann ich mich nicht erinnern, wie ich dorthin gekommen bin. Ich kann mich nicht erinnern, wo ich denn aufgebrochen bin. Auch weiß ich leider nicht, warum ich die Reise unternommen habe. Ja, letztendlich muss ich eingestehen, dass ich nicht einmal meinen eigenen Namen kenne.”
Sat, Mar 9th 2024 10:50   Edited on Sat, Mar 9th 2024 10:52

Die einzige Reaktion auf die Antwort der Unbekannten ist ein leichtes Heben einer Augenbraue. Eine ganze Weile sitzt der Kommandant nur da und sieht sein Gegenüber an. “Erstaunlich.” sagt er dann. Er steht auf und zieht den Dolch, den er am Gürtel trägt. Matt schimmert die Klinge in seiner Hand. Mit zwei, drei Schritten ist er hinter der Unbekannten. Kalt legt sich die Klinge an ihren Hals. Zuerst ist nur eine fast liebkosende Berührung, dann aber verstärkt der Mann hinter ihr den Druck, so daß an einer Stelle ihres Kehlkopfs die rasiermesserscharfe Schneide die Haut ritzt und ein kleiner Bluttropfen purpurn auf ihrer hellen Haut leuchtet.  
Tue, Mar 12th 2024 09:53

Die junge Frau schließt die Augen, als das Messer ihren Hals berührt, und sie presst sie etwas mehr zu, als sich die Messerspitze in ihre Haut bohrt. Noch immer wirkt sie jedoch ruhig. Jemandem ein Messer in den Hals zu rammen ist schließlich wenig förderlich, um jemanden zum Reden zu kriegen. Da Reland jedoch hinter der Gestrandeten steht, kann er wohl nicht einmal dies erkennen. Er bemerkt natürlich, dass die Frau vor ihm leiser und langsamer spricht, was angesichts der Messerspitze an ihrer Kehle auch kein Wunder ist.   “Werter Herr,” antwortet sie, “ich befürchte, wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situation. Ihr wollt von mir eine Information, die ich Euch nicht geben kann, da ich sie nicht habe. Allerdings glaubt Ihr mir dies nicht. Diese Unterhaltung wird also eines von drei möglichen Szenarien zur Folge haben: Entweder Ihr rammt dieses Messer vollends in meinen Hals, Ihr foltert mich zu Tode oder aber Ihr glaubt mir, die ich Euch nur die Wahrheit sage.”
Kurz nachdem die Unbekannte ihre ruhigen Worte an Reland gerichtet hat, weicht der Druck der Klinge plötzlich von ihrem Hals und nur einen Atemzug später spürt sie das kalte Metall an ihrer Hand als die Klinge die Handfessel durchschneidet. Schon im Aufrichten läßt er den Dolch wieder in der Scheide verschwinden und greift nach einer Hand der Frau. Für einen Moment betrachtet er sie und läßt sie wieder los. Noch ein kurzer Griff nach dem Stoff ihrer Kleidung, dann setzt sich Reland wieder auf den Tisch. Nach einem langen Augenblick ruft er nach der Wache und verlangt nach Wasser und einem Becher. Schließlich dreht er sich um und nimmt die Wachstafel und den Griffel von Enessas Tisch und schreibt etwas. Dann hält er der Unbekannten die Tafel hin. “Vorlesen.”: sagt er kurz angebunden und nimmt seinen Blick nicht vom Antlitz der Unbekannten.  
Tue, Mar 12th 2024 10:56

Die Fremde atmet auf. So ruhig, wie sie gewirkt hat, ist sie wohl doch nicht gewesen. Kurz zuckt sie, als sie das kalte Metall an der Hand spürt. Es ist eine gepflegte Hand, kein Schmutz ist daran, und die weiche Haut zeugt davon, dass sie wohl kaum schwere Arbeiten ausgeführt hat. Auch der Stoff, aus dem ihr einfaches Kleid besteht, ist weit davon entfernt, was die gewöhnlichen Bewohner Pelorns für ihre Kleidung benutzen.   Als Reland um den Schreibtisch herumgeht, folgen ihr zwei unverwandt blickende, blassblaue Augen, während die Frau sich die Handgelenke reibt. Sie beobachten ihn, als er die Tafel nimmt und darauf schreibt, schauen dann nur für einen Augenblick darauf, bevor sie wieder zu seinen eigenen Augen zurückkehren.   “Nein, das werde ich Euch nicht vorlesen,” antwortet sie dann wieder in der üblichen Lautstärke. “Ihr könntet es als Geständnis nehmen, und das will ich verhindern. Ich bin keine Spionin. Das heißt, ich könnte freilich eine sein, wäre als solche jedoch überaus nutzlos, da ich mich weder an meinen Auftraggeber, mein Ziel und an den Zweck einer möglichen Spionage erinnern könnte.”   Sie macht eine kurze Pause. “Wie ich Euch schon öfters versuchte zu sagen: Ich erinnere mich an… NICHTS.”  
Wed, Mar 13th 2024 01:02   Edited on Wed, Mar 13th 2024 01:02

“Das ist auch nicht mehr nötig.”: sagt Reland der zumindesten in diesem Augenblick erfahren hat, was er wissen will. Er hört der Unbekannten zu und wartet bis sie ausgesprochen hat. “Nichts? Das ist genau das was ich euch nicht glaube. Ich möchte euch nochmals eindringlich nahelegen, es nicht darauf anzulegen, euch einem verschärften Verhör unterziehen zu müssen. Es ist möglich jeden zu brechen, wenn man über Wissen und Zeit verfügt. Wir haben beides.” In dem Moment erscheint ein Soldat mit einem Wasserkug und einem Becher. “Stellt es hier her.” Er deutet mit dem Kopf auf den Tisch vor der Unbekannten. “Danke, Abtreten.” Als der Soldat den Raum verlassen hat, wendet sich Reland wieder an die Frau. “Wenn euch dürstet, bitte bedient euch.”: sagt er und deutet auf den Krug. “Ihr wollt mir tatsächlich versuchen weiß zu machen, das ihr euch nicht einmal an euren Namen erinnern könnt? Vielleicht..” In diesem Augenblick spricht Reland in Nordzunge weiter: “Sigrid, Solveigh oder Gerhild? Das würde zu eurem Haar, zu eurer hellen Haut und zu euren Augen passen. Oder seid ihr anderer Ansicht?”  
Wed, Mar 13th 2024 07:12

Die unbekannte Frau seufzt, als Reland von einem verschärften Verhör zu reden beginnt. Sie kommentiert es jedoch in keinster Weise, schaut ihn nur weiter unverwandt an. Der Moment der Stille wird schließlich durch den Soldaten durchbrochen, der eben den Wasserkrug und den Becher bringt. Die Fremde mustert erst den Krug, den der Soldat auf den Tisch gestellt hat, schaut dann zu Reland, schließlich wieder zum Krug. So geht es einige Male hin und her. Sie traut dem Inhalt des Kruges wohl nicht ganz. Aber noch ist sie auch noch lange nicht so weit, dass sie irgendein Verlangen nach dem Wasser verspüren würde.   Dann wechselt ihr Verhörer plötzlich die Sprache, und in diesem Moment geht ein leichtes Blitzen durch ihre Augen. Sie antwortet auch in derselben Sprache, und obwohl Reland ein sehr gutes Nordisch spricht, scheint es ihr noch leichter über die Lippen zu gehen.   “Es tut mir leid, aber ich kann mich nur wiederholen: Ich erinnere mich an nichts. Gerne mögt Ihr einen dieser Namen für mich aussuchen und mich fürderhin genau so nennen. Ob einer der von Euch genannten Namen der meinige ist, das kann ich Euch wirklich nicht sagen.”
Wed, Mar 13th 2024 01:02   Edited on Wed, Mar 13th 2024 01:04

“Ich gebe zu es würde die Gespräche etwas erleichtern, wenn ihr eine Namen hättet und da ihr es wünscht..” Reland, der immer noch Nordzunge spricht und dem es nicht entgangen ist, daß die Unbekannte Nordzunge spricht als wäre es ihre Muttersprache, überlegt einen Moment. “Ich glaube Sigrun würde euch stehen. Von siegreich wissen wir zwar nichts, aber geheimnisvoll seid ihr ohne Zweifel.”: spielt er auf die beiden Bedeutungen des Namens im Nordischen an. Er wechselt wieder ins Pela, das jedoch mehr dem Hochpela Sigruns ähnelt, als der Sprache, die sie bisher aus den Mündern der Soldaten und auch Leifs vernommen hat. Für einen Augenblick schmunzelt Reland als ihr Blick zwischen Wasserkrug und ihm pendelt. “Es wäre unnötige Verschwendung euch mit Gift auf in das Land des ewigen Staubes schicken zu wollen, werte Sigrun. Selbst Drogen müßt ihr nicht fürchten, nicht hier und nicht jetzt. Aber wie ihr wollt.” Wieder schweigt Reland für einen langen Augenblick. “Was habt ihr mit diesem Thorbenson zu schaffen?”: erkundigt er sich plötzlich und einer Eingebung folgend hängt er noch eine Frage an, diesmal aber auf karisch. “Sprecht ihr vielleicht noch eine andere Sprache? Die der Steppenreiter zum Beispiel?” Aufmerksam beobachtet er jede Gesichtsregung Sigruns.  
Wed, Mar 13th 2024 01:31

Die Unbekannte, oder nun besser gesagt, Sigrun nickt, als sie den Namen hört. Zum ersten Mal sieht Reland ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht. Freilich, es ist zaghaft, mehr lässt die Situation, aber auch ihre aufgeplatzte Lippe wohl nicht zu. Aber der Ton in dem Verhör hat sich urplötzlich geändert, und die junge Frau scheint nun doch zuversichtlich, dass sie diesen Ort nicht nur lebend, sondern gar weitestgehend unversehrt verlassen könnte.   Schweigend hört sie zu, als Reland sie von der Reinheit des Wassers überzeugen will. Es ist ihr im Endeffekt einerlei - ihre Lippen schmerzen, und sie spürt, wie sie langsam immer dicker werden. Sie möchte es tunlichst vermeiden, sie mit einem Becher in Kontakt zu bringen, wenigstens so lange, wie sie wirklich keinerlei Durst verspürt.   Als dann wieder die Fragen beginnen, verschwindet das Lächeln aus ihrem Gesicht. Die Fragen drehen sich im Kreis, fast scheint schon Langeweile aus Sigruns Augen zu strahlen, als das abermalige Wechseln der Sprache sie doch wieder mehr fesselt. Und auch sie wechselt mit Reland die Sprache. Auch das Karische spricht sie besser als er, wenn man auch hört, dass es kaum die Muttersprache sein kann. Es ist nämlich Hochkarisch, das sie spricht, mit einem kleinen östlichen Einschlag und einem weiteren Akzent, den Reland schwer zuordnen kann.   “Ich habe mit dem Herrn Thorbenson nur insofern zu schaffen,” antwortet sie in immer demselben, ruhigen Tonfall, vielleicht nun etwas freundlicher als vorhin, “als dass ich mit ihm zwei Tage und zwei Nächte die Wohnung geteilt habe. Ich bin in seinen Gemächern aufgewacht, und dieses Erwachen ist das früheste Ereignis, an das ich mich erinnern kann.”
Wieder zieht er einen Moment erstaunt eine Augenbraue hoch, als ihm de soeben benannte Sigrun in einem Karisch antwortet, das weit besser ist als seines. Die Feinheiten des Dialekts entgehen ihm, denn er hat sein Karisch in Pelorn gelernt. Er wechselt wieder zurück in Pela. “Gut, nehmen wir für den Augenblick an es stimmt was ihr sagt und eure Erinnerung reicht nur zwei Tage zurück. Habt ihr in der Behausung dieses Thorbenson irgendjemand gesehen oder getroffen. War diese Unterkunft bewohnt, oder wart ihr alleine dort.” Dann lächelt er ironisch. “Laßt uns ein Spiel spielen, werte Sigrun. Nehmen wir an, ihr wäret für die Sicherheit eurer Stadt oder eures Stammes verantwortlich und nehmen wir weiter an, es tauchte jemand auf der euch die gleiche Geschichte erzählt wie ihr mir. Laßt uns für einen Moment die Rollen vertauschen, figurativ natürlich. Ihr säßet also jetzt auf dem Platz, auf dem ich sitze und ich säße auf eurem Stuhl. Was würdet ihr jetzt an meiner Stelle tun?”  
Thu, Mar 14th 2024 07:14

