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Sun, Feb 5th 2023 11:00   Edited on Sun, Feb 25th 2024 03:36

Ein neuer Tag in den Außenbezirken

Um morgens übermäßig lange zu schlafen, muss man entweder sturzbetrunken oder ein reicher Müßiggänger der oberen Schicht sein. Beides trifft auf die jungen Burschen und Gesellen eines kleinen Handwerksbetriebes in den Außenbezirken gewiss nicht zu. Murrend und brummend quälen sich vielleicht ein halbes Dutzend von ihnen am frühen Morgen aus ihren Strohlagern und gönnen sich eine Katzenwäsche, bestehend aus einer Handvoll brackigem Wasser aus einem Eimer. Dennoch haben sie es besser getroffen als manch anderer, haben sie doch eine feste Schlafstelle, die ihnen ihr Meister zu Verfügung zustellt.   Gewiss nicht aus Großzügigkeit, oh nein – hier gilt ein strenges Regiment, das in schöner Regelmäßigkeit auch mit Schlägen und Tritten umgesetzt wird. Strengen Auges wird darauf geachtet, dass die Kerle ihre angewiesene Arbeit verrichten, das Nachtlager und die karge Tagesration müssen ja schließlich auch entsprechend verdient werden.   Während sich die Jungen schon bald nach dem Aufstehen über ihre vermeintlichen Tagespläne unterhalten, diskutieren die älteren über ihre angeblichen neuesten Eroberungen und Erfahrungen mit diversen Mädchen der Umgebung.   Nur wenige bereiten sich ohne große Reden auf den neuen Tag und seine Härten vor. Kjell ist einer von denen, die entweder morgens nicht sehr gesprächig oder allgemein eher maulfaul sind. Schweigend nimmt er seinen angestammten Platz auf einer alten wackeligen Holzbank ein, um seinen wässrigen Getreidebrei zu verzehren, der in alten Holzschalen geklatscht und den Jungen ausgegeben wird.   Nur wenig später – Müßiggang ist bekanntlich der Feind – stehen die Burschen in Reih und Glied vor der kleinen holzverarbeitenden Werkstätte, um sich der Inspektion ihres Dienstherren zu stellen.
Tue, Feb 7th 2023 09:03   Edited on Wed, Feb 8th 2023 03:54

[Verwaltung] Das Gebäude, in dem die Werkstatt untergebracht ist, stammt aus der Kaiserzeit und ist eines der typischen, vierstöckigen Wohngebäude, die schnell und billig hochgezogen wurden. In einem der Beben nach der Versiegelung ist das Dach teilweise eingestürzt und das oberste Stockwerk stark beschädigt worden. Das darunterliegende Stockwerk ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden und das Betreten ist nicht ungefährlich. Auch auf der Stiege nach oben ist größte Vorsicht angebracht. Das benachbarte Gebäude ist noch stärker beschädigt und teilweise eingestürzt, sodas man von den höheren Stockwerken des Werkstattgebäudes die Straße hinunter sehen kann.   Wie jeden Tag kommt kurz nachdem sich seine Gesellen und Lerhlinge aufgestellt haben, Meister Malring angehumpelt. Sein rechtes Bein ist steif und verhindert schnelleres Gehen. Heute jedoch hat er es eilig. Sein verkniffenes Gesicht ist vor Antstrengung gerötet und der eisgraue Bart erscheint noch struppiger als sonst. „Rein mit euch!“: kommandiert er noch im Gehen. Ganz gegen seine Gewohnheiten scheint er heute gewillt zu sein, auf die morgendliche Inspektion zu verzichten. Als seine Belegschaft aus Überraschung über sein ungewöhnliches Verhalten nicht sofort reagiert, brüllt er lautstark: „Bewegt eure Ärsche, ihr Maden!“ Mit heftigen Gesten unterstreicht er sein Gebrüll noch. Endlich kommt Bewegung in die Burschen und sie stürzen in die Werkstatt. „Verrammelt die Tür und die Fenster.“: ordnet er lautstark an. „Da ist schon wieder die Scheiße am Dampfen. Überall Bewaffnete! In der krummen Gasse soll schon wieder gekämpft werden.“: setzt er hinzu. Sein Blick fällt auf Kjell. „Rauf mit dir ins dritte Stockwerk! Wenn sie in unsere Straße kommen, dann gib Laut und pass auf das du nicht durch die Decke brichst oder aus dem Fenster fällst, du Idiot! Mach einmal was richtig!“ Der Meister dreht sich um und fährt die Anderen an: „Und ihr schnappt euch alles womit man kämpfen kann und haltet euch bereit. Wenn der Rote Clan diesmal durchbricht, dann stecken wir bis zum Hals in der Scheiße.“  
Wed, Feb 8th 2023 06:11

Solange der Chef noch nicht auftaucht, stehen die jungen Kerle lässig bis schlampig in einer Reihe und harren der Dinge. Ein halblautes „Achtung !“ des am Rand stehenden Jüngsten lässt sie gleich darauf Haltung annehmen, war ein schlecht gelaunter Meister noch um einiges schlimmer als ein lediglich mürrischer Meister.   Dessen unerwartet hektisches Erscheinen sowie die knappe Anweisung führt indes zu verschiedensten Reaktionen. So zeigen die Mienen der Jungen ein breites Spektrum von Verwirrung, Argwohn bis zu Furcht, ehe er auch schon weiter schreit und sich Hektik breit macht, als die kleine Truppe ungeordnet ins Haus stürmt. Auch dort wird schnell klar, dass der eine oder andere vielleicht nicht der Hellste ist.   „Äh, was….“ Setzt denn auch einer an, wird aber von seinem Nebenmann mit einem rüden Knuff in die Seite zum Schweigen gebracht. „Schnauze ! Ihr habt´s gehört, an die Arbeit“ knurrt einer der Älteren, während er bereits die Türe zuwirft und eine Holzbank davor stellt. Die Holzläden vor den Fenstern werden verschlossen, so dass man nur noch durch die zugigen Ritzen nach draußen spähen kann. Derweil schnappen sich die Jungen alles, was sie als Waffe für tauglich erachten, in dem Betrieb liegt so einiges an Beiteln, Hämmern, Feilen oder anderem Handwerkszeug herum.   Währenddessen zuckt Kjell kurz zusammen, als ihn der Meister unvermittelt mit Namen anspricht, normalerweise kommen die Anweisungen immer mit „He du“ oder „Idiot komm her“ oder ähnlichem. Er schnappt sich ein Beil, ehe er zur Stiege läuft und vorsichtig nach oben steigt. Einige der Stufen nach oben sind bereits morsch, ganze Stücke fehlen teilweise, so dass sich der Aufstieg weniger als ein schnelles Hochspurten sondern als vorsichtige Kletterei gestaltet, bei der jeder einzelnen Schritt gut bedacht werden muss.   Während im Erdgeschoss weiter betriebsame Hektik herrscht, knirschen und knarren die Stufen unter jedem einzelnen Schritt, der aufwirbelnde Staub lässt den jungen Burschen husten. Oben angekommen, sucht sich Kjell eine Stelle, die in erster Linie stabil genug ist, um sein Gewicht zu tragen. Ein schiefes Fenster etwa in der Mitte der Fassade scheint als Ausguck geeignet, lässt sich von hier aus die darunter liegende Straße gut überblicken.   Zu sehen ist noch nichts von bewaffneten Banditen, allerdings verrät der Lärm einige Straßen weiter, dass an diesem Morgen wohl nicht nur die Tagelöhner auf ihrer Suche nach Arbeit unterwegs sind. Lautes Gegröhle, spitze Schreie und das Klirren von Glas sind zu hören. Fest den Axtstiel umklammernd, späht Kjell mit zusammengekniffenen Augen nach unten.
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Sat, Feb 11th 2023 08:11
Sat, Feb 11th 2023 08:58

