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Fri, Jun 9th 2023 04:06   Edited on Tue, Jan 16th 2024 08:22

Muskelkater

„Dein Körper ist schwach. Deine Muskeln sind schlaf wie der Schwanz eines Neunzigjährigen. Der Körper ist das Werkzeug, daß dem Willen zum Sieg verhilft. Die beste Klinge in einer schwachen Hand ist nutzlos. Du wirst hart an dir arbeiten, sehr hart und dein Weg führt durch Schmerz. Nur Schmerz und seine Überwindung wird dich deine Wahrheit lehren!“ Noch immer dröhnt Julia der Satz des Waffenmeisters in den Ohren. Sie hatte es für eine rethorische Übertreibung gehalten, doch sie hatte sich gründlich geirrt. Jeder Muskel in ihrem Körper brennt und schmerzt nach dem zweiten Training. Jede Bewegung kostet Überwindung, trotzdem hat sie sich sorgfältig vor dem Essen gewaschen.   „Der Kerl bringt mich noch um.“: stöhnt sie als sie neben T'Sai dahin humpelt, die sie zu nach dem Mittagessen zu Rolon begleitete. „Noch so ein Tag und ich falle auseinander.“ Sehr viel übertreibt sie damit nicht. Viel mehr hätte sie nicht ausgehalten. Aber so sehr sie die Übungen des Waffenmeisters auch fordern, der alte Rolon ist noch weit anstrengender. Er läßt sie scheinbar völlig sinnlose Dinge tun, unterbricht sie dabei ständig und fordert Konzentration. Erkundigt sie sich welchen Sinn diese Übungen haben, dann bekommt sie keine Antwort mit der sie irgendetwas anfangen kann. Die Stunden bei ihm sind auf eine Weise noch anstrengender, als das körperliche Training. Aber sie beschwert sich nicht. Julia ist sich sicher, daß sie beobachtet und ihre Reaktionen bewertet werden und sie hat nicht die geringste Lust in ihr altes Leben zurückzukehren. So strengt sie sich an und hält sich zurück, obwohl es hin und wieder gar nicht leicht ist, Rolon nicht kräftig übers Maul zu fahren. Wenn sie ehrlich ist hat es auch wenig mit T'Sai zu tun. Mit jedem Tag fühlt sie sich stärker zu ihr hingezogen und das nicht nur auf freundschaftliche Weise. Die Ostin geht ihr unter die Haut und das verunsichert sie. Sie versucht es zwar nicht zu zeigen, aber sie ist sich nicht mehr sicher ob sie sich nicht schon mit Blicken und Gesten verraten hat. In einer anderen Situation wäre es ihr egal, aber sie nimmt nicht an, daß sich T'Sai nur aus Freundschaft um sie kümmert. Julia kann spüren, daß sie T'Sai nicht unsymphatisch ist und sie von ihr gemocht wird. Doch TSai gehört zweifellos zum inneren Kreis hier und genießt das volles Vertrauen dieses Gregorian. Es ist also mehr als nur wahrscheinlich, daß T'Sai es ist, die sie und ihr Verhalten prüft. Dazu kommt noch, daß man bei ihr bei der Wahrheit bleiben muß. Auf eine gewisse Art und Weise ist sie ihr damit ausgeliefert und Julia ist sich gar nicht sicher ob es gut ist, ihre Zuneigung auch zu zeigen.
Sun, Jun 11th 2023 11:17   Edited on Sun, Jun 11th 2023 11:18

