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Tue, May 28th 2024 09:26   Edited on Fri, Sep 13th 2024 08:59

[15.Tag, Morgengrau] Spurensuche

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber die Sterne am Himmel sind schon verblaßt und das Dämmerlicht, das durch das Fenster fällt, zeichnet die Konturen noch nicht scharf. In Maris Arm, eng an sie geschmiegt, schläft Gulama. Selbst im Zwielicht schimmert ihr goldenes Haar und ihr Atem streicht wie eine leichte Brise über Maris Gesicht. Selten in ihrem Leben ist Mari so glücklich gewesen, als jetzt an diesem Morgen, mit Gulama im Arm. Mari hatte ihrem Verlangen nicht nachgegeben und sie hatten sich nur geküßt, gestreichelt, aneinander festgehalten und wieder und wieder geküßt, doch Gulamas so liebevollen, etwas unbeholfenen Zärtlichkeiten, ihre Hingabe und ihre tiefe Zuneigung hatten Mari wie eine unwiderstehliche Woge fortgespült und sie dann hochgehoben bis zu den Sternen. Solange hatte sie sich nach dieser sanften Zärtlichkeit gesehnt, daß sie sich schon fast damit abgefunden hatte, das diese Türe für den Rest ihres Lebens, für sie verschlossen sein könnte. So sehr hatte diese liebevolle Sanftheit vermißt, daß sie sich jetzt wieder ganz und lebendig fühlt.   Mari bewegt sich nicht, um Gulama nicht zu wecken. Eine kleine Weile bleibt sie so liegen, betrachtet das schöne, junge Gesicht neben ihr, drängt alle Probleme und Konsequenzen aus ihrem Gedanken und ist einfach glücklich. Aber als der Himmel heller wird und Mari die Wirklichkeit wieder einholt, zieht sie vorsichtig ihren Arm unter Gulamas Kopf hervor. Höchste Zeit sich auf den Weg zu machen und Saya zu finden. Doch die Zeit für ein kurzes Gebet nimmt sich Mari. Sie setzt sich auf ihre untergeschlagenen Beine, legt die Hände so auf ihre Oberschenkel, daß die Handflächen nach oben zeigen, schließt die Augen und betet, daß sie Saya schnell und gesund finden mögen und um den Schutz der Behüterin für Gulama.  
Wed, May 29th 2024 06:17

Gulama stöhnt leise, als Mari ihren Arm unter ihrem Kopf wegzieht. Sie bewegt ihren Arm, als wolle sie sich die Decke über den Kopf ziehen. Allerdings kann sie die Decke nicht erreichen. Sie dreht sich auf den Rücken, streckt und räkelt sich, dann öffnet sie die Augen. Es dauert einige Augenblicke, bis sie sich orientieren kann. Dann fällt ihr Blick auf Mari, die auf dem Bett sitzt und… nun was sie nun genau macht, das kann Gulama nicht wissen.   Objektiv gesehen ist der Anblick von Maris Rückseite nicht von großer ästhetischer Natur. Die knochig-drahtigen Schultern, der ebenso knochige und narbendurchfurchte Rücken, der kleine, flache Po, das alles ist wohl nicht das, was in Pelorn gemeinhin als anziehend betrachtet wird. Für Gulama ist es der schönste Anblick, den man ihr bei dem - für ihre Verhältnisse - viel zu frühen Erwachen bieten könnte. Und so geht sofort ein Strahlen durch ihre Augen. Sie richtet sich auf, will Mari schon von hinten umschlingen, sie noch einmal halten. Im letzten Moment hält sie inne. Es könnte ja schließlich sein, dass sie sie dabei bei dem, was sie gerade macht, was immer es auch sein mag, stört. Und so setzt auch sie sich auf ihre Fersen, die Hände flach auf ihren Oberschenkeln, und schaut, ja himmelt Mari einfach nur an, mit einem immerwährenden glückseligen Lächeln auf ihren Lippen.
Wed, May 29th 2024 10:05

Mari merkt natürlich das sich hinter ihr Gulama aufsetzt, aber sie unterbricht ihre kurze Andacht nicht. Erst als sie um Afyras schützende Hand für Saya und Gulama gebeten hat, dreht sie sich zu ihr um. Allein das Lächeln des Mädchens läßt Maris Herz wieder weit aufgehen. „Guten Morgen, mein Sonnenschein.“: sagt sie, umarmt und küßt sie. Es kostet Mari eine Menge Überwindung sich nicht einfach wieder ins Bett fallen zu lassen, Gulama mitzuziehen und sich auf ihrer weichen Haut zu vergessen. Stattdessen sagt sie mit Bedauern in der Stimme: „Tut mir leid, daß ich dich so früh geweckt hab‘, aber ich muß los. Kannst du bitte für Marigar und die Anderen der Leibwache ein Frühstück herrichten? Ich weiß nicht wie lange wir heute unterwegs sein werden. Noch was Wichtiges! Vielleicht brauchen wir einen Heiler. Ich bete zwar darum, daß wir ihn nicht brauchen werden, aber sicher ist sicher. Kennst du jemand auf den man sich auch verlassen und den du holen lassen kannst? Geld spielt keine Rolle.“ Bevor Gulama aber etwas sagen kann, zieht sie Mari zu sich und gibt ihr einen langen, innigen Kuß. Als sie sich von ihr löst, sieht sie ihr in die Augen. „Danke, Sonnenschein!“: flüstert sie und gibt ihr noch einen Kuß, bevor sie sich aus dem Bett kämpft. „Wie schaut’s aus mit einem Heiler?“: erkundigt sie sich während sie ihr Gewand zusammen sucht, daß sie gestern Nacht auf dem Weg ins Bett achtlos auf den Boden fallen hat lassen.  
Wed, May 29th 2024 12:28   Edited on Wed, May 29th 2024 12:29

Gulamas Augen gehen über vor Freude und Liebe, als Mari sie mit “Sonnenschein” anredet. Sie drückt Mari an sich, erwidert den Kuss voller Hingabe und Zärtlichkeit.   “Das ist doch kein Problem,” antwortet sie dann. “Wenn du so früh aufstehst, so will ich das auch machen. Und natürlich kann ich für Euch ein Frühstück zubereiten. Ich habe es zwar noch nie gemacht, aber so schwer wird das hoffentlich nicht sein. Was den Heiler betrifft, naja, wenn wir einen brauchten, holten wir immer Saul Manbrink. Er versteht wirklich etwas vom Heilen. Allerdings war er der Heiler von Stafans Bande, ich weiß also nicht, wie erpicht er darauf ist, der Jägerin zu helfen, die seinen wichtigsten Kunden abgestochen hat.”   Sie steht nun ebenfalls auf und sucht ihre Kleider zusammen. Wenig später macht sie sich auch schon auf den Weg zur Küche. Es dauert nun einige Zeit, bis Gulama das Frühstück zum Tisch bringt. Sie hat sich wahrlich ins Zeug gelegt: Käse, Wurst, Brot, Butter, Marmelade, sogar alles ordentlich und adrett auf verschiedenen Platten zurecht drapiert, das macht schon einen recht guten Eindruck. Ein paar Blutstropfen auf der Wurst trüben vielleicht den Eindruck, doch als sie schließlich mit einer Kanne dampfenden Tees zum Tisch stapft, den Zeigefinger der linken Hand dick in ein Tuch eingewickelt, kann man auch recht gut erahnen, woher diese Tropfen kommen. Dass der Tee allerdings bei den Jägern auf wenig Gegenliebe stößt und sie Gulama stante pedes zum Bierholen schicken, hätte man sich denken können, es liegt jedoch anscheinend außerhalb der Vorstellungskraft der jungen, hübschen Sklavin.
Wed, May 29th 2024 03:55

„Sag ihm das ich ihn mit vier Jägern holen komme und das ich eine Peitsche dabei habe werde, wenn er nicht freiwillig mitkommen will.“: sagt Mari kühl und Gulama wird wohl keinen Moment daran zweifeln, daß Mari tun wird was sie sagt. Mari kann nicht anders als ihr noch einen Kuß geben, bevor sie ins Badezimmer geht und sich wäscht. Als sie in das Speisezimmer kommt, ist sie angezogen und hat ihren Waffengürtel umgeschnallt, nur die Jacke trägt sie in der Hand, die sie über einen Stuhl hängt, bevor sie sich setzt. Staunend mustert sie den reichlich gedeckten Tisch. Mit so einem Festmahl hat sie nicht gerechnet, aber es freut sie, daß sich Gulama so sehr bemüht hat. Der heiße Tee kommt Mari recht, aber dann bemerkt sie, daß sich das Mädchen geschnitten hat. „Wart‘ einen Augenblick.“: sagt zu Gulama. „Du hast dich geschnitten? Komm, zeig mir deinen Finger.“: sagt sie und schaut dem Mädchen in ihre unwiderstehlich blauen Augen. Vorsichtig wickelt sie das Tuch ab und besieht sich die Wunde, dann reißt sie das Tuch in einen langen Streifen und verbindet Gulama so, daß der Verband auch hält. „Paß auf, daß es nicht naß wird.“: sagt sie mit einem Lächeln. So gern sie das Mädchen auch geküßt hätte, vor den Jägern hält sie sich zurück, aber ihr Lächeln läßt zumindest ahnen, daß sie der Sklavin sehr zugetan ist. Dann langt Mari zu wie ein Scheunendrescher. Das regelmäßige Essen tut ihr gut und sie hat auch schon ein wenig Gewicht angesetzt. Vor allem scheinen die mehrmaligen Mahlzeiten am Tag ihren Hunger geweckt zu haben. Nach einem Schluck Tee wendet sie sich an Marigar:“ Ich hab‘ Gulama gesagt, daß sie zur Sicherheit einen Heiler herbeischaffen soll. Brauchen wir noch was, oder können wir los?“  
Wed, May 29th 2024 04:23

Auch die Jäger langen zu, als gäbe es kein morgen mehr, und so dauert es nicht lange, so ist das, was Gulama gebracht hat, auch schon aufgegessen. Mari wird dabei nicht entgehen, wie die Blicke der Jäger immer wieder an der hübschen Sklavin hängen bleiben. Allerdings scheinen es bei ihnen weniger die blauen Augen zu sein, die ihre Aufmerksamkeit erregen. Allerdings wird Gulama von keinem der Jäger irgendwie berührt. Gulama selbst rennt so schnell sie kann, um den Jägern das Bier zu bringen. Es wird nicht viel gesprochen, das Schmatzen der Jäger und das leise Klatschen von Gulamas nackten Füßen auf dem Boden ist das einzige Geräusch. Schließlich haben sie fertig mit dem Frühstück und bereiten sich zum Ausbruch vor.   Marigar schaut zu Mari, hört zu. Dann schüttelt er jedoch den Kopf.   “Nein, wir brauchen nichts,” antwortet er. “Wir werden bei unserer Rückkehr auch keinen Heiler brauchen. Wir haben Befehl, Saya zu suchen, womöglich auch zu finden. Wir haben nicht den Befehl, sie zu befreien. Und wir werden das auch nicht tun. Wir sind zu viert, wir können nicht Saya den Händen der Ratten entreißen. Noch dazu bist du dabei, was alles schwieriger macht als leichter, weil die Ratten nichts lieber tun werden, als gerade dich abzustechen. Das heißt, jemand muss dich beschützen, dann bleiben noch drei. Das würde dir nichts bringen, uns nichts bringen, und Saya schon gar nichts. Du hast Condir gehört, und ich sage dir, wenn du irgendeinen Blödsinn machst, ich selbst brech dir alle Knochen, die Condir heil gelassen hat. Mari, es ist mir verdammt ernst damit. Entweder du tust, was ich dir sage, oder du bleibst hier. Ist das klar?”   Er schaut Mari tief in die Augen. Dann wendet er sich an Gulama.   “Was nicht heißt, dass du diesen Heiler nicht doch herholen sollst…”
Wed, May 29th 2024 06:18

