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Tue, Oct 1st 2024 07:28   Edited on Sat, Jan 18th 2025 04:26

[18. Tag, früher Morgen] Doppelter Verrat

Früh am Morgen kommt Leif nach Hause und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Das vertraute, beruhigende Licht, das aus Astrids Raum schimmern sollte, war nicht da. Er schob die Tür weiter auf und trat in die Dunkelheit des leeren Raumes. Kein Geräusch, kein Anzeichen ihrer Anwesenheit. Es war unüblich, dass Astrid nicht zu Hause war, besonders um diese Stunde. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf seine Brust.   Er ahnte sofort, wohin sie gegangen war: Imeria. Obwohl er ihr strengstens verboten hatte dieses Gebiet zu betreten. Sie wusste genau, warum. Wenn Reland herausfand, dass sie sich dorthin gewagt hatte, würde nicht nur Astrid, sondern auch Leif selbst in großer Gefahr schweben. Seine Gedanken überschlugen sich. Er konnte es sich nicht leisten, noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Astrid hatte seinen Schutz gebraucht, aber ihre Sturheit brachte sie beide immer wieder an den Rand des Abgrunds. Sie ist jetzt alt genug um die Konsequenzen selbst zu tragen. Leif schüttelte den Kopf, zwang sich, ruhig zu bleiben. Er musste etwas unternehmen und hat keine andere Wahl. Doch das nagende Gefühl der Sorge blieb.   Mit raschen Schritten machte er sich auf den Weg zur Flottenakademie. Der Wind war frisch, der Morgen graute bereits, doch seine Gedanken kreisten nur um Astrid. Wie üblich war er vor den Bauarbeitern an seinem noch unfertigen Büro. Das Gebäude war eine riesige Baustelle, aber es bot ihm die Ruhe, die er jetzt brauchte.   Doch aus der Ruhe wird nichts, denn als er die Tür öffnete, sah er ein vertrautes Gesicht. Der alte Thore, der schon seit Jahren an seiner Seite auf der Seewind segelte. Eine Art stille Vertrautheit hing in der Luft. Leif nickte ihm zu, doch bevor er ein Wort wechseln konnte, fiel sein Blick auf eine ungewöhnliche Szene.   Kapitän Marcus Bjornsson saß in der Mitte des Raumes, an einen Stuhl gefesselt. Das grobe Tau schnitt tief in seine Handgelenke, und sein Blick war finster. Leifs Augen verengten sich. Es war seltsam, sehr seltsam. Marcus war nicht der Mann, der sich leicht fesseln ließ, und schon gar nicht in einem Gebäude der Flottenakademie.   „Er hat sich draußen mit einem Boot eines anderen Hauses getroffen“, sagte der Fischer leise, fast widerwillig. „Wir haben ihn erwischt.“   Verrat. Der Gedanke schoss Leif durch den Kopf wie ein Pfeil. Marcus, der ehrenwerte Kapitän, der immer loyal schien, hatte sich außerhalb der üblichen Grenzen bewegt – und das in einem Boot, das einem anderen Haus gehörte. Leif starrte ihn an, sein Herz schlug schneller. Die Spannung im Raum war fast greifbar. „Was hast du getan, Marcus?“ Leifs Stimme war ruhig, doch eine gefährliche Schärfe lag darin.
Tue, Oct 1st 2024 07:46

Marcus hob den Kopf und starrte Leif an, der ihm gegenüberstand, den Blick ruhig, aber durchdringend. Das Tau um Marcus’ Handgelenke schnitt in seine Haut, doch er zuckte nicht einmal. Stattdessen warf er Leif einen Blick zu, der zwischen Trotz und Bitterkeit schwankte.   „Leif, du hast es mir angeboten, ja“, begann Marcus leise, aber seine Stimme war scharf wie ein Messer. „Die Flottenakademie. Ein Platz an deinem Tisch, mitten in all dem Glanz und den Versprechungen. Aber du verstehst es nicht. Ich kann nicht... ich will nicht.“   Seine Schultern sanken ein wenig, als die Anspannung in ihm wuchs. „Es geht nicht nur um das, was die Akademie bietet. Es geht um das, was sie nimmt. Sie nimmt dir die Freiheit, das, was wir auf See gelernt haben, die Unabhängigkeit. Du bietest mir einen Platz an, aber ich hätte dafür alles aufgegeben, was ich bin.“   Er lachte trocken, ein kurzer, emotionsloser Laut. „Ich hab’s dir nie gesagt, weil ich dachte, du würdest es nicht verstehen. Die anderen... sie mögen das alles schlucken. Sie mögen den Gedanken, für etwas Größeres zu arbeiten, aber ich kann das nicht. Ich hab immer mein eigenes Ding gemacht, Leif. Marcus’ Stimme wurde leiser, aber auch härter. „Nie. Ich werde nicht meine Tradition verraten, meine Familie. Für keine Macht der Welt. Du hättest das wissen müssen.“   Er ließ den Blick sinken, und eine schwere Stille breitete sich im Raum aus.
Leif stand still, seine Hände fest hinter dem Rücken verschränkt. Er hatte Marcus aufmerksam zugehört, jede seiner Worte abgewogen, doch sein Gesicht blieb undurchdringlich, seine Haltung straff wie die eines Kommandanten, der er war. Das leise Lachen von Marcus hatte die Luft zwischen ihnen noch schwerer gemacht. Doch Leif spürte keine Wut – nur ein Hauch von Enttäuschung, den er tief in sich verschloss.   „Marcus,“ begann Leif ruhig, seine Stimme wie ein ferner Donner. „Du bist ein freier Mann. Das warst du immer. Aber glaubst du, ich habe dir dieses Angebot gemacht, weil ich dich brechen wollte? Weil ich wollte, dass du wie die anderen wirst?“   Er machte einen Schritt auf den gefesselten Mann zu, seine Augen fest auf Marcus gerichtet. „Ich habe es dir angeboten, weil ich dich kenne. Weil du einer der besten Männer bist, die jemals mit mir auf See waren. Loyal, klug und mit einem Blick für das, was wirklich zählt.“ Leif hielt kurz inne, seine Stimme ein wenig weicher werdend. „Aber du hast das nie verstanden, oder?“   Leif trat näher an den Stuhl heran, sah hinunter auf Marcus, der ihn noch immer trotzig ansah. „Du hättest nie etwas aufgeben müssen, Marcus. Deine Unabhängigkeit, deine Tradition – das wäre alles bei dir geblieben. Ich wollte, dass du Teil von etwas Größerem wirst, aber auf deine Weise. Ich wollte dich nicht formen, ich wollte dich in die Akademie holen, weil du anders bist. Weil du Dinge siehst, die andere nicht sehen.“   Leif seufzte, ließ seinen Blick kurz von Marcus ab und durch das unfertige Büro wandern. „Aber jetzt stehst du hier, gefesselt und voller Hass auf etwas, das ich nie von dir verlangt habe. Es geht nicht um Macht, Marcus. Es ging immer nur darum, die Zukunft zu sichern – unsere Zukunft, die deiner Leute.“ Leif verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt näher an Marcus heran, ohne eine Geste des Mitgefühls zu zeigen. Die Härte in seinen Augen machte klar, dass er die Fesseln nicht lösen würde. Stattdessen beugte er sich leicht vor, sodass Marcus ihm direkt in die Augen sehen musste. Seine Stimme war ruhig, aber unerbittlich, und in der Stille des Raums klangen die Worte wie ein Befehl. „Was hast du mit diesem anderen Haus zu tun? Was hattest du da draußen zu suchen?“   Leifs Blick wurde noch schärfer, als er die Frage stellte. „Du hast dich mit ihnen getroffen, und das ist kein Zufall. Haus Coveani? Mit einem Schiff dieser Töpferheinis? Erzähl mir die Wahrheit.“   Die Stille nach seinen Worten lastete schwer, während Leif auf eine Antwort wartete. Sein Blick durchbohrte Marcus, als würde er jede Lüge durchschauen, noch bevor sie ausgesprochen werden konnte.   Doch Marcus spuckte aus und sagte kein weiteres Wort mehr
Mon, Oct 7th 2024 10:44