[Verwaltung]Das Geschrei und der Lärm wird einmal lauter dann wieder leiser. Da glaubt Kjell etwas gesehen zu haben, stellt sich auf die Zehenspitzen und beugt sich etwas weiter aus dem Fenster um besser sehen zu können. Zum Glück ist es kein Bewaffneter, sondern nur der alte Vesko der sich, so schnell er mit seinem Stock kann, in Sicherheit bringt. Als Kjell das Knirschen hört ist es schon zu spät. Er schafft es zwar noch vom Fenster fort zurück in den Raum, da gibt der Fußboden unter ihm nach. Er läßt die Axt fallen, rudert wie wild mit den Händen, aber mit einer Ladung Mauerbrocken und Schutt fällt er in den darunter liegenden Raum. Er hat Glück im Unglück und bricht sich nichts bei der Landung, doch ein paar Brocken treffen ihn und er blutet aus ein paar kleinen oberflächlichen Wunden. Ein größerer Brocken aber streift ihn am Kopf, reißt ihm die Kopfhaut auf und schickt ihn ins Traumland. Als er die Augen wieder öffnet, stellt er fest, daß er nur ein paar Augenblicke weggetreten gewesen war. Der Mörtelstaub hat sich noch nicht gelegt. Draußen ebbt das Geschrei ab und während Kjell versucht auf die Beine zu kommen hört es ganz auf. Da keine Panik ausbricht scheint sich der rote Clan wieder einmal blutige Köpfe geholt haben. Stöhnend presst er die Hand gegen die Stirn hinter des pocht und hämmert. Dann durchzuckt es ihn siedendheiß. Wo ist die teure Axt? Der Meister wird ihm die Haut abziehen, wenn er ohne sie in die Werkstatt kommt. Entweder liegt sie hier unter dem Schutt, oder noch oben im dritten Stock. Er glaubt sein Kopf platzt als er sich auf alle Viere fallen läßt und anfängt Schuttbrocken zur Seite zu räumen. Dann atmet er auf. Als er die Axt aus dem Schutt zieht, fällt ihm eine Schnur oder Band auf, dessen Ende unter einem Brocken und Splittern zerbrochenen Bodenbretter hervorsteht. Neugierig zieht er daran und ein kleines, verdrecktes Ledersäckchen kommt an dem gerissenen Lederriemen zum Vorschein. Leicht wie es ist, kann es nicht sehr viel enthalten. Seine Neugierde läßt ihn sogar die Kopfschmerzen vergessen. Als er den Beutel offen hat, schüttet er den Inhalt auf die Handfläche. Es ist eine Münze. Größer als ein Lamen und sie ist aus Gold!  
Sun, Feb 12th 2023 08:29

„Pass auf dass du nicht durch die Decke brichst“ die Worte des Meisters erweisen sich als überraschend prophetisch, als nur kurze Zeit später der Boden auch schon nachgibt und das laute Rumpeln und Poltern bis ins Erdgeschoss zu hören ist. Ein paar der Jungen zucken verschreckt zusammen, bewegen sich aber nicht von der Stelle sondern horchen auf die Geräusche von draußen. Sollten sich doch irgendwelche Banditen draußen herumtreiben und Ärger machen, ist das aktuell wesentlich wichtiger als ein Idiot der durch die Decke kracht.   Der Aufschlag ein paar Meter weiter unten treibt Kjell die Luft aus den Lungen und lässt ihn Sterne sehen. Hustend rappelt er sich umständlich wieder auf und greift sich stöhnend an den Kopf. Das Glück scheint ihm hold gewesen zu sein und dem ersten Anschein nach nur für blaue Flecken und einen Brummschädel gesorgt zu haben.   Nachdem er seine Axt gesichert und den kleinen Lederbeutel gefunden hat, blickt auf ungläubig auf die Münze in seinen Händen, die auch nach mehrmaligen hektischen Blinzeln nicht verschwindet. Kein Filis, nicht einmal ein Lamen – nein eine glänzende Münze, welche er noch niemals zuvor auch nur gesehen hat. Eine derart glänzende Münze in der Größe..was die wohl wert ist ! Mit großen Augen wendet er den Schatz zwischen den Fingern, während der Lärm bereits wieder verstummt ist.   „Kjell ? Bist Du abgekratzt oder was ? Jora sieh nach was der Idiot macht.“ die wütende Stimmer der Meisters dringt durch das Gebäude nach oben und reißt Kjell aus seiner Benommenheit. „Nix passiert, ich komm schon !“ ruft er zurück und rappelt sich hektisch auf, was mehrere Wellen voller Schmerzen durch den ganzen Körper schickt. Den Lederbeutel lässt er reflexhaft in der Hosentasche verschwinden, ehe er sich langsam und umständlich einen Weg durch das Chaos herum sucht, um nicht vollends durch die nächste Decke zu brechen. Als er letztlich die Stiege erreicht und vorsichtig nach unten steigt, kommt ihm auf halbem Wege Jora entgegen. Nur kurz mustert dieser den staubbedeckten Kjell, ehe er mit einem Kopfnicken nach unten deutet. „Er ist sauer.“ Gemeinsam trotten sie die restlichen Stufen nach unten, wo die Burschen schon begonnen haben, die kleinen Barrikaden abzubauen.   Kaum unten angekommen, stapft Meister Malring auf ihn zu. „Was hab ich dir gesagt !? Aufpassen, nicht durchbrechen ! Was kannst du eigentlich, du Volltrottel !“ Mit Schwung verpasst er Kjell eine Ohrfeige, die den großen, aber gerade nicht sehr standfesten Burschen ein wenig zurücktaumeln lässt. „Tut mit leid Meister.“ murmelt er undeutlich, bemüht auf den Beinen zu bleiben. „Los geh rüber und wasch dich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“ herrscht ihn dieser an, ehe er seine schlechte Laune auch schon am Rest auslässt. „Und ihr los aufräumen und dann ran an die Arbeit ! Wir haben schon zuviel Zeit verloren, die Aufträge müssen heute fertig werden !“   Leicht humpelnd trottet Kjell ein paar Augenblicke später die wenigen Meter über die Straße zum Schlafquartier hinüber, wo er sich schwerfällig auf einen Schemel fallen und einige wenige Momente der Ruhe verstreichen lässt. „Irgendwann mach ich dich platt, alter Mann.“ das leise Murmeln verklingt ungehört, während er in die Hosentasche greift und nach dem kleinen Beutel tastet, dessen Inhalt ein besseres Leben verspricht – vielleicht aber auch nur jede Menge weiteren Ärger. Für den Moment jedoch fehlt Kjell die Energie, sich über den Fund weitere Gedanken zu machen, sodass er sich seufzend aufrappelt , Staub und Splitter aus den Kleidern klopft und sich das Blut aus dem Gesicht wäscht. Nach ein paar Schluck abgestandenem Wasser macht er sich mit schmerzenden Gliedern auf den Weg zurück zur Werkstatt, um dort wie jeden verdammten Tag seiner Arbeit nachzugehen.
Thu, Feb 16th 2023 02:56   Edited on Thu, Feb 16th 2023 02:57

[Verwaltung]Die Plackerei ist heute noch schlimmer als an normalen Tagen. Kjell hat sich zwar nicht ernstlich verletzt, aber Prellungen und blaue Flecken am ganzen Körper schmerzen und auch die Kratzer fangen scheußlich an zu jucken. Sein Kopf dröhnt noch immer von dem Brocken, der ihn, den Zwillingen sei Dank, nur gestreift und nicht voll getroffen hat. Er kann nur hoffen, daß sich die oberflächliche Wunde, die das Mauerstück hinterlassen, sich nicht entzünden wird. Er kann sich kaum auf die Arbeit konzentrieren, denn immer wieder wandern seine Gedanken zu der Münze, die er in dem alten Ledersäckchen in der Hosentasche mit sich trägt. Was kann die wert sein? Ein Lamen ist schon ein Vermögen und der ist nur aus Silber. Zwölf Tage lang muß er dafür die Launen seines Meisters erdulden und vom frühen Morgen bis zur Einbruch der Nacht schuften. Sechzig Filis sind ein Lamen, da gibt’s nichts daran zu rütteln. Was ist wenn die Goldmünze soviel Lamen wert ist, wie der Lamen Filis? So sehr er sich auch anstrengt, er schafft es nicht das im Kopf auszurechen. Als er die Finger dabei zu Hilfe nimmt und dazu das Werkzeug aus der Hand legt, hat er die Rechnung ohne den Meister gemacht, der ihm mit der flachen Hand von hinten auf den Kopf schlägt. „Verdammt! Was spielst du da mit deinen Wurstfingern herum? Dafür bezahl ich dich nicht, du Vollidiot! Los an die Arbeit sonst kannst du dir eine neue Stelle suchen!“: keift er und Kjell dröhnt der Schädel jetzt deutlich stärker, aber er beeilt sich seine Tätigkeit wieder aufzunehmen. Genau hat er es nicht ausrechnen können, aber wenn seine Annahme über den Wert der Münze stimmt, dann hat er ein paar Jahresverdienste in der Tasche. Bei dem Gedanken wird ihm der Mund trocken. Nie wieder von dem alten Leutschinder verdroschen werden, eine eigene Werkstätte haben und keine Wassergrütze mehr fressen!  
Thu, Feb 16th 2023 06:09

