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Thu, Nov 28th 2024 09:24   Edited on Tue, May 6th 2025 11:46

[19.Tag, Vormittag] Suche in der Brauerei

Als die Brauerei in Sicht kommt, sagt Mari zu Condir. "Das Beste wär, wir versuchen es erst freundlich. Im Inneren ist das Gebäude ein Irrgarten. Wenn sich da jemand versteckt, brauchen wir eine Woche, um den zu finden, wenn er uns nicht schon zuvor durch irgendeine Tür oder Fenster durch die Lappen geht. Der Braumeister, den Theomer eingestellt hat, kennt mich und hat sicher gehört, daß ich für Theomer arbeite. Wenn er da ist, mach' auf besorgt und freundlich, versuch' herauszukriegen, ob da noch jemand ist. Dann erst kassieren wir sie oder ihn. In Ordnung?": sagt Mari und dreht sich zu Gulama um. "Sonnenschein, du bleibst schön hinter uns. Ich glaub’ zwar nicht, daß die rabiat werden, aber wer weiß und vielleicht hockt der Arsch von Theomer auch mit da drin und der ist kein Amateur. Alles klar?" Sie drückt ihr zart die Hand. "Also dann.": sagt Mari und in mit einer instinktiven Bewegung lockert sie den Dolch in der Scheide, bevor sie in den Hof marschieren. Vor der Halle beleibt sie stehen und ruft mit lauter Stimme: "Theomer! Theomer, bist du da? Ich bin's Mari!" Nach einer kleinen Pause ruft sie nochmals seinen Namen.      
Fri, Nov 29th 2024 03:28

Condir zuckt mit den Schultern.   “Wie du meinst,” antwortet er. “Ist wohl besser, sie kommen freiwillig zu uns, als dass wir denen kreuz und quer durch die Brauerei nachlaufen müssen. Weißt du eigentlich, wie viele Leute in der Brauerei überhaupt arbeiten? Ich denke, wir sollten sichergehen, dass wir auch alle kriegen, nicht dass uns einer durch die Lappen geht, und der dann den Theomer warnt.”   Er dreht den Kopf nach hinten zu seinen Männern.   “Also, ihr habt es gehört. Ruhig und freundlich bleiben, und dann umso härter zuschlagen, wenn es brenzlig wird.”   Condir greift nicht zu seiner Waffe, als sie den Hof betreten. Er lässt Mari los und lässt sie einen Schritt vorgehen, womit er sich nun neben Gulama befindet, die sich eng hinter Mari hält. Die Jäger wirken äußerst entspannt. Wohl sind sie es auch, denn dieser Auftrag scheint wirklich einer der leichteren zu sein. Und so wirken sie eher wie eine Gruppe tätowierter Männer, die einfach neugierig sind, einmal eine Brauerei von innen zu sehen. Ob ihnen dies jedoch jemand abnimmt, lassen wir einmal dahingestellt.
Fri, Nov 29th 2024 04:23

Während sie warten, ob sich etwas rührt in der Brauerei, sagt Mari zu Condir: "Als ich hier war, da hat nur Theomer gearbeitet. Manchmal hat ihm sein Bruder geholfen, wenn die Arbeit besonders schwer war. Der war ein Riese, aber außer zum Heben schwerer Sachen zu nichts zu gebrauchen. Er hatte den Verstand eines kleinen Kindes. Danach hat er einen Braumeister eingestellt. Er heißt, glaub' ich, Bernwart oder so. Sonst weiß ich von niemand. " Mari dreht sich und schaut sich nach Gulama um. Als sie merkt, daß sie knapp hinter ihr ist dreht sie sich beruhigt wieder um und ruft nochmals: "Theomer! Bist du da? Ich bin's Mari!"  
Fri, Nov 29th 2024 04:33   Edited on Fri, Nov 29th 2024 04:33

