BUILD YOUR OWN WORLD Like what you see? Become the Master of your own Universe!
Sat, Jan 18th 2025 03:43   Edited on Tue, May 6th 2025 10:13

[20.Tag, früher Morgen] Die Farben tanzen nicht mehr

Es ist erst früher Morgen und das Tor des kleinen Palais, an beiden Seiten von schwarzen, langen Stoffbahnen eingerahmt, ist noch geschlossen. Doch schon ist ein Doppelposten in der Paradeuniform der Leibwache aufgezogen. Am linken Ärmel ihrer Uniformen tragen sie als Zeichen der Trauer eine schwarze Binde. Kühler Wind fegt über den Platz vor dem Palais und bauscht für einen Moment die schwarzen Fahnen auf. Der Himmel ist bedeckt und dunkle Wolken ziehen langsam meerwärts, so als hüllte sich selbst der Himmel in Trauerfarben. Nur ein bulliger Mann, der mit seinem Stiernacken an einen Rausschmeißer in einem billigen Bordell erinnert, wartet geduldig darauf, daß sich das Tor öffnet.  
Fri, Jan 24th 2025 04:37

[Egor] Kurze Zeit später haben sich noch ein paar Leute eingefunden, die ihrer Kleidung nach sicher noch nie ein Palais von Innen gesehen haben. Dann öffnet sich das Tor, die Posten salutieren vor der Unteroffizierin, treten zur Seite und geben damit den Eingang ins Innere frei. Egor wartet noch ein wenig, bevor er das Palais betritt, daß einige Jahre seine Heimstätte gewesen ist. Einige der Posten, die alle der Leibwache angehören, erkennen ihn als den Diener und Vertrauten des Verstorbenen und nicken ihm zu. Er traut seinen Augen kaum, als er den vorderen Flügel betritt, in dem der Meister gelebt und gearbeitet hat. Korridor und die sichtbaren Nebenräume sind leer geräumt. Der Salon, das Herzstück des Haushaltes, der ein Ort der Gastlichkeit und der Lebensfreude gewesen ist, jetzt leer bis auf den Katafalk mit dem Verstorbenen, den Trauerfahnen an den Wänden und dem Selbstportrait des Meisters, daß ihn in seiner Arbeitskleidung vor einem Frauenbildnis zeigt, mit einer Flasche Wein in der Hand, dort wo das freizügige Bild der Rothaarigen gehangen hat, läßt Egor wider Willen erschauern.   Auch die echten Blumen und die armdicken Kerzen in ihren massiven Leuchtern zu beiden Seiten des Katafalks vermögen den Eindruck der Kälte nicht zu mildern. Der aufgebahrte Verstorbene trägt die Uniform des Hauses und an der Rechten den Ring mit dem Wappen des Hauses, wie es einem Angehörigen der Herrscherfamilie zusteht. Das stets wirr gewesene Haar ist sorgfältig gekämmt, doch die Farbspuren an den Fingern sind immer noch zu erkennen und auf dem faltigen Antlitz scheint sich der Anflug eines Lächelns zu zeigen. Die Ehrenposten, die links und rechts neben dem Verstorbenen aufgezogen sind, hindern Egor nicht daran, an den Katafalk heranzutreten. Für eine Weile verharrt der bullige Mann dort im stummen Zwiegespräch mit seinem ehemaligen Herren und er schämt sich seiner Tränen nicht, die ihm über die Wangen rinnen.  
Wed, Jan 29th 2025 07:21   Edited on Wed, Jan 29th 2025 07:26

{Verwaltung] Es geht bereits auf Mittag zu und im Laufe des Vormittags sind es mehr geworden, die allein oder in kleinen Gruppen dem Verstorbenen die Ehre erweisen. Trauerkleidung ist für die meisten Pelorner ein Luxus, den sich nicht leisten können, auch wenn sie wollten und so kommen fast alle in Arbeits- oder Straßenkleidung. Die Meisten von ihnen sind Arme, einfache Leute, kleine Handwerker, Straßenmusiker, Freudenmädchen, aber auch Händler und Gastwirte. Sie sind nicht gekommen, um gesehen zu werden oder aus Neugierde, sie sind gekommen, um sich von einem Menschen zu verabschieden, der ihnen etwas bedeutet hatte oder aus ehrlicher Dankbarkeit. Auch die ehemaligen Bediensteten des Meisters haben sich eingefunden, sogar Rikka, die unter Tags nicht aus dem Haus geht. Jeder, der es sich leisten kann, legt eine Papierblume auf die Bahre des Verstorbenen.  
Wed, Jan 29th 2025 08:17

Trotz aller Einwände der Heilerin und Gregorians, die sich nicht aus dem Haus lassen wollten, hat sich Julia schließlich durchgesetzt und sich in Begleitung der älteren Schülerin Levenas auf den Weg gemacht. Die Strecke vom Skriptorium zum kleinen Palais an der Prena wäre nicht weit gewesen, aber Julia hat darauf bestanden, einen bekannten Papierblumenmacher aufzusuchen. Sie hat eine kunstvoll gearbeitete Rose erstanden, um deren Preis eine Familie für eine Woche satt geworden wäre, aber seit sie im Skriptorium arbeitet, kann sie sich solche Ausgaben leisten. Zwei, drei Mal muß sie rasten, weil sie Schwäche zu übermannen droht, doch hartnäckig setzt sie den Weg fort, bis sie gegen Mittag das kleine Palais erreichen. Schon als sie den Salon betreten, der jetzt als Aufbahrungshalle dient, werden ihre Augen feucht. Als sie dann an der Bahre steht, rinnen ihr Tränen über die Wangen. So bleibt sie für einen langen Augenblick stehen, versunken in Erinnerungen, Scham und Schmerz. Dann legt sie sachte die Papierrose auf die Bahre und sagt leise: "Verzeih mir, Auri! Bitte verzeih mir, wenn du kannst." Als sie sich abwendet und auf Nereli stützt, beben ihre Schultern und sie kann ihr Schluchzen nicht mehr unterdrücken.  
Sun, Feb 2nd 2025 09:07