Andeth, noch etwas wackelig auf den Beinen nach dem beinahe Sturz, beobachtete die beiden Männer angeregt unterhalten. „Puh, das war knapp“, murmelte er erleichtert, während er einen Schluck Wasser nahm und die Aussicht vom Dach des Lotsengebäudes genoss.
Gerade als Leif sich darauf vorbereitete, weiter mit Marcus zu reden, hörte er das Knarren der Tür. Ein Schreiber trat ein, die Feder bereits in der Hand, und meldete sich mit einem leichten Nicken. „Leif, ich bin hier, um dir bei den Aufzeichnungen zu helfen.“ Leif sah zu Marcus, der noch immer auf dem Stuhl gefesselt war. „Du bleibst hier“, wandte er sich an ihn, seine Stimme fest. „Ich lasse dich nicht allein, bis ich weiß, was du wirklich gemacht hast.“ Dann drehte er sich zu Andeth um, der auf dem noch offenen Dach arbeitete.   „Hey du da!“, rief Leif, und der Arbeiter schaute verwirrt auf. „Komm hierher!“   Als Andeth nähertrat, deutete Leif auf Marcus. „Du bleibst hier und passt auf ihn auf. Wenn ihm etwas passiert oder er flüchtet, wirst du die Konsequenzen tragen müssen!“   „Informiere den Vorarbeiter, dass du hierbleiben musst“, fügte Leif hinzu und wandte sich dann wieder dem Schreiber zu. „Komm mit mir in ein ruhigeres Zimmer. Wir müssen uns konzentrieren.“   Der Schreiber folgte Leif, während sie in einen kleinen Raum gingen, der etwas mehr Privatsphäre bot. Leif begann, die Tische und Stühle zu ordnen, während der Schreiber bereits Notizen machte und seine Feder auf das Papier setzte.   „Wie steht es um die anderen Kapitäne?“, fragte der Schreiber, während er einige Blätter umblätterte. „Sie sollten bald eintreffen“, antwortete Leif und warf einen kurzen Blick zur Tür. „Wir müssen die Informationen schnell austauschen, bevor sie es sich anders überlegen.“   Kaum hatten sie sich gesetzt, traten die ersten Kapitäne ein und bald füllte sich der Raum mit dem Klang von Stimmen, während sie ihre Informationen austauschten. Leif hörte aufmerksam zu, sein Verstand arbeitete schnell, um die einzelnen Puzzlestücke zusammenzusetzen, die in der kommenden Zeit entscheidend sein würden.   Die ersten Zeilen wurden niedergeschrieben, und während Leif sich um die Zusammenhänge kümmerte, wusste er, dass die Zeit drängte. Marcus, gefesselt und allein gelassen, wartete auf das, was noch kommen würde.
Thu, Oct 10th 2024 02:14

Marcus saß gefesselt auf dem Stuhl, der Druck der Seile um seine Handgelenke war unangenehm, aber das kümmerte ihn im Moment wenig. Sein Blick wanderte zu dem Arbeiter, der neben ihm auf dem Stuhl saß. Der junge Mann wirkte nervös, seine Augen huschten immer wieder zur Tür, als könnte er jeden Moment aufstehen und verschwinden.   Mit einem schiefen Lächeln begann Marcus zu sprechen. „Weißt du, es ist wirklich schade, hier festzusitzen, oder? So viele Möglichkeiten draußen. Ich meine, die Arbeit auf dem Dach wird schon von anderen übernommen, oder?“   Der Junge zögerte, schien über die Worte nachzudenken. „Leif ist nicht hier, und was weiß er schon über dich?“   „Du bist ein harter Arbeiter“, erwiderte Marcus und lehnte sich ein wenig vor, als wäre das der Schlüssel zu einer verborgenen Wahrheit. „Und ich weiß, dass du dich in dieser Stadt gut auskennst. Wenn du mir helfen würdest, könnten wir gemeinsam ein bisschen Freiheit finden.“   Marcus lachte leise, als würde er über einen schlechten Witz reden. „Konsequenzen tragen? Das ist nichts als eine Drohung. Glaub mir, du hast viel mehr zu verlieren, wenn du hierbleibst. Was glaubst du, wird mit dir geschehen, wenn Leif herausfindet, dass du hier sitzt und mich aufhältst?“   „Ich kenne Leif. Er ist kein Unmensch. Aber er macht Dinge, die uns alle in Gefahr bringen könnten. Wenn ich dir helfe, könnte ich dann nicht auch die Gelegenheit nutzen, um zu verschwinden, bevor die Situation noch schlimmer wird?“   Marcus spürte, wie der Zweifel in den Augen des Jungen wuchs. Hier war jemand, der noch nicht vollständig in das System eingewoben war, jemand, der möglicherweise noch eine Entscheidung treffen konnte. Vielleicht würde er noch einen Ausweg finden, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten.   „Denk an deine Zukunft“, fuhr Marcus fort und ließ seine Stimme eindringlicher werden. „Die Welt da draußen wartet auf dich. Du bist kein Gefangener – noch nicht! Jeder Tag, den du hierbleibst, könnte dein letzter sein. Und wenn du einmal in die Fänge dieser Männer gerätst, wird es keinen Ausweg mehr geben. Lass uns gemeinsam einen Plan schmieden. Wenn du mir nur ein wenig Zeit verschaffst, kann ich vielleicht einen Weg finden, um hier herauszukommen.“   In diesem Moment war Marcus sich sicher, dass er den Jungen auf seine Seite ziehen konnte. Er konnte die Freiheit fast greifen, und der Junge war seine einzige Hoffnung.
Thu, Oct 10th 2024 06:26   Edited on Thu, Oct 10th 2024 07:59

Andeths Augen weiteten sich überrascht. Ein hektischer Blick huschte durch das Zimmer. Meinte er ihn? Die Frage schoss wie ein Pfeil durch seinen Kopf. Warum ausgerechnet er? Ein Knoten der Verwirrung zog sich durch seinen Magen. Er wollte nur noch weg von hier. Die übereilte Entscheidung, die Arbeit am Lotsenhaus anzunehmen, kam ihm jetzt wie ein fataler Fehler vor. Unzählige weitere Fragen kreisten in seinem Kopf, während er den gefesselten Mann beobachtete. Langsam, zögerlich näherte er sich ihm, immer wieder von der Tür abgelenkt, nachdem er einen freien Stuhl vor die Türe gestellt hat. Aus dem Nachbarzimmer drangen bedrohliche Geräusche, die seine Nervosität schürten. Schweißperlen traten auf seiner Stirn aus, seine Hände zitterten unkontrollierbar.       Schließlich macht er sich unbeholfen an den Fesseln zu schaffen. Dabei hetzt sein Blick zwischen dem gefesselten Mann, der Türe und dem Seil hin und her.
Fri, Oct 11th 2024 11:41

Marcus spürte, wie sich die Seile langsam lockerten, während der Junge sich unbeholfen an seinen Fesseln zu schaffen machte. Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich fiel das Tau zu Boden. Marcus rieb sich die schmerzenden Handgelenke und ließ ein erleichtertes Seufzen entweichen.   „Danke,“ sagte er leise, seine Stimme warm und freundlich, als wäre der ganze Vorfall nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit gewesen. „Du hast mir einen großen Gefallen getan.“   Er stand auf, die Muskeln in seinen Armen und Beinen steif von der erzwungenen Untätigkeit. Der Raum war leer, niemand außer ihnen beiden da. Marcus musterte den Jungen, der immer noch nervös zur Tür schielte. Er sah seine Chance.   „Komm, lass uns von hier verschwinden,“ sagte Marcus und nickte Richtung Ausgang. „Es wäre nicht gut, wenn sie uns hier finden.“ Er ging zur Tür, dann drehte er sich noch einmal um. „Wie heißt du eigentlich?“
Fri, Oct 11th 2024 04:33   Edited on Fri, Oct 11th 2024 05:13

Das Lösen der Fesseln hat Andeth zwar etwas beruhigt, doch seine Nervosität ist noch immer spürbar. Sein Blick huscht nervös im Raum umher, als suche er nach einer neuen Bedrohung. Das Adrenalin pumpt immer noch durch seine Adern. "Andeth!" Die Antwort kommt leicht gehetzt. "Scheiße, was habe ich nur getan?", murmelt er vor sich hin, die Worte wie ein Mantra. Nach einem kurzen zögern eilt er zu Marcus. Dabei wirft er noch mal ein Blick in die Richtung, in der Leif das Zimmer verlassen hat.
Fri, Oct 18th 2024 09:42