[Braumeister] Kurz danach tritt ein graubärtiger Mann mit schütterem Haar aus der Halle und mustert mißtrauisch den Aufmarsch der Jäger im Hof. "Ich weiß, wer du bist.": sagt er dann zu Mari. "Theomer ist nicht da. Er ist seit ein paar Tagen verschwunden und keiner weiß, wo er hin ist. Daß der einfach so verschwindet und uns mit der großen Bestellung so sitzen läßt, ist nicht die feine Art. Aber egal. Was wollt ihr denn hier?" Immer wieder huscht sein besorgter Blick von Mari zu den Jägern.  
Fri, Nov 29th 2024 04:41

"Daß er verschwunden ist, daß wissen wir. Ich hab mir nur gedacht, daß ihr hier was von ihm gehört habt. Ich häng' ja mit der Rattenbestellung auch in der Luft. Die Züchterin will ihr Futter." Mari schüttelt enttäuscht den Kopf. "Arbeitet jetzt noch wer hier außer dir? Vielleicht wissen die ja was oder haben was gehört. Die Dargha braucht Theomer dringend. Es geht um eine ganz große Sache!": sagt Mari eindringlich. "Ohne ihn ist das nicht zu machen.": hängt sie noch an und schaut den Braumeister fragend an.  
Fri, Nov 29th 2024 04:58

[Braumeister] Daß es sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelt, ist Bernwart von Anfang an klar gewesen, aber als Mari die Dargha erwähnt, kriegt er es mit der Angst zu tun. Die Hinrichtungen sind nicht vergessen. Er beeilt sich, Auskunft zu geben. "Ich habe zwei Arbeiter eingestellt, sonst wären die großen Mengen der Zusatzbestellung nicht zu schaffen. Ich habe auch nur zwei Hände. Sie sind erst drei Tage hier und keiner kennt Theomer näher, aber wartet einen Moment, ich rufe sie." Er dreht sich um und geht ein paar Schritte in die Halle hinein, in der die Kupferkessel blinken. "Arras! Horweg! Kommt raus für einen Moment!": ruft er lautstark in die Halle. Es dauert nicht lange, bis zwei Arbeiter herauskommen. "Die Dame will wissen, ob ihr was von Theomer wißt oder was gehört habt. Die Dargha braucht ihn." Auch den Arbeitern wird beim Anblick des Riesen und seiner Jäger mullmig und sie beeilen sich zu versichern, daß sie nichts wissen oder gehört haben. Maris Frage, ob noch jemand in der Brauerei wäre, verneint Bernwart. "Nein, nur wir. Braucht ihr noch was oder können wir wieder an die Arbeit gehen?"  
Fri, Nov 29th 2024 05:16

Mit einem Seitenblick und einem Kopfnicken zu Condir antwortet Mari: "Die Arbeit muß noch ein bißchen warten. Die Dargha möcht' euch sehen, euch alle. Sie will euch gleich sehen, also geht bitte mit den Jägern mit, die bringen euch zu ihr. Es wär' wirklich unhöflich, ihre Einladung abzulehnen. Sowas reizt die Dargha und wenn die Dargha bös' wird, hat das ungute Folgen. Also wär's gut, ihr geht einfach mit. Das versteht ihr sicher."    
Fri, Nov 29th 2024 10:09

Der kurze Blick, das Kopfnicken mögen unauffällig gewesen sein, doch für die Jäger ist es doch ein sehr klares Signal. Sie sind ein eingespieltes Team, oft haben sie ähnliche Situationen durchlebt, und der Unterschied, dass das Signal heute von Mari kommt statt von Saya, ist keinesfalls entscheidend. Es sind nur wenige Schritte, die die Jäger machen müssen, es passiert von den Angestellten der Brauerei fast unbemerkt. Die Jäger, die gerade noch scheinbar entspannt hinter Mari gestanden sind, umringen den Braumeister und die beiden Jungen. Diesen wird nun schnell klar werden, dass eine Flucht nur nach einem schier aussichtslosen Kampf gegen die Übermacht der geschulten Jäger möglich sein wird.   Condir sieht Mari an. Stillschweigend scheint er ihr das Kommando der Aktion übertragen zu haben. Und dass ein Tätowierter den jemandes Anweisungen befolgt, dessen Körper bar jenes Körperschmuckes ist, dies ist nun doch recht sonderbar für die Zustände im Gebiet des Hauses Imeria.
Fri, Nov 29th 2024 10:52