[Egor] Immer noch ist Egor da. Steht verloren in einer Ecke und weiß nicht, was er tun soll. Obwohl das Quartier in dem renovierten, aber geschlossenen Gasthof größer und besser ausgestattet ist als das Zimmer, daß er hier bewohnt hat, fühlt er sich dort verloren. Fast dreißig Jahre hat er an der Seite des Meisters verbracht und so ist er geblieben, um der gähnenden Leere noch für ein paar Stunden zu entfliehen. Sein Blick fällt auf die Frau, die eine teuren Papierrose auf die Bahre legt und für einen Moment hat er das Gefühl, sie schon gesehen zu haben. Doch auch dieser Gedanke versickert in der großen Leere in ihm. Jedoch steht er nahe genug, um ihre Stimme zu hören und ihre Worte zu verstehen. Nur eine Person hatte den Meister Auri genannt, doch das konnte nicht sein. Das Haar der Frau war unordentlich kurz abgeschnitten worden und das Gesicht ungeschminkt. Als sich die Frau auf ein junges Mädchen gestützt abwendet, begegnen sich ihre Blicke für einen Moment und es gibt ihm einen Stich. Er ist sich nicht ganz sicher, doch er muß es jetzt wissen. Hier im Salon, neben dem aufbahrten Meister will er die Frau nicht ansprechen, so folgt er ihnen hinaus und im Torweg holt er sie ein. "Julia? Bist du das?": fragt er leise.      
Sun, Feb 2nd 2025 10:10

Das Zusammentreffen mit Andeth hat länger gedauert als geplant. Und so ist Lua nun in Eile. Sie muss sich schließlich noch eine Papierblume besorgen. Denn es ist bis in die untersten Schichten Pelorns Sitte, dass man die Toten mit Papierblumen verabschiedet. Wer sich keine wirklichen Papierblumen leisten kann, weicht dabei auf Blumen aus anderen Materialien aus, oder versucht sich daran, ein blumenähnliches Gebilde aus Stroh zu formen. Lua ist bereits auf dem Weg zu einem der namhaftesten Hersteller dieser Blumen, als sie an einem kleinen Jungen vorbeikommt, abgerissen wie die meisten Bewohner der Stadt, der vor sich sein ganzes Angebot an recht kunstvoll gefertigten Blumen aus Stroh ausgebreitet hat. Lua hält inne.   Auris hat Lua von der Straße aufgelesen. Bevor sie auf Auris getroffen ist, war sie nicht mehr als der kleine Junge gewesen. Und obwohl Lua nun wohl aussieht wie eine Papierblume, fühlt sie sich noch immer als eine solche aus Stroh. Außerdem hat sich Auris stets um die Armen der Stadt gekümmert. Viel lieber hätte er seine Filis dem kleinen Jungen gegeben als dem reichen Papierblumenmacher. Lua bleibt stehen. Sorgfältig betrachtet sie die Blumen, sucht sich eine besonders gut gelungene aus. Sie bezahlt den vierfachen Preis, zaubert damit ein strahlendes Kinderlächeln in ihren traurigen Tag. Dann eilt sie zum kleinen Palais.   Sie wird nicht aufgehalten, betritt also wenig später den Salon. Die veränderte Atmosphäre lasst ihr eine Gänsehaut über den Rücken streifen. Sie wartet, bis sie an der Reihe ist, geht dann zu dem aufgebahrten Mann, legt ihre Blume auf die Bahre. Dann geht sie vor ihm auf die Knie. Sie hätte ihm so viel zu sagen gehabtt, sie bringt nun jedoch kein Wort heraus. Wie bereits am Abend seines Todes fasst sie nach seinen Händen und weint eine ganze Weile lang stumm neben Auris. Schließlich steht sie auf, küsst ihn. Sie geht zu Egor, zu Rikka und den anderen Bediensteten des Hauses, stellt sich zu ihnen. Wie geistesabwesend betrachtet sie nun stumm die nicht enden wollende Reihe an Leuten, die zum endgültigen Abschied vom Künstler Aurean Laetus gekommen sind.
Tue, Feb 4th 2025 04:50

[Rikka] Während sie noch an der Bahre kniet, verläßt Egor den ehemaligen Salon. Es ist Rikka die ihr mit verweintem Gesicht einen Schritt entgegenkommt und sie stumm umarmt. Die füllige Skira schluchzt immer noch leise vor sich hin und Elsi begrüßt sie mit einem traurigen Lächeln. Nur der schweigsame Ermond steht scheinbar unbewegt etwas abseits mit gesenkten Kopf. Eine Atmosphäre von Niedergschlagenheit und tiefer Trauer breitet sich über die kleine Gruppe. Nach einer Weile greift Rikka nach Luas Hand und drückt sie so als wolle sie sich an ihr festhalten. "Er hat uns alle zusammengehalten. Was soll jetzt nur aus uns werden?": sagt sie gepresst.  
Tue, Feb 4th 2025 05:17

Langsam wendet sich die Angesprochene um. Obwohl ihr Haar unordentlich und kurz ist und sie erschöpft und krank aussieht, gibt es keinen Zweifel mehr für Egor, daß es sich wirklich um Julia handelt. Ihre Augen, das zwar abgehärmte aber immer noch schöne Gesicht und vor allem dieses etwas verschämte Lächlen überzeugen den bulligen Mann noch bevor Julia nickt und sagt: "Ja, Egro, ich bin es." Für ein paar Herzschläge lang sieht sie Egor nur an, dann schießen ihr wieder Tränen in die Augen. "Es tut mir so leid! Ich hätte ihn sogern um Verzeihung gebeten dafür wie ich ihn behandelt habe. Es war nicht recht, das weiß ich jetzt! Er war ein guter Mensch! Ich habe mit ihm gespielt, wie die Katze mit der Maus, das hat er nicht verdient, wirklich nicht. Er muß mich ganz schön gehaßt haben und ich bin ihm deswegen nicht böse. Wo immer er ist, ich bete darum, daß er mich hört und mir verzeiht." Julia wischt sich die Tränen von der Wange. "Entschuldige, für dich muß es noch schlimmer sein, nach der langen Zeit und ich jammere dir die Ohren voll."  
Tue, Feb 4th 2025 08:17

