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Fri, Apr 12th 2024 12:21   Edited on Thu, May 30th 2024 05:56

[Tag 14, sehr früh am Morgen]

Leif stand auf dem Deck der Seewind und spürte den leichten Wind, der durch sein Haar strich. Die beiden Monde von Pelorn, einer im zunehmenden Viertel und der andere im abnehmenden Viertel, leuchteten noch hell am klaren Nachthimmel, und ihr sanftes Licht spiegelte sich im ruhigen Wasser wider. Ein gutes Omen, dachte er.   Als das Schiff schließlich in den frühen Morgenstunden auslief, konnte Leif die Anspannung unter der erfahrenen Mannschaft spüren. Sie waren sich bewusst, dass der neue Kapitän nicht über die Erfahrung von Leif verfügte und auch die Seewind nicht kannte, aber sie waren entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. Die Segel wurden gehisst, und die Seewind glitt elegant durch das Wasser, während sie langsam vom Hafen entfernte.   Doch schon bald wurde deutlich, dass der Kapitän die Gezeitenströmungen nicht richtig berücksichtigt hatte. Die Mannschaft wurde nervös, als das Schiff bedrohlich nahe an den gefährlichen Brechsteinen vorbeifuhr. Es sah aus, als würden sie jeden Moment zerschellen, aber dann kamen kurze, klare Anweisungen von Leif, und die erfahrenen Hände der Besatzung hielten das Schiff auf Kurs. Mit knapper Not schafften sie es, den gefährlichen Abschnitt zu passieren.   Die Stunden vergingen langsam, und die Männer an Bord wurden zunehmend frustriert, als sich der Fischfang als mager erwies. Die Stimmung war gedrückt, als die Seewind schließlich zum Hafen zurückkehrte. Die Mannschaft war erleichtert, dass sie es trotz der Unfähigkeit ihres Kapitäns sicher zurück geschafft hatten.   Leif konnte nicht länger schweigen, als er den Kapitän zur Rede stellte. Seine Wut brodelte, als er jeden Fehler und jede Nachlässigkeit des Kapitäns anprangerte.   "Verdammt nochmal, Kapitän! Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Hast du überhaupt nachgedacht, bevor du das Steuer übernommen hast? Deine Unfähigkeit, die verdammten Gezeitenströmungen zu beachten, hätte uns beinahe alle ins Verderben gestürzt! Ich habe das Gefühl, ich bin der Einzige hier, der überhaupt eine Ahnung hat, wie man dieses verfluchte Schiff sicher durch die Gewässer steuert! Und was ist mit dem verdammten Fischfang? Du hast uns direkt ins Nichts geführt, Mann! Kein Wunder, dass wir kaum etwas gefangen haben – deine lächerliche Planung hätte nicht mal einen verdammten Sardinenhaufen aufgespürt! Und dann diese verdammte Fahrweise! Hättest du den Hafenmauern überhaupt ausweichen können? Es war ein Wunder, dass wir nicht alle als Wrack auf den Brechsteinen gelandet sind! Und sicherheitsbewusst? Vergiss es! Du hast uns alle mit deiner verdammten Fahrlässigkeit in Lebensgefahr gebracht! Und die Kommunikation? Du warst nicht mal in der Lage, klare Befehle zu geben! Es war an mir und ein paar anderen, deine verdammte Arbeit zu erledigen! Das reicht mir, Kapitän! Ich werde sicherstellen, dass du von hier verschwindest, bevor du uns alle in den Abgrund reißt!"   Die anderen Männer nickten zustimmend, während Leif dem Kapitän unerbittlich ins Gewissen redete.   Nachdem die Ladung endlich ausgeladen war, machte sich Leif auf den Weg zum Arsenalverwalter. Er wollte sich über die Inkompetenz des Kapitäns beschweren und sicherstellen, dass solch ein Fehler nicht wieder vorkommen würde. Die Hoffnung auf einen besseren Fischfang und eine reibungslosere Fahrt trieb ihn an.
Fri, Apr 19th 2024 06:37   Edited on Fri, Apr 19th 2024 06:38