[Braumeister und Arbeiter] An Widerstand denkt wohl keiner der Drei, die von den Jägern umringt werden. Der Braumeister ist aschfahl geworden und auch den beiden Arbeitern ist alles andere als wohl zumute. Doch einer der Arbeiter faßt sich ein Herz und sagt zu Mari: "Aber gnädige Frau! Wir können nicht so einfach weggehen. Da brennt Feuer unter der Sudpfanne und die Maische ist am Köcheln. Die ganze Bude kann abbrennen, wenn das Feuer außer Kontrolle gerät und wenn wir die Feuer ausmachen, dann ist die ganze Charge zum Wegschmeißen. Das ist eine Menge Material und wenn das Zentrallager nicht die dringende Bestellung kriegt, dann gibt's Stunk. Entschuldigung, aber das wird der Dargha wahrscheinlich auch nicht recht sein." Ängstlich wandert sein Blick zwischen Mari und den Jägern hin und her.  
Sat, Nov 30th 2024 02:40   Edited on Sat, Nov 30th 2024 08:47

Für einen Augenblick überlegt Mari, doch sie ist es noch von ihrer Zeit als Kellerratte gewohnt, schnelle Entschlüsse zu treffen, ohne den Auftrag und die Sicherheit ihrer Hand zu gefährden. So handelt sie auch jetzt. Ihre Befehle sind völlig klar und die Brauerei für Saya von großem Wert, also muß sie gesichert werden. Um das Bier ist schade, aber es ist verschmerzbar. So sagt sie zu dem Arbeiter: "Wie war doch gleich dein Name? Ach ja, Arres! Danke für den Hinweis. Du gehst jetzt mit einem der Jäger, löscht alle Feuer und sorgst dafür, daß alles gesichert ist. Die Dargha wird sich sicher freuen, wenn sie erfährt wie verantwortungsbewußt du bist. Danke, nochmals." Dann dreht sie sich zu Condir. "Kannst du bitte einen deiner Leute mit Arres mitschicken?" In dem Augenblick wird sich Mari bewußt, daß sie hier herumkommandiert, als wäre sie immer noch Daumen und die Jäger ihre Hand. Etwas verlegen senkt sie den Blick. "Natürlich, nur wenn's dir recht ist.": fügt sie hinzu.      
Sat, Nov 30th 2024 07:34

“Harkan, geh du mit Arres und hilf ihm, das Feuer zu löschen. Kommt danach wieder her,” befiehlt Condir einem seiner Männer und schaut danach zu Arres. “Und du, ich rate dir, mach keine Dummheiten, ansonsten reiße ich dir den Arsch auf, dass ein Bierfass hineinpasst. Und ich meine das wörtlich!”   Harkan tritt nun in den Kreis, den die Jäger gebildet haben und legt dem Jüngling eine Hand auf die Schulter.   “Also, gehen wir! Halte dene Hände sichtbar!”   Worauf die beiden auch schon den Platz verlassen, der Jüngling freilich reichlich verängstigt, während Harkan, ein großgewachsener, breiter, muskulöser Mann mit kurzem, schwarzem und krausem Haar, braunen Augen und einer hässlichen Narbe von der Stirn über die Wange bis zum Kinn, ihn an der Schulter gepackt hält.
Mon, Dec 2nd 2024 04:20

"Ich glaub' wir brauchen nicht alle da drin herumzusuchen. Ich weiß, wo er sein Versteck hat und seine Räume. Wenn wir da nichts finden, dann wird's sowieso eng. Dann suchen wir Wochen, denn das Gebäude da drüben gehört auch noch zur Brauerei. Er hat es zwar kaum benutzt, aber das heißt ja nicht, daß er dort nicht was versteckt haben kann. Wir müssen die Treppen rauf. Mir wär' wohler, wenn einer der Jäger die Treppen im Auge behält, damit uns niemand ins Kreuz springen kann. Paßt dir das?": erkundigt sie sich bei Condir und dreht sich zu Gulama um. "Sonnenschein, du bleibst schön hinter uns." Da sie immer noch von Fremden gesehen werden können, hält sich Mari zurück und umarmt die Blondine nicht, sie nimmt nur ihre Hand und drückt sie sanft, aber ihr Blick und ihr Gesichtsausdruck verraten einem aufmerksamen Beobachter, daß sie Gulama mehr als nur nahesteht. "Dann gehen wir es an.": sagt sie und geht voraus durch die Halle zwischen den Kupferkesseln durch auf die Treppe am Rande der Halle zu.      
Mon, Dec 2nd 2024 09:34