Sigrun setzt sich etwas gerader auf ihren Stuhl. Nun sitzt sie also da, mit geradem Rücken, die Hände ruhen entspannt auf ihren Oberschenkeln, und würde ihr nicht das Blut aus den aufgeplatzten Lippen über das Kinn rinnen, von ihrer Kehle eine rote Bahn in ihr Kleid führen, niemand hätte vermutet, dass es sich hier noch um ein Verhör handelt. Trotz der für sie doch recht brenzligen Situation strahlt sie Würde aus.   “Nun”, setzt sie also zur Antwort an, “der Herr Thorbenson hat mit mir dort gewohnt. Selbstverständlich haben wir uns weder Kammer noch Bett geteilt. Außer ihm habe ich dort auch keinen gesehen.”   Sie denkt eine Zeit lang nach, während ihr Blick an die Decke des Zimmers wandert. Dann schaut sie Reland wieder an.   “Allerdings schien mein Bett nicht sehr lange unbenutzt zu sein,” fügt sie dann noch hinzu. “Es roch nach einem anderen Menschen, wohl eher einer Frau als einem Mann. Auch habe ich lange, dunkle Haare gefunden, die unmöglich von mir stammen können. Natürlich kann ich nicht sagen, ob dies überhaupt von Belang ist.”   Die letzte Frage des Kommandanten schließlich lässt Sigrun doch zunächst ihre Stirn runzeln. Wieder denkt sie eine Weile lang nach, dieses Mal schaut sie jedoch vor sich auf die Kante des Tisches.   “Nun, ich denke, die peinliche Befragung wäre selbstverständlich ein Hilfsmittel, das in Betracht zu ziehen wäre, ich will da ganz offen sein. Allerdings ist es doch so, dass der Befragte sich auch während der Folter sträubt, die Wahrheit zu sagen, sich in Ausflüchte zu retten versucht, sich am Ende in Widersprüche verfängt. Und so kommt man der Wahrheit näher. Sagt er, wie in meinem Falle, allerdings die Wahrheit, so ist es ihm unmöglich, sich in Ausflüchte zu retten. Seht, angenommen, Ihr würdet mich so lange foltern, bis ich gebrochen wäre, ich würde irgendwann wohl zugeben, eine Spionin zu sein. Dies würde die Folter aber nicht beenden, denn ich wäre außerstande, einen Namen zu dieser erfunden Geschichte beizufügen. Ich kenne nur den Namen Leif Thorbensons, und, ohne ihm gegenüber respektlos erscheinen zu wollen, niemand würde mir glauben, dass er sich einen Spion leisten würde.”   Sie macht eine kurze Pause, fährt dann fort: “Wäre ich allerdings überzeugt, es wäre ein Spion, so würde ich diesen Spion vielleicht auch laufen lassen. Ein Spion, der zwar enttarnt ist, dies aber selbst nicht weiß, schadet seinem Auftraggeber mehr als er ihm nützt. Zum einen könnte man steuern, welche Information der Spion erhält, zum anderen würde man merken, wer denn der Auftraggeber ist und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.”
Aufmerksam hört Reland zu, als Sigrun von ihrer kurzen Zeit bei Thorbenson spricht. Er unterbricht sie auch nicht, als sie seine theoretische Frage recht ausführlich beantwortet. Er schmunzelt als sie über den Nutzen spricht einen Spion laufen zu lassen. “Vorausgesetzt die Grundprämisse trifft zu wäre eure Argumentation nicht von der Hand zu weisen.” Er betrachtet Sigrun eine kleine Weile schweigend. “Natürlich könnte ich euch laufen und überwachen lassen, doch das bindet wertvolle Ressourcen. Andererseits bin ich noch nicht zur Überzeugung gelangt, daß euch zu zerbrechen einen Nutzen für mich hat. Ihr seid also ein Problem, Sigrun. Aber gesetzt den Fall, das ich euch gehen lassen würde, was würdet ihr tun? Ohne Mittel, ohne Kontakte außer diesem Narren Thorbenson, der darüber hinaus im Loch sitzt, ohne das notwendige Wissen in dieser Stadt zu überleben? Erklärt es mir?”  
Thu, Mar 14th 2024 10:13

Sind die Fragen bisher ziemlich schnell beantwortet worden, so bleibt Sigrun nun eine ganze Weile stumm. Nachdenklich schaut sie durch den Raum, bevor ihr Blick wieder zu Reland zurückkehrt.   “Dies ist natürlich eine mehr als berechtigte Frage,” antwortet sie. “Und wäre ich freiwillig nach Pelorn gekommen, könntet Ihr mich ruhig als kindisch bezeichnen, es getan zu haben, ohne bereits im Vorfeld eine gute Antwort auf diese Frage getroffen zu haben. Da ich aber eben alles, aber wirklich alles, was mit meiner Vergangenheit zu tun hat, vergessen habe, so drängt sich mir die Vermutung auf, dass hier jemand nachgeholfen haben könnte. Und dass somit die Freiwilligkeit meiner Ankunft nicht gegeben ist.”   Sie macht eine kurze Pause, dann fährt sie fort: “Ihr werdet nun natürlich sagen, dass dies an der Natur der Sache keinen großen Unterschied macht, und ich kann Euch auch da nur recht geben. Es wird natürlich meine erste Anstrengung sein, so bald als möglich in einen Beruf zu gelangen, eine Unterkunft zu finden. Auf der anderen Seite, und ich bin mir sicher, hier Eure Zustimmung zu finden, ist es für mich keine Alternative, hier und jetzt zu Tode gefoltert zu werden. Denn wenn Ihr es darauf anlegt, mich zu brechen, dann sehe ich für mich keine Möglichkeit, dies abzuwenden. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich vermag nichts anderes als die Wahrheit zu sagen, da mir für eine Lüge das nötige Hintergrundwissen fehlt.”
“Das seht ihr in der Tat richtig, ihr hättet keine Möglichkeit es abzuwenden.”: entgegenet der Kommandant ruhig, der für einen Moment geschmunzelt hat, als Sigrun von der für sie inakzeptablen Alternative der Folterung gesprochen hat. “Ich gestehe es euch schon zu, daß ihr die Waage des Geschicks gern zu euren Gunsten beeinflußen wollt, doch eure Argumentation hat ein einem Punkt eine ziemliche Lücke.Ihr sagt daß ihr nicht lügen könnt weil euch die Informationen fehlen. Der springende Punkt ist aber der, daß dieses angebliche Fehlen von Information die eigentliche Lüge sein könnte und man das sehr wohl in einer verschärften Befragung aufdecken könnte. Womit wir wieder beim Anfang wären. Glaube ich euch daß ihr eure Erinnerung verloren habt oder nicht? Glaube ich es euch, dann ist eure Argumentation schlüssig, glaube ich es nicht, dann bleibt mir gar nichts anderes übrig, als euch der äußert unangenehmen Prozedur eines verschärften Verhörs zu unterziehen. Stimmt ihr soweit mit mir überein? Da ist noch etwas, das mich stutzig macht. Ihr sagt das ihr euch an gar nichts erinnern könnt, das eure früheste Erinnerung die ist, daß ihr bei diesem Thorbenson aufgewacht seid. Wenn alles was bis dahin geschah aus eurem Gedächtnis gelöscht ist, wie kommt es das ihr euch der Sprachen entsinnt, die ihr sprecht?”  
Fri, Mar 15th 2024 11:07

Kurz schließt Sigrun die Augen, atmet tief durch. Sie bleibt allerdings in ihrer Rolle der absolut entspannten Gesprächspartnerin, wobei sie intelligent genug zu sein scheint, das Szenario fürchterlichster Folterqualen knapp über ihrem Haupt kreisend zu wissen.   “Um auf den Grund irgendeiner Begebenheit zu stoßen, ist es unabdingbar, sich mit dem Prozedere auseinanderzusetzen, das zu eben dieser Begebenheit geführt hat,” antwortet sie. “Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, wie es zu meinem Gedächtnisverlust gekommen ist. Darum kann ich unmöglich herausfinden, warum ich noch sprechen kann, warum ich noch lesen kann, warum ich noch laufen kann. Ihr müsst allerdings zugeben, dass dies an meiner Situation auch wenig ändern würde. Viel eher würde sie sie noch verschlechtern. Oder glaubt Ihr, Ihr hättet mich nicht schon längst auf die Streckbank geschnallt, würde ich einfach nur stumm dasitzen?”   Sie macht wieder eine Pause, in der sie ihm tief in die Augen blickt.   “Aber fassen wir noch einmal zusammen: Ich bin mit einem Boot gekommen. Dieses Boot müsste doch noch im Hafen zu finden sein. Ich war in Decken gewickelt, diese Decken müssten sich im Hause Thorbenson befinden. Leif Thorbenson hat mich von dem Boot zu seinem Haus gebracht. Dies wird Herr Thorbenson sicher bestätigen. Vom Hause Thorbenson wurde ich schließlich - auf äußerst unfreundliche Art und Weise übrigens - unverzüglich hierher gebracht. Auch dies wird für Euch leicht feststellbar sein. Ihr seht, alles, was ich Euch sagte, ist hieb- und stichfest. Was allerdings den Gedächtnisverlust angeht: So wie es zwar möglich ist, die Existenz einer Sache zu beweisen, nicht aber das Gegenteil, könnte ich Euch nur beweisen, etwas zu wissen, nicht aber, es nicht zu tun. Ihr seht also, es ist mir ganz unmöglich, eine Folter von mir aus abzuwenden, ebenso wie es mir unmöglich ist, die Härte, die Länge und Folgen einer solchen Folter zu beeinflussen. Es liegt also ganz an Euch, ob ihr eine Unschuldige qualvoll vom Leben in den Tod befördert oder nicht.”    
Wieder hört Reland zu ohne zu unterbrechen und er scheint mindestens so sehr darauf zu achten, wie Sigrun etwas sagt als auf ihre Ausführungen selbst. Viel ist seiner Mine nicht zu entnehmen. Schließlich steht er auf und ruft nach der Wache. Als der Soldat eintritt gibt er seine Befehle: ”Schafft unseren Gast in eine der Arrestzellen. Behandelt sie ordentlich, gebt ihr Wasser und Verpflegung. Sie darf mit niemandem sprechen, bis ich wieder zurück bin.” An der Türe wendet er sich noch einmal um. “Nichts ist verdächtiger als ein Unschuldiger, werte Sigrun!”: sagt er mit einem ironischen Schmunzeln und geht davon.   Der Soldat bedeutet Sigrun, mit einer Kopfbewegung aufzustehen. “Ihr hab es gehört, also kommt.” Sigrun wird die Stufen wieder hinuntergeführt und nach ein paar Abzweigungen gelangen sie in einen kurzen Korridor an dessen linker Seite drei massive Türen eingelassen sind. Der Soldat öffnet eine der Türen und bedeutet Sigrun hineinzugehen. Die Zelle, die sie betritt, ist nicht groß, aber relativ sauber. Eine Pritsche mit Decke, ein kleiner Tisch und Hocker sind neben dem Eimer mit Holzdeckel die einzigen Möbel. Durch ein kleines, vergittertes Fenster fällt Licht in den Raum. Hinter ihr wird die Türe versperrt und kurz darauf wieder geöffnet. Eine Soldatin bringt ein Holztablett mit einer Schüssel Grütze und einen Krug Wasser. Ohne ein Wort zu sagen, verschwindet die Uniformierte wieder, die Tür kracht ins Schloß und Sigrun ist allein mit sich und ihren Gedanken.  
Sat, Mar 16th 2024 12:12

Sigrun nickt dem Mann zum Abschied höflich, ja fast freundlich zu. Sie sagt jedoch kein Wort, hätte es auch kaum sagen können, denn kaum hat er ausgesprochen, ist er auch schon durch die Tür verschwunden. Einen kleinen Augenblick bleibt sie noch sitzen, was den Soldaten wohl dazu bringt, eine erneute Aufforderung als notwendig zu betrachten.   Mit einem “Selbstverständlich!” erhebt sich die junge Frau. Die Betonung dieses einzelnen Wortes ist freundlich, doch irgendwie so, dass man ein “Dankeschön!” als notwendige Folge dieser Antwort erwarten würde. Dieses wird freilich ausbleiben, den Soldaten höchstens etwas irritieren. Und so folgt sie ihm also die Treppe nach unten in ihre Zelle.   Sie bleibt stehen, sieht sich um. Die Tür fällt ins Schloss, geht wieder auf und schließt sich erneut. Dann ist Sigrun allein. Nun fällt die Maske, die die Anspannung, die Angst, die Furcht vor der Folter verdeckt hielt. Sie wirft sich auf die Pritsche und weint. Das mag wohl eine Viertelstunde so gehen, in dem sie, bis auf das Beben ihrer Schulter, regungslos daliegt, das Gesicht in der Armbeuge vergraben. Doch schließlich ist die Zeit des Weines vorbei. Sie steht auf, sie kostet von der Grütze, verzieht das Gesicht, wirft den Löffel zurück in den Tiegel. Zwei-, dreimal geht sie in der Zelle auf und ab. Das dauert nicht lange. Schließlich setzt sie sich doch an den Tisch und beginnt, die Grütze aufzuessen. Das Wasser zu trinken scheint ihr fast noch mehr Überwindung zu kosten. Aber hier ist sie nun mal. Sie muss essen, sie muss trinken. Und wer weiß, wie viel Zeit sie nun in dieser Zelle verbringen wird. Und wer weiß, was sie erwartet, wenn sich die Zellentür wieder öffnet.  
Wed, Mar 20th 2024 09:32   Edited on Wed, Mar 20th 2024 09:33

