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Fri, Sep 6th 2024 07:45   Edited on Fri, Nov 15th 2024 07:14

[Tag 17 später Nachmittag] Erste Informationen

Leif hatte die Kapitäne Larsen, Bjornsson und Erikson zu sich gerufen, während die Arbeiten am alten Lotsengebäude unermüdlich fortschritten. Das Hämmern und Sägen der Arbeiter bildete einen ständigen Klangteppich, als die drei Seefahrer eintrafen. Nachdem er sie durch das belebte Gebäude geführt hatte, öffnete Leif die Tür zu seinem provisorischen Büro. Die Wände waren noch roh, der Boden voller Holzspäne, aber inmitten dieses Durcheinanders stand ein schlichter Tisch mit vier Stühlen.   „Setzt euch“, sagte Leif und bedeutete den Kapitänen, Platz zu nehmen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, legte Leif die Hände auf den Tisch und begann zu sprechen.   „Ich habe euch gerufen, weil ich ein Vorhaben habe, das uns alle betrifft. Hier, in diesem Gebäude, soll eine Akademie entstehen. Eine Ausbildungsstätte für zukünftige Seeleute. Ihr alle seid erfahrene Männer, jeder von euch hat jahrzehntelange Weisheit und Fähigkeiten, die nicht verloren gehen dürfen. Ich will, dass ihr Teil davon seid. Als Ausbilder.“   Die Kapitäne tauschten skeptische Blicke aus, während Leif fortfuhr. „Ich weiß, dass das ein großer Schritt ist. Wir müssen auf einen Nenner kommen und gemeinsam einen Plan erstellen, wie wir das angehen. Ja, jeder von uns hat etwas zu verlieren, das will ich gar nicht leugnen. Aber wir haben auch die Chance, viel zu gewinnen – die Zukunft der Seefahrt in Pelorn zu sichern.“   Larsen und Erikson nickten nachdenklich. Nach einer Weile, nach weiteren Diskussionen, lenkten sie schließlich ein und verabschiedeten sich mit nachdenklichen Gesichtern. Bjornsson jedoch blieb stehen, seine Stirn in Falten gelegt, die Hände zu Fäusten geballt.
Sat, Sep 7th 2024 07:10

"Was zum Teufel, Leif?! Eine Akademie?! Was soll das heißen, du willst eine Akademie gründen? Bist du verrückt geworden? Seit wann brauchen wir so etwas?! Du willst ernsthaft unseren Traditionen den Rücken kehren? Wo bleibt der Stolz der Familien, die seit Generationen zur See fahren?!"   Seine Stimme donnert durch den Raum, so laut, dass die Arbeiter draußen abrupt innehalten. Die Hämmer verstummen, und die Gespräche verklingen. Einige blicken verstohlen zur Tür, ihre Hände ruhen auf den Werkzeugen. Ihre Augen sind wachsam, die Köpfe leicht geneigt, während sie versuchen, jedes Wort aufzuschnappen. Sie wissen, dass hier etwas Großes im Gange ist – und wo große Entscheidungen fallen, gibt es immer Konsequenzen.   Bjornsson wirft einen nervösen Blick zur Tür. Es ist ihm plötzlich bewusst, wie laut er geworden ist. Die neugierigen Blicke und das gemurmelte Tuscheln der Arbeiter lassen ihn innehalten. Für einen Moment wirkt er verunsichert, als ob ihm klar wird, dass jedes seiner Worte weitergetragen werden könnte. Mit einem schnellen Schritt schließt Bjornsson die Tür und senkt seine Stimme, als hätte er Angst, selbst die Wände könnten lauschen. „Verdammt, Leif, du verstehst nicht, was du da anrichtest.   „Seit wann brauchen unsere Jungen eine verdammte Akademie, um das Segeln zu lernen? Das haben wir immer von unseren Vätern und Großvätern beigebracht bekommen, und so soll es auch bleiben! Jetzt kommst du daher und erwartest, dass wir all unser Wissen preisgeben? Sollen wir unsere Vorteile verraten, Leif?! Wie sollen wir noch herausstechen, wenn jeder dahergelaufene Bastard dasselbe Wissen hat wie wir?!“