Condir schaut Mari an. Kurz scheint er zu überlegen, dann nickt er, sein Gesicht schaut aber wenig danach aus, als ob er hundertprozentig ihrer Meinung sei. Dann wendet er sich jedoch zunächst an seine Männer und zeigt nacheinander mit dem Finger auf sie.   “Du, du, du, du und du, ihr wartet, bis Harkan zurückkommt, dann bringt ihr die drei in den Verhörraum und bindet sie da,” befiehlt er. “Sollte das blonde Miststück meinen, sie müsse ihnen Flausen in den Kopf setzen, dann stopft ihr das Maul. Der Rest kommt mit mir.”   Nun erst schaut er zu Mari.   “Sechs Leute sind genug, um die drei Pappnasen zur Dargha zu schaffen,” sagt er. “Ich glaube, die Dargha würde mir den Kopf eigenhändig abreißen, wenn hier etwas schief geht. Vier Leute sind gerade genug, um auf euch beiden Hübschen aufzupassen.”
Mon, Dec 2nd 2024 09:38

Mari wird merken, dass Gulamas Hand leicht zittert, als sie sie greift, und auch ihr Gesichtsausdruck zeugt wenig von großer Zuversicht und Selbstsicherheit. Dementsprechend erleichtert, ja sogar mit zaghaftem Lächeln schaut sie dann auch Condir an, als er davon spricht, statt einem Jäger gleich selbst mit drei seiner Leute hier zu bleiben, um sie und Mari zu bewachen. Sie atmet tief durch, schaut Mari an.   “Gehen wir,” sagt sie dann mit zittriger Stimme.
Mon, Dec 2nd 2024 11:35   Edited on Mon, Dec 2nd 2024 11:41

"Ich paß' schon auf mich auf!": sagt Mari zu Condir. "Paßt mir lieber auf Gulama auf." Sie meint es ernst und ist nach ihrem Tonfall zu schließen ist es Mari auch sehr wichtig. Sie zwinkert Gulama aufmunternd zu und marschiert die Treppe hinauf, die in einen langen Korridor mündet, von dem zur rechten Hand mehrere Türen abgehen. Schon auf der Treppe hat sie ihren Dolch gezogen und so in die Hand genommen, daß der Knauf voraus zeigt und die Klinge an ihrem Unterarm liegt. Sie kann sich nicht auf Körperkraft verlassen, wie die Jäger und die kurze Zeitspanne des Ziehens kann den Unterschied zwischen Leben und Sterben bedeuten. Es ist ihr herzlich egal, sollte jemand darüber grinst. Schon an der Art wie sie sich bewegt, kann man sehen, daß sie so etwas nicht das erste Mal macht. Trotzdem, daß sie vier Jäger im Rücken hat, ist sie vorsichtig und öffnet jede der Türen, an der sie vorbeikommen, um kurz in die dahinterliegenden Räume zu spähen. Schon fast am Ende des Flurs deutet sie auf eine Türe.   "Das ist sein Zimmer.": sagt sie, öffnet die Türe und läßt kurz ihren Blick schweifen, bevor sie eintritt und einen Blick hinter die Türe wirft, bevor sie sich in der linken hinteren Ecke auf den Boden kniet, den Dolch neben sich legt und sich an den Bodenbrettern zu schaffen macht. Eines der Bretter läßt sich ohne Mühe lösen. Mari tastet eine Weile in dem darunterliegendem Hohlraum und läßt einen saftigen Fluch vom Stapel. "Leer.": sagt sie dann. "Dem ist also nichts zugestoßen, der ist abgehauen, sonst wär' das Geld noch da." Sie nimmt ihren Dolch und steht auf. "Versuchen wir's in seinem Büro." Das nächste Zimmer hat ein großes Fenster auf den Hof der Brauerei hinaus, durch das viel Licht in den Raum fällt, der einen alten Schreibtisch mit Schubladen, einen Stuhl und einen Schrank enthält. Auf dem Tisch, der säuberlich aufgeräumt ist, steht Schreibzeug bereit. Bis auf die oberste Schublade, die nicht aufgeht, sind die Schubladen leer. Mari rüttelt an der obersten Schublade, die sich nicht öffnen läßt und bricht sie dann schnell und geschickt mit dem Dolch auf. Sie findet einen ganzen Packen beschriebenes Papier und altes, dickes Buch, in dem einzelne Blätter stecken. Sie legt alles auf den Tisch und dreht sich zu Gulama um. "Jetzt bist du dran, Sonnenschein.": sagt sie und gibt ihr einen Kuß.  
Tue, Dec 3rd 2024 07:56