Die Blicke der Jäger, die sie Gulama zuwerfen, machen Mari nervös, aber da sonst nichts geschieht, sagt sie nichts. Doch sie nimmt sich vor Gulama in einem ruhigen Augenblick zu sagen, das sie sich etwas anderes anziehen soll, wenn die Jäger in der Nähe sind. Still hört sie Marigar zu. „Ich weiß, daß ihr mir die Knochen brechen könnt und ich weiß, daß die Ratten hinter mir her sind und nicht hinter Saya. Ihr braucht mir also nicht drohen, ich bin weder eine Idiotin noch eine Selbstmörderin. Stimmt schon ich hab gestern im Schock Blödsinn geredet, aber hättest du mich nicht aufgehalten, dann wüßten wir jetzt ungefähr wo sie Saya hingebracht haben. Die hätten mich nicht erwischt, weder in den Ruinen bei der Brauerei, noch hätten sie mich gekriegt, wenn sie gemerkt hätten, daß ich ihnen folge. Genauso wenig wie du mich gekriegt hättest, wenn ich nicht langsamer geworden wäre. Nichts wär‘ passiert, wenn ihr nicht eingegriffen und mich hättet machen lassen. Die wären so wie du in den Ruinen herum gekrochen und ich wär ihnen auf der Straße entwischt. Und dann haben wir die ganze Nacht verschenkt und jetzt soll hier eine ganze Armee aufmarschieren, statt das wir mit allen Kräften versuchen, Saya zu finden. Aber gut, ich bin ja nur die blöde Mari, die keine Ahnung von nichts hat. Ich will Saya zurück, lebend und gesund, sonst gar nichts! Also ja, ich hab verstanden, daß ihr mir die Knochen brechen werdet, wenn ich was mache, was euch nicht paßt und ich werde brav Jawohl sagen und tun was mir angeschafft wird. Zufrieden?“ : antwortet Mari nicht besonders begeistert.  
Wed, May 29th 2024 07:04

“Vergiss nie, dass wir in dieser Scheiß-Situation sind, weil Saya deinen Arsch retten wollte,” antwortet Marigar mit versteinerter Miene. “Und eines kannst du sicher sein: Vielleicht ziehen gerade in diesem Moment Saya das Fell über die Ohren. Ich werde sicher nicht der sein, der zulässt, dass diejenige, wegen der Saya das durchmacht, jetzt doch noch alles zur Sau macht und sich aus irgendeinem Grund abstechen lässt. Wir greifen jetzt keine Ratten an und damit basta! Also, wenn du damit fertig bist, uns alle hier anzumachen, weil wir für dich den Arsch riskieren, dann könnten wir gehen. Sonst können wir uns auch gerne wieder hinsetzen, miteinander eine verfickte Tasse Tee trinken und das alles bis übermorgen mittag ausdiskutieren!”   Der Vorschlag war eher rhetorischer Natur. Dass dies der Fall ist, beweist die Tatsache, dass Marigar, kaum dass er ausgeredet hat, den anderen drei Jägern mit dem Kopf ein Zeichen gibt, worauf sich die drei auf den Weg die Treppe nach unten machen. Marigar geht vor, die Jäger folgen ihm, bis hin zu der Stelle, an der der Kampf stattgefunden hat. Ob Mari nun mitkommt oder nicht, scheint sie wenig zu interessieren.   Die zwei Leichen liegen immer noch an Ort und Stelle. Am Kampfplatz selbst ist wohl vieles der Spuren durch das Blut der Ratten vernichtet worden. Die Jäger knien sich trotzdem hin, durchsuchen alles ganz genau. Schweigsam sind sie bei dieser Arbeit, konzentriert, bis einer schließlich sagt: “Hier, hier ist eine Blutspur!”   Und in der Tat, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ist immer wieder ein getrockneter Blutstropfen auf den Pflastersteinen zu erkennen.   “Na, dann, los geht’s” meint Marigar, und sie machen sich auf, der Spur zu folgen.
Wed, May 29th 2024 08:11

„Zuhören ist wohl nicht deine Stärke, was? Hab ich was von angreifen gesagt? Hab ich was davon gesagt, daß ich mich abstechen lassen will? Ich mach euch nicht an, ich sag nur das Saya gar nicht gefangen genommen worden wäre, wenn ihr mich das tun hättet lassen, was ich wollte. Das wars auch schon.“: gibt Mari zurück. Es liegt ihr so einiges auf der Zunge, aber sie weiß das sie hier ein Niemand ist. Also läßt sie es, obwohl es juckt diesem überheblichen Muskelberg zu sagen, daß sie ihn um nichts gebeten hat. Sie steht einfach auf, wirft Gulama noch einen Blick zu und folgt den Jägern stumm bis zur Brauerei. Die Leichen liegen noch wie sie Mari nach dem Durchsuchen liegen gelassen hat. Als einer der Jäger auf eine Blutspur stößt folgt ihnen Mari still ohne dabei die Umgebung aus den Augen zu verlieren.  
Wed, May 29th 2024 08:58

Gulama merkt die Blicke der Jäger gar nicht so richtig. Sie hat eigentlich nur Augen für Mari, und dass diese großen, dunklen Seelenspiegel ihrer Herzallerliebsten sie verfolgen, ist wie ein Sonnenstrahl nach kalter Winternacht. Und während Mari ihr den Finger verbindet, hätte sie sich am liebsten auf sie gestürzt. Vor den Jägern traut sie sich aber nicht, irgendwelche großartigen Gefühle zu zeigen. Sie weiß nicht, was die Jäger Saya sagen, und sie weiß nicht, wie Saya dann reagieren würde. Dann jedoch startet die kleine Diskussion zwischen Marigar und Mari, und Gulama hätte sich beinahe hingekniet vor dem ganzen Mut, den Mari wieder an den Tag legt. Was die alles einem Jäger an den Kopf wirft! Gulama bekommt fast weiche Knie, rechnet in jedem Moment damit, dass Mari quer über den Tisch fliegt, getroffen von Marigars Faust. Aber nichts dergleichen passiert! Die Jäger müssen ja einen Heidenrespekt vor Mari haben!   Als die Jäger gegangen sind, räumt Gulama den Tisch ab. Sie macht einen ganz verträumten Eindruck, während sie das Geschirr in die Küche trägt und mit dem Abwasch beginnt. So sehr ist sie mit den Gedanken bei Mari, ihrer Fürsorglichkeit, ihrer Zärtlichkeit, ihrem Mut, ihrer Ehrlichkeit, dass sie mit dem Abwasch praktisch durch ist, als ihr einfällt, dass sie ja die Wunde nicht nass machen darf. Aber sie macht heute die Hausarbeit gerne. Es ist auch Maris Haushalt, und für Mari lässt sie sich auch den Finger abfaulen, wenn es denn sein muss! Sie führt also heldenmütig den Abwasch zu Ende, wischt den Tisch ab, fegt den Saal und geht auf ihr Zimmer.   A propos abfaulen, Mari hat ihr ja einen Auftrag gegeben, und zwar dein Heiler zu holen! Sie eilt in das Badezimmer, macht sich zurecht, zieht die Schuhe an und verlässt das Haus. Es ist nicht weit bis zum Haus des Heilers. Gerade mal die Straße runter bis zum Olifern, dann links herum und hundert Schritte in Richtung Süden. Sie klopft an die Tür.   Es dauert eine ganze Weile. Eine Gruppe Jugendlicher zieht vorbei, pfeift und grölt, als sie das hübsche Ding vor der Tür bemerkt. Gulama befürchtet schon, dass sie näher kommen, da öffnet sich doch die Tür. Ein Mann mit bereits recht schütterem, grauen Haar öffnet die Tür und erkennt Gulama sofort. Er sieht Gulama jedoch an, als würde er einen Geist sehen. Schon will er die Tür wieder zuschlagen, doch im letzten Moment kriegt Gulama einen Fuß in die Tür.   “Lass mich in Ruhe, Gulama!” sagt der Heiler, nachdem er die Tür wieder geöffnet hat. “Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben! Ich kann mit euch nichts mehr zu tun haben! Morgen steht die Jägerin bei mir im Haus! Geh nach Hause, Gulama, lass mich in Frieden! Ich bin Heiler, ich habe mit Stafans Geschäften nie etwas zu schaffen gehabt, das weißt du. Ich will da nicht mit reingezogen werden!”   “Aber es geht ja um die Jägerin!” antwortet Gulama, und sie erzählt, warum sie eigentlich da ist. Nun dauert es eine ganze Weile, bis Gulama den Mann überzeugen kann, und sie legt sich richtig ins Zeug dabei. Sie verspricht ihm Geld, spezielle Dienste ihrerseits, alles, was sie zu versprechen imstande ist. Schließlich kann sie ihn überzeugen. Wenig später sind die beiden auf dem Weg zurück in Sayas neues, Gulamas altes Haus.
Wed, May 29th 2024 09:07

Als die Jäger und Mari den Bereich um die Brauerei untersuchen, stößt Theomer auf sie, der gerade aus dem Lachenden Zwilling heimkommt, wo er nach dem Empfang des Salzbarons die Nacht verbracht hat. Er ist sichtlich geschockt von den Ereignissen der vergangenen Nacht und davon, dass ihr Plan derart krachend gescheitert ist. Er ist allerdings auch kein Kämpfer oder Fährtensucher, weswegen er nun wenig von Nutzen ist.   Nachdem er Bernwart die nötigen Anweisungen in der Brauerei gegeben, Broga versorgt und sich umgezogen hat, macht er sich umgehend wieder auf den Weg ins Skriptorium, den Kopf voller Gedanken.
Thu, May 30th 2024 06:56

Auch Marigar würde wohl zu gerne noch etwas antworten, sieht Mari nur finster an. Sie merkt, wie er einen inneren Kampf ausficht, den das Schweigen schließlich gewinnt. Und so geht es zur eigentlich geplanten Arbeit.   Nun, wenn Marigar gedacht hat, das Folgen der Spur wäre ein einfaches, kurzes Unterfangen, dann hat er sich gehörig geschnitten. Zu Beginn sind die Blutspuren häufig. Aber bereits nach gut 100 Metern scheint die Gruppe aus irgendeinem Grund schneller geworden sein. Ab da ist nur mehr alle zwei oder drei Schritte ein Tropfen zu finden, und besonders bei den Kreuzungen suchen sie mitunter eine ganze Weile. Dazu kommt, dass es immer wieder Kreuzungen gibt, an denen an allen vier Straßen Blutspuren zu finden sind. So wie es aussieht, sind die Ratten mit Saya kreuz und quer durch das Viertel gelaufen, bevor sie ihr Versteck aufgesucht haben. Nun, Marigar hätte es gleich gemacht, um einen Verfolger zu verwirren. Und so kommt es, dass sie gar einige Male im Kreis laufen, und irgendwann bleibt Marigar stehen.   “Diese verdammten Hurensöhne,” sagt er. “Wenn die planten, uns zu verwirren, dann sind sie auf einem guten Weg! Prägt Euch ja die Kreuzungen gut ein, nicht dass wir irgendwann wieder beim Kampfplatz ankommen!”   Und so geht es weiter. Es sind viele Kreuzungen, und doch kommen sie recht gut weiter. Dann jedoch passiert ein neues Unheil, und zwar in Form einer dicklichen, älteren Frau in einem geflickten, braunen Rock und einer nicht minder oft ausgebesserten Hanfbluse. Mit einem Kübel steht sie auf der Straße, einer Stielbürste in der Hand ist sie gerade dabei, die Straße zu schrubben.   “Elendiges Miststück!” fährt Marigar die Alte an und tritt den Eimer um. “Was machst du denn da, in Achums Namen!”   Er reißt ihr die Bürste aus der Hand, feuert sie zu dem Eimer und gibt ihr einen Hieb gegen die Brust. Die Alte taumelt nach hinten, kann sich gerade noch auf den Beinen halten und sieht den Jäger erschrocken an.   “Aber, ich putze doch nur die Straße, das mache ich jede Woche einmal! Verzeiht, ich wusste nicht, dass es verboten ist!”   Schon will Marigar erneut auf die Alte eindringen, hält sich aber zurück. Nun, sie kann ja nicht wissen, dass sie die Spuren brauchen, die sie gerade dabei ist zu vernichten.Aber es muss ihr Einhalt geboten werden, auf jeden Fall.   “Es ist nicht verboten,” antwortet er etwas ruhiger. “Nur jetzt, nur heute ist es verboten. Wenn ich dich heute noch einmal dabei erwische, ziehe ich dir das Fell über die Ohren, das verspreche ich dir. Und nun geh ins Haus und schrubbe da weiter!”   Die Frau nickt eifrig, nimmt also Eimer und Stielbürste und verzieht sich hinter eine Tür an der Straße. Es dauert nun eine ganze Weile, bis sie endlich wieder die Spur entdecken.
Fri, May 31st 2024 05:44