Dankbar erwidert Lua die Umarmung, ganz unabhängig davon, ob Rikka dies macht, um sie zu trösten oder aber um Trost zu finden. Sie drückt Rikka eng an sich, genießt dieses Gefühl der Nähe, die sie so sehr braucht. Auris hat es geschafft, sie ihr zu geben, freilich nicht in physischer Natur. Doch er hat ihr stets zugehört, hat sie beraten, hat ihr geholfen. Doch Auris ist nicht mehr, und ohne ihn ist für sie freilich die Möglichkeit, ihre Geschwister wiederzusehen, auf praktisch null gesunken. Sie fühlt sich traurig und einsam, und Rikka, die ihr von den Bediensteten am liebsten geworden ist, zu spüren, spendet ihr mehr Trost spendet, als irgendwelche Worte es tun könnten. Auch als Rikka ihr später die Hand gibt, hält sie diese fest. Als sie jedoch Rikkas Worte spürt, stellt sie sich vor sie, nimmt auch ihre zweite Hand. Dass sie dadurch dem Leichnam den Rücken zuwendet, stört sie nicht - wenn es auch gegen die Sitten und Gebräuche geht.   “Er hat uns nicht nur zusammengehalten,” sagt sie leise zu ihr. “Er hat uns zusammengebracht und zusammengehalten. Er hätte nicht gewollt, dass wir nun auseinandergehen. Auch wenn wir nicht zusammen wohnen, wir bleiben zusammen. Wir sehen uns jeden Tag, so es denn möglich ist. Ganz unbedingt. Wir helfen uns gegenseitig. Wir werden zusammen trauern, wir werden zusammen Spaß haben. Für Auris und auch für uns. Nach der Feier kommst du zu mir, und wir trinken eine Flasche Wein zusammen, auf Auris. Willst du nach der Feier zu mir kommen?”
Tue, Feb 4th 2025 10:49

[Egor] Mit erstaunlicher Sanftheit legt der stiernackige Mann, der jederzeit als Schläger oder Rauswerfer durchgeht, Julia die Rechte auf die Schulter "Es ist schlimm.": sagt Egor. "Aber es ist wie es ist und ich kann es nicht ändern. Nur versuchen damit irgendwie fertig zu werden und nicht unterzugehen in der Leere, die er hinterlassen hat." Dann lächelt er traurig. "Nein, Julia! Er hat dich nicht gehaßt! Bis vor zwei Tagen ist dein Bild noch im Salon über dem Kamin gehangen. Er hat niemals ein böses Wort über dich verloren! Im Gegenteil! Für ihn warst du immer Julia Feuerhaar. Ja, eine Zeit lang war er gekränkt, aber dann wird er wohl gemerkt haben, daß er sich in seinen eigenen Illusionen verwickelt hat. Doch du hast immer einen Platz in seinem Herzen gehabt. Er hat gut ein dutzend Bilder nach eurer Trennung von dir gemalt. Ich bin mir ziemlich sicher, er wäre dir mit offenen Armen entgegengekommen, hättest du an seine Tür geklopft. Aber..." Egor vollendet den Satz nicht und zuckt nur mit den Schultern. "Wir müssen nach vorne sehen und die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Was machst du jetzt, Julia? Entschuldige, wenn ich so direkt sage, aber du siehst krank aus. Ist alles in Ordnung bei dir?"  
Wed, Feb 5th 2025 04:56   Edited on Wed, Feb 5th 2025 04:56

[Rikka] Als sie sich jetzt gegenüberstehen, sieht ihr Lua in die Augen und der flackernde Blick Rikkas läßt erahnen, wie verstört und erschüttert die Frau vor ihr ist. Rikka drückt beide Hände Luas und flüstert: "Wir können gleich gehen, wenn du willst. Ich kann hier drin nicht mehr atmen. Das ist nicht mehr unser Zuhause, daß ist jetzt eine elende Gruft, kalt und modrig. Er ist fort und hier wird es niemals mehr wie früher sein. Übrig ist nur die Hülle, seine und die kalte Mauern. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Wenn du bleiben willst, dann bleib, aber ich muß hier raus! Ich halte es einfach nicht mehr aus. Tut mir leid!" Nochmals drückt sie Luas Hände, dann läßt Rikka los, schiebt sich an Lua vorbei und muß sich sehr zusammen nehmen, um nicht hinauszulaufen. Erst vor dem Tor weicht die Bedrückung ein wenig und sie schöpft ein paar Mal Atem, bevor sie sich etwas abseits vom Tor in eine Nische stellt, um noch ein wenig zu warten, ob ihr Lua folgt.
Wed, Feb 5th 2025 05:32

  Hin und her gerissen zwischen Zweifel und der Hoffnung, daß Egor die Wahrheit sagt, sieht Julia den Mann vor sich an. Sie kann sich noch sehr gut daran erinnern, wie verrückt Auri nach ihr gewesen und wie zerstört er war, als sie ihn nach dem Heiratsantrag rausgeworfen hatte. Doch dann entscheidet sie sich für die Hoffnung und senkt für einen Moment den Blick. "Danke, Egor!": sagt sie dann und sieht den Mann vor ihr wieder an. "Danke! Es hilft, das aus deinem Mund zu hören. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen! Ich weiß, daß ich aussehe wie ein Gespenst. Ich war ziemlich krank, aber es geht mir schon besser. Ich arbeite und wohne jetzt im Skriptorium. Besser kann es mir gar nicht gehen und in ein, zwei Tagen bin ich wieder voll auf den Beinen." Plötzlich schwankt sie unter einem Schwindelanfall und muß sich stärker auf Nereli stüzten, um nicht umzufallen. Besorgt sagt das Mädchen: "Du hast dich viel zu sehr angestrengt, Julia. Wir müssen nach Hause und du ins Bett! " Julia gibt es zwar nicht gern zu, aber ihre Knie sind wirklich weich geworden. " Du hast recht, Nereli. Entschuldige, Egor ich muß gehen, sonst muß mich die arme Nereli noch tragen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns wieder treffen! Du weißt wo du mich finden kannst, brauchst nur nach mir zu fragen oder mir eine Nachricht zu hinterlassen." Julia macht einen Schritt auf Egor zu und küßt ihn auf die Wange. "Nochmal danke!" Mit einem traurigen Lächeln wendet sie sich ab und geht langsam am Arm Nerelis davon.  
Wed, Feb 5th 2025 04:07

