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Wed, Sep 18th 2024 09:32   Edited on Fri, Nov 15th 2024 07:42

[Tag 17, Mittags] Restaurantführer gesucht

Das Treffen mit Reland arn Melvart und insbesondere mit Ala hat Lua sichtlich gut getan. Die Sorgen, die sie vorhin noch plagten, scheinen wie weggeblasen, ja, sie wirkt nun noch fröhlicher, noch reiner, noch hübscher als zuvor. Und so ist es für Auris wohl noch schwerer, seiner Muse ihre - zugegebenermaßen nicht sehr häufigen - Bitten abzuschlagen. Und so ist sie an diesem Morgen mit einem guten Teil ihres verdienten Geldes aufgebrochen, um sich am Markt umzusehen. Vielleicht hat Auris ja in der Zwischenzeit ein paar Skizzen überaribeitet, vielleicht hat er sich mit seiner Köchin gezankt, vielleicht hat er eine Flasche Wein getrunken, oder vielleicht hat er von jedem ein bisschen was gemacht. Jedenfalls kommt Lua kurz vor dem Mittagessen zurück. Sie hat noch ihr gesamtes Geld bei sich, sie hat keinen nutzlosen Tand gekauft, auch kein Kleid oder irgendwelche Kosmetik. Bald wird Auris wohl auch erfahren, dass sie gar nicht auf dem Markt angekommen ist. Weil sie vorher jemanden getroffen hat, ein Treffen, das sie augenscheinlich außerordentlich erfreut.   “Ich sage Euch,” beteuert sie also mit hell strahlenden Augen, “hätte er den Brückenzoll nicht bezahlt, hätte er mich nicht bei ihm aufgenommen, hätte er mir nicht Kleider gegeben, ich würde nicht mehr leben. Denn erstens hätten mich die Imeria-Leute totgeschlagen, dann hätten mich die Wachleute an der Brücke totgevögelt, dann wäre ich wohl irgendwo erfroren ohne Dach über dem Kopf, und letztendlich hättet Ihr mich nicht angeheuert und ich wäre irgendwo verhungert. Aber er hat den Brückenzoll gezahlt, er hat mich bei ihm übernachten lassen und er hat mir Kleider gegeben, und nur deshalb habt Ihr mich gefunden, und da Ihr mich gefunden habt, habe ich mein Glück gefunden. Ich meine, nicht dass ich mich falsch versteht, Ihr seid schon ein bisschen der Inbegriff meines Glücks, aber eigentlich ist Leif die Ursache dafür.”   Vor lauter Begeisterung in ihren Ausführungen hat Lua beide Hände des Künstlers genommen und schaut ihn fröhlich an.   “Und jetzt müsst Ihr mir wieder helfen, lieber Auris,” sagt sie. “Ich habe ihm versprochen, ich würde ihn aus Dank in ein schönes Gasthaus einladen. Nur, ich kenne die Gasthäuser ja noch gar nicht, ich habe ja noch nicht so lange genug Geld um in ein solches Gasthaus zu gehen. Könnt Ihr mir denn eines empfehlen, wo ein Abendessen für zwei nicht mehr als 56 Filis kostet? Oh, ich finde, die Filis sind auf diese Weise doch so viel besser investiert als in irgendwelchen Schnickschnack, den ich gar nicht brauche!”
Sun, Sep 22nd 2024 06:47   Edited on Tue, Sep 24th 2024 11:21

Lua findet Auris in seinem Atelier im ersten Stock. Zuerst bemerkt er sie gar nicht. Sein Haar ist noch wirrer als sonst und er arbeitet an drei Staffeleien zur gleichen Zeit. In der Zwischenzeit versteht Lua genug vom Malen, daß sie weiß, daß die Grundlage jedes Gemäldes mit Ölfarben eine Skizze ist. Nicht so hier. Auris arbeitet wie ein Besessener einmal an diesem Bild, dann am nächsten direkt mit Farbe auf dem Malgrund. Erst als sie ihn anspricht, bemerkt er, daß sie neben ihm steht. Seine Augen glänzen fiebrig, als er sie dann doch ansieht. "Sehr gut, sehr gut, meine Liebe.": sagt er in einem Tonfall, als ob er gar nicht mitbekommen hat, wovon Lua spricht. Erst als sie etwas von Hilfe sagt, scheint er zumindest teilweise das Gesagte zu verarbeiten. "Gasthaus? Unsinn, wer geht denn in ein gewöhnliches Gasthaus und verwandelt seinen Magen in ein Schlachtfeld mit dem verdorbenen Abfall, den sie ihren unglücklichen Gästen servieren? Besser, du gehst in den duftenden Garten. Der Garten ist ein bekanntes Bordell, aber nur wenige wissen, daß er auch ein Restaurant betreibt. Normalerweise lassen sie nur Gäste und Leute mit Beziehungen ein. Aber..." Sein rechter Zeigefinger geht in einer matten Version der üblichen dynamischen Geste in die Höhe. "Safria schuldet mir noch etwas. Warte einen Moment." Zerstreut wühlt er sich durch herumliegende Skizzen bis er einen Silberstift findet und kritzelt etwas auf einen Zettel, den er von einem Skizzenblatt abreißt. "Gib das dem Rausschmeißer, mit Grüßen von mir und der Bitte, daß er Safria ausrichten soll, daß ich es noch immer habe. Ach ja, laß dir nicht einfallen, dort zu bezahlen, meine Liebe." Er drückt Lua den Zettel in die Hand. "Wie gesagt, Safria schuldet mir etwas."  
Mon, Sep 23rd 2024 08:00