Ohne ein weiteres Wort schob Marcus die Tür auf und schritt mit selbstbewussten Schritten hinaus. Andeth folgte ihm zögerlich. Der Weg durch das Gebäude war ruhig, und niemand schien ihnen Beachtung zu schenken. Als sie ins Freie traten und in Richtung des Hafens gingen, schien die Stadt sie einfach zu ignorieren.   Ein paar Arbeiter auf den Straßen nickten Marcus sogar zu, grüßten ihn als den beliebten Kapitän, der er immer gewesen war. Kein Verdacht, kein Misstrauen – nur freundliche Gesichter, die Marcus Bjornsson vorbeiziehen ließen. Der Hafen lag vor ihnen, und Marcus spürte, wie die Freiheit wieder in greifbare Nähe rückte.   „Bleib bei mir,“ sagte er leise zu Andeth. „Es wird alles gut werden.“   Marcus hielt inne, als sie den Hafen fast erreicht hatten, und sah Andeth an. „Hast du hier noch etwas, an dem du hängst?“ fragte er ruhig, aber die Dringlichkeit in seiner Stimme war unüberhörbar. „Wenn ja, dann beeil dich. Ich werde nicht lange warten.“   Er wusste, was er tun musste. Zuerst nach Hause. Die Familie. Nichts war wichtiger. Als sie das Arsenal am Hafen passierten, schlich sich eine düstere Erinnerung an vergangene Zeiten in Marcus’ Gedanken – der alte Kriegshafen, jetzt still und verlassen. Doch für Marcus war dieser Hafen immer noch das Tor zur Freiheit.   Sein Haus lag unauffällig in den verschlungenen Straßen Pelorns, und als sie ankamen, hielt Marcus inne, atmete tief durch, bevor er ins Haus eilte. Seine Frau erwartete ihn mit einem fragenden Blick, als er zur Tür hereintrat.
Schhicksalswurf Marcus | 2d6
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Sat, Oct 19th 2024 09:20

Schweigend und hochkonzentriert folgt Andeth dem gerade befreiten Marcus mit einem Schritt Abstand. Er versucht, möglichst locker zu wirken, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Mittlerweile kann man Andeths Nervosität nicht mehr so deutlich erkennen. Seine Augen huschen schnell nach links und rechts, und ihm entgeht nichts in seiner Umgebung.   Marcus und Andeth laufen eine Zeit lang durch zahlreiche Gassen. Anfangs herrscht dort noch reges Treiben. Doch mit der Zeit wird es immer ruhiger, bis sie schließlich in einer leeren Gasse ankommen. Hier fordert Marcus seinen Begleiter auf, eventuell notwendige Habseligkeiten zu holen.   „Nein, ich habe nichts, was ich regeln müsste“, entgegnet Andeth nachdenklich und schaut Marcus fest in die Augen. Von seiner anfänglichen Nervosität ist nichts mehr geblieben. „Ich werde hierbleiben und versuchen, dir Zeit für deine Flucht zu verschaffen!“ Es ist klar, dass dies Andeths unumstößliche Meinung ist. „Ich wünsche dir bei allem viel Glück. Mögen dir die Zwillinge immer wohlgesinnt sein.“ Andeth legt zum Abschied seine rechte Hand bekräftigend auf Marcus' Schulter.
Wed, Oct 23rd 2024 12:26   Edited on Wed, Oct 23rd 2024 02:26

Andeth spürt noch die Hand auf seiner Schulter und es sind die Worte von Marcus die immer noch in seinem Kopf herumschwirren "Das wäre dein Tod. Überlege es dir nochmal. Ich hole meine Familie dann gehe ich zum Hafen zu meinem Boot. Komm hin wenn du es dir anders überlegst. Ich habe immer ein Platz für dich". In Wirklichkeit war Marcus schon lange bei seiner Familie.   Seine Frau erwartete ihn mit einem fragenden Blick, als er zur Tür hereintrat. „Packt die Sachen,“ sagte er leise, aber bestimmt. „Wir haben keine Zeit.“ Seine zwei Söhne, kräftige Jungs im besten Alter, nickten sofort und begannen, eilig die nötigsten Dinge zusammenzusuchen. Seine Töchter, blass und voller Unsicherheit, hielten kurz inne, bevor auch sie die Anweisung befolgten.   „Jeder von euch geht einzeln zum Hafen, nicht zusammen. Nehmt nur das, was ihr tragen könnt,“ erklärte Marcus, während er selbst hastig einige wenige Habseligkeiten in ein altes Lederbündel stopfte. Seine Frau, mit Tränen in den Augen, stellte keine Fragen. Sie wusste, wann es Zeit war zu handeln.   Innerhalb von Minuten war die Familie bereit. Einer nach dem anderen schlüpften sie aus der Tür, jeder in eine andere Richtung, doch alle mit demselben Ziel – das Schiff. Marcus wartete einen Augenblick, als er seine Frau gehen sah.   Als Marcus am Boot angekommen war, begannen Marcus und seine Söhne sofort mit den Vorbereitungen. Das alte Boot, das so viele Male ihre Zuflucht gewesen war, wurde schnell seeklar gemacht. Marcus’ Hände arbeiteten routiniert, während seine Gedanken schon weit draußen auf dem Meer waren. Dann, als die Segel gehisst waren und das Boot bereit war, sah Marcus seine Frau und Töchter in der Ferne´.
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Wed, Oct 23rd 2024 02:19   Edited on Wed, Oct 23rd 2024 02:20

Nachdem Marcus ihn verlassen hatte, um sich um seine Familie zu kümmern, verkriecht sich Andeth in einer verlassenen Ruine. Er ist bedacht darauf, keine auffälligen Geräusche zu machen. „Fuck, was soll ich jetzt tun?“, flucht er leise. Nachdenklich beobachtet er zwei Ratten, die sich um weiteren Nachwuchs bemühen. Schließlich fasst er einen Entschluss!   Andeth macht sich möglichst unauffällig auf den Weg zum Hafen, bewegt sich dabei durch Seitengassen und bleibt im Schatten der Häuser. Mehrmals hält er in Hausecken inne, wenn er das Geräusch von Soldaten hört.   Endlich erreicht er das Boot von Marcus, gerade in dem Moment, als dieser die Taue zu lösen beginnt. „Habt ihr noch Platz für einen Tagelöhner?“, fragt Andeth mit einem schelmischen Grinsen.   Der Moment der Entscheidung liegt schwer in der Luft, während Andeth auf Marcus' Antwort wartet.
Leif trat mit einem breiten Grinsen aus dem Büro, den Kopf voller Gedanken an die aktuellen Besprechung und die neuen Informationen, die er gerade gesammelt hatte. Seine Schritte waren leicht, die Atmosphäre um ihn herum schien ihn zu beflügeln. Er dachte an die Möglichkeit, die Dinge zu ändern, die diese Flottenakademie ermöglicht.   Doch als er den Blick auf den leeren Stuhl richtete, erstarrte das Lachen auf seinen Lippen. Ein eisiger Schauer durchfuhr ihn. Die Stille im Raum drang auf ihn ein, und sein Herz setzte für einen Moment aus. Verwirrung und Ungläubigkeit mischten sich in ihm, als er die leeren Wände anstarrte.   Leif starrte einen Moment lang ungläubig auf den leeren Stuhl, bevor sich der Schock in seinen Adern breitmachte. Die Seile lagen achtlos auf dem Boden, und von Marcus oder dem jungen Arbeiter, der auf ihn aufpassen sollte, war keine Spur. Der Raum schien stillzustehen, als Leif spürte, wie der Ärger in ihm aufwallte.   Er rief nach dem Vorarbeiter, seine Stimme hart und bestimmt. „Finde diesen Jungen und Marcus. Wenn du sie nicht findest, geht es dir an den Kragen!“ Leif’s Blick durchbohrte den Mann, der sichtlich blass wurde. Ohne ein weiteres Wort stürzte der Vorarbeiter los, die drohende Konsequenz in Leifs Stimme hallte in seinen Ohren wider.   Der Vorarbeiter, der Andeth kannte, zögerte nicht lange. Er schnappte sich zwei der jüngeren Arbeiter, darunter Andeths guten Freund, und eilte in Richtung Hafen. Er wusste, dass Marcus nur dorthin geflohen sein konnte – es gab keinen anderen Weg, der für jemanden wie ihn Sinn ergeben würde.   Als sie am Hafen ankamen, blieb der Vorarbeiter abrupt stehen, sein Blick fokussierte sich auf ein Schiff, das gerade bereitgemacht wurde. Marcus, wie immer souverän, stand mit seinem Rücken zum Wasser, während er mit Andeth sprach und lächelnd auf eine Frau und zwei Mädchen in der Nähe blickte. Der Vorarbeiter erkannte sofort die Situation: Das war Marcus' Familie. Sie waren alle zusammen – bereit zur Flucht.   Ohne einen Moment zu verlieren, rannte der Vorarbeiter los, seine Stimme durchbrach die morgendliche Ruhe am Hafen. „Halt! Bleibt stehen!“ brüllte er, während er auf die Frau und die Kinder zueilte. Panik schoss durch seine Adern, als er Wachen herbeirief. „Wachen! Hierher, sofort!“ Seine Schritte wurden schneller, das Gewicht der Verantwortung auf seinen Schultern drückte schwer.
Als Andeth den scharfen Ruf hört, wirbelt er herum, um die Situation zu überblicken. Neben dem normalen Getümmel sieht er mehrere Männer auf ihn zueilen. Seine Augen weiten sich vor Entsetzen, und in seinem Gehirn überschlagen sich die Emotionen. Fieberhaft und unter Hochdruck sucht er nach einem Ausweg. So laut er kann, mit allen Emotionen und voller Intensität, schreit er in die Runde: „Feuer auf der Baustelle am Lotsenhaus!“ Dabei reißt er beide Hände hoch und winkt wie ein Verrückter in die entsprechende Richtung. Danach spurtet er, ohne zu zögern, in Richtung der Familie von Marcus. Impulsiv stößt er mehrere unbeteiligte Personen zur Seite. Andeth handelt nur noch instinktiv.