Ganz ungewollt wirft Rikka Lua in eine Gewissenskrise. Auf der einen Seite lässt sie ungern den Meister alleine. Sie hat ihm so viel zu verdanken, sie hat ihm so viel zurückzugeben, dass es für sie Ehrensache ist, vor seiner Bahre zu wachen, so lange es irgend geht. Auf der anderen Seite hat sie im Haus des Meisters eine Freundin gefunden. Eine Freundin, die sie sofort als solche bezeichnet hätte, bei der sie aber nie wusste, ob diese Freundschaft irgendwann in irgendeiner Weise erwidert werden würde. Nun ist plötzlich diese Erwiderung da, und Rikka wäre natürlich ein sehr willkommener Ankerpunkt in ihrem Meer der Einsamkeit. Eine Weile steht sie nun also da, den Blick von der Tür, durch die Rikka gerade verschwunden ist, und dem aufgebahrten Meister hin- und herschwenkend. Doch da passiert es. Es ist ihr, als würde der Meister zu ihr sprechen.   “Geh nur, du brauchst die wirklich nicht auf dieser Veranstaltung die Beine in den Bauch zu stehen. Ich komme schon allein zurecht.”   Sie hört die Worte ganz deutlich. Etwas verstört schaut sie auf die friedlich daliegende Leiche mit dem leichten Lächeln im Gesicht. Kann das denn sein? Hat er wirklich zu ihr gesprochen? Verstohlen schaut sie zu den Leuten, die um sie herumstehen. Niemand verzieht irgendeine Miene, also hat wohl nur sie diese Worte gehört. Die Worte passen zum Meister. Und vielleicht, ganz abgesehen davon, ob diese Worte Einbildung waren oder nicht, wäre es ja auch ganz in seinem Sinne. Dass sie sich um die Lebenden kümmert und nicht um die Toten. Sie reibt sich mit der Hand im Nacken, dann reiht sie sich wieder ein in die Leute, die dem Meister die letzte Aufwartung machen wollen. Sie legt ihre Hand auf die seinen.   “Auf Wiedersehen, Meister,” sagt sie leise zu ihm. “Ich werde Euch nie vergessen. Aber jetzt muss ich mich um Rikka kümmern.”   Dann dreht sie sich um, und als sie die Treppe nach unten rennt, hat sie plötzlich ein ganz leichtes Lächeln im Gesicht. Sie ist sich nun sicher, dass der Meister für alle gesorgt hat. Sie werden nicht alleine zugrunde gehen, sie werden zusammen weiterleben, all die unglücklichen Seelen, denen Aurean ein neues Zuhause gegeben hat.   Rikka steht im Garten, oder was davon übrig ist. Lua kann nicht anders als auf sie zuzugehen und sie noch einmal eng umarmen.   “Komm,” sagt sie dann. “Es ist nicht weit.”   Und das ist es in der Tat nicht. Wenig später gehen sie wieder eine Treppe hoch, und Lua sperrt die Tür auf. Sie treten in den in warmen Farben gehaltenen, lichtdurchfluteten Wohnraum mit dem großen Portrait ihrer Besitzerin an der Wand.   “Wir sind wieder da!” ruft sie schließlich.
Thu, Feb 6th 2025 07:55

[Rikka] Es ist schon eher ein Anklammern, als denn eine Umarmung, mit der Rikka die Geste Luas erwidert. Aber schließlich läßt sie die jüngere Frau los, nickt und folgt ihr. Sie geht mit gesenktem Kopf, schaut kaum links oder rechts und es ist ihr deutlich anzumerken, daß ihr etwas Unbehagen bereitet. Erst als sie das Haus betreten, in dem Lua jetzt wohnt, entspannt sie sich ein wenig. Als sie hinter Lua die Wohnung und dann das Wohnzimmer betritt, fällt ihr Blick sofort auf das große Portrait. Tränen steigen ihr wieder in die Augen. "So viele Arschlöcher werden steinalt. Warum mußte er schon gehen? Wie viele solcher Bilder hätte er noch malen können?": murmelt die blonde Frau, deren Antlitz trotz der Spuren eines harten Lebens immer noch schön ist. Sie steht noch vor dem Bild als Lua ruft, daß sie wieder da wären. Erschrocken zuckt Rikka zusammen und dreht sich zu Lua um. "Wenn du nicht allein bist, dann gehe ich besser wieder. Ich will nicht stören.": sagt sie gepresst. "Wir können uns später einmal treffen." In ihrer Stimme schwingt ein schon fast ängstlicher Unterton und nervös wandert ihr Blick hin und her.  
Thu, Feb 6th 2025 11:17