Es ist schon eine ganze Weile vergangen, die Sigrun wie eine kleine Ewigkeit vorkommen sein mochte, bis sie den Schlüssel im Schloß hört und der Kommandant wieder die Zelle betritt. “Ich denke, es ist Zeit uns nochmals zu unterhalten.”: sagt Reland ruhig. “Wenn ihr mir folgen wollt.” Reland gibt den Eingang frei und führt sie wieder in die Stube, in der sie verhört wurde. “Setzt euch, bitte!” Reland weist auf den Besucherstuhl und setzt sich hinter den Schreibtisch. Für einen langen Moment ruht sein Blick auf Sigrun, dann sagt er: “Ihr seid immer noch ein Problem, werte Sigrun, doch ich sehe keinen Nutzen für das Haus, euch eines verschärften Verhörs auszusetzen. Aber ich kann euch auch nicht einfach gehen lassen, selbst wenn ihr mir die Wahrheit gesagt habt. In dieser Stadt herrschen spezielle Verhältnisse und ihr seid zu wertvoll, um euch unseren Feinden in die Hände fallen zu lassen. Ich kann euch zwei Möglichkeiten bieten, nun eigentlich ist es nur Eine, wenn ihr einen schnellen, sauberen Tod nicht als Alternative seht.”  
Wed, Mar 20th 2024 11:16

Wie von einer Tarantel gestochen, fährt Sigrun auf und springt von der Pritsche. In der Zeit der Langeweile hat sie es sich dort gemütlich gemacht, die Füße auf die Pritsche gestellt, wodurch ihr das Kleid über die Knie nach hinten gerutscht ist und so einen beträchtlichen Teil ihrer langen Beine preisgibt. Die Röte in ihrem Gesicht zeugt davon, dass es ihr wohl peinlich ist, von Reland in dieser wenig dezenten Position gesehen worden zu sein.   “Sehr gern,” antwortet sie etwas hastig und geht hinter dem Kommandanten her. Sie schluckt ordentlich. Schließlich ist sie sich der immerwährenden Gefahr eines, wie Reland es ausdrückt, “verschärften Verhörs”, sehr wohl bewusst, und jedes erneutes Verhör birgt natürlich ein höheres Risiko als das vorherige. Sie bemüht sich jedoch wieder, ruhig und gefasst zu wirken, was ihr, als sie sich wieder auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch befindet, auch bemerkenswert gut gelingt. Scheinbar ruhig hört sie ihm also zu. Als er geendet hat, geht ein leichtes Schmunzeln über ihr Gesicht.   “Nun, in Anbetracht der Attraktivität dieser ersten Alternative,” antwortet sie ihm, “empfinde ich es doch für äußerst angebracht, auch die zweite einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.”  
Schmunzelnd antwortet Reland: “Ich habe gehofft, daß ihr es so sehen mögt.” Er deutet auf das Portrait an der Wand, das einen Mann mit scharf geschnittenem Gesicht in mittleren Jahren zeigt. “Das ist Baron Karthes Thornhoff, der gegenwärtige Salzbaron und unser Oberbefehlshaber. Ich bin Angehöriger der Leibwache seiner Hoheit, die Soldaten, die euch bisher bewacht haben gehören, der regulären Truppe, der Wachkompanie an. Ihr werdet euch vielleicht fragen warum ich euch das erzähle, aber die Antwort ist einfach, die Uniform des Hauses Thornhoff ist eure zweite Alternative! Leistet den Fahneneid, werdet eine von uns und dient dem Haus Thornhoff.” Unverwandt blickt ihr Reland direkt in die Augen und kein Anzeichen deutet darauf hin, daß Reland mit ihr ein übles Spiel spielt.  
Wed, Mar 20th 2024 10:57

Bisher hat Reland Sigrun als rhetorisch äußerst gewandte, ruhige und in jeder Situation ziemlich klar denkende Person kennengelernt. Doch nun verschlägt es ihr zum ersten Mal die Stimme. Völlig verblüfft schaut sie den Kommandanten an, und schließlich bricht es in Nordisch aus ihr heraus: “Und was, bei allen Donnern, bringt Euch dazu zu glauben, ich wäre eine gute Soldatin?”   Dann jedoch fängt sie sich wieder, und in der bisher gewohnten ruhigen Sprechweise sowie diesem gestochenen Hochpela fügt sie hinzu: “Bitte, versteht mich nicht falsch, nie im Leben würde es mir einfallen, Eurem Herrn den Respekt zu verweigern, Und nie im Leben würde ich den Tod einem Dienst an Eurer Fahne vorziehen. Doch verzeiht mir, wenn ich Euch frage, wie Ihr nun zu genau dieser Entscheidung gekommen seid. Ihr werdet wohl ein Meister des Verhörs sein, meinetwegen inzwischen mehr von mir wissen als mir selbst bekannt ist, Und doch, ich denke, für die Ernennung zu einer Wachhabenden im Dienste Eures Herrn sollte doch mehr gehören, als drei Sprachen sein Eigen zu nennen sowie einigermaßen schriftgewandt zu sein.”
Wed, Mar 20th 2024 11:42   Edited on Wed, Mar 20th 2024 11:45

Einen Augenblick lang lächelt Reland und diesmal läßt sein Lächeln jede Ironie vermissen. “Ihr habt in einer scheinbar ausweglosen Situation tadellose Haltung bewahrt, mutig und gelassen eurem Schicksal entgegengesehen. Mut ist nicht blindwütiges Dreinschlagen, sondern in einer ausweglosen Situation die Angst zu zügeln und Stand zu halten. Ihr seid vom Geist und Mut beseelt, der hervorragende Soldaten und Offiziere auszeichnet. Meinen Respekt.” Er deutet eine knappe Verbeugung an.   “Wir kämpfen an mehreren Fronten und eure Fähigkeiten machen euch wertvoller, als einen ganzen Zug Schwertkämpfer. Dazu später mehr. Ich kann nicht riskieren, daß jemand wie ihr unseren Feinden in die Hände fällt und Verschwendung ist mir in der Seele zuwider. Außerdem besteht immer noch die Möglichkeit, daß euch mit hermetischen Mitteln die Erinnerung genommen worden ist, um es euch möglich zu machen euch hier zu etablieren. Wenn diese Blockade eines Tages fällt und ihr euch eurer Herkunft, Weisungen und Aufgaben erinnert, seid ihr in ein Umfeld eingebunden, das es euch schwer macht, eure eventuellen Aufgaben auszuführen, ohne eure Tarnung auffliegen zu lassen. Mit einem Wort wir haben euch unter Kontrolle. Sonst bliebe in der Tat nur mehr euch zu eliminieren und das wäre grobe Verschwendung. Ihr tretet in die Wachkompanie ein, das Privileg in der Leibwache dienen zu dürfen mußt ihr euch erst verdienen. Ihr werdet den vorläufigen Rang eines Zugsführers erhalten und zur besonderen Verwendung der Leibwache überstellt. Für die erste Zeit werdet ihr die normale Grundausbildung durchlaufen um eure Fähigkeiten zu prüfen, die gegebenen Falles eingeschränkt oder ganz erlassen werden kann. Ihr bleibt mir und Kornett Tovales unterstellt und werdet besoldet, einquartiert und habt Anspruch auf heilerische Versorgung. Einzelheiten später. Ich frage euch also, wollt ihr in die Dienste des Hauses Thornhoff treten?”  
Thu, Mar 21st 2024 08:47

Aufmerksam hört Sigrun zu. Als sich Reland gar anschickt, sich vor ihr zu verbeugen, geht doch ein erfreutes Lächeln über ihre Lippen. Dann wird sie jedoch wieder ernst. Schließlich hat der Kommandant seine Rede noch lange nicht beendet. Und auch danach sitzt sie einen Moment lang still.   “Ich denke,” antwortet sie dann doch, “in Anbetracht der Alternative liegt meine Entscheidung auf der Hand. Doch will ich ehrlich zu Euch sein, so wie Ihr wohl auch ehrlich mir gegenüber wart. Gerne würde ich sagen, es wäre mir eine Ehre, Euren Farben zu dienen. Doch ist Baron Karthes für mich nicht mehr als jenes Bild, das hinter Euch an der Wand hängt, und das Haus Thornhoff einfach nur ein Name, den Ihr mir genannt habt. Doch habt Ihr mein Wort, dass ich, wenn ich nun Euer Angebot annehme, nach all meinen Möglichkeiten danach streben werde, jeden mir zugeteilten Posten zu Euer und des Barons Zufriedenheit auszufüllen. Ihr habt mich mit Respekt behandelt, und so schulde ich es Euch schon nur aus Respekt Eurer Person gegenüber.”
“Ausgezeichnet! Es ist mir durchaus bewußt, daß all diese Begriffe für euch im Moment bloß Worte sind und das ihr keine erstrebenswerte Alternative habt, aber ich kann euch versichern, dass Haus Thornhoff der Treue, die wir ihm erweisen, mehr als würdig ist. Nach euer Vereidigung werdet ihr als erstes über die örtlichen Verhältnisse in Kenntnis gesetzt.” Reland ruft nach der Wache. “Bringt den Zugsführer in die Kleiderkammer. Grundausstattung und ich bitte mir eine passende Uniform aus und Unterrichtung über die korrekte Adjustierung, dann bringt sie zurück zu mir.”: befiehlt er und wendet sich wieder an Sigrun. “Ihr könnt abtreten, Zugsführer.” Es dauert eine ganze Weile, bis eine passende Uniform gefunden wird und einer der Kammerbediensteten zeigt Sigrun, wie sie korrekt getragen wird. Nach ihrer Vereidigung wartet noch ein ganzes Bündel Ausrüstung auf sie. Doch jetzt macht sie sich in Uniform, das Kurzschwert an der Hüfte auf den Weg zurück. Im Korridor vor der Stube Enessas trifft sie auf den Kornett. Enessa streckt ihr die Hand hin. “Willkommen. Das vorher war nicht persönlich gemeint.”: sagt sie. “Aber jetzt kommt, der Kommandant wartet.” Sie öffnet die Türe und läßt Sigrun eintreten. Reland erwartet sie schon. Er nickt zufrieden. “Die Uniform steht euch, Zugsführer. Seid ihr bereit, euren Eid abzulegen?”  
Thu, Mar 21st 2024 11:38