Condir geht knapp hinter Mari, bereit sie mit einem beherzten Stoß aus einer etwaigen Gefahrensituation zu entfernen und sich selbst mit einem eventuellen Angreifer abzugeben. Unterwegs gibt er dabei immer wieder einem der Jäger einen Wink. So bleibt einer am Kopfende der Treppe stehen, ein anderer ungefähr in der Mitte des langen Ganges, ein dritter an der Tür, die in Theomers Zimmer führt. Er selbst schließlich ist der Einzige, der den beiden Frauen in das Zimmer selbst folgt. Sein Blick schweift durch den Raum. Es gibt keinen zweiten Eingang, das Zimmer scheint leer zu sein. Aber Condir bleibt wachsam. Unweit der Tür bezieht er stillschweigend Position. Er könnte Mari und Gulama bei dem, was nun kommt, ohnehin nicht helfen, denn in der Rotte, die er von Saya geerbt hat, war sie stets die einzige gewesen, die des Lesens mächtig gewesen ist.
Tue, Dec 3rd 2024 08:19   Edited on Tue, Dec 3rd 2024 03:55

Auch Gulama bemüht sich, nahe bei Mari zu bleiben, was zur Folge hat, dass sie beim Gehen immer wieder gegen Condirs Oberarm stößt. Es ist ihr, als würde sie gegen eine Wand stoßen, denn keinen Millimeter verändert sich dadurch sein Gang, und er scheint es auch nicht zu bemerken. Er legt auch nicht den Arm um ihre Schultern, wie er es vorher bei Mari gemacht hat. Er geht einfach nur neben ihr her. Trotzdem fühlt sich Gulama so einfach sicherer und denkt gar nicht daran, ihren Schritt etwas zu verlangsamen, um beiden mehr Platz zu geben.   Das Herz klopft ihr bis zum Hals, als sie Theomers Zimmer betreten. Gulama atmet auf, als sie merkt, dass das Zimmer leer ist. Sie schaut Mari bewundernd an, wie selbstsicher sie sich bewegt, wie mutig sie zu sein scheint. Wie geschickt sie mit dem Messer eine verschlossene Schublade öffnet. Dann wendet Mari sich an sie. Trotz der Angst, die Gulama hat, zaubert sich urplötzlich ein verliebtes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie geht vor und setzt sich auf den Stuhl an dem Schreibtisch. Dabei fällt der aus dickem, festen Stoff gewebte Überrock zur Seite und gibt ihre langen Beine frei. Dann beginnt sie damit, die einzelnen Schriftstücke zu begutachten.   Es dauert nun doch eine ganze Weile, in der Gulama ein Blatt nach dem anderen nimmt, es kurz überfliegt und dann an der Seite ablegt. Sie sagt dabei kein Wort, nur einmal, als sie ein Blatt umdreht und die in etwas krakeliger Schrift verfassten Schreibübungen anschaut, meint sie: “Er schreibt hier: Reland Arn Melvart, darunter Saya Nayara, darunter Mari Kiroval. Keine Ahnung warum.”   Sie schüttelt den Kopf und legt das Blatt ebenfalls zur Seite. Dann geht es weiter, bis sie durch den Stapel durch ist. Sie widmet sich nun dem Buch. Bald merkt sie, dass darin wohl wenig Aufsehenerregendes vermerkt ist, kümmert sich nun nur noch um die eingelegten Blätter. Diese scheinen für Theomer wichtiger gewesen zu sein, denn auf ihnen fehlen die Schreibübungen. Schließlich stutzt sie.   Sie hält nun ein Blatt in den Händen, auf denen das Siegel der Thornhoffs angebracht ist.   “Du Mari, ich weiß nicht, ob es etwas zu heißen hat,” sagt sie schließlich, “aber das hier ist eine Bestellung, und zwar über zusätzlich 50 Fass an das Haus Thorhoff. Und das, wenn ich die ganzen Zahlen von vorhin hernehme, auch noch zu einem sehr guten Preis.”   Sie schaut Mari fragend an.
Thu, Dec 5th 2024 03:52