Leif spricht ruhig, aber mit festem Nachdruck. Die Luft im Raum fühlt sich plötzlich schwer an, als er die Arme vor der Brust verschränkt.   "Beruhig dich, Bjornsson. Ich hab nicht vor, die Traditionen zu zerstören. Im Gegenteil – ich will, dass sie weiterleben– aber auf eine Weise, die auch in den nächsten Generationen noch Bestand hat. Wenn wir das wirklich wollen, müssen wir mit der Zeit gehen. Die Welt draußen verändert sich, und wenn wir an den alten Wegen festhalten, dann bleiben wir zurück, während andere uns überholen. Unsere Vergangenheit hat ihren Wert, aber sie darf uns nicht zur Last werden."   Bjornsson schüttelt ungläubig den Kopf, als könnte er die Worte seines alten Freundes nicht fassen. Seine dunkelblauen Augen blitzen vor Wut Leif bleibt ruhig, seine Stimme eindringlich. "Es geht nicht um Geheimnisse, Bjornsson. Es geht ums Überleben." Er macht eine kurze Pause, lässt die Worte sacken, bevor er weiterspricht. "Wir haben gesehen, wie oft junge Seemänner durch Fehler sterben, die man hätte verhindern können. Was, wenn wir diese Fehler reduzieren? Es gibt genug Wissen, das weitergegeben werden muss, damit unsere Jungs nicht nur überleben, sondern auch das Beste aus ihrem Leben machen. Was, wenn die Verluste niedriger wären und wir dafür sorgen könnten, dass unsere Söhne und deren Söhne das Beste aus ihrem Leben machen? Denk nach – die Quote ist hart. Zu viele sterben, und wir könnten das ändern."   Bjornsson bleibt für einen Moment still, seine Stirn tief in Falten gelegt. Der Raum ist still, bis auf das dumpfe Hämmern und die leisen Stimmen draußen, die wie ein ferner Puls durch die Wände dringen.
Mon, Sep 9th 2024 08:16

Bjornsson bleibt noch einen Moment stehen, seine Faust immer noch fest geballt, doch seine Wut scheint sich langsam in etwas anderes zu verwandeln. Er atmet tief ein, schaut auf den Boden und dann wieder zu Leif. Ein Hauch von Zweifel schleicht sich in seine Stimme, obwohl sie immer noch scharf ist.   „Das klingt alles so verdammt vernünftig, Leif. Aber...“ Er zögert, als hätte er die Worte selbst noch nicht ganz durchdacht. „Aber was, wenn du Unrecht hast? Was, wenn wir das Erbe, das uns ausmacht, das uns stolz und stark hält, verwässern, indem wir es zu etwas... Öffentlichem machen? Unser Wissen ist das Einzige, was uns von den anderen abhebt. Wenn wir es einfach verschenken, was bleibt dann noch von uns? Von unseren Familien?“   Seine Stimme wird leiser, fast ein Flüstern. „Wir waren immer die Besten. Unsere Söhne waren die Besten. Wenn wir das aufgeben, verlieren wir vielleicht mehr als nur Traditionen. Vielleicht verlieren wir uns selbst.“   Bjornssons Augen sind jetzt von Zorn zu Besorgnis übergegangen, als ob er sich plötzlich weniger um die Idee der Akademie sorgt, sondern mehr um das, was sie für ihn und seine Familie bedeuten könnte. „Und was, wenn wir das Risiko eingehen und alles verlieren?“
Leif beobachtet Bjornsson einen Moment lang, seine Augen ruhen auf ihm mit der Ruhe eines Mannes, der versteht, wie schwer diese Entscheidung für seinen Freund wiegt. Er lehnt sich leicht nach vorne, legt die Hände flach auf den Tisch und spricht mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Mitgefühl.   „Bjornsson, ich verstehe deine Angst. Wir alle haben sie. Unsere Väter, Großväter und Urgroßväter haben hart gearbeitet, um uns das Wissen zu geben, das uns stark macht. Aber die Welt hat sich verändert – sie ist größer geworden, härter und schneller. Wenn wir jetzt nichts tun, wenn wir uns an unsere Geheimnisse klammern und glauben, dass das reicht, dann laufen wir Gefahr, genau das zu verlieren, was du schützen willst.“   Er macht eine kurze Pause, seine Stimme wird weicher, aber sie verliert nichts von ihrer Entschlossenheit. „Es geht nicht darum, unser Wissen zu verschenken. Es geht darum, es zu bewahren. Unsere Traditionen, unser Erbe – sie sind zu wertvoll, um einfach zu verblassen, weil wir zu stolz waren, die Augen aufzumachen und uns der Realität zu stellen. Und was das Risiko angeht…“ Leif sieht Bjornsson fest in die Augen, „was ist riskanter? Still zu stehen, während die Welt sich verändert, oder einen Schritt nach vorne zu wagen, um sicherzustellen, dass unsere Kinder und Kindeskinder noch etwas haben, worauf sie stolz sein können?