Den ganzen Weg lang hat Mari nachgedacht und überlegt. Auch als Marigar die Frau von der Straße jagt, schweigt Mari noch, erst als sie sich wieder in Bewegung setzen, geht sie zu Marigar. „Ich glaub‘ wir sollten uns am Flußufer umsehen. Die hätten schnell verschwinden müssen, nachdem sie mich umgebracht oder geschnappt hätten. Dazu gäb’s nur zwei Möglichkeiten, die verseuchte Zone oder den Fluß. Aber die Zone liegt in die andere Richtung und wenn sie dort hin verschwunden sind, finden wir sie nie. Aber ich glaub’s nicht. Die Zone ist gefährlich, auch wenn sie schwächer geworden ist. Loros Onkel hat sich in den alten Katakomben eingenistet. Die Zugänge sind entweder auf Thronhoff Gebiet oder im Niemandsland entlang der Küste. Am schnellsten kommen die da mit einem Kahn hin ohne durch das ganze Imeria Gebiet zu wüssen. Die Spuren deuten auch in diese Richtung.“: sagt sie nachdenklich und schaut fragend zu Marigar hinauf.  
Fri, May 31st 2024 08:44

Mairgar schaut Mari an und nickt.   “Von der Spur ist eh bald nicht mehr viel zu sehen,” antwortet er. “Aber wenn die mit einem Boot abgehauen sind, dann sind wir am Arsch. Da gibt es keine Spuren mehr. Außer du weißt, wo sich diese Katakomben befinden. Wenn nicht, können wir dann einpacken.”   Er geht nun schneller in die Richtung des Flusses. Natürlich achtet nun kein Mensch mehr darauf, ob sich noch einige Blutstropfen auf dem Pflaster befinden oder nicht. Sonst hätten Mari und die Jäger wohl festgestellt, dass sie irgendwann ganz ausbleiben. Und so kommt es auch, dass sie, als sie den Olifern erreichen, keinerlei Spur mehr entdecken können. Es gibt nur den Fluss, einige ärmliche Wohnhäuser und ein altes Lagerhaus, das ebenfalls schon bessere Tage gesehen hat.
Sun, Jun 2nd 2024 01:28

„Ich weiß, wo die Katakomben sind, aber das nützt uns nichts. Die verwinkelten Gänge und Grabkammern sind kilometerlang und ärger als ein Kaninchenbau haben sie dutzende Eingänge. Da braucht es schon eine Armee um diesen Dreckskerl auszuheben.“: sagt Mari bedrückt und hofft inständig, daß sie Saya nicht schon weggebracht haben. Ein wenig später sieht Mari bereits den Fluß. Sie bleibt kurz vor dem Lagerhaus stehen und schaut sich um. Jedes dieser alten Gebäude wäre ein brauchbares Versteck. Als sie noch überlegt, dringt das Knarren von rostigen Türangeln durch die Stille des Morgens und das große Tor des Lagerhauses öffnet sich. Instinktiv geht Mari hinter einem Schutthaufen in Deckung. Die Entfernung ist nahezu ideal für einen Schuß mit einer Armbrust.  
Sun, Jun 2nd 2024 06:39

“Aber wenn wir zusehen, dass wir, falls nötig, eine Armee zusammenkriegen, dann machen wir das falsch,” antwortet Marigar etwas missmutig. Er kommt jedoch nicht dazu, weiterzureden, denn da öffnet sich die Tür des Lagerhauses. Nun sieht das Lagerhaus keineswegs so aus, als wäre es noch in Betrieb. Jedenfalls hätte wohl niemand mit halbwegs Verstand im Gehirn irgendetwas Wertvolles in dem baufälligen Schuppen untergebracht. Es dauert also keinen Augenblick, da haben die Jäger Messer in der Hand. Sie gehen jedoch ebenfalls hinter dem Schutthaufen in Deckung. Niemand weiß, wer und wie viele Männer hier gleich auftauchen, und Marigar hat keine Lust, sich auf einen allzu ungleichen Kampf einzulassen. Obwohl es um Saya geht. Aber es bringt Saya nichts, wenn sich hier in ein paar Minuten ein paar tote Jäger und eine tote Mari auf dem Pflaster befinden. Sie drücken sich also hinter den Schutthaufen, behalten aber das Tor im Auge.  
Sun, Jun 2nd 2024 06:58

Das Tor öffnet sich, und ein hölzerner Handkarren wird hervorgeschoben. Wohl kann man erkennen, dass sich etwas auf dem Karren befindet, es ist jedoch unmöglich zu sehen, um was es sich dabei handelt. Hinter dem Karren tritt eine Frau hervor. Der Karren bleibt stehen, die Frau macht einige Schritte weiter nach vorne. Ihr folgen zwei Männer, die ebenfalls neben dem Karren stehen bleiben.   Die Frau steht schief, hält den rechten Ellbogen mit der linken Hand. Ihr Gesicht ist voller getrocknetem Blut und verquollen, eine Beule auf der Stirn, das linke Auge zugeschwollen, eine weitere Beule auf dem darunterliegenden Wangenknochen. Auch Nase und Lippen sind ordentlich geschwollen. Sie schaut sich um, vermutet wohl, dass die Jäger nahe sind, aber wohl irgendwo versteckt. Sie hebt die linke Hand.   “Ich bin es, Saya Nayara” ruft, oder besser krächzt sie mit heiserer gepresster Stimme. “Ich bin frei! Diese Männer bringen mich nach Hause! Greift nicht an, das ist ein Befehl!”  
Sun, Jun 2nd 2024 07:50

Vorsichtig lugt Mari hinter dem Haufen hervor und sieht die seltsame Gruppe aus dem Tor kommen. Als sie die Kleidung der Frau erkennt, bleibt ihr fast das Herz stehen. Aber sie ist sich nicht ganz sicher. Die seltsame Haltung und die Form des Gesichtes passen nicht zu Saya. Es kann eine Falle sein und Mari traut den Arendai durchaus zu auf solche Tricks zurückzugreifen. Aber als sie die Stimme hört, hat sie keine Zweifel mehr. Nichts hält sie mehr hinter dem Schutthaufen, als Saya den Befehl gibt nicht anzugreifen. „SAYA!“: ruft sie lauthals und rennt in einem wahnwitzigen Tempo los. Keiner der Jäger könnte mit ihr auch nur Schritt halten. Im Näherkommen sieht Mari immer deutlicher wie Saya zugerichtet ist und statt in ihre Arme zu stürmen, bremst sie ihren Lauf und bleibt einen Schritt vor ihr stehen. Sie hat Tränen in den Augen und schaut Saya entsetzt an. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“: sagt sie mit gepresster Stimme und macht den Schritt auf die Dargha zu der sie noch von ihr trennt. Ganz sanft legt sie ihr die Rechte aufs Gesicht und schaut ihr in die Augen. „Ich hab‘ solche Angst gehabt um dich. Aber jetzt wird alles gut, Saya. Ich hab‘ Gulama einen Heiler holen geschickt. Laß uns nach Haus‘ gehen. Stütz' dich auf mich, ich helf’ dir.“: sagt sie aufgewühlt. Die beiden Männer nimmt sie nur am Rande wahr und die Gestalt auf dem Handkarren ist ihr im Moment völlig egal. Sie muß sich beherrschen, um Saya nicht doch um den Hals zu fallen und sie auf die geschwollenen Lippen zu küssen.  
Sun, Jun 2nd 2024 08:10

Als Saya Mari auf sie zurennen sieht, hebt sich selbst schützend den linken Arm vor ihre Brust. Sie weiß, dass eine stürmische Umarmung sie wohl ziemlich an ihre Grenzen bringen würde. Trotzdem legt sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie ihre Freundin erblickt, lebend und gesund, und die rot unterlaufenen, glasigen Augen beginnen zu strahlen. Freilich, im linken ist dies nur schwer auszumachen, da Saya wohl damit kaum etwas sehen wird. Sie scheint nur am Rande das Entsetzen und die große Sorge zu bemerken, das ihre Erscheinung bei Mari auslöst, denn das Lächeln wird nun breiter.   “Es ist schon alles gut,” entgegnet sie. “Die ganze Mission ist schließlich viel besser verlaufen, wie wir sie eigentlich geplant hatten. Wir haben gesiegt, auf ganzer Linie und endgültig. Du bist sicher, Mari, du bist sicher und frei, und Loros Onkel wird nicht mehr wagen, etwas gegen dich zu unternehmen.”   Das letzte Wort bekommt Saya nur mehr mit Mühe über ihre Lippen. Ein Stich geht durch ihre Rippen, und das kleine Zucken verursacht einen größeren Schmerz an ihrer Schulter. Die linke Hand geht wieder an den rechten Ellbogen, und das Gesicht verzieht sich schmerzerfüllt. Es dauert einige Augenblicke, bis sie wieder normal atmen kann. Sie sieht Mari wieder an, und das Lächeln kommt zurück.  
Sun, Jun 2nd 2024 11:50

Sayas Lächeln ist das schönste Geschenk für Mari. „Ich dank‘ dir von ganzem Herzen, für das was du für mich gemacht hast und ich freu‘ mich das ich die nicht mehr im Genick hab‘ aber das Wichtigste ist für mich, daß du wieder da bist, Saya! Das ich keine Angst mehr um dich haben muß, das ich dich wieder spüren , daß ich deine Stimme wieder hören kann.“ Für einen langen Moment lächelt auch Mari, doch der Ausdruck von Schmerz, der sich kurz darauf in Sayas Gesicht abzeichnet, vertreibt ihr Lächeln und sie schaut die Geliebte wieder sehr besorgt an. „Ist es sehr schlimm? Sollen wir dich tragen?“: erkundig sie sich bange. „Oder stütz‘ dich wenigstens auf mich.“: sagt sie dann, weil sie befürchtet, daß sich Saya nicht helfen lassen wird. Im Moment hat sie nur Augen für Saya und beachtet ihre Begleitung nicht.  
Mon, Jun 3rd 2024 09:24   Edited on Mon, Jun 3rd 2024 02:07

Saya schüttelt mit dem Kopf.   “Nein, das geht schon,” antwortet sie, wenn sie auch selbst weiß, dass sie ihre Schmerzen, ihre Müdigkeit ziemlich herunterspielt. Sie schaut nun zu dem Handkarren, und als sie den Kopf wendet, wird Mari wohl eine leichte Veränderung in Sayas Frisur auffallen. Die Zöpfe, die von ihren Schläfen in den Nacken gehen, fehlen. Sie sind jedoch nicht einfach gelöst worden, nein, sie fehlen vollständig. Ein kahler Streifen geht an ihrem Schädel nach hinten, von zwei deutlich sichtbaren Schnitten begrenzt.   “Da drüben liegt ein Geschenk für dich,” meint sie lapidar. “Ich wusste vorher gar nicht, wer sie ist, aber ich denke nun, du wirst sie gerne in deiner Gewalt haben. So lange das so bleibt, so lange sie lebt wird dir Loros Onkel aus der Hand fressen. Und… du hast nun alle Zeit der Welt, um dich schön langsam dafür zu rächen, was sie dir angetan haben.”   Sie schaut nun Mari wieder in die Augen. “Sorge dich nicht um mich, wir haben Loros Onkel besiegt, und nicht einer meiner Leute hat daran glauben müssen. Wäre das alles vorher zu planen gewesen, wir hätten es genauso tun müssen. Nur um eines muss ich dich noch bitten, was Teil unserer Abmachung ist.”   Sie deutet mit dem Kopf in Orles’ Richtung.   “Einmal musst du noch mit ihm reden, bei uns zu Hause, im Esszimmer. Du wirst alleine sein, ich werde mit einigen Jägern in unserem Schlafzimmer sein, es werden Jäger in der Einfahrt sein. Dein Stuhl wird vor der Treppe nach oben stehen, so dass du jederzeit flüchten kannst. Orles wird unbewaffnet sein, und er hat mir sein Wort gegeben, dass er nur reden will. Du kannst das Gespräch abbrechen, wenn du willst. Aber du must dabei bedenken, da unten ist eine Gefährtin von ihm, die mit dem Tod ringt. Und sie hat sich die Verletzungen eingefangen, als sie mich aus der Gewalt Lisinas befreit haben. Er ist auf unserer Seite. Kannst du dieses eine Gespräch für mich führen?”
Mon, Jun 3rd 2024 02:55   Edited on Mon, Jun 3rd 2024 04:03