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Thu, Oct 24th 2024 09:40
Thu, Oct 24th 2024 07:23

[Wachkompanie] Es ist bereits ein Halbzug der Wachkompanie im Hafen, mit dem Auftrag Björnson, seine Familie, seine Mannschaft und irgendeinen Arbeiter festzunehmen. Der Anführer der Gruppe, ein alter Veteran mit fast zwanzig Dienstjahren auf dem Buckel, läßt sich von einem Fischer erklären wo der Liegeplatz des Kutters von Björnson genau ist, als er das Geschrei nach der Wache vernimmt. Ein kurzes Kopfnicken genügt und die Soldaten setzen sich im Laufschritt in Bewegung. "Aus dem Weg! Platz da!": brüllt der Soldat an der Spitze immer wieder und so kommt der Trupp recht schnell durch das Gewühl. Niemand, der auch nur einen Funken Verstand im Schädel hat, stellt sich der anstürmenden Wachkompanie entgegen. Jetzt kann der Anführer auch die Frau mit den Kindern und einen ungen Mann ausmachen, die auf einen Kutter zuhalten, der zum Auslaufen fertig gemacht wird. "Halt! Stehenbleiben!" : brüllt der Veteran, erhöht sein Tempo und zieht seinen Knüppel. Zwei der schnellsten Läufer setzen sich vom Trupp ab, um den Fliehenden den Weg abzuschneiden. Der junge Mann rennt auf die Frau zu und fuchtelt wie wild, während er etwas von einem Feuer schreit. Keine schlechte Idee, doch wenn ein Halbzug Wachkompanie mit gezogenen Schlagstöcken auf einen einstürmt, ist ein Feuer im Lotsenhaus ein vernachlässigbares Problem. So schnell als möglich bringen sich die Hafenarbeiter und Fischer in Sicherheit und vereiteln damit eine allgemeine Panik.   Die Frau und der junge Mann hätten es vielleicht geschafft, noch an Bord des Kutters zu kommen, doch die Kinder und das Bündel, das sie schleppt, bremsen sie und der junge Mann bleibt an ihrer Seite. Der Kutter legt ab, noch bevor die beiden Soldaten, die an den Flüchtenden vorbeigerannt sind, den Liegeplatz erreichen. Somit ist der Fluchtweg abgeschnitten und die Soldaten, die so etwas nicht zum ersten Mal machen, umzingeln die Gruppe. Ein Hieb mit dem Schlagstock über den Rücken bringt Andeth zum Stolpern, ein Zweiter schickt ihn auf den Boden. Ein Mann und eine Frau stürzen sich auf ihn, brechen ihm fast die Arme, als sie ihm die Hände auf dem Rücken biegen und fesseln. Björnsons Frau werden zwar auch die Hänge gefesselt, aber mit ihr gehen die Soldaten weit sanfter um und den Kindern passiert nicht viel mehr als ein Klaps, um sie zu ihrer Mutter zu treiben. "Hoch mit dir, du Scheißer.": herrscht die Soldatin Andeth an und unterstreicht ihren Befehl mit einem Tritt in die Rippen. Als er nicht schnell genug auf die Beine kommt, zerrt ihn der Soldat an den Haaren hoch. Der Befehlshabende steht mit in die Hüften gestemmten Armen da und schaut dem Kutter nach, der Fahrt aufnimmt. "Bei den Schatten! Was für ein Arschloch! Läßt seine Kinder im Stich und haut ab! So ein Schwein!": sagt der Mann und spuckt angewidert aus. Dann dreht er sich um und befiehlt: "Abmarsch!" Andeth fängt sich zur Verdeutlichung noch einen kräftigen Stoß in den Rücken ein, der ihn vorwärts taumeln läßt.  
Fri, Oct 25th 2024 04:06   Edited on Fri, Oct 25th 2024 04:24

Feuer am Lotsenhaus!“, brüllt Andeth aus Leibeskräften mehrere Male. Doch zu seinem Entsetzen merkt er schnell, dass sein Ablenkungsversuch nicht von Erfolg gekrönt ist. Zwar schauen einige Bürger in Richtung der Baustelle des Lotsenhauses, aber noch mehr Anwesende richten ihre Blicke auf ihn. Die hochqualifizierten Wachen, die sich rasend schnell auf ihn zubewegen, lassen sich von diesem Ablenkungsversuch überhaupt nicht beeinflussen.   Als Andeth dies bemerkt, bremst er seine Schritte abrupt ab. Doch es ist bereits zu spät. Aus dem Augenwinkel erkennt er, wie der Frau und den Kindern von Marcus der Weg zum rettenden Boot abgeschnitten wird. Mit brachialer Gewalt wird er von zwei Wachen zu Boden gerissen. Dessen kommen er zu spät erkannt hat. Er fällt so hart der Länge nach, auf den dreckigen steinigen Boden, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst wird. Zudem donnert sein Kopf schwer auf den Boden, sodass er nur Sterne sieht. Ein peinigender Schmerz durchzieht seinen linken Arm. Die beiden Wachen reißen mit aller Gewalt seine Arme nach hinten und fixieren sie. „Hört auf! Was macht ihr da?“, möchte Andeth die Wachen anbrüllen. Mehr als ein Stöhnen ist jedoch nicht zu hören. Seine ohnehin schon zerschlissenen Kleider sehen nach diesem Niederringen noch erbärmlicher aus und hängen teilweise nur noch in Fetzen an seinem Leib. Er wendet seinen Kopf nach rechts, um etwas von Marcus zu erhaschen, doch die Menschenmenge verwehrt ihm jeglichen Sichtkontakt. In der Zwischenzeit werden die Kinder wie Vieh zur weinenden Mutter getrieben. Gelegentlich bekommt eines der Kinder einen Klaps auf den Hintern. Andeth ist zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfordert und kann keine der Anweisungen der Soldaten gedanklich verarbeiten. Schließlich bekommt er einen deutlichen Schlag in den Rücken, was ihn dazu bringt, nach vorne zu stolpern.
Sun, Oct 27th 2024 05:41