Nachdem bereits am Vormittag der Arbeitsplan durcheinander gekommen ist, bemühen sich die Männer, die verlorene Zeit aufzuholen. Schon bald herrscht bis zum frühen Nachmittag emsige Geschäftigkeit in der Zimmerei, sodass der Meister kaum Anlass hat, herumzuschimpfen. Lediglich Kjell hat – wenn auch im Grunde unverschuldet - einen völlig gebrauchten Tag erwischt und benötigt ungewohnt lange, um sein Tagwerk zu erledigen. Argwöhnisch vom Meister Malring beobachtet, lenken ihn der Münzfund und sein schmerzender Körper derart ab, dass er den Schlag nicht kommen sieht. Vor Schmerz mit den Zähnen knirschend, presst er die Kiefer fest zusammen, während sich die Hände zu Fäusten ballen. „Verzeiht Meister:“ murmelt er mit rauer Stimmer und gesenktem Kopf und greift nach dem Holzbeitel neben sich, um weiterzuarbeiten. „Sieh mich an wenn ich mir dir rede !“ mit zusammengekniffenen Augen betrachtet Malring den Gesellen, der daraufhin den Kopf hebt und sich bemüht gerade zu stehen, aber doch ziemlich angeschlagen wirkt und vermutlich mit den scharfen Werkzeugen heute mehr Schaden als Nutzen bringt.   Wegen ein paar blauen Flecken nach einem Heiler zu schicken, hält Malring für überflüssig, so ein kleiner Sturz hat noch niemanden umgebracht. Den Burschen nach Hause schicken ? Ein ebenso lachhafter Gedanke, schließlich bezahlt er keine Faulpelze. Und doch stellt die mangelnde Konzentrationsfähigkeit eine gewisse Verletzungsgefahr für den Burschen selbst dar. Darüber hinaus arbeitet der Geselle bereits seit vielen Jahren für ihn, stellt sich geschickt an und hält meist den Mund, seine Arbeitskraft ist also durchaus nicht zu verachten. Sollten die Verletzungen doch schwerer als gedacht sein, fällt er womöglich für ein paar Tage aus...kurz denkt der Meister darüber nach, ehe er eine Entscheidung trifft.   „Du wirst mir noch das gute Holz versauen, wenn du so weitermachst. Leg das weg, räum auf und fege deinen Platz. Theo, gib den Besen her.“ herrscht er einen der jungen Burschen an, der eilends angelaufen kommt, Kjell den Besen in die Hand drückt und gleich wieder davon huscht. „Und dann gehst du zum Schrein der Zwillinge und dankst den Göttern, dass dein Dickschädel noch heil ist und ich einen guten Tag hab.“ mit diesen Worten dreht er sich um und lässt Kjell stehen.   Der Meister erlässt ihm weitere schwere Arbeit kaum aus reiner Herzensgüte,sondern eher aus reinem Eigeninteresse. In Kjells Miene spiegelt sich daher eine Mischung aus Schmerz, Wut, aber auch einem leisen Anflug von Erleichterung, während er langsam seinen kleinen Platz aufräumt. Als er kurz darauf schwerfälligen Schrittes ungewohnt früh die Werkstatt verlässt und ein weiteres Mal heute ungeplant das Schlafquartier anstrebt, ist es noch recht früh am Nachmittag. Nach kurzer Katzenwäsche tauscht Kjell das verschmutzte und verschwitzte Hemd gegen ein ebenso fadenscheiniges, aber wenigstens halbwegs sauberes, hängt sich einen kleinen Lederbeutel mit ein paar Münzen um den Hals und einen kleinen Dolch an den Gürtel, ehe er sich auf den Weg zum Schrein der Zwillinge macht. Die Hände in den Hosentaschen, hat er keinen Blick für das emsige und laute Treiben um sich herum in den Gassen. Ganz mit sich selbst beschäftigt, finden seine Schritte fast von selbst den richtigen Weg zum Schrein.   Nur klein ist die Andachtsstelle in diesem Viertel der Stadt, ein rechteckiger von halbhohen Büschen eingefasster Platz, in der Mitte stehen die schlichten Steinfiguren der Zwillinge. Wie überall im Viertel sind die daneben stehenden Gebäude in unterschiedlichem Maße beschädigt, der kleine Platz jedoch ist sorgfältig gepflegt, ohne Staub oder Schmutz. Kleine flackernde Binsenlichter stehen auf dem Boden, geflochtene Blumenkränze und bunte Bänder zieren die Steinfiguren, eine unscheinbare hölzerne Truhe vor den Statuen fasst die Opfergaben der Gläubigen. Zahlreiche kleine und größere Münzen finden sich in dem Behältnis, das dennoch von Räubern unangetastet scheint – wer die Götter bestiehlt, dem droht Böses.   Am Schrein angekommen, legt auch Kjell als erstes einer seiner kleinen Münzen in den Opferstock, ehe er sich, schwerfällig und einfach erschöpft, auf einer der hölzernen Bänke niederlässt, die rundherum vor den Büschen aufgestellt sind. Die schwieligen Finger fühlen nach der Münze, die sich schwer anfühlt, verheißungsvoll und um so vieles besser als die paar mitgeführten Filis. Aber was tun damit, einfach in die nächste Spelunke marschieren und sich volllaufen lassen ? Oder endlich ein paar vernünftige Stiefel kaufen ? In Anbetracht des vermeintlichen Reichtums wirken diese Wünsche allzu banal, klein und unbedeutend. Und kann er überhaupt wagen, solch ein Kleinod einfach herumzuzeigen ? Oder soll erst einmal mit jemanden darüber sprechen – aber wem kann er sich anvertrauen ? Die Wahrscheinlichkeit ist so oder so hoch, dass er entweder des Diebstahls bezichtigt und verhaftet oder schlicht ausgeraubt und ermordet wird.   Die wirren, unausgegorenen Gedankenfetzen, die Kjell zusammenhanglos durch den Kopf schießen, verschlimmern die Kopfschmerzen des jungen Burschen noch um ein Vielfaches. Den Kopf in den Nacken gelegt, schließt er die Augen und versucht, wenigstens für einen kurzen Moment zur Ruhe zu kommen.
Sun, Feb 19th 2023 02:29

[Verwaltung] Trotz seiner Kopfschmerzen kann Kjell nicht von davon lassen, sich seinen neuen Reichtum auszumalen. Alle möglichen Gedanken gehen ihm durch den Kopf, aber immer wieder kehren sie zu einer eigenen Werkstatt zurück. Riesengroß braucht sie ja gar nicht sein, zwei drei Arbeiter reichen für den Anfang völlig aus. Für einen Moment massiert er sich die Schläfen mit der Rechten. Da bleibt sicher noch genug über für eine kleine Wohnung. Diese Vorstellung versetzt ihn so sehr in Entzücken, daß ihm zu den Kopschmerzen auch noch schwindlig wird. Eine Wohnung und ein sicheres Einkommen heißt auch das er eine Familie gründen kann! Den Zwillingen sei Dank! Heute war wirklich sein Glückstag. Doch irgendetwas stört seine Hochstimmungen und das Nagen am Rand der Wahrnehemung beginnt sich in die Vorfreude auf sein künftiges Glück zu drängen, bis er den Gedanken nicht mehr beiseite schieben kann.   Er trägt ein Vermögen in der Hosentasche herum! Hier in der Gegend sind schon Leute wegen eines Paar guter Schuhe erschlagen worden. Jetzt wird er unruhig und die Sorge um seinen neuerworbenen Reichtum läßt seine Hochstimmung verfliegen. Nur gut das er so ein armer Schlucker ist, daß Keiner auf den Gedanken käme, daß er ein paar Jahresverdienste mit sich herumträgt. Jetzt wo er darüber nachdenkt, kommt ihm noch etwas in den Sinn. Ein Gedanke, der ihm den Schweiß auf die Stirne treibt. Wo diese Münze umtauschen? Zahlen kann er damit nirgends, weil schlicht und einfach niemand in deser Gegend auch nur einen Bruchteil des Wertes der Goldmünze besitzt um ihm herauszugeben. Der Einzige dem es Kjell solche Summen zutraut, ist das Oberhapt des Clans, der hier im Viertel das Sagen hat. Aber so verrückt um dort anzuklopfen ist er wirklich nicht. Wahrscheinlich könnte er von Glück sagen, wenn man ihn am Leben ließe. Wie er es auch dreht und wendet, er findet im Moment keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Was hatte der Meister vor gar nicht langer Zeit geflucht? „Es gibt Tage da pissen dir die Zwillinge ins Genick und lachen sich dabei krumm und schief!“ Irgendwie beschleicht ihn das Gefühl daß heute genauso ein Tag sein könnte.      
Sun, Feb 19th 2023 05:03