Es ist Mari anzusehen, daß sie Saya nicht so recht glaubt, als sie sagt, es ginge schon, aber sie widerspricht ihr nicht. Als Saya den Kopf zu dem Karren wendet und Mari die Schnitte in ihrer Kopfhaut sieht, bekommt Mari gar nicht so richtig mit, was ihr Saya sagt. Als Saya über ein Geschenk spricht, sagt Mari: „Danke, Saya, aber mein größtes Geschenk bist du. Du bist immer in meinem Herzen, wie sollt‘ ich mich nicht um dich sorgen? Du bist mein Ein und Alles!“ So schlicht ihre Worte sind, so aufrichtig sind sie. Erst jetzt folgt ihr Blick Sayas Kopfbewegung und sie schaut den Mann neben Saya ins Gesicht.   „Orles? Orles Tesker?“: entfährt es Mari verblüfft. „Was bei den Schatten machst du hier?“ Dann schaut sie wieder zu Saya. „Ja, ich werd‘ mit ihm reden, wenn du willst. Ich kenne ihn von früher, aber ich hätt‘ mir nicht gedacht, daß ich ihm nochmals über den Weg laufen werde.“ Als aber dann der Name Lisina fällt, wird Mari still und Saya kann sehen, wie das Blut aus ihrem Gesicht weicht. Jetzt geht Mari auf, wer da auf dem Karren liegt und warum ihr die Frauenstimme in der Brauerei so bekannt vorgekommen ist. Ihr Schrei ist voll Wildheit und Haß, ihre Bewegungen sind so schnell, daß sie schon bei dem Karren ist, bevor noch jemand reagieren kann. In ihrer Rechten schimmert die Klinge matt, die sie schon zum tödlichen Stoß erhoben hat. Doch der Stich bleibt aus! Mari zittert am ganzen Körper wie im Fieber, aber dann läßt sie die Hand mit der Waffe sinken. Selbst ihre Lippen sind bleich, als sie heißer vor Haß und Wut zischt: „So leicht mach‘ ich’s dir nicht! So leicht kommst du mir nicht davon! Du wirst zahlen, Lisina und wie du zahlen wirst!“ Mit einer fahrigen Geste schiebt sie ihren Dolch in die Scheide.  
Mon, Jun 3rd 2024 03:54

“Mari, nein!” schreit Saya laut, als sie die Klinge in Maris Hand sieht und springt, Rippen und Schulter außer Acht lassen, ihr hinterher. Auch einer der Jäger, die sich inzwischen ebenfalls der Gruppe genähert haben, springt in die Richtung der früheren Ratte in der Absicht, den Todesstoß, der die ganze Abmachung zur Makulatur machen würde, zu verhindern. Da jedoch kreuzt die Dargha seine Bahn. Seine Schulter prallt gegen Sayas lädierte Schulter, der Ellbogen gegen ihre gebrochenen Rippen. Saya gibt vor Schmerz ein gurgelndes Geräusch von sich. Die linke Hand fasst verzweifelt den rechten Ellbogen, die Umgebung verschwindet hinter einem grellroten Schleier. Die Knie scheinen ihren Dienst zu versagen, und die Dargha klappt zusammen, kauert nun auf dem Pflaster. Man sieht, wie sie verzweifelt versucht, Luft zu holen, doch versagt der Brustkorb, die geprellte Lunge eine ganze Weile lang ihren Dienst, und es dauert besorgniserregend lange, bis es ihr gelingt, laut hörbar ihre Lungen wieder mit Sauerstoff zu füllen. Diese nun doch sehr intensive Atmung verstärkt jedoch wiederum die Schmerzen an den Rippen. Und so dauert es noch eine ganze Weile, in der Saya zwischen ungenügender Atmung und durchbohrenden Schmerzen an den Rippen hin und her pendelt.   In diesem Moment, in dem die beiden Jäger aufeinanderprallen, hat Mari ihr Messer auch schon wieder weggesteckt. Der Jäger fährt erschrocken herum, schaut auf die auf dem Boden kauernde Saya. Marigar ist mit einem Satz bei ihr.   “Atme doch, Saya, so atme doch,” sagt er zu Beginn reichlich verzweifelt. Er bleibt bei ihr hocken, eine Hand sanft auf ihrem Rücken, bis sie sich langsam wieder aufrichtet. Er sieht zu Mari. Sein Blick verheißt nichts Gutes.   “Verdammte Scheiße,” herrscht er Mari an, “kannst du einmal zuhören? Wenn die nicht lebt, dann stirbst du! Geht das in deinen verdammten Schädel?”   Und nach einer kurzen Pause, zwei, drei Atemzügen fügt er hinzu: “Saya muss nach Hause. Nicht, dass sie uns hier noch krepiert.”
Mon, Jun 3rd 2024 04:19   Edited on Mon, Jun 3rd 2024 04:20

Als Marigar Mari anbrüllt, die immer noch zittert, setzt es bei Mari aus. „Fick dich, du blödes Arschloch! Kannst du auch was anderes als Scheiße verzapfen? Warum glaubst du lebt sie noch? Idiot, verfickter!“: brüllt sie zurück. Nur die Tatsache das es Saya schlecht geht, hält sie von weiterer Flucherei zurück und sie ist im Begriff zu Saya zu eilen.      
Mon, Jun 3rd 2024 06:15

“Was fuchtelst du dann mit deinem Scheiß-Messer herum, verdammt noch mal!” antwortet Marigar und funkelt Mari böse an. “Und pass auf, wie du mit mir redest, ich habe langsam die Nase gestrichen voll von diesen ewigen Beleidigungen aus deinem Schandmaul!”   Dann wendet er sich wieder zu Saya, die nun wohl wieder aufrecht auf dem Boden kniet, aber noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht und geschlossenen Augen. Als sie sich anschickt, wieder aufzustehen, schüttelt Marigar den Kopf.   “Saya, nein, das hat doch keinen Zweck,” sagt er ruhig zur Dargha. “Du musst jetzt nicht mehr stark sein, du musst niemandem mehr etwas beweisen. Lass uns dich nach Hause tragen…”   Er sieht zu den anderen drei Jägern.   “Eine Tür! Bringt mir eine Tür, ein Brett, irgendwas worauf wir Saya legen können!”
Tue, Jun 4th 2024 01:28   Edited on Tue, Jun 4th 2024 01:28

[Mari/Orles] „Na dann sind wir schon zwei mit voller Nase.“: faucht Mari noch einmal zurück, dann geht sie an der Seite Sayas in die Hocke. „Bitte hör auf ihn, Saya. Laß dich tragen, bitte!“: sagt sie schon fast flehentlich.   Während des ganzen Aufruhrs hatte sich Orles als Einziger nicht bewegt. Keinen Augenblick hat er Mari aus den Augen gelassen. Auch werden des kurzen Schreiduells mit Marigar nicht. Erst als dieser nach einer Türe ruft, kommt Bewegung in ihn. „Wir haben etwas im Lagerhaus. Ich gehe es holen.“: sagt er und macht sich auf den kurzen Weg. Es dauert nicht lange bis Orles mit einem Bettrahmen für einen Strohsack zurück kommt. Der Rahmen ist so leicht, daß er ihn mühelos in einer Hand trägt. Er stellt ihn neben der Dargha wortlos auf die Straße und wartet ab. Mari sieht kurz zu ihm auf. „Danke!“: sagt sie und schlüpft aus ihrer Jacke, die sie zusammenrollt und als Kopfpolster für Saya auf die Leisten des Bettrahmens legt. „Bitte Saya!: sagt sie nochmals.   „Ich nehme an, dass ihr als allererstes die Dargha versorgen wollt und da ihr zu Fünft seid, braucht ihr uns nicht für den Heimweg. Marissa, ich komme in zwei, drei Stunden, wenn dir das recht ist. Wir haben eine Menge zu besprechen. Euch alles Gute, Dargha.“ Der Arendai nickt den Jägern zu und bedeutet der älteren Kellerratte ihm zu folgen. Der Karren mit der immer noch bewußtlosen Lisina bleibt ein paar Schritt hinter den Jägern, Saya und Mari stehen.  
Tue, Jun 4th 2024 06:44

Marigar entgegenet nichts. Allerdings ist aus seinem Gesicht unschwer zu erkennen, dass er Mari wohl am liebsten eine Faust mitten in das Gesicht platziert hätte. Aber vorerst erscheint ihm seine Dargha weit wichtiger als eine dahergelaufene Ratte, die nichts besseres zu tun hat, als ihn dafür zu beleidigen, dass er sie gerettet hat.   Saya will sich zunächst nicht auf das Bettgestell legen. Stattdessen steht sie erneut auf, was ihr wiederum ein schmerzerfülltes Stöhnen entlockt. Sie steht nun weit schiefer als zuvor.   “Saya, komm, wie willst du denn so bis zu unserem Haus laufen?” meint Marigar daraufhin. “Leg dich hin, und wir tragen dich.”   “Unter einer Bedingung,” antwortet Saya mit gequälter Stimme. “Ihr beide hört auf der Stelle mit dem Scheiß-Gestreite auf! Es gibt nämlich überhaupt keinen Grund dazu, es ist nämlich alles prächtig verlaufen.”   Dann setzt sie sich auf das Bettgestell, Marigar nimmt es hinten, ein zweiter Jäger vorne. Es wirkt nicht so, als würde es ihnen irgendwelche Mühen bereiten. Ein dritter Jäger übernimmt den Handkarren, auf dem Lisina immer noch mehr oder weniger friedlich vor sich hin vegetiert.   “Bis bald, Orles,” sagt Saya mit Blick auf ihren eigentlichen Retter. “Dir auch alles Gute, und dankeschön!”   Schon macht sich die kleine Gruppe auf den Weg. Es ist ein schönes Stück, zunächst den Fluss entlang bis zur Brauerei, dann durch den ganzen Nordteil von Sayas Viertel. Irgendwann wird der Zustand der Häuser besser, die Ruinen hören so gut wie auf, und wenig später sind sie auch schon am Ziel.
Tue, Jun 4th 2024 07:45

Das Liegen auf der Pritsche tut Saya gut. Jetzt erst merkt sie so richtig, wie müde sie eigentlich ist. Jetzt, wo die Schmerzen in den Rippen erträglich werden, sich auch die Schulter etwas entspannt. Gut, es ist auch nicht verwunderlich, nach der alkoholgeschwängerten vorletzten Nacht, dem ereignisreichen gestrigen Tag und einer eben vergangenen Nacht voller Schmerzen und Qualen und mit sehr wenig Schlaf. Und gegen diesen Schlaf muss sie nun gehörig ankämpfen. Nein, sie will nicht schlafen, noch ist einiges zu tun. Insbesondere Lisina muss untergebracht werden, und sie muss wohl bewacht werden. Und nach dem, was sie eben gesehen hat, ist der Hauptgrund weniger der, dass Lisina abhauen könnte, sondern vielmehr, dass sie, wenigstens während der ersten Tage, wohl vor Mari beschützt werden muss. Denn Mari ist ihr gegenüber zu emotionsgeladen, zu leicht könnte sie sie ins Reich der Schatten befördern.   Die Jäger tragen Saya in die Einfahrt zum Innenhof. Saya hebt ihr linke Hand und befiehlt ihnen, sie abzusetzen. Sie steht auf. Wohl verzieht sie dabei das Gesicht, das Stöhnen ist nun aber nicht mehr zu vernehmen.   “Bringt Lisina in einen der Räume und sperrt ab,” sagt sie. “Niemand betritt den Raum, wenn ich nicht dabei bin!”   Dann geht sie die Treppe nach oben, mit ihrer schiefen Körperhaltung, langsam, doch einigermaßen sicher. Sie betritt das Esszimmer. Gulama sitzt mit dem Heiler am Tisch, und der Heiler hat ein Glas Wein vor sich stehen. Erschrocken springt Gulama auf, als sie die Dargha erblickt.
Tue, Jun 4th 2024 02:04