“Oh nein, Rikka,” antwortet Lua sanft. “Du störst nie, du hast nie gestört und du wirst nie stören.”   Sie nimmt Rikkas Hände in die ihrigen und schaut ihr tief in die Augen. Der Blick ist warm, Zuversicht ist in ihm. Auris hat zu ihr gesprochen, das hat ihr Trost gegeben.   “Der Kommandant hat mir nur einen Schuldsklaven aufs Auge gedrückt,” sagt sie dann leise. “Ich weiß zwar nicht recht, was ich mit ihm anfangen soll, aber ich habe ihn gebeten, in meiner Abwesenheit ein Bad zu nehmen. Er sieht nämlich so aus, als hätten sie ihn ordentlich durch die Mangel gedreht, bevor er hier aufgeschlagen ist. Lass dich durch ihn nicht stören. Setz dich, wo immer du Lust hast. Ich gehe inzwischen den Wein holen.”   Also bleibt Rikka wohl einige Augenblicke allein. Vielleicht setzt sie sich, vielleicht setzt sie sich nicht. Es sind nur einige Augenblicke, dann kommt Lua zurück, die Flasche in einer Hand, zwei kostbare Gläser in der anderen. Es dauert etwas, bis sie den Korken aus der Flasche bekommt. Sie schenkt ein.   “Oh ja,” sagt sie dann, während sie Rikka ein Glas reicht. “Der Meister hätte noch viele Bilder malen können. Er hätte noch lange leben können. Aber irgendwann wäre dieser Augenblick doch gekommen. Der Meister war nicht mehr jung. Es ist immer zu früh, um Abschied zu nehmen, aber wir haben jetzt eine Verantwortung. Der Meister hat uns zusammengeführt, und wir müssen seinen Geist wahren, indem wir zusammen bleiben. Wir müssen uns gegenseitig helfen, wir werden zusammen weiterleben. Denn der Meister hätte das so gewollt.”   Sie sieht ihr wieder tief in die Augen. Dann legt sie ihr einen Arm um die Schultern und zieht sie an sich heran.   “Rikka,” sagt sie, “ihr wart immer alle so gut zu mir. Ich war der Fremdkörper, der plötzlich in euren Haushalt geplatzt ist, aber ihr habt mich immer behandelt, als wäre ich immer da gewesen. Ich bin nun für euch alle da. Ich muss für euch alle da sein, ganz einfach, weil ihr alles seid, was ich habe. Wir werden nicht auseinanderbrechen, wir werden zusammen bleiben. Dafür werde ich sorgen. Das bin ich euch allen schuldig, das bin ich dem Meister schuldig.”
Fri, Feb 7th 2025 01:33   Edited on Fri, Feb 7th 2025 01:33

[Rikka] Zweifelnd sieht Rikka ihre Gastgeberin an, doch dann wiegt die Abneigung tagsüber hinaus auf die Straße zu gehen doch schwerer, als Luas Gast und sie setzt sich. Mit einem dankbaren Lächeln nimmt sie das Glas und trinkt einen großen Schluck. Sie hört Lua zu und trinkt dabei ihr Glas aus. Der Wein scheint sie etwas zu entspannen und sie lehnt sich zurück. Eine Zeit lang schweigt sie, dann schüttelt sie den Kopf: "Unsinn, Lua! Du mußt für niemand da sein, außer für dich selbst und langsam solltest du dir angewöhnen, nachzudenken, bevor du den Mund aufmachst. Glaube bitte jetzt nicht, daß ich dich beleidigen will. Nein, im Gegenteil! Es ist ein gutgemeinter Rat! Hast du es denn wirklich nicht bemerkt? Du warst nicht der Fremdkörper im Palais. Aber das ist jetzt ohnehin unwichtig." Sie stellt das leere Glas zurück auf den Tisch. "Irgendwie muß ich lernen, damit umzugehen, daß das Wichtigste aus den Ruinen meines Lebens verschwunden ist. Das muß jeder von uns! Aber ich habe etwas anderes gemeint, Lua, als ich gesagt habe, was aus uns werden soll. Er war viel mehr als nur der Hausherr und unser Brotgeber, er war unser Schutzengel, der uns den ganzen Dreck und Wahnsinn der Welt vom Leibe gehalten hat! Das Palais war eine Insel der Seeligkeit und Auris ihr Protektor. Er hat uns beschützt wie der Hirte seine Herde und noch viel wichtiger er hat jeden von uns wieder zum Mensch werden lassen! Von euch weiß ich es nicht genau, aber bei mir bin ich mir da ganz sicher. Das alles ist vorbei, Lua und auch wenn wir zusammenhalten wie Pech und Schwefel, was ich ehrlich gesagt nicht glaube, ist es vorbei. Beresant hat seine Pforten geschlossen.": sagt sie bitter.    
Sat, Feb 8th 2025 11:15

Lua schaut Rikka schweigend an. Eine ganze Weile dauert es, bis sie irgendwelche Worte findet, die hier irgendwie passend wären. Schließlich versucht sie es.   “Du hast Recht, Rikka,” beginnt sie also. “Der Meister hat uns wieder zu Menschen gemacht. Wenigstens bei mir war das auf jeden Fall der Fall. Ich meine, als er mich auf dem Arsenal aufgelesen hat, da hatte ich nichts. Ich sage dir, ich hätte alles gemacht, um nur ein paar Filis für Essen zu kriegen, wirklich alles. Und auch mir macht es Sorgen, wie es sich nun entwickeln wird. Allerdings ist der Meister nicht spurlos aus unserem Leben getreten. Ich meine, wir haben eine sichere Wohnung. Wir müssen nicht mehr mitten in der Nacht die Beine breit machen, damit wir nicht abgestochen werden. Und für die nächsten Tage haben wir auch genug zu essen, wir haben alle etwas Ordentliches zum Anziehen. Wir können zur Wache gehen, und uns wird da zugehört, ohne dass wir eine Tracht Prügel beziehen. Nein, Rikka, Beresant hat uns seine Türen nicht vollends auf die Nase gehauen. Die Frage ist, was wir nun tun, damit die Türen auch weiterhin offen bleiben. Und wenn wir etwas gemeinsam tun wollen, ich bin auf jeden Fall bereit.”   Sie schaut sie wieder eine Weile lang an, dann fügt sie mit etwas niedergeschlagenem Unterton hinzu: “Rikka, bitte, ich brauche dich doch! Ich bin doch ganz allein ohne dich!”
Mon, Feb 10th 2025 10:34   Edited on Mon, Feb 10th 2025 10:25