[Hafenverwaltung - Sekretär des Verwalters] Wie üblich um diese Tageszeit, befindet sich vor den Büros der Hafenverwaltung lange Schlange. Leif wird sich also die Zeit nehmen müssen, sich geduldig anzustellen, bis er endlich an die Reihe kommt. Er kennt inzwischen die Räumlichkeiten, die Zeichen längst vergangener Pracht. Doch wollen die aufgehängten Wappen, die peinliche Ordnung auf dem Schreibtisch des Sekretärs doch Eindruck schinden, die Macht und Möglichkeiten des Hauses Thornhoff vermitteln. Nun ist der alte Hafenverwalter selbst ja vor einiger Zeit recht unrühmlich aus dem Amt geschieden, und Leif Thorbenson kennt den neuen Verwalter noch nicht. Doch nun kommt er doch zu einem alten Bekannten, ist der Sekretär doch noch immer derselbe geblieben: ein hagerer Mittfünfziger mit stark angegrautem Haar, eingefallenem Gesicht, fahler Gesichtsfarbe, doch dunklen, wachen Augen. Als er Leif erblickt, verdreht er zunächst die Augen.   “Thorbenson,” grüßt er ihn ohne jegliche Freundlichkeit, “Ihr schon wieder. Was ist es denn dieses Mal? Aber lasst mich raten, Ihr mögt es mir gar nicht mitteilen, sondern beim Hafenverwalter einen Termin abmachen, um Euer anliegen mit dem Baron persönlich zu besprechen. Habe ich nicht recht?”  
Leif unterdrückt einen Seufzer der Frustration, als er den Sekretär betrachtet, der offensichtlich ihn einfach nur verarschen will. Sein Entschluss, die Höflichkeit aufrechtzuerhalten, wird auf eine harte Probe gestellt, als er den spöttischen Ton des Mannes wahrnimmt.   "Ich bin nicht hier, um einen Termin zu vereinbaren, und es ist bedauerlich, dass Ihr so wenig Interesse daran zeigt, meine tatsächlichen Anliegen zu erfahren." Seine Stimme bleibt ruhig, aber ein Hauch von Entschlossenheit schwingt mit, als er fortfährt: "Es ist offensichtlich, dass Ihr mich hier verarschen wollt, aber ich bin nicht hier, um Spielchen zu spielen. Ich möchte lediglich ein paar Schäden an meinem Boot melden und darum bitten, die notwendigen Materialien zu erhalten, um es zu reparieren."   Er beschreibt mit Händen und Füßen einige der Schäden, die seine Seewind durch die Aktionen des neuen Kapitäns erlitten hat. "Das Deck weist einige tiefe Kratzer auf, verursacht durch die starken Gezeitenströmungen heute. Außerdem hat der Mast eine leichte Neigung nach Steuerbord, was darauf hindeutet, dass er gelöst oder beschädigt ist. Des Weiteren gibt es einige undichte Stellen im Rumpf, die dringend abgedichtet werden müssen, bevor sie zu ernsthaften Problemen führen."   Leifs Blick bleibt entschlossen, während er darauf besteht, dass seine Anliegen ernst genommen werden. Er ist entschlossen, sich nicht von der unhöflichen Haltung des Sekretärs einschüchtern zu lassen und beharrt darauf, dass sein Anliegen klar und direkt kommuniziert wird.   Als Leif später seinen Blick über die Wartehalle schweifen lässt, bemerkt er plötzlich eine vertraute Gestalt hinter sich. Sein neuer Kapitän steht da, mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, der verrät, dass er die vorangegangene Konversation mitbekommen hat. Leif erkennt die Erleichterung im Gesicht des Kapitäns, dass er kein Wort über den Streit erwähnt hat und auch keine Anzeichen macht, ihn zu melden.   Eine Welle der Frustration durchströmt Leif, als er daran erinnert wird, dass sein neuer Kapitän die Schäden an der "Seewind" verursacht hat und seine Unfähigkeit, angemessen zu navigieren, offensichtlich ist. Er fühlt sich machtlos angesichts der Tatsache, dass sein Kapitän ohne Konsequenzen davonkommen könnte. Leif schwankt einen Moment, als er darüber nachdenkt, was er tun soll. Soll er seinen Kapitän melden und die Verantwortung für die Schäden an seinem Boot einfordern? Oder soll er den Vorfall einfach unter den Teppich kehren und die Konsequenzen tragen?   Schließlich entscheidet er sich dafür, den Vorfall vorerst ruhen zu lassen und sich stattdessen auf die anstehenden Reparaturen an der "Seewind" zu konzentrieren. Doch im Inneren brodelt ein Gefühl der Ungerechtigkeit.      
Mon, Apr 29th 2024 01:46