Gulama ist mit dem Heiler also zu dem Haus gegangen, das bis vor Kurzem noch das ihrige, oder besser gesagt, das ihres Vaters war, in dem sie nun jedoch als Sklavin gehalten wird. Wobei, und das ist ihr freilich klar, ihr bisheriger Aufenthalt wohl dem einer Dienstmagd, keinesfalls aber sklavenartig anmutet. Freilich ist Gulama sonnenklar, woran das liegt: Es ist Mari, die auf sie aufpasst, die darauf achtet, dass ihr nichts passiert. Und so geht Gulama freilich durch den Kopf, was denn passieren würde, würde die Dargha nicht zurückkommen. Dann hätte wohl Mari das Sagen, und wenn nicht, wenn Mari von den Jägern des Hauses verwiesen würde, würde sie sie wohl mitnehmen, und Gulama wäre wieder frei. Frei von der Angst vor der Jägerin, all den groben Jägern. Und sie wäre glücklich, ihr künftiges Leben mit einer Frau zu teilen, die sich immer zu helfen wüsste, an deren Seite sie absolut sicher wäre. Und so kommt es, dass es Gulama im Endeffekt gar nicht so unlieb wäre, würden sich Maris Hoffnungen eben nicht erfüllen.   Irgendwann kommt Gulama also mit dem Heiler an. Sie gehen hoch in den Saal und sie bittet den Heiler, Platz zu nehmen. Natürlich fragt sie ihn, ob sie ihm etwas bringen könnte, und bringt ihm also das Glas Wein. Und so warten die beiden, sprechen über allerlei belangloses Zeug. Weder wagt es der Heiler, Gulama nach dem Schicksal ihrer Eltern zu fragen, noch ist Gulama irgendwie gewillt, über diese schmerzliche Erfahrung zu reden. Gulama ist entspannt, schließlich hat der hübsche, langhaarige Jäger ganz klar gesagt, sie würden die Jägerin vorerst nicht befreien. Sie wartet also auf Maris Rückkehr. Sie legt sich, während sie eben über das Wetter und allerlei sonstigen Klatsch und Tratsch spricht, bereits die Worte zurecht, mit der sie ihre Freundin, ihre Heldin, ihre Geliebte trösten könnte. Und da hört sie auch schon die Schritte auf der Treppe. Erfreut sieht sie auf. Es ist nicht Mari.   Zunächst erkennt Gulama die Jägerin gar nicht, so entstellt sieht sie aus. Die Tätowierungen sind unter einer Schicht getrockneten Blutes verborgen, schief und alt sieht sie aus, wie sie sich langsam die Treppe heraufschleppt, und die Konturen des Gesichtes sind durch verschiedene Schwellungen auch nur schwer zu erkennen. In einem zweiten Augenblick freilich merkt sie, wer vor ihr steht, und sie, die Sklavin, sitzt mit dem Heiler am Tisch, als wäre sie eine Gastgeberin! Wie muss das auf die Dargha wirken? Das ist doch das genaue Gegenteil von dem, das Mari ihr immer wieder aufträgt!   Gulama springt auf, verdrückt sich urplötzlich in eine Ecke des Raumes, senkt den Blick.   “Dargha, schön dass Ihr wieder hier seid,” grüßt sie kleinlaut, “der Heiler ist bereits hier, wie mir von Fräulein Mari befohlen wurde.”
Tue, Jun 4th 2024 02:51

„Entschuldige! Das war ein bißchen viel für mich.“: sagt Mari und läuft dann schweigend neben Saya her, die sich ein wenig besser zu fühlen scheint. Sie bekommt nicht viel mit vom Weg, denn der Anblick Lisinas hat alles wieder hochgespült. Die Verzweiflung, die Angst, die Schmerzen, die Erniedrigung, die vertanenen Jahre, ihr verlorenes Leben und das alles hatte sie dieser Frau dort auf dem Karren und ihremVater zu verdanken. Eine dunkle Welle schlägt über ihr zusammen, zieht sie hinunter, preßt ihr den Atem ab und sie muß all ihre Kraft zusammen nehmen um sich nicht fortspülen zu lassen. So setzt sie einen Schritt vor den Anderen, automatisch, wie eine mechanische Puppe. Sie streckt Saya die Hand hin, als sie von der improvisierten Bahre aufsteht, nimmt ihre Jacke wieder und folgt ihr die Treppen hinauf, bereit sie zu stützen, so sie es will. Hinter Saya betritt sie den Raum. Ihr Gesicht ist bleich, ihr Blick abwesend und in ihrem Gesicht spiegeln sich der innere Kampf. Erst als sie Gulama zu Gesicht bekommt, zeigt sich der Anflug eines Lächelns.  
Tue, Jun 4th 2024 04:15

[Heiler] Langsam steht der Heiler auf, als Saya den Raum betritt. Er betrachtet Saya einen Augenblick lang aus grünen Augen, in denen eine wache Intelligenz schimmert. Sonst sieht der ältere Mann mit schütterem grauen Haar, Stoppelbart, seinem faltigen Gesicht und der ärmlichen Kleidung eher wie ein Taglöhner aus, wenn man von den gepflegten Händen absieht. „Die Zwillinge mit euch, Dargha. Ihr seht in der Tat so aus, als ob ihr meiner Behandlung bedürft. Ich schlage vor, wir fangen unverzüglich mit der Untersuchung an.“ Er wendet sich an Gulama. „Ich brauche eine Flasche Schnaps, heißes Wasser und Binden, wenn ihr habt, wenn nicht, dann Tücher.“ Er bückt sich nach seinem alten, abgeschabten Lederbeutel. „So wie es aussieht, braucht ihr ohnehin Bettruhe. Es wäre also nicht verkehrt, wenn wir uns gleich in euer Schlafzimmer begeben, wenn ihr nichts dagegen habt.“: sagt der Heiler ruhig.  
Tue, Jun 4th 2024 06:11

Es ist Gulama mehr als recht, dass der Heiler sie ausschickt, diese ganzen Utensilien zusammenzusuchen. Vielleicht vergisst die Jägerin ja, in welch anmaßender Position sie sich gerade befunden hat, vielleicht entgeht sie der Strafe. Sie schenkt Mari noch einen tiefen Blick, nur kurz, er soll ja nicht auffallen, dann geht sie auch schon geschwind zu dem Schnapsschrank und holt eine Flasche heraus, die sie auf den Tisch stellt. Dann rennt sie in die Küche, nimmt einen großen Topf und trägt ihn ins Badezimmer. Sie pumpt heißes Wasser in den Topf und bringt ihn zurück. Sie hat ganz schön zu schleppen an dem schweren Ding, und als sie ihn endlich auf den Tisch wuchtet ist ihr nackter Bauch rot und halb verbrannt. Aber Gulama beißt die Zähne zusammen, springt schon die Treppe hinauf und kommt mit einigen Leinentüchern und einer Schere aus Mutters Nähstube zurück.   “Ich kann Euch geschwind ein Tuch in Streifen schneiden, wenn Ihr wollt,” sagt sie zu dem Heiler und reibt sich über die schmerzende Stelle am Bauch.
Tue, Jun 4th 2024 06:17

Saya sieht nicht danach aus, als hätte sie große Lust auf einen Heiler. Auf der anderen Seite ist sie sich sicher, würde sie den Heiler ganz und gar ablehnen und nach Hause schicken, hätte das wohl endlose Diskussionen mit Marigar, mit Condir und ganz besonders mit Mari zur Folge. Und darauf hat sie im Moment noch viel weniger Lust als auf den Heiler. Trotzdem sieht sie ihn reichlich unverwandt an, geht schließlich doch etwas näher an ihn hin, verzieht noch einmal kurz das Gesicht.   “Ich habe noch keine Zeit für Bettruhe,” antwortet sie leise, mit rauher, belegter Stimme, doch ziemlich bestimmt. “Ich sehe nicht ein, warum wir diese Untersuchung nicht gleich hier durchführen können. Auch weil ich mir sicher bin, dass eine ordentliche Portion Schnaps schon verdammt helfen würde.”   Sie schält sich aus ihrem Mantel, was nicht ganz ohne Schmerzbekundungen in ihrem blutverkrusteten Gesicht vonstatten geht. Dann beginnt sie, mit der linken Hand ihr Hemd aufzuknöpfen.
Tue, Jun 4th 2024 09:00   Edited on Tue, Jun 4th 2024 09:03

{Heiler] „Dann werdet ihr euch Zeit nehmen müssen, Dargha! Laßt mich euch kurz erklären, was bei Rippenbrüchen, von denen ihr einige haben dürftet, bei jeder Bewegung geschehen kann. Ein scharfkantiges Ende der gebrochenen Rippe bohrt sich in eure Seite, druchstößt die trennenden Schichten zwischen Rippen und Lunge. Sofort bekommt ihr Atembesc hwerden und habt außer den Schmerzen das Gefühl als läge euch bei jedem Atemzug ein Mühlstein auf der Brust, dann verletzt es die Lunge selbst und ihr beginnt innerlich zu bluten und schließlich erstickt ihr je nachdem zwischen ein und vier Stunden an euerem eigenen Blut. Eine überaus unterhaltsame Art die lange Reise anzutreten. Es muß natürlich nicht sein, aber die Chancen stehen nicht schlecht wenn ihr euch weiter bewegt wie bisher. Der Abgang einer derart wichtigen Person wie ihr es seid, würde ein äußerst ungünstiges Licht auf mich werfen und ich könnte meine Beruf mit einiger Sicherheit an den Nagel hängen, wenn mich nicht einige eurer Untergebenen schon vorher in Einzelteile zerlegen. Es steht euch natürlich frei, meine Warnungen zu ignorieren, aber in dem Fall sucht euch bitte einen anderen Heiler.“: erklärt der Heiler ruhig aber bestimmt. Zu Gulama sagt er anschließend: "Wartet noch mit dem Zerschneiden."  
Tue, Jun 4th 2024 09:56

Immer noch bewegt sich Mari, als wäre sie nur halb im Hier und Jetzt, aber sie geht zu Saya und hilft ihr beim Ausziehen. Die Worte des Heilers dringen aber zu ihr durch und sie schaut Saya erschreckt am. „Saya bitte das kannst du nicht riskieren! Wenn es so gefährlich ist mußt du ins Bett. Was gibt‘s Wichtigeres als deine Gesundheit? Nichts ist so eilig, daß es nicht warten kann bis du wieder gesund bist. Wegen mir brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich versprech‘ dir das ich nicht einmal in Lisinas Nähe komme.“ Dieser Namen kommt Mari wie einen Fluch von den Lippen. „Marigar und deine Jäger sind da, wenn es wirklich was geben sollte und ich kann auch helfen. Bitte Saya hör‘ auf den Heiler!“: sagt Mari eindringlich und wirf Marigar einen hilfesuchenden Blick zu.  
Tue, Jun 4th 2024 10:08   Edited on Tue, Jun 4th 2024 10:09

Marigar schaut Mari einen kurzen Moment in die Augen, dann sieht er zu Saya.   “Mari hat recht, es gibt keinen Grund, dass du jetzt noch deine Gesundheit riskierst. Wir brauchen dich gesund und munter, wir alle.”   Es folgt eine ganze Weile der Stille. Der Heiler sieht Saya an, Saya sieht den Heiler an. Wäre sie imstande gewesen, gerade zu stehen, sie hätte ihm gerade in die Augen schauen können, so jedoch ist sie gezwungen ihn von unten herauf anzustarren. Und doch wirkt ihr Blick keineswegs unterwürfig, nein, denn Saya kann böse schauen. Und im Moment schaut sie sogar sehr böse, so böse, dass der Heiler beinahe Angst haben muss, die Dargha würde im nächsten Moment auf ihn losgehen. Natürlich weiß er ganz genau, dass sie auch dazu kaum in der Lage sein wird.   “Mari, Gulama, mitkommen!” sagt sie schließlich, schleppt sich in die Richtung der Treppe und stapft langsam die Stufen hinauf. Sie ist nun wieder eine ganze Weile lang gestanden, und sie merkt, dass das Stehen ihrem Wohlbefinden in der Tat keineswegs zuträglich ist, insbesondere was die Schmerzintensität an den Rippen angeht. Sie geht nun also kommentarlos in ihr Schlafzimmer und zieht dort ihr Hemd endgültig aus.   Nun, bereits in Anbetracht der äußeren Symptome wird auch Mari und Gulama klar werden, dass der Heiler wohl die Wahrheit gesprochen hat. Die Schulter ist blau verfärbt und geschwollen, diese blaue Färbung setzt sich, mal mehr, mal weniger, über praktisch die gesamte rechte Seite fort, bis in den Hosenbund hinein, mit einem handtellergroßen dunkleren Fleck ungefähr da, wo die Rippen enden, wo darunter die Taille beginnt. Ein gut sichtbares Hämatom liegt, auf derselben Seite des Körpers auf der Vorderseite, ungefähr über der Leber.   “Also, dann seht zu, dass sich die scharfkantigen Rippen in andere Lungen bohren, aber nicht in die meine,” sagt sie dann zum Heiler und lehnt sich mit ihrem Hinterteil gegen ein Tischchen neben dem Bett.
Wed, Jun 5th 2024 06:14