T'Sai [Verwaltung]   Leise lacht die Ostin auf. „Der Waffenmeister? Nein, tut er nicht, kannst dich darauf verlassen! Er weiß ganz genau, was er dir abverlangen kann. Jeder der bei ihm landet, muß am Anfang da durch. Dein Körper wird mit jedem Mal kräftiger und du gewöhnst dich daran. War bei mir auch nicht anders. Jeder der nicht zu alt oder körperlich behindert ist muß dieses Training absolvieren.“ Der erstaunte Blick Julias läßt T'Sais Lächeln schmal werden.   „Das ist keine Schikane oder der Versuch dich irgendwie zu beschäftigen, Julia! Alles was Gregorian gesagt hat, ist bis zum letzten Buchstaben wahr. Wir leben in ständiger Bedrohung, auch wenn dir das offensichtlich noch nicht bewußt geworden ist. Auch wenn der schlimmste Fall nicht eintreten wird, was ich sehr hoffe, mußt du in der Lage sein, dich und deine Schwestern und Brüder verteidigen zu können. Morgenrot ist keine Sekte verschrobener Spinner! Wir sind eine Kampfgemeinschaft, die durch unser Blut und unsere Gabe begründet ist und wir haben Ziele! Diese Ziele werden wir erreichen und du, Julia, wirst dazu deinen Beitrag leisten. Wie, das muß sich erst herausstellen, aber du wirst dich bestmöglich auf deine zukünftigen Aufgaben vorbereiten. Es ist kein Spiel, Julia! Desto eher du das verstehst, umso leichter wird es dir fallen.“ T'Sais Stimme klingt immer noch freundlich, aber es schwingt eine gewisse Härte mit, die Julia bisher noch nicht wahrgenommen hat. Bevor Julia noch irgendetwas sagen kann, spricht die Ostin weiter und der harsche Unterton ist damit verschwunden. „So wir sind da. Ich werde keine Zeit haben, dich von hier abzuholen, aber ich bin sicher, daß ich bis zum Abendessen fertig bin.“ Sie bleibt stehen und wendet sich mit ihrem bezaubernden Lächeln Julia zu. „Wenn du Lust hast, können wir uns zum Essen treffen. Ich werde auf jeden Fall da sein. Viel Spaß mit dem guten Rolon. Bis später!“ Völlig überraschen haucht sie Julia einen flüchtigen Kuß auf die Wange, bevor sie davon geht.  
Tue, Jun 13th 2023 11:01   Edited on Tue, Jun 13th 2023 11:02

Die Veränderung in T'Sais Tonfall entgeht Julia nicht. Sie ärgert sich nicht so sehr über die Rüge als über sich selbst. Es stimmt im Großen und Ganzen was ihr die Ostin vorwirft, sie hatte das Gerede über tödliche Gefahr für kaum mehr als Wichtigtuerei gehalten. Aber das sie es sich so sehr anmerken gelassen hat, daß ärgert sie. Das die Leute hier etwas für ihr Geld sehen wollen, daß war Julia vom ersten Moment an klar, aber jetzt frägt sie sich doch worauf sie sich eingelassen hat. Ganz wohl ist ihr nicht beim Gedanken, daß sie womöglich für Morgenrot kämpfen müssen wird. Doch zu den Schatten damit! Immer noch besser als irgendeinen ungewaschen Schläger bei Laune halten und im Dreck leben müssen! Das Risiko erschlagen oder abgestochen zu werden war sie jedes Mal eingegangen, wenn sie aus dem Haus mußte. Für das Leben das sie jetzt führt und für das Geld, daß sie damit verdient, ist es auch wert zu kämpfen, wenn es unbedingt sein muß.   Mit dieser neuen Bereitschaft ändert sich auch ihr Blick auf die Übungsstunden mit dem Waffenmeister. T'Sai hatte nicht unrecht. Obwohl sie sich anstrengt, hat sie die ganze Geschichte bis jetzt nicht wirklich ernst genommen. Aber bevor sie noch etwas sagen kann, stehen sie schon vor der offenen Türe zu Rolons Räumen und die Ostin wechselt auch schon das Thema. Julia will sagen, daß sie gerne kommt und sich schon darauf freut, als sie T'Sai auf die Wange küßt. Es ist nur ein zarter, freundschaftlicher Kuß, doch Julia spürt wie sich Wärme auf ihrem Gesicht ausbreitet. Sie muß so rot sein wie ein Krebs im heißen Wasser! Sie steht da wie ein begossener Pudel und hofft inständig, daß es T'Sai nicht mehr gesehen hat. Sie ist ziemlich durcheinander und merkt erst ein paar Atemzüge später, daß ihr der alte Rolon schon ungeduldig zuwinkt. Julia versucht T'Sai aus ihren Gedanken zu drängen, atmet durch und betritt das große Zimmer, in dem Rolon seine Lehrstunden abhält.
Fri, Jun 16th 2023 02:01