An machen Tagen sollte man einfach nicht aufstehen, sondern sich am besten mit einem großen Krug Dünnbier irgendwo verkriechen und volllaufen lassen. Kjel starrt die beiden Statuen an, als könne er einer von beiden eine Antwort hervorlocken. Sein Blick wandert zu der kleinen Holzkiste zu deren Füssen, kurz spielt er mit dem völlig verrückten Gedanken, die Münze dort hineinzulegen und ein Haufen voll anderer wieder herauszunehmen. Das wäre ja kein schlechter Tausch, oder ? Höchstens für ihn selbst, aber wenigstens hätte er dann immer noch ein paar Münzen mehr in der Tasche...nein diese Idee ist total bescheuert. Frustriert schlägt Kjell mit der Faust auf die Bank, das Ganze wird irgendwie immer verzwickter, und bislang hatte der junge Geselle noch nicht oft die Muße, seinen Blick länger als ein paar Tage in die Zukunft zu richten. Was also tun ?   Die Minuten vergehen und damit auch die Zeit, in der er ein wenig für sich sein kann, der Meister erwartet ihn spätestens bei Einbruch der Dunkelheit zurück. Mal ganz abgesehen davon, dass er auch keine gute Idee ist, nachts allein herum zu stromern, vor allem nicht mit den Kopfschmerzen. Schon macht er sich mit einem Seufzen unverrichteter Dinge wieder auf den Rückweg, als ihm eine unerhörte, ja wohl verrückte Idee in den Sinn kommt.   Das Haus Imeria ! Die reichen Säcke, die dem Vernehmen auf den Straßen nach so ziemlich alles kontrollieren, was er in seinem Leben bislang gesehen hat. Vielleicht könnte man dort ja das Fundgut gegen eine Belohnung abgeben. Vieles hat man in den Tavernen schon über das mächtige Haus gehört, Gutes wie Schlechtes und sicher das meiste davon völlig überzogen. So manch ein zwielichtiger Geselle oder bewaffneter Schurke behauptet, im Namen dieses Hauses zu agieren, ob dem so ist, kann man sich nie sicher sein. Und keinem dieser Männer würde er das Wissen um die Münze anvertrauen, sonst würde er den kommenden Tag gewiss nicht mehr erleben.   Also müsste er direkt zum Hauptsitz der Familie gehen und dort vorstellig werden. Kjell schmunzelt wider Willen kurz bei dem Gedanken, als ob die einen dreckigen, verschrammten Kerl wie ihn da einfach rein- und dann auch wieder lebendig rauslassen würden ! Aber dennoch setzt sich der Gedanke langsam in seinem Kopf fest – um etwas zu erreichen, muss immer etwas riskiert werden. Und vielleicht ergäbe sich dort noch eine Chance, sein Leben zum Besseren zu wenden.   Nicht viel schlauer, aber mit einem Funken eines unausgegorenen Planes in Gedanken, macht sich Kjell langsamen Schrittes wieder auf den Rückweg zur Werkstatt. Als er dort ankommt, sind die anderen Burschen und Gesellen mittlerweile auf dem Weg in den Feierabend. „Hoi sieh an wer da wieder kommt – gut geschlafen ? Kommst grade rechtzeitig zum Bier im Grünen Baum.“ begrüßt in Jhora mit gutmütigem Spott, mustert Kjell dabei aber mit einem Hauch von Besorgnis genauer. „Ich hoff du bist morgen wieder auf den Beinen, ich habe keine Lust deine Arbeit auch noch zu erledigen.“   Langsam schüttelt Kjell den Kopf. „Wie der Meister sagt, mein Dickschädel hält einiges aus.“ entgegnet er mit einem etwas bemühten Grinsen. „Und für deinen dicken Kopf morgen bist du ganz alleine verantwortlich, weil du einfach zu viel säufst.“ „Auch wieder wahr,“ lacht Jhora und klopft Kjell auf die Schulter, was diesen kurz schmerzlich zusammenzucken lässt. „Wenigstens bin ich nicht so fett und krache durch Zimmerdecken. Komm lass uns abhauen, vielleicht sind auch ein paar hübsche Weiber da.“ Kurz will Kjell ablehnen, wahrscheinlich wäre es wirklich besser sich auszuruhen. Aber schlafen wird er wohl sowieso nicht besonders gut, solange er diese verdammte Münze mit sich herumträgt. Und wer weiß, vielleicht trifft er im Gasthaus sogar jemanden, der ihm mehr über das Haus Imeria erzählen kann. „Aber nur wenn du zahlst.“   Kurze Zeit später machen sich Kjell, Jhora und zwei weitere Burschen auf den Weg in den „Grünen Baum“, eine Schänke ganz in der Nähe. Dort herrscht bereits reges Treiben, als sie dort ankommen, ist das Dünnbier doch einigermaßen trinkbar und vor allem bezahlbar. Hier treffen sich die Arbeiter und Handwerker des Viertels, tauschen die neustens Gerüchte aus, schäkern mit den Schankmädchen und prügeln sich immer wieder mal, wenn zu viel des Alkohols im Spiel ist. Die Vier sichern sich einen wackligen Tisch in einer Ecke des Raumes und haben kurz darauf ihre Becher vor sich stehen. Während Jhora sofort mit einem der Mädchen anbandelt und die anderen zwei ein Würfelspiel beginnen, lehnt sich Kjell mit dem Rücken an die Wand und versucht sich einen Plan zurecht zu legen, der ihm irgendwie eine Belohnung einbringt und der ihn vor allem nicht den Kopf kostet.
Mon, Feb 20th 2023 11:18

Während seines Denkprozesses und Pläneschmiedens fällt sein Blick auf eine Gruppe von 4 Männer. Sie sitzen abseits des regen Treibens in einer Ecke am anderen Ende der Schenke. Die Tische in ihrer Nähe stehen leer und auch sonst scheinen die anderen Menschen bemüht, Abstand zwischen sich und den Männern zu halten, obwohl die anderen Besucher nicht viel hübscher aussehen als jene 4 bestplatzierten Schönheitswettbewerbsteilnehmer des „Grünen Baums“. Und dennoch wirken sie fehl am Platz, an ihrem Tisch wird nicht getrunken oder gesprochen, nur ihre Blicke wandern ohne Unterbrechung durch die Schenke. Es sind finstere Gestalten, im Halbdunkeln erkennt Kjell als Kind Pelorns sie als das, was sie wirklich waren, Mörder.   Ihre Köpfe sind kahl rasiert und sie tragen ihre Tätowierungen wie Uniformen. Die Haut des größten von ihnen wirkt durch die Tätowierungen beinahe schwarz. Was die Männer genau hier zu suchen haben, erschließt sich ihm nicht ganz. Vielleicht treiben sie Schutzgeld ein, oder halten nach Huren Ausschau, welche auf eigene Faust arbeiten und der schwarzen Schlanges Arkh nicht entrichten, um sie zu vergewaltigen und zu verprügeln, wobei Kjell den Eindruck hat, als würde ihnen Zweites wohl am meisten Spaß machen. Vielleicht waren sie auch nur missverstandene Denker, welche sich auf ein letztes Feierabendbier eingefunden hatten oder es war schlicht und ergreifend der enttäuschendste Junggesellenabschied den Pelorn jemals gesehen hat.   Auch wenn ihn dieser Gedanke amüsiert, wird ihm klar, diese Männer sind nicht zu ihrem Vergnügen hier, sein Instinkt sagt ihm diese Männer sehen nicht nur gefährlich aus.   Tief inhaliert der Große den Rauch seiner Veskah Pfeife und bläst ihn weit in den Raum der Schenke, der süßlich-würzige Geruch des Veskah dringt bis zu Kjell. Ihre Armbinden sind schwarz, bemerkt er. Kjell hatte nach Imeria gesucht, er hatte Imeria gefunden.
Tue, Feb 21st 2023 04:23