Wenn Leif Thorbenson gedacht hat, seine doch recht klaren Worte würden auf den alten Sekretär Eindruck machn, hat er sich getäuscht. Seit vielen Jahren schon ist er an genau diesem Schreibtisch zugange, er hat hunderte oder eher tausende von Seeleuten ein- und ausgehen sehen, jeder mit seinen Problemen, jeder mit seinen Anliegen. Doch ist der Alte Beamter genug, um zwischen einem wahren Problem und deren Lösung strikt an der Theorie festzuhalten und auch gar nicht daran zu denken, hierbei irgendetwas zu verändern. Und so schaut er Leif die ganze Zeit mit jener gekünstelt freundlichen, leicht überheblichen Miene an, während er lang und breit die Probleme schildert, die die “Seewind” wohl aufzuweisen hat.   “Einen Moment bitte,” sagt er, als Leif geendet hat, begibt sich in Seelenruhe an die Rückseite des Raumes, stellt sich vor ein Regal voller Bücher und studiert die Buchrücken. Schließlich zieht er eines der Bücher aus dem Regal, kommt mit betonter Gemütlichkeit zum Schreibtisch zurück. Dann feuchter er sich mit der Zunge den Finger an und beginnt zu blättern. Schließlich lässt er ein gemurmeltes “Aha, aha, genau wie ich dachte” vernehmen, dreht das Buch herum und deutet mit dem Finger auf eine Stelle des Buches. Er kann sich wohl denken, dass für einen Fischer wie Leif die geschnörkelte Schrift in dem Buch so wenig sagt wie ein Fisch, den man nach dem Wetter fragt. Aber es gehört zu seinem Wesen dazu, die eigene Überlegenheit überall da herauszustreichen, wo er dazu imstande ist.   “Werter Thorbenson,” fährt er dann lauter fort, “die Frage ist wohl vielmehr, ob Ihr nicht mich verarschen wollt. Ihr kommt hierher, um Materialien für ein Schiff zu verlangen, das zum Einen direkt dem Hause Thornhoff untersteht, zum Anderen unter dem Kommando des verehrten Kapitän Claas Niklasson steht. Genauso gut könnte ich Material verlangen, um in der Coveani-Residenz einen Abtritt für Arkon Imeria zu bauen. Ihr werdet nun also verstehen, dass ich Eurem Ansuchen nur ablehnend antworten kann. Gehabt Euch wohl!”   Mit einem Knall klappt er das Buch zu und begibt sich erneut in Seelenruhe zurück zu dem Regal, um das Buch wieder an seinen Platz zu stellen.
Leif steht da, die Worte auf der Zunge, bereit, dem Sekretär zu antworten, als plötzlich eine vertraute Stimme von hinten erklingt. Es ist der Kapitän Claas Niklasson, dessen ruhige und monotone Stimme durch den Raum schneidet und eine unerwartete Stille hervorruft.   Der Kapitän schaut den Sekretär und Leif direkt an, seine Augen durchdringend und unmissverständlich. "Wieso macht ihr das?", fragt er, seine Stimme ruhig, aber bestimmt. "Ihr wisst doch genau, dass dieser Mann nur das Beste für das Schiff, für den Fischfang und somit auch für das Haus Thornhoff will. Er kommt hierher in meinem Namen und soll Material für die Reparatur ordern, damit wir morgen gleich wieder den Fischfang für das Haus Thornhoff gewährleisten können."   Leif, der neben dem Kapitän steht, spürt die Hitze seines hochroten Gesichts und senkt den Blick leicht, während er die Anspannung in der Luft förmlich greifen kann. Der Kapitän fährt fort: "Wir kennen uns alle schon seit einer Ewigkeit. Wir kommen jeden Tag, melden Besonderheiten oder Schäden, diskutieren Fischgründe und abends sitzen wir zusammen in der Kneipe. Wieso legt ihr nun Thorbenson Steine in den Weg? Wir benötigen alles, was er beschrieben hat, und ich bestätige das als Kapitän der Seewind."   Während der Kapitän spricht, schütteln auch die anderen Kapitäne, die in der Nähe stehen, den Kopf über die neue Art des langjährigen Sekretärs. Die Unzufriedenheit und der Unmut über dessen Verhalten sind deutlich spürbar und verstärken die Spannung in der Luft.   Plötzlich hört man andere Bootsmänner ihre Kapitäne rufen, damit sie nicht mit denselben Problemen konfrontiert werden wie Leif. Die Solidarität unter den Seeleuten ist deutlich zu spüren und verdeutlicht, dass sie sich nicht von einem einzelnen bürokratischen Hindernis aufhalten lassen werden.   Ein kurzer Moment der Stille folgt, in dem die Worte des Kapitäns nachhallen. Sein Blick wechselt zwischen dem Sekretär und Leif hin und her, während er darauf wartet, dass die Situation geklärt wird und keine weiteren Probleme auftreten.
Tue, Apr 30th 2024 10:16

Der Sekretär wird rot im Gesicht, als ihm plötzlich der Kapitän gegenübersteht und Leif verteidigt. Seine Augen blitzen den Maat voller Ärger an.   “Das hättet Ihr auch gleich sagen können,” zischt er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. “Ein Kapitän darf für sein Schiff bestellen, ein Bootsmann darf für sein Schiff bestellen, ein Maat darf es nicht. Das ist immer schon so gewesen. Aber bitte, wenn die Herren meinen, die Gesetze und Regelungen wären nur so zum Spaß erlassen wollen, dann sollen die Herren glücklich damit sein. Irgendwann gibt es überhaupt keine Materialien mehr, weil der Sekretär keine Lust mehr hat, sich mit rebellischem Pack herumzuschlagen.”   Er nimmt nun einen Bogen, taucht die Feder in das Tintenfass und schaut den Kapitän an.   “Nun, was benötigt Ihr?”