“   Leif lehnt sich leicht zurück und lässt die Worte wirken, aber bevor er weiterspricht, senkt er die Stimme, gerade so, dass Bjornsson ihn hören kann. „Es gibt noch etwas, das du wissen musst. Diese Entscheidung ist nicht nur meine. Ob wir es wollen oder nicht – es wird Veränderungen geben, und sie werden kommen, ob wir bereit sind oder nicht. Die Herren in der Stadt… sie haben ihre Erwartungen. Wenn wir nicht vorangehen, wird es andere geben, die uns überholen, und dann wird es uns und unseren Familien schlecht ergehen. Du weißt, was das bedeutet.“   Seine Augen verengen sich leicht, als er Bjornsson eindringlich ansieht. „Ich will uns allen die Kontrolle über unsere Zukunft geben, bevor andere sie uns aus der Hand nehmen. Das ist nicht nur eine Frage des Stolzes, Bjornsson. Es ist eine Frage des Überlebens.“   Er lehnt sich zurück und lässt die Worte sacken, bevor er wieder ruhiger wird. „Ich will, dass wir führen, Bjornsson. Nicht nur für uns, sondern für die Zukunft unserer Söhne. Du weißt genau wie ich, dass wir nicht ewig da sein werden, um sie zu beschützen. Aber wir können ihnen etwas geben, das sie stark macht, das ihnen hilft, besser zu sein, als wir es jemals waren. Und das beginnt hier, mit dieser Akademie. Nicht, um unsere Traditionen zu brechen, sondern um sie zu sichern.“   Leif lässt den Blick nicht von Bjornsson ab, steht jedoch auf und geht auf seinen Freund zu. „Denk nicht nur an das, was wir verlieren könnten, Bjornsson. Denk an das, was wir gewinnen können.“ danach öffnet er die Tür und deutet hinaus. "Bis morgen hätte ich gerne eine Antwort darauf ob du dabei bist oder nicht. Auch ich bin jemandem verpflichtet einen Bericht abzugeben"   Mit dieser endgültigen Bemerkung hat Leif diese Diskussion beendet und Bjornsson verlässt den Raum. Leif schließt die Tür und setzt sich wieder an den Tisch und eine innerliche Traurigkeit macht sich langsam breit.
Nachdem Bjornsson das Büro verlassen hat, bleibt Leif noch einen Moment sitzen. Die Stille, die sich über den Raum legt, ist erdrückend im Gegensatz zu der hitzigen Diskussion von vorhin. Leif seufzt tief und spürt, wie die Verantwortung seiner neuen Position schwer auf seinen Schultern lastet. Dies war das erste echte Problem, das auf ihn zukam, seit er das Vorhaben der Akademie in Angriff genommen hatte, und es verlief schwieriger, als er gehofft hatte.   Er lehnt sich im Stuhl zurück, die Hände vor dem Gesicht, als ob er so die Realität für einen Moment ausblenden könnte. Doch seine Gedanken kreisen weiter, und er weiß, dass es keinen einfachen Ausweg gibt. Bjornssons Worte hallen noch in seinem Kopf wider, und das Gewicht dieser Auseinandersetzung drückt auf sein Herz. Leif spürt, dass er die Dinge nicht einfach so lassen kann.   Schließlich steht er auf. Mit langsamen Schritten beginnt er im Raum auf und ab zu gehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sein Blick wandert über die rohen Wände des noch unfertigen Büros, über den Boden, der noch von Holzspänen bedeckt ist. Es fühlt sich an, als würde sich sein eigenes Leben in diesem Augenblick im Rohbau befinden – unvollständig, unsicher, voller offener Fragen.   Leif bleibt schließlich vor der Tür stehen und öffnet sie einen Spalt. Das Hämmern und Sägen der Arbeiter draußen dringt erneut an seine Ohren, diesmal gedämpfter, weniger fordernd. Er lehnt sich leicht gegen den Türrahmen und beobachtet die Männer, die geschäftig weiterarbeiten. Einige von ihnen werfen verstohlene Blicke in seine Richtung, wissen wohl, dass hier gerade etwas Bedeutendes geschehen ist, aber keiner wagt es, ihn direkt anzusprechen. Leif erkennt in ihren Gesichtern das Vertrauen, das sie in ihn setzen, aber auch die stille Erwartung, dass er die richtigen Entscheidungen trifft. Er seufzt, schließt die Tür langsam wieder und setzt sich zurück an den Tisch. Seine Finger trommeln unruhig auf die Tischplatte. Wie kann er das Problem mit Bjornsson lösen, ohne den Rest der Kapitäne oder gar die gesamte Gemeinschaft gegen sich aufzubringen?   