Gulama geht zurück zum Tisch. Sie geht dabei nahe an Mari vorbei, streift mit ihrer Hand wie zufällig die ihrer Freundin und schaut ihr dabei in die Augen. Ihr ist wohl Maris prekärer Gemütszustand aufgefallen, und sie sieht ihr aufmunternd in die Augen.   “Das wird schon wieder,” sagt sie leise. “Der Heiler ist gut, der ist schon mit viel schlimmeren Verletzungen klar gekommen.”   Gulama weiß schließlich nichts von Lisina. Weder hat sie eine Ahnung, welche Rolle die blonde Frau in Maris Leben spielt, noch weiß sie, dass Saya sie als Gefangene mitgebracht hat und dass sie in diesem Moment, vielleicht noch bewusstlos, vielleicht auch nicht mehr, auf jeden Fall aber gut verschnürt in dem Kellerloch steckt. Kurz bleibt sie vor Mari stehen, ihren Blick in ihre Augen gerichtet, und sagt dann etwas lauter: “Darf ich Euch bitten, den Schnaps mitzunehmen?”   Sie legt sich also die Tücher um den Hals, nimmt erneut den heißen, schweren Topf. Dieses Mal liegen Gott sei dank die Tücher zwischen dem Topf und ihrem Bauch, so dass sie wohl schwer zu schleppen hat, aber sie wenigstens nicht riskiert, sich abermals den Bauch zu verbrennen.   Es ist Gulama ganz recht, wenn Saya recht langsam die Treppe hinaufsteigt. Sie selbst kann ebenfalls nicht schnell laufen, und sie hätte wiederum Angst, würde sie nicht Schritt halten können. Außerdem muss sie selbstverständlich auch aufpassen, dass sie das heiße Wasser nicht verschüttet. Sie kommt jedenfalls glücklich am oberen Ende der Treppe an und folgt Saya und dem Heiler in das Schlafzimmer. Als sie das Bett erblickt, geht ihr Blick unweigerlich zu Mari.    
Wed, Jun 5th 2024 08:27   Edited on Wed, Jun 5th 2024 08:29

[Heiler] „Legt euch bitte ins Bett, aber laßt euch von Gulama helfen.“: sagt der Heiler. Der Dunkelhaarigen nimmt er die Schnapsflasche aus der Hand, öffnet sie und schüttet sich etwas Schnaps in die hohle Hand. Bevor er die Flasche wegstellt, nimmt er noch einen Schluck, dann säubert er sich die Hände mit dem starken Schnaps. Er setzt sich zu Saya aufs Bett. „Es wird euch möglicherweise Schmerzen verursachen, wenn ich euch untersuche. Sagt es, wenn zu schlimm wird, dann gebe ich euch etwas.“ Den Schnitten in der Kopfhaut widmet er nur einen längern Blick, dann beginnt er zuerst die verletzte Schulter, denn die rechte Seite Sayas und schließlich die Lebergegend sehr gründlich abzutasten. Die Hände des Mannes sind erstaunlich sanft, nur hin und wieder faßt er gezielt fester zu und dann flammt der Schmerz auf. Schließlich sagt er zu Saya: „Gebt mir eure rechte Hand und bleibt ruhig liegen.“ Über ihrem Handgelenk tastet er nach dem Puls, dann schließt er die Augen.   Lange sitzt er so nur hin und wieder verändert sich der Druck der Finger auf dem Handgelenk. Schließlich öffnet er die Augen und sieht Saya an. „Es scheint das keine vitalen Organe verletzt sind. Die gebrochenen drei Rippen haben sich nicht verschoben und der Bruch ist glatt. Trotzdem keine Knochen in eurer Schulter gebrochen sind, gibt es keinen Grund zu jubeln. Die Schulterkapsel ist in jedem Fall eingerissen, ob Sehnen nur gezerrt oder gerissen sind, wird sich erst herausstellen. Ihr solltet euch aber mit dem Gedanken vertraut machen, daß auch nach der Heilung eure Schulter unter Umständen nicht mehr so beweglich sein wird, wie vor der Verletzung. Gerissene Sehnen heilen nicht. Außerdem solltet ihr mit dem Trinken aufhören oder zumindest eueren Konsum stark einschränken. Eure Leber ist vergrößert und wenn ihr weiter so trinkt, dann werdet ihr ernsthafte Probleme bekommen. Ich werde euch die Rippen bandagieren und die Schulter. Euer rechter Arm muß ruhig gestellt werden.   Wichtig ist, daß ihr euch sowenig wie möglich bewegt und wenn ich wenig sage, dann meine ich wenig. Nicht herumlaufen, nichts heben, keine heiße Liebesnacht und aufstehen nur mit Hilfe. Umso weniger ihr euch jetzt bewegt, desto schneller heilen eure Verletzungen. Weiters bekommt ihr von mir zwei verschieden Arzneien, die ihr einnehmen müßt. Keinen Alkohol oder nicht mehr als ein Glas Bier! Trinkt ihr mehr, werdet ihr euch anfangen zu übergeben. Wie sich das mit eurer Rippenverletzung anfühlt, könnt ihr euch, so glaube ich, recht gut vorstellen. Es ist zwar kein Muß, aber die Schnitte in der Kopfhaut sollten genäht werden. Für die Schwellungen könnt ihr euch kalte Kompressen auflegen lassen. Wenn ihr einverstanden seid, dann werden wir jetzt mit dem Bandagieren beginnen.“      
Wed, Jun 5th 2024 09:06

Kurz drückt Mari Gulamas Hand, als sie die Ihre wie zufällig streift. Gulamas Gegenwart und leiser Zuspruch machen es Mari leichter, die Gespenster der Vergangenheit, wenn schon nicht zu verjagen, doch zumindest zurückzudrängen. Sie nimmt die Schnapsflasche, als Saya sie zum Mitkommen auffordert und steigt hinter ihr die Treppen hoch. Als sie das Schlafzimmer betreten, treffen sich Gulamas und ihr Blick. Für einen Augenblick zeigt sich ein Lächeln auf Maris Gesicht. Dann beobachtet sie etwas mißtrauisch die Untersuchung durch den Heiler. Schließlich atmet sie auf. Sayas Zustand ist zum Glück nicht so schlecht, als sie insgeheim befürchtet hat. Der schwierigste Part bei der Behandlung würde mit Sicherheit der sein, Saya dazu zu bewegen im Bett zu bleiben oder zumindest nicht im Haus herumzulaufen. Langsam löst sich Mari wieder aus den Krallen ihrer Vergangenheit.  
Wed, Jun 5th 2024 09:38

Kaum hat der Heiler gesagt, Gulama solle Saya helfen, ist die Sklavin auch schon bei der Dargha. Sie muss sich jedoch nicht sonderlich anstrengen, denn Saya scheint für sich entschieden zu haben, die Hilfe nur am Rande zu benötigen. Und so legt sie sich mit einem leichten Stöhnen auf das Bett. Gulama schafft es kaum, ihren Arm um Sayas Schulter zu legen, und Sayas Hand, die auf Gulamas Hinterteil wandert, hat wohl auch anderes vor, als sich daran wirklich festzuhalten. Und so tritt Gulama danach zur Seite, schaut zu Mari. Während der gesamten Untersuchung bleibt ihr Blick auch bei ihr, und als sie die Erleichterung in Maris Gesicht bemerkt, legt sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen.   Saya hingegen lässt das ganze Abtasten ziemlich stoisch über sich ergehen. Ihr Blick ist trotzig auf einem unbestimmten Punkt an der Decke fixiert. Nur dann und wann, wenn der Heiler eben fester anfasst, verzieht sich ihr Gesicht leicht. Auch als er sie auffordert, ihm die rechte Hand zu geben und sie sie ihm also entgegenstreckt, ist der Schmerz auf dem Gesicht abzulesen. Erst als der Heiler dann sagt, es könnten Schäden an der Schulter zurückbleiben, sieht sie ihn etwas bestürzt an. Diese Bestürzung in ihrem Blick dauert jedoch nicht lange, denn dann kommen all die Ermahnungen, die ihren Blick wieder an die Decke wandern lassen, die Augen sich verdrehen. Alles in allem kann Mari, so sie denn diese ganze Mimik überhaupt mitkriegt, sich spätestens jetzt wohl sicher sein, dass sie all ihre Energie wird aufbringen müssen, um Saya wenigstens ansatzweise die vom Heiler vorgegebenen Regeln befolgen zu lassen.   “Näht, bindet, tut was nötig ist, dass ich so bald wie möglich wieder aus diesem Scheiß-Bett herauskomme,” sagt sie schließlich. “Wie ich bereits sagte, ich habe keine Zeit für all diesen Scheiß, also seht zu, dass es wenigstens nicht allzu lange dauert.”  
Fri, Jun 7th 2024 09:42   Edited on Fri, Jun 7th 2024 10:24

[Heiler] „Dargha, ihr könnt allen hier befehlen, aber ihr könnt nicht eurem Körper befehlen, daß er schneller heilt. Ob es euch nun paßt oder nicht, ihr werdet euch die Zeit nehmen müssen.“: sagt der Heiler ruhig. Er wirft einen schnellen Blick auf Mari, ist sich aber nicht sicher, was es mit der schlanken Frau auf sich hat. Jägerin scheint sie trotz der Waffe, die sie trägt, zwar keine zu sein, aber ihr vertrauter Umgang mit der Dargha läßt ihn vermuten, daß sie hier eine besondere Rolle spielt. So hält er sicherheitshalber an Gulama, die er kennt. „Ich brauche einen Becher und etwas Wasser.“: sagt er und kramt aus seinem Beutel einen Tiegel und ein Tonfläschchen heraus. Als ihm Gulama den Becher reicht, läßt eine mindestens zwanzig Tropfen einer bräunlichen Tinktur in das Wasser laufen. Mit einer kleinen Spachtel rührt er eine kleine Menge der dunklen Paste aus dem Tiegel in die Lösung und reicht den Becher Saya. „Trinkt, das wird euch die Schmerzen nehmen und euch entspannen.“ Dann wendet er sich wieder an Gulama. „Jetzt sieh mir genau zu. Wenn sich der Verband löst, mußt du ihn neu anlegen. Du mußt unbedingt darauf achten, daß er nicht zu fest, aber auch nicht zu locker sitzt.“  
Fri, Jun 7th 2024 09:43

Als Saya Mari anlächelt beugt sie sich zu ihr haucht ihr vorsichtig voll Zärtlichkeit und liebevoll einen Kuß auf die Wange. Sie auf den zerschlagenen Mund zu küßen traut sie sich noch nicht, denn sie hat Angst Saya zusätzliche Schmerzen zu bereiten. „Hab ein bißchen Geduld, Liebste, du wirst bald wieder auf den Beinen sein.“: sagt sie und läßt dann Saya ihre Medizin trinken. Als der Heiler Gulama zeigen will, wie sie Saya verbinden muß, wenn es notwendig sein sollte, sagt sie zu Gulama mit einem Lächeln. „Laß nur, ich mach‘ das schon.“ An den Heiler gewandt sagt sie dann: „Ist nicht das erste Mal, daß ich jemand verbinde, trotzdem zeigt mir ganz genau was ich machen muß. Ich will auf gar keinen Fall einen Fehler machen.“  
Sat, Jun 8th 2024 06:20   Edited on Sat, Jun 8th 2024 06:21

Als Mari Saya plötzlich einen Kuss auf die Wange haucht, geht Sayas Hand kurz zu der ihren und drückt sie. Dann nimmt Saya den Becher, riecht daran und rümpft die Nase.   “Woll Ihr mich vergiften?” fragt sie den Heiler empört. “Das riecht ja schlimmer als Dünnpfiff mit verfaultem Fleisch!”   Da ihr jedoch im nächsten Moment ein Stich an den Rippen doch wieder in den Sinn ruft, dass etwas gegen die Schmerzen doch nicht eine schlechte Idee wäre, trinkt sie das Gebräu trotzdem, nicht ohne freilich dabei ordentlich das Gesicht in angewiderter Art und Weise zu verziehen.   “Aber, Heiler,” fügt sie dann hinzu, “bevor ihr mir noch weitere solcher Köstlichkeiten verabreicht und ich vor Ekel sterbe: Könnt Ihr Euch danach noch Lisina ansehen? Sie braucht nichts gegen die Schmerzen, allerdings sollte sie nicht krepieren, und sie sollte insofern gesund werden, als dass sie ordentlich arbeiten kann.”   Sie wendet sich an Gulama: “Hol Condir, er wird den Heiler danach zu der Rattenschlampe führen.”   Dann schaut sie Mari und den Heiler wieder an, bereit die Prozedur des Bindens und Nähens über sich ergehen zu lassen. Gulama verlässt inzwischen den Raum auf der Suche nach dem Rottenführer.  
Sat, Jun 8th 2024 06:08   Edited on Sat, Jun 8th 2024 06:09

