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Wed, May 29th 2024 12:48   Edited on Fri, Sep 13th 2024 08:49

[Tag 15, früh morgens] Meldung in der Hafenverwaltung

Leif saß allein auf seinem Boot der "Seewind", bzw. wurde ihm das Boot ja abgenommen und einem unfähigen Kapitän übergeben. Er blickte hinaus auf das endlose Blau des Meeres. Der Morgen war kühl, und ein sanfter Wind strich über die Wellen, die gegen den Rumpf seines Schiffes plätscherten. Die "Seewind" schaukelte sanft, als ob sie ihn trösten wollte.   Er zog seine Jacke enger um sich und lehnte sich zurück, die hölzerne Reling unter seinen Händen spürend. Seine Gedanken wanderten zurück zu den letzten Tagen. Die Rückkehr seiner Familie hatte ein wenig Wärme und Normalität in sein Leben gebracht, aber sie hatte auch den Schmerz der vergangenen Tage wieder aufgewühlt. Der Abschied, die Begegnung mit dem Schinder, die Sorge um ihre Sicherheit und vor allem die ständigen Vorwürfe von Astrid – all das hatte tiefe Spuren hinterlassen.   Der Befehl, sich bei der Hafenverwaltung zu melden, lag schwer auf seinen Schultern. Er wusste, dass es kein gutes Zeichen war, so kurzfristig einberufen zu werden. Eine innere Unruhe nagte an ihm, doch gleichzeitig verspürte er eine seltsame Erleichterung. Vielleicht würde er bald Antworten bekommen.   Sein Blick schweifte zum Horizont, wo sich das Meer und der Himmel in einem endlosen Band aus Blau vereinten. Er dachte an die Einladung seines Freundes, den Empfang der Salzkarawane zu besuchen. Es wäre eine Gelegenheit gewesen, unter Menschen zu sein, neue und alte Bekannte zu treffen und sich abzulenken. Aber er hatte abgelehnt. Die Trauer und Erschöpfung hatten ihm die Kraft genommen, fröhliche Gesichter zu sehen und Gespräche zu führen.   Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Das Leben auf See war hart, aber die Zeit zu Hause, sein Leben und die ganzen Intriegen in dieser Stadt waren deutlich härter. Hier auf der "Seewind" fühlte er sich zu Hause, auch wenn es oft, trotz seiner Mannschaft, sehr einsam war. Das Schiff war mehr als nur ein Transportmittel; es war ein stiller Zeuge seiner Gedanken, seiner Hoffnungen und Ängste.   Langsam stand Leif auf und klopfte sich den Staub von der Hose. Der Moment der Ruhe hatte ihm geholfen, seine Gedanken zu ordnen und neuen Mut zu fassen. Er war bereit, den nächsten Schritt zu gehen, was auch immer dieser Schritt bedeuten mochte.   Mit festen Schritten verließ er die "Seewind" und machte sich auf den Weg zur Hafenverwaltung. Das Leben rief, und Leif war bereit, zu antworten.
Wed, May 29th 2024 01:33   Edited on Wed, May 29th 2024 01:34