Gehorsam folgt Sigrun dem Wachmann durch das Gebäude zu jener Kleiderkammer. Mit einem freundlichen Nicken begrüßt sie den Kammerbediensteten, und geduldig wartet sie darau, bis er eine passende Uniform gefunden hat. Dies erweist sich als ein nicht unbedeutendes Unterfangen, schließlich überragt Sigrun die durchschnittliche Frau Pelorns doch um einiges, ja sie ist sogar größer als so mancher Mann in der Stadt. Und so sind mal die Hosen zu kurz oder zu weit, die Schultern zu breit oder das Wams reicht ihr gerade bis zum Bauchnabel. Endlich hat der Bedienstete etwas gefunden, was passen würde.   “Hättet Ihr die Güte, Euch kurz umzudrehen während ich mich umkleide?”   Sigrun sagt dies nicht unfreundlich, doch ist etwas sehr Bestimmtes in ihrer Stimme, so dass der Bedienstete ihrer Bitte ohne zu Zögern. Als er sich wenig später auf erneute Aufforderung der großgewachsenen Frau wieder zu ihr dreht, trägt sie bereits die Uniform. Sie passt wie angegossen. Sigrun ist gerade dabei, ihre zwei Zöpfe zu entflechten und mit ihren Haaren einen einzigen zu bilden, de ihr schließlich bis gut zur Hälfte des Rückens hinunter reicht. Der Bedienstete nickt anerkennend, hat Sigrun doch ohne jegliches zutun jedes Teil der Uniform richtig erkannt und dementsprechend richtig angezogen - und sieht gar stattlich darin aus. Wenn ihr freilich die Beule auf der Stirn und die geschwollene Lippe eher etwa Verwegenes und weniger etwas Vornehmes verleihen.   Sie kommt gar nicht dazu, sich zu bedanken, denn schon ist die Wache wieder da, und es geht zurück zu Reland - oder besser gesagt zu Enessa, die sie vor Relands Büro abfängt.   “Nun, werte Dame,” antwortet sie auf die Entschuldigung der Offizierin, “hättet Ihr Euch vordergründig für das Wohlbefinden Eurer - ähm - Gäste zu kümmern, wäret Ihr letztendlich wohl in einer Gaststätte besser aufgehoben als eben hier. Ihr braucht Euch also mir gegenüber nicht rechtzufertigen, nur weil Ihr Eurer Pflicht nachgekommen seid.”   Schon geht es durch die nächste Tür, und sie steht wieder vor dem Kommandanten. Sei steht kerzengerade vor ihm.   “Vielen Dank, Kommandant,” antwortet sie ohne viele Umschweife, zwar noch immer in Hochpela, aber weit weniger weich als vorhin. “Ich bin bereit!”
Fri, Mar 22nd 2024 04:30   Edited on Fri, Mar 22nd 2024 04:31

Reland erhebt sich. “Dann folgt mir.” Enessa schließt sich an, als sie hinuntergehen bis in die Eingangsbereich des Gebäudes. In der Halle befindet sich eine große Nische mit den Bildern aller bisherigen Baronen des Hauses Thornhoff. In einer Art Pult das Wappenschild des Hauses Thornhoff eingelassen. Das große Bronzeschild ist angedunkelt im Laufe der Zeit, nur an einer Stelle ist das Metall blank, dort wo Generationen von Soldaten ihre Hand auf das Wappen des Hauses gelegt haben, um ihre Treue mit dem Eid zu bekräftigen. Reland und Enessa nehmen einen Augenblick Haltung an, legen die zur Faust geballte Rechte zum Gruß auf die Herzgegend, bevor sich Reland an Sigrun wendet. “Tretet an das Wappenschild des Hauses und legt die Rechte auf das Schild dann sprecht mir nach.” Reland wartet bis Sigrun ihre Hand auf das Wappen gelegt hat, bevor er feierlich zu sprechen beginnt. “Ich schwöre bei meiner Ehre und der meiner Vorfahren den unverbrüchlichen Eid dem Hause Thornhoff treu zu dienen und als tapferer Soldat mein Leben einzusetzen für die Ehre und den Schutz meines Hauses.”  
Fri, Mar 22nd 2024 08:52

Sigrun folgt Reland und Enessa nach unten. Und wie sie über den Steinboden des Flures gehen, geht Sigrun ganz unbemerkt in den Gleichschritt ihrer Vorgesetzten über, so dass die Schritte wie Trommelschläge durch den Flur hallen. Überhaupt macht Sigrun überhaupt nicht den Eindruck einer ganz normalen Frau, die man einfach mal in eine Uniform gesteckt hat - im Gegenteil. Fast könnte man den Eindruck haben, als sei sie an das Tragen eines solchen Kleidungsstücks und an das Verhalten beim Tragen gewohnt.   In dem Vorraum bleibt sie stehen. Die Begrüßung mit der Faust auf dem Herzen ahmt sie nicht nach. Schließlich kann sie ja nicht wissen, ob dies bei ihr, die ja noch nicht vereidigt ist, nicht am Ende noch eine Beleidigung darstellen würde. Sie nickt nur kurz auf die Aufforderung des Kommandanten und tritt dann an den Wappenschild. Sie legt die Hand darauf und hört Reland aufmerksam zu. Dann schließt sie die Augen, sammelt sich einen Moment, wohl um den doch recht langen Schwur auch ordentlich vorbringen zu können. Dann spricht sie mit feierlicher Betonung und fester Stimme: “Ich schwöre bei meiner Ehre und der meiner Vorfahren den unverbrüchlichen Eid dem Hause Thornhoff treu zu dienen und als tapferer Soldat mein Leben einzusetzen für die Ehre und den Schutz meines Hauses.”
Sat, Mar 23rd 2024 05:28   Edited on Sat, Mar 23rd 2024 05:36

Für einen langen Augenblick herrscht Schweigen, nachdem Sigrun ihren Treueid abgelegt hat. Dann wendet sich Reland formell an Enessa: “Kornett, bezugt ihr daß dieser Rekrut freiwillig und bei klarem Verstand den Fahneneid abgelegt hat?” Enessa antwortet knapp:” Ich bezeuge es, Kommandant!” “Ausgezeichnet. Dann Willkommen im Haus Thronhoff! Der Kornett wird euch als allererstes einen Überblick über die lokalen Verhältnisse geben, Zugsführer. Es ist von großer Wichtigkeit daß ihr euch so schnell als möglich mit den Gegebenheiten vertraut macht. Da ihr formal der Leibwache unterstellt seit, werdet ihr auch bei uns untergebracht. Ein Soldat wird eure Ausrüstung auf eure Stube bringen. Wir sehen uns zum Abendessen in der Messe.” Reland grüßt und macht sich auf den Weg. “Dann folgt mir, Zugsführer.”: sagt Enessa und bringt sie in hinauf in ihre Dienststube, in der sie vor gar nicht so langer Zeit von ihr verhört wurde. Sie breitet eine Karte Pelorns auf dem Tisch aus, auf dem die Einflußgebiete der Häuser markiert sind und beginnt knapp, präzise ohne unnötiges Gerede Sigrun die komplizierten Machtverhältnisse zu erläutern. Sie beschränkt sich fürs Erste auf die wichtigsten Fakten, trotzdem dämmert es bereits, als sie ihre Ausführungen beendet. “Das war es für heute. Bedenkt, daß ich euch nur einen sehr groben Überblick gegeben habe. Es wird einige Zeit erfordern, bis ihr die komplizierten Verflechtungen von Thornhoff und die angeschlossenen Häuser und Familien durchschaut. Wo der Feind steht wißt ihr jetzt. Wir werden morgen nach der Grundausbildung mit eurer Orientierung fortfahren. Fragen?”  
Sat, Mar 23rd 2024 08:57

“Dankesehr”, antwortet Sigrun auf das Willkommen des Kommandanten und nimmt dabei Haltung an. “Ich werde alles geben, was in meiner Macht steht, um dem Haus Thorhoff und der Wache Ehre zu bereiten.”   Dann folgt sie Enessa in das Arbeitszimmer. Aufmerksam hört sie zu, die Augen immerfort auf die Karte gerichtet. Zwischendurch fragt sie nach Befestigungen, besonders an der Grenze zu Imeria im Norden, an den Brücken. Sie fragt, ob es denn überhaupt diplomatische Beziehungen zu anderen Häusern gibt. Die meiste Zeit ist sie jedoch still und hört einfach nur aufmerksam zu, und doch wird Enessa unschwer erkennen, dass sie wohl Imeria als grlßere Gefahr wahrnimmt als Coveani. Am Ende bedankt sie sich bei Enessa für ihre Zeit.   “Nur eine Bitte habe ich, wenn Ihr gestattet, Kornett,” fügt sie hinzu. “Ich kenne diese Stadt nicht. Dürfte ich mir die Karte, oder eine andere, auf meine Stube mitnehmen? Ich kenne diese Stadt nicht, gerne würde ich sie mir einprägen.”  
“Diplomatische Beziehungen? Das wäre zu viel gesagt. Aber es gibt Kontakte und Kommunikation, mit Coveani mehr als mit Imeria, aber seit dem Vertrag, der den Häuserkrieg beendet hat,ist die Gesprächsbasis nie infrage gestellt worden, selbst von den Schlangenanbetern.”: sagt Enessa und öffnet sich den obersten Knopf ihrer Uniform. “Die kann ich euch nicht geben, ich habe eine Menge Eintragungen gemacht, aber wartet einen Moment!”: sagt sie und öffnet eine Schublade, der sie eine zusammen gerollte Karte entnimmt. “Das ist eine kleinere Kopie dieser Karte und ihr könnt sie behalten und selbst Eintragungen machen. Nachdem wir uns klar geworden sind, wie es um eure Kampffähigkeit steht, werdet ihr mit einer regulären Patrouille auf Streife gehen. Zuerst hier in den relativ sicheren Zonen, dann auch weiter draußen. Aber ich schätze, daß ihr das nicht lange machen werdet. An Plattfüßen haben wir keinen Mangel, an Köpfen schon.” Dann streckt sie Sigrun die Hand hin. “Da wir nun Kameraden sind, kannst du privat ruhig Enessa zu mir sagen, wenn du keinen Wert auf Distanz legst.”  
Sat, Mar 23rd 2024 10:30

Mit einem Kopfnicken nimmt Sigrun die Karte entgegen, will schon zum Dank ansetzen, doch bleibt ihr die Antwort im Hals stecken. Zunächst ziemlich verwundert sieht sie Enessa an, kann ihren Ohren nicht trauen. Ist dies wirklich die selbe Person, die noch vor wenigen Stunden nichts lieber zu tun schien, als ihr schön langsam die Seele aus dem Leib zu prügeln? Soll sie nun das Angebot annehmen? Natürlich soll sie! Und so nimmt Sigrun wohl das erste Mal, seit sie in dieser Stadt angekommen ist, die Maske ab. Ihr Gesicht verzieht sich zu einem freundlich-fröhlichen, äußerst gewinnendem Lächeln.   “Freut mich… Enessa,” sagt sie und nimmt Enessas Hand mit festem Händedruck. “Danke für die Karte, ich werde versuchen, sie so schnell wie möglich zu studieren und bringe sie Euch… dir so bald als möglich wieder.”   Dann, als sie die Hände wieder losgelassen haben, fügt Sigrun noch hinzu: “Der Kommandant und Ihr.. Du, Entschuldigung, ihr scheint große Erwartungen in mich zu setzen. Ich hoffe, sie einigermaßen erfüllen zu können. Mein Problem ist, dass ich mich eigentlich nicht daran erinnern kann, was ich gut kann und was nicht…”  
[Enessa] Enessas Händedruck läßt erahnen, welche Kraft in der muskulösen Frau steckt. “Nichts zu danken, behalte sie. Du wirst sie brauchen, vor allem in der ersten Zeit.” Bei den nächsten Worten Sigruns lacht Enessa auf: “Was heißt hier erwarten, Sigrun? Selbst wenn du ein Kurzschwert nicht von einem Kochlöffel unterscheiden kannst, bist du ein Riesengewinn für uns. Du sprichst drei Sprachen, kannst lesen und schreiben und hast Rückgrat. Allein das macht dich zu einer ziemlich einmaligen Frau hier. Ich sage es dir ganz ehrlich, du wärest tot, wäre es nicht so. Aber du bist ein Goldschatz, der uns in die Hände gefallen ist. Wer schmeißt so etwas leichtfertig fort?   Mach dir keine Sorgen wegen deiner Fähigkeiten, wir werden schon herausfinden, was du kannst und was nicht. Kannst du ein Schwert halten, dann ist es gut, wenn nicht, dann werden wir es dir beibringen und ein wenig Krafttraining täte dir auch gut. Aber zuerst lebe dich hier einmal ein. Es muß ein ganz schön harter Brocken für dich sein, so einfach aus dem Himmel zu fallen. Aber denk daran, du hast Kameraden! Wir lassen niemand zurück, Sigrun, weder in der Wachkompanie und schon gar nicht in der Leibwache. Wenn du dich auf nichts verlassen kannst, auf deine Kameraden kannst du dich verlassen.” Sie klopft Sigrun aufmunternd auf die Schulter. “Aber komm, laß uns die Messe gehen, ich habe Hunger wie ein Rißwolf.”  
Sun, Mar 24th 2024 07:59