Lua schaut Auris mit großen Augen an. Sie kennt den “Duftenden Garten”, so wie wohl praktisch jeder dieses Etablissement kennt. Sie hat auch einmal versucht, dort eine Anstellung zu bekommen, sie ist aber nicht weiter als bis zum Türsteher gekommen. Der “Duftende Garten” ist ein Lokal, wo wirklich nur die besseren Pelorner verkehren, wo die Dirnen ebenso sauber sind wie die Zimmer, wo das Wasser frisch ist und Dünnbier gar nicht erst serviert wird. Eben ein Lokal an dem man als einfacher Bürger vorbeigeht, vielleicht einen neidischen Blick hineinwirft - und schließlich, sollte der Blick zu intensiv sein, von den Türstehern einen Tritt in das Hinterteil bekommt.   “In den Duftenden Garten?” sagt sie erstaunt und erzählt die Geschichte mit ihrer Anstellung, dass sie wohl beim Türsteher einen Probeabend abgeleistet hat, aber scheinbar als zu untalentiert und zu hässlich für den Garten gehalten wurde. “Und nun soll ich da wirklich als Gast hingehen? Auris, Ihr überrascht mich jeden Tag neu.”   Und nun kommt eine Frage, mit der sich Auris wohl wenig auseinandergesetzt hätte, die aber bei so mancher Frau stets unter den Fingernägeln brennt.   “Aber Meister, was soll ich denn da anziehen? Das Kleid vom Empfang, oder das rote? Das rückenfreie schwarze? Oder das kurze blaue mit den weißen Punkten? Oh, Meister, ich war doch noch nie in so einem noblen Lokal!”
Tue, Sep 24th 2024 11:14

Etwas unwillig darüber, sich mit solchen Dingen ausgerechnet jetzt auseinandersetzen zu müssen, streicht sich Auris über den Bart und einer seiner Finger hinterläßt eine orangefarbene Schliere im Grau des Bartes. "Nun meine Liebe, kommt darauf an, was du vorhast. Wenn du deinen Gast verführen willst, dann nimmt das rückenfreie Schwarze, wenn du dir nicht sicher bist, das Kurze mit den weißen Punkten, wenn du nur gut essen willst, dann nimm das Rote. Für den Fall daß du das Rückenfreie nimmst, dann laß dir auch ein Zimmer geben. Erstklassig die Räumlichkeiten kann ich nur sagen, du wirst es nicht bereuen. Sonst noch etwas, meine Liebe?": erkundigt sich Auris, die Augen bereits wieder auf seine unfertigen Arbeiten gerichtet.      
Wed, Sep 25th 2024 07:59

Lua beginnt zu Lachen, als ihr Auris die Alternativen für den Ausgang des Abends aufzählt.   “Aber Meister,” antwortet sie heiter, “ich bin mir ja noch nicht einmal sicher, ob ich mir sicher bin, etwas zu wollen, oder etwas nicht zu wollen. Und dann glaube ich auch nicht, dass der Leif etwas von mir will! Ich meine, an jenem Abend, wenn er denn gewollt hätte, ich hätte nicht Nein gesagt, so dankbar und so verzweifelt wie ich da war. Und er ist ein erfolgreicher und auch gutaussehender Mann, wenn man mal von der Augenklappe absieht. Ich meine, der baut ein riesiges Haus gleich neben dem Arsenal! Ich wette, bei dem stehen die Frauen Schlange, da wäre es wohl ein ziemlich großer Zufall, würde er gerade mich auswählen!”   Sie steht dann da und scheint nachzudenken.   “Ich werde wohl doch das mit den Punkten nehmen,” sagt sie schließlich. “Oder das Rote. Nein, doch besser das mit den Punkten.”   Wieder denkt sie eine Zeitlang nach, dann fügt sie hinzu: “Ach Meister, ist das schwer, wenn man mit jemandem verabredet ist, der einem nicht bloß für ein paar Filis an die Wäsche will. Aber mir wird schon etwas einfallen. Übrigens, Skira meinte, das Essen sei fertig. Und nach dem Essen stehe ich dann aber voll zu Eurer Verfügung, wenn Ihr denn an mir arbeiten wollt.”  
Fri, Sep 27th 2024 05:18

"Was schwatzt du da wieder für einen Unsinn, Lua! Es hat nicht die geringste Bedeutung, was dieser gutaussehende Mann will! Daß ich dir das noch sagen muß?": tadelnd schüttelt Auris den Kopf. "Dein Wollen zählt, meine Liebe. Ein Mann hat einer Frau, die weiß, was sie will, nicht das Geringste entgegenzusetzen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Falls du es noch nicht weißt, dann wird es Zeit deine weiblichen Waffen zu schärfen und zu üben." Für einen Moment grinst Auris. "Also meine Liebe, Spieß voran, drauf und dran, falls dir danach der Sinn steht." Seine Augen wandern wieder zu den Staffeleien. "Essen? Ah ja, sehr gut. Ich komme, wenn ich Zeit habe.": sagt Auris schon wieder abwesend und schreitet durch das Tor in die Welt des Lichts, der Formen und der Farben, zu dem nur er den Schlüssel hat.