Geduldig steht Mari neben Gulama, die sich durch den Stapel Papier arbeitet. Eine ganze Weile sieht sie ihrem Sonnenschein nur auf die Hände. Schlanke schöne Hände, weich und zart, ganz anders als die Ihren, die immer noch rauh und hart sind, obwohl sie Mari jeden Tag mit Öl pflegt. Ihr konzentrierter Blick verleiht dem jungen, so schönen Gesicht etwas Ernsthaftes, daß es für Mari noch anziehender macht, als sie es ohnehin ist. Licht, das durch das große Fenster fällt, läßt ihr Goldhaar glänzen und für einen gar nicht so kurzen Augenblick vergißt Mari wozu sie hier sind.   Aber Gulamas Entdeckung reißt sie aus ihrer verliebten Bewunderung. "Der Geck, Saya und ich, hm. Der wird doch nicht so blöd gewesen sein und seinen Auftrag samt Auftraggeber hingeschrieben haben? Für eine Schreibübung schaut das komisch aus. Aber zumindest etwas." Gespannt läßt sie den Blick nicht mehr von Gulama, doch sie drängt sie nicht und bleibt still. Als sie dann wieder zu ihr aufschaut und ihr die Bestellung vorliest, klatscht Mari in die Hände. "Ja! Volltreffer! Das ist es! Jetzt haben wir den Kerl am Sack! Du hast es gefunden, Schatz!": sagt sie begeistert, fällt Gulama um den Hals und küßt sie. "Damit du dich auskennst...": sagt Mari und schildert ihr kurz die Zusammenhänge. "Diese Bestellung da, daß ist die Bezahlung für seinen Verrat! Hast du großartig gemacht, Gulama! Ohne dir wären wir aufgeschmissen!" Nochmals gibt sie ihr einen Kuß, dann dreht sie sich zu Condir um. "Wir haben ihn, Condir! Das ist der Beweis, den wir gesucht haben. Jetzt paßt alles zusammen! Ich glaub' wir können gehen. Oder hast du noch was?"      
Fri, Dec 6th 2024 09:34

Fast kippt Gulama vom Stuhl, als ihr Mari so plötzlich um den Hals fällt. Gerade noch kann sie sich mit dem Ellbogen auf dem Schreibtisch abstützen, sonst wären wohl beide hinter dem Möbelstück verschwunden. Sie lächelt erfreut, will den Kuss wohl schon leidenschaftlich erwidern, doch lässt sie die Anwesenheit des Rottenführers zurückweichen. Sie hört also einfach nur zu, wie ihr Mari erklärt, warum nun eine Bestellung ein schlagender Beweis sein könnte. Wohl schaut sie etwas skeptisch, sie will jedoch Mari in ihrer Euphorie nicht einbremsen. Wobei die Skepsis wohl in eine gehörige Portion Verlegenheit umschlägt, als ihr Mari sagt, ohne sie wären sie aufgeschmissen.   “Ich weiß nicht,” meint sie bescheiden, “eigentlich hätte das jeder gekonnt, der halbwegs lesen kann. Aber ich bin froh, wenn wir wieder gehen können, bevor noch irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.”   Sie lächelt zaghaft, dann steht sie auf und richtet den stoffenen Überrock.    
Fri, Dec 6th 2024 09:48