Es dauert eine ganze Weile, bis Sigrun ihr antwortet. Sie legt einen Arm unter ihrer Brust um dem Oberkörper, stellt den Ellbogen des anderen Arms darauf und umfasst mit der Hand die Nasenwurzel. So verharrt sie einige Zeit. Dann löst sie die Arme wieder.   “Enessa, ich hoffe, ich darf ganz ehrlich sein,” antwortet sie dann. “Es ist wohl mehr als ein harter Brocken, es bringt mich fast um den Verstand. Ich bin dem Kommandanten dankbar, dass er mir einen Namen gab. Es mag dir als Symbol erscheinen, doch ist ein Name ein Beginn einer Persönlichkeit. Einer Persönlichkeit, die ich in jenem Augenblick verlor, in dem mich mein Gedächtnis verließ. Ich muss eine Herkunft haben, ich muss ein Leben gehabt haben vor diesem unglückseligen Vorfall. Dies alles habe ich verloren, vielleicht für einige Zeit, doch befürchte ich, es könnte auch für die Ewigkeit sein. Ich war ein Nichts, als ich hier ankam, ich war eine Hülle ohne Seele, ohne Leben. Nun hat diese Hülle einen Namen, und erst jetzt kann die Hülle mit einem neuen Leben gefüllt werden. Ich bin mir bewusst, diese Sigrun, die nun entsteht, mag wenig mit meinem bisherigen Ich zu tun haben. Aber, ich weiß nicht, ob ich dir das verständlich machen kann, aber Sigrun ist ein Ich. Es ist ein Ich, das jetzt in eine Struktur eingebettet ist, ein Ich, das nicht mehr führerlos in den Wellen des Schicksals umhergeschleudert wird, ohne jede Hoffnung, ein rettendes Ufer zu erreichen. Es ist ein Ich, das, wie Ihr sagt, Kameradschaft erfahren wird, und gerade diese Kameradschaft wird also der Anker sein, der dem Ich die nötige Sicherheit gibt, ein Leben zu Leben, das lebenswert ist. Du sagtest, ich wäre ein Goldschatz für Euch, doch ist ein Goldschatz nutzlos, wenn er nicht geborgen wird. Ich bedanke mich also herzlichst dafür, dass der Kommandant und du, dass ihr beide mich geborgen habt.”   Sie sieht Enessa einen Augenblick lang an, dann fährt sie fort: “Was die Haltung betrifft, so muss ich zugeben, dass ich einige Male kurz davor war, sie zu verlieren. Beinahe sah ich keinen Ausweg mehr in dem Verhör für mich, da ich außerstande war, Euch irgendeine Antwort zu geben. Der Tod auf der Folterbank war für mich weit wahrscheinlicher als jegliche Alternative. Und so danke ich dem Donner, dass der Kommandant ein Einsehen hatte.”   Wieder macht Sigrun eine Pause. “Doch will ich Euch nicht länger von Eurem verdienten Mahle abhalten. Ich muss zugeben, dass auch ich einen ordentlichen Appetit habe.”  
"Ich habe mir versucht vorzustellen, wie das sein mag, die Augen aufzumachen und nichts mehr von einem selbst zu wissen. Ich kann es mir einfach nicht ausmalen, aber ich denke, ich verstehe, was du mit der Wichtigkeit des Namens meinst. Ohne Form gibt es keinen Inhalt. Für dich ist jetzt Sigrun die Form, die du mit Inhalt, mit einem neuen Leben füllen mußt. Das ist eine Riesenaufgabe. " Enessa spricht weiter, als sie die Treppen hinuntergehen. "Doch ich glaube, daß dir das Soldat sein dabei helfen wird. Es gibt eine klare Hierarchie, Ordnung im Alltag und Kameradschaft. Damit du mich richtig verstehst, wir sind keine Paradesoldaten. Nahezu jeder außer den Rekruten ist schon einmal im Kampf gestanden. Im Gefecht stehen nur zwei Dinge zwischen dir und dem Tod, deine Stärke und deine Kameraden. Du mußt dich unbedingt auf deinen Nebenmann verlassen können, sowie er auf dich. Das schweißt zusammen." Der Weg führt in einen Teil des Traktes, den Sigrun noch nicht gesehen hat. Enessa grinst sie an. "Du hast sie nicht verloren, darauf kommts an. Jeder hat Angst! Ich auch! Aber diese Angst zu überwinden, daß ist Mut und Tapferkeit. Nur Verrückte haben keine Angst. Du brauchst dich wirklich nicht zu bedanken, Sigrun. Wir haben aus blankem Eigennutz unsere Entscheidung getroffen. Wir kämpfen an einigen Fronten und wir haben gute Offiziere bitter nötig."   Sie führt Sigrun in einen großen weiß gekalkten Raum mit Holzboden. Einfache, robuste Tische und ebensolche Stühle sind neben dem Porträt des Salzbarons das ganze, schlichte Mobiliar. Eine Durchreiche gibt den Blick in die Küche frei. "Hier kriegst du Morgens, Mittags und Abends deine Essen, solange du der Leibwache unterstellt bist." Enessa beugt sie ein wenig zu Sigrun. "Der Fraß ist nichts Besonderes, aber das Bier ist gut. Brauen wir selbst. Natürlich illegal, aber was die Schlange nicht weiß, macht sie auch nicht heiß." Nach kurzem Warten ist auch Sigrun an der Reiche und bekommt ein Tablett gereicht mit einer stattlichen Portion Grüze mit Gemüse und Fleisch und einem kleinen Teller etwas das aussieht wie gekochter Weizen mit klebriger dicken Sauce, dazu einen Krug Bier. "Such dir einen Tisch aus.": sagt Enessa. "In der Leibwache gibt es keine Sitzordnung oder Offiziersverpflegung, jeder würgt am gleichen Fraß.": setzt sie grinsend hinzu.  
Tue, Mar 26th 2024 10:24

“Die beste Schlacht ist immer die, die nie geschlagen werden muss.”   Sigrun sagt das wie nebenbei, während sich die zwei Frauen auf den Weg zur Mensa machen. Über den Rest gibt sie keinen Kommentar ab. Es ist alles gesagt, und sie will ihr Problem nicht breittreten, ihre wahre Schwäche zu viel in den Vordergrund rücken. Und so läuft sie hinter Enessa her. Irgendwie scheint es, als würde sie sogar bei dem gemütlichen Gang zur Kantine Haltung bewahren, wie überhaupt ihre Körperhaltung jederzeit etwas Vornehmes, beinahe Majestätisches in sich hat.   Sie wirkt wenig beeindruckt von der Kantine der Leibwache. Weder freudig überrascht, noch irgendwie enttäuscht schaut sie kurz über die Tische. Die Frauen und, in überbordender Mehrzahl, Männer scheint sie kaum zu bemerken. Umgekehrt natürlich scheinen die beiden Damen viel interessanter - die eine wegen ihres Ranges, wegen ihres Rufes, die andere, weil sie einfach neu ist, noch nie gesehen wurde und nicht unbedingt unauffällig ist, mit ihrer Körpergröße, den blonden Haaren, den blauen Augen.   Wieder hört Sigrun zu, was ihr Enessa erklärt. Sie nickt mit einem leichten Lächeln, doch ist dies wohl eher als freundliches Kompliment gedacht, als würde sie die Erklärung, man würde hier etwas Illegales tun, sie wahrhaft belustigen. Sigrun weiß nichts über die Details der Abmachung zwischen den Häusern. Wohl hat ihr Enessa vom letzten Häuserkrieg erzählt, dass es ein Abkommen gäbe und dass dies äußerst fragil sei, aber eben, alles kann Sigrun noch nicht wissen.   Einen Moment lang schaut Sigrun reichlich konsterniert auf die wenig appetitlich aussehende Menage, die sie auf ihr Tablett geklatscht bekommt. Natürlich kommentiert sie es nicht. Sie dreht sich um, und auf die Aufforderung der Kornett geht sie einfach zum nächstgelegenen, leeren Tisch. Enessa wird bald auffallen, warum sie gerade diesen Tisch ausgesucht hat: Sie geht langsam, vorsichtig, um ja nicht das Bierglas umzuwerfen. Es hat nicht den Eindruck, als hätte sie sehr oft ein Tablett durch die Gegend getragen. Sie stellt das Tablett auf den Tisch, sie selbst bleibt jedoch stehen und wartet darauf, was Enessa nun wohl tun wird.  
Enessa setzt sich an den Tisch, auf dem Sigrun ihr Tablett abgestellt hat. Sie nimmt erst einmal einen kräftigen Schluck aus ihrem Bierkrug. Sie hat den etwas konsternierten Blick Sigruns, mit dem sie die Menage betrachtet hat, mitbekommen. "Es sieht schlimmer aus als es schmeckt.": sagt sie mit einem Grinsen. "Es ist nichts Besonderes, aber verglichen mit der Wassergrütze, mit denen viele auskommen müssen, ist es fast eine Gaumenfreude. Wenn deine Grundausbildung abgeschlossen ist, mußt du nicht hier essen, wenn du nicht möchtest. Von Dienstende bis zum Alles Ruht kannst du rausgehen und irgendwo anders essen. Es gibt ein paar ganz gute Kneipen, aber die kosten natürlich. In die schmutzige Ente würde ich allerdings nicht gehen, so lange du nicht besser mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut bist, auch wenn das Essen dort hervorragend ist. Sie liegt auf Imeria Gebiet. Frag mich oder die Kameraden wo man hingehen kann, ohne Gefahr zu laufen, daß man vom Fusel blind wird." Etwas verwundert schaut sie zu Sigrun hinauf, die immer noch vor dem Tisch steht. "Du kannst dich ruhig hinsetzen.": sagt Enessa. "Dazu braucht es kein Kommando von einem Vorgesetzten."  
Wed, Mar 27th 2024 08:57

“Dankeschön!”   Sigrun setzt sich auf den Stuhl gegenüber Enessas. Sie hebt zuächst den Krug mit dem Bier in die Höhe und sagt: “Also dann, auf das Haus Thornhoff!”. Dann beginnt sie den Brei zu löffeln.   “Du hast recht,” sagt sie nach zwei drei Bissen, “dieses Gericht schmeckt in der Tat weit besser, als es aussieht. Wenn ich auch zugeben muss, dass ich jetzt einige Schwierigkeiten hätte, sämtliche Ingredienzien zu identifizieren.”   Sie isst noch zwei bis drei Bissen, wobei sie auffallend langsam isst, stets nur einen halben Mundvoll isst und sich schon rein dadurch von dem Gros der Soldaten in der Kantine grundlegend unterscheidet.   “Aber sag,” meint sie etwas später, “ist es auch dann gefährlich, sich auf das Gebiet des Hauses Imeria zu begeben, wenn man dies in Zivil macht? Haben die Herren und Damen des Hauses Imeria denn Möglichkeiten, Angehörige des Hauses Thorhoff zu identifizieren? Nicht, dass es mich vorrangig interessieren würde, baldigst jenes Gebiet zu betreten, zumal ich mir sicher bin, dass es auch auf dieser Seite des… Olifern hieß der Fluss, richtig?... genug für mich zu entdecken gibt.”  
Thu, Mar 28th 2024 03:25   Edited on Thu, Mar 28th 2024 08:49

[Enessa] Mit der Linken wischt sich Enessa über den Mund, bevor sie zum Bierkrug greift und Sigruns Toast erwidert. "Ich will gar nicht wissen, was da alles drin ist.": schmunzelt sie. Sie ißt noch ein paar Löffel, bevor sie Sigrun antwortet: "Kommt darauf an wer man ist und wohin man auf Imeria Gebiet will. Ein Plattfuß ohne Uniform wird vor allem am östlichen Ufer des Olifern kaum Probleme haben, sofern er sich unauffällig verhält. Die schmutzige Ente ist so etwas wie neutrales Gebiet, auch die Mehras, die Arena der Tätowierten kann man relativ gefahrlos sogar in Uniform betreten, aber man muß dorthin kommen und das kann zu Fuß problematisch sein. Bei Offizieren ist das anders. So wie wir Leute bei denen haben, haben die welche bei uns und wir wissen wer bei den Schlangenanbetern wichtig ist, so wissen die das von uns. Je höher der Rang, desto höher ist das Risiko für den betreffenden Offizier erkannt, verschleppt oder umgebracht zu werden. Im Norden nach der Metronismauer auf der Westseite des Flußes wird es für jeden Nichttätowierten ungemütlich, besonders in der Gegend dieses Drecklochs von Knochenhain. Da genügt schon ein falscher Blick um von den Tätowierten zu den Schatten geschickt zu werden, also in keinem Fall eine empfehlenswerte Gegend. Die Mehras ist schon was Einmaliges. Da kriegst du alles. Alkohol, Drogen, Nutten beiderlei Geschlechts, während Arenakämpfe oder blutige Hinrichtungen das Publikum unterhalten. Du kannst sogar selbst in die Arena steigen und kämpfen. Zumindest einmal ansehen würde ich mir das an deiner Stelle." Enessa nimmt einen langen Zug aus dem Bierkrug, bevor sie weiter ißt.  
Thu, Mar 28th 2024 11:25   Edited on Thu, Mar 28th 2024 11:27

