Tue, Dec 3rd 2024 08:19
Edited on Tue, Dec 3rd 2024 03:55
Auch Gulama bemüht sich, nahe bei Mari zu bleiben, was zur Folge hat, dass sie beim Gehen immer wieder gegen Condirs Oberarm stößt. Es ist ihr, als würde sie gegen eine Wand stoßen, denn keinen Millimeter verändert sich dadurch sein Gang, und er scheint es auch nicht zu bemerken. Er legt auch nicht den Arm um ihre Schultern, wie er es vorher bei Mari gemacht hat. Er geht einfach nur neben ihr her. Trotzdem fühlt sich Gulama so einfach sicherer und denkt gar nicht daran, ihren Schritt etwas zu verlangsamen, um beiden mehr Platz zu geben.
Das Herz klopft ihr bis zum Hals, als sie Theomers Zimmer betreten. Gulama atmet auf, als sie merkt, dass das Zimmer leer ist. Sie schaut Mari bewundernd an, wie selbstsicher sie sich bewegt, wie mutig sie zu sein scheint. Wie geschickt sie mit dem Messer eine verschlossene Schublade öffnet. Dann wendet Mari sich an sie. Trotz der Angst, die Gulama hat, zaubert sich urplötzlich ein verliebtes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie geht vor und setzt sich auf den Stuhl an dem Schreibtisch. Dabei fällt der aus dickem, festen Stoff gewebte Überrock zur Seite und gibt ihre langen Beine frei. Dann beginnt sie damit, die einzelnen Schriftstücke zu begutachten.
Es dauert nun doch eine ganze Weile, in der Gulama ein Blatt nach dem anderen nimmt, es kurz überfliegt und dann an der Seite ablegt. Sie sagt dabei kein Wort, nur einmal, als sie ein Blatt umdreht und die in etwas krakeliger Schrift verfassten Schreibübungen anschaut, meint sie: “Er schreibt hier: Reland Arn Melvart, darunter Saya Nayara, darunter Mari Kiroval. Keine Ahnung warum.”
Sie schüttelt den Kopf und legt das Blatt ebenfalls zur Seite. Dann geht es weiter, bis sie durch den Stapel durch ist. Sie widmet sich nun dem Buch. Bald merkt sie, dass darin wohl wenig Aufsehenerregendes vermerkt ist, kümmert sich nun nur noch um die eingelegten Blätter. Diese scheinen für Theomer wichtiger gewesen zu sein, denn auf ihnen fehlen die Schreibübungen. Schließlich stutzt sie.
Sie hält nun ein Blatt in den Händen, auf denen das Siegel der Thornhoffs angebracht ist.
“Du Mari, ich weiß nicht, ob es etwas zu heißen hat,” sagt sie schließlich, “aber das hier ist eine Bestellung, und zwar über zusätzlich 50 Fass an das Haus Thorhoff. Und das, wenn ich die ganzen Zahlen von vorhin hernehme, auch noch zu einem sehr guten Preis.”
Sie schaut Mari fragend an.