[Rikka] "Stimmt schon! Auf der Straße sitzen wir noch nicht!": stimmt Rikka zögerlich zu. "Ich mache mir auch nicht soviel Sorgen ums Auskommen. Ich habe fast drei Jahre meinen Lohn gespart. Da ist schon etwas zusammengekommen, denn ich habe ja praktisch nichts ausgegeben. Wir hatten ja alles. Aber ich wette mit dir, daß wenn ich oder jemand anderer von uns, dich ausgenommen, in zwei, drei Wochen was von den Blaujacken will, genauso rausgeschmissen wird, wie irgendein Niemand von der Straße. Doch auch das ist nicht wirklich wichtig." Rikka sucht nach Worten. "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Ich versuche es mit so was wie einem Gleichnis. Stell dir ein Rad vor, mit Nabe, Speichen und einem Eisenreifen herum. Auris war die Nabe, wir die Speichen und jetzt ist die Nabe fort. Für eine Weile wird der Eisenreifen die Speichen noch am Platz halten, aber bei der geringsten Belastung geht alles in Trümmer. Das Zentrum ist weg Lua und das kann nicht ersetzt werden." Rikka seufzt und greift nach der Flasche, doch mitten in der Bewegung hält sie inne und schaut Lua verblüfft an. Dann schenkt sie sich ein und trinkt das Glas in einem Zug aus. "Komm auf den Boden, Lua! Niemand braucht eine Ruine wie mich. Außerdem, ich habe es nicht mehr so mit der Geselligkeit. Warum glaubst du, habe ich am Tag geschlafen, bin erst am Abend aufgestanden und habe mir die Nacht in der Küche oder irgendwo anders im stillen Haus um die Ohren geschlagen?"      
Wed, Feb 12th 2025 09:51

“Verdammt noch mal, ich brauche eine Ruine wie dich!” kommt es wie aus der Pistole geschossen. “Und du bist eine schöne Frau! Ihr sagt immer, ich solle mich am Riemen reißen, ich wäre weiß Gott was alles! Aber, bei den Zwillingen, dann müsst ihr alle das aber auch! Rikka, du bist in den letzten Wochen meine liebste Freundin gewesen, und ich will mich von allen Kommandanten der Welt gerne durchprügeln lassen, bevor ich das ändere!”   Sie sieht sie an. In ihren Augen ist ein Feuer erwacht, eindringlich, entschieden.   “Und wenn alle Speichen wahllos herumliegen, man kann einen Stuhl daraus machen, man kann einen Tisch daraus machen, man muss nur darauf achten, dass niemand die Speichen einfach ins Feuer wirft. Rikka, unser Leben ist nicht fertig, nur weil der Meister gestorben ist. Er hat uns alle Möglichkeiten der Welt gegeben - warte nur bis zur Testamentseröffnung! Und verdammt noch mal, wir würden doch dem Meister ins Gesicht scheißen, wenn wir diese Möglichkeiten nicht für uns nutzen!”   Lua hat sich in Rage geredet, es funkelt geradezu in ihren Augen, und das in einer Art und Weise, wie es Rikka wohl noch nie bei ihr wahrgenommen hat. Wenig ist übrig von dem kleinlauten, mit allem zufriedenen, ja beinahe überforderten Mädchen, das sie in Auris’ Haushalt war.   “Und wenn du das nicht willst, Rikka, ich packe dich an den Haaren und ziehe dich ein ein schönes neues Leben! Denn du hast dir das verdient, mindestens ebensoviel wie wir alle! Und sicher mehr als ich selbst!”
Wed, Feb 12th 2025 08:38

[Kleines Palais]   Mit dem Fortschreiten des Nachmittags mehren sich die Besucher im kleinen Palais. Nun mischen sich auch bekanntere Gesichter unter die Trauernden. So erweist auch Ori Kotasinas, die Besitzerin des roten Lampions, dem Verstorbenen, der ein hochgeschätzter Stammgast des Hauses gewesen war und die Gemälde geschaffen hat, die den roten Lampion immer noch schmücken, in Begleitung ihrer derzeitigen Favoriten die Ehre. Daß Ori der Tod des Malers nahe geht, läßt sich an dem ganzen Strauß von Papierblumen ermessen, die sie dem Verstorbenen auf die Bahre legt. Die Besitzerin des roten Lampions steht ganz und gar nicht im Ruf Silber aus dem Fenster zu werfen, doch heute hat sie keine Kosten gescheut und auch die Tränen, die ihr über das faltige, geschminkte Gesicht laufen, sind eine rare Seltenheit. Einige Damen der besseren Gesellschaft kommen im Lauf des späteren Nachmittags, um den verflossenen Liebhaber zu beweinen und zu hoffen, daß ihre freizügigen Abbildungen aus vergangenen Tagen nicht in die Öffentlichkeit gelangen. Der Kellermeister des Hauses erweist dem großen Weinliebhaber und einem seiner besten Kunden die Referenz und selbst der Hausheiler, der so manche heftige Auseinandersetzung mit dem Verstorbenen gehabt hatte, ist erschienen. Doch immer noch sind es viele einfache Leute, die erscheinen, um von Aurelian Abschied zu nehmen.      
Wed, Feb 12th 2025 10:22

[Rikka] Überrascht hebt Rikka den Blick. Daß sie nicht ganz sicher ist, wie sie auf diesen Ausbruch reagieren soll, steht ihr ins Gesicht geschrieben. Aber sie hat sich schnell wieder im Griff. "Du kennst mich doch gar nicht.": erwidert sie kühl, doch ihr Blick ist nicht so abweisend wie ihr Tonfall. "Ich habe nur meine Arbeit gemacht, für die mich Auris bezahlt hat. Sonst war ich bloß freundlich. Wir sind im gleichen Boot gesessen, warum hätte ich dir mit dem Arsch ins Gesicht fahren sollen?" Zweifelnd sieht sie Lua an. "Ich weiß nicht, Lua. Aber in einem hast du recht. Versuchen sollten wir es, daß bin zumindest ich dem Meister schuldig. Aber woher willst du wissen, was ich verdient habe und was nicht? Und an deiner Stelle wäre ich vorsichtig mit dem, was du dir wünscht. Es kann leicht sein, daß du dir an mir einen Bruch hebst. Du brauchst nicht glauben, daß ich Angst habe. Ich werde nicht auf der Straße sitzen und ich brauche nicht viel. Ein paar Messer und ein paar Stück gutes Holz für meine Figuren, ein paar Flaschen Schnaps und nichts hören und sehen von dem Dreckshaufen hier. Das reicht mir schon!": sagt Rikka bitter, aber dann lächelt sie ein wenig. "Aber trotzdem danke, daß du es gesagt hast."      
Thu, Feb 13th 2025 04:11