Rolon [Verwaltung]   Ah, da bist ja endlich! Komm, komm, setz dich! Ich gehe davon aus, daß du die Atem und Konzentrationsübungen gemacht hast? Ja? Gut, gut!“ Rolon sieht Julia für einen langen Moment an. „Wir werden heute etwas Anders machen, etwas Neues.“: verkündet er, steht auf und holt eine dicke Holzplatte aus einem Regal, in deren Mitte eine kleine Glaskuppel eingelassen ist. Er stellt die Platte vor Julia hin und setzt sich. Erst jetzt kann Julia sehen, daß unter dem Glas auf einer dünnen Nadel ein zu zwei Flügeln gefalteter hauchdünner Papierstreifen steckt. „Der Papierstreifen ist so fein, daß schon der Hauch vom Schlagen von Falterflügeln genügt um ihn zu bewegen. Aber um jeden Luftzug zu verhindern, der das Papier bewegen könnte, steckt es unter dieser Glaskuppel.“ Er pustet kräftig in die Richtung der Kuppel. „Wie du siehst, bewegt es sich nicht. Aber jetzt sieh hin.“ Rolon hält die Rechte über das Glas ohne es zu berühren. Für einen Augenblick geschieht nichts, aber dann beginnt sich der Papierstreifen zu bewegen. Schneller und schneller dreht er sich auf der Nadelspitze doch als Rolon die Hand fort nimmt, hört die Bewegung sofort auf. „Ich habe das Papier mit der Kraft der Gabe bewegt. Jeder der die Gabe hat, kann es. Der Eine besser als der Andere. Auch du kannst es und das werden wir jetzt üben.“: erklärt Rolon freundlich aber sehr bestimmt.   „Zuerst mußt du dich auf deinen Atem konzentrieren, wie wir es geübt haben. Wenn du dann deinen Kopf geleert hast und nur mehr der Fluß des Atems in deinem Kopf ist, laß das Bild des Papierstreifens und der Kuppel in dir entstehen und dann versetzt du ihn in Bewegung. Es ist so als würdest du mit einem Geist statt mit deinem Mund hauchen. Du kannst die Hand über die Kuppel halten, wenn es dir beim Konzentrieren hilft, aber es ist nicht notwendig. Beginnen wir mit dem Atem. Konzentriere dich auf den Fluß des Atems...“ Nach etlichen Versuchen sagt Rolon ärgerlich: „Du bist ja heute noch unkonzentrierter als sonst! Was ist los mit dir? Wie oft soll ich dir noch sagen, daß du alle Ängste, Begierden und Gedanken mit dem Atem ausleeren mußt? Du bist wie ein kleines Kind, das sein Geschenk haben möchte, aber es nicht auspacken will. Schluß mit dem Unsinn! Wenn dir das Üben zu bequem ist, dann werden es ändern. Steh auf, setzt dich mit verschränkten Beinen auf den Boden. Richte dich auf und sieh gerade aus. Dein Kopf, dein Genick und dein Rücken müssen in einer Linie sein. Deine rechte Hand lege in die Linke.“ Rolon steht auf und korrigiert Julias Haltung. „Ja jetzt paßt es.“ Dann holt er die Platte mit der Glaskuppel und stellt sie vor Julia hin. „Du bleibst jetzt ganz still sitzen und rührst dich nicht. Du weißt was du zu tun hast. Atme wie wir es geübt haben, leere deinen Kopf und bewege den Papierstreifen. Du wirst nicht aufstehen, bis du diese Lektion gelernt hast, egal ob du Schmerzen oder Krämpfe hast, denn die wirst du haben, wenn du dich nicht konzentrieren willst und glaube nicht, daß du dich aus dieser Prüfung herauswinden kannst.“ Es dauert gar nicht lange bis die Schmerzen beginnen, aber als Julia verstohlen einen Fuß bewegen will, kann sie es nicht. „Versuche es gar nicht.“: sagt Rolon hinter ihr. „Du kannst dich nicht bewegen, ich lasse es nicht zu. Konzentriere dich!“
Tue, Jun 20th 2023 11:25