Zufall oder Zeichen ? Da sitzen vier schwarz gewandete Gesellen, denen man im Dunkeln auf keinen Fall begegnen möchte. Kjell vermeintlich verstohlenes Beobachten wird den aufmerksamen Männern sicherlich längst auffallen, denn dazu stellt er sich einfach zu unbedarft an. Während seine Kameraden ihre kleinen Vergnügungen nachgehen, wälzt er allzu komplizierte Gedanken. Dem Burschen sieht man das angestrengte Nachdenken unschwer an, nimmt seine Miene einen leicht abwesenden, fast ein wenig blöde wirkenden Gesichtsausdruck an, während er seinen Bierkrug unschlüssig in den Händen dreht. Finster, gefährlich und durch und durch gemein sehen die Kerle aus, soll er sie wirklich einfach so ansprechen ? Oder später erst in der Gasse ? Oder einfach alles lassen wie es ist ? Erfolg oder folgenschwerer Fehler ? Es gibt irgendwie keine Alternative, die wirklich verlockend erscheint.   Letztlich einen Entschluss fassend, leert Kjell mit einem letzten Schluck seinen Becher, atmet einmal tief durch und steht auf, um den Gastraum zu durchqueren. Seine Kameraden (und vielleicht auch manch anderer Gast) verfolgen gleich darauf mit ungläubigen Blicken, wie der junge Geselle ganz offenbar ausgerechnet den Tisch des unheimlichen Quartetts ansteuert.
Thu, Feb 23rd 2023 10:28   Edited on Fri, Feb 24th 2023 08:44

In einer gewissen gelassenen Routine erheben sich drei von den Männern als Kjell nur noch wenige Schritte von dem Tisch entfernt ist. Links von ihm erhebt sich ein stämmiger Schläger, mindestens einen Kopf größer als er und versperrt ihm den Weg, wieselartig steht ein weiterer Mann auf, zu seiner rechten Seite, schlank, kleiner als Kjell, er reicht ihm vielleicht bis zur Brust. Eine Hand umschließt ein Messer, sein Griff und seine Haltung lassen erkennen, dass er Messerarbeit gewöhnt ist, seine Augen fixieren ihn. Der dritte, nicht weniger bullig als jener, welcher Kjell den Weg versperrt, schiebt sich von links an den beiden vorbei, um Überblick auf die Schenke zu erlangen, der Mann ist bewaffnet mit einem Beil. Langsam wird es stiller um Kjell, während die ersten Menschen die Räumlichkeiten verlassen.   Nur der Mann mit der Pfeife ist sitzen geblieben und mustert Kjell, einer dieser Narben übersäten Veteranen der Häuserkriege, ausgemustert für den aktiven Kampf, aber zu wertvoll für Imeria, um auf der Straße zu versauern. Tief inhaliert er den Veskah Rauch und bläst ihn in seine Richtung, unter seiner tätowierten Haut spannt sich noch immer die unbändige Kraft von dereinst.   „Setz dich…“ Er deutet auf den Stuhl vor Kjell, der Schläger, der ihm den Weg versperrt hatte, macht einen Schritt zur Seite.
Fri, Feb 24th 2023 06:13

urz verharrt Kjell, als die Männer gemächlich aufstehen und sich der viel größere und stärkere Schläger vor ihm aufbaut. Unruhig wandern seine Blicke vom einem zum anderen, aber jetzt ist es sowieso schon viel zu spät, um an Rückzug zu denken. Während sich die Schänke langsam, aber merklich leert, kann der offensichtliche Anführer des Quartetts den jungen Gesellen in alter Ruhe mustern, der da ein wenig linkisch, offensichtlich nervös vor dem Tisch steht und sich gerade viele unangenehme Dinge ausmalt. Ein Junge des Viertels, ein armer Schlucker, der versucht über die Runden zu kommen. Der zupacken kann und die eine oder andere kleinere Schlägerei schon hinter sich gebracht hat, was bei den Handwerksburschen auch nichts Besonderes ist. Er trägt schon ziemlich abgetragene, an mehreren Stellen geflickte Kleidung sowie einen schmalen Dolch am Gürtel und sieht aus mit dem frischen Schrammen am Kopf aus, als hätte er heute schon einen recht anstrengenden Tag hinter sich.   Indes wirkt er für einen Moment überrascht ob der Aufforderung Platz zu nehmen, kommt dieser aber gleich darauf nach, als ihm der bullige Halunke Platz macht. Kurz schaut er dem tätowierten Krieger in die Augen schaut, ehe er den Blick gleich darauf vorsichtshalber senkt. „Sieben Arkh der Schwarzen Schlange,“ entbietet er dem Fremden einen Gruß, ehe er auch schon ins Stocken kommt, über einen Gesprächseinstieg hat er noch nicht wirklich nachgedacht. An seichten, zeitfressenden Gesprächen bei einem Becher Bier ist dieser sicher nicht interessiert, am Wetter oder der allgemeinen Lage im Viertel wohl auch eher weniger. Doch ehe sein Gegenüber womöglich ungehalten reagieren kann, holt er tief Luft. „Ich habe heute morgen etwas gefunden, für das ich euch eventuell interessieren könnte. Etwas Wertvolles.“ Auch wenn sich kaum noch neugierige Lauscher in der Nähe aufhalten dürften, so spricht der Geselle mit leiser Stimme, in der auch ein Hauch von Unsicherheit mitschwingt.
Wed, Mar 1st 2023 07:56   Edited on Wed, Mar 1st 2023 08:22