[Heiler] „Es riecht übler als es schmeckt und ich garantiere euch, daß ihr euch bald besser fühlen werdet.“ : sagt der Heiler und nickt als Saya den Wunsch äußert auch eine andere Patientin zu behandeln. „Wie ihr wünscht, Dargha, aber das muß ich euch extra in Rechnung stellen.“ Dann beginnt er die Schulter und rechte Seite Sayas vorsichtig mit einer scharf würzig riechenden Salbe zu bestreichen. „Jetzt atmet bitte aus und haltet den Atem.“: ersucht der Heiler, beginnt mit der Bandage des Rippenbruchs und erklärt Mari genau, wie sie es machen muß. Als Saya wieder einatmet, kann sie spüren, daß die Bandage zwar eng ist, ihr aber Halt gibt und der Schmerz nicht mehr so heftig ist. Die Schulter zu bandagieren und ihren Arm so zu fixieren, daß er nicht auf die gebrochenen Rippen drückt, ist eine längere Prozedur, auch deswegen, weil der Heiler, Mari genaue Anweisungen gibt, was sie beachten muß. Schließlich verknotet der Heiler die losen Enden der Bandagen. Sayas rechter Arm liegt eng am Körper an und sie kann nur ihre Finger bewegen. „Morgen könnt ihr die Haltebandagen abnehmen, aber nur diese und es genügt, den Arm in der Schlinge zu tragen.“: erklärt er Mari und wendet sich an Saya. „Wie soll ich euch die Kopfwunden nähen?“: erkundigt sich der Heiler. „Wollt ihr eine schöne Naht die nur kleine Narben hinterläßt oder eine Gewöhnliche. Die schöne Naht dauert länger und da ich öfters stechen muß schmerzt sie auch mehr.“: fragend sieht er Saya an.  
Sat, Jun 8th 2024 06:19

Mitfühlend schaut sie Mari an und erwidert den sanften Druck von Sayas Hand. Bei der Erwähnung Lisinas fällt ein Schatten über ihr Gesicht und für einen Moment glitzert es bedrohlich in Maris dunklen Augen, aber sie beherrscht sich und sagt kein Wort dazu. Dann konzentriert sie sich ganz auf den Heiler. Sie verfolgt jeden seiner Handgriffe mit Argusaugen und fragt hin und wieder auch nach, wenn ihr etwas unklar erscheint. Sie prüft den Sitz der Rippenbandage um ein Gefühl für die notwendige Spannung zu bekommen. Als der Heiler sich wieder an Saya wendet, schaut sie auch Mari wieder liebevoll an. Die Freude darüber, daß Saya doch relativ klimpflich davon gekommen ist, kann man ihr ansehen.  
Sun, Jun 9th 2024 06:50

“Wenn ich hässliche Narben wollte, bräuchte ich mich überhaupt nicht nähen lassen,” antwortet Saya lapidar. “Und für die Dreckschlampe unten im Keller, schreibt nur auf, was Ihr aufzuschreiben habt. Bedenkt bei dem Ganzen halt ganz am Rande, dass bislang nur mehr Gulama und Ihr am Leben seid von dem ganzen Pack, das mit Stafan zu tun hatte. Gulama lebt noch, weil sie hübsch ist, weil sie geile Titten und einen süßen Arsch hat. Mit Verlaub, aber Ihr seid es nicht. Es liegt also ganz in Eurem Ermessen, ob Ihr nun zu einem Vorzugspreis auch für mich und meine Männer ein guter Heiler sein wollt, oder ob Ihr irgendwann an einem Balken hängen wollt, so wie es Stafans Männer, der Vorbesitzer dieses Hauses, sein Sohn und dessen Fickkumpanen getan haben.”   Sie sieht den Heiler mit kühlem Blick an - wenn auch jegliche Mimik in Sayas verquollenem, verfärbten und blutverkrustetem Gesicht heute weit weniger ausdrucksstark erscheint. Sie scheint keine Antwort zu erwarten. Sie wendet nämlich alsbald ihren Blick wieder ab und lässt den Heiler und Mari nun wieder mit geradezu stoischem Gesichtsausdruck ihre Arbeit verrichten. Manchmal zuckt es wohl in ihrem Gesicht sind doch die Nerven an den lädierten Stellen durch den durchgehenden Schmerz der vergangenen Nacht ziemlich gereizt, doch langsam setzt wohl die Wirkung dieses Gebräus ein. Der Schmerz wird weniger, und je weniger Saya spürt, desto mehr wird erkennt sie, wie müde sie eigentlich ist.  
Sun, Jun 9th 2024 09:00   Edited on Sun, Jun 9th 2024 09:03

[Heiler] „Ich hatte nur etwas mit Stafan zu tun, weil ich dazu gezwungen wurde und bedroht zu werden ist nichts Neues für mich. Ich werde euch den gleichen Tarif berechnen, wie jedem anderen Patienten auch.“: sagt der Heiler. „Wenn ihr mich als Hausheiler für euren ganzen Haushalt beschäftigen wollt, dann können wir gern über Sonderpreise diskutieren. Falls ihr aber der Auffassung seid, daß ich euch mit in Rechnung gestellten aber nicht erbrachten Leistungen bescheißen will, dann schlage ich vor, daß ihr euch einen anderen Heiler sucht, dem ihr mehr vertraut als mir.“ Ungerührt erwidert der Heiler den Blick der Dargha, bevor er sich abwendet, Nadel und Faden in eine Schale legt und mit Schnaps übergießt, bevor er die Schnitte in der Kopfhaut säubert und sich an die Arbeit macht. Es dauert seine Zeit, da er seine Stiche sehr eng und genau setzt. Als er den letzten Knoten fest zieht und den Faden durchtrennt, beginnt er seine Utensilien ein. In der Zwischenzeit hat sich die Wirkung des Trankes entfaltet. Saya hat praktisch keine Schmerzen mehr und eine wohlige, heitere Mattigkeit umfängt sie. Es ist ihr so als würde sie auf einer weichen Wolke schweben und langsam fallen ihr die Augen zu.      
Sun, Jun 9th 2024 09:27

“Sollte ich zur Auffassung kommen, dass Ihr mich bescheißt, dann werde ich mir wohl oder übel einen neuen Heiler suchen müssen, weil es den alten nicht mehr geben wird,” antwortet Saya kühl, während der Heiler sich an ihrer Kopfhaut zu schaffen macht. An der Betonung, die sie den Worten gibt, kann man die Wirkung des Schmerzmittels schon erkennen. Saya spricht von Natur aus ein recht dreckiges Pela, eine Mischung aus dem Dialekt des Südwestens des ehemaligen Kaiserreiches, wo Konsonanten gerne verschluckt oder wenigstens äußerst dürftig betont werden, und eben den Slang der untersten Schichten Pelorns mit seinen äußerst offenen Vokalen. Nun jedoch wirkt ihre Zunge auch noch müde, und es klingt beinahe so, als würde sie mit vollem Mund reden. Und so verwundert es nicht, dass sie während der weiteren Prozedur kein Wort mehr von sich gibt.
Sun, Jun 9th 2024 09:38

In diesem Moment kommt Gulama mit Condir in das Zimmer zurück. Der Hüne geht hinter der zierlichen Sklavin her, und sein Gesichtsausdruck verspricht wenig Gutes. Und so rennt Gulama gerade zu vor ihm her, postiert sich in unmittelbarer Nähe zu Mari, während Condir stehen bleibt, kaum dass er den Raum betreten hat. Sein Blick geht zu Saya, und sein Gesicht versteinert sich. Die straffe Bandagierung des Oberkörpers verdeckt wohl die Verfärbungen desselben, sieht jedoch nicht sehr viel beruhigender aus. Und das Gesicht schaut freilich viel schlimmer aus, als es eigentlich ist. Dazu kommt der Heiler, der an Sayas Kopf herumnäht, während die Patientin reichlich apathisch einfach nur geradeaus schaut. Dass dies weniger mit körperlichen Gebrechen oder ihrem Gemütszustand zu tun hat als eben einfach mit der Wirkung des Schmerzmittels, das kann der Rottenführer ja nicht wissen.   “Mein Mädel,” murmelt er nur und schüttelt mit finsterem Blick den Kopf. Er schaut kurz zu Mari und fügt dann lauter hinzu: “Ihr habt mich rufen lassen…”   Saya sitzt immer noch einfach nur da und sagt kein Wort.
Mon, Jun 10th 2024 10:29   Edited on Mon, Jun 10th 2024 10:33

Zwei, drei Schritte macht Mari auf Condir zu und stellt sich somit wie zufällig zwischen Gulama und den Riesen. Sie schaut zu ihm hoch und sagt: „Afyra sei Dank, es schaut schlimmer aus, als es ist.“ Sie schildert Condir kurz, was der Heiler über Sayas Zustand gesagt hat. „Sie hat eine Medizin gegen die Schmerzen bekommen, die fängt jetzt wohl an zu wirken.“: erklärt sie. Sie wartet noch eine kleine Weile, ob Saya etwas sagt, dann wendet sie sich wieder an den Riesen. „Saya hat gesagt, daß sich der Heiler auch um das Dreckstück Lisina kümmern, ihr aber nichts gegen die Schmerzen geben soll. Sie hat gesagt, du sollst den Heiler zu ihr bringen. Ich darf nicht zu ihr.“ Für einen Moment senkt Mari den Kopf, dann schaut sie Condir wieder an. „Wenn sie wach ist, dann mach dich auf was gefaßt. Die Nutte wird in jedem Fall was versuchen. Wenn sich dich auch nur beißen kann, dann wir sie es tun. Dreh‘ ihr nicht den Rücken zu und unterschätz‘ sie nicht. Die ist hart im Nehmen und bösartig wie ein gereizter Rißwolf.“ Maris Gesicht ist eine Maske der Abscheu als sie von Lisina spricht und in ihren Augen glitzert Haß. Sie deutet mit dem Kopf auf die verletzte Saya. "Das hat ihr Lisina angetan."  
Mon, Jun 10th 2024 11:32

[Ratten/Orles] Um die Mittagsstunde kommt ein Mann mittleren Alters durch das offene Tor in den Hof des Hauses in dem nun die Dargha residiert. In seinem Haar und seinem Bart zeigt sich schon das erste Grau, aber er bewegt sich mit der Selbstsicherheit eines erfahrenen Kömpfers. Er wendet sich an den ersten Jäger, der ihm über den Weg läuft. „Die Zwillinge mit euch! Ich Orles Tesker und bin, wie mit eurer Dargha vereinbart, hier um mit Marissa Kiroval zu sprechen.“ : sagt er ruhig.      
Mon, Jun 10th 2024 02:09

“Mädel, glaube mir, auch der gute alte Condir ist hart im Nehmen,” antwortet Condir mit einem beruhigenden Lächeln. “Aber danke für die Warnung, ich werde mir zur Sicherheit wohl doch noch zwei Männer mitnehmen. Wenn Saya ihr schon einen Heiler schickt, ist sie wohl wirklich daran interessiert, dass diese Drecksvotze überlebt. Und es ist eines, einen Kampf zu gewinnen, es ist etwas anderes, einen Kampf zu gewinnen, ohne dass der Gegner den Löffel abgibt.”   Er schaut dann wieder zu Saya.   “Und du sagst, das ist wirklich nur das Schmerzmittel?” fragt er mit Sorge in der Stimme. “Ich will ja nicht die Schatten herbeirufen, aber ich habe schon erlebt, dass jemand mit vermöbelter Visage nach Hause gekommen ist, drein geschaut hat, als hätte er zwei Flaschen Schnaps auf Ex getrunken, und zwei Tage drauf war er dann tot. Ich sag dir Mari, wenn das passiert… ich weiß, das Miststück muss deinetwegen überleben, aber wenn das passiert, halt mich von ihr fern, denn dann, ich sag dir, dann werden die Arschlöcher in Thornhoff-Residenz ihre Schreie hören bevor sie ins Reich der Schatten fährt.”
Mon, Jun 10th 2024 02:58

Beim ersten der Jäger, den Orles anspricht, hat er wenig Glück. Es ist einer der Männer Condirs, und die sind in die Details der Abmachung wenig eingeweiht. Und so sieht er Orles nur an, als ob er reinstes Karisch sprechen würde. Orles muss jedoch nicht lange weitersuchen, denn in diesem Moment kommt Marigar dahergelaufen. Orles wird sich vielleicht noch an den Jäger erinnern können, ist er doch derjenige, der recht auffällig mit Mari aneinandergekracht ist. Er bleibt stehen, als er Orles erkennt.   “Mari ist mit Saya im Schlafzimmer,” sagt er zu Orles. “Ich werde gleich nachfragen.”   Dann wendet er sich zu dem einen Jäger und sagt zu ihm: “Ich bin sobald wie möglich zurück, bis dahin, lass ihn nicht aus den Augen, sei aber freundlich zu ihm.”   Und so verschwindet Marigar auch schon auf der Treppe, die in das Speisezimmer führt, geht danach die nächste Treppe nach oben und erscheint also hinter Condir im Schlafzimmer.   “Mari,” wendet auch er sich an die Angesprochene, ohne sich darum zu kümmern, was sie wohl mit Condir gerade besprochen hat, “unten steht Orles. Er sagt, er hätte mit Saya eine Abmachung, dass er dich sprechen dürfe.”
Mon, Jun 10th 2024 04:29   Edited on Mon, Jun 10th 2024 09:50