Im Vorraum der Hafenverwaltung herrscht auch an diesem Morgen wieder emsiges Treiben. Und inmitten dieses emsigen Treibens schaltet und waltet der gute alte Sekretär, stets mit derselben an Arroganz grenzenden Autorität (oder geht sie gar über die Arroganz hinaus?), stets mit der stoischen Ruhe. Wobei bei dieser stoischen Ruhe, die Meinungen, ob es sich dabei nicht doch wiederum um das Zurschaustellen eines arroganten Überlegenheitsgefühls geht, die Meinungen freilich mehr als auseinandergehen.   In dieses emsige Treiben taucht Leif also wiederum ein. Und nun heißt es, wieder einmal in der Schlange zu stehen. Der eine braucht Taue, der nächste Segeltuch, dem einen ist ein Ruder abhanden gekommen, dem anderen ein Matrose. Jedes Anliegen wird auf das Peinlichste auf seine Rechtschaffenheit geprüft, in peinlichster Sauberkeit in ein großes Buch eingetragen, das bei jedem der Bittsteller aus einem Regal geholt wird und dann wieder zurückgetragen. Einige der Anliegen werden angenommen, einige abgelehnt, die meisten aber bedürften laut des Sekretärs einer eingehenderen Prüfung. Und so kommt es immer wieder zu Diskussionen, die die Wartezeit doch ziemlich verlängern.   Schließlich ist es aber so weit. Der Fischer, der vor Leif an der Reihe war, verlässt entnervt den Tresen. Der Sekretär klappt das Buch zu und trägt es zu einem Regal. Dann kehrt er zurück, schiebt in geschäftiger Manier einige leere Blatt Papier von links nach recht, oder von rechts nach links, einer genauen, doch äußerst undurchsichtigen Methode der Ordnung weißen, unbeschriebenen Papiers folgend. Dann schaut er Leif an und verdreht die Augen.   “Thorbenson,” sagt er, “Ihr schon wieder. Was ist es denn dieses Mal? Sind auf der Thornhoff’schen Residenz einige Ziegel auszutauschen?”
Leif stand ruhig vor dem Tresen der Hafenverwaltung, sein Blick ruhte auf dem Sekretär, der ihn mit einem Ausdruck zwischen Gleichgültigkeit und spöttischem Interesse ansah. Das emsige Treiben im Vorraum schien für einen Moment zu verstummen, während Leif die Worte des Sekretärs verarbeitete.   Ein leichtes Zucken ging durch Leifs Körper, als er die Bemerkung des Sekretärs hörte. Es war nicht das erste Mal, dass er solche Herablassung erlebte, aber es war dennoch schwer zu ertragen. Er spürte, wie ein Hauch von Ärger in ihm aufstieg, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er wusste, dass er jetzt keine Gefühlsausbrüche gebrauchen konnte, nicht an diesem Ort, nicht jetzt.   Um ihn herum herrschte geschäftiges Treiben. Menschen liefen hin und her, sprachen miteinander, überreichten Dokumente, führten Diskussionen. Der Geruch von Salz und Seetang lag in der Luft, vermischt mit dem muffigen Geruch von altem Papier und verbrauchter Luft. Die Geräusche der Hafenstadt drangen gedämpft durch die Fenster herein: das Rauschen des Meeres, das Klappern von Seilen, das ferne Dröhnen der Schiffshörner.   Langsam atmete er tief ein und aus, versuchte, seine Gedanken zu ordnen.   Mit einem ruhigen Blick auf den Sekretär, der ihn immer noch mit einem spöttischen Grinsen ansah, richtete Leif sich auf. "Nein, dieses Mal nicht", antwortete er schließlich sarkastisch, seine Stimme fest und bestimmt. "Ich soll mich beim Verwalter melden. Befehl vom Kommandanten."   Seine Worte waren etwas lauter als gewollt und hallten durch den Raum, durchdrangen die plötzliche Stille und erfüllten sie mit einer Aura der Entschlossenheit. Er spürte, wie die Blicke der Umstehenden auf ihm ruhten, wie sie seine Worte aufnahmen und verarbeiteten. Einige senkten den Blick, andere murmelten, andere wiederum sahen ihn mit einem Ausdruck der Neugier an.   Leif hatte sich nicht von den Sticheleien des Sekretärs aus der Fassung bringen lassen. Jetzt konnte er sich auf das konzentrieren, was als Nächstes kam, auf die Aufgabe, die vor ihm lag.
Wed, May 29th 2024 02:41

“Thorbenson,” entgegnet der Sekretär in Seelenruhe, “ich bin weder schwerhörig, noch bin ich taub. Ich höre Euch auch, wenn Ihr in gemäßigter Lautstärke sprecht. Und ich sage es Euch gleich, wenn Ihr Euch nicht zu benehmen versteht, dann kann ich Euch auch entfernen lassen.”   Er beginnt nun wieder, in den leeren Zetteln zu klauben, bis er schließlich ein Buch heranzieht und eine Weile darin blättert. Schließlich stutzt er, liest genau, dann schaut er Leif wieder an.   “In der Tat,” sagt er, “Ihr werdet Tatsächlich vom Hafenverwalter erwartet. Allerdings nicht jetzt. Der Hafenverwalter hat zu tun. Stellt Euch vor seine Türe und wartet. Er wird Euch rufen lassen, wenn er einen Moment für Euch erübrigen kann.”   So denn Leif sich wirklich vor besagte Tür stellt, wird er gar nicht einmal so lange zu warten haben. Bald schon öffnet sich die Tür, und ein großgewachsener, breitschultriger Mann tritt daraus hervor, ein großes Buch in der Hand haltend. Seine Haare sind kurzgeschoren, sein Blick aus dunklen Augen energisch. Überhaupt würde die Erscheinung eher an Bord eines Schiffes passen als in ein Büro. Nun, der Mann würdigt zunächst Leif keines Blicks, geht an ihm vorüber, stellt das Buch in ein Regal, nimmt kurz darauf ein anderes und eilt zurück. Vor Leif bleibt er stehen.   “Guten Morgen, ich bin Ragnar Olafson, der Hafenverwalter,” grüßt er ernst, aber nicht unbedingt unfreundlich. “Ihr wollt doch nicht etwa zu mir?”
Leif nickte, dankte dem Sekretär knapp und ging den langen Flur entlang, bis er vor der schweren Holztür des Hafenverwalters stand. Er lehnte sich gegen die Wand und ließ seinen Blick durch den Korridor schweifen. Das Warten fiel ihm nicht schwer; er war es gewohnt, Geduld zu haben, sei es auf See oder an Land.   Die Zeit verstrich langsamer, als er es sich gewünscht hätte, doch er nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken zu ordnen. Der Geruch von altem Holz und Papier vermischte sich mit dem salzigen Duft des Meeres, der durch ein offenes Fenster hereinströmte. Leif konnte das leise Summen der Stimmen in den Büros nebenan hören, das Kratzen von Federn auf Pergament und das gelegentliche Klappen von Türen.   Als Ragnar Olafson ihn ansprach nickte Leif in seine Richtung "Guten Morgen, Herr Olafson. Ja, ich wurde beauftragt, mich bei Ihnen zu melden. Mein Name ist Leif, Leif Thorbenson"
Thu, May 30th 2024 07:39