Die kalten Augen des Mannes wandern langsam über seine Arme und seinen Hals, während Kjell über ein Ding spricht, welches er gefunden hätte, als würde er versuchen seine Haut zu lesen und darauf nichts finden, was sich verwerten ließe. Der Mann sieht Kjell in die Augen, eine tiefe Narbe teilt seine Stirn.   „Was von Wert an dir könntest du besitzen, welches mir nicht schon längst gehört…“, erwidert sein Gegenüber. Von hinten legen sich große Hände auf Kjells Schultern, ein fester Griff, der ihn fixiert. Dann beginnt der Mann zu erzählen, mit ruhiger Stimme, während der Kopf seiner Veskahpfeife zwischen seinen Fingern hin und her gleitet.   „In der alten Zeit, war es Brauch den Feind zu demütigen, in dem man ihn entwaffnete, vor den Augen des Häuptlings und vor den Augen seinesgleichen, bevor man ihn tötete. Dieses Ritual war maßgebend für den Besiegten, denn die Waffe eines Mannes war beseelt, gekettet an seinen Geist und an eines jeden Kriegers Schicksal. Die Quelle seiner Kraft und seiner Ehre. Je mehr Männer er im Diesseits niederstreckte, desto größer wuchs sein Ruhm im Jenseits. Mit dem sterbenden Namen der Waffe, starb jener Teil des Mannes, welcher Krieger war, seine Kraft, sein Ruhm und seine Ehre, so glaubte man. Seit Jahrhunderten geben wir, jene im Haus der Schlange, unseren Waffen keine Namen mehr. Der Waffenstahl wird aus Erde gewonnen und zu Erde wird die Waffe, wenn sein Meister stirbt. Sie ist stumpf und bedeutungslos und nur so scharf wie die Hand, die sie schmiedet und nur so gefährlich wie die Hand, die sie führt. Eine Waffe hat keinen Namen, sie besitzt keine Seele und ist meines Wesens Kraft, keine Quelle. Die Waffe mag seinen Besitzer wechseln oder sein Erbstück bleiben, doch meine Hand ist es, die tötet.“   Der Mann vor Kjell hebt seine Hand und ballt sie zur Faust, das Armband, welches sein Handgelenk umschließt, knirscht, als müsse es reißen.   „Wenn wir am letzten Tag vor Yi-ag‘Zir stehen, dem König der Schlangen, zählt allein unsere Geschichte für die Waagschale seines Totengerichts. Deshalb sind wir es, die unsere Feinde häuten, sie ihrer Tätowierungen berauben und ihre Farben verbrennen, denn ohne sie sind sie ohne Zeugnis ihrer Taten, ruhmlos, ohne Herkunft und Bedeutung, gedemütigte Geister ohne Fürsprache im Totenreich.“   Die lederne Weste liegt dem Mann eng an, seine Arme sind unbedeckt, sie wirken beinahe schwarz durch die Tätowierungen. Ein kunstvoll gezeichneter Wirrwarr dunkler Farben, auf der starken Brust des Mannes, mit zahllosen Motiven und Objekten ergeben keinen Zusammenhang für Kjell. Berge, Wege, Hütten, weite Ebenen, Sonnenauf und Untergänge, detailreich in die Haut gebracht. Menschen, lebendige und getötete, Kämpfe und Kriege, Schlangen und Waffen, Sand und Meer, Linien, die sich mit seinen Narben verbinden oder sie übermalen und sich zu einem Himmel vereinigen. Und doch, muss in ihnen ein tiefer Sinn verborgen liegen. Aber es fehlt Kjell die Zeit, um darüber nachzudenken, eine scharfe Klinge legt sich unter seinen Hals, das bloße auflegen schneidet seine Haut und lässt warmes Blut herabtröpfeln, nicht dass es einen Unterschied auf seiner Kleidung machen würde, aber es schmerzt. Es ist die Klinge des Wiesels.   „Die Demütigung der Entwaffnung mag vielleicht im gekränkten Stolz eines Mannes liegen. Aber du bist keiner dieser Männer.“ Der große Mann streckt seine Hand aus: „Deinen Dolch, gib ihn mir.“   „Langsam…“, zischt das Wiesel in sein rechtes Ohr, der Druck mit dem Messer auf seinen Hals wird stärker, das Tröpfeln ist zu einem kleinen Rinnsal geworden.
Thu, Mar 2nd 2023 07:52

Viele Geschichten werden über die Männer erzählt, aufgehübschte und aufgebauschte, brutale und verwirrende – als Gutenachtgeschichte, leise flüsternd an einem Marktstand oder abends im Suff in der Spelunke. Der Wahrheitsgehalt darf in den meisten Fällen bezweifelt werden, doch lernen schon die Kleinsten, den dunklen Gestalten so gut es geht aus dem Weg zu gehen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.   Kjell kann ein leichtes Zusammenzucken nicht verhindern, als sich die kräftigen Pranken auf seine Schultern legen und ihn dazu verurteilen, still am Tisch zu sitzen und dem Monolog des Anführers der Vier zu lauschen. Und dessen Erzählung – in ihrer Ruhe ungemein bedrohlich, düster, beunruhigend – lässt für den weiteren Verlauf des Abends Schlimmes erwarten. Einen kurzen Moment treffen sich die Blicke der beiden - in den grauen Augen des Gesellen liest der Veteran Unsicherheit, Vorsicht und Furcht, aber daneben einen glimmenden Funken an Entschlossenheit und den Willen, das Angefangene auch zu beenden.   Im Gegensatz zu den vier Fremden trägt Kjell keine Tätowierungen, wirkt seine Haut im Vergleich zu deren Körperschmuck beinahe kränklich farblos. Die großen, kräftigen Hände voller Schwielen liegen auf dem Tisch die zahlreichen Schrammen und Vernarbungen an den muskulösen Armen zeugen von jahrelanger Arbeit mit splitterndem Holz und scharfen Handwerksutensilien.   Kjells Blick wird magisch angezogen von den Mustern, Wirbeln und Schleifen, die den Körper des Mannes zieren und unendlich viele Geschichten zu erzählen haben. Während er noch dabei ist, die Worte des Fremden zu verdauen und dabei nach einer einigermaßen vernünftig klingenden Erwiderung sucht, fällt das Gewicht von seinen Schultern, wird jedoch umgehend von dem viel schlimmeren Gefühl einer scharfen Klinge an der Kehle abgelöst. Der junge Mann traut sich kaum mehr zu bewegen oder gar zu atmen, als die ersten Blutstropfen herabrinnen.   Als der Mann ihm gegenüber seine Hand ausstreckt, verharrt Kjell einen Moment lang gelähmt wie ein Kaninchen vor der Schlange, ehe er in Zeitlupentempo die rechte Hand vom Tisch nimmt und das Messer aus der Scheide am Gürtel zieht. Er bemüht sich nach Kräften, so wenig Bewegungen wie möglich zu machen, scheint das Wiesel hinter ihm zu allem fähig zu sein. Mit zitternder Hand legt er die Klinge auf den Tisch und schiebt sie mit dem Heft voran hinüber. Einen kleinen Dolch hat er dabei, keine neue, aber eine gut gepflegte Klinge. Wohl eher ein Gebrauchsgegenstand denn als Waffe für einen Kampf gedacht, nützlich und nichts Besonderes.   „Wertvolles an mir...für euch...eine...eine wertvolle Münze habe ich gefunden.“ angestrengt schluckt Kjell seine Furcht hinunter, darum bemüht, sich letztlich auf die erste Frage zu konzentrieren. Weitere Blutstropfen besudeln das eh schon verschmutzte Hemd, als er sich nur ein winziges Stück nach vorne lehnt und es wagt, dem Kämpfer ihm gegenüber ins Gesicht zu sehen. „In einem Lederbeutel in meiner Hosentasche.“ mit der scharfen Klinge am Hals wagt er es nicht, einfach nochmals die Hand vom Tisch zu nehmen.
Tue, Mar 28th 2023 05:22   Edited on Tue, Mar 28th 2023 05:28

Die Messerspitze deutet auf Kjell. Gefangen in der Zeit, kein Rückwärts, kein Vorwärts, nur Hier, seit einer Unendlichkeit. Als hätte unsichtbare Schnüre ihn gezogen zu diesem Pfad, angelegt, um ihn festzuhalten an diesem Ort, ohne Fluchtweg, ohne Aussicht, zum Amüsement, für wen? Oder vergessen? Verworren in den Schicksalsfehden, um verdammt zu sein, mit diesen Männern, deren Sprache aus Bildern in Fleisch, Motiven in Haut und Zeichen aus Blut, er nicht versteht.   Die Messerspitze deutet auf Kjell…   „Der Schlange hast du dich genähert und den Preis bezahlst du dafür. Dein Meister will ich sein und dich lehren. Gestolpert bist du, von einem Moment zum anderen, im Kreis hast du dich gedreht, doch heute ist der Tag, an dem du aufrecht stehst. An einem Ort, wo kein Gold dieser Welt dich freikaufen kann. Wie Schorf kratze ich die Blindheit von deinen Augen. Noch lange sollen sie Geschichten über den Mann erzählen, der versucht hat, mit den Schlangen zu feilschen!“ Schatten bedecken das Gesicht des Mannes, aber in seinen Augen tanzen Flammen, so scheint es, wo keine sind.   Die Messerspitze deutet auf Kjell…   „Seine Hand…“ Er wird von hinten fest am Nacken gepackt, während sich eine andere Hand schmerzhaft in seiner Schulter vergräbt und Druck nach unten ausübt, als wolle er seine Schulter mit bloßen Händen ausreißen. Der Mann zu seiner linken, der seine Münze an sich genommen hatte, erhebt sich nun, wie einem alten Ritual folgend und packt seinen Arm. Wahrscheinlich unterschätzt niemand hier die Wehrhaftigkeit Kjells, hätte er dies gewusst, vielleicht hätte es ihn geschmeichelt, aber gerade, weil sie alle aus demselben Dreck empor gekrochen sind, waren sie sich dieser Tatsache bewusst, wie er, waren sie aus demselben Scherbenwerk gemacht - Straße und Dechsel hatten Kjell Ausdauer verliehen, doch diese Männer waren Bannerträger ihres Hauses, die ersten im Kampf, ihr Atem länger, ihre Umklammerung stärker, seine Gegenwehr ist mutig aber vergebens. Sein Arm im festen Griff, sein Handgelenk umschlossen, die Hand auf die Platte des ächzenden Tisches gedrückt.   Die Messerspitze deutet auf Kjell…   „In den heiligen Ebenen von Ahzvis lebt und jagt ein Tier, welches wir die Schlangenechse nennen. Die Stämme von dereinst haben sie als Gott verehrt, heute wissen wir, sie ist auch einer der Kinder Yi-ag’Zir‘s. Ihr Biss bringt den Tod, und dennoch haben sich Gelehrte seit jeher um die Vollkommenheit ihres Gifts gestritten, da das Gift die Beute nicht sofort tötet. Ihre Jagt beginnt aus dem Hinterhalt, verborgen, aus dem Unterholz heraus, greift die Schlangenechse nach seiner Beute und verbeißt sich in das Fleisch, in die Wunde dringt das Gift und verzehrt die Stelle, bis das Tier lahmt, aber noch nicht getötet ist. Tage mag die Verfolgung dauern, bis das verfaulte Fleisch am Lauf des Tieres schwarz geworden ist, von seinem Knochen fällt, wie Laub und die Schmerzensschreie des Tieres die Nacht durchdringen. Die Schlangenechse umkreist ihre Beute, wartend, lauernd. Aber nicht Geduld hält die Echse zurück oder das Schonen von Kräften. Es ist Leid, das sie nährt. Die Freude am Leid eines anderen Tieres, das den Biss des Todes bis zum letztmöglichen Moment hinauszögert. Leid, das höchste Prinzip der Götter. Und dieses Leid soll dir widerfahren…“   Die Messerspitze deutet auf Kjell…   Einem alten Ritual folgend sind die Bewegungen rechts von ihm schnell, der Griff an seinem Arm ändert sich, aber was macht das schon? Er hat sich an den Druck auf seine Glieder gewöhnt, und dem Kribbeln, welches sich ausbreitet. Das Blut rauscht in seinen Ohren, begleitet vom Schlag seines Herzens. Alles andere rückt in den Hintergrund, Geräusche, Gedanken, Bewegungen. Vor ihm liegt seine Münze, das wenige Licht funkelnd auf ihr. Unbeweglich, als wäre sie in der Zeit festgefroren als Sinnbild seiner gescheiterten Möglichkeiten, oder doch Verheißung? Neben ihm fährt ein Beil hernieder, die Schneide scharf, seine Augen erkennen das, um seine Hand abzuhaken. Durchtrennen wird sie Knochen, Sehnen und Fleisch. „Der Biss der Schlange…“, grient der Mann.   Die Messerspitze deutet auf Kjell.
Wed, Mar 29th 2023 04:41

Noch heute morgen schien dies ein Tag wie jeder andere im Leben des jungen Mannes zu werden – anstrengend und beschwerlich, im Großen und Ganzen ruhig und vorhersehbar.   Doch dann erst der Tumult auf den Straßen, dann der Sturz durch die Zimmerdecke, bei dem das Glück hold schien – keine großen Verletzungen und ein Fund, der Kjells Leben endlich zum Guten wenden sollte.   Doch das Schicksal spielt ein grausames Spiel, wähnt den jungen Mann mittags im Glück, abends im schraubstockartigen Griff fremder Krieger. War er morgens noch mit ein paar blauen Flecken, Kratzern und einem Brummschädel davongekommen, so sitzt er nun wehrlos an einem Kneipentisch, mit blutender Nase und flackerndem, unsteten Blick. Ganz kurz war ihm heute ein Gedanke an ein besseres Leben gegönnt, ehe er umso brutaler wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geprügelt wurde.   Wie magisch angezogen liegt der schmerzerfüllte Blick auf dem Messer auf dem Tisch, während dessen Besitzer sein düsteres Tagwerk zu vollenden gedenkt.
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Sun, Apr 9th 2023 05:33
Sun, Apr 9th 2023 05:48   Edited on Sun, Apr 9th 2023 05:50

[Verwaltung] Während Kjell immer noch gebannt auf das Messer starrt, fährt die Klinge des Beiles nieder. Jetzt reagiert sein Körper instinktiv und er reißt die Hand zurück. Er kann sich zwar nicht aus dem Griff befreien, die seine Hand auf die Tischplatte drücken, doch der Ruck ist mit dem Druck der auf seine Hand ausgeübt wird stark genug um eines der altersschwachen Tischbeine halb aus seiner Verankerung zu reißen und den Tisch ein Stück in Richtung Kjells kippen zu lassen. Der Mann der den Hieb führt, kann den Schlag nicht mehr ablenken und so beißt das Beil nicht in Kjells Handgelenk, sondern trennt die Finger kanpp unter dem ersten Fingergelenk bis auf den Daumen ab. Die Wucht des Schlages läßt das Tischbein endgültig brechen.
Mon, Apr 10th 2023 08:34

Mit einem dumpfen Knirschen fährt das Beil herunter und bringt Kjell mit einem Schlag um all seine Träume, Wünsche und Hoffnungen. Der jähe, stechende Schmerz reißt den jungen Mann aus seiner Benommenheit, ein gellender Schrei dringt aus seiner Kehle und zerreißt die Stille der Schankstube. Während der Tisch durch das zerstörte Tischbein langsam zur Seite kippt, kommt das Messer auf der Platte ins Rutschen.   Einem wütenden, schwer verwundeten und in die Enge getriebenen Tieres gleich reagiert Kjell nur noch rein instinktiv, als seine linke,noch unversehrte Hand nach der Klinge greift, um seinen Peinigern vor seinem eigenen wahrscheinlichen Ende noch so großen Schaden als möglich zuzufügen.
Wed, Apr 12th 2023 05:00   Edited on Wed, Apr 12th 2023 05:05

Wütend brüllt der Mann, der ihm seine Finger genommen hat und zieht das Beil aus dem zersplitterten Holz. Noch während Kjell nach seinem Messer greift und sich wappnet für einen aussichtslosen Kampf, legt sich ein Arm von hinten wie ein Schraubstock um seinen Hals, schnürt ihm die Luft ab, die Kraft des Hünen und der Würgegriff rauben ihm die Sinne, noch bevor sein Körper zu Boden fällt, entgleitet ihm das Messer. Selbst ein Heldentod scheint ihm heute verwehrt zu sein. Faustschläge treffen ihn immer wieder, zerreißen die Haut seines Gesichts, lassen seine Lippen platzen und Knochen brechen, aber er spürt die Schläge nicht mehr, es wird dunkel um ihn. Mit einem Fuß auf seiner Brust wird er zu Boden gedrückt, das Beil hebt sich abermals, die Hand, die es hält, holt zu einem weiteren Hieb aus.   „Genug…“, gebietet die Stimme ihres Anführers, dennoch dauert es einen Moment, bis die Hand im Blutrausch sich senkt.   Schmerz holt Kjell aus der Dunkelheit ins Licht. Erweckt von Schmerzen, die er noch nie in seinem Leben verspürt hat, in Dunkelheit möchte er sich abermals fliehen, doch ein Kübel mit kaltem Wasser hält ihm in seinem Albtraum aus Schmerzen fest, noch immer drückt der Stiefel auf seiner Brust ihn zu Boden, umringt von den Männern, die auf ihn herabblicken, der größte von ihnen, beugt sich herab, geht in die Hocke, mit seinem rechten Knie auf den Arm, der seine Finger noch besitzt. Er legt eine Hand auf Kjells Brust, die schwer atmet.   „Ruhig Jüngling, ruhig. Deinem Körper wurde viel Schaden zugefügt, sollten die Tränen Achums deinen Geist nicht entzünden wirst du Leben. Doch in das Leben, welches du gekannt hast, wirst du nicht mehr zurückkehren, denn deine Augen sind nun offen. Für deine Blindheit hast du einen hohen Preis bezahlt, du kennst jetzt das wahre Verlangen der Schlange, leugnen kannst du es nicht mehr, weder vergessen noch verdrängen, der Biss der Schlange wird dich daran erinnern, bis zu deinem letzten Tag. Bleib wach, Jüngling, bleib wach.“ Der große Mann schlägt ihm auf die Wange. „Lass die Wunden deines Körpers von den Frauen der Mehras versorgen, hab keine Furcht vor dem Tod, es ist das lebendige Leid, welches die große Schlange nährt, Leid ist ihr kostbares Opfer und heute wurde das deinige geopfert… bleib wach…“   Die rechte Hand des großen Mannes hebt sich, Kjell blickt auf das geschwärzte Messer des Kämpfers, der es ihm vor das Gesicht hält, während die andere Hand sein Kiefer packt. „Eine Waffe hat keinen Namen, sie besitzt keine Seele und ist meines Wesens Kraft, keine Quelle. Die Waffe mag seinen Besitzer wechseln oder sein Erbstück bleiben, doch meine Hand ist es, die tötet…“ Die Faust umschließt den Griff, wie der Steinmetz einen Meißel für die erste Kante. Das scharfe Messer schiebt sich in Kjells Mund, vorbei an seinen Zähnen, ein kurzer Stoß und seine linke Wange wird von der Klinge durchschnitten wie eine Seite Speck. Warmes Blut bedeckt den Boden der Spelunke. „Bleib wach…“   Noch einmal hält er die schwarze Klinge vor Kjells Gesicht, dann legt er das blutige Messer auf seine Brust, die Klinge fühlt sich kalt auf Kjells Haut an. Dann wird dem großen Mann Kjells Messer gereicht, auch dieses wird ihm vors Gesicht gehalten, im Vergleich zur schwarzen Klinge wirkt sie minder.   „Ich bin Arwenhar. Damit du weißt, welcher Mann dir dein Messer und deine Finger genommen hat. Wenn der Tag gekommen ist, verlang nach mir, im Knochenhain werde ich auf dich warten.“ Das Messer Kjells verschwindet in der Weste Arwenhars. Bevor sich der große Mann erhebt, holt er etwas aus einer Tasche, kurz funkelt es auf wie ein Nachtstern, es ist die Münze aus Gold. Als sich die Dunkelheit erneut anschickt ihn mitzunehmen, ist das Letzte, was er spürt, das kühle Metall des Goldes auf seiner Zunge, welches ihn in den Mund geschoben wird.   „All das bedeutet nichts. Gold ist nicht die Währung der Schlange, doch du kennst sie jetzt…“ Arwenhar wendet sich an die letzten verbliebenen der Schenke. „Wer diesen Mann oder seine Habseligkeiten berührt, ist Beute der Schlangen.“ Und er blickt in jedes Gesicht. „Beute der Schlangen…“   Kjell liegt auf dem Boden, die Männer ziehen ab, denn heute gibt es keine weiteren Geschäfte mehr.
Thu, Apr 13th 2023 06:48

Ohne den Hauch einer Chance zu haben, geht der junge Mann letzten Endes zu Boden, während die Schläger ihr blutiges Tagwerk verrichten. Nur kurz reißt die Agonie der Schmerzen ab und verspricht gnädige Bewusstlosigkeit, als ihm auch diese durch einen Schwung kalten Wassers verwehrt bleibt. Wellen der Pein durchzucken den ganzen Körper Kjells, während er einem angestochenen Schwein gleich in einer Lache des eigenen Blutes liegt, das fortwährend aus seinen Wunden strömt. Als Arwenhar zuletzt seine Wange aufschlitzt, ist dies nur ein weiterer Quell des Schmerzes, ist die Grenze des Ertragbaren längst erreicht.   Hilflos liegt er auf dem Rücken, als die Männer den Ort des Geschehens verlassen, das blutige Messer auf der Brust. Jede Regung, jeder noch so flache Atemzug verursacht weitere Pein, der Göttin des Todes scheint heute ein weiterer unwissender Narr geopfert zu werden. Keine Hilfe scheint von den noch wenigen Anwesenden zu erwarten, die das Geschehen vielleicht mit Schrecken, Furcht oder Gleichgültigkeit verfolgt oder sich abgewandt haben, um nicht auch ins Visier der Krieger zu kommen. Doch trotz allem wehrt sich etwas in dem jungen Handwerker dagegen, so aus dem Leben zu scheiden.   Wie in Zeitlupe schließen sich Kjells unversehrte Finger um den Griff der Klinge, ehe er sich in unendlicher Anstrengung unter glühenden Schmerzen auf die Seite dreht und in quälender Langsamkeit in Richtung der Türe zu kriechen versucht. Weit kommt er allerdings nicht, vielleicht zwei Schritte weiter verlassen ihn die letzten Kräfte, ehe er zusammensackt und reglos auf dem blutigen Boden liegenbleibt.
Tue, Apr 18th 2023 07:02   Edited on Tue, Apr 18th 2023 07:04

„Hey du…“ ein Fuß stößt ihn an der Schulter.   „Hey, du … aufwachen!“ Drei Dornfinger mit weißer Armbinde haben sich um Kjell versammelt, nicht älter als 14.   „Oh Mann, den haben sie versenkt wie einen Jonk-Ba, lebt der noch?“   „Ja der atmet noch“, einer von ihnen deutet auf seine rechte Hand, „Schlangenbiss…“   „Hm ja… einer von diesen Salz Quilla, hat wohl geglaubt er kann ohne Ziar‘s mit einem der Bosse quatschen…“   „Richtiger mieser…“   „Wir sollen den von hier wegschaffen… Keiner von den Bazirks traut sich den anfassen, weil ers von den Schwarz Ziars gekriegt hat…“   „Bist du behindert Quilla, wie sollen wir den ohne Hilfe wegschaffen… der ist fetter als deine Mutter, Kuma.“   Die Jungs kichern.   „Das ist was Laku befohlen hat du Rattenficker, das ist das, was wir machen, sonst heißts batuuumm…“   Einer der Burschen macht das Messerzeichen, ein kurzes Streichen über Herz und Kinn, was im Allgemeinen so viel bedeutet, du bist Tod, das Messer holt dich bald Quilla, die anderen machen es ihm nach.   „Batuuuum! Aber nicht heute! Die schwarze Schlange gestattet es!“ rufen sie im Chor und brechen in Gelächter aus.   „Hol Wasser, wir kippen ihm was über den Schädel…“   „Hol du doch Wasser…“   „Ich hab die Krallen Ziar du Lurch…“   „Na schön…“   Der unterlegene nimmt einen Kübel, der nicht weit von Kjell steht und geht Wasser holen.   „Quilla..“   „Selber…“ ruft der Kübelträger trotzig zurück.   Der Krallenträger geht in die Hocke und begutachtet Kjell genauer, der Junge hat ein Spinnentatoo am Hals. „Schau… eine Schwarzbannerklinge. Sollen wir die nehmen?“   „Quilla, ne lass, ein Boss hats dagelassen, vielleicht für Aish-nem oder Shirkt.   „Mit ihm?“   „Was weiß ich… warte Pelv! Scheiß auf Wasser, bring ne Pulle! Die kippen wir ihn über die offenen Wunden, der is wie nix wieder unter den lebenden, dieser Bazirk, der Boss ist doch der Held!“   „Du bist der Boss!“   „Die schwarze Schlange gestattet es!“   „Lass ihn umdrehen!“   Die drei packen an und drehen Kjell wieder auf den Rücken.   „Los, die Pulle ins Gesicht und auf die Hand, den Bazenzirk, bis die Muschi brennt, Quilla.“   „Hahahaha… aufwachen Zirk!“   Den scharfen Alkohol spritzen die Burschen Kjell über Hand und Gesicht. Alle machen einen Sprung zurück und gehen in die Hocke, gespannt darauf was passiert.
Wed, Apr 19th 2023 05:33

Das hartgesottene Jungvolk hat trotz seiner Jugend gewiss schon einiges gesehen und lässt sich nicht schnell beeindrucken. Die Sauerei am Boden sieht man dennoch nicht alle Tage in den Spelunken der Stadt, macht die Reinigung auch immer unnötige Arbeit.   Wieder auf dem Rücken liegend, sieht der junge Geselle auf dem Boden aus wie durch den Wolf gedreht, während unablässig das Blut aus den vielen Wunden tropft. Auf die Knuffe und Stöße der Jungen reagiert er kaum – und auch wenn der Alkohol auf den offenen Wunden brennt wie Feuer, so gestaltet sich die Reaktion darauf kaum spektakulärer. Lediglich ein schmerzhaftes Gurgeln ist zu hören, während sich die verletzte Hand reflexhaft zusammenzieht.