Ein eigenartiges Lächeln macht sich auf Sigruns Lippen breit.   “Ich muss zugeben, dass mich weder Nutten beiderlei Geschlechts, noch irgendwelche blutige Hinrichtung sonderlich anziehen. Auch sind Drogen, größere Mengen an Alkohol und stupide Arenakämpfe für mich wenig appetitlich. Eure Schilderung erweckt in mir jedoch den Eindruck, als wäre das Haus Imeria kulturell wahrlich existenziell unterbelichtet, als würde die Gewalt dort als Belustigung angesehen. Ich bin der Meinung, dass dieses Verhalten geradezu kindisch ist und einer kultivierten Gesellschaft ganz und gar unwürdig.”   Wieder isst sie einige Löffel von dem Brei. Das kleine Teller mit dem merkwürdigen Schleim hingegen hat sie bisher noch nicht angetastet.   “Es wäre mir aber sehr lieb,” fährt sie dann fort, “wenn du mich beizeiten ein bisschen in die Machtstrukturen der einzelnen Häuser einführen könntest. Ich bin der Meinung, sollte ich meine Aufgabe zur Befriedigung aller ausführen sollen, ist dies unabdingbar. Wer sind die wichtigen Leute der anderen Häuser, deren wir habhaft werden sollten? Wie kann ich sie erkennen? Und natürlich, worauf ist zu achten, wenn ich sie überwältigen will?”      
"Klar sind die Schlangenanbeter eine dreckige Barbarenbande, da gibt es gar keine Diskussion. Wenn dir sowas wie die Mehras nicht liegt, kein Problem. Du mußt ja nicht hingehen, gibt auch genug Nutten auf unserer Seite des Flußes und hin und wieder ein wenig Spaß ohne das ganze Herumgetue tut ganz gut. Aber wie gesagt, deine Entscheidung.": sagt Enessa und spült einen Bissen mit Bier nach. Danach greift sie zu dem kleinen Teller mit den Weizenkörnern in zäher Soße. Sie ißt eine kleine Portion davon und verdreht genüßlich die Augen. "Das Beste an dem ganzen Fraß! Gekochter Weizen in Honigsirup mit gemahlenen Nüssen. Ich kann gar nicht genug davon bekommen." Genüßlich verzehrt sie ihre Portion.   "Abgesehen davon, das sich so gut wie nie jemand von der obersten Imeria-Führung aus ihrem Gebiet heraustraut, würden wir sie auch nicht umbringen, zumindest nicht ohne schwerwiegenden Grund. Wozu auch? Erkannte Gefahren bereiten uns weit weniger Sorgen, als wenn wir im Dunklen tappen. Über die oberste Führung von Imeria und Coveani habe ich dir bereits einen Überblick gegeben. Uns machen die Agenten und Spione weit mehr Kopfzerbrechen als ein Imeria-Jäger oder ein Offizier der gräflichen Garde. Wenn du da ein Patentrezept hast um sie zu enttarnen, wirst du heute noch zum Kommandant ernannt.": sagt Enessa mit breitem Grinsen.  
Fri, Mar 29th 2024 07:49

Sigrun legt den Kopf etwas schief und grinst belustigt.   “Mit Verlaub,” antwortet sie dann mit wenig Ernsthaftigkeit, “aber ich kann mir den Eindruck nicht verwehren, dass dir viel daran liegt, mich baldmöglichst zu einer oder einem Prostituierten zu schicken. Sind diese in dieser Stadt denn dermaßen versiert, dass ein Besuch derselben geradezu obligatorisch für jeden Besucher Pelorns erscheint?”   Auch sie kostet schließlich das wenig appetitlich aussehende Dessert. Wohl ist es ungemein süß, aber es scheint Sigrun ebenfalls zu schmecken.   “Ihr habt Recht,” antwortet sie. “Dies ist eine wahre Köstlichkeit. Allerdings sollte Euer Koch etwas daran arbeiten, seinen Gerichten auch in ästhetischer Hinsicht gerecht zu werden.”   Recht schnell hat sie das Dessert zu Ende gegessen. Dann nimmt sie noch einen Schluck von dem Bier, verzieht nun aber etwas das Gesicht. Auf das süße Dessert hin schmeckt das Bier nun ungemein bitter. Sie sagt aber nichts dazu. Auch weil Enessa wieder zu reden begonnen hat und nun wieder über die Beziehungen zu den anderen Häusern spricht. Die letzte Bemerkung ringt Sigrun allerdings wieder ein Lächeln ab.   “Werte Enessa,” antwortet sie, “ich befürchte, da muss ich Euch enttäuschen. Ich glaube kaum, dass ich eine Spionin abgeben würde, ebenso glaube ich nicht, dass ich gut darin wäre, eine solche zu entlarven. Ich muss Euch eingestehen, dass ich dein lokales Kolorit in der Sprache nur mit einiger Konzentration verstehe, und so denke ich, dass es mir schwer werden würde, dasselbe bei geflüstertem Wort zu vollbringen. Andererseits ist es mir vollkommen bewusst, dass ich durch meine Sprache leicht als Fremde zu identifizieren bin, damit also auffällig bin und hiermit für verdeckte Operationen, wo das Auffallen ja äußerst abträglich ist, reichlich ungeeignet. Ich kann euch jedoch versichern, dass ich auch jederlei Befehl, der mich auch fern vom Thornhoff’schen Gebiet führt, gerne ausführen werde.”    
Gedämpft lacht Enessa auf: "Die sind versiert, das kannst du mir glauben. Aber obligatorisch? Nein! Ich habe mir nur gedacht, du bist allein hier, kennst niemand und für den Fall, daß du dich ein wenig entspannen willst ohne dir etwas anfangen, sollst du es wissen. Bleibt ganz dir überlassen." Amüsiert sieht sie Sigrun an. "Ästhetischer Hinsicht? Sigrun, Sigrun! Die einzige Ästhetik, die sich die meisten Kameraden wünschen, ist ein möglichst große Portion.": sagt sie grinsend. "Du bist bei Thornhoffs wilder Schar, da zählt Präsentation nicht allzu viel. Aber Bier kriegst du noch eins, wenn du willst."   Sie hört ihrer Gesprächspartnerin aufmerksam zu. "Wenn du mich schlecht verstehst, dann sage es einfach. Ich werde mich für die erste Zeit am Riemen reißen und versuchen schön zu sprechen. Aber letztendlich wirst du dich daran gewöhnen müssen, vor allem draußen auf freier Wildbahn." Dann schmunzelt sie wieder. "Abträglich ist das richtige Wort. Im Moment fällst du auf wie ein grüner Hund, wenn du den Mund aufmachst. Es ist ja nicht so, daß ich dich nicht verstehe, aber bis auf den Kommandanten spricht hier kaum jemand so wie du." Als wäre die Erwähnung Relands die hermetische Formel für sein Erscheinen gewesen, taucht er in diesem Moment in der Messe auf. "Weitermachen.": sagt er laut, als er eintritt, damit die Soldaten nicht ihre Mahlzeit unterbrechen müssen. Er holt sich wie alle Anderen sein Essen und setzt sich zu den beiden Frauen. "Wie ist es euch ergangen? Habt ihr euch einen ersten Überblick verschaffen können?": erkundigt er sich bei Sigrun.  
Fri, Mar 29th 2024 08:36

Lächelnd und mit den Händen abwehrend schüttelt Sigrun den Kopf.   “Oh, bitte nicht,” antwortet sie. “Wenn ich einen Wunsch äußern darf, so ist es der, dass du mit mir eben gerade so redet, wie du es gewohnt bist. Nur so lerne ich, den Pelorner Tonfall besser zu verstehen, und nur so kann ich hoffen, ihn mir ebenfalls anzueignen. Ich ziehe es nämlich vor, nicht so lange ein grüner Hund zu sein, bis ich an der Pforte der Letzten Wohnung stehe. Viel lieber ist es mir da schon, schnellsmöglich ein echtes Pelorner Mädel zu werden.”   Sie versucht bei den letzten Worten den Pelorner Dialekt nachzuahmen, doch klingt dies freilich noch eher wie eine Parodie darauf, als dass jemand im Entferntesten glauben könnte, Sigrun wäre wirklich schon einige Zeit in der Stadt. Sie weiß das wohl auch selbst, wenigstens lacht sie ziemlich selbstironisch, setzt dann das Bier noch einmal an. Ihr Krug ist inzwischen ebenfalls fast leer. Bevor sie jedoch Enessa mitteilen kann, ob sie denn ein weiteres mag oder nicht, kommt Reland hinzu. Sigrun mach bereits anstalten, aufzuspringen und Haltung anzunehmen, als der Kommandant sich jedoch so entspannt zu den beiden Frauen setzt, begnügt sie sich damit, noch etwas gerader dazusitzen als sie es ohnehin schon tut.   “Sehr wohl, Kommandant,” gibt sie ihm zu Antwort, und ihr Tonfall wird weit militärischer, als es vorhin noch im Gespräch mit Enessa der Fall war. “Einen groben Überblick habe ich bereits erhalten. Auch freut es mich, berichten zu dürfen, dass dieser zweite Teil der Unterhaltung mit Eurer Kornett um einiges angenehmer und entspannter ablief, als der erste Teil heute Morgen.”  
"Wie du magst:": entgegnet Enessa. "Trotzdem werde ich mich bemühen, nicht allzu sehr in den Jargon zu verfallen. Du sprichst so ein schönes Pella, daß es fast schade darum ist dich sprachlich auf pelorner Mädel zu trimmen. Die reden nämlich alle so wie ich. Magst du noch ein Bier?: erkundigt sie sich und als sie aufstehen will, betritt der Kommandant die Messe, also bleibt sie für den Moment sitzen. Sie nickt Reland zu als er sich setzt.   Bei der Sigruns Meldung kann sich Reland den Anflug eines Grinsens nicht verkneifen. "Freut mich zu hören und wie ich sehe ist es diesmal ohne Blessuren abgegangen.": sagt er amüsiert. "Wir haben in der Regel keinen Grund unsere Soldaten zu verprügeln. Solche harschen Maßnahmen sind in normalen Zeiten weder erforderlich noch zielführend. Als Offizier ist man verpflichtet seinen Soldaten leuchtendes Vorbild zu sein, um ihre persönlichen Belange Bescheid zu wissen und kameradschaftlich mit den Frauen und Männern umzugehen. Das schweißt die Truppe besser zusammen, als es unnötige Züchtigungen je erreichen könnten. "   Enessa fragt gar nicht mehr lange als sie aufsteht um sich ihren Bierkrug wieder füllen zu lassen und nimmt auch Sigruns Krug mit. Sie stellt ihr den frisch gezapften Krug hin und setzt sich. Sie hebt den Krug als Reland geendet hat. "Wenn ihr gestattet, Kommandant, einen Trinkspruch." Reland nickt. "Dann laßt uns auf unsere neue Kameradin trinken! Mögen die Zwillinge ihre Hände über dich halten, Sigrun, und dir Ruhn und Siege bescheren. Auf dein Wohl!" Enessa hebt den Krug in Sigruns Richtung und nimmt einen tiefen Zug. "Auf euer Wohl!: läßt sich nun auch Reland vernehmen, der es Enessa gleichtut.  
Mon, Apr 1st 2024 05:41