Am liebsten hätte Julia dem Alten eine schallende Ohrfeige versetzt, so sehr geht er ihr mit seinem sinnlosen Geschwätz auf die Nerven. Einen Papierstreifen unter einem Glas mit Konzentration zum Drehen bringen? Wozu dieser Schwachsinn? Trotzdem setzt sie sich widerstrebend auf den Boden. Mit welchem Trick hatte der Alte den Streifen in Bewegung versetzt? Die Gabe? So ein Schwachsinn! Sie hat keine Gabe außer ihrem Frausein. Schließlich hat sie genug und will einen Fuß ausstrecken und aufstehen. Aber es geht nicht! Außer atmen und Zwinkern mit den Augen kann sie keinen Muskel mehr bewegen. Ihre Muskeln verkrampfen sich in der ungewohnten Haltung und werden teils taub oder schmerzen, besonders ihr Rücken. Zuerst überkommt sie Panik, als sie sich nicht rühren kann, dann wird sie mit jedem Atemzug zorniger. Sie hätte dem alten Knochengestell die Augen ausgekratzt, wäre sie auf die Beine gekommen. Sie kämpft gegen die Lähmung an, will sich zwingen sich zu bewegen, doch sie scheitert immer wieder. Sie weiß nicht wie lange sie schon auf dem Boden sitzt. Für sie ist bereits eine halbe Ewigkeit vergangen und ihr Zorn verraucht. Sie fühlt sich hilflos wie ein eingesperrtes Kind und in ihrer Verzweiflung rollen ihr Tränen über die Wangen. Aber selbst die versiegen nach einer Weile und Julia läßt sich fallen, die Schmerzen Schmerzen sein und hört nicht mehr auf die Stimme in ihrem Kopf, die leiser und leiser wird. Das Auf und Ab ihres Atems ist wie das Wogen der See, daß sie trägt und gleichzeitig ausfüllt. Dann spürt sie es. Es fühlt sich an wie das Zupfen an einer Schnur, die durch ihren Kopf gespannt ist. Ein leichtes, kurzes Vibrieren, daß ihr Innerstes zum Schwingen bringt und dann dringt die Stimme Rolons zu ihr durch: „Du hast es getan! Du hast es getan!“ Sie öffnet die Augen und die Überraschung darüber, wie schnell sich das Papier unter dem Glas dreht, läßt die Welt wieder in ihren Kopf. Sofort hört wird der Streifen langsamer und steht dann zitternd still. Sie spürt die Hand Rolons auf ihrer Schulter. „Langsam, Julia, langsam. Ich habe den Bann von dir genommen, aber versuche nicht aufzustehen. Strecke langsam die Beine…...“ Mehr hört Julia nicht, bevor es Nacht um sie wird und sie zur Seite fällt.
Sun, Jul 2nd 2023 01:52   Edited on Sun, Jul 2nd 2023 01:54

Es ist schon spät als T'Sai zum abendlichen Treffen in Gregorians Privaträumen erscheint. „Wie geht es Julia?“: erkundigt sich Gregorian noch bevor T'Sai setzen kann. „Sie schläft jetzt. Levena hat ihr einen ihrer Tränke gegeben der sie bis morgen durchschlafen läßt. Rolon schwört, daß sie keinen Schaden davon getragen hat und sie sich nur mental verausgabt hat.“: erwidert T'Sai und setzt sich. „Ich habe ihm ernste Vorhaltungen gemacht, aber er sagte, daß sie es ohne Zwang nicht geschafft hätte. Sie glaubte nicht daß sie die Gabe haben könnte und hält uns im Prinzip für eine Horde reicher Verrückter. Das stimmt bis zu einem gewissen Grad und ist auch mir aufgefallen. Ich habe ihr vor der Übungsstunde mit Rolon noch einmal recht deutlich gemacht, daß wir kein Witz sind und niemand mit den Gefahren, die uns drohen, übertreibt. Im Prinzip teile ich Rolons Standpunkt, was Julias Einschätzung von Morgenrot betrifft. Auch die Veränderung Julias Standpunkts uns gegenüber durch das persönliche Erfahren ihrer Gabe ist durchaus postiv, doch bei den vielen Unbekannten, die Julias einmalige doppelte Gabe mit sich bringt, war das Vorgehen Rolons meiner Meinung nach viel zu brachial. Er hat mir gesagt, daß er das besser einschätzen könnte und ich mir nicht seinen Kopf zerbrechen soll. Ihr kennt ihn ja. Trotzdem bin ich der Meinung er sollte im Umgang mit Julia vorsichtiger sein.“   Gregorian schenkt während er ihr zuhört Wein ein. „Nun er hatte ja Anweisung von uns sie unter Druck zu setzen. Das hat er gemacht und ich verlaße mich auf seine Einschätzung der Situation. Trotzdem werde ich mit ihm reden, Julia ist vielleicht von großem Wert für uns. Aber das darf sie natürlich nicht erfahren. Was hat Rolon sonst noch gesagt?“   T'Sai nimmt einen Schluck des alten Rotweins. „Er war erstaunt wie stark Julias Gabe auf der materiellen Ebene wirkt. Sie hat den Papierstreifen nicht nur bewegt, sondern ihn in schnelle Rotation versetzt. Das ist selten. Rolon meint daß sie mit der richtigen Ausbildung starke materiell wirkende Kräfte entwicklen könnte. Aber alles wird davon abhängen, wie weit sie ihre Gabe kontollieren und einsetzen kann.“   Gregorian nickt. „Wir werden sehen. Doch bevor sie mit Rolon weitermacht, will ich das Levena sie sich genau ansieht. Sicher ist sicher!“ Er leert sein Glas und erhebt sich. „Wenn es sonst nichts mehr gibt, dann lege ich mich jetzt schlafen.“ Er sieht von Asta zu T'Sai. Für einen kleinen Moment sieht es so aus, als ob die Ostin noch etwas sagen wollte, aber dann steht auch sie auf und zieht sich zurück.