[Enessa] „Sie hat mit in etwas deutlicheren Worten das ausgedrückt, was ich dir vorher gesagt habe. Die Straße ist kein Salon, in dem man höfliche und gesittete Plaudereien führt, schon gar nicht, wenn du unsere Uniform trägst. Eicken ist der Meinung, daß deine Vorgangsweise dich und jeden Kameraden gefährdet, der mit dir auf Streife ist. Ich habe es dir schon bei unserem ersten Training gesagt, Sigrun. In deinem Kopf ist Zweikampf eine sportliche Betätigung in der Regeln gelten und davor Abstand genommen wird, den Gegner zu verletzen oder gar zu töten. Es ist nicht deine Schuld, denn offensichtlich haben dich ein paar Wirrköpfe genau darauf gedrillt, aber auf der Straße gelten keine Regeln. Da draußen kämpfst du immer um dein Leben. Was glaubst du, hätten die mit euch gemacht, wäret ihr überwältigt worden? Halte dir das vor Augen und arbeite an dir. Sag es dir jeden Tag im Stillen hundertmal. Auf der anderen Seite war Eicken schwer beeindruckt von der Art und Weise wie du dich gewehrt hast. Sie sagte, sie habe schon viel gesehen, aber so was noch nie. Könntes du das nicht, wärst du gefährlicher für die eigene Truppe als ein paar Tätowierte, sagte sie. Ich habe sie gefragt, was sie an meiner Stelle mit dir machen würde. Sie hat geantwortet, daß sie dich jeden Tag rausschicken würde. So werden wir es auch machen. Allerdings solange dein Spezialtraining im Gange ist, werdet ihr nur in den sichereren Zonen auf Streife gehen. Du mußt ein Gefühl dafür kriegen, was da draußen gespielt wird und Biß entwickeln. Verstehe mich nicht falsch, wir wollen keinen Plattfuß aus dir machen, aber du mußt durch die Grundausbildung. Es ist die Grundvoraussetzung für die Übernahme in die Leibwache, dann sehen wir weiter.“ Enessa überlegt einen Augenblick, ob sie sich noch einen Krug Bier holen soll, doch dann schiebt sie den leeren Krug zu Seite. „Die Provokateure sollten Schläger der Familie in die Falle locken. Ist immer die gleiche Vorgangsweise. Unruhe stiften, Kämpfe provozieren und die einfachen Leute gegen das Haus aufbringen. Wir machen es auf der anderen Seite auch nicht anders.“: sagt Enessa ruhig.