[Verwaltung] Ein paar Mal fängt sich Andeth noch kräftige Stöße in den Rücken ein, um ihn anzutreiben und so dauert es nicht allzu lange bis die Gruppe die Residenz erreicht und in den Kasernentrakt getrieben wird. Der Wachhabende nimmt die Meldung des Soldaten, der das Kommando über den Halbzug hat, entgegen und sucht eine Weile, bis er auf einer der Wachstafeln die entsprechenden Notizen findet. Er ist schon im Begriff anzuordnen, die ganze Gruppe hinunter ins Loch zu bringen, da fällt sein Blick auf Bjornssons jüngste Tochter, die erschreckt hinter ihrer Mutter hervorlugt. "Sperrt die Frau mit ihren Kindern in die große Arrestzelle.": ordnet er dann an, dann deutet er mit dem Kopf auf Andeth. "Mit dem ab ins Loch.": sagt er und damit hat sich die Angelegenheit für ihn erledigt. Um die Verhöre kümmert sich die Leibwache. Andeth wird über einen langen Korridor zu einer Treppe getrieben. Steinstufen führen hinab in die feucht-kühle Dunkelheit, die nur von der Laterne eines der Soldaten erhellt wird. Wenn Andeth aber geglaubt hat, sich bereits im Bauch der Residenz zu befinden, so stellt er schnell fest, daß er sich geirrt hat. Im Schein der Laterne geht es eine schmale, ausgetretene Steintreppe hinab in die Finsternis. Als sie das Ende der Treppe erreichen, treten sie einen langen Gang, der links und rechts von massiven Türen gesäumt ist. Der Lichtschein der Laterne wird schnell klar, daß es sich um Zellentüren handelt. Das niedrige Gewölbe des Ganges mit seinem jahrhundertealten Mauerwerk lastet mit jedem Schritt schwerer auf Andeth. Schlüssel klirren, eine Türe wird geöffnet und Andeth hineingestoßen. Fauliges Stroh und ein Holzeimer sind die ganze Einrichtung der Zelle im berüchtigten Kerker, der nur das Loch genannt wird. Die Türe schließt sich und er ist allein mit den Ratten.  
Mon, Oct 28th 2024 06:53   Edited on Mon, Oct 28th 2024 07:05

Andeth fällt, als wäre er ein Stück Holz, in die emotionale Tiefe. Der Geruch von Moder und Verwesung sticht ihm in die Nase, ein Sinnbild für seine eigene aussichtslose Lage. Die Tür fällt zu, ein letzter Schlag gegen seine Hoffnung. Er liegt da, zusammengekauert, ein Häufchen Elend. Seine Tränen sind nicht nur Ausdruck von Schmerz, sondern auch von tiefer Resignation. Er weiß, dass er hier gefangen ist, ein Schatten seiner selbst.   Nach Stunden des Weinens und Verzweifelns wird Andeths Körper immer schwächer. Seine Atemzüge werden flacher, sein Herzschlag langsamer. Mit einem letzten Schluchzer sinkt sein Kopf auf das nasse Stroh. Seine Augenlider fallen schwer zu, und langsam gleitet er in einen traumlosen Schlaf, der mehr der Ohnmacht gleicht als der Ruhe.
Mon, Oct 28th 2024 07:31

Wenn Andeth nicht schon durch das Quietschen der rostigen Türangel geweckt wird, dann sicher durch den Tritt in die Seite, den ihm ein Soldat versetzt und ihn anfährt: "Hoch mit dir!" Im recht hellen Lichtschein der Laterne kann Andeth zwei Soldaten und eine Soldatin erkennen. Die Frau trägt eine etwas andere Uniform als die beiden Männer und ist selbst in dieser Uniform leicht erkenntlich ungewöhnlich muskulös für eine Frau. Sie hat kurzes blondes Haar, ihr linker Mundwinkel ist durch eine Narbe verzogen, so daß sie ständig abfällig zu grinsen scheint und sieht trotzdem durchaus gut aus. Sie hält eine Wachstafel in den Lichtschein der Laterne, dann gibt sie die Tafel einem Soldaten. Mit einem Lächeln beginnt sie die Frau die Uniformjacke aufzuknöpfen und reicht sie dann einem der Soldaten. Darunter tragt sie nur ein knappes Unterhemdchen und der erste Eindruck hat nicht getäuscht. Die Frau ist ein einziges Muskelpaket, dabei aber immer noch fraulich. Sie zieht ein paar dünner Lederhandschuhe aus dem Gürtel und steift sie sich über. Das Leder knirscht leise, als die die Fäuste ballt und wieder lockert. Sie lächelt als sie Andeth anspricht: "Ich bin Kornett Tovales, Kleiner. Ich habe hier die undankbare aber unterhaltsame Aufgabe unseren Gästen beim Erinnern zu helfen. Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen. Du kannst mich ruhig anlügen! Im Prinzip freut es mich sogar, wenn du lügst. Warum? Weißt du, es macht mir einfach Spaß Leute leiden zu lassen, ihnen die Zähne auszuschlagen und die Knochen zu brechen. Es regt mich an, verstehst du?" Sie kommt Andeth einen kleinen Schritt näher. "Aber ich kann nicht einfach hinaus auf die Straße gehen und jedem, der mir nicht gefällt, die Nase und die Arme brechen. Diensteid und so. Aber ich darf, wenn dem Haus Gefahr droht und hinter jeder Lüge kann sich eine Gefahr verbergen. Also ich wäre dir schon fast dankbar, wenn du mich anlügst." Enessa tätschelt ihm leicht die Wange. "Also laß uns anfangen! Seit wann arbeitest du für Coveani und wer ist dein Verbindungsmann? Vielleicht dieser Horald, der dich auf der Baustelle eingeschleust hat? Welche Aufgabe hattest du?": erkundigt sich Kornett Tovales freundlich.      
Tue, Oct 29th 2024 11:42

Im Schein der Laterne starrte Andeth die Frau mit angstgeweiteten Augen an, während er verzweifelt versuchte, Abstand zwischen sich und der Soldatin Tovales zu gewinnen. Doch als sein Rücken gegen das eisige Gestein der Wand stieß, war ihm klar: Es gab kein Entkommen. Sein Körper zitterte unkontrolliert, kalter Schweiß perlte ihm die Stirn hinunter. Er war ihr körperlich unterlegen, das war offensichtlich. „I-ich wollte das alles nicht!“, stotterte er hastig, die Lippen bebend. „Ich bin nur ein einfacher Arbeiter, ein Tagelöhner!“, bettelte er. „Aber da war dieser Zwang...“, er unterbrach sich, ein Schluchzen stieg ihm in den Hals. „Die Fesseln... ich musste einfach!“, weinte er und wischte sich vergeblich den Schleim von der Nase. Seine Augen glänzten feucht. „Mit den Coveani...“, er starrte sie angsterfüllt an, „nein, mit denen habe ich nichts zu tun!“, schrie er plötzlich auf, von Verzweiflung getrieben.
Tue, Oct 29th 2024 07:25   Edited on Tue, Oct 29th 2024 07:32

[Kornett Enessa Tovales] "Ach, du wolltest das alles nicht?": erkundigt sich Enessa freundlich. "Laß mich dann kurz zusammenfassen. Du hast rein gar nichts mit Coveani zu tun, bist heute rein zufällig arbeiten gegangen, rein zufällig im alten Lotsenhaus. Dort hast du ganz zufällig den dank dir Geflüchteten gestoßen, der an einen Stuhl gefesselt war. Und dann ist es geschehen!" Enessa hebt die Hände in einer Geste der Überraschung. "Dann haben die Fesseln zu dir gesprochen und dich gezwungen, sie zu lösen und gemeinsam mit dem Verräter zu flüchten und dabei noch ganz zufällig der Frau und den Töchtern dieses Drecksacks behilflich zu sein, das Fluchtboot zu erreichen? Wahrlich eine wundersame Geschichte und du willst mir erzählen, genauso so ist passiert?" Enessa kommt noch ein wenig näher auf Andeth zu. Sie ist keinen halben Meter von ihm weg. Ihre Stimme klingt durchaus freundlich, aber da ist ein kaltes Glitzern in ihren blaugrauen Augen.      
Tue, Oct 29th 2024 08:53   Edited on Tue, Oct 29th 2024 09:02