“Nun, dann war es wohl mein Versehen,” antwortet Sigrun grinsend auf Relands Erklärung hin, “dass ich es beim Verhör versäumt habe, mich gleich als Anwärterin der hiesigen Armee vorzustellen.”   Sie fährt sich mit einem Finger über ihre geschwollene Lippe. Freilich ist anzunehmen, dass von dieser Schwellung am nächsten Tag wenig übrig sein wird, allerdings wird sich die Beule auf ihrer Stirn wohl noch in alle Farben des Regenbogens verfärben, bis der etwas forsche erste Kontakt mit der Wache vollends vergessen sein wird. Da hat sie auch schon ein frisches Bier vor sich stehen, und als ihre beiden Vorgesetzten auf sie anstoßen, hebt auch sie ihr Bier.   “Dankeschön!” sagt sie dann, und ihr Lächeln wirkt etwas verlegen. “Auf eine gute Zusammenarbeit. Ich hoffe, dass ich die hohen Erwartungen, die Ihr in mich steckt, doch in für Euch annehmbaren Maße erfüllen kann.”  
"Es wäre zumindest einen Versuch wert gewesen.": schmunzelt Reland. "Doch zu diesem Zeitpunkt wart ihr noch ein potenzielles Risko und euer neues Leben hat erst mit eurem Treueeid begonnen. Jetzt seid ihr eine von uns, Sigrun, und das ändert alles." Nach einem kräftigen Schluck stellt Reland seinen Krug wieder ab. "Falls es euch Enessa noch nicht gesagt hat, dann laßt es mich nachholen, Ihr steht mit euren Fähigkeiten nahezu allein da und nicht nur in der Wachkompanie. Ihr habt eine Menge zu lernen, das stimmt, doch ich bin überzeugt, daß ihr euch schnell mit den Gegebenheiten zurechtfinden werdet. Neben der Grundausbildung, die uns zeigen wird, welche Fähigkeiten ihr noch besitzt, wird sich Enessa um euch kümmern."   Für einen Moment betrachtet er den Kornett mit dem Anflug eines amüsierten Lächelns. "Wenn wir bei den Gegebenheiten sind, frage ich mich, ob wir nicht morgen Abend Sigrun ohne Gnade ins eiskalte Wasser stoßen sollten?" Enessa hat sehr schnell ihre Überraschung überwunden. "Eine ausgezeichnete Idee, Kommandant! So eine Gelegenheit dem Großteil der Meute vorgeworfen zu werden, ergibt sich so schnell nicht wieder.": sagt sie hoffnungsvoll. Relands Lächeln wird breiter. "Unglücklicherweise werdet ihr in dem Fall die Bereitschaft übernehmen müssen." Enessa grinst über das ganze Gesicht. "Der Verzicht fällt mir nicht leicht, Kommandant, aber in dem Fall geht die Ausbildung von Zugsführer Sigrun vor. Ich übernehme die Bereitschaft.": sagt sie, so als ob ihr ein Stein von Herzen gefallen wäre. "Euer Verzicht ehrt euch.": antwortet Reland unüberhörbar ironisch. Dann wendet er sich an Sigrun. "Zugsführer, ihr seid damit morgen Abend zum Empfang anlässlich der Ankunft der Salzkarawane abkommandiert. Ihr werdet mich begleiten."  
Tue, Apr 2nd 2024 04:03

“Kornett Enessa hatte die Güte, mich mit einer Karte der Stadt auszustatten,” antwortet Sigrun auf Relands Bemerkung hin, sie müsse noch viel lernen. “Ich hoffe also, bis morgen früh mich wenigstens ansatzweise darin zurechtzufinden.”   Dann verfolgt sie Relands weitere Ausführungen, und sie lässt eine recht eindeutige Reaktion ihres Gesichtes zu. Ein freudiges Strahlen erscheint in ihren Augen, das Gesicht zeugt von verwunderter Überraschung.   “Kommandant,” antwortet sie dann, “ich muss sagen, Euer Angebot überrascht mich zutiefst. Ich weiß, ich spreche nun absolut zu meinen Ungunsten, doch gestattet mir, ehrlich zu Euch zu sein. Noch vor einem halben Tag habt Ihr erwogen, mich auf die Streckbank zu legen, da Ihr mich der Spionage bezichtigtet. Nun ladet Ihr mich ein, Euch beim Empfang bei dem höchsten Würdenträger dieses Stadtteils zugegen zu sein. Nun, Kommandant, würde es mich freilich freuen zu erfahren, ob Ihr mich als wachhabende Ordnungskraft oder aber eben als Eure Begleitung somit Repräsentation der uniformierten Kräfte da haben wollt. In beiden Fällen ehrt mich das Angebot über alle Maßen.”   Sie nimmt den Krug, prostet Reland und Enessa zu und nimmt selbst auch einen tiefen Schluck davon.
"Es ist kein Angebot und keine Einladung, Zugsführer, es ist ein Befehl!": schmunzelt Reland auf Sigruns erfreuten Ausbruch. "Für die Sicherheit sorgen eure Kameraden von der Wachkompanie. Ohne persönliche Einladung und Kontrolle kommt niemand durch das Eingangstor der Residenz, der kleine Empfangssaal wird selbstverständlich gut bewacht und der persönlichen Schutz seine Hoheit obliegt der Leibwache. Da seine Hoheit seine Gäste begrüßen und den Empfang eröffnen, aber nicht daran teilnehmen wird, ist die Präsenz der Leibwache nur für kurze Zeit erforderlich, von mir einmal abgesehen. Ich erwarte natürlich, da ihr den ganzen Abend lang ein wachsames Auge auf das Geschehen haben werdet, aber primär werdet ihr als meine Begleitung anwesend sein, euch die Gäste ansehen, euch die Wichtigsten einprägen und, so hoffe ich, euch gut unterhalten.": erklärt Reland nach einem kräftigen Schluck. "Und nicht zu vergessen, die Köstlichkeiten der herrschaftlichen Küche und Kellers genießen."  
Wed, Apr 3rd 2024 09:22

Auf Relands Zurechtweisung hin neigt Sigrun leicht den Kopf und antwortet mit einem Lächeln: “Nun, Kommandant, wenn Eure Befehle stets dahin gingen, als dass man Euch zu einem gesellschaftlichen Ereignis begleiten müsse, so hätte ich gegen Eure Befehle nichts einzuwenden.”   Sie nippt abermals von ihrem Glas, dann schaut Reland wieder an, dieses Mal aber ziemlich ernst.   “Ich weiß, ich mag nun reichlich fordernd und unverschämt erscheinen,” sagt sie dann, “aber dürfte ich um einen kleinen Vorschuss auf meinen Sold bitten? Ich kam ja ohne jegliches Geld hier an, und es wäre mir sehr lieb, wenn ich mich für den Empfang etwas zurecht machen könnte. Dafür benötige ich allerdings einige rudimentäre Kosmetikartikel. Und, um Euch nicht zu beunruhigen, ich verstehe mich auf den dezenten Einsatz derselben.”   Sie macht eine kleine Pause, in der sie Reland in die Augen schaut. Dann fügt sie noch hinzu: “Ich vermute, wir werden in Uniform da erscheinen?”  
Schmunzelnd nimmt Reland Sigruns Erwiderung zur Kenntnis. "Ich muß gestehen, auch mir ist es nicht unangenehm euch zu meiner Begleitung abzukommandieren, doch solche Gelegenheiten gibt es nicht viel. Dieser Empfang ist einer dieser raren Momente." Er schüttelt den Kopf bei Sigruns nächster Frage. "Ihr seid nicht unverschämt und es wird nicht notwendig sein euch einen Vorschuß auf euren Sold zu gewähren. Ihr bekommt morgen das Handgeld ausbezahlt, das euch zusteht. Damit solltet ihr alle eventuellen Ausgaben ohne Probleme bestreiten können und ich vertraue auf euren Geschmack, was die Kosmetik betrifft." Er erwidert ihren Blick. "Ja, wir Soldaten erscheinen in Uniform. Wenn eure endgültige Einstufung feststeht, erhaltet ihr auch eine Paradeuniform für solche Gelegenheiten. Im Augenblick müßt ihr mit der regulären Uniform vorliebnehmen. Aber, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, auch der normale Dienstanzug steht euch hervorragend."  
Wed, Apr 3rd 2024 12:53

Sigrun legt den Kopf leicht schief und lächelt Reland an. Ihre rechte Augenbraue zuckt für den Bruchteil eines Augenblicks nach oben.   “Viel Dank für das Kompliment, Kommandant,” antwortet sie. “Doch in der Tat, wer immer sich diese Uniform erdacht hat, muss ein Meister seines Faches gewesen sein. Die Kombination aus Funktionalität und Ästhetik ist wahrlich bemerkenswert. Fast würde ich es bedauern, sie gegen ein Ballkleid einzutauschen, um auf den Empfang zu gehen.”   Dann wendet sie sich doch wieder an Enessa.   “Und du hast wirklich nichts dagegen, wenn ich dich des Vorrechts auf diesen Abend beraube? Nie würde ich es wagen, mich vor eine Kornett zu schieben!”  
"Ich mache euch keinenfalls ein Kompliment, ich stelle nur eine Tatsache fest.": entgegnet ihr Reland noch immer schmunzelnd. "Unter Umständen könnt ihr dem Mann, der die Entwürfe für die Uniformen gemacht hat, morgen Abend die Hand schütteln. Von ihm stammt das Erscheinungsbild, die Funktionalität von unser Quartiermeisterei. Hin und wieder kommt er zu Empfängen wie diesem."   Enessa laucht bei Sigruns Frage auf: "Mich des Vorrechts zu berauben? Hin und wieder sind deine Formulierungen echt köstlich! Ich schenk es dir, das Vorrecht und leg noch ein paar Krüge Bier drauf. Ich bin heilfroh, daß ich mir den Auftrieb dieser Krämer und Speichellecker nicht antun muß. Versteh mich nicht falsch, ich bin die Letzte die sich bei einem kleinen Umtrunk unter Kameraden querlegt, aber das...?" Enessa schüttelt den Kopf. "Ich glaube, das ist eher was für dich."  
Thu, Apr 4th 2024 10:20

Sigrun lacht hell auf. Dies kommt für sie wohl eher plötzlich, und für einen Moment offenbart sie eine Reihe auffallend weißer Zähne, bevor sie den Mund mit der Hand verdeckt. Es dauert eine kleine Weile, bis sie antworten kann.   “Es ehrt mich zutiefst,” antwortet sie auf Enessas Erklärung hin, “dass du mich so gut in einer Riege von Krämern und Speichelleckern siehst.”   Sie sieht sie einen Moment lang belustigt an, dann wird sie wieder ernster und fährt fort: “Ich muss dir freilich zugute halten, dass die Möglichkeit, ich sei in meinem früheren Leben eine speichelleckende Krämerin gewesen, zweifelsohne besteht. Wenigstens bin ich außerstande, das Gegenteil zu beweisen. Auch ziehe ich es wahrlich vor, dieser Vergangenheit bezichtigt zu werden, als der einer männermordenden Triebtäterin, einer notorischen Betrügerin oder einer rücksichtslosen Kriegstreiberin.”
[Enessa] "So habe ich es doch nicht gemeint und du hast überhaupt nichts von diesen Geldsäcken an dir.": wehrt Enessa ab. "Schau, ich bin durch und durch Soldat. Ich sage was ich denke und das Fallen und Steigen des Preises für Hanffasern ist mir völlig egal. Dir wahrscheinlich auch, aber du hast etwas..." Enessa sucht nach dem passenden Wort. "Etwas herrschaftliches, höfisches an dir, deine Art zu Reden, deine Haltung, das paßt besser in so einen Rahmen als meine Grobheit." Jetzt grinst Enessa. "Männermordende Triebtäterin? Männermordend das kann ich mir schon vorstellen, so wie du aussiehst aber gleich Triebtäterin? Interessant was du für deine Vergangenheit in Erwägung ziehst."  
Thu, Apr 4th 2024 03:27

Ein belustigtes Grinsen kehrt auf Sigruns Gesicht zurück, und ihre Augen glänzen. Ihr scheint diese ganze Unterhaltung Spaß zu machen, wenn es sich auch um ihr eigentlich größtes Problem handelt. Doch scheint Sigrun kein Problem damit zu haben, Selbstironie zu vertragen.   “Herrschaftlich und höfisch?” fragt sie dann. “Also, mir dünkt, wäre ich wohl die Tochter des Salzbarons, dann hättet Ihr mich doch unweigerlich erkannt, oder? Ach würde ich wohl nicht diese Uniform tragen, wäre ich die Tochter des Herrn Imeria oder aber die der Gräfin…” und sie macht eine kurze Pause, denkt nach “A…lessan…drina, stimmts?”   Sie nimmt dann den Krug und trinkt abermals zwei-drei kleine Schlucke.   “Nun,” fährt sie dann fort, “du wirst das wohl besser beurteilen können als ich, doch liegt es mir fern, irgendwie herrschaftlich zu erscheinen. Dies würde doch am Ende noch bedeuten, ich würde von Euch Ehrerbietung einfordern. Doch, so denke ich, unterscheidet uns doch insbesondere der Dialekt, den wir sprechen. Abgesehen davon, dass du dir über deiner Identität im Klaren bist, ich jedoch erst meine Fähigkeiten entdecken muss. So kann ich im Moment nur eines ausschließen: Ich denke ich habe nie als Bedienung in einer Schenke gearbeitet.”
Fri, Apr 5th 2024 11:25   Edited on Fri, Apr 5th 2024 11:27