„Dieses Drecksstück muß unbedingt überleben, Condir. Nicht wegen ihres Vaters oder wegen meiner Sicherheit, die hat eine Rechnung offen bei mir und sie wird zahlen und wie sie zahlen wird!“: sagt Mari und wieder ist der Haß in ihrer Stimme unüberhörbar, aber dann fängt sie sich wieder und nickt. „Ja, vorher hat sie ganz normal gesprochen und war voll da. Ich glaub‘ deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“ Aber als Condir seine Drohung ausstößt, glitzert es wieder böse in ihren Augen. „Ich werd‘ dich nicht aufhalten! Ich werde dir helfen! Dieses Stück Scheiße hat meinen Vater und meinen Bruder umgebracht und mein Leben versaut. Für jeden Tag da draußen auf den Ruinenfeldern wird sie zahlen! Das schwör‘ ich bei Afyras Schatten.“ : faucht Mari. Bevor sie noch etwas sagen kann, öffnet sich die Türe und Marigar kommt herein. Mari dreht sich zu ihm um, nimmt sich zusammen und sagt: „Danke! Ja, er hat es mit Saya ausgemacht, ich komm‘ gleich.“ Dann wendet sie sich Gulama zu und geht zu ihr. Sie nimmt Gulamas Rechte in die Ihre und für einen Moment sieht sie ihr tief in die Augen. „Du paß‘ mir bitte auf Saya auf. Bleib bei ihr und wenn irgendwas passieren sollte, dann laß‘ mich holen.“: sagt sie saft und streicht der blonden Sklavin über die Wange. Sie schaut nochmals nach Saya, beugt sich zu ihr und sagt: „Gulama wird auf dich aufpassen. Orles ist da, ich geh‘ und rede mit ihm.“ Lächelnd fährt sie ihr übers Haar.
Mon, Jun 10th 2024 09:27

Condir schaut Mari tief in die Augen, während er eine Hand auf ihre Schulter legt.   “Mädel,” sagt er zu ihr, “ich beginne immer mehr zu verstehen, was Saya an dir findet. Meine Fresse, du hast wohl mehr auf dem Kasten wie die meisten, die hier voller Tätowierungen rumlaufen. Aber eines kannst du dir sicher sein: Dass das Dreckstück bezahlt, das ist so sicher wie die Richtung des Wassers, das den Olifern hinunterrinnt. Und ich denke da nicht einmal so sehr an Saya und ihrer Rache an dem Miststück. Ich denke da vielmehr an Marigar, ich denke da an mich selbst. Vielleicht findest du uns ziemlich verschieden, vielleicht sagst du, dass Marigar ein schöner Junge ist und der gute alte Condir abstoßend hässlich, aber in einem sind wir uns gleich: Für unser Mädel würden wir beide alles machen. Und wer unserem Mädel schadet, der schadet uns, und der wird bezahlen, der wird doppelt bezahlen, der wird dreifach bezahlen. Und wenn du die Rache willst, wenn Marigar sie will, wenn ich sie will, dann wird sie auch Saya wollen.”
Mon, Jun 10th 2024 09:35

“Glaub mir, Condir, die gute Mari hasst mich von ganzen Herzen,” wirft Condir ein, der natürlich die kurze Rede mitgekriegt hat. Dann schaut er zu Mari. “Ich weiß nicht, ob du es glaubst, aber ich würde ebenso wie Condir durch jedes Feuer gehen für unsere Dargha. Ich weiß, du hältst mich für einen hirnlosen Idioten, der alles am gestrigen Abend verbockt hat. Aber glaub mir, es ist nicht alles so wie es scheint. Aber wir sollten jetzt wirklich nach unten gehen. Nur eines noch, Mari: Ist dieses Gespräch sicher? Soll ich bei dir bleiben, während du mit dieser Ratte sprichst? Ich kann auch hier auf dich warten, wenn du irgendeine Gefahr witterst, rennst du hier herauf und ich mache der Ratte den Garaus. Sag mir nur, wie du es haben willst - ich glaube nämlich, wenn dir jetzt noch etwas passiert, dann werde ich wirklich als der hirnlose Idiot dastehen, für den du mich hältst.”
Tue, Jun 11th 2024 02:22   Edited on Tue, Jun 11th 2024 02:23

Mari dreht sich um als ihr Condir die Hand auf die Schulter legt und erwidert seinen Blick. „Ich bin nichts Besonderes. Ich wollt‘ nur am Leben bleiben, das ist alles. Saya hat gesagt, daß sie ein Geschenk für mich hat. Ich hab‘s im ersten Augenblick gar nicht mitbekommen vor lauter Sorge. Dann hat es bei mir ausgesetzt und ich hätt‘ Lisina fast umgebracht. Aber ich hab‘ mir gesagt, so billig kommst du mir nicht davon, du Stück Scheiße. Ich will, das sie lebt! Ich will das sie jeden Abend weiß, das der nächste Tag noch schlimmer wird als der Vergangene. Ich will, daß sie sich bei jedem lauten Geräusch und vor einem Schatten an der Wand anpißt vor Angst. Jede Minute soll sie Angst haben und leiden! Ich will daß sie die gleichen Narben mit sich herumschleppt wie ich! Das will ich Condir!“ Mari hat Tränen in den Augen vor Wut und ihre Stimme ist rau.   Dann dreht sie sich zu Marigar um. „Ich haß‘ dich doch nicht.“: sagt sie leise. „Aber als ich verstanden hab‘ das es Lisina ist, da ist alles hochgekommen. Es hat mir meine ganze Kraft gekostet, sie nicht umzubringen, die Angst um Saya und dann fährst du mich an. Da hab‘ ich rotgesehen und dich angebrüllt. Ich hab’s nicht so gemeint.“ Dann schaut sie Marigar direkt an. „Daß es Schwachsinn war, Saya allein die Ratten anzugreifen zu lassen das kannst du nicht abstreiten. Aber im Nachhinein weiß man’s immer besser und es hat mich geärgert, daß du mit mir geredet hast wie mit einer Fünfjährigen! Ich bin vielleicht nicht so gut wie du, aber ich bin auch keine Schnepfe, die von nichts eine Ahnung hat.“ Dann nickt sie, als Marigar drängt hinunterzugehen. „Ich kenne Orles von früher. Er war immer ein Mann, der zu seinem Wort gestanden hat. Seine Bedingung war, daß ich allein mit ihm rede. Außerdem hab‘ ich immer noch den da.“ Sie klopft mit der Hand auf den Dolch an ihrem Gürtel. „Aber bleib‘ in der Nähe, Marigar. Wenn wirklich was sein sollte, dann ruf‘ ich oder zieh‘ Leine. In Ordnung?“  
Tue, Jun 11th 2024 03:40   Edited on Tue, Jun 11th 2024 03:55

“Ein Messer zu zücken, ohne nachzudenken, kann sehr gefährlich werden,” antwortet Marigar ruhig. “Vielleicht war ich etwas harsch, aber ich habe dich auf Lisina losstürmen sehen, ich habe Saya aufschreien hören und gesehen, wie sie sich am Boden vor Schmerz gekrümmt hat. Und was den Abend vorher betrifft, sprich einmal mit Saya darüber.”   Marigar begleitet nun Mari hinunter in das Esszimmer. Er rückt ihr einen Stuhl zurecht, gerade vor der Treppe, die nach oben führt.   “Setz dich hier hin,” sagt er zu Mari. “Wenn irgendetwas ist, ich bin oben bei Saya. Lauf einfach nach oben und schrei so laut du kannst. Ich werde den Männern unten auftragen, hochzukommen, wenn sie dich hören. Und inzwischen werden wir beide diese Ratte schon in Schach halten.”   Er geht dann nach unten und holt Orles. Als sie im Speisesaal ankommen, tastet Marigar den Mann auf Waffen ab. Er wird nicht fündig. Also stellt er ihm einen Stuhl zurecht, Mari gegenüber. Der Tisch ist breit genug, dass er, auch wenn er bewaffnet wäre, nicht einfach Mari erreichen kann. Er müsste also entweder über den Tisch klettern oder rundherum laufen. Dieser Umstand stellt für Marigar wohl für das erste Schutz genug dar.   “So,” sagt er schließlich, “ich lass euch jetzt alleine. Wenn ihr etwas braucht, ruft einfach. Wenn ihr etwas zu trinken wollt, so schicke ich euch das Blondchen.”   Marigar schaut noch einmal von Orles zu Mari, und, sofern sie nichts mehr wünschen, wird er sich wie versprochen in das Zimmer der Dargha zurückziehen.   ------------------------   Condir schaut Mari einfach nur an, dann schlingt er seine mächtigen Arme um ihre Schultern und drückt sie an sich.   “Du wirst deine Rache haben, Mädel, du wirst sie haben. Wenn du willst, und der Heiler es zulässt, hänge ich sie dir danach an den Balken. Aber frag mir vorher die Dargha. Es ist ihre Gefangene, ihre Sklavin, oder was auch immer.”   Er lässt Mari wieder los, schaut ihr hinterher, als sie mit Marigar den Raum verlässt. Dann wendet er sich an den Heiler.   “Sagt, wenn Ihr bereit seid,” sagt er. “Ich werde Euch zu dem Miststück bringen.”  
Wed, Jun 12th 2024 03:44   Edited on Wed, Jun 12th 2024 04:16

Mari dankt Marigar und setzt sich auf den Stuhl, den er für sie zurecht gerückt hat. Nicht unfreundlich begrüßt sie den Arendai als er, nachdem er von Marigar duchsucht worden ist, am Tisch Platz nimmt. „Nein danke, ich komm schon zurecht. Ich weiß wo die Getränke sind. Gulama soll bei Saya bleiben, für den Fall das sie etwas braucht.“ Erst als Marigar die Türe von außen geschlossen hat, beginnt Orles zu sprechen.“  
Wed, Jun 12th 2024 04:45

[Heiler] Die Gesprächsthemen der Anwesenden lassen den Heiler sich zusehens unbehaglicher fühlen. So bestätigt er eilig Maris Worte. „Es handelt sich in der Tat um eine Nebenwirkung der Drogenkombination, die diesen abwesenden Ausdruck hervorruft. Der Trank nimmt nicht nur die Schmerzen, er beruhigt und macht schläfrig. Fast alle schmerzstillenden Drogen haben auch einen berauschenden Effekt.“: erklärt der Heiler dem bärtigen Riesen, dann reicht er Gulama ein Fläschchen aus seinem Beutel. „Gebt der Dargha am Abend zwanzig Tropfen davon auf ein Glas Wasser zu trinken. Sollten die Schmerzen nicht nachlassen, nochmals zehn Tropfen, aber nicht mehr und auf gar keinen Fall Alkohol!“: sagt der Heiler eindringlich. „Ich komme morgen früh und seh mir die Dargha an. Sollten sich während der Nacht irgendwelche Komplikationen ergeben, holt mich sofort!“ Dann atmet der Heiler tief durch und wendet sich Condir zu. „Ja, für den Augenblick bin ich fertig hier. Wir können also gehen, wenn ihr wollt.“  
Wed, Jun 12th 2024 08:02

Condir nickt. Er sagt nicht viel, einzig, als sie den Raum verlassen, ruft er ganz laut: “Mari, wir müssen jetzt kurz durch das Esszimmer durch!”   Sie gehen also die Treppe nach unten in besagten Raum, wo Mari und Orles am Tisch sitzen. Condir grüßt mit einem Kopfnicken, dann geht es auch schon die nächste Treppe nach unten. In der Einfahrt stehen nun eine ganze Menge Jäger herum, auf zehn Stück wird sie der Heiler auf jeden Fall schätzen. Alle sehen nun Condir fragend an, alle scheint wohl zu interessieren, wie es mit ihrer Dargha nun überhaupt aussieht. Seine Antwort ist ziemlich kurz, und diese kurze Antwort, die ihnen eigentlich nur mitteilt, dass Saya wohl wieder gesund werden würde, scheint die Männer vollends zu befriedigen. Er winkt nun zwei der Männer und sie gehen zu einer Tür auf der linken Seite. Es ist, wie sämtliche Türen in dieser Durchfahrt, aus massivem, eisenbeschlagenen Holz gezimmert. Condir zieht einen großen Schlüssel aus der Tasche und sperrt auf.