Nervös und panisch huschten Andeths Augen durch das Verlies. Die kühle Mauer, gegen die er gedrückt war, dämpfte seine Angst ein wenig. 'Nein, nicht die Fesseln...', keuchte er, während er versuchte, zu Atem zu kommen. 'Er war es... Marcus hat mir etwas angetan', stotterte er. 'Marcus hat mich gezwungen. Er hat...' Andeth brach ab und starrte die Soldatin mit festerem Blick an. Schweiß perlte ihm über die Stirn. 'Du würdest mir sowieso nicht glauben, was er mit mir gemacht hat!' Er sah ihr unverwandt in die Augen. Seine anfängliche Panik wich einer wachsenden Entschlossenheit. Er rechnet damit, dass er jeden Augenblick, körperliche Pein, ausgelöst von der dominanten Wache, welche ihn mit freundlichen Worten aber eiskalten Augen zum Reden bringen will, erleiden wird.
Tue, Oct 29th 2024 09:26

[Kornett Enessa Tovales] Der Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht kommt so schnell, daß Andeth nicht mehr ausweichen kann und obwohl die Bewegung fast spielerisch anmutet, fühlt es sich an, als ob ihn ein Maulesel tritt. Es reißt ihm den Kopf zur Seite und sein Mund füllt sich mit dem Geschmack von Blut. "Erzähle mir besser nicht, was ich tun oder glauben kann, Kleiner. Ich schätze das gar nicht.": sagt Enessa fröhlich. "Mach nur weiter so, dann werden wir noch viel Spaß miteinander haben. Also auf ein Neues. Was hat dieser Verräter mit dir gemacht? Erzähl es mir in allen Einzelheit, so wie du es erlebt hast oder glaubst erlebt zu haben und mach dir keine Gedanken, wie es klingt. Ich will jede Einzelheit hören. Also dann nimm dir kein Blatt vor den Mund oder das nächste Mal schlage ich zu, statt dir die Wange zu tätscheln."  
Wed, Oct 30th 2024 06:50   Edited on Wed, Oct 30th 2024 06:51

Ein stechender Schmerz brannte auf seiner Wange, so dass ihm erneut Tränen in die Augen schossen. Er kniff die Augen kurz zu und tastete mit der Zunge vorsichtig in seinem Mundraum herum, um seine Zähne zu überprüfen. Schließlich spuckte er das Blut, das sich in seinem Rattenloch gesammelt hatte, auf den Boden rechts neben sich. Wenige Augenblicke später blickte er seine Peinigerin wieder an. Zögerlich und mit brüchiger Stimme begann er zu erzählen: ‚Ich war gerade mit Reparaturarbeiten am Lotsenhaus beschäftigt, als Herr Thorbenson mich bat, zu Marcus und ihm zu kommen. Ich hatte bis dahin kaum Kontakt zu beiden. Nur von weitem hatte ich sie gelegentlich gesehen.‘ Andeth schwieg einen Moment und sann nach. ‚Als ich den Raum betrat, in dem die beiden Männer waren, sollte ich den Gefangenen Marcus bewachen. Wenige Augenblicke später war ich allein mit Marcus in dem Raum.‘ Andeth zögerte erneut bei seinem Bericht. ‚Dann... dann erschien plötzlich dieses Bild vor meinem inneren Auge. Ich kann es nicht genau beschreiben...‘ Andeth wirkte in sich gekehrt, versuchte offenbar, sich an jedes Detail zu erinnern. ‚Es war plötzlich da...‘, begann er erneut. ‚Ich musste einfach die Fesseln lösen. Ich musste es einfach tun!‘, rief er angsterfüllt aus, die Augen weit aufgerissen, und wartete gespannt auf die Reaktion der Soldatin, die er mit leicht gesenktem Kopf von unten ansah. Dabei geht zugleich ein ängstliches Zittern durch seinen Körper.
Thu, Oct 31st 2024 12:49

[Kornett Enessa Tovales] Vielleicht entgegen der Erwartung Andeths hört ihm Enessa sehr aufmerksam zu. Sie betrachtet ihn für die Dauer von ein paar Atemzügen, nach dem er geendet hat, dann nickt sie. "Dann haben wir es also mit einem verkappten Hermetiker zu tun, der euch mit seinen hermetischen Fähigkeiten überwältigt hat! Bemerkenswert! Da ist es schon verständlich, daß ihr einfach gezwungen wart, ihn zu befreien. Ihr seid so unschuldig wie ein neugeborenes Lämmchen, das liegt klar auf der Hand!" Enessa lächelt freundlich. Trotz ihrer massigen Gestalt bewegt sie sich so schnell, daß Andeth keine Chance hat auszuweichen. Ihre behandschuhte rechte Hand fährt an seinen Schritt und dann drückt Enessa zu. Noch packt sie nicht wirklich fest zu, aber der Schmerz, der von seinen Hoden ausgeht, raubt Andeth fast den Atem. "Ich fange an dich zu mögen, Kleiner und ich mag deine Geschichten! Du läßt dir etwas einfallen, das muß man schon sagen. Aber bei aller Fantasie, sie haben einen klitzekleinen Fehler. Sie sind so glaubhaft wie die Geschichten über Borsens Schatz." Sie drückt ein wenig fester zu. "Versuchen wir es nochmals, hm?" Immer noch freundlich lächelnd, sieht ihn Enessa an. "Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Kleiner. Doch wenn du auch nur mit der Augenbraue zuckst, wenn ich es dir nicht befehle, dann singst du ab Morgen im Mädchenchor. Haben wir uns verstanden? Gut! Also dann erzähle!"      
Thu, Oct 31st 2024 07:09   Edited on Thu, Oct 31st 2024 07:10

Andeth stand wie angewurzelt da, sein Schmerz verzerrtes Gesicht verriet sein Leiden. Ein leises Stöhnen entfuhr seinen Lippen. Gleichzeitig spürte er, wie sich sein Gemüt erhitzte und sein Glied gegen Enessas Hand drückte. Mit einem zustimmenden Nicken und einem gequälten 'Ja, ich rede!' signalisierte er seine Bereitschaft zur Kooperation. Seine Blicke flehten die Soldaten an, ihren Griff zu lockern. Stotternd begann er seinen Bericht: 'Ich reparierte das Lotsenhaus, als Thorbenson mich zu Marcus und ihm rief. Ich kannte sie kaum. Als ich den Raum betrat, sollte ich Marcus bewachen. Kurz darauf war ich allein mit ihm. Ich schaute mich neugierig um und Marcus rief nach mir. Ich wollte nicht reagieren, aber ein unbändiger Drang trieb mich zu ihm. Ich wollte ihn zurechtweisen, doch meine Augen hafteten an den in sein Fleisch geschnittenen Fesseln. Ich wusste, ich machte einen Fehler. Ich wollte Leif rufen, Hilfe holen, aber stattdessen löste ich die Fesseln.' Andeth hielt inne, um sich zu sammeln. 'Wenn du hierbleibst, bringen sie dich um', drohte Marcus. Panische Angst überkam mich. Ich wollte nicht sterben. Ich dachte an das Mädchen von der Baustelle, an meine Freunde. Ich folgte Marcus zu seiner Familie. Unterwegs wollte ich fliehen, mich stellen, aber Marcus drohte mir mit dem Tod. Schließlich waren wir am Hafen. Er versprach mir ein Zuhause und Nahrung, wenn ich helfe, seine Familie zu retten. Ich versuchte, die Wache abzulenken, mit dem Ergebnis, das Sie sehen.“ ruhig, der Soldatin fest in die Augen schauen, war er bereit, das kommende über sich ergehen zu lassen.
Thu, Oct 31st 2024 08:29   Edited on Thu, Oct 31st 2024 08:30