“Thorbenson, Thorbenson, da war doch was,” entgegnet der Verwalter und schaut Leif nachdenklich an. “Aber kommt doch herein!”   Er öffnet die Tür und lässt Leif eintreten. Das Büro ist recht geräumig, doch wenn Ragnar sich nicht an Leifs Anliegen erinnern kann, so kann Leif wiederum nun erahnen, woher das kommt. Das Büro ist über und über mit Papieren überladen, und auf einem geradezu riesigen Schreibtisch in der Mitte türmen sie sich beinahe ellenhoch. Ragna schließt hinter Leif die Tür und lässt sich auf einen Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen, lässt seinen Blick über die Papiere gleiten, reibt sich dann die Stirn und schaut Leif wieder an.   “Also, Thorbenson,” sagt er noch einmal und denkt wieder nach. “Verzeiht, aber ich habe im Moment alle Hände voll zu tun. Der Sekretär treibt mich noch in den Wahnsinn. Jede Elle Segeltau bedarf anscheinend einer eingehenden Prüfung, und wenn der Kapitän seit 20 Jahren Dienst macht und somit doch vertrauenswürdig sein sollte. Und für jede Diele sind drei Formulare auszufüllen, ich sage Euch, wenn ich mit Euch tauschen könnte, mir den frischen Seewind um die Nase blasen lassen… Aber egal, Thorbenson…”   Wieder schaut er über die Papiere auf dem Schreibtisch, schließlich hält er inne und schaut Leif wieder an.   “Thorbenson! Jetzt hab ich’s wieder!”   Mit dem Finger fährt er einen der Stöße von oben bis unten, hebt schließlich mit einer Hand ein gutes Drittel davon auf und zieht ein Blatt Papier hervor.   “Leif Thorbenson! Da haben wir es ja!”
Leif nicke und trat ein, als er die Tür öffnete. "Ich wurde beauftragt, mich bei Euch zu melden.". Mit diesem kurzen Statement wartete Leif geduldig auf die Informationen die er von dem Hafenverwalter erhalten sollte
Thu, May 30th 2024 08:39   Edited on Thu, May 30th 2024 08:40

Der Hafenverwalter nimmt also das Blatt Papier, überfliegt es kurz, und schaut Leif in die Augen. Ein Lächeln legt sich kurz auf seine Lippen, dann beginnt er zu lesen:   “Werter Thorbenson,   Durch die Rückführung Eurer Familienangehörigen auf das Gebiet des Hauses Thornhoff habt Ihr nun bewiesen, ein treuer und loyaler Anhänger des Hauses zu sein. Hiermit gebe ich dem Hafenverwalter Ragnar Olafson Anweisung, Euch Euer Kapitänspatent und die damit verbundenen Rechte zurückzugeben. Auch werdet Ihr mit sofortiger Wirkung wieder als Kapitän des Thornhoff’schen Schiffes ‘Seewind’ eingesetzt. Aber, werter Thorbenson, lasst Euch gewarnt sein: Bei jeglicher weiterer Übertretung der Regeln des Hauses Thornhoff werde ich nicht zögern, Euch erneut zu degradieren.   Mit Gruß   Reland arn Melvart Kommandant”   Als Ragnar geendet hat, sieht er wieder auf und schaut Leif in die Augen. Ein leichtes Schmunzeln ist wieder auf seinen Lippen. Schließlich steht er auf, geht zu einem Schrank, kramt einen Schlüssel hervor und öffnet denselben. Er sucht eine kurze Weile lang und nimmt dann eine versiegelte Schriftrolle heraus. Er verschließt den Schrank wieder und kehrt dann zum Schreibtisch zurück. Dann hält er Leif die Schriftrolle hin.   “Ich gratuliere, Kapitän Thorbenson!”
Leif trat vor und nahm die Schriftrolle entgegen. Er spürte wie ein Gewicht von ihm ablässt und die Bedeutung dieses Moments für ihn. "Vielen Dank," sagte er mit fester Stimme. "Ich werde die Ehre und das Vertrauen, das mir der Kommandant entgegengebracht hat, nicht wieder enttäuschen."   Er hielt die Schriftrolle einen Moment in den Händen, bevor er sie vorsichtig in seine Tasche steckte. Dann hob er den Blick und sah Ragnar direkt an. "Gibt es noch weitere Anweisungen vom Kommandanten, die ich beachten muss?"   Sollte Ragnar nichts weiter für Leif haben fährt er fort und mit einem letzten Blick auf den Hafenverwalter machte Leif eine respektvolle Verbeugung. "Dann, wenn es nichts Weiteres gibt, erlaube ich mir, zu gehen."     Leif drehte sich um, um das Büro zu verlassen.   Als er die Hafenverwaltung verließ und die frische Meeresluft einatmete, fühlte er sich gestärkt und bereit für die Aufgaben, die vor ihm lagen. Sein Boot die "Seewind" wartete auf ihn