Saya hört zu, und je länger sie spricht, desto mehr versteinert sich ihr Gesicht. Ihr Blick nimmt Eiseskälte an, ein Blick, der jedem, der Saya kennt, wohl bereits vertraut ist, der jedoch für jeden, der dies nicht tut, ziemlich beunruhigend wirken muss. Und auch als sie nun zu sprechen beginnt, ist jeglicher Ausdruck verloren gegangen. Gefühlskalt wirken ihre Worte, die sie von sich gibt, während sie sich nun erhebt und aus der Wanne steigt.
“Nein,” sagt sie also, “ich glaube nicht, dass du jetzt gehen solltest. Jeder Neugeborene in ganz Pelorn weiß, dass das Haus Imeria Krieg gegen die Ratten führt, so wie es auch das Haus Thornhoff tut, und das Haus Coveani wohl tun würde, wenn sie nicht Angst hätten, dabei ihre Nachttöpfe zu zerbrechen. Jeder verfickte Neugeborene in ganz Pelorn weiß, dass eine Dargha mit den Ratten nichts zu schaffen hat, so wie es jeder im Haus Thornhoff hält, und es die vom Haus Coveani wohl tun würden, wären sie interessant genug für die Ratten. Du wirst mir also sagen, warum du gekommen bist. Aber nicht heute. Ich bin müde, und der Heiler hat mir verboten, mit der Rechten ausladende Bewegungen machen, und diese Bewegung ist notwendig, soll die Peitsche ordentlich treffen.”
Saya führt die Finger zu ihren Lippen und stößt einen schrillen, durchdringenden, lauten Pfiff aus, den wohl auch Gulama und Mari nur zu gut hören. Sofort ertönt Gepolter auf der Treppe, und Marigar stürmt die Treppe empor, als wäre Afyra selbst hinter ihm her. Ihm folgen drei oder vier Jäger. Marigar stürmt in das Badezimmer, denkt nicht, fragt nicht. Ein mächtiger Fausthieb trifft Astrid in der Magengegend, mit der anderen Hand reißt er sie zu Boden und knallt ihr das Knie in das Kreuz. Dann erst schaut er die nackte Dargha an.
“Bringt sie zu Lisina, bindet sie an einen Pfosten und achtet darauf, dass sie kein Wort wechseln,” befiehlt diese.
Marigar nickt, zieht Astrid an den Haaren wieder auf die Beine. Er packt einen Arm, einer der Jäger den anderen, und es geht die Treppe nach unten. Eine Tür in der Hofeinfahrt wird aufgesperrt, die drei treten ein. Der Raum ist komplett kahl und fensterlos. An einer Wand sitzt, über Sklavenkragen und Kette an die Wand gefesselt, einen Eimer mit Wasser und einen zweiten für die Notdurft neben sich, eine nackte Blonde. Astrid wird zu einem hölzernen Stützpfeiler gebraucht, die Arme nach hinten um den Pfeiler gebogen und da zusammengebunden.
Die Dargha klaubt ihre Kleider zusammen, trocknet sich notdürftig ab und schlüpft in Hemd und Hose. Sie geht aus dem Raum und bleibt vor Mari stehen.
“Wie es ausschaut, werden wir doch heute schon Lisina begrüßen,” sagt sie zu ihr, und ihr Gesicht ist immer noch kalt, die Stimme ausdruckslos. “Magst mitkommen?”