Maris Ausbruch verliebter, euphorischer Glückseligkeit ruft bei Condir ein belustigtes Grinsen hervor. Doch scheint ihn diese eigenartige Dreiecksbeziehung zwischen der Dargha, Mari und der Sklavin nicht sonderlich zu interessieren - und schon gar nicht zu stören. Er lehnt lässig am Türrahmen und hört eher beiläufig mit einem Ohr zu, während das andere sich wohl auf etwaige Störungen von draußen konzentriert.   “Von mir aus, ich bringe euch Hübschen gerne nach Hause,” sagt er mit Schalk in der Stimme, “damit ihr das noch etwas feiern könnt. Doch befürchte ich, ich werde euch allein lassen müssen, denn die Dargha wird wohl inzwischen vom Zwilling zurückgekommen sein. Es braucht ja nicht viel, um einen Wirt und zwei halbe Kinder festzunehmen.”   Er richtet sich auf und verlässt schon mal das Zimmer.  
Sat, Dec 7th 2024 09:10

"Kann schon sein.": antwortet ihr Mari. "Aber lesen kannst nur du von uns. Also wären wir aufgeschmissen ohne dir." Sie küßt sie nochmals auf die Wange. "Dann komm, gehen wir. Wir haben, was wir wollten, kein Grund noch länger hier herumzuhängen.": sagt sie fröhlich und folgt Candir. "Mit dem Feiern werden wir noch warten müssen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.": sagt sie schmunzelnd zu dem Riesen. Doch sie bleibt vorsichtig. Erst als sie wieder im Hof der Brauerei stehen, entspannt sie sich. Der Weg zurück in die Residenz ist mehr ein Spaziergang für die beiden Frauen, die hinter den Jägern und dem Braumeister mit seinen Helfern hergehen. Als sie den Hof der Residenz betreten, sagt sie zu Gualama: "Schauen wir, ob Saya schon zurück ist. Auf jeden Fall sagst du ihr, was wir gefunden haben und gibst ihr deinen Fund! Du hast es ja aufgespürt."      
Sat, Dec 7th 2024 02:33

In der Tat ist der Gang zurück zur Residenz äußerst ereignislos. Die Bediensteten der Brauerei leisten keinerlei Widerstand, und so ist es für die Jäger absolut überflüssig, irgendwelche Gewalt anzuwenden. Freilich wird den Gefangenen trotzdem nicht unbedingt wohl zumute sein, denn es ist ja altbekannt, dass eine Verhaftung durch die Jäger praktisch immer mit unsäglichen Schmerzen verbunden ist. Aber noch scheint es zu früh.   Condir führt die Abordnung in den Verhörsaal - wenn man den ehemaligen Stall überhaupt so nennen darf. Bis auf die freilich noch immer am Balken hängende, nackte und geschundene Lisina ist der Raum leer. Ob Lisina noch immer ohnmächtig ist oder wieder zu sich gekommen ist, ist auf den ersten Blick schwer zu erkennen - es wird sich jedoch bald zeigen. Jedenfalls ist der Anblick der blonden Frau wenig erbauend für die Brauer.   Condir weist die drei Brauerei-Angestellten an, sich in eine Ecke zu setzen, nimmt einige Stücke festen Seils und bindet ihnen Hände und Füße zusammen, so dass diese sich höchstens noch rollend aus dem Raum entfernen könnten. Condir weiß, wie man Leute ordentlich fesselt, es wird also so gut wie unmöglich für die Gefangenen sein, sich von den Seilen zu befreien. Schließlich lehnt er sich gegen den Türrahmen und wartet.  
Mon, Dec 9th 2024 07:26

Wenig später erscheint auch die Dargha mit weiteren Gefangenen. Sie alle halten sich an den Händen, sind scheinbar mehr oder weniger ruhig. Bis auf den einzigen, der allen wohl wohlbekannt ist, nämlich Ruthard, der Wirt des Lachenden Zwillings. Er scheint vor Wut zu kochen und macht seinem Ärger auch sogleich Luft. Condir macht sich inzwischen daran, die Neuankömmlinge zu fesseln.