“Ja, du warst immer freundlich zu mir,” antwortet Lua. “Du hast nicht einfach deinen Dienst gemacht, du warst freundlich. Freunde sind freundlich, das sagt ja eigentlich schon das Wort. Und da du immer freundlich zu mir warst, so will ich es nun auch zu dir sein.”   Sie sieht sie einen Momet lang eindringlich an, als würde sie sie von etwas überzeugen wollen, das ihr unendlich wichtig erscheint.   “Verdammt noch mal, Rikka, ich will dir nicht auf die Nerven gehen,” fährt sie dann fort. “Aber ich kann dich einfach nicht gehen lassen, als hätten wir uns nie gekannt. Du hast mir beigebracht, wie man sich bei den Großkopferten verhält. Du hast mir gezeigt, wie ich die Haare hochstecken soll, wie ich mein Gesicht anmalen soll. Du hast mir gezeigt, wie man sich wo kleidet. Rikka, ehrlich, ich hoffe, dass ich nicht wieder auf der Straße lande und hoffe, dass am Ende wenigstens ein Tageslohn für Fischputzen rausschaut. Aber wenn das so ist, dann hast du schon auch einen gehörigen Anteil daran. Ich meine, ich verlange ja nicht, dass wir ab jetzt die ganze Zeit zusammensitzen, wirklich nicht. Aber, Rikka, wenn du jemanden sehen willst, dann sollst du wissen, dass ich immer Zeit für dich habe, ganz egal, was passiert. Ich bin das dir schuldig, und ganz besonders bin ich das dem Meister schuldig. Er hat dich ebenso aufgenommen wie mich, und eben, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er wollte, dass wir auf immer und ewig füreinander da sind. Und das würde ich ganz genauso sagen, wäre statt dir gerade Egor auf deinem Stuhl, oder Skira, oder wer auch immer.”   Sie nimmt nun die Flasche und macht die Gläser wieder voll.
Sat, Feb 15th 2025 12:09

Lange schaut sie Rikka nur an und für einen Moment sieht es so aus, als ob der Mantel aus Bitterkeit und Distanz einen Riß bekommt, doch dann senkt Rikka den Blick ihrer braunen Augen, greift nach dem Glas und leert es in einem Zug. "Du gehst mir nicht auf die Nerven.": sagt sie dann leise. "Ich habe bloß kein Talent mehr für ...Nähe. Ich bin am liebsten allein. Das heißt aber nicht, daß ich dir nicht dankbar bin für dein Angebot. Trotzdem Lua, an mich ist es verschwendet." Sie macht eine Geste in Richtung ihres Oberkörpers. "Da drinnen ist alles tot. Da kommt nichts mehr heraus, das man mögen könnte. Wenn du Hilfe brauchst oder etwas wissen willst, dann sag es mir. Wenn ich kann, dann helfe ich. Aber als Freundin in jeder Hinsicht tauge ich nicht mehr. Es ist einfach.." Abrupt hält sie mitten im Satz inne. "Es hat doch keinen Sinn, da noch lange nach Worten zu klauben. Es ist, wie es ist! Ich habe nichts gegen dich, Lua, daß mußt du mir glauben, aber was du willst, kann ich dir nicht geben, weil einfach nichts mehr da ist. Verstehst du? Jetzt hätte ich gern noch Wein.": sagt sie und hält Lua das Glas hin.  
Sat, Feb 15th 2025 10:08

Lua nimmt die Flasche und schenkt Rikka noch ein Glas ein. Sie füllt auch ihr Glas wieder, wenn das ihrige auch kaum zur Hälfte ausgetrunken war. Dann schaut sie Rikka an. Das was Rikka vorhin gesagt hat, scheint Lua Freude zu bereiten. Jedenfalls strahlt sie nun mehr, als sie es wohl jemals gemacht hat seit dem Ableben des Meisters. Ihr hübsches Lächeln macht sich auf ihren Lippen breit.   “Rikka, ich glaube, du hast wirklich verlernt, was es ausmacht, eine Freundin zu haben,” antwortet sie. “Es geht doch nicht so sehr darum, was einem eine Freundin zu geben vermag. Eine Freundin ist doch auch einfach deswegen eine Freundin, weil sie einfach da ist. Das ist, wie wenn du eine Blume hast. Du gießt sie, du redest mit ihr, du pflückst die verblühten Blätter ab, du kümmerst dich jeden Tag um sie. Doch die Blume kann dir keine Gefühle zeigen, sie kann nicht reden, sie kann sich nicht bewegen. Sie ist einfach da, und du bist froh darüber, sie zu besitzen, weil sie dein Leben schöner macht, ohne irgendetwas zu tun, etwas aktiv zu geben. Eine menschliche Freundin muss also nicht ständig Ratschläge geben, trösten oder die Freundin aus irgendwelchen Problemen rausschlagen. Sie muss einfach da sein, ein Glas Wein trinken, einfach über das Wetter reden oder über geschnitzte Holzfiguren, was weiß ich. Der Rest kommt von ganz allein.”
Mon, Feb 17th 2025 02:38