Nach einer Weile des Grübelns steht Leif auf, diesmal mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Er zieht seine abgenutzte Seemannsweste enger um sich, schnappt sich seinen Umhang und verlässt das Gebäude. Die Luft draußen ist kühl, der Geruch von Salzwasser und Fisch liegt wie immer schwer in der Luft. Leif atmet tief ein, als wolle er sich mit jedem Atemzug Klarheit verschaffen.   Sein Ziel ist der Hafen. Er kennt jeden hier, und jeder kennt ihn. Noch hat sich nicht überall herumgesprochen, dass er jetzt in einer anderen Rolle ist – dass er Verantwortung trägt, die weit über die alltäglichen Aufgaben eines Seemanns hinausgeht. Aber genau das will er nutzen. Leif geht langsam den gepflasterten Weg hinunter, vorbei an den Lagerhäusern und den gestapelten Fischernetzen, bis er die ersten Fischergruppen erreicht.   „Morgen, Leif! Wie läuft's?“ ruft einer der älteren Fischer, der gerade dabei ist, ein Netz zu flicken.   Leif lächelt freundlich und bleibt kurz stehen. „Gut, gut. Wie sieht's bei euch aus? Der Fang war heute früh bestimmt wieder gut, oder?“   Der Mann lacht. „Oh, du weißt doch, das Meer ist launisch, aber wir nehmen, was es uns gibt. Immerhin kein Sturm in Sicht.“   Leif nickt und plaudert locker weiter, während er den älteren Fischer beobachtet. „Hör mal“, beginnt er beiläufig, „ich habe neulich mit Bjornsson gesprochen. Er scheint in letzter Zeit ziemlich unter Druck zu stehen, oder?“   Der Fischer runzelt die Stirn, während er weiter sein Netz bearbeitet. „Hm, ja, kann man wohl sagen. Der alte Bjornsson… er war schon immer ein Dickkopf. Aber in letzter Zeit ist er besonders hitzig. Gibt Gerede darüber, dass er mit einigen Leuten in der Stadt im Clinch liegt. Was genau da vor sich geht, weiß ich aber nicht.“   Leif bedankt sich mit einem freundlichen Schulterklopfen und zieht weiter. Er spricht hier und dort mit anderen Fischern, mal über das Wetter, mal über den Fang, immer freundlich und unauffällig. Doch jedes Mal, wenn es passt, bringt er Bjornsson ins Gespräch. Leif erfährt, dass der Kapitän in letzter Zeit öfter mit der Hafenverwaltung Probleme hatte – einige teure Reparaturen, die ihm nicht schmeckten, und Gerüchte, dass er in einer wirtschaftlich schwierigen Lage stecken könnte und er sein Boot der thornhoffschen Flotte integrieren müsse. Ähnlich wie es Leif machen musste vor wenigen Tagen.   „Er redet nicht viel darüber“, sagt ein jüngerer Fischer, „aber ich hab gehört, er macht sich Sorgen um seine Familie. Es könnte sein, dass er deswegen in letzter Zeit so… angespannt ist.“   Leif nickt nachdenklich. Es bestätigt seine Vermutung. Bjornsson ist nicht nur wütend, weil er glaubt, dass die Akademie ihre Traditionen bedroht. Da steckt mehr dahinter – eine tiefergehende Sorge um seine eigene Familie, um seinen Status, vielleicht sogar um seine Zukunft. Leif weiß, dass er diese Informationen vorsichtig nutzen muss. Es geht nicht nur darum, Bjornsson zu überzeugen, sondern auch, ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist und dass es Wege gibt, die Tradition zu bewahren, ohne das, was sie wertvoll macht, zu opfern.   Als Leif schließlich zum Ende des Hafens kommt, bleibt er stehen und schaut auf das weite Meer hinaus. Die Wellen schlagen sanft gegen die Kaimauer, und der Horizont verschwimmt in der Ferne. Es liegt eine Schwere in seinem Herzen, aber gleichzeitig wächst in ihm auch eine neue Entschlossenheit. Er wird einen Weg finden, dieses Problem zu lösen. Denn wenn er eines gelernt hat, dann dass jede Herausforderung, sei sie noch so groß, durch Zusammenarbeit und kluges Handeln überwunden werden kann.   Mit diesem Gedanken macht er sich auf den Rückweg, bereit, die nächsten Schritte zu planen.