Es ist einer der zahlreichen Lager, die auf dem Gebiet des Hauses Imeria entstanden sind, inmitten der Ruinen, die in diesem Viertel noch häufiger zu sein scheinen als in anderen Vierteln. Eine Anzahl von Zelten, Lagerfeuer, schlafende, schnarchende Männer. Rund um die Lagerfeuer liegen abgekaute Knochen, leere Flaschen. Es riecht nach Rauch, nach Urin, nach verbranntem Fleisch. Nur eine Frau ist wach, ohne jegliche Kleider am Körper, und doch wirkt sie nicht nackt. Jeder Zentimeter ihres Körpers scheint von Tätowierungen bedeckt zu sein. Das Muster von Schlangenschuppen bedeckt ihre Füße, ihre Beine, ihr Gesäß. In der Mitte der Oberschenkel entspringen zwei Schlangen, die sich über die Lenden erheben und auf der Höhe des Bauchnabels in einen sich anbahnenden Kampf verwickelt zu sein scheinen. Zwischen ihnen setzt sich das Schuppenmuster fort, geht über ihre Brüste zu ihren Armen, bis auf die Hände. Auf dem Brustbein entspringen zwei weitere Schlangen, gehen über den Hals auf die Wangen, scheinen in ihre Augäpfel beißen zu wollen. Stirn und Rücken sind von zwei Skorpionen dominiert, der auf dem Rücken kunstvoll angefertigt, der auf der Stirn eher stilisierter Natur. Sie ist gerade dabei, einarmige Liegestütze zu machen, als die zwei Bewaffneten eintreffen. Sie erhebt sich, hört schweigend zu. Ernst betrachten die in dem fein geschnittenen Gesicht leuchtenden dunklen, großen Augen die beiden Besucher. Ihr schweißnasser Körper glänzt im Licht der Morgensonne, muskulös und athletisch, und doch weiblich. Sie schaut auf die Abzeichen, auf die Klaue, schaut wieder zurück zu den Männern, nickt. Sie schlüpft in eine Hose, nimmt ein weißes Hemd, zieht es über. Im Gehen knöpft sie es zu. Sie folgt ihnen zum Quartier der Schattenklaue. Sie betritt das Zimmer. Sie hört wieder schweigend zu, vernimmt den Befehl, nickt. Erst ein von ihr geantwortetes “Der Schwarzen Schlange 7 Arkh” durchbricht ihr Schweigen, dann geht sie zurück zu ihrem Lager.
“Aufstehen!” ruft sie in das Lager, während sie sich ihre lederne Jacke überstreift, die Messer einsteckt. “Es gibt Arbeit!”
Stöhnend erheben sich um die zehn Männer, wahre Hünen, mit breiten Schultern, mächtigen Armen. Beinahe bizarr erscheint es, dass sie von dieser Frau angeführt zu werden scheinen, die neben ihnen geradezu schmächtig aussieht. Es dauert nicht lange, und sie ziehen los. Es ist nicht ihr erster Auftrag. Es wäre jedoch ihr erster Auftrag, bei dem am Ende kein Blut fließen würde.