[Kornett Enessa Tovales] "Schau an, schau an! Das gefällt unserem Kleinen!": sagt Enessa grinsend und hört sich an, was Andeth jetzt zu sagen hat. Erst dann läßt sie ihn los und schüttelt mißbilligend den Kopf. "Da kann einem wirklich die Freude am Dienst vergehen, mit diesen Perversen! Du bist ja nicht zum Vergnügen hier." Dann zuckt sie mit den Achseln. "Auch gut. Ein Geständnis haben wir. Bezeugt ihr, daß der Mann zugegeben hat, einem Hochverräter zur Flucht verholfen zu haben?" Fast gleichzeitig antworten die beiden Soldaten. "Jawohl, Kornett!" "Bestens! Auf Hochverrat steht Tod durch Pfählen! Aber du hast Glück, Kleiner, du bist nur wegen Beihilfe dran." Sie zwinkert Andeth zu und wendet sich wieder an die Soldaten. "Hängt ihn auf und schmeißt den Kadaver in den Okeanus!": befiehlt sie und dreht sich dann nochmals zu Andeth um. "Noch irgendwelche letzte Worte, Kleiner? Vielleicht Grüße an den Arsch, der dir das eingebrockt hat. Ich werde sie ihm ausrichten, wenn wir ihn zum Pfahl schleppen. Nun?"
Thu, Oct 31st 2024 09:18

Das Urteil der Soldatin traf Andeth wie ein Schlag. Seine Knie wurden weich, und er sank in sich zusammen. Ein entsetzlicher Schrei wollte sich Bahn brechen, doch es kam nur ein leises Schluchzen über seine Lippen. Die Welt um ihn herum verschwamm, und er sah vor seinem inneren Auge die Gesichter all derer, die er zurücklassen musste.
Fri, Nov 1st 2024 12:56

[Kornett Enessa Tovales] "Viel ist das nun wirklich nicht. Aber gut, wenn es das war, dann war es das!" Kornett Tovales knöpft sich ihre Uniformjacke zu und zieht die Handschuhe wieder aus. "Gute Reise, Kleiner!": sagt sie und nickt den Soldaten zu. "Ausführen!": ordnet sie kurz an und verläßt dann die Zelle. Die beiden Soldaten packen Andeth und schleifen ihn aus der Zelle. Draußen auf dem Gang geht Enessa Richtung der Treppen, die Soldaten schleppen Andeth in die entgegengesetzte Richtung. "Wenn du keine Schwierigkeiten machst, dann binde ich dir den Knoten an der Seite. Dann brichts du dir den Hals, spürst nichts und bist gleich weg. Wenn nicht, dann hinten und du erstickst schön langsam. Liegt an dir." Enessa hat schon fast die Treppen erreicht, als sie stehen bleibt. Für einen Moment überlegt sie, dann dreht sie sich um und ruft den Soldaten zu, die fast schon die Folterkammer erreicht haben, in der schnell und ohne Aufsehen auch Hinrichtungen durchgeführt werden. "Wartet einen Moment." Enessas Schritte hallen in dem gewölbten Gang, als sie auf die Soldaten und Andeth zukommt. "Mir ist da eine Idee gekommen! Der Kleine ist zwar ein perverser Jammerlappen, aber nicht auf den Kopf gefallen. Vielleicht es er doch noch zu etwas gut." Sie bleibt vor Andeth stehen. "Willst du noch eine Weile schnaufen, Kleiner?": erkundigt sie sich liebenswürdig.  
Fri, Nov 1st 2024 08:27

Andeth nimmt das Todesurteil wie in Trance entgegen. Es wirkt, als habe er die Worte gar nicht vernommen. Zumindest stellt sich die Frage, ob er sie überhaupt verstanden hat. Den Blick gesenkt, folgt er den Wachen teilnahmslos. Als die kleine Gruppe das Verlies verlässt, wird er in eine Richtung gezerrt, während Enessa in die andere verschwindet. Im schummrigen Licht der Fackeln, die das dunkle Mauerwerk nur flüchtig erhellen, setzt er einen Fuß vor den anderen. Die Wachen haben Andeth bereits ein Stück des engen Ganges entlanggezogen, als sie ihn abrupt anhalten. Verwundert schaut er auf. Erst langsam dringen Enessas Worte zu ihm durch. Bekommt er eine zweite Chance? Welche Aufgabe könnte ihm noch bleiben, außer der eines Rattenmahls? Hoffnung und Zuversicht keimen in ihm auf, als er Enessa fragend ansieht. Doch er traut sich nicht, ihr direkt in die Augen zu schauen. Sein Blick schweift ab. Andeths Herz pocht wie ein verängstigter Vogel in seiner Brust. Hoffnung und Verzweiflung kämpfen in ihm um die Oberhand. Er versucht, Enessas Worte zu entschlüsseln, doch sein Verstand ist wie von einem Nebel verhangen.
Fri, Nov 1st 2024 06:48

[Kornett Enessa Tovales] Enessa mustert ihn von oben bis unten: "Na wenigstens hast du nicht angepisst." Dann kommt sie einen Schritt näher: "Hat es dir die Sprache verschlagen, Kleiner, oder darf ich dein Schweigen als stillschweigendes Einverständnis werten, wie es so schön in den alten Texten heißt? Aber du mußt natürlich nicht, wenn du nicht willst. Die Wahl liegt ganz bei dir. Aber überlege es dir schnell, ich habe keine Lust deinetwegen länger Dienst zu schieben als ich muß und die Kameraden auch nicht. Also zappeln bis dir die Luft wegbleibt oder für mich arbeiten?": erkundigt sich Enessa schon leicht ungeduldig.  
Fri, Nov 1st 2024 08:31

Andeth spürt, wie neue Kraft in ihn strömt. Er nickt der Frau zu. „Ich werde mein Bestes geben, um meine Schuld zu begleichen,“, stimmt er zu.
Sat, Nov 2nd 2024 01:32

[Kornett Enessa Tovales] Ein Weile später sitzt Andeth in einem einfachen Kasernenraum, der mit einem großen Tisch, Stühlen und einem Schreibpult in einer Ecke ausgestattet ist. Auffallend ist nur, daß der massive Stuhl vor dem Schreibtisch auf dem Andeth sitzt, im Fußboden verankert ist und über Handschellen verfügt, die er jedoch nicht angelegt bekommt. Am Schreibpult steht ein Schreiber, hinter Andeth ein Soldat und Enessa setzt sich auf den Schreibtisch vor ihm. "Ich wiederhole mich ungern, als höre genau zu. Dein Todesurteil ist nicht aufgehoben, Kleiner, im Moment ist es nur ausgesetzt. Bewähre dich und dein Leben gehört wieder dir, es liegt einzig und allein bei dir. Du wirst für mich auf die andere Seite des Flußes zu den Tätowierten gehen und dich dort ein wenig für mich umhören. Genauer gesagt in das Viertel um den lachenden Zwilling. Ein Mann namens Theomer Haruland ist verschwunden und ich will wissen, wo er ist oder zumindest was geschehen ist. Wie du das machst, ist deine Sache, aber ich rate dir, sei vorsichtig. Wenn dich ich die Tätowierten beim Spionieren schnappen, wirst du dir wünschen, wir hätten dich aufgehängt. Alles klar?"      
Sat, Nov 2nd 2024 09:31

Als Andeth sich auf den Stuhl setzte, überlief ihn ein kalter Schauer. Er bemühte sich jedoch, keine Regung zu zeigen. Mit einem schnellen Blick nahm er seine Umgebung wahr und analysierte die Situation. Als Kornett Enessa Tovales begann, ihn über die aktuelle Lage zu informieren, hörte er gespannt zu. „Gibt es weitere Informationen zu dem Vermissten? Hat er Freunde, Verwandte oder Bekannte? Welcher Tätigkeit ist er nachgegangen? Könnten Sie eine detaillierte Beschreibung seiner Erscheinung geben?“, hakte er nach, als Enessa ihre Ausführungen beendet hatte.
Sun, Nov 3rd 2024 12:08