[Enessa] "Auf den Gedanken daß du in irgendeiner Kaschemme Dünnbier zu den Besoffenen geschleppt hast, wäre ich genauso wenig gekommen, wie auf die Triebtäterin. Du wirkst durchaus so, als wärst du imstande deine Emotionen im Zaum zu halten. Aber wer weiß?": grinst sie Enessa an. "Ja, Alessandrina heißt die Topfgräfin.": antwortet sie auf Sigruns Frage. "Nun ja, die Kleidung in der du gefunden wurdest und deine gepflegten Hände deuten schon stark darauf hin, daß du in deiner alten Heimat der Oberschicht angehört hast. Wer oder was das auch immer gewesen sein mag. Ich kenne mich zu wenig mit den nordischen Sitten aus, um mehr als grob raten zu können. Das kann eine Art Adel gewesen sein oder vielleicht die Offizierskaste." Dann schmunzelt sie wieder. "Was die Ehrerbietung angeht, die mußt du dir hier erst verdienen. Wir haben dich zwar zum Zugsführer gemacht, aber nur aus dem Grund, damit dich nicht jeder altgediente Soldat als Rekrut durch die Gegend scheuchen kann. Einer der größten Vorzüge, die man als Soldat hat ist daß nicht Schein, Aussehen oder Herkunft zählt, sondern nur dein Können, deine Loyalität und deine Kameradschaft. Das du einiges kannst wissen wir schon und den Rest werden wir herausfinden und wer weiß, vielleicht hilft dir das sogar dich an etwas aus deinem frühreren Leben zu erinnern. Ich würde es dir wünschen."  
Fri, Apr 5th 2024 12:09

Es dauert dieses Mal einen Augenblick, bis Sigrun antwortet. Bis dahin schaut sie ziemlich nachdenklich drein. Überhaupt ist nun, bei diesem Abendessen, ihre Mimik viel leichter zu deuten als vorhin - was wohl nur darauf schließen lässt, dass sie sich in der Gesellschaft der beiden Militärs wohl und geborgen fühlen muss. Dann sieht sie Enessa wieder mit einem freundlichen Lächeln an.   “Ich denke, dies kann nur zu meinem Vorteil gereichen,” antwortet sie. “Schein ist doch nur subjektiv, und am Ende erscheint ein Neuling doch immer ungeschickt, wenigstens bis es ihm gelingt, seinem Gegenüber das Gegenteil zu beweisen. Und dies wird umso schwieriger, desto mehr das Gegenüber vom Schein überzeugt ist. Die Herkunft, nun, ich denke, solange ich mich an meine Herkunft nicht erinnern kann, habe ich letztendlich keine. Und keine Herkunft zu haben ist wenig vertrauensfördernd. Und was das Aussehen betrifft, so kam mir vorhin in den Sinn, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern kann, wie ich eigentlich aussehe. Und seit meiner Ankunft in dieser Stadt hatte ich leider noch nicht die Gelegenheit, in einen Spiegel zu blicken. Insofern kann ich mir auch hier nicht sicher sein, ob das Aussehen wirklich mein Vorteil sein könnte. Wobei freilich auch hier zu bemerken ist, dass Schönheit subjektiv ist, ebenso die Verbindung des Aussehens mit einer bestimmten Aufgabe. In einer Eisenmine würde ich einen kahlköpfigen und schielenden Berserker weit besser sehen, als eine schöne und weise Frau.”   Dann schaut Sigrun auf ihre Hände, ein Blick fällt dann auf die Hände der Kornett, bevor sie Enessa wieder in die Augen schaut.   “Und wenn ich eine Königin gewesen wäre,” fährt sie fort. “Was unterscheidet einen König ohne Königreich von einem gemeinen Fuhrmann? Nun, der Fuhrmann hat einen Wagen, der König geht zu Fuss…”  
[Enessa] "Subjektiv hin oder her. Daß du schöner bist als ein schielender, glatzköpfiger Berserker sieht ein Blinder mit Augenklappe." Dann sieht sie Sigrun an. "Du kannst dich nicht erinnern, wie du aussiehst? Bei den Schatten, das ist wirklich hart!": sagt sie erschüttert und es hat den Anschein, daß sie es ehrlich meint. "Ich habe einen Spiegel bei mir auf der Stube. Wenn du willst, können wir vor dem Alles ruht noch bei mir vorbeischauen, damit du wieder weist, wie du aussiehst." Enessa merkt den Blick auf ihre Hände und hält sie Sigrun hin. Es sind zwar keine Hände einer Wäscherin oder Bäuerin, aber sie weisen schon einige Schwielen auf. "Training, mit Waffe und ohne.": sagt sie und legt ihre Hände wieder auf den Tisch. Bei der letzten Feststellung Sigruns lächelt sie: "Da täuschst du dich aber gewaltig oder du willst nur auf den Busch klopfen? Der König ohne Königreich bleibt immer noch ein König und Könige werden zum Herrschen erzogen, nicht zum Gehorchen wie der Fuhrleute. Das prägt unauslöschlich und auch wenn nichts sonst da ist, daß an einen König erinnert, die Haltung bleibt."  
Sat, Apr 6th 2024 05:50

“Wenn ich deinen Gedanken weiterverfolge,” antwortet Sigrun wiederum auf Enessas Argumentation, “dann kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich wohl auch keine Königin war. Denn dann würde ich außerstande sein Befehle zu befolgen, sondern ich würde eben dazu tendieren, dem Kommandanten und dir Befehle zu erteilen.”   Dann setzt sie wieder ein Lächeln auf ihre Lippen. “Aber es ist beruhigend zu hören, dass du mich nicht mit einem schielenden Kahlen verwechseln würdest. Das Angebot mit dem Spiegel nehme ich gerne an, und wenn ich auch morgen den Spiegel verwenden dürfte, um mich für den Empfang zurechtzumachen, wäre ich dir noch viel dankbarer.”
[Enessa] "Da liegst du falsch, Sigrun. Jeder Soldat weiß, daß wer befehlen will zuerst gehorchen lernen muß. Das ist bei einem Herrscher nicht anders. Nur der Kreis derer die ihm Gehorsam abnötigen können, ist kleiner, als bei dir oder bei mir.": sagt sie und trinkt ihr Bier aus. "Ich muß aufbrechen,": sagt Reland und erhebt sich. "Ich muß noch zu Karthes. Gute Nacht.": verabschiedet er sich und geht. "Wenn du willst und nichts mehr zu trinken hast können wir meinetwegen.": sagt Enessa und streckt sich. "Denn Spiegel kann ich dir für Morgen borgen, ich brauch ihn nicht. Also gehen wir?"
Sat, Apr 6th 2024 08:55

Sigrun senkt vor Reland den Kopf, schaut ihm danach in die Augen.   “Werter Kommandant,” sagt sie dann, “es war mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen, und es ist mir eine Ehre, unter Euch zu dienen.”   Sie wartet, bis der Schinder den Tisch verlassen hat, dann schaut sie erst wieder zu Enessa. Leicht lächelnd schaut sie sie an. So ganz einverstanden scheint sie immer noch nicht zu sein, will aber anscheinend die Diskussion nicht unnötig in die Länge ziehen. Stattdessen nimmt sie ihr Bier und trinkt es auch aus.   “Sehr gerne, Enessa,” antwortet sie der Kornett schließlich. “Ich habe mir ja vorgenommen, mir noch die Stadtkarte, die Ihr mir so gütig überlassen hat, zu Gemüte zu führen. Ferner muss ich doch zugeben, dass dieser Tag äußerst ereignisreich und somit auch ziemlich anstrengend für mich war, und ich mich deshalb auf eine angenehme Nachtruhe freue.”   Sie steht nun ebenfalls auf und wartet auf Enessa. Schließlich hat sie ja keine Ahnung, wo ihr Quartier überhaupt liegen könnte.
Sun, Apr 7th 2024 09:25   Edited on Sun, Apr 7th 2024 09:25

[Enessa] "Na, dann komm!": sagt Enessa, steht auf und führt Sigrun noch ein Stockwerk hinauf, einen langen Gang an vielen Türen entlang vorbei, die mit Symbolen aus Strichen und Punkten und einer Nummer markiert sind. Vor einer der Türen bleibt sie stehen und holt einen einfachen Sperrhaken aus der Uniform und öffnet die Türe. "Deine Stube liegt weiter runter, Nummer 21. Du kannst ja lesen, also muß ich dir die Symbole für die Kameraden die es nicht können, nicht erklären." Sie betritt ihre Stube. "Lomm nur rein.": sagt sie zu Sigrun. Der Raum ist nicht sehr groß und es herrscht mustergültige Ordnung, aber die Stube wirkt als wäre sie unbewohnt. Enessa geht zu ihrem Spind un nimmt eine etwa handtellergroße Kupferplatte heraus, die auf einer Seite sorgfältig poliert ist und reicht sie Sigrun. "Also, aber verliebe dich nicht gleich in dein hübsches Gesicht.": sagt sie mit einem Grinsen.  
Sun, Apr 7th 2024 12:44

Sigrun folgt also Enessa durch die Flure und Korridore der Kaserne. Sie wartet geduldig, bis sie aufgesperrt hat, dann betritt sie hinter sich das Zimmer. Die Einrichtung lässt sie unkommentiert, weder mit Worten, noch mit Gesten. Sie steht da, und wartet, bis Enessa mit der Kupferplatte zurückkommt. Zunächst schaut sie etwas verdutzt - anscheinend hat sie eine andere Vorstellung von einem Spiegel. Jedoch nimmt sie ihn dankend entgegen und schaut hinein. Sie schaut lange auf die Platte, beobachtet sich eingehend, dann gibt sie Enessa die Platte wieder zurück.   “Dankeschön!” sagt sie. “Ich muss gestehen, es beruhigt mich, dass meine Erscheinung neben dir nicht komplett lächerlich erscheinen muss.”   Sie sieht Enessa einen Moment lang lächelnd an, dann fügt sie hinzu: “Aber ich will dir nun nicht weiter zur Last fallen. Gehabe dich Wohl, Enssa!”   Sie deutet einen Hofknicks an, dann wendet sie sich zum Gehen.
"Behalte ihn fürs Erste.": sagt Enessa als ihr Sigrun den Spiegel zurück geben will. "Du brauchst ihn ja morgen für die Kriegsbemalung. Kannst ihn mir später zurückgeben." Sie schmunzelt zu Sigruns Kompliment. "Na ich weiß nicht wer von uns beiden sich da lächerlich vorkommen muß, wenn wir beide zusammen stehen. Zum Glück ist mir das ziemlich egal." Sie zwinkert Sigrun zu. "Wenn du mir zur Last fallen solltest erfährst du es als Erste, also keine Sorge. Schlaf gut in deiner ersten Nacht im Kasernenmief.": sagt sie und öffnet Sigrun die Tür. Nach dem Sigrun ihre Stube verlassen hat, schließt Enessa ab und geht in die Richtung davon, aus der sie gekommen sind.  
Sun, Apr 7th 2024 04:23

Sigrun hingegen geht den Flur weiter entlang. Sie geht noch eine ganze Weile, bis sie endlich die Nummer 21 erreicht. Sie sieht nach links und nach rechts. Niemand ist zu sehen. Sie versucht, auf die Klinke zu drücken. Die Tür ist offen. Sie tritt ein. Das Zimmer ist mit dem Enessas identlisch. Sie tritt ein und schließt hinter sich die Tür. Sie geht zu dem Tisch. Ein Sperrhaken liegt darauf, den sie einsteckt. Dann legt sie die Karte, die ihr Enessa gegeben hat auf den Tisch, entfaltet sie und setzt sich auf den Stuhl. Sie beugt sich über die Karte und beginnt sie zu studieren. Als das Tageslicht zur Neige geht und sie die Zeichen auf der Karte nicht mehr erkennen kann, nimmt sie eine Öllampe vom Bord, entzündet sie und stellt sie vor die Karte. Bis spät in der Nacht starrt sie auf die Karte, zwischendurch hebt sie den Kopf, schließt die Augen. Dann schaut sie wieder auf die Karte. Irgendwann scheint sie zufrieden zu sein. Sie entkleidet sich, legt die Kleider fein säuberlich über den Stuhl, löscht die Lampe und geht zu Bett.   Es dauert einige Zeit, bis Sigrun Schlaf findet. So viel ist heute passiert - von absoluter Verachtung bis hin zu großer Wertschätzung hat sie heute alles erlebt, und das von den ein und denselben Leuten. Was wird morgen passieren? Sigrun sinniert darüber nach, bis sie endlich in das Reich der Träume entgleitet.