Diesmal nimmt Rikka nur einen Schluck von ihrem Wein. "Da hast du dir aber ziemliches Unkraut als Blume ausgesucht und wenn du anfängst mir was auszuzupfen, dann hast du ein echtes Problem.": erwidert Rikka in ihrem kühlen Tonfall, aber sie schmunzelt dabei. "Weintrinken und über Holzschnitzerei reden, damit komme ich zurecht, vor allem mit dem Weintrinken." Sie nimmt noch einen Schluck. "Es ist schön hier bei dir. Alles erinnert an Auris, die Möbel, die Farben. Bleibst du jetzt ständig hier in oder wohnst du hier nur auf Zeit? Wäre wirklich schade, wenn du hier wieder raus müßtest. Wie es mit uns weitergeht, weiß ich nicht. Wir sind in den Zimmern eines alten Gasthofes untergebracht, der vom Keller bis zum Dach renoviert worden ist. Alles ist da! Möbel, Gläser, Geschirr so als hätte der Besitzer nur übers Wochenende zugemacht und vergessen wieder aufzusperren." Sie schmunzelt und trinkt von ihrem Wein. " Skira hat es sich nicht verkneifen können, in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Sie ist ganz begeistert und würde am liebsten den Herd anheizen, aber Egor hat es ihr ausgeredet. Für den Augenblick geht es uns also ganz gut, aber wo wir nachher hingehen, weiß keiner. Vielleicht wissen wir mehr, nach dem sie uns seinen letzten Willen eröffnen."  
Mon, Feb 17th 2025 07:44

Lua legt den Kopf schief und schaut Rikka griinsend an.   “Du wirst es mir nicht glauben, aber ich sage, dir so mancher würde sehr gerne an dir rumzupfen,” meint sie dann. “Aber von mir hast du da nichts zu befürchten. Ich bin ganz froh, wenn ich in aller Seelenruhe schlafen kann, ohne dass irgendwann irgendjemand auftaucht.”   Sie nimmt auch wieder ein Schluck von dem Wein, lässt ihn wie eine Kennerin einen Moment lang im Mund hin- und herrollen.   “Also, mir wurde gesagt, die Miete für diese Wohung sei für zwanzig Jahre lang gezahlt,” fährt sie dann fort. “Ich habe das schon so verstanden, dass ich hier auch bleiben kann. Und natürlich kannst du immer vorbeikommen, wenn immer du Lust hast. Und wenn ich in zwei Wochen den Sklaven wieder von der Backe habe, kannst du von mir aus auch gerne hier wohnen - falls es dir nichts ausmacht, mit mir ein Bett zu teilen. Weil ich habe zwar ein großes Bett, es ist halt nur eines. Wobei, wenn du deinen Rhythmus beibehältst, sollte das ja kein großes Problem darstellen. Wir haben dann halt immer ein warmes Bett, wenn wir hineinschlüpfen.”
Fri, Feb 21st 2025 08:42

[Rikka] Als Lua von Anderen spricht, die gerne an ihr herumzupfen würden, erstarrt sie in der Bewegung und ihre Miene versteinert. In ihren Augen blitzt es, als sie Lua an schnappt. "Blödsinn! An mir will niemand herumzupfen! Niemand! Hörst du? Niemand!" Dann senkt sie den Blick und fügt fast geflüstert hinzu: "Nicht mehr!" Für einen langen Augenblick bleibt so sitzen, den Blick zu Boden gerichtet, ihre Hände um das Glas verkrampft, dann stellt sie das Glas zurück und steht langsam auf. "Danke für alles! Aber ich glaube, ich muß jetzt gehen." Für die Dauer eines Herzschlags hebt sie ihren Blick und sieht Lua an. Es sind die Augen eines gequälten Tieres, die Lua entgegensehen, in denen sich nur Schmerz und Schrecken spiegeln. Doch schnell senkt sie den Blick wieder. "Mußt mich nicht raus begleiten. Ich finde schon den Weg. Danke nachmals.": sagt sie leise und wendet sich ab.      
Sun, Feb 23rd 2025 05:08

“Ich wollte nicht… verzeih’ mir, Rikka, manchmal sage ich einfach dumme Dinge,” entgegnet Lua sichtlich erschrocken, betroffen. Sie steht ebenfalls auf, kommt um den Tisch herum. Sie stellt sich vor Rikka hin, schaut sie einen Moment lang an, dann nimmt legt sie ihre Arme um Rikka und drückt sie an sich.   “Ich will dir nicht auf die Neven gehen, ich will dich zu nichts zwingen, Rikka,” sagt sie dann. “Ich will einfach nur, dass du weißt, dass du auch jetzt nicht alleine bist auf in dieser Stadt. Ich bin immer für dich da, und ich bin mir so sicher, dass sich das bei den anderen ebenso verhält.”   Sie hält sie noch einen Moment lang fest, dann lässt sie sie wieder frei. Es ist klar, dass sie Rikka nicht aufhalten will, doch der Blick, mit dem sie sie ansieht, lässt darauf schließen, dass es ihr alles andere als unangenehm wäre, würde sie noch bleiben.  
Tue, Feb 25th 2025 04:23

[Rikka] Als Lua die Arme um sie legt, kann sie spüren wie angespannt Rikka ist und es wird bei diesem doch recht engen Kontakt nicht besser. Für einen Moment duldet es Rikka, doch dann löst sie sich und macht einen Schritt zurück. Was auch immer in ihr vorgeht, böse scheint sie nicht zu sein. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast nichts Blödes gesagt. Ich bin es, aber ich kann aus meiner Haut nicht heraus und glaub mir, ich würde sie liebend gern an den nächsten Baum hängen. Ich muß jetzt eine Zeit allein sein, damit ich wieder .. " Sie zuckt die Achseln. "Normal werde? Nein, wahrscheinlich nicht, aber ich brauche Zeit bis ich mich wieder abrege. Ich war nicht ohne Grund das Nachtgespenst. Tut mir leid, Lua, aber ich komme mit Leuten nicht mehr zurecht. Das hat nichts mit dir zu tun. Es war lieb von dir, daß du dich um mich gekümmert hast, aber jetzt muß ich gehen. Wir sehen uns." Rikkas Abgang grenzt schon an Flucht, so schnell wie sie aus Luas Wohnung stürzt und die Türe hinter sich zumacht.