[Kornett Enessa Tovales] "Natürlich gibt es weitere Informationen über den Kerl! Sproß einer vor dem zweiten Häuserkrieg reichen Familie, Brauereibesitzer und Bierbrauer, groß, kräftig, brauenes Haar und Vollbart..." Enessa beschreibt den Gesuchten knapp, aber ausführlich. "Scheint ein näheres Verhältnis zur dortigen Dargha gehabt zu haben. Wenn du den Mann finden solltest, sprich ihn nicht an und laß ihn in Ruhe. Für den Fall, das du dir jetzt einbilden solltest, daß dieser Auftrag eine gute Gelegenheit ist unterzutauchen, dann hast du dich geschnitten, Kleiner. Du wirst einmal in der Woche Oris Bordell aufsuchen und dort nach Sorina fragen. Beim ersten Mal sagst du dem Rausschmeißer, daß du von Petar kommst, der dir diese Dame empfohlen hat. Du berichtest Sorina und von ihr erhältst du auch etwaige Anweisungen. Selbst in einem Notfall halte dich von der Residenz fern, wende dich an Sorina. Wenn wir unbedingt mit dir Kontakt aufnehmen müssen, dann wird jemand zu dir kommen. Du bekommst jede Woche von Sorina eine neue Phrase, mit der sich jemand von uns bei dir zu erkennen geben wird, wenn es notwendig sein sollte. Tauchst du in einer Woche nicht in Oris Puff aus, dann setze ich 20 Lamen auf deinen Kopf aus und werden auf der anderen Seite durchsickern lassen, daß du für uns arbeitest. Also sieh zu, daß du dich meldest. Fragen?": erkundigt sich Enessa und gibt dem Schreiber ein Zeichen.  
Sun, Nov 3rd 2024 08:41

Andeth widmet sich mit großer Konzentration der Aufgabe, sich alle Informationen, die ihm gerade vermittelt werden, einzuprägen. Es ist ihm anzumerken, dass er nicht immer begeistert ist, doch motiviert durch die Umstände engagiert er sich gewissenhaft in seine Pflichten. „Kornett Totales, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber in bestimmten Situationen kann es durchaus von Vorteil sein, die Zungen anderer mit ein paar Münzen zu lockern. Ich verfüge lediglich über die wenigen Münzen, die mir bei meiner Verhaftung abgenommen wurden. Das bedeutet, dass ich momentan über keinerlei finanzielle Mittel verfüge. Dies wird den Erfolg der Mission nicht gerade begünstigen.“ Er wirft einen Blick auf seine zerschlissene Kleidung, die mehr Haut zeigt, als sie verhüllt. „Wären Sie so freundlich, mir ein einfaches Hemd und eine Hose zur Verfügung zu stellen?“
Sun, Nov 3rd 2024 11:35

[Kornett Enessa Tovales]"Du bekommst achtzig Filis ausbezahlt, nachdem du da deine Daumen- und Zeigefingerabdrücke draufgedrückt hast." Der Schreiber legt zwei Schriftstücke hin, die gleich aussehen. Er tränkt einen Lappen mit etwas Tinte und reicht ihn Andeth. "Hier und hier.": sagt er und deutet auch das untere Viertel der Schriftstücke. "Aber wenn du glaubst, daß jetzt die fetten Jahre anbrechen, dann bist du auf dem Holzweg! Das Geld muß für die ersten beiden Wochen reichen und ist mehr als genug, um nicht hungrig ins Bett zu kriechen und hin und wieder ein paar Krüge zu spendieren." Enessa beugt sich vor und gibt ihm eine spielerisch anmutende Kopfnuß, die Andeth den Schädel dröhnen läßt. "Schaue ich aus wie eine Lumpenkrämerin? Besorge dir was anzuziehen! Aber laß dir gesagt sein, deine beste Tarnung ist, daß du dich nicht als Taglöhner verkleidest, sondern das du einer bist. Also besorg dir entsprechendes Gewand. Spitzel leben gefährlich, besonders bei den Tätowierten. Für mich ist es kein besonderer Verlust, wenn sich dich in der Mehras von den Bluthunden zerreissen lassen, aber ich kann mir ganz gut vorstellen, daß es dich nicht begeistern wird. Also paß auf, fall nicht mit der Tür ins Haus und laß dir eine Geschichte einfallen, warum du dich ins Imeria Gebiet verzogen hast. Sonst noch was?"  
Mon, Nov 4th 2024 08:57   Edited on Mon, Nov 4th 2024 08:58

Andeth nimmt das Geld entgegen und schüttet es in seinen Beutel, welchen er in diesem Zug ebenso wieder zurückerhalten hat. Geschickt bindet er ihn an die Kordel aus faserigem Hanf an seiner Hose, die verhindert, dass seine Hose herunterrutscht.   "Typische Beamte. Völlig überblasene Prozesse. So viel Aufwand, nur um ein paar Münzen zu übergeben. Sie sollten sich lieber um die wichtigen Dinge kümmern, anstatt so viel Zeit mit Formalitäten zu verschwenden," murmelt er vor sich hin.   "Fehlt nur noch, dass ich später melden muss, wofür ich welches Geld ausgegeben habe." Er geht seinen Gedanken nach, als er eine Kopfnuss bekommt, dass er die Vögel zwitschern hört. Er möchte kurz aufbegehren, besinnt sich aber dann eines Besseren. Schließlich ist er gerade dem Henker auf Messers Schneide entkommen.   Er versucht, nichts anmerken zu lassen, und schüttelt ansatzweise seinen Kopf. "Ich habe keine Fragen mehr! Darf ich gehen?" fragt er die Kornett.
Tue, Nov 5th 2024 04:58

[Kornett Enessa Tovales] Enessa nimmt die beiden Schriftstücke und bevor sie die Dokumente in eine Mappe legt, sagt sie zu Andeth: "Das hier sind gleichlautende Erklärungen, daß du für das Haus Thornhoff spionierst, die du mit deinen Fingerabdrücken bestätigt hat. Eine ist für unsere Akten und die Andere ist eine Versicherung. Die lasse ich nämlich Imeria zukommen, wenn dir einfallen sollte, dich abzusetzen. Unsere tätowierten Freunde sind äußerst einfallsreich in der Kunst jemanden langsam sterben zu lassen und das werden sie, wenn sie davon Wind bekommen, daß du ein Spitzel bist. Denk daran!" Dann steht sie auf, klemmt sich die Mappe unter den Arm und sagt zu der Wache. "Schmeiß ihn raus, aber laß es echt aussehen. Man weiß nie, wer zusieht." Dann streckt sie Andeth die Hand hin. "Alles Gute, da drüben, Kleiner!"      
Tue, Nov 5th 2024 07:20

Nachdem Kornett Enessa Totales mit der Präzision eines scharfen Messers den Raum verlassen hatte, wurde Andeth ohne Vorwarnung von den beiden schweigsamen Wachen gepackt, die sich wie Schatten von ihm näherten. Ihre Entschlossenheit, den Befehlen ihrer Vorgesetzten Folge zu leisten, war unerschütterlich. „Hey, was soll das?“, rief Andeth in einem verzweifelten Versuch, sich Gehör zu verschaffen, doch seine Worte verhallten ungehört in der kalten Luft. Der Weg zum Nebenausgang verwandelte sich in einen qualvollen Spießrutenlauf, bei dem jeder Schritt von brutalen Schlägen und erbarmungslosen Tritten begleitet wurde. Wie ein Spielball des Schicksals wurde er immer wieder mit roher Gewalt auf den harten Boden geschleudert, sein Kopf prallte schmerzhaft auf das kalte Pflaster. Sein Körper war übersät mit Abschürfungen und dunklen Hämatomen, während eine klaffende Platzwunde auf seiner Stirn unaufhörlich Blut über sein Gesicht und das zerrissene Hemd strömen ließ. Die Tortur schien endlos, eine Prüfung seines Geistes und Körpers, bis sie schließlich die Tür erreichten. Mit einem letzten, brutalen Stoß wurde er ins Freie geschleudert, wo er benommen und vor Schmerzen stöhnend liegen blieb. Passanten warfen neugierige Blicke auf das grausame Schauspiel, doch die Angst vor den Soldaten lähmte ihre Herzen. Aber Andeth, der am Boden lag, war ein lebendes Zeugnis der unbezwingbaren menschlichen Stärke, ein Beweis dafür, dass selbst im Angesicht der Dunkelheit der Geist nicht gebrochen werden konnte. In diesem Moment des Schmerzes und der Demütigung flackerte in ihm die Flamme des Widerstands auf, ein Versprechen an sich selbst, dass er nicht allein war und dass seine Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben war.