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Mon, Oct 16th 2023 07:22   Edited on Sat, Dec 16th 2023 02:16

Stiller Abend

Obwohl es tagsüber warm ist für die Jahreszeit, sind die Nächte doch kühl. Doch Julia genießt den Frieden und die Stille im kleineren der beiden Innenhöfe des Skriptoriums. Durch zwei bleigefaßte Fenster mit den runden Butzenscheiben fällt goldenes Licht und zeichnet goldene Lichtinseln in den dunklen Garten. Über ihr glitzern die Sterne auf dem wolkenlosen Nachthimmel und bis auf die entfernten Rufe eine Nachtschwalbe ist es still. Nur selten in ihrem Leben hat sie sich so sicher gefühlt, wie hier in den Mauern des Skriptoriums. Doch es sind nicht nur die Mauern, die ihr dieses Gefühl der Sicherheit vermitteln. Das Training mit dem Waffenmeister ist hart und fordernd, aber sie spürt ihre Kräfte in einer Art und Weise wachsen, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. Sie ist nicht mehr so schwach und dieses Gefühl gibt ihr Selbstvertrauen. Mit Freude und wachsender Begeisterung unterwirft sie sich dem rigorosen Übungsprogramm, auch wenn kaum ein Tag vergeht, an dem sie nicht Abends mit brennenden Muskeln zu Bett geht. Sie lehnt sich zurück und richtet ihren Blick hinauf auf den Sternenhimmel und seufzt leise, als sie an den anderen Teil ihrer Ausbildung denkt.   Ihre sogenannte Gabe ist ihr unheimlich. Manchmal hat sie das Gefühl, daß sie am Rande eines bodenlosen Abgrundes steht, der sie zu verschlingen droht. Außerdem spürt sie wie sehr von ihr erwartet wurde jemand mit besonderen Talenten zu sein. Besonders der alte Rolon gibt sich keine Mühe es zu verbergen. Aber selbst bei T’Sai spürt sie es. Julia ist sich nahezu sicher, daß diese Hoffnung der Hauptgrund ist, warum man sie hier aufgenommen hat. Was würde mit ihr geschehen, wenn sich die Hoffnungen nicht erfüllten? Sie wollte um keinen Preis zurück in ihr altes Leben! Deshalb hat sie beschlossen vorsichtig zu sein. Bei den Übungen mit Rolon hält sie sich zurück, doch wenn sie alleine ist, übt sie ohne Zurückhaltung. Es fällt ihr immer noch nicht leicht, ihre Scheu vor dieser Kraft zu überwinden, doch sie hat bereits Fortschritte erzielt. Aber solange sie nicht mehr über die Absichten ihrer Anführer in Erfahrung bringen konnte, würde sie es für sich behalten. Ein Weile hängt sie noch ihren Gedanken nach, doch dann beginnt sie leicht zu frösteln. Mit einem Gähnen steht sie auf und geht zurück in ihr Zimmer. Vor dem Schlafengehen entzündet sie noch eine Kerze und dankt im stummen